Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

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XXLFunk

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Über Jahrhunderte hinweg beanspruchte die katholische Kirche die Deutungsmacht über die Ordnung der Welt. Sie ließ neues Gedankengut, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu oder ächtete sie. Sie entschied über Richtig und Falsch, erlaubte Fortschritt oder versuchte, ihn zu verhindern. Doch ihre Überzeugung, die ewige Wahrheit zu besitzen, war nicht unumstritten. Johannes Gutenbergs Druckerpresse ermöglichte es immer mehr Freidenkern, ihre Gegenwelten mit Hilfe des gedruckten Worts in tausendfacher Auflage zu verbreiten und neue Erklärungen der Welt zu wagen, die oft gefährlich im Widerspruch zu den päpstlichen standen. Der Vatikan erfand deswegen den Index, die Liste der verbotenen Bücher. Wer sie trotzdem las, dem drohte die ewige Verdammnis. Von nun an tobte ein Machtkampf um die Seele des Menschen und die Ordnung der Welt.
http://www.prisma.de/fernsehen/sendung.html?cid=Dreisat&stime=2011-09-18 08:30:00+02
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

Interessant an dieser Dokumentation, die bereits im ZDF lief, ist, wessen Werke es auf den Index geschafft haben. Interessanterweise ist bzw. war das Marx'sche Œuvre, obwohl diametral zum Weltverständnis der Kirche stehend, nie auf dem Index. Ebenso ging es übrigens den Schriften eines Charles Darwin, dessen Entstehung der Arten auch im Widerspruch zum Gedankengut der Kirche im Allgemeinen steht; die Kreatonisten sind also "päpstlicher als der Papst", wenn sie Darwin verdammen.
Andere, wie Heinrich Heine, waren wohl für die katholische Kirche viel gefährlicher!

Nachsatz:
Wäre das Thema, wegen seiner Grundsatzfrage, nicht besser in der "Auszeit" aufgehoben?
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

Um was geht es in diesem Thread?
Ein Fernsehtipp?
Diskussion über indizierte Bücher und Texte?
Selbstverständnis der katholischen Kirche?
Gesetzlich garantierte Repräsentanz der Kirch(en) im deutschen Rundfunk?
Inhaltliche Umsetzung dieser garantierten Repräsentanz?
Oder einfach nur ein bisschen Bashing?
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

Das Problem ist, dass immer nur eine Seite gehört wird.
Eine differenzierte Auseinandersetzung findet vielfach gar nicht mehr statt, selbst in seriösen Medien wie dem Deutschlandfunk nicht.
In der dortigen Sendung Tag für Tag - aus Religion und Gesellschaft wird permanent die katholische Kirche in ein schlechtes Licht gerückt.
Diskussionen um historische Themen machen dies besonders deutlich: Man holt dazu ausschließlich die Expertenmeinung eines einzigen Wissenschaftlers, des emeritierten Prof. Dr. Rudolf Lill aus Bonn, ein, welcher jede Gelegenheit nutzt, die Kirche und das Papstum als rückwärtsgewandt und fortschrittsfeindlich darzustellen. Positive Ansätze, die es durchaus seit der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils gegeben hat, werden nur höchst oberflächlich erwähnt und stets mit dem nachdrücklichen Hinweis versehen, durch Papst Johannes Paul II. sei eine Restaurationsbewegung in Gang gesetzt worden, die auch unter dem jetzigen Papst anhalte.
Eine ausgewogene Berichterstattung sieht meiner Meinung nach anders aus.
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

Die katholische Kirche als eine seit 2000 Jahren existierende und in dieser Zeit stetig perfektionierte Organisation wird allzu oft und allzu kurz lediglich als politische Institution wahrgenommen (die sie auch, aber längst nicht nur ist), und in dieser Wahrnehmung wird sie dann an ihrer historischen Rolle als gesellschaftliche Institution gemessen.
Wie die katholische Kirche aus theologischer oder moralischer Sicht gerecht zu bewerten ist, entzieht sich eigentlich der Urteilsbefugnis all jener, die nur politisch oder nur historisch argumentieren, weil sie die Komplexheit des gesamten Gebildes (bewusst) ignorieren.
Bei Nichtchristen, Passiv-Christen (Karteileichen der Pfarrämter) oder Atheisten stellt sich sogar generell die Frage, ob sie in dieser Diskussion ernst genommen werden müssen, denn alleine das kategorische Nicht-Glauben schließt sie ja von einem Erkenntniszustand aus, den man haben sollte, um zu begreifen, was Rolle und Aufgabe der Kirche ist.

Ich fürchte aber, dieses Fass hier aufzumachen, sprengt in vielerlei Hinsicht die Möglichkleiten dieses Forums.
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

An Mannis Fan:
Dein Beitrag trifft es am besten: Bei solchen Diskussionen kann man von vorn herein fast gewiss sein, dass sie zu nichts führen werden, weil die gegenüberstehenden Meinungen von völlig verschiedenen und auch nicht vereinbaren Ausgangspunkten ausgehen. Man wird in gewisser Weise immer aneinander vorbei diskutieren.
 
Um was geht es in diesem Thread?
Um die nicht vorhandene Trennung von Kirche und Staat hierzulande, die auch in den öffentl rechtlichen und sogar kommerziellen Medien ihren Ausdruck findet. Dies wäre aber geboten und möglich, wie ein Blick nach Frankreich zeigt, auch wenn von kirchlicher Seite ein Kulturkampf ausgerufen würde. Jede Institution verteidigt nun einmal ihre Pfründe.
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

@frankie292
Sehe ich genauso!!

Die Thesen im Stile unwiderlegbarer Behauptungen in den der Kirche überlassenen Sendezeit ist ein Privileg, das es sofort abzuschaffen gilt. Ich will von keiner Sekte oder Ideologie im öffentlichen Hörfunk belästigt werden.

Schon gar nicht von denen aus Rom, die die Geschichte fälschen, Homosexualität nur in den eigenen Reihen tolerieren, Exorzismus betreiben und vieles mehr.

Wie so oft, gehört der Spiegel zu denen, die den Durchblick haben:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,ausg-5208,00.html
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

XXLFunk schrieb:
Die Thesen im Stile unwiderlegbarer Behauptungen in den der Kirche überlassenen Sendezeit ist ein Privileg, das es sofort abzuschaffen gilt. Ich will von keiner Sekte oder Ideologie im öffentlichen Hörfunk belästigt werden.
Gerade weil der Staat und letztlich auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk in weltanschaulichen Fragen zur Neutralität verpflichtet sein sollte, ist es wichtig, dass er gesellschaftlich relevanten, religiös-weltanschaulichen Gruppierungen Raum gibt, ansonsten würde er nämlich selbst eine Deutungshoheit für sich beanspruchen, was die Gefahr des Umsichgreifens von Ideologien in sich birgt.
Mit anderen Worten: Indem der Staat die Beantwortung von weltanschaulichen und ethischen Fragen unter anderem an die Kirchen delegiert, schafft er überhaupt erst die Voraussetzungen zur Wahrung der eigenen Neutralität.

Wer eine Aufhebung der scheinbaren "Privilegien" der Kirche fordert, sollte sich dieser Tatsache bewusst sein.
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

In Anbetracht dessen daß die konstantinische Schenkung auf einem gefälschten Stück Papier basiert müßte der Katholizismus, der Vatikanstaat, Radio Vatikan und katholischer Rundfunk im öffentlich-rechtlichen Radio rückwirkend abgewickelt werden. Sie sollten wie viele andere aus dem bible belt sich Sendezeit bei privaten Stationen mieten oder eine solche selbst betreiben. Dom Radio ist da ein guter Ansatz, auch wenn sie wichtigeren Stationen Frequenzen wegnehmen.
 
Mit anderen Worten: Indem der Staat die Beantwortung von weltanschaulichen und ethischen Fragen unter anderem an die Kirchen delegiert, schafft er überhaupt erst die Voraussetzungen zur Wahrung der eigenen Neutralität.
Ach und die wird gewahrt, indem der Rundfunk Gottesdienste verbreitet und Morgenandachten sendet? Nun gut, wer das glaubt, der hält vermutlich auch die Kirchensteuer für eine notwendige gesellschaftliche Aufgabe.
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

Es absolut erschreckend in dieser zweiteiligen Dokumentation auf 3sat zu sehen, wie die maßgeblichen Vertreter der europäischen schriftstellerischen Intelligenz der letzten Jahrhunderte, die für Menschenrechte und Fortschritt eintraten (Beispiel "Heinrich Heine") und gegen die mächtigen Diktatoren der damaligen Zeit antraten, auf den Index der Kath. Kirche kamen und dann in der Folge bis aufs Bitterste bekämpft wurden. Somit hat die Kirche ursprünglich lediglich das heutige Menschenbild mitgeschaffen, beim Kampf um die Erlangung dieses Bildes hat sie aus eigener Machtversessenheit und mit aller Kraft zu verhindert versucht.

Wieso wird einer solchen reaktionären Kraft heutzutage soviel Sendezeit - auch im Radio - zugestanden?
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

Übrigens: Adolf Hitlers "Mein Kampf" ist nie auf dem Index gelandet.

Pius XII, seit 1939 im Amt, schweigt zur "Blut- und Rassenlehre" Hitlers, der an die Stelle der christlichen Religion immerhin eine "Religion der Rassen" setzt.
Kirchengelehrte vermuten, man beruft sich auf die Schrift des Apostels Paulus, der sagte: "Jede staatliche Gewalt ist von Gott eingesetzt". Man mag gar nicht zu Ende denken, was deutet bedeutet.

Heutige Zielscheibe Roms sind, um das Bild abzurunden: Hans Küng, Eugen Drewermann und Uta Ranke-Heinemann - allesamt augeklärte Theologen, die von der Kirche abserviert wurden.
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

Kirchengelehrte vermuten, man beruft sich auf die Schrift des Apostels Paulus, der sagte: "Jede staatliche Gewalt ist von Gott eingesetzt".

Das vermuten Kirchengelehrte nicht nur, das ist so. Es ist der Römerbrief 13, der besagt, jede Obrigkeit sei gottgewollt. Deshalb tut sich die Amtskirche ja auch so schwer mit politischem Widerstand. Statt dessen schließt sie mit Obrigkeiten (jeglicher Couleur) Staatsverträge (Konkordate) ab und sichert sich darin ihre eigenen Rechte ab - zum Beispiel ihre Repräsentanz in einem öffentlich-rechtlichen Rundfunksystem.
Aus der Erfahrung ihrer 2000-jährigen Geschichte rechnet die katholische Kirche auch nicht in Legislaturperioden oder in Machtepochen einzelner Herrscher, nicht einmal in den Lebenszyklen von Staatsformen, sondern agiert mit dem Anspruch ewiger Wahrheiten. Das lässt sie in der Regel auch modische Zeitgeistdiskussionen oder populistische Forderungen relativ ungerührt ertragen, und selbst wenns ernst wird, zum Beisspiel in Zwangsregimen wie dem Dritten Reich, erweist sie sich mit dieser Methode als Überlebenskünstler.
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

Religion privatisieren - unter anderem dafür habe ich (als gläubiger Christ) gestern in Berlin die Piraten gewählt. Die klare Trennung von Staat und Kirche ist leider immer noch nicht umgesetzt.
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

Bei allem Wohlwollen - aber dafür sind die Piraten eine Nummer zu klein!
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

das wird sich ändern! ;)
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

So, habt Ihr jetzt den Schaum wieder vom Mund gewischt?
Klar, der anstehende Papstbesuch ist zwar ausreichend Anlass dazu, aber diese Diskussionen hatten wir hier doch schon zuhauf.
Wie sich Staat und Kirche(n) zueinander verhalten ist in jedem Staat historisch bedingt. Frankreich verfolgt ein laizistisches Modell, d.h. im Staatsrecht kommen Kirchen und Religionsgemeinschaften einfach nicht vor. Deutschland hat ein Modell der "positiven Religionsfreiheit". Das hat sich zur gleichen Zeit herauskristallisiert wie die Entwicklung, dass Frankreich zentralistisch und Deutschland föderal organisiert ist. Zwei Modelle, die beide die gleiche Daseinsberechtigung haben. Würde mich jetzt nicht anmaßen zu behaupten, dass das eine oder andere die allein seligmachende Lösung ist.

Stand der Dinge ist, dass wir in Deutschland eine Verfassung haben, die genau dieses Verhältnis zwischen Staat und Kirche(n) vorsieht, das u.A. den Religionsgemeinschaften (röm.kath., evangelisch, israelisch und muslimisch) Zugang zu den Kanälen ermöglicht.

Was mir hier gegen den Strich geht: Man sagt Papst und verdammt gleich alle christlichen Kirchen. Immerhin ist in Deutschland das Verhältnis zwischen Anhängern der röm.-kath. Konfession und den evangelischen (ich meine damit die, die in großen Landeskirchen organisiert sind - also der Mainstream) fast 1:1. Da sind dann diejenigen, die einer freikirchlichen Vereinigung angehören, nicht mitgerechnet.
Und selbst die "Römer" haben hier in Deutschland in ihrer Leitungsstruktur einige Besonderheiten (Laienbeteiligung in hohen Gremien, Mitsprache bei der Bischofsernennung), mit denen der Vatikan sonst nirgens umgehen muss.
Immerhin sind 2/3 aller Bürgerinnen und Bürger in Deutschland Mitglied in einer der beiden großen Kirchen (röm-kath. oder EKD). Jaja ich kenne das Argument mit den "Karteileichen" - aber da es momentan ja hip ist, sich offen als Kirchengegner zu brüsten glaube ich an das Märchen nicht mehr, die seien alle nur noch aus Bequemlichkeit dabei. Die Mitglieder freikirchlicher Organisationen sind da nicht mitgerechnet.

@CosmicKaizer: Ich hoffe nicht, dass Deine Vorstellung von Bürgerrechten die ist, dass ein lauter Teil der Minderheit (1/3) über die anderen 2/3 der Bürgerinnen und Bürger bestimmt, dass die Kirchen nicht mehr Teil der Gesellschaft sein sollen. Ich denke, mit solchen Experimenten haben wir in der Vergangenheit genug Erfahrung gesammelt.
P.S. Du bezeichnest Dich selbst als gläubigen Christen - ich kann mir nicht vorstellen, wie Christsein als reine Privatsache funktioniert.

@XXLFunk: Schön nachgebetet, Dein Eingangspost - scheint ja das Glaubensbekenntnis der Nichtgläubigen und der Kirchengegner zu sein. Blendet aber einen Teil der historischen Wahrheit aus. Klöster waren die Orte, an denen so was wie naturwissenschaftliche Arbeit begonnen hat. Die ältesten europäischen Universitäten sind aus theologischen Seminaren heraus gegründet worden. Selbst moderne Popsongs arbeiten noch nach den Mustern, die der olle Bach (nachweislich Kirchenmusiker durch und durch) vor vielen Jahren geschaffen hat. Noch immer betreibt selbst der Vatikan naturwissenschaftliche Forschung (die Sternwarte des Vatikans bildet hochkarätige, anerkannte Wissenschaftler aus) und im Gegensatz zur Meinung mancher Kreationisten widerspricht der Vatikan auch nicht den Erkenntnissen, WIE unsere Welt entstanden ist und wie sie sich entwickelt hat. Abgesehen davon: Die Sterne und Planeten als leuchtende Objekte auf Bahnen um die Erde herum zu identifizieren (1. Mose = Genesis 1, V14 ff) war damals revolutionär, als alle drumherum noch dachten, jeder der Leuchtpunkte wäre eine Gottheit.
Nenene, so einfach klappt das nicht, den Beitrag von Christentum und Kirche(n) in der Welt nur auf Kreuzzüge und Blut und Unterdrückung zu reduzieren. Ich frage mich gerade, wer hier seine "Deutungshoheit" unangemessen behauptet.
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

Ach und die wird gewahrt, indem der Rundfunk Gottesdienste verbreitet und Morgenandachten sendet?
Exakt. Man holt sich eine zweite (und dritte und vierte) Meinung außerhalb der von Legislaturperioden und Umfragewerten geprägten Politikwelt ein und verpflichtet sich (als Staat), diese unzensiert und unkommentiert zugänglich zu machen.
Nun gut, wer das glaubt, der hält vermutlich auch die Kirchensteuer für eine notwendige gesellschaftliche Aufgabe.
Niemand zahlt Kirchensteuer aus Zwang. Mit 14 ist jede deutsche Bürgerin und jeder deutsche Bürger religionsmündig und kann sich entscheiden, einer Religionsgemeinschaft anzugehören oder nicht - lange bevor der erste Cent Kirchensteuer mit abgezogen wird.
Es ist eine Dienstleistung, die die Finanzbehörden für die Kirchen (gegen eine nach allen Regeln der Verfassung ermittelten Gebühr) erbringt. Großer Vorteil für die Kirchen: Sie haben ein leistungsfähigkeitsabhängiges und damit faires Verfahren, ihre Mitgliedsbeiträge zu ermitteln, ohne eigene Erhebungen machen zu müssen. Vorteil für die Finanzbehörden: Sie bekommen die Leistung bezahlt. Vorteil für die Kirchenmitglieder: Niemand muss seine Einkommensverhältnisse aufdecken - die Kirchen erfahren nämlich nur, wie viel Geld sie in Summe kriegen. Wer daran welchen Anteil hat erfährt dort niemand.
 
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@StageManager75: ich sage nicht, das die Kirchen nicht mehr Teil der Gesellschaft sein sollen, sie sind es. Und trotzdem hat ein Papst -wie andere Religionsführer auch- nicht im deutschen Bundestag zu reden. Das gebietet die Trennung von Staat und Religion. Der Herr Ratzinger kann einen Gottesdienst machen, darüber sollte berichtet werden - und gut isses.
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

Und trotzdem hat ein Papst -wie andere Religionsführer auch- nicht im deutschen Bundestag zu reden.

Welche weltweiten Würdenträger im Bundestag zu reden haben oder nicht, das entscheidet der Bundestag auf Einladung.
Wir hatten auch schon Dalai Lama, Kofi Annan, Gorge W. Bush, Wladimir Putin, Elie Wiesel,Nelson Mandela, Ezer Weizmann und viele andere:
http://www.bundestag.de/service/glossar/G/gastredner.html

... so dass mich schon das Argument interessieren würde, warum ein Deutscher, der die Glaubensgemeinschaft anführt, welcher die meisten Deutschen angehören, der politisch gesehen auch noch Staatsoberhaupt eines Staates (Vatikanstaat) ist, dessen Wort als moralische Autorität weltweit gehört und beachtet wird, der auf aller Welt und in allen Staaten, die er besucht, wie selbstverständlich als höchster Staatsgast behandelt wird, ausgerechnet im Deutschen Bundestag, dem Hort der Meinungsfreiheit, Toleranz und Demokratie, nicht sprechen sollte. Die Trennung von Staat und Religion gebietet in unserem Land jedenfalls nicht, dass man eine solche Persönlichkeit behandelt wie eine Persona non grata.
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

@ CosmicKaizer:
Spricht der Papst wirklich als Religionsführer im Bundestag, oder als Staatsoberhaupt des "Status Civitatis Vaticanæ"? - Andererseits, der Dalai Lama ist letztendlich auch Religionsführer. Hatte der nicht auch einen Auftritt im Bundestag?

@ StageManager75:
Das Problem der katholischen Kirche ist der "Alleinvertretungsanspruch" für den christlichen Glauben bzw. der Bibelauslegung. Da die Bibel kein homogenes Buch, sondern eine Zusammenstellung verschiedener Autoren mit den unterschiedlichsten Intentionen ist, besteht durchaus die Möglichkeit, Glaubensgrundsätze auch zu hinterfragen und Korrekturen vorzunehmen, um diese der heutigen Zeit anzupassen. Die Bibel in ihrer Gesamtheit muss da gar nicht verlassen werden - es gibt sie nämlich durchaus, die Widersprüche in der Bibel.
Interessant sind übrigens, um wieder einen Bezug zu den Medien herzustellen, die Gespräche mit Ruth Lapide, die früher Walter Flemmer (der gut in der Materie steht) auf br-alpha und heute Henning Röhl (schlecht vorbereitet und stammelnd) auf Bibel TV führt.
 
AW: Gesetzl. garantiert: Kath. Kirche im Radio - Fortführung der Deutungshoheit?

@MannisFan: Korrket wiedergegeben. Danke für die Nachhilfe in Verfassungskunde.
Und daher wundert mich doch sehr, wie einige Mitglieder des Hohen Hauses nun reagieren. Wenn die Abgeordneten ihr Präsidium (das sie ja wiederum selbst gewählt haben) für diese Entscheidung kritisieren wollen, sollen sie das in den betreffenden Gremien tun und sich nicht einer empörungsbereiten Öffentlichkeit bedienen und sich damit indirekt ihres Mandates berauben.
@Ammerlaender: Sicher - theoretisch reklamiert die kath. Kirche diesen Alleinvertretungsanspruch. In der Realität wissen doch alle Beteiligten, dass es anders aussieht. Die christlichen Konfessionen nehmen sich gegenseitig sehr wohl als existent wahr und die Zeiten, in denen ein Katholik sich nicht in eine evangelische Kirche traut, weil er das ewige Höllenfeuer erwartet, sind auch vorbei - zumindest in Mitteleuropa.
Und selbst in der kath. Kirche schreibt der Priester vor Ort seine Predigt (=Auslegung der Bibel) selbst.
Übrigens lässt sich gerade beim Papst Amt (Ämter) und Person nicht wirklich trennen. Insofern ist die Frage nicht mal akademisch geschweige denn von praktischer Bedeutung, ob der Papst als "Stellvertreter Christi auf Erden", als "Staatsoberhaupt des Vatikanstaates" oder als "Bischof von Rom" vor den Abgeordneten sprechen wird.
@CosmicKaizer: Es ist eine Frage von Anstand, die Würdentitel und Ordensnamen von Religionsgemeinschaften zu akzeptieren - das ist Religionsfreiheit. Und selbst im laizistischen Frankreich spricht man von Papst Benedikt XVI und nicht von Herr Ratzinger.
 
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