Privatwirtschaftlich betriebene NKLs - nur eine Utopie?

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Angestoßen durch die Forderung des stellvertretenden hr-Intendanten Manfred Krupp, die NKLs komplett zu schließen und den minimalen Anteil an Gebühren, welcher diesen derzeit zugutekommt, wieder dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zufließen zu lassen, habe ich mir überlegt, ob nicht ein anderes Finanzierungsmodell denkbar wäre.

Stellen wir uns vor, man schafft die Gebührenfinanzierung der NKLs ab und eröffnet ihnen dafür im Gegenzug die Möglichkeit, als gemeinnützige Privatunternehmen (in der Rechtsform einer gGmbH) sich durch Werbung und Sponsoring selbst zu finanzieren.
Dies würde die Qualität der Sendungen erhöhen, da auf diese Weise die "Phasen dilettantischer Selbstdarstellungen on air" (Zitat v. empire1970) der Vergangenheit angehörten: Wer Sendungen gestalten möchte, muss eine entsprechende Schulung absolviert haben und seine Kenntnisse anschließend intern unter Beweis stellen, bevor er ans Mikro gelassen wird.
Gleichzeitig erhalten die Moderatoren ein angemessenes Honorar, was einen zusätzlichen Impuls in Sachen Professionalisierung hervorruft.
Als Werbekunden sollten vorrangig lokal und regional agierende Unternehmen gewonnen werden, um auf diese Weise einen positiven Beitrag zur Förderung der mittelständischen Wirtschaft zu leisten.
Selbstverständlich dürfen die NKLs selbst entscheiden, wer für sie als Senderbetreiber in Frage kommt, um den überzogenen Gebühren durch die MEDIA BROADCAST zu entgehen.
Als gemeinnützige Ziele könnten u.a. die Förderung des kulturellen Lebens und eine Stärkung von Kleinunternehmen (Einzelhandelsgeschäfte, Restaurants, Cafés, Bars, Boutiquen, Handwerksbetriebe, Cateringfirmen usw.) satzungsgemäß verankert werden.
Die Einnahmen, die das Programm erwirtschaftet, dürfen ausschließlich zur Deckung der Betriebskosten aufgewendet werden; was sonst noch zusätzlich an Geldern erwirtschaftet wird, muss weiteren gemeinnützigen Zwecken zugeführt werden. Fremdbeteiligungen durch andere Unternehmen sind untersagt.

Auf diese Weise würde zum ersten Mal die Möglichkeit für privaten Rundfunk ohne Quotenoptimierungsdruck geschaffen. Letzterer ist m.E. einer der zentralen Faktoren für eine Verflachung der Inhalte; dieser würde somit eliminiert.
Der einzige "Druck" der dann noch existiert, liegt darin, selbst für die Betriebskosten zu sorgen; der kommerzielle Auftrag jedoch, ein möglichst hohes Maß der Einnahmen an private Gesellschafter abzuführen, entfällt.

Was haltet Ihr von dieser Idee?
Wäre so etwas in Deutschland realisierbar?
 
In Niedersachsen werden viele NKL von gGmbhs betrieben, mit Erfolg. Wobei sich die Konzepte auch massiv von anderen NKLs unterscheiden. Leinehertz106einhalb etwa ist nix anderes als Dudelfunk unter NKL-Mantel.
 
Allerdings finanzieren sich die NKLs in Niedersachsen, wenn ich richtig liege, ebenfalls durch Gebühren.
Wenn man die Programmveranstalter dazu zwingen würde, selbst für die Finanzierung zu sorgen, würde ein Qualitätsanreiz geschaffen. Natürlich wird es auch weiterhin hier und da Dudelfunkprogramme geben, das lässt sich nie ganz ausschließen.
Allerdings müsste man zuvor das Problem der Gebühren für den Senderbetreiber lösen; mit der MB als Partner entsteht ein enormer Kostendruck, der bei kleineren Anbietern (ILCO-Funktechnik u.a.) entfällt. Der Umsetzer könnte genausogut auf einem Hochhaus, Schornstein, Wasserturm oder Getreidespeicher angebracht sein, dazu braucht man nicht extra einen eigenen teuren Funkturm, wie bei der MB üblich.
 
Aber was würde solche Sender dann noch groß von Privatsendern unterscheiden, außer dass der Überschuss auf 0 gedeckelt ist?

Sowas birgt immer Probleme mit sich (Stichwort: X-Ineffizienz), weil die Kosten in solchen Fällen nur unnütz in die Höhe getrieben werden oder Arbeit durch Kapital ersetzt wird.
 
@muted: Ich denke, man würde auf diese Weise einen Mittelweg zwischen einer garantierten Finanzierung in Form von Rundfunkgebühren (wie bisher bei den NKLs der Fall) und übermäßigen Quotendruck mit in den meisten Fällen negativen Auswirkungen auf die Inhalte, bspw. in Form einer sehr kleinen Musikrotation, finden.

Dann gäbe es endlich auch in Deutschland echten privaten und unabhängigen Lokalfunk ohne die Beteiligung großer Medienunternehmen.
Bis auf ganz wenige Ausnahmen (bspw. extra-radio/Radio Euroherz in Hof oder Radio 2DAY in München) existiert dieser hierzulande praktisch nicht.
Dazu bedarf es jedoch einer Rechtsform, die dafür sorgt, dass diese Sender unabhängig bleiben, wozu sich die gGmbH meiner Einschätzung nach gut eignet.

Was den Kostenfaktor angeht, muss berücksichtigt werden, dass heutzutage Radio weitaus preiswerter produziert werden kann, als bspw. noch vor 10 oder 20 Jahren.
Die Hauptausgaben verschlingen neben der technischen Ausstattung mit einer entsprechenden Redundanz das Personal, der Sendebetrieb und die Gebühren für die Aufführung musikalischer Werke.
Durch eine gGmbH würde man steuerliche Vorteile genießen, durch die freie Wahl des Senderbetreibers (2015 wird die Liberalisierung offiziell gesetzlich verankert), könnte man Kosten sparen. Beim Personal ließen sich neben wenigen festangestellten Mitarbeitern vorallem Honorarkräfte engagieren.

Finanziell tragfähig wären solche Programme durchaus; dass es funktioniert, belegt die Rundfunklandschaft in anderen Ländern, u.a. in Belgien oder Dänemark, wo es unzählige kleine, lokale Hörfunksender gibt. Warum sollte etwas Vergleichbares in Deutschland nicht ebenso realisierbar sein?
 
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Als gemeinnützige Ziele könnten u.a. die Förderung des kulturellen Lebens und eine Stärkung von Kleinunternehmen (Einzelhandelsgeschäfte, Restaurants, Cafés, Bars, Boutiquen, Handwerksbetriebe, Cateringfirmen usw.) satzungsgemäß verankert werden.
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Ob das schon "gemeinnützig" genug im Sinne des ESt ist müsste mal ein Steuerfachanwalt klären
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Auf diese Weise würde zum ersten Mal die Möglichkeit für privaten Rundfunk ohne Quotenoptimierungsdruck geschaffen. Letzterer ist m.E. einer der zentralen Faktoren für eine Verflachung der Inhalte; dieser würde somit eliminiert.
Der einzige "Druck" der dann noch existiert, liegt darin, selbst für die Betriebskosten zu sorgen; der kommerzielle Auftrag jedoch, ein möglichst hohes Maß der Einnahmen an private Gesellschafter abzuführen, entfällt.
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Irgendwie habe ich den Clou nicht verstanden. Wie kriege ich eine Qualitätssteigerung dadurch hin, dass ich mich in meiner Finanzierung von externen Partnern abhängig mache? Was Qualität ist bestimmt der Kunde - und in dem Modell ist dies nicht der Hörer sondern die zitierten Sponsoren und Gönner. Und wie kriege ich Sponsoren dazu, Geld zu investieren (bitte genau zwischen Sponsoren und Gönnern unterscheiden. Erstere erwarten eine vertraglich vereinbarte Gegenleistung - Kosten für Sponsoring sind in beliebiger Höhe Betriebsausgaben. Gönner geben aus diffuseren Gründen. Ausgaben diesbezüglich sind ggf. als Spende absetzbar.)? Welche Gegenleistung bringt ein NKL einem Sponsor? Werbung ok. Dann muss der NKL aber auch Hörer/innen bieten. Und da ist wieder die Quote.

Die Qualitätsverbesserung durch Pflichtkurse für Moderator(inn)en kriegste auch in einem gebührenfinanzierten NKL hin.

Sind die "unzähligen kleinen Hörfunksender" in Belgien und Dänemark wirklich alle besser als unsere Privaten? Oder dudeln die dann doch auch nur die Top Ten rauf und runter?

Zum Traum der Liberalisierung: Mir fehlt gerade noch der Nachweis, dass Liberalisierung immer Billiger bedeutet. Mag ja sein, dass im Ballungsraum, in dem gewisse Dienstleistungen gehäuft abgerufen werden ein Wettbewerb eintritt. In Gebieten geringerer Kaufkraft (bzw. auf dem platten Land) wird das Angebot eher dünner. Klassiker: Versuch mal im Südschwarzwald den liberalisierten Mobiltelefonmarkt zu nutzen - je nach Tal kriegst Du T oder V. Nix mit liberal, nur das man für eine volle Erreichbarkeit jetzt ZWEI Telefone bräuchte. Juchee. Mit LTE bahnt sich das gleiche an. Entweder V oder T oder O stellt einen Mast auf.
Zweites Beispiel: In der CH wurde die Schornsteinfegerei liberalisiert. Folge: Die Durchschnittskosten sind gestiegen, weil dank freier Schornsteinfegerwahl die Anfahrten länger wurden.
Liberalisierung mag bei beliebig transportablen Dingen (Strom, Gas) funktionieren, aber nicht, wenn damit Infrastruktur verbunden ist.
 
Angestoßen durch die Forderung des stellvertretenden hr-Intendanten Manfred Krupp, die NKLs komplett zu schließen und den minimalen Anteil an Gebühren, welcher diesen derzeit zugutekommt, wieder dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zufließen zu lassen, habe ich mir überlegt, ob nicht ein anderes Finanzierungsmodell denkbar wäre.

Meine Fresse...

Wie heisst der hr-Intendant? < notfalls googlen >
Was bedeutet "NKL"? < notfalls googlen >
 
In Hessen gab es vor dem Start der dortigen NKLs mehrere Denkmodelle. Alle basierten natürlich auf einer gemeinnützigen Institution, sei es Verein oder GmbH.
Ein Modell war, pro Tag limitierte 8-10 Minuten Werbung zwecks Kostendeckung zu erlauben.
Ein anderes Modell war, den Sender durch eine begleitende Programmzeitschrift und deren Printwerbung zu finanzieren.
Letzteres wurde von den Zeitungsverlegern nicht so sehr applaudiert...

Machbar wäre es schon und ich sehe keine größere Abhängigkeit kommen, wenn sich die Gegenfinanzieurng in klar umrissenen Grenzen hält.
 
StageManager75 schrieb:
Ob das schon "gemeinnützig" genug im Sinne des ESt ist müsste mal ein Steuerfachanwalt klären
Das war eher die Angabe grober Zielrichtungen. In der Praxis müsste man dies selbstverständlich genauer ausformulieren.

StageManager75 schrieb:
Irgendwie habe ich den Clou nicht verstanden. Wie kriege ich eine Qualitätssteigerung dadurch hin, dass ich mich in meiner Finanzierung von externen Partnern abhängig mache?
Du scheinst mich missverstanden zu haben (ich gehe mal davon aus, dass dies unbeabsichtigter Weise geschah ;)).
Die Voraussetzung für eine Qualitätssteigerung soll gerade dadurch erfolgen, indem der Programmveranstalter von externen Partnern so weit wie möglich unanhängig wird!

Genau da liegt doch eines der Grundprobleme beim Rundfunk in Deutschland: Bisher haben nur Anbieter die Aussicht auf eine UKW-Frequenz, die mit einem großen Partner zusammenarbeiten, der bereits auf dem Markt vertreten ist.
Aktuell denke ich bspw. an die Vergabe der mit 50 Watt koordinierten 87,8 MHz in Koblenz. Wer bekam dort den Zuschlag? - Radio TEDDY (das es bis heute nicht geschafft hat, sein Programm auf der besagten Frequenz aufzuschaltem)! Ein Campusradio oder gar RTV Suton mit kick!fm hat überhaupt keine Chance auf Erfolg.

Nun ist es aber so, dass die großen Medienunternehmen in ihren konzeptionellen Planungen im Hinblick auf den Programmaufbau und die Inhalte, ausschließlich vom Motiv einer möglichst hohen Quote geleitet werden. Ich könnte auch sagen: Es geht nur darum, Geld zu verdienen; - und zwar so viel wie möglich!
Talentierte Moderatoren haben im Rahmen derartiger Konzepte kaum eine Gelegenheit, ihr Potential zur Entfaltung zu bringen.
Das Ergebnis hören wir, wenn wir mit dem PKW durch Deutschland fahren und dabei das Radio einschalten: Überall die gleiche langweilige Grütze auf zig verschiedenen Sendern und Frequenzen!

Genau an dieser Stelle sollte Abhilfe geschaffen werden, damit der Unterhaltungsrundfunk in Deutschland eine Qualitätssteigerung erfährt.

Früher war dies nicht möglich: Inhalte mussten rund um die Uhr live produziert werden, was mit hohen Kosten verbunden war.
Außerdem stand man vor dem Problem, dass man auf die Nutzung der Sendeanlagen der Deutschen Bundespost, aus der später die MB hervorgegangen ist, angewiesen war.
Die BNetzA bestimmt zwar immer noch, wer als Senderbetreiber in Frage kommt, allerdings hat die MB inzwischen Konkurrenz bekommen und es existiert zumindest die Option, einen anderen Anbieter vorzuschlagen (was in einigen Fällen auch berücksichtigt worden ist).

StageManager75 schrieb:
Was Qualität ist bestimmt der Kunde - und in dem Modell ist dies nicht der Hörer sondern die zitierten Sponsoren und Gönner.
Ups, das ist jetzt aber eine Vereinseitigung (sicher auch unbeabsichtigt)!

Die Haupteinnahmequelle wäre natürlich nicht das Sponsoring, sondern die Werbung.

StageManager75 schrieb:
Die Qualitätsverbesserung durch Pflichtkurse für Moderator(inn)en kriegste auch in einem gebührenfinanzierten NKL hin.
Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass alle Programme, die nicht dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk angehören, sich selbst finanzieren sollten. Ebenso wäre es notwendig, dass öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten komplett auf Werbung verzichten, da ihnen bereits Gebühreneinnahmen zur Verfügung stehen.
Durch eine Gebührenfinanzierung eines NKLs bestehen kaum Anreize, die Qualität des Programms zu verbessern.
Die Einnahmen, welche durch Werbung erwirtschaftet werden, könnten im Vergleich zu jenen aus Gebühren höher liegen. Je größer die Einnahmen, desto höher sind wiederum die Honorare, die an die Moderatoren ausgezahlt werden.
Auf diese Weise entsteht ein Wettbewerb um die besten Moderatoren und, - diesen Aspekt hatte ich anfangs ganz außer Acht gelassen -, es werden Stellen im Radiosektor geschaffen.

StageManager75 schrieb:
Sind die "unzähligen kleinen Hörfunksender" in Belgien und Dänemark wirklich alle besser als unsere Privaten?
Ja, das sind sie, zumindest die meisten, die ich bisher gehört habe. Auch die größeren Privatradioketten machen ein vielseitigeres Programm mit einer weitaus breiteren Musikrotation und Moderatoren, die nicht selten das Talent echter Radio-Persönlichkeiten aufweisen.

StageManager75 schrieb:
Oder dudeln die dann doch auch nur die Top Ten rauf und runter?
Nein, das tun sie nicht. Geht auch gar nicht: Wenn in einer Stadt wie Gent mit 250.000 Einwohnern 15 private Hörfunksender gegeneinander konkurrieren, können unmöglich alle Programme das gleiche Format belegen.
So etwas funktioniert nur in abgeschotteten Märkten wie in Deutschland, wo die Konkurrenz mit staatlicher Hilfe künstlich klein gehalten wird.

StageManager75 schrieb:
Zum Traum der Liberalisierung: Mir fehlt gerade noch der Nachweis, dass Liberalisierung immer Billiger bedeutet.
In Sachen Rundfunk bedeutet eine Liberalisierung gerade nicht "immer billiger", sondern "immer besser".
Ein fehlender Wettbewerb bedeutet immer einen fehlenden Anreiz, sich zu verbessern. Genau da liegt das Grundproblem des Privatfunks in Deutschland und die Ursache, warum Unterhaltungssender im Ausland ein ansprechenderes Programm machen.

Benno Benz schrieb:
Meine Fresse...

Wie heisst der hr-Intendant? < notfalls googlen >

Der Intendant des hr ist gegenwärtig Dr. Helmut Reitze.
Versehendlich bin ich davon ausgegangen, dass die Stellungnahme des hr vom stellvertretenden Intendanten Manfred Krupp verfasst worden sei, welcher jedoch lediglich die Anlage unterzeichnet hat: http://www.hessischer-landtag.de/ic...3734,11111111-1111-1111-1111-111111111111.pdf

Ist das Deiner Meinung nach ein derart gravierender Fehler, dass dadurch alles andere, bisher Gesagte entwertet wird?

Benno Benz schrieb:
Was bedeutet "NKL"? < notfalls googlen >
Ist doch klar: "NKL" bedeutet "Nordwestdeutsche Klassenlotterie"...pardon "Nicht-kommerzieller Lokalfunk"! :D

Siehst Du zwischen "nicht-kommerziell" und "privatwirtschaftlich" einen Widerspruch?
- Wenn ja, dann schau Dich mal im sozialen Sektor um: Du wirst staunen, wie viele privatwirtschaftlich organisierte, nicht-kommerzielle Unternehmen mit einer gemeinnützigen Ausrichtung es dort gibt. ;)
 
[...]
Du scheinst mich missverstanden zu haben (ich gehe mal davon aus, dass dies unbeabsichtigter Weise geschah ;)).
Die Voraussetzung für eine Qualitätssteigerung soll gerade dadurch erfolgen, indem der Programmveranstalter von externen Partnern so weit wie möglich unanhängig wird!
[...]
Ups, das ist jetzt aber eine Vereinseitigung (sicher auch unbeabsichtigt)!
Die Haupteinnahmequelle wäre natürlich nicht das Sponsoring, sondern die Werbung.
Ich glaube Du unterstellst mir da gerade etwas.
Wenn ich es richtig verstanden habe willst Du die NKLs sich über Werbung finanzieren lassen. Welchen Unterschied siehst Du zwischen Sponsoring und Werbung? Ob Sponsoringpartner oder Werbekunde dürfte schnuppe sein. In beiden Fällen gibt es eine gegenseitige Leistungsverpflichtung. Die Leistung ist jeweils klar vertraglich festgelegt. Das Gegenmodell ist der/die Mäzen(in)/Gönner(in). Die geben Geld, ohne eine konkrete Gegenleistung zu erwarten (außer vielleicht, Ruhm, Ehre, Eigenes Ansehen... zu mehren).

Ich kapiere ehrlich nicht, wie die Quote = Hörerzahl in Deinem Modell keine Rolle mehr spielen soll. Wie machen die NKLs, die sich dann ja aktiv um Werbekunden bemühen müssen, ihren Werbekunden klar, dass Werbung genau dort richtig ist? Wenn ich Euros für Werbung in die Hand nehme (in meinem beruflichen Fall Printmedien), dann vergleiche ich die verschiedenen Medien unter Anderem anhand ihrer Reichweite. Und das dürfte bei Broadcast-Medien das Gleiche wie die Quote (= Hörer(innen)zahl) sein.
Dazu kommt noch die Hörerstruktur - hören die Menschen, denen ich meine Produkte/Dienstleistungen anbiete, diesen Sender? Nur weil man am Ort sendet heißt es noch lange nicht, dass man von der Zielgruppe gehört wird. Ich glaube, damit so was funktioniert schaffst Du erst mal Stellen für Marketingfachleute (was auch nicht schlecht ist). Oder machen das Deine nun besser ausgebildeten Redakteure nebenher?

In Sachen Rundfunk bedeutet eine Liberalisierung gerade nicht "immer billiger", sondern "immer besser".
Ein fehlender Wettbewerb bedeutet immer einen fehlenden Anreiz, sich zu verbessern. Genau da liegt das Grundproblem des Privatfunks in Deutschland und die Ursache, warum Unterhaltungssender im Ausland ein ansprechenderes Programm machen.
Ich kenne Auslandssender nur aus der Schweiz. Es gibt einen geringen Unterschied in den Playlists und es wird teilweise Mundart gesprochen, aber mehr Unterschiede höre ich da nicht. Mag aber sein dass das in BeNeLux und Skandinavien viel besser ist.
Du verwendest das Wort Wettbewerb. Das bedeutet, Du hast messbare Merkmale, anhand derer sich die Sender vergleichen lassen. Welche sind das wenn nicht die Hörer/innenzahl = Quote? Und sei es der überschaubare Markt in einer Stadt.

Mir geht immer noch nicht auf, wie Du Werbung auf einem Sender verkaufen willst ohne dass die Werbekunden Einfluss auf den Sender haben. Gerade in dem von Dir so rosig geschilderten Umfeld der KMUs (Klein- und Mittelständische Unternehmen) am Ort, die im lokalen Sender Werbung schalten sollen dürfte die Gefahr noch viel größer sein. Ab wie vielen Werbekunden ist ein Radio denn unabhängig vom Ausfall eines oder von zwei Werbekunden?

Du hast auch im Eingangspost geschrieben, dass die Beteiligung anderer Unternehmen an der NKL-gGmbH untersagt sein soll. Ab welchem Anteil am Werbekuchen wäre so was gegeben? 1/3? 1/2? Wo ist da die von Dir hochgelobte Liberalisierung, wenn Du ein Geschäftsmodell anregst, das noch mehr Bedingungen erfüllen muss als jede andere GmbH?

Siehst Du zwischen "nicht-kommerziell" und "privatwirtschaftlich" einen Widerspruch?
- Wenn ja, dann schau Dich mal im sozialen Sektor um: Du wirst staunen, wie viele privatwirtschaftlich organisierte, nicht-kommerzielle Unternehmen mit einer gemeinnützigen Ausrichtung es dort gibt. ;)

Da gebe ich dir recht - allerdings sind die auch nicht gerade bekannt dafür, dass sie attraktive Gehälter und Löhne zahlen. :)
Gerade im sozialen Bereich hat die Liberalisierung die Zahl der Jobs erhöht, deren Gehalt nicht mehr ausreicht, einen Menschen zu ernähren.
Und im liberalisierten Zustelldienste-Markt haben erst kürzlich die Anbieter durchgesetzt , dass ihr Geschäftsmodell "Ich mach's billiger indem ich miese Löhne zahle" auch auf Weiteres nicht durch einen Mindestlohn gestört wird. Vernünftige Löhne an fest angestellte Mitarbeitende zu zahlen ist in einem absolut liberalisierten Markt betriebswirtschaftlich geradezu irrsinnig, wenn man auch Leiharbeiter und Minijobber für wesentlich geringeres Geld die Arbeit machen lassen kann.

Bitte zeige mir, wo die Liberalisierung eines Marktes bei gleichbleibender Qualität des Angebotes NICHT dazu geführt hat, dass noch mehr Geld bei noch weniger Menschen hängen bleibt.

Ich bin kein Fan von Regulierung, aber an das Märchen "je liberalisierter desto besser für alle" - daran glaube ich nicht mehr.

Überlege Dein Modell doch mal als Genossenschaft! Redakteure, aber auch Hörer können durch ihr Genossenschafter-sein den Sender finanzieren und als solche auch den Inhalt beeinflussen. Das wäre ein echt unabhängiges Modell. Dann kann man auch Werbung verkaufen, aber die Grundfinanzierung steht auf breiterem Fundament.
 
Das was ihr da Vorschlagt ist aus verschiedenen Gründen nicht unter einer Vorlaufzeit von 3-5 Jahren zu realisieren denke ich. Das liegt vorallem auch daran das die meisten Geräte nur von der LPR "geliehen" sind und man sie dann aus eigenem Kapital neu anschaffen müsste. Woher das Geld nehmen? Zum anderen wäre ein NKL kein NKL mehr wenn es durchhörbar gemacht werden würde was man ja machen müsste um Werbung zu verkaufen. Ihr redet davon das man durch Honorarzahlungen die Qualität der Sendungen erhöhen könne aber das ist nicht gesagt. Die Menschen die bei einem NKL Radio machen machen dies aus Überzeugung und mit Herzblut. In fast allen NKL's gibt es inzwischen Qualichecks die die einzelnen Sendungen Analysieren und verbesserungsvorschläge machen. Auch die angesprochenen Schulungen gibt es Senderintern schon längst und kein Neu-Einsteiger kann einfach so hinter das Mischpult ohne vorheriges Seminar. Wenn ihr mal hören wollt wie NKL klingen kann wenn es mit Liebe und Herzblut gemacht wird kann ich euch zumindest aus unserem Hause folgende Sendungen ans Herz legen: http://www.csmag.de/ (da gibts sogar die kompletten Sendungen zum nochmal hören) oder auch http://www.radiodarmstadt.de/redaktionen-sendungen/unterhaltungsredaktion/djzone.html oder http://www.radiodarmstadt.de/redaktionen-sendungen/unterhaltungsredaktion/bunter-montags-mix.html und natürlich nicht zu vergessen http://www.radiodarmstadt.de/redaktionen-sendungen/sportredaktion/radar-sportplatz.html . Das sind nur ein paar Beispiele das gerade wenn man eine sache als Hobby betreibt verdammt gute Sachen dabei raus kommen. Leider bekommt man bei NKL's viel zu wenig Aufmerksamkeit aus der Öffentlichkeit da kein Geld für aktive werbung für den Sender vorhanden ist.
 
StageManager75 schrieb:
Wenn ich es richtig verstanden habe willst Du die NKLs sich über Werbung finanzieren lassen. Welchen Unterschied siehst Du zwischen Sponsoring und Werbung? Ob Sponsoringpartner oder Werbekunde dürfte schnuppe sein. In beiden Fällen gibt es eine gegenseitige Leistungsverpflichtung. Die Leistung ist jeweils klar vertraglich festgelegt. Das Gegenmodell ist der/die Mäzen(in)/Gönner(in). Die geben Geld, ohne eine konkrete Gegenleistung zu erwarten (außer vielleicht, Ruhm, Ehre, Eigenes Ansehen... zu mehren).

Ich kapiere ehrlich nicht, wie die Quote = Hörerzahl in Deinem Modell keine Rolle mehr spielen soll. Wie machen die NKLs, die sich dann ja aktiv um Werbekunden bemühen müssen, ihren Werbekunden klar, dass Werbung genau dort richtig ist? Wenn ich Euros für Werbung in die Hand nehme (in meinem beruflichen Fall Printmedien), dann vergleiche ich die verschiedenen Medien unter Anderem anhand ihrer Reichweite. Und das dürfte bei Broadcast-Medien das Gleiche wie die Quote (= Hörer(innen)zahl) sein.
Dazu kommt noch die Hörerstruktur - hören die Menschen, denen ich meine Produkte/Dienstleistungen anbiete, diesen Sender? Nur weil man am Ort sendet heißt es noch lange nicht, dass man von der Zielgruppe gehört wird. Ich glaube, damit so was funktioniert schaffst Du erst mal Stellen für Marketingfachleute (was auch nicht schlecht ist). Oder machen das Deine nun besser ausgebildeten Redakteure nebenher?
Selbstverständlich ist die Quote bei einem Privatsender alles andere als gleichgültig, was zur Konsequenz hat, dass der musikalische Mainstream, insbesondere im Tagesprogramm, nicht vollkommend außer Acht gelassen werden darf.
Allerdings bietet ein unabhängiger Sender sehr viel mehr Chancen für Moderatoren, ihr Know-how in eine Sendung einfließen zu lassen und ihr Potential zur Entfaltung zu bringen, als dies bei den etablierten, kommerziellen Anbietern der Fall ist.
Es wäre bspw. durchaus möglich, eine sehr breite Rotation (ca. 20.000 Titel) zu fahren, in der neben bekannten auch weniger bekannte Stücke und Interpreten gespielt werden.
Ebenso wäre es denkbar, Musik aus den Genres Funk & Soul zu integrieren, welche von den bestehenden Programmen komplett gemieden wird.
In den Abendstunden könnten musikalische Spartensendungen laufen.
Solche unabhängigen Privatsender würden einen echten Wiedererkennungswert aufweisen.

StageManager75 schrieb:
Ich kenne Auslandssender nur aus der Schweiz. Es gibt einen geringen Unterschied in den Playlists und es wird teilweise Mundart gesprochen, aber mehr Unterschiede höre ich da nicht. Mag aber sein dass das in BeNeLux und Skandinavien viel besser ist.
Die Schweiz ist in der Tat kein besonders gutes Beispiel, da es viele Parallelen zur Rundfunklandschaft in Deutschland gibt.
Besser wäre da schon ein Vergleich mit Italien, Spanien oder Griechenland.
Auch in Osteuropa ist das Angebot an Unterhaltungssendern bereiter gefächert.
Ich hatte vor kurzem mal eine Reihe von Webstreams russischer Privatsender gehört: Kaum zu glauben, dass man in einem Staat, der über Jahrzehnte hinweg vom Staatsrundfunk geprägt wurde, in der Lage ist, derart vielseitige und abwechslungsreiche Inhalte zu produzieren.
Offen gestanden kenne ich kein einziges Land, in dem die Auswahl an Formaten so klein und die Programme inhaltlich derart unkreativ, monoton und langweilig sind, wie in Deutschland.
Weshalb dies so ist, liegt auf der Hand: Wenn du bspw. eine Bäckerei betreibst, musst du dich um Kunden bemühen, d.h. du musst dafür sorgen, dass die potentiellen Käufer eben nicht zur Konkurrenz ein paar Straßen weiter, sondern in deine Filiale kommen. Das geht nur, indem du entweder qualitativ besser bist oder die selbe Qualität zu einem günstiigeren Preis lieferst.
Wenn nun aber der Stadtrat des mittelgroßen Ortes, in dem deine Filiale ansässig ist, beschließt, dass es ausschließlich Niederlassungen von zwei oder drei Eigentümern geben darf, von denen du einer bist, dann wirst du dir mit dem einen, bzw. mit den zwei anderen Anbietern den Markt aufteilen.
Der Anreiz, sich von der Konkurrenz abzugrenzen, ist in einem derart abgeschotteten Markt nicht mehr vorhanden. Die Folge: In allen Filialen am Ort kosten die Backwaren den gleichen Preis (von Centbeträgen abgesehen), das Sortiment ist in etwa gleich groß und die Qualität ist ebenso nahezu identisch.
Genau diese Situation haben wir in der Privatradiolandschaft in Deutschland.

StageManager75 schrieb:
Mir geht immer noch nicht auf, wie Du Werbung auf einem Sender verkaufen willst ohne dass die Werbekunden Einfluss auf den Sender haben.
Sorry, ich kenne nicht einen einzigen Privatsender, bei dem die Werbekunden direkten Einfluss auf die Inhalte haben.
Wenn ein Programm eine ausreichende Quote erzielt, wird es für Werbekunden attraktiv.
Erleichternd kommt hinzu, dass Kleinunternehmen, wie die anfangs von mir genannten, in Deutschland bisher überhaupt keine Werbemöglichkeiten im Rundfunk haben.

StageManager75 schrieb:
Du hast auch im Eingangspost geschrieben, dass die Beteiligung anderer Unternehmen an der NKL-gGmbH untersagt sein soll. Ab welchem Anteil am Werbekuchen wäre so was gegeben? 1/3? 1/2?
Es ging um Gesellschafterbeteiligungen, nicht um Kunden, die Werbung ausstrahlen möchten.
Ein nicht-kommerzielles Radio ist für Gesellschafter ohnehin weitgehend uninteressant, so das auf das Verbot von Fremdbeteiligungen unter Umständen verzichtet werden kann.
Ziel dieses Threads ist es nicht, ein vollständiges Konzept im Detail auszuarbeiten, sondern lediglich Grundlinien aufzuzeigen, wie privater Rundfunk abseits von Beteiligungen großer Medienkonzerne verwirklicht werden könnte und zu fragen, ob ein solches Modell finanziell tragfähig und realisierbar wäre.

StageManager75 schrieb:
Überlege Dein Modell doch mal als Genossenschaft! Redakteure, aber auch Hörer können durch ihr Genossenschafter-sein den Sender finanzieren und als solche auch den Inhalt beeinflussen. Das wäre ein echt unabhängiges Modell. Dann kann man auch Werbung verkaufen, aber die Grundfinanzierung steht auf breiterem Fundament.
Da sehe ich gewisse Parallelen zum Zweisäulenmodell des NRW-Lokalfunks.
Meine Befürchtung ist, dass man sich dabei nur wieder auf den kleinsten gemeinsamen Nenner was die programmlichen Inhalte angeht wird einigen können.
Diese Lösung halte ich deshalb für keine gute Idee.
Ein PD für den die Liebe zum Radio eine höhere Priorität hat, als das Streben nach finanziellem Gewinn, der zugleich über ausgeprägte Führungsqualitäten verfügt, ist meiner Meinung nach für ein gutes und abwechslungsreiches Programm unerlässlich. Nicht eine Person, die für ein paar Jahre gewählt und dann wieder abgesetzt wird, der unter Umständen jeder Bezug zum Medium "Rundfunk" fehlt.

DJZone@RadaR(Nils) schrieb:
Wenn ihr mal hören wollt wie NKL klingen kann wenn es mit Liebe und Herzblut gemacht wird kann ich euch zumindest aus unserem Hause folgende Sendungen ans Herz legen: http://www.csmag.de/ (da gibts sogar die kompletten Sendungen zum nochmal hören) [...]
Habe eben reingehört.
Meinen Eindruck formuliere ich wohl besser diplomatisch. :D

Mit so einer Sendung wird nur ein extrem kleiner Anteil der potentiellen Hörer erreicht.
Es geht natürlich nicht an, dass im Tagesablauf eines Programms dauernd irgendwelche Sendungen für Computerspielfreaks, Hobbyköche oder Kleingärtner laufen.
Das Hauptziel eines privaten Rundfunksenders sollte darin liegen, Menschen zu unterhalten, und nicht, sie eine ganze Stunde oder noch länger über irgendwelche partkulären Themen in Kenntnis zu setzen, von denen sie gar nichts wissen wollen, noch dazu mit einer Musik, die zum wegschalten animiert.
So ein Programm verläuft an der Mehrheit der Hörer vorbei und darin liegt eines der Grundprobleme nicht-werbefinanzierter Hörfunksender: Die können quasi senden was sie wollen, ohne eine Rücksicht darauf nehmen zu müssen, ob sie überhaupt von einer nenneswerten Anzahl an Hörern eingeschaltet werden.

Wenn man eine gute Radioshow produzieren möchte, muss man einfach wissen, wie eine solche klingen kann.
Anhand der deutschen Radiolandschaft ist es eigentlich gar nicht mehr möglich, ein richtiges Feeling für gute und abwechslungsreiche Sendungen zu entwickeln.

Eine Abweichung vom Mainstream kann nur in gewissen Grenzen erfolgen und bedeutet selbstverständlich nicht, dass man etwas derart anderes macht, dass sich ein großer Teil der möglichen Hörer abgeschreckt fühlt.
 
Hallo Nils,

ist RadaR auch am Hessentagsradio beteiligt (gewesen)?
Für mich liest sich das so, als wäre das Hessentagsradio, das hier ordentlich Druck bekommen hat, eine Gemeinschaftsproduktion aller hessischen NKL gewesen.
Das wäre dann eher kein Ruhmesblatt. Wie ist das in Hessen?
 
@ Internetradiofan: Und genau da verkennst du was ein NKL sein soll. Ein NKL soll genau die Zielgruppen abdecken die die Privaten und Öffentlichrechtlichen nicht abdecken. Und ein NKL ist KEIN DURCHHÖR Radio! Es ist darauf ausgelegt das die Hörer immer genau dann einschalten wenn die sendung läuft die ihnen gefällt und danach wieder abschalten. Es gibt ja bei uns z.B. auch türkische, russische, englische und polnische Sendungen. und somit läuft es nicht am Hörer vorbei denn die wissen das. In darmstadt kennt man RadaR und weiss was das ist und unsere programme werden überall verteilt. und glaub mir das CS-Mag zum Beispiel hat mehr Hörrer als du dir vorstellst. Und es ist einzigartig. Und genau das hat man bei NKL's eben oft die einzigartigkeit die sonst in der radiowelt verloren gegangen ist.

@ Hefeteich: Ja RadaR hat auch am Hessentagsradio mitgewirkt nachdem die Hauptverantwortlichen des Hessentag Radios um hilfe geschrien haben. Meist wird das Hessentags Radio von reinen veranstaltungsradios gemacht doch leider schaffen die das in den letzten Jahren nicht mehr allein. Ansich wäre es ja eine gute sache wenn allle Hessischen NKL's es zusammen machen würden ABER dafür müsste der Zusammenarbeitswille auch schon längerfristig vorher angemeldet werden um es Sinnvoll und gut zu planen. Da ist die NKL als Veranstalter des Hessentagsradios (zumindest soweit ich weiß) in der Pflicht. Ich selbst kann zum Hessentag 2011 leider nur wenig sagen da ich in dieser Zeit in den Vorbereitungen zum RadaR HeinerfestRadio steckte und daher nicht wirklich viel mitbekommen hab...
 
Weshalb dies so ist, liegt auf der Hand: Wenn du bspw. eine Bäckerei betreibst, musst du dich um Kunden bemühen, d.h. du musst dafür sorgen, dass die potentiellen Käufer eben nicht zur Konkurrenz ein paar Straßen weiter, sondern in deine Filiale kommen. Das geht nur, indem du entweder qualitativ besser bist oder die selbe Qualität zu einem günstiigeren Preis lieferst.
[...]
Das ist ein geniales Beispiel! Früher war der Markt bei Lebensmitteln durch lokale Präferenzen verzerrt - würden jetzt die BWLer sagen. Statt marktwirtschaftlichen Kriterien (Preis, "Qualität") folgend hatte man die Affinität zum Metzger, Bäcker... vor Ort (man kannte sich, die Kinder gingen in die gleiche Schule, man wollte zu Fuß einkaufen - alles Entscheidungsgründe, die nach marktliberalen Gesichtspunkten stören). Nun ist die lokale Präferenz weggefallen, indem (bei uns auf dem Land) jeder ein Auto hat und sowieso reinsitzen muss, um was einzukaufen. Für die Händler ist es interessant, den Marktnachteil "Kleiner Laden im Dorf" kostengünstig durch einen Neubau draußen im Industriegebiet zu beheben. Dabei nutzt man vielleicht noch die Sogwirkung des neu ansässigen Lebensmitteldiscounters. Der Markt ist in dem Sinne liberalisiert. Das Ergebnis: Statt der örtliche Metzger, Bäcker... liefern wenige Fleisch- und Backwarenfabriken ihre Produkte in Filialen mit einheitlichem Design, Angebot und Qualität. So lieben es die BWLer und jubeln auf. Der Markt ist liberalisiert und transparent. Der Lokale "Backpoint" (sofern er überhaupt noch existiert) muss keinen Bäcker mehr einstellen, eine minderqualifizierte Verkaufskraft für geringeres Gehalt tut's auch. Die Backstube dahinter kann an einen Mobilfunkvertragverticker vermietet werden oder steht einfach sehr ästhetisch leer.
Mir geht's ja nicht darum, dass Liberalisierung immer schlecht ist, aber dieses Beispiel zeigt nun mal, dass bei aller betriebswirtschaftlichen Vernunft etwas dabei herauskommen kann, das man vorher so Volkswirtschaftlich / Städteplanerisch / Gesamtpolitisch... nicht gewoillt hat.

Deinem Entwurf spürt man ja auch an, dass Du zwar die Liberalisierung der Sendetechnik willst (um dort den Preisvorteil zu haben), aber bei dem eigentlichen Kern, dem NKL willst Du über Regeln verhindern, dass sich ein großer Medienkonzern das Teil einverleibt und statt den lokalen Nachwuchs auszubilden und zu bezahlen sein Einheitsprogramm mit lokalen Fenstern einspeist.
Du verstehst auf was ich hinaus will? Entweder ich betreibe einen Schutz weil ich (wie in Deinem Konzept schön formuliert) lokalen Nachwuchs fördern will, die Qualität verbessern will... oder ich liberalisiere und überlasse es den Regeln des Marktes, denen wir uns dann immer ausgeliefert fühlen.
Sorry, ich kenne nicht einen einzigen Privatsender, bei dem die Werbekunden direkten Einfluss auf die Inhalte haben.
Wenn ein Programm eine ausreichende Quote erzielt, wird es für Werbekunden attraktiv.
[...]
Es ging um Gesellschafterbeteiligungen, nicht um Kunden, die Werbung ausstrahlen möchten.
Der Werbekunde nimmt massiv Einfluss (nicht in Details, sondern grundsätzlich), indem er je nach Programm entscheidet, ob er die Werbung schaltet oder auch nicht. Daher auch meine Frage, ab wieviel Werbekunden ein Sender so unabhängig ist, dass er sich leisten kann, z.B. durch eine kritische Reportage über den örtlichen Bäcker diesen als Werbekunden zu verlieren (und so was wird dauerhaft sein...). Daher auch die Frage: Wenn die hälfte des Gesamtetats von EINEM Werbekunden kommt, ist das faktisch so gut wie eine Beteiligung - ich kann mich gar nicht dessen Willen entziehen, weil bei Wegfall seines Beitrages mein Geschäft einfach nicht mehr geht.
Was meinst Du wie "frei" die Berichterstattung in einem Fachmagazin ist, das davon lebt, die Firmen, über deren Themen es schreibt, als Werbekunden zu haben?
Einem Hersteller von XY ans Bein zu pinkeln kann sich nur ein großer Medienanbieter leisten, an dem der Hersteller von XY nicht vorbeikommt (weil der wiederum eine solche oligopolische Marktmacht hat) oder er hat so viele andere Werbekunden, dass ihm das ihm das nix ausmacht.
Erleichternd kommt hinzu, dass Kleinunternehmen, wie die anfangs von mir genannten, in Deutschland bisher überhaupt keine Werbemöglichkeiten im Rundfunk haben.
Gegenbeispiel: Seitenbacher ist mit 140 Mitarbeitenden eindeutig ein KMU - und der wirbt ja wohl mind. landesweit im Radio. (Die Diskussion über die Qualität wird an anderer Stelle geführt, seine Hausaufgaben im Fach "Markenbekanntheit" hat Hr. Pfannenschwarz exzellent und unorthodox gelöst.)
Mag sein, dass ein Stadtsender ggf. bei gleichem Kontaktpreis (EUR je theoretisch erreichtem Hörenden) aufgrund der niedrigen Reichweite einen geringeren Betrag für einen Spot verlangt. Mal abgesehen davon dass ein Werbespot auch nicht kostenlos zu produzieren ist (was bei gleichen Produktionskosten und niedrigerer Reichweite die Kosten je Kontakt wiederum erhöht), könnte das der einzige Anreiz sein, lokal zu werben. Allerdings wird uns da im Onlinesektor noch einiges erwarten (Geo-Informationen in Smart Phones u.s.w....), das mit dem klassischen Radio gar nichts mehr zu tun hat.
Ziel dieses Threads ist es nicht, ein vollständiges Konzept im Detail auszuarbeiten, sondern lediglich Grundlinien aufzuzeigen, wie privater Rundfunk abseits von Beteiligungen großer Medienkonzerne verwirklicht werden könnte und zu fragen, ob ein solches Modell finanziell tragfähig und realisierbar wäre.
Darum hacke ich ja so darauf rum, dass ich einen Widerspruch in "Werbefinanziert" und "Unabhängig" sehe. Das ist nix kosmetisches, das man dann justieren kann.
 
Und genau da verkennst du was ein NKL sein soll. Ein NKL soll genau die Zielgruppen abdecken die die Privaten und Öffentlichrechtlichen nicht abdecken. Und ein NKL ist KEIN DURCHHÖR Radio! Es ist darauf ausgelegt das die Hörer immer genau dann einschalten wenn die Sendung läuft die ihnen gefällt und danach wieder abschalten.
Das ist so richtig. Ein NKL soll zudem gesellschaftlichen Gruppierungen eine Plattform bieten, die sonst nicht zu Gehör kommen. Damit ist das Programm eines NKL von vornherein nicht durchhörbar.
Die Beteiligten könnten aber jeder für sich wenigstens lernen, wie man eine Sendung präsentiert. Moderationsbausteine, Moderationstechnik, Aussprache, ramptalk, Atemtechnik, wie sage ich wann was. Da mangelt es noch und mit der Weitergabe des Wissens an andere ist auch nicht weit her. Da bringt der Einäugige den Blinden etwas bei. Meistens vergeblich.

Zu der Zusammenarbeit mit dem Hessentagsradio folgendes:
RaDaR war meines Wissens nicht beteiligt und auch RheinWelle hat dankend abgelehnt. Das Ergebnis im Äther war eine einzige Katastrophe. Auch wenn man nichtkommerziell ist, darf man so nicht Radio machen und die UKW-Frequenz mit dilettantischem Gestammel und irgendeiner Shitmukke, wenn überhaupt eine läuft, zumüllen. Das war akustischer Abfall pur. Ein Sinusdauerton hätte mehr Gehalt gehabt.
 
DJZone@RadaR(Nils) schrieb:
Und genau da verkennst du was ein NKL sein soll. Ein NKL soll genau die Zielgruppen abdecken die die Privaten und Öffentlichrechtlichen nicht abdecken. Und ein NKL ist KEIN DURCHHÖR Radio! Es ist darauf ausgelegt das die Hörer immer genau dann einschalten wenn die sendung läuft die ihnen gefällt und danach wieder abschalten. Es gibt ja bei uns z.B. auch türkische, russische, englische und polnische Sendungen. und somit läuft es nicht am Hörer vorbei denn die wissen das. In darmstadt kennt man RadaR und weiss was das ist und unsere programme werden überall verteilt. und glaub mir das CS-Mag zum Beispiel hat mehr Hörrer als du dir vorstellst. Und es ist einzigartig. Und genau das hat man bei NKL's eben oft die einzigartigkeit die sonst in der radiowelt verloren gegangen ist.
Vermutlich haben wir beide unterschiedliche Vorstellungen.

Eine "Durchhörbarkeit" oder ein gewisser "Flow" sollte ein Programm sehr wohl aufweisen.
Wenn es nur darum geht, eine Zielgruppe zu erreichen, die vielleicht gerade mal 1% aller potentiellen Radiohörer ausmacht, wäre das Internet, angesichts der wenigen zur Verfügung stehenden UKW-Frequenzen, sicher ein geeigneterer Verbreitungsweg.

In Deutschland gibt es auf UKW im Grunde genommen nur drei Arten von Radiosendern: Anspruchsvolle öffentlich-rechtliche Informations- und Kulturwellen, langweilige Hitdudler (sowohl öffentlich-rechtlicher, als auch privater Natur) und werbefreie Programme in privater und institutioneller Trägerschaft, die an der Mehrheit der Bevölkerung vorbeisenden.

Ich habe mal etwas scherzhaft einen Bekannten gefragt: "Sind die Deutschen eigentlich zu doof, richtig gutes Radio zu machen?"
Bei einem Vergleich zwischen inländischen und ausländischen Stationen mag sich tatsächlich dieser Eindruck aufdrängen: Selbst die ordinären Hitradios klingen in Flandern besser, als bspw. in Niedersachsen.
Selbstverständlich sind die Deutschen nicht zu doof dazu: Wenn es nur in einem einzigen deutschen Bundesland ähnliche, privatradiofreundliche Rahmenbedingungen gäbe, wie in Flandern, würde auch dort eine solche Vielfalt existieren.

StageManager75 schrieb:
Deinem Entwurf spürt man ja auch an, dass Du zwar die Liberalisierung der Sendetechnik willst (um dort den Preisvorteil zu haben), aber bei dem eigentlichen Kern, dem NKL willst Du über Regeln verhindern, dass sich ein großer Medienkonzern das Teil einverleibt und statt den lokalen Nachwuchs auszubilden und zu bezahlen sein Einheitsprogramm mit lokalen Fenstern einspeist.
Du verstehst auf was ich hinaus will? Entweder ich betreibe einen Schutz weil ich (wie in Deinem Konzept schön formuliert) lokalen Nachwuchs fördern will, die Qualität verbessern will... oder ich liberalisiere und überlasse es den Regeln des Marktes, denen wir uns dann immer ausgeliefert fühlen.
Ich bin kein Anhänger des "entweder oder", sondern des "sowohl als auch": Eine Liberalisierung des Marktes, welche zufolge hätte, dass ein großer Anbieter einen kleineren schluckt, wäre sicher der falsche Weg, denn sobald dies geschieht, hätten wir wieder den selben musikalischen Einheitsbrei.
Hier fällt mir ein gutes Beispiel ein: Warum klingt Radio 2DAY einfach anders, meiner Meinung nach interessanter und vielseitiger, als die anderen Münchener Lokalsender: Charivari, Radio Gong, Radio Arabella und Energy? - Weil der Gründer und Eigentümer Peter Bertelshofer bisher alle Versuche zum Einstieg von Investoren erfolgreich abgewehrt hat!
Welche Folge hätte die Teilhaberschaft bspw. einer größeren Verlagsgruppe? - Die würden sofort versuchen, durch einen Wechsel zu einem seichteren, stärker am Mainstream ausgerichteten Format die Quote von derzeit gerade mal 2% zu erhöhen, um mehr Geld mit der Station zu verdienen. Vorbei wären dann die Zeiten, als auf Radio 2DAY noch Funk- und Soulklassiker liefen, wo auch schonmal Oldies von zerkratzen Schallplatten gespielt wurden. Der Wiedererkennungswert würde verloren gehen.
Genau dies muss durch intelligente Konzepte verhindert werden!
Eine Liberalisierung ist jedoch insofern erforderlich, als dass überhaupt erstmal der Markt für kleinere Privatanbieter geöffnet wird.

StageManager75 schrieb:
Der Werbekunde nimmt massiv Einfluss (nicht in Details, sondern grundsätzlich), indem er je nach Programm entscheidet, ob er die Werbung schaltet oder auch nicht. Daher auch meine Frage, ab wieviel Werbekunden ein Sender so unabhängig ist, dass er sich leisten kann, z.B. durch eine kritische Reportage über den örtlichen Bäcker diesen als Werbekunden zu verlieren (und so was wird dauerhaft sein...). Daher auch die Frage: Wenn die hälfte des Gesamtetats von EINEM Werbekunden kommt, ist das faktisch so gut wie eine Beteiligung - ich kann mich gar nicht dessen Willen entziehen, weil bei Wegfall seines Beitrages mein Geschäft einfach nicht mehr geht.
Was meinst Du wie "frei" die Berichterstattung in einem Fachmagazin ist, das davon lebt, die Firmen, über deren Themen es schreibt, als Werbekunden zu haben?
Einem Hersteller von XY ans Bein zu pinkeln kann sich nur ein großer Medienanbieter leisten, an dem der Hersteller von XY nicht vorbeikommt (weil der wiederum eine solche oligopolische Marktmacht hat) oder er hat so viele andere Werbekunden, dass ihm das ihm das nix ausmacht.
Warum sollte sich der Betreiber eines privaten Lokalsenders mit der Werbekundschaft anlegen; wenn er das täte, wäre er ganz schön blöd.

StageManager75 schrieb:
Darum hacke ich ja so darauf rum, dass ich einen Widerspruch in "Werbefinanziert" und "Unabhängig" sehe. Das ist nix kosmetisches, das man dann justieren kann.
Komisch, dass es Dinge gibt, die überall im Ausland funktionieren, nur in Deutschland nicht!

Ich finde es ja ehrlich, dass Du wenigstens beiläufig schreibst, dass Du für die Printmedien arbeitest. Dass die kein Interesse daran haben, dass ein Konzept, wie das von mir vorgeschlagene, realisiert wird, ist durchaus nachvollziehbar: Man möchte halt keine Konkurrenz auf dem lokalen Anzeigenmarkt durch irgendwelche Lokalsender, an denen die Zeitungen nicht selbst beteiligt sind, haben.
Dennoch glaube ich nicht, dass dadurch kleinere Blätter in ihrer Existenz gefährdet wären. Um es mal etwas salopp zu formulieren: Auch in Dänemark, Belgien, Italien, Spanien, Griechenland usw. gibt es viele kleine Zeitungsverlage und zahlreiche kleine und unabhängige Privatsender. Beide existieren erfolgreich nebeneinander. Dies könnte auch in Deutschland funktionieren, wenn die Rahmenbedingungen entsprechend geändert werden, was natürlich voraussetzt, dass sich die politisch Verantwortlichen endlich vom Einfluss der Presselobbyisten lösen.

Radiocat schrieb:
Dein beschriebenes Konzept entspricht ziemlich genau dem der niederländischen OLONs.
Genau die hatte ich bei der Eröffnung des Threads im Hinterkopf gehabt. ;)

Was ich sowohl auffällig, als auch amüsant finde, ist, dass sobald man ein solches Modell hier öffentlich vorstellt, sich sofort Mitarbeiter der Zeitungsbranche zu Wort melden, die den Ansatz für inkonsistent und nicht realisierbar halten.
 
[..]
Ich finde es ja ehrlich, dass Du wenigstens beiläufig schreibst, dass Du für die Printmedien arbeitest. Dass die kein Interesse daran haben, dass ein Konzept, wie das von mir vorgeschlagene, realisiert wird, ist durchaus nachvollziehbar[...]
Was ich sowohl auffällig, als auch amüsant finde, ist, dass sobald man ein solches Modell hier öffentlich vorstellt, sich sofort Mitarbeiter der Zeitungsbranche zu Wort melden, die den Ansatz für inkonsistent und nicht realisierbar halten.

Nur der Vollständigkeit halber: Ich arbeite NICHT für die Printmedien. Lustig, wie man hier sofort in Schubladen verschwindet, nur weil man mit einer Meinung nicht übereinstimmt. Tztztz.
 
Da liegt wohl ein Missverständnis meinerseits aufgrund folgender Aussage vor:
StageManager75 schrieb:
Wenn ich Euros für Werbung in die Hand nehme (in meinem beruflichen Fall Printmedien), dann vergleiche ich die verschiedenen Medien unter Anderem anhand ihrer Reichweite.
D.h. Du machst nicht für, sondern in einer Zeitung Werbung, richtig?
 
Unter Anderem. Aber als Mittelständler im Bereich Investitionsgüter legt auch mein Arbeitgeber auf einen ausgewogenen und zu uns passenden Medienmix. Allerdings besteht mein Horizont nicht nur aus Berufsleben. Ich kann mich durchaus in einen Werbekunden im Bereich Konsumgüter mit regionaler Ausrichtung eindenken - ausreichend gut, um für "grobe[r] Zielrichtung" (siehe einen der ersten Posts) ein paar Argumente zu haben.
Sehe aber noch nicht so ganz den Zusammenhang zur Diskussion, ob Werbefinanzierung bei kleinen Radiostationen die Qualität verbessert und sie dabei gleichzeitig unabhängig werden.
 
StageManager75 schrieb:
Sehe aber noch nicht so ganz den Zusammenhang zur Diskussion, ob Werbefinanzierung bei kleinen Radiostationen die Qualität verbessert und sie dabei gleichzeitig unabhängig werden.
Im Grunde genommen ist die Qualität des Unterhaltungsfunks in Deutschland so niedrig, dass jede Veränderung eine Verbesserung darstellen würde.

Der Punkt ist der, dass hier eine Nische existiert, die noch nicht ausgefüllt worden ist.
Momentan werden in Niedersachsen Freuquenzen auf lokaler Ebene ausgeschrieben: Ich könnte eine Wette eingehen, dass dabei nur zwei Anbieter zum Zuge kommen werden: Entweder NRJ oder die Radio Group. Sollte ein kleiner, unabhängiger Veranstalter wie BWReins in Braunschweig den Zuschlag bekommen, wäre das ein kleines Wunder.

Klare gesetzliche Festlegungen bzgl. der Einnahme- und Gesellschafterverhältnisse sind gerade für Kleinanbieter unerlässlich.

Wenn ich bspw. so etwas lese:
BWReins schrieb:
Viele Hörer, Kunden und Geschäftspartner, die seit Jahresbeginn eine Email an BWReins geschrieben haben, mussten sich über die Antwort wundern. Denn tatsächlich waren weder die Redaktion, noch die Marketingabteilung, noch die Geschäftsführung per Email erreichbar. Ursache hierfür war ein Versuch des vom ehemaligen Mitgeschäftsführer Olaf Stelter betriebenen Providers SUBWAY Medien GmbH, durch Manipulation unserer Webserver den Sender von der Kommunikation mit dem Rest der Welt abzuschneiden.
erkenne ich gewisse Parallelen zur freien Radioszene in NRW bzw. Ostbelgien.
Solchen Problemen muss von grundauf vorgebeugt werden, denn die Kenntnis davon bedeutet Wasser auf die Mühlen derjeniger, die für eine Beibehaltung des bestehenden Systems plädieren.
 
Zum Thema Stornierung von Werbekunden aufgrund kritischer Berichterstattung.
In einem alternativen Aachener Stadtmagazin kann man in der aktuellen Ausgabe eine Diskussion lesen zur aktuellen Situation der Print-Presse. Dazu haben sich Vertreter der örtlichen Publikationen an einen Tisch gesetzt. Im Editorial des Heftes erzählt der Herausgeber, dass es im 12-jährigen Bestehens des Magazins trotz zahlreicher sehr kritischer, bisweilen subjektiv-polemischer Artikel und schrägem Humor nur EINE einzige telefonische Wut-Stornierung gab...von einem Anzeigenkunden, der gar keiner war (und wohl nur die Zeitschrift verwechselt hatte).
Da bestehen also bisweilen völlig unnötige Ängste, die Unternehmen haben da ein dickeres Fell, als manch einer denkt. Manche von ihnen schätzen sogar eine kritische Berichterstattung, solange diese sachlich und fair erfolgt.
 
@Radiocat:
Mag ja sein, dass _ein_ Printmedium sich als sehr robust erweist. Und wenn man einen Titel bucht, der schon als schrullig bekannt ist, wird man sich das sicher vorher gut überlegt haben. Ich halte das aber für einen Einzelfall, der nicht wirklich taugt, die Unabhängigkeit der Medien von ihren Werbekunden allgemein zu belegen. Dafür braucht es eine gewisse Größe = Umsatzstärke auf beiden Seiten. Und die NKLs sollen bewusst inhaltlich ein Gegenpol zu den Großbetreibern sein.
Wutstornieren ist bei Printmedien gar nicht nötig - entweder, man kommt an einem Medium nicht vorbei (Monopol - aber wir wollten ja liberale Märkte), schlucht trocken und bucht wieder, oder bucht einfach einen anderen Titel im nächsten Jahr. Und dann muss man noch nicht mal zugeben, dass man sich über einen Beitrag geärgert hat.

@Internetradiofan:
Mag sein, dass die Radiolandschaft in Deutschland so mies ist, das jede Veränderung eine Veränderung zum Besseren ist. Und vielleicht sind die NKLs ein Ansatzpunkt - aber sie dem rauhen Wind des Marktes dahingehend auszusetzen, dass sie sich ihre Betriebskosten (zzgl. Gehälter für die [dann besseren] Moderatoren, Redakteure...) mit Werbung verdienen müssen finde ich da nicht optimal. Wie gesagt: Die Redakteure acquirieren die Werbung nicht mal so nebenher, also verkauft ein Profi auf dem Gebiet erst mal Werbung, um sein eigenes Gehalt einzuspielen, bevor auch nur ein Cent in die Qualität des Radios geht.

Ich kenne mich bei den Kosten für Radioproduktion zu wenig aus. Welche Größenordnungen müssten denn Deiner Meinung nach pro Quartal in ein NKL fließen, dass es Deinen Qualitätsansprüchen genügt? Das kann man doch sicher anhand der Anteil Moderierten/Unmoderierten Zeiten, Anteil Musik/Wort, Anteil Selbstproduziert/Fremdproduziert, wie viel Werbung darf im Programm... irgendwie abschätzen oder? Kurz: Was kostet die Sendeminute? Und was muss die Werbeminute dann bringen? Wäre so das erste Kapitelchen in einem Business Plan.
Kannst ja auch gerne Deine Wunschvorstellungen eintragen, was Sendestrecke-Miete kosten darf und was ein Moderator / Redakteur verdienen soll.
Vielleicht kommt dann heraus, dass es sich um die Kosten je Sendeminute wie beim Massen-Privatradio handelt minus den Teil, den die geldgierigen Besitzer des Radios gerne als Gewinn sehen möchten. Ich weiß nicht, wie die Umsatzrendite in der Medienbranche so ist. Da gibt es hier sicher Menschen, die davon mehr wissen.

Um einem weiteren Lobby-Zugehörigkeitsverdacht vorzubeugen: Das sind einfach die Überlegungen, die man mit einem Grundlagenkurs Kostenrechnung für Ingenieure anstellen kann. Da muss man weder zur Medienlobby noch zur Werbelobby noch zur "ich vermiese anderen ihre Ideen" Lobby gehören.
 
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