Quote als Qualitätskiller

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Mannis Fan

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Gert Monheim, einer der renommiertesten Fernsehreporter,mehrfacher Grimme-Preis-Träger und heute Ruheständler, hat in einem Vortrag bei einem Symposium zum Öffentlichen Rundfunk vor wenigen Tagen einen bemerkenswerten Vortrag zum Thema "Ist die Quote ein Hindernis zur Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrages" gehalten.

In wesentlichen Auszügen ist dieser Vortrag hier nachzulesen:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=12591#more-12591

Im Kern kommt Monheim zu der ernüchternden Analyse, die ARD habe sich auf einen verhängnisvollen Weg begeben, denn:
Das öffentlich-rechtliche System verliert seine Legitimation, wenn es auf Quantität und nicht auf Qualität, wenn es auf Beliebigkeit und nicht auf Relevanz setzt.

Gleichzeitig beklagt Monheim, dass die Rundfunkräte dem Treiben tatenlos zuschauen:
Obwohl das alles doch bekannt ist, wie kommt es, dass diesem Treiben seit Jahren kein Einhalt geboten wird? Wieso lassen es die Gremien in den Sendern zu, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk unter dem – wie ich meine – selbstgemachten Quotendruck immer mehr auf die schiefe Bahn gerät?

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk bringt sich in eine Legitimationskrise, und niemand kann laut Monheim behaupten, dies sei nun eine Überraschung:

Setzt das Privileg der Beitragsfinanzierung nicht zwingend voraus, dass die Sender das Programm nach gesellschaftlich relevanten Kriterien gestalten müssen? Bei der fatalen Talkshow-Flut hätten die Gremien die Möglichkeit, ja die Pflicht gehabt, nachzufragen, zur Not auch einzugreifen. Prof. Rossen-Stadtfeld hat mit aller verfassungsrechtlicher Stringenz darauf hingewiesen, dass unsere Verfassung nach Art. 5, Abs.1 GG von einem gebührenfinanzierten Public-Service-Rundfunk ein der „Meinungsbildungsfreiheit verpflichtetes Programm“ verlangt und keinen quotenmaximierenden „more of the same“-Programmstrom.

Monheims Fazit und Appell:
Wir sollten ein Rundfunksystem, das für die demokratische Entwicklung so entscheidend war und weiterhin ist, nicht den Erbsenzählern überlassen.
 
das Quote nicht die Qualität killen muß, beweist doch radioeins täglich. Und am samstag abend sind sie um 18.00 Marktführer in Berlin und Brandenburg mit dem Medienmagazin von Jörg Wagner.
 
Ich finde das Medienmagazin bei radioeins vor allem vollkommen irrelevant und uninteressant. Man muss sich nur mal die Berichterstattung zur Media-Analyse anhören, bei der die rbb-Programmchefin minutenlang ihre Programme hochjazzen darf, aber eigentlich nichts Konkretes zu sagen hat. Das absolute Highlight dieser Selbstbeweihräucherung war die Erwähnung von Fritz, das in der MA 15 % zugelegt hat. Frau Nothelle fand diese Leistung absolut prima, denn man müsse ja immer wieder junge Hörer dazugewinnen, weil die alten Hörer ja aus der Zielgruppe rauswachsen... Fakt ist, dass Fritz in Berlin praktisch keine Hörer unter 19 Jahren hat und bei dieser MA nur in der Zielgruppe 30+ dazugewonnen hat. Der Moderator schluckt das natürlich auch alles und fungiert rein als Stichwortgeber. Im Anschluss folgt dann noch ein völlig ergebnisloses Gespräch über eine mögliche Korrelation zwischen MA und Facebook, die natürlich auch nicht existiert.

Pardon, das hat mit Qualität nichts zu tun, das ist völlig substanzloser Wortbrei für Leute, die sich einbilden, dass sie es hier mit anspruchsvollem Journalisms zu tun hätten, weil sie öffentlich-rechtlichen Rundfunk hören.
 
Obwohl das alles doch bekannt ist, wie kommt es, dass diesem Treiben seit Jahren kein Einhalt geboten wird? Wieso lassen es die Gremien in den Sendern zu, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk unter dem – wie ich meine – selbstgemachten Quotendruck immer mehr auf die schiefe Bahn gerät?

Kurze Zwischenantwort auf diese Frage: Weil höheren Ortes in den Sendern geglaubt wird, dass Programmchefs und Programmmacher Fachleute sind und schon wüssten, wie Quote zu machen sei. Im positiven Falle wird die "schiefe Bahn" - falls überhaupt erkannt - gebillgt. Im negativen Falle: weiter geneigt.
 
@ Countie: "schon wüssten, wie Quote zu machen sei"

Ja, Erfolglosigkeit durch Stümperei oder langweiliges Programm will bestimmt niemand. Aber Quote um jeden Preis? Wenn irgendwas keine hohe Quote bekommt, heißt das ja noch lange nicht, daß es schlecht gemacht, uninteressant oder gar unrelevant ist. Deshalb halte ich schon die primäre Vorgabe "Quote!" für bedenklich.


@ CosmicKaizer

Erst vor wenigen Tagen sah ich ein längeres Zeitungs-Interview mit Dagmar Reim zur erneuten Kandidatur. Sie sagte darin sinngemäß "um Radio Eins beneidet uns die gesamte ARD". Ja, warum tut die ARD das, statt genau etwas vergleichbares wie Radio Eins in jeder Anstalt zu veranstalten? Ohne jetzt unbedingt solche Kopien zu mögen, bleibt mir einfach nur die Frage. Beneiden hilft da gar nichts. Machen hülfe. Die Verantwortung dafür liegt bei jeder einzelnen Anstalt. Da man immer die Staatsferne so strapaziert, kann mans dieses eine mal auch so direkt sagen: die Anstalten sind schuld und können die Schuld nicht abschieben.


@ TS2010

Gerade die RBB-internen Themen sehe ich beim Medienmagazin auch als kritisch an. Was sollte Jörg Wagner denn auch sonst machen, außer höchstens vorsichtig und dezent nachfragen? Würde er da bei Dingen, die ihm nicht passen (so es die geben sollte, so tief stecke ich da auch nicht drin) derbe reinlangen, wäre die Sendung gewiß nicht mehr allzu langlebig.
Kurz: beim RBB-internen Blabla höre ich gar nicht mehr zu, da ich nix erwarte. Ansonsten gibts aber durchaus das eine oder andere interessante, selbst für mich, der ich mich für den ganzen Online-Kram, für Blogs und Tweets und für irgendwelche Netzkonferenzen nun absolut gar nicht interessiere. Aber was medientechnisch gerade in Griechenland läuft oder anderswo, das ist dann doch schon mal ganz interessant. Vor allem die Entwicklung von Medien in echten Krisenzeiten (wenn nix mehr zu leugnen ist, weils jeder zu spüren bekommt) interessiert mich schon. Ich mache da immer wieder die Feststellung, daß erst dann die Medien spannend werden - weil sie nichts mehr zu verlieren haben oder weil die Hoffnung auf eine bessere Zukunft einfach nicht mehr zu unterdrücken ist.

In einer Gesellschaft wie unserer kann man den Namen des Threads leider auch umdrehen: Qualität als Quotenkiller.
 
Es ist schon eine Weile her, dass ich das letzte Mal das Medienmagazin mit Jörg Wagner auf Radio eins gehört habe. Die Sendung vom 17. Sept. 2011 war ein plattes Intendantenstadl, ergänzt durch zwei kurze Gespräche mit populären Buchautoren. Mein Eindruck von Sendung und Moderator: Unkritisch und selbstreferenziell.

Daran anschließend die Frage: Mehrere Radiosendung produzieren ein Medienmagazin. Kann jemand eins empfehlen?
 
Die haben alle ihre Stärken und Schwächen, wobei diese durchaus identisch sein können. Bei Wagner zum Beispiel können die ungewöhnlich langen Interviews ein Gewinn sein, aber auch ein Abschaltimpuls.

"Markt und Medien" vom Deutschlandradio gefällt sich darin, in jeder zweiten Ausgabe Anti-Sarkozy- oder Anti-Berlusconi-Berichte zu senden (zugegeben, zumindest letzteres hat sicheinstweilen erledigt) und hat auch sonst einen recht volkspädagogischen Impetus.

"Töne, Texte, Bilder" vom WDR ist kurz und knackig, die Internetrubrik von Jörg Schieb nervt aber regelmäßig mit dessen persönlicher Meinung.

Das "Medienmagazin" vom BR schließlich ist ebenfalls recht kurz und ragt weder in der einen noch in der anderen Richtung besonders heraus.

Fazit: Je nach Ausgabe sind die alle hochinteressant oder rotzlangweilig. Eines, das man uneingeschränlt empfehlen kann, kenne ich zumindest nicht.
 
Das morgendliche Medien-Interview beim DeutschlandradioKultur (Erster Sendeplatz nach 7 Uhr) ist jedenfalls ein Angebot, bei dem meist in guter Einblick in Arbeitsphilosophie, Handwerk, Themengewichtung und Grundausrichtung von Medien aller Art (vorwiegend Tageszeitungen) geboten wird.
 
In einer Gesellschaft wie unserer kann man den Namen des Threads leider auch umdrehen: Qualität als Quotenkiller.

Zusammen mit dem Vortrag von Gert Monheim braucht man zu dem aktuellen Zustand eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
Was mich zu der Frage übergehen läßt, ob denn irgendwo in unserer ö.R. Rundfunklandschaft Aufbrüche (oder Ausbrüche) zu vernehmen sind, seien sie von oben oder von unten verantwortet, aus diesem Dilemma auszubrechen?
Ich bin mir nicht sicher, ob Radio eins hierfür stehen darf. Einerseits ist das Konzept recht gelungen, andererseits wird dem Interessenten das Zuhören durch ein wahrhaftes Werbeinferno wieder verleidet. Da haben wir sie wieder, die Quote, wenn auch indirekt.
Wäre Radio eins werbefrei, stellte es in Tat eine Alternative zu den von niedergehenden Unterhaltungshörfunk verägerten (Zu-)Hörer dar. Aber unter den gegenwärtigen Umständen bietet es nur Sonntags einen Unterhaltungsfunk auf einem etwas gesteigertem Niveau.
 
"Markt und Medien" vom Deutschlandradio gefällt sich darin, in jeder zweiten Ausgabe Anti-Sarkozy- oder Anti-Berlusconi-Berichte zu senden (zugegeben, zumindest letzteres hat sicheinstweilen erledigt) und hat auch sonst einen recht volkspädagogischen Impetus.

Für Sarkozy gilt das aber auch für andere Sendungen im DRadio. So stieß mir dieser Zusatnd letztlich in der Ortszeit vom Dienstag sauer auf.
Obwohl zu diesem Zeitpunkt noch niemand wußte, wer für die Morde von Toulouse verantwortlich ist, hat der Moderator bereits genau gewußt, daß es nur französiche Rassisten sein können, so zumindest der Subtext. Anschließend hat man in einem haarsträubenden Interview zu belegen versucht, daß für solche rassistischen Ausfälle nur Sarkozy mit seiner zuwandererfeindlichen Politik verantwortlich sein kann. Natürlich kein Wort zu den immer wieder stattfindenden rassistischen Übergriffen auf Juden durch Moslems "von Nebenan".
Diese tendensiöse Berichterstattung geht mir schon lange gehörig gegen den Strich und erinnert vielmehr an eine klingende taz.
 
Ich bin mir nicht sicher, ob Radio eins hierfür stehen darf.
Egal zu welchem Grade, für mich jedoch mit eindeutiger Tendenz: abnehmend. Es ging letzten Sommer los mit der Aufschaltung des UKW-Wummersounds auf DVB. Bis heute gibt es dazu keine Rücknahme, also offenbar keine Bereitschaft zu angemessener Professionalität und Qualität.

Dann kamen die ersten Feinjustagen unter Skuppin, z.B. die Abtrennung des Werbeblocks, die ich als überaus störend empfinde. Soweit mir bekannt, liegts einfach an der massiv gebuchten Werbung, der Block wurde immer länger und Radio Eins hat keine Chance, das zu begrenzen (sie hätten es soweit ich weiß gern begrenzt, weils langsam wirklich ätzend ist, aber es sind halt dringend benötigte Einnahmen). Deshalb griff Skuppin zum Mittel der Abtrennung mit Musik dazwischen, um diese Ballung aufzuheben. Ich empfinde es dadurch aber als "5 Minuten von der Stunde geklaut". Es ging weiter mit so Sachen wie Olli Schulz, auf einem Programm für "Erwachsene" ist der Spätpubertierer völlig unpassend, so sehr ich ihn als Sänger und auf-der-Bühne-Klamauk-Macher auch schätze. Ich mag mich nicht fremdschämen...

Unverändert sind die Musiksendungen am Abend, die ich jedoch auch nur noch selten höre, da der Klang einfach ein Desaster ist. Wenn ich schaue, was gerade bei MDR 1 Sachsen-Anhalt klanglich auf DVB abgeht und dann Radio Eins dagegen sehe, da tun sich Abgründe auf. Über weitere Inhalte kann ich nichts sagen, ich war berufsbedingt nie ein werktags-tagsüber-Hörer.

Fazit für mich: die wollen mich als Hörer einfach nicht haben. Dafür verirre ich mich zunehmend zu einzelnen Wortbeiträgen z.B. auf D-Kultur...
 
Diese tendenziöse Berichterstattung geht mir schon lange gehörig gegen den Strich und erinnert vielmehr an eine klingende taz.

Schade, dass für private Wortprogramme kein Platz mehr im Markt ist, denn es bräuchte dringend ein Gegengewicht zu dem, was der öffentlich-rechtliche Rundfunk da über den Äther schickt. Es ist zum Teil einfach nur haarsträubend – sowohl von der Präsentation her, die beispielsweise beim DLF/Deutschlandradio absolut altbacken ist, als auch vom Inhalt, mit dem man gern mal gegen die §§ 10 und 11 des RStV missachtet. Warum der deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunk immer als Beispiel für qualitativ hochwertigen Journalismus angeführt wird, ist mir ehrlich gesagt schlichtweg ein Rätsel. Noch trauriger wird das Ganze, wenn man sich mal anschaut, wie viel Geld die bundesweiten Wortprogramme jedes Jahr verbrennen (von den anderen Hörfunkprogrammen mal ganz zu schweigen): 170 Millionen Euro pro Jahr.

Da kommen beim National Public Radio in den USA mit weniger Geld wesentlich bessere Programme heraus. Dieses ganze gebühren- und werbefinanzierte Modell hat leider zu absolut banalen Programmen auf der einen Seite und Elfenbeintürmen auf der anderen Seite geführt. Ein spendenfinanziertes Modell für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wäre dringend nötig, damit die Redakteure auch mal wieder daran denken, für wen und mit wessen Geld sie eigentlich Programm machen.
 
Ein spendenfinanziertes Modell für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wäre dringend nötig, damit die Redakteure auch mal wieder daran denken, für wen und mit wessen Geld sie eigentlich Programm machen.
Unabhängig von der Diskussion, ob das möglich wäre und welche Konsequenzen es hätte, finde ich allein schon das Gedankenspiel interessant: für welche der heute existierenden Öffis würde gespendet, wenn dies gezielt möglich wäre? Ich ahne: nicht unbedingt für die, die heute auch die fetten Quoten haben. Oder?
 
Die Gebührenfinanzierung ist vom Prinzip her schon richtig. Was fehlt ist eine klare Einforderung des öffentlich-rechtlichen Programmauftrages und das Sanktionieren der Missachtung dieses Programmauftrages. Wenn es das nämlich gäbe, dann sähen die ÖR-Programme auch anders aus, vor allem gäbe es nicht in jedem Landessender die Programme 1-5 (und mehr).
 
Richtig.
Im Moment ist ja ohne großen Aufwand ein umfassender Blick über den Tellerand möglich, über Astra 28,2 Grad Ost ist das komplette BBC-Angebot auch mit kleinen Schüsseln frei empfangbar. Und wenn man hört und sieht, was da alles geht und hier nicht, dann kann man sich in bestimmten Punkten schon zu Recht fragen, warum man eigentlich Rundfunkgebühren bezahlt. Sowohl im TV- als auch im Rundfunkbereich könnte man sich dort eine Menge abschauen.
Insbesondere was den TV-Bereich angeht, könnte einem schon anders werden, wenn man die neuesten Verkündungen der ARD liest. Da soll zum Beispiel aus 1 extra ein Nachrichtenkanal werden und man fragt sich, wozu man eigentlich Phoenix hat. Im Rundfunkbereich sind die sinnbefreiten Doppelungen noch schlimmer. Man denke nur an die ganzen, völlig überflüssigen Kulturwellen, auf denen im Großen und Ganzen ohnehin überall dasselbe läuft. Vom übertrieben aufgeblähten Verwaltungsapparat der Öffis fange ich gar nicht erst an.
 
Im Rundfunkbereich sind die sinnbefreiten Doppelungen noch schlimmer. Man denke nur an die ganzen, völlig überflüssigen Kulturwellen, auf denen im Großen und Ganzen ohnehin überall dasselbe läuft. Vom übertrieben aufgeblähten Verwaltungsapparat der Öffis fange ich gar nicht erst an.

Reden wir über Föderalismus! Reden wir auch über Sinn und Unsinn von Länderparlamenten! Sollen die auch abgeschafft werden?
 
Die Gebührenfinanzierung ist vom Prinzip her schon richtig. Was fehlt ist eine klare Einforderung des öffentlich-rechtlichen Programmauftrages und das Sanktionieren der Missachtung dieses Programmauftrages.
Wenn das allein schon ausreichen würde.
Die Nettoaufwendungen der Rundfunkanstalten für die betriebliche Altersversorgung haben auch im Berichtszeitraum 2013-2016 mit einer Höhe von 1,5 Mrd. € allein schon wegen dieses großen Volumens eine erhebliche Bedeutung für den Finanzbedarf. Den Aufwendungen zur betrieblichen Altersversorgung in Höhe von rd. 2,8 Mrd. € (rd. 8 % des Gesamtaufwands) stehen korrespondierende Erträge in Höhe von rd. 1,3 Mrd. € gegenüber.
Und weiter:
kef-online schrieb:
Von den Programmaufwendungen des Kinderkanals entfielen in den letzten Jahren jährlich etwa 0,8 Mio. € auf fingierte Rechnungen. Diese Mittel sind nicht für die Programmproduktion eingesetzt worden und waren damit nicht notwendig.
Des weiteren:
Die Kosten für Telemedien und Webchannels steigen von rd. 630 Mio. € in der laufenden Periode auf rd. 720 Mio. € in der Periode 2013-2016. Die Kostensteigerungen sind vor allem auf die verstärkte Inanspruchnahme der Angebote durch On-Demand-Nutzer zurückzuführen (vgl. Tzn. 265 ff.).
http://www.kef-online.de/inhalte/bericht18/index.html

Entschuldigung, aber:
Wenn es um das Thema Sparen und Qualität geht, hat der ÖR in Deutschland noch mehr als viel zu lernen. Allein das letzte Zitat bezüglich der Webchannels (m.E. ein schlechter Scherz), könnte durch gezieltes Outsourcing erheblich verringert werden. Des weiteren sind per Webchannel/On Demand nur sehr wenige Angebote überhaupt wahrzunehmen, da die meisten (auch für Deutschland) gesperrt sind.

Eines noch:
Im Kapitel "Ausgewählte Bereiche" werden die Ergebnisse von Sonderuntersuchungen zu Beteiligungen und Outsourcing, GEZ und Gebührenabteilungen der Anstalten, Verwaltungskosten und Marketingaufwendungen dargestellt (vgl. Tzn. 616 ff.).
Tz. 616
Zur Umsetzung der Zusagen im Rahmen des EU-Beihilfeverfahrens wurden durch den 12. RÄndStV Rechte und Pflichten der Rundfunkanstalten sowie Kontrollrechte der Aufsichtsgremien und der Rechnungshöfe im RStV umfassend neu geregelt. Außerdem werden im RStV Informationspflichten gegenüber der KEF und die Behandlung von Beteiligungen bei der Ermittlung des Finanzbedarfs festgelegt. Die Änderungen sind ausführlich im 17. Bericht, Tz. 561 ff. dargestellt. Die neuen Regelungen sind grundsätzlich am 1. Juni 2009 in Kraft getreten und wurden insoweit von den Rundfunkanstalten umgesetzt. Soweit sie sich auf ein Geschäftsjahr der Rundfunkanstalten oder der Beteiligungsunternehmen beziehen, wirken sich die Änderungen allerdings erstmals auf die Jahresabschlüsse zum 31. Dezember 2010 aus.
Tz.618
Zur Kontrolle der kommerziellen Tätigkeit sind die Rundfunkanstalten nach § 16d Abs. 1 RStV verpflichtet, dafür zu sorgen, dass der Abschlussprüfer auch die Marktkonformität der kommerziellen Tätigkeiten des Beteiligungsunternehmens prüft. Auch ist der Abschlussprüfer zu ermächtigen, das Ergebnis der Prüfung zusammen mit dem Abschlussbericht den zuständigen Rechnungshöfen mitzuteilen.

Die Rechnungshöfe werten die Prüfung aus. In jedem Einzelfall können sie selbst Prüfmaßnahmen bei den betreffenden Beteiligungsunternehmen ergreifen. Über festgestellte Verstöße gegen die Bestimmungen zur Marktkonformität unterrichten die Rechnungshöfe die jeweils zuständige Rechtsaufsicht.

Das Ergebnis der Prüfungen teilen die Rechnungshöfe dem jeweiligen Intendanten, dem jeweiligen Aufsichtsgremium der Rundfunkanstalt und den Beteiligungsunternehmen mit. Über die wesentlichen Ergebnisse unterrichten die Rechnungshöfe die Landesregierungen und die Landtage der die Rundfunkanstalt tragenden Länder und die KEF.

Entsprechende Informationen der Rechnungshöfe liegen der KEF bei Abfassung dieses Berichtsabschnittes noch nicht vor.
http://www.kef-online.de/inhalte/bericht18/zwoeltes.html
 
Reden wir über Föderalismus!
Mit Verlaub, es hat wenig mit Förderalismus zu tun, wenn alle Anstalten ihre eigene Kultur-, Pop- und/oder Schlagerwelle haben, auf allen aber faktisch das Gleiche läuft. Abgesehen von den Jugendwellen, wo geringfügig Lokalkolorit zu finden ist, findet NIRGENDWO irgendwelche lokale Musikszene Gehör, vom immer weiter sinkenden Informationsgehalt der Wellen ganz zu schweigen. Komme mir also niemand mit einem vermeintlichen Förderalismus, der zwar theoretisch vorhanden ist,, praktisch aber nicht stattfindet. Das Argument kannste getrost stecken lassen.
 
Ist es nicht so, dass ein Bericht über die Medienszene in Italien geradezu zwangsläufig ein Anti-Berlusconi-Bericht werden mußte? Das kann man dem DLR wohl nicht vorwerfen.
Doch, wenn man sich noch an journalistische Grundbegriffe erinnert wie "Überparteilichkeit" oder "Neutralität in der Berichterstattung" und so antiquiertes Zeuchs, dann kann man das. Man muß es sogar..
 
Muß er auch gar nicht. Aber zwischen "darüber berichten" und einer regelmäßigen Rubrik "Berlusconi und die Medien", deren Opener unter anderem die Worte "povera Italia" enthält, ist doch ein kleiner Unterschied.
 
Meine unmaßgebliche Ansicht aus Lieschen-Müller-Sicht dazu:

Entweder man mißt die Relevanz und den "Erfolg" der Programme (TV und Radio) der ö/r Anstalten an den Quoten, dann ist der gesellschaftliche Auftrag und die damit verbundene Gebührenfinanzierung hinfällig und kann in die Tonne getreten werden oder man bemißt die Relevanz und den "Erfolg" dieser Programme an der Erfüllung ihres Auftrages - aber um das zu tun, bedarf es nicht nur nebulöser und vielschichtig interpretierbarer, theoretischer Wunsch-Vorgaben, sondern konkreter Anforderungen als Maßstab der Bemessung.

Aber vermutlich bin ich zu blöd, um das alles zu verstehen :)
 
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