Farin Urlaub: Formatradios haben das Medium Radio zerstört

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Ö-R_fan

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Gerade bei Deutschlandradio Kultur gelesen:
Farin Urlaub: "Ich kenne keinen einzigen Menschen, der noch gerne Radio hört." Das behauptet Farin Urlaub, Gitarrist und Gründungsmitglied der "Ärzte". Im Deutschlandfunk erklärte der Sänger, die Single "Cpt. Metal" auf dem aktuellen Album der Berliner Band sei als vernichtende Anklage gegen das Formatradio zu verstehen. Das Formatradio bezeichnete er als eine von Unternehmensberatern verordnete Lösung für ein künstliches Problem, nämlich dass die Leute kein Radio mehr hören wollten. Im Ergebnis spielten die Radiosender immer nur dasselbe und erinnerten den Hörer alle zehn Minuten daran, welchen Sender sie gerade eingeschaltet hätten, meinte Urlaub. Dadurch habe man ein Medium komplett zerstört.
http://www.dradio.de/kulturnachrichten/201204211400/1

Wo er recht hat!
 
Ich möchte berichtigen: Die Hörer, die solche Programme bei der MA benennen, haben das Medium in diese Richtung gelenkt. Jeder selbst möge für sich beurteilen, ob das nun gut oder schlecht war.
 
Man könnte jetzt ironischerweise sagen, dass die Ärzte irgendwie schon längere Zeit mit dem Radio auf Kriegsfuß stehen, wenn man sich einmal den Song "Radio Brennt" anhört.
Mit dem heutigen Wissen hätten Sie wohl damals noch mehr bissige Passagen in den Text eingebaut.
 
Wobei die Ärzte selbst vor einiger Zeit - in einem anderen Interview - erklärten, dass erst das Medium Radio sie so bekannt gemacht (und reich) haben wie sie heute sind.
Ganz unschuldig daran ist das "Formatradio" sicherlich nicht, ebenso wenig wie die Ärzte auch, die ihren Stil immer mehr dem Format angepasst haben, wie sie in genanntem Interview selbst zugaben.
 
Habe das Ärzteinterview auch im Radio gehört, und habe im Kopf auch jeden Satz unterschreiben können.

Ich möchte berichtigen: Die Hörer, die solche Programme bei der MA benennen, haben das Medium in diese Richtung gelenkt. Jeder selbst möge für sich beurteilen, ob das nun gut oder schlecht war.
Einspruch: Welche Wahl hat denn der Hörer, wenn keine popkulturelle Alternative zur Verfügung steht? Nicht überall ist Radio Eins oder Flux FM.
 
727pilot schrieb:
... und verfluche den Tag, an dem in Deutschland der kommerzielle Flachfunk eingeführt wurde.
mischpultschorsch schrieb:
Die MA an sich ist das Problem.
Immer diese einseitige Schwarzweißmalerei! :mad:

Nicht das kommerzielle Radio als solches ist an der miserablen Qualität des Unterhaltungsfunks schuld, ebensowenig die Media Analyse, sondern die Tatsache, dass von Anfang an rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen wurden, welche die Herausbildung von Oligopolen im Rundfunksektor begünstigt haben.

Dort wo eine gewisse Vielfalt zugelassen worden war, u.a. in Baden-Württemberg und Bayern, konnten die meisten unabhängigen Privatsender aufgrund zu hoher Betriebskosten (Sendermiete u.a.) nicht lange überleben.
Bis heute hat sich daran nicht viel geändert, wobei in vielen Regionen Deutschlands inzwischen auch noch eine Frequenzknappheit aufgrund einer fortschreitenden Zufunzelung hinzu gekommen ist.

In den achtziger Jahren fiel auch in Belgien (und in vielen anderen europäischen Ländern) das öffentlich-rechtliche Rundfunkmonopol, was bis heute zu einer echten Aufwertung des Mediums "Radio" geführt hat, nur in Deutschland ist das Gegenteil eingetreten.

Dieser Tatsache sollte man sich bewusst sein, bevor man einseitig den privaten Hörfunk verdammt.
Wo keine Konkurrenz herrscht, weil sich drei oder vier Anbieter den Markt untereinander aufgeteilt haben, muss zwangsläufig die Qualität in den Keller sinken. Das gilt für alle Bereiche des wirtschaftlichen Lebens. Nichts ist der Qualität eines Produktes abträglicher als privatwirtschaftliche Monopole.
 
... weil sich drei oder vier Anbieter den Markt untereinander aufgeteilt haben, muss zwangsläufig die Qualität in den Keller sinken.
Dem stimme ich nicht zu, denn auch ein Monopol ist durchaus in der Lage, Qualität zu liefern bzw. die entsprechenden Prioritäten zu setzen. Natürlich muss ein entsprechendes Bewusstsein bei den hinter dem Monopol stehenden Menschen jenseits von Gewinnmaximierung vorhanden sein.
Weil heute Sonntag ist, und sich in der Bundesrepublik Deutschlann gerne auf eine "christliche" Tradition verwiesen wird, möchte ich auf Mt. 6.24 verweisen: "... Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon."
 
Urlaub hat zwar in gewisser Weise Recht, aber es hat schon was subtil, wenn sowas einer behauptet, der ebenso seit gefühlten 30 Jahren den immer gleichen Einheitsbrei produziert. Die neue Platte der Ärzte ist langweilig und vorhersehbar und damit bestens geeignet für das sogenannte Formatradio. Eine musikaliche Weiterentwicklung wie beispielsweise bei den Toten Hosen fand bei den drei Herren aus Berlin nicht statt. Und damit hat man sich dem Medium Radio hervorragend angepaßt.
Davon unabhängig gibts gerade in Berlin eine Vielfalt im Äther, wovon man anderswo nur träumen kann.
 
Ich höre immer noch gerne Radio und ich kenne mehrere Menschen (Freunde, Bekannte, Kollegen und Verwandte), die ebenfalls gerne Radio hören. Das Formatradio gibt es schon seit Jahrzehnten. In Europa fing es an mit den Seerundfunkpiraten (Radio Nordsee, Caroline, Veronica und Radio London). Erstes öffentlich rechtliches Formatradio in Europa war BBC Radio 1. In Deutschland, glaube ich, war es SWF 3. Formatradios sind also keine neue Erscheinung und keine von Unternehmensberatern neu verordnete Lösung. Formatradios gehören seit Jahrzehnten zur Rundfunklandschaft.
 
Ich höre immer noch gerne Radio und ich kenne mehrere Menschen (Freunde, Bekannte, Kollegen und Verwandte), die ebenfalls gerne Radio hören. Das Formatradio gibt es schon seit Jahrzehnten. In Europa fing es an mit den Seerundfunkpiraten (Radio Nordsee, Caroline, Veronica und Radio London). Erstes öffentlich rechtliches Formatradio in Europa war BBC Radio 1. In Deutschland, glaube ich, war es SWF 3. Formatradios sind also keine neue Erscheinung und keine von Unternehmensberatern neu verordnete Lösung. Formatradios gehören seit Jahrzehnten zur Rundfunklandschaft.


Schön erklärt Berry.

Nur einen wichtigen Punkt hast Du vergessen. Wie sich das damalige Formatradio (meist zum negativen hin) entwickelt hat. Formatradios sind es auch im weitesten Sinne nicht mehr, sondern eher bunte Gemischtwarenläden mit meist nicht gut aufeinander abgestimmten Musikgenres!
 
Nicht das kommerzielle Radio als solches ist an der miserablen Qualität des Unterhaltungsfunks schuld, ebensowenig die Media Analyse, sondern die Tatsache, dass von Anfang an rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen wurden, welche die Herausbildung von Oligopolen im Rundfunksektor begünstigt haben.

An der Qualität sind aber nicht die rechtlichen Rahmenbedingungen schuld sondern die Hörer, die als Masse keine höhere Qualität einfordern. Würden die Hörer nach etwas Höherwertigerem verlangen und hier für ein Markt bestehen, würden die Sender reagieren. Jede Wette, die Jungs von der Marktforschung hätten das schon ausgetüftet. Was schließt Du somit aus der Erkenntnis, dass es ein Programm nach Deinen Vorstellungen bisher nicht gibt? Die Antwort hierauf lautet NICHT: "Dass es an den rechtlichen Rahmenbedinungen liegt"



Dort wo eine gewisse Vielfalt zugelassen worden war, u.a. in Baden-Württemberg und Bayern, konnten die meisten unabhängigen Privatsender aufgrund zu hoher Betriebskosten (Sendermiete u.a.) nicht lange überleben.

Auch das ist eine Frage des Marktes und glaube mir, die Sendermiete nimmt bei vielen Sendern nur einen kleinen Teil der Betriebskosten ein. Da gibt es ganz andere Kostenblöcke als die Distribution.


Dieser Tatsache sollte man sich bewusst sein, bevor man einseitig den privaten Hörfunk verdammt.
Wo keine Konkurrenz herrscht, weil sich drei oder vier Anbieter den Markt untereinander aufgeteilt haben, muss zwangsläufig die Qualität in den Keller sinken. Das gilt für alle Bereiche des wirtschaftlichen Lebens. Nichts ist der Qualität eines Produktes abträglicher als privatwirtschaftliche Monopole.

Ich habe beim Lesen Deiner Beiträge häufig den Eindruck, Du seiest irgendwie mal mit Deinem Programmkonzept bei einer Frequenzvergabe leer ausgegangen und deswegen sind die anderen die Schuldigen, allen voran der Staat und die Konkurrenz. Es würde mich übrigens nicht wundern, wenn Dein Konzept bereits am kaufmännischen gescheitert wäre...
 
Da fahr ich mit Urlaub absolut chloroform.
Der immergleiche Tinnitusbrei, der alltäglich aus dem Äther quillt, nötigt in der Tat zum Abschalten.
Die ÖR bieten wortbeitragsmäßig zwar immer noch gute Quali, jedoch ist die Musik da auch nur mit viel Drogen auszuhalten.
Bei den Privatsendern behauptet bald jeder die beste und abwechslungsreichste Musik von Tutanchamun bis Armageddon zu spielen.
Nach zwanzig Minuten zuhören blute ich aus den Ohren, folglich fällt diese Musik in die Kategorie Folter.

Ein Jingle unseres Senders lautet folgerichtig:

"Wenn hier die Oberkrainer jubeln
und dort die Hitparaden dudeln

und auf all den andern Wellen,
die schrecklich individuellen
DJ`s aus dem Äther quellen,

verzieht sich mein Mund zum bösen Lachen,
freefm wird euch fertigmachen"
 
An der Qualität sind aber nicht die rechtlichen Rahmenbedingungen schuld sondern die Hörer, die als Masse keine höhere Qualität einfordern. Würden die Hörer nach etwas Höherwertigerem verlangen und hier für ein Markt bestehen, würden die Sender reagieren.
Ich habe, in einem anderen Thread eben diese Behauptung auch schon aufgestellt.
Mir wurde eine Frage dazu gestellt - vielleicht kannst Du sie ja beantworten:
"Was war zuerst? Das Ei oder das Huhn?"
 
Ich habe, in einem anderen Thread eben diese Behauptung auch schon aufgestellt.
Mir wurde eine Frage dazu gestellt - vielleicht kannst Du sie ja beantworten:
"Was war zuerst? Das Ei oder das Huhn?"

Die Beantwortung dieser Frage ist für das Thema aber leider nicht relevant, weswegen ich sie auch nicht beantworten werde.
 
Die Beantwortung dieser Frage ist für das Thema aber leider nicht relevant
Ist es absolut, denn ich denke sehr wohl, dass es eine nicht gerade kleine Anzahl potenzieller Radiohörer gibt, die höherwertiges Programm haben möchten, es aber, aufgrund von zahlreichen Rationalisierungen und Optimierungen nicht mehr geboten werden kann.
 
Hallo zsamme,
würden die Hörer nach etwas Höherwertigerem verlangen,würden die Sender reagieren..
Halte ich für unpraktikabel;
seit über 30 Jahren tobt in dem dt.Äther der Virus des gleichgeschalteten Formatradios.
Woher bitteschön soll die Masse noch wissen,dass es noch anderes Matrial als das gibt,womit täglich der Pöbel abgefüllt wird.
Die MA berechnet bzw bewertet einen Sender und dessen Erfolg nur an der Höhe der Einschaltenden.
Die Masse besteht nur aus Konsumenten,weniger Interessenten.
Infolgedessen wird nur noch das gespielt,was Otto Eisenbieger hört bzw kennt.
Ein absolut tödlicher Kreislauf.
Deutschland ist tats.in Europa bezgl. Radiovielfalt das Land,bei dem das Zusammenspiel zwischen privatem Angebot und öff.rechtl. absolut schief geht.
Das Problem ist;der Pöbel schaltet noch ein und stellt,analog eine szunehmend Entwöhnten,keine Fragen mehr,wonach soll er auch fragen nach 30 Jahren Dudelfunk..?
Selbst Queen mit "Radio gaga" behandelt den Dudelfunk,die Gleichschaltung der Stationen und damit das system.Ausbluten des Rundfunks.
Es bleibt nur zu hoffen,dass dieses Portal hier etwas publik gemacht wird,um einen Beitrag zu leisten zur zunehmenden Entdummung der Masse.
 
seit über 30 Jahren tobt in dem dt.Äther der Virus des gleichgeschalteten Formatradios.
Seit Ende der 90er, Anfang der 2000er Jahre tobt das Formatradio in seiner heutigen Form.
Woher bitteschön soll die Masse noch wissen,dass es noch anderes Matrial als das gibt,womit täglich der Pöbel abgefüllt wird.
Gibt es im Zeitalter des Internet wirklich NUR noch gleichklingenden UKW-Dudelfunk?
Komisch, was höre ich dann?
Die MA berechnet bzw bewertet einen Sender und dessen Erfolg nur an der Höhe der Einschaltenden.
Falsch! Nach potenziell hörenden.
Wer schon mal eine MA mitgemacht hat, weiß, dass unter anderem die Frage gestellt wird, ob man "Radio XYZ" kennt.
Sprich, ich hier in Hessen würde beispielsweise gefragt, ob mir hr3 bekannt wäre.
Soll ich dann nein sagen?
 
Woher bitteschön soll die Masse noch wissen,dass es noch anderes Matrial als das gibt,womit täglich der Pöbel abgefüllt wird.
Das Problem ist;der Pöbel schaltet noch ein und stellt,analog eine szunehmend Entwöhnten,keine Fragen mehr,wonach soll er auch fragen nach 30 Jahren Dudelfunk..?
Welche Menschen bezeichnest Du als Pöbel?
seit über 30 Jahren tobt in dem dt.Äther der Virus des gleichgeschalteten Formatradios.
Und was ist mit DLF und DKultur?
 
Falsch - das Ein-Format-Radio hat das Radio zerstört (Super-Mega-Giga-Hitmix gemäß Empfehlungsliste), naja mit der Oldieschiene sind es ja sogar schon zwei Formate.

Seit nur noch Agenten aus dem Vorfeld der Musikwirtschaft und externe Berater das Sagen haben, die DJs entmachtet wurden und keine musikalische Auswahlmöglichkeit mehr existiert verfällt das Medium zusehends. Das Radio soll ja auch Promotionswerkzeug sein, aber Eintönigkeit, Tristesse, Konturlosigkeit und musikalische Eingleisigkeit führen zu Abwehrreaktionen in allen Teilen der Gesellschaft. Dazu kommen völlig inkompetente Verantwortungsträger, die seit Jahren an den Fundamenten sägen.

Man kann nun den Ball zwischen Media-Agenturen, Beratern, Programmverantwortlichen und deutschen Plattenagenten hin- und herspielen. Einerseits hört man Lamentos über die falsche Zielgruppenpolitik der Werbezeitvermarkter oder die groben Irrtümer und Fehleinschätzungen der Beraterfirmen und intern beklagen sich weitgehend entmachtete Musikredakteure über den Mangel an guten Neuerscheinungen. Aber ist es nicht so, dass in Deutschland die Koordinaten falsch gestellt sind und keine exakte Zielgruppenansprache mehr möglich ist, weil alle dasselbe inhomogene Feld (14-49) beackern wollen oder müssen?

Andereseits wird der Frequenzvorrat schlecht verwaltet, weil wenige reichweitenstarke Sender kleineren Konkurrenten nicht selten im Einvernehmen mit den Aufsichtsbehörden den Marktzugang versperren.
 
. In Europa fing es an mit den Seerundfunkpiraten (Radio Nordsee, Caroline, Veronica und Radio London). Erstes öffentlich rechtliches Formatradio in Europa war BBC Radio 1. In Deutschland, glaube ich, war es SWF 3.

Also die Seesender war sicherlich alles, aber nicht unbedingt ein Paradebeispiel für langweiliges Formatradio. SWF 3 war sicherlich in gewisser weise schon ein Vorläufer der heutigen Formatradios, aber es war weder so extrem durchformatiert wie die heutigen Stationen und zudem hatte man noch Leute mit Format (:D) am Mikro die auch mehr als 2 Sätze unfallfrei aufsagen konnten und vor allem DURFTEN.
 
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