Durchgezappt! Ein Bericht aus dem Hamburger Abendblatt

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Ach, der Bericht ist ja durchaus interessant, sodass ich finde, dass man ihn durchaus auch noch einmal in einem separaten Thread besprechen kann. ;)
 
...dann wiederhole ich hier gerne meinen Eintrag vom NDR2-Thread:

Da sollte/musste jemand einen Artikel schreiben, der ein vermeintliches Image beschreiben sollte. Nervende Morgensendungen, gehaltvolle Nachtmusik. Werden um 16.45 Uhr bei NDR 2 Musikwünsche erfüllt? Nicht, dass ich wüsste. Zu offensichtlich.
 
Ich finde vor allem das er sehr stark auf die Gebührenfinanzierten Sender draufhaut. John Ment wird in einem kurzen Abschnitt nur mal so nebenbei erwähnt. Also wenn der in Hamburg keine besondere Stellung hat...

Auch wenn ich ihn nie höre, so ist der Ment doch seit Jahrzehnten DIE Stimme die Hamburger morgens hören, wenn sie Ihr Radio an machen.

Mich hätte seine Meinung mal zur Welle Nord oder Bremen 4 interessiert. Das ist nämlich das was ich morgens im Bad, respektive Auto präferiere.

Und Wünsche bei NDR2 gibt ja erst um 18.00 Uhr ;)
 
Dem Autoren kann man nur voll und ganz beipflichten, dieser Artikel könnte im Prinzip auf jede deutsche Stadt adaptiert werden.

Ich hab' meine Hoffnung längst aufgegeben, jemals wieder auf UKW etwas für mich angenehmes zu hören und meine Konsequenzen daraus gezogen und ein Radio nach dem anderen entsorgt. Dank Internetradio hat sich dagegen mein Radiokonsum mengenmäßig gesehen in den letzten Jahren wieder vervielfacht.

Selbst wenn noch tausende solcher Artikel verfasst werden, ändern wird sich nichts mehr. UKW-Radio dudelt sich unaufhaltsam zu Tode. Der einzige Vorteil: Man braucht sich über eventuelle technische Nachfolgesysteme wie DAB+ keine Gedanken mehr zu machen. Bis diese massentauglich sind, ist jeder Haushalt ausreichend mit Internetradio-Empfängern versorgt.
 
Es gibt eine Passage in dem Text, die mich mißtrauisch macht und den Artikel insgesamt für mich komplett entwertet:
Zitat:
Von Mitte der 60er- bis in die 80er-Jahre gab es auf NDR 2 die Sendung "Nach der Schule. Musik für junge Leute", moderiert von Klaus Wellershaus. Gespielt wurden aktuelle Songs, und Musik wurde in inhaltliche Zusammenhänge gesetzt. Diese Sendung hat meine musikalische Sozialisation entscheidend geprägt. Wenn es die Sendung noch gäbe, dann würden jetzt die neuen Platten von Patti Smith und Neil Young besprochen
Mit Verlaub: es ist satte 35 Jahre her, dass Patti Smith und Neil Young ihre beste Zeit hatten, und ihre Erwähnung in diesem Kontext ist so, als wenn man zur Zeit von Patti Smith (ca. 1978) lobend erwähnt hätte, dass ein Radiosender die neuen Alben der Comedian Harmonists und von Rudi Schuricke vorstellt. Musik für junge Leute, so so...
 
Genau diese Passage ist mir auch aufgefallen. Patti Smith und Neil Young = Musik für junge Leute, *lach*. Ja ja, wenn "junggebliebene" 58-jährige glauben, sich musikalisch in heutige Jugendliche hineinversetzen zu können, das kann nur mächtig in die Hose gehen. Soll aber den Artikel nicht schmälern, den ich sonst für recht gelungen halte.

Ich erinnere mich auch immer noch gerne daran, dass Ende der 70er Jahre (ich war so 12-13) ältere Hörer (>30) sich bitterlich über diese Hottentottenmusik im Radio beschwert haben. Also alles schon mal dagewesen.
 
Ich erinnere mich auch immer noch gerne daran, dass Ende der 70er Jahre (ich war so 12-13) ältere Hörer (>30) sich bitterlich über diese Hottentottenmusik im Radio beschwert haben. Also alles schon mal dagewesen.

Ich erinnere mich auch sehr gerne zurück und ich (wir) hatten das Glück Ö3 empfangen zu können. In unserer Familie beschwerte sich niemand über das geniale Ö3 von einst. Sie brachten einfach alles unter einen Hut, ob Evergreens, Rockhits aus den 50er und 60ern, Chansons, aktuelle Musik usw. Das war halt echtes "junges" Familienradio, was mir heute so sehr fehlt.

Der Bericht bringt es sehr treffend auf den Punkt. "Bloss keine Abschaltfaktoren schaffen" ... ---> Aber genau das machen sie alle in Wirklichkeit den ganzen lieben langen Tag! Wenn mein Radioalltag nur noch aus rumzappen bestehen soll, dann muss ich leider passen, weil dafür habe ich einfach auf Dauer keine Zeit und Lust.
 
Der Schlüsselsatz kommt gleich am Anfang des Artikels:

"Entspannt in den Tag", verspricht Ponik mir. Ich bin schon nach einer Stunde genervt.

Das ist nämlich das Konsortialproblem fast aller heutigen (deutschen) Radioprogramme: Sie versprechen Dinge, die sie partout nicht halten, noch schlimmer, deren Gegenteil sie liefern. Ein paar Beispiele:

Der tollste Musikmix - in Wahrheit lahmer Einheitsbrei
Die meiste Abwechslung - in Wahrheit Korsettformatierung
Der schnellste Verkehrsfunk - in Wahrheit genau die gleichen (oft überholten) Meldungen wie alle anderen
Wir sind von hier - ha, ha, ha
Die lustigsten Comedys - Gähn!
News und Infos - schnell zusammengeschusterte Agenturschlagzeilen
Live und authentisch - Vom Band und gespreizt
Wir sind die Besten, Tollsten, Meistgehörten - zurechtgebogene MA-Statistiken
Immer gute Laune - neurotischer Zwangshumor auf Pennälerniveau
Tolle Gewinnspiele - verlogene Telefonabzocke

und so weiter, und so weiter ...
 
Der Bericht ist nicht das Papier wert auf dem er gedruckt ist und der Erkenntnisgewinn ist auch nahe Null (-:

Ganz ehrlich,wenn ich in Hamburg bin und nicht der Mensch, der " lustige Morningsshows mag" sollte man eben aug Deutschlandradio Kultur schalten oder sich in den weiten des Webs eine Sendung suchen die besser zu einem paßt.
 
Ach ja, früher ... auch mich hat NDR2 in der Jugendzeit geprägt.
Bei "NDR2 - von neun bis halb eins" erkannte ich die (nahezu) täglich wechselnden Moderatoren (z.B. "Amapola" für Carlo v.T.), die damals auch noch die Musik selbst zusammenstellten. Ob "Die Plattenkiste", "Musik für junge Leute" oder "Der Club" - irgendwie konnte ich als Jugendlicher fast den gesamten Tag durchhören - unterbrochen von den mir damals lästigen Infosendungen "Mittags-" oder "Abendkurier".
Und so haben mich vermutlich auch die Macher dieser Zeit mitgeprägt: Günter Fink, Carlo von Tiedemann, Wolf-Dieter Stubel, Lutz Ackermann, Ulli Harrass, Gerd "Timmy" Tmmermann - einfach einmal in der Reihenfolge aufgezählt, wie sie mir gerade einfallen. Selbst auf NDR1 Radio Niedersachen (ich glaube, so nannten sie sich damals) konnte ich als Teenager am Samstag die Hitparade mit Hans-Georg Martin hören.
Was konnte ich mich (und sicher viele andere auch) aufregen, weil die Moderatoren mir mit ihrem "in-den-Titel-Gequatsche" ständig die Aufnahme mit dem Cassettenrekorder vermasselten.

Und irgendwann kamen dann die Privaten daher: in Niedersachsen zunächst FFN, dann auch Antenne. Fing damit der Niedergang an?
Halte ich für durchaus möglich. Denn Quotendruck war den "Öffis" bis dahin nicht bekannt, und so konnte man bis dahin auch ruhig etwas ausprobieren und anspruchsvollere Formate, die durchaus nicht Jedemanns Sache waren, senden. Der "Ausschaltimpuls" war zwar da - aber die Alternative wäre Lesen gewesen - denn Fernsehen gab es bei mir zu Hause in eher wohl dosierter Form. Insofern kam für mich Ausschalten ohne triftigen Grund, wie z.B. eine Verabredung zum Fußballspielen, nie in Frage.

Tja - leider (wenn es um UKW-Radio geht) leben wir im Hier und Jetzt. Und die guten, alten Zeiten sind vorbei. Schade, um's Radio.
Der Artikel von Heinrich Oehmsen spricht mir in weiten Teilen aus der Seele - auch wenn er in manchen Phasen durch nicht ganz korrekten Inhalt den Eindruck erweckt, vielleicht doch schon zwischendurch einmal eingedämmert zu sein.
 
Man müsste ein Buch verfassen "Radio - Deutsch" "Deutsch - Radio" ... dazu hat Mannis Fan einen guten Beitrag geleistet.
Übrigens: Auch Oldies lassen sich irgendwann mal totdudeln, selbst die besten Classics der Beatles.
Auch im Fernsehen ist dieses Geclaime unerträglich geworden...

Man könnte noch was ergänzen bei Mannis Liste:

Das Verkehrszentrum... und da sage ich: Obacht im Straßenverkehr... Gerade, was das Antenne Bayern Verkehrszentrum anbelangt...
Blitzer werden nicht mal durchgesagt, wenn man anruft, und Staus, die eigentlich da sind, nicht mal angekündigt.
Dafür wird man aber aus einem nicht durchgesagten Stau mit einem Stauschrauber rausgeholt, was ich polizeirechtlich für sehr bedenklich halte!

Es ist schon der Wahnsinn, wie stark solche Berater, dann diese Einteilung in CHR, AC, etc. die Radiosender mehr und mehr kaputt gemacht haben.

Echte Alternativen sitzen im Ausland oder im Netz, manches Mal blinzelt aber in Deutschland noch was auf, dann wird diesem zarten Pflänzchen ein Übernahmeangebot gesendet,
und wieder ist es aus mit der Alternative.

Formatradio ist industriell gefertigtes Radio und hat was mit Kapital und Wertschöpfungsprozessen zu tun. Und wenn jemand investiert, möchte er auch, dass das Kapital
wächst. Leider haben viele Radiomacher blauäugig dieses mitgemacht. Gab es Proteste gegen dieses Formatradio von Seiten von Hörern, Senderverantwortlichen oder
gar denen, die es kontrolliert haben?

Das Radio, als Medium zur Unterhaltung der Leute, ist dem Radio der Kapitalgeber und Berater gewichen. Vielleicht sehe ich etwas zu schwarz, aber: ich merke, wie stark hier
im Forum immer mehr die deutschen Radiostationen wegen ihres Einheitsbreis, den Dudelfunk und so weiter kritisiert werden.

Gibt es Wege, diese Prozesse von Formatierung und Kapitalismus im Hörfunk zu retardieren, im Höchstfall umzukehren?
Selbst die sehr guten öffentlichen Radiosender haben sich mittlerweile diesem Privatradiostil angenähert und sind sogar unter dessen Niveau durchgeschlüpft.

Es wird immer vom guten alten Hörfunk geredet, der noch nicht formatiert und von Kapitalbindung beeinflusst war. Aber: wie soll der neue Hörfunk aussehen?
So wie die 70er- und 80er, nur im Stile des 21. Jahrhunderts? Die digitale Revolution beginnt ja schon, diese wird auch irgendwann dem Rundfunk von jetzt Schwierigkeiten
bereiten. Einzelne Sender haben schon mehr als ein Programm. Nur: Cui bono? Wem nützt es? Es nützt ja wieder den Senderanstalten, die diese Programme kreiert haben.

Was ich z.B. in Deutschland vermisse, und das ist wirklich so: Schlager, Oldies, aber auch moderne Hits werden meist nur auf deutsch oder englisch im Radio gebracht.
Musik aus Spanien, der Türkei, oder anderen Ländern findet sich meist in Spartenprogrammen, oder aber im Internet.
Wenn man schon immer von Integration redet, sollte man auch Musik aus Ländern integrieren, deren Einwohner hier auch leben. Warum nicht auf NDR 90,3 mal eine türkische
Popnacht? Die fehlende Bereitschaft der Sender, Musik aus anderen Kulturkreisen zu integrieren, macht den Musikstil einseitig. Zudem fände ich es wichtig, in den öffentlichen
Sendern auch solche Musik zu senden, weil es genau auch dem Bildungsauftrag der öffentlichen Sender entsprechen müsste.

Mir gehen gewisse Sender schon länger auf den Senkel, hab mich schon öfter hier im Forum beklagt. Wenn man dann Sendern mögliche Verbesserungsvorschläge sendet,
dann heißt es immer wieder: "Veränderungen müssen langfristig vorbereitet werden, etc. pp."

Es ist in der Radiolandschaft wie in der Politik: Einheitsbrei wo man hinschaut, und wenn man ein bisschen Würze verlangt, damit der Einheitsbrei vielleicht ein bisschen er-
träglicher wird, dann wird man zusammengestaucht und von Senderverantwortlichen gleich so in eine Ecke gestellt...

Das ewige "Wir-sind-Gutmenschen-Radio" ist für kritische Hörer bedenklich, denn: wir wollen ja niemandem wehtun. Wir wollen doch bloß spielen. Nur die besten Hits. Nur
die besten Oldies. Unbequemes Nachfragen bei fragwürdigen Entscheidungen in Politik und Gesellschaft? Sollen es doch die Kollegen der Zeitung machen... die hört man wenigstens
nicht. Die liest man nicht. Verprellen von Investoren? Keine Chance...
Political correctness ist oberste Maxime, so scheint es.
Allen soll es recht gemacht werden: den Zuhöreren. Sie ködert man mit sinnlosen Gewinnspielen. Den Investoren: sie werden durch Quote bestätigt. Der Politik vor Ort: unbequeme
Nachfrager werden rausgeekelt. Den Senderverantwortlichen: sie können mit breiter Brust die kommende MA erwarten und dann wieder, ach wie schön, eine höhere Quote ver-
künden.

Und der mündige Bürger? Er bleibt auf der Strecke... Er wird entmündigt. Erst finanziell, dann medial, dann politisch....

So schaffen wir das Grab für unsere Gesellschaft, schleichend, aber wir haben die Schaufel schon angelegt.
Und neben dem Grab dudelt der Dudelfunk munter weiter....
 
Ganz ehrlich, wenn ich in Hamburg bin und nicht der Mensch, der "lustige Morningsshows mag", sollte man eben auf Deutschlandradio Kultur schalten oder sich in den weiten des Webs eine Sendung suchen die besser zu einem paßt.

Das sehe ich aber völlig anders. Zwischen dem Morning-Show-Dummfunk und den hochgeistigen Ergüssen der Politik- und Feuilleton-Programme muss es auch was für Otto-Normal-Hörer geben. Einfach gutes Radio. Das hat doch bis vor wenigen Jahren auch bei NDR 2 funktioniert. Da gab es diesen unsäglichen Comedy-Fast-Food-Mist und platteste Plattitüden noch nicht und die Moderatoren hatten nicht diese aufdringliche Penetranz.

Doch das Ende der Fahnenstange scheint noch nicht erreicht zu sein. Heute früh lief auf NDR 2 dieses:

"Wir suchen die Sonne, diesen großen gelben Himmelskörper. Haben Sie die Sonne heute schon gesehen? Dann machen Sie ein Foto und laden es auf unsere Homepage. Am Telefon ist jetzt Frau Sowieso aus Einbeck in Südniedersachsen. Ach, sie haben also die Sonne gesehen? Ach, dass ist ja toll. Haben Sie das Foto schon auf unsere Homepage geladen? Ja super. Wir suchen die Sonne. Machen Sie mit!" :wall:
 
Was ist gutes Radio , Spezi ? Das definiere ich doch von Tag zu Tag unterschiedlich:

Gestern habe ich mit beiden Ohren der Sendunh " Leute " von SWR 1 BW gehört. Der Gast war interessant, ich konnte gut folgen

Heute habe ich die Sendung " Musikzeit " auf Nordwesradio gehört,weil ich heute Hausarbeit gemacht habe und da paßte die Sendung ganz gut
 
Wenn ich die Kritiken hier lese frage ich mich, warum so viele Leute trotzdem NDR 2 einschalten. Es ist ein Phänomen. Alle scheinen sich in Norddeutschland auf NDR 2 zu konzentrieren.
 
"Wir suchen die Sonne, diesen großen gelben Himmelskörper. Haben Sie die Sonne heute schon gesehen? Dann machen Sie ein Foto und laden es auf unsere Homepage. Am Telefon ist jetzt Frau Sowieso aus Einbeck in Südniedersachsen. Ach, sie haben also die Sonne gesehen? Ach, dass ist ja toll. Haben Sie das Foto schon auf unsere Homepage geladen? Ja super. Wir suchen die Sonne. Machen Sie mit!" :wall:

Zur Sicherheit mal ein Fernglas nehmen und nachsehen, ob es wirklich die Sonne ist (auf die Art steigert man langfristig Hörerzahlen und Einschaltdauer, weil die TV-Seher dann mangels Augenlicht fortan dauerhaft zum Verblödungs-Hörfunk übersiedeln).
 
Auf unserem WE-Trip nach Niedersachsen per Auto war ich von NDR2 angenehm überrascht. Im WDR-Sendegebiet war ich weniger angetan. Aber das sind nur Momentaufnahmen, ich kenne deren Tagesprogramme nicht.
 
Formatradio ist industriell gefertigtes Radio und hat was mit Kapital und Wertschöpfungsprozessen zu tun. Und wenn jemand investiert, möchte er auch, dass das Kapital
wächst. Leider haben viele Radiomacher blauäugig dieses mitgemacht.

Wie gesagt: Formatradio macht nur Sinn, wenn die Gesamtauswahl stimmt und in Summe alle Bedürfnisse halbwegs abgedeckt werden. Das ist in Deutschland mit seiner "Beraterradiokultur" jedoch nicht der Fall und schon allein deswegen ist die Unzufriedenheit mit dem Medium so groß. Ein Formatradio, das nur feste Zeitleisten und ein durchgängig einheitliches Tagesschema kennt, aber sonst alle Stilrichtungen wild durcheinanderwirft, ist ein Widerspruch in sich.

Musik aus Spanien, der Türkei, oder anderen Ländern findet sich meist in Spartenprogrammen, oder aber im Internet. Wenn man schon immer von Integration redet, sollte man auch Musik aus Ländern integrieren, deren Einwohner hier auch leben. Warum nicht auf NDR 90,3 mal eine türkische Popnacht?

Das wird beim Hörer nicht verfangen, denn türkische Musik ist der deutschen Mentalität ziemlich fremd. Türkische Ganztagsprogramme gehören längst flächendeckend auf die Ultrakurzwelle, aber dazu müsste man die verkrustete Radiolandschaft reformieren und das ganze FM-Band neu ausschreiben, doch das wollen die defensiv agierenden Besitzstandswahrer bestimmt nicht. So lässt man sich eben still und leise von den neuen Medien überrollen; fünf Minuten vor zwölf verfallen die Printradios wahrscheinlich in eine irrationale DAB-Hektik, die vermutlich genauso kopflos und weltfremd angegangen wird wie die unbefriedigende UKW-Versorgung. Aber dann ist es eh schon zu spät und die Öffis haben freie Bahn, zumal die auf nicht versiegende Geldquellen zurückgreifen können.
 
Wenn ich die Kritiken hier lese frage ich mich, warum so viele Leute trotzdem NDR 2 einschalten. Es ist ein Phänomen..

Ähm - wenn Du meinen Beitrag gelesen hast, sollte Dir klar sein, dass ich den Unterschied zwischen "NDR2 damals" und "NDR2 Heute" betont habe.
Außerdem finde ich nicht, dass die z.B. im Küchen- oder Autroradio empfangbaren Sender (wie bspw. die "Landeswellen" des NDR, Antenne, RSH oder FFN) echte Alternativen darstellen. Ich habe aber auch lange noch nicht alle Einträge über diese Sender in diesem Forum gelesen.
 
Ricochet, danke für diese fundierte Analyse. Aber sie trifft wirklich den Punkt...
...mehr als einmal "gefällt mir" kann man leider nicht klicken :-|
 
Doch das Ende der Fahnenstange scheint noch nicht erreicht zu sein. Heute früh lief auf NDR 2 dieses:

"Wir suchen die Sonne, diesen großen gelben Himmelskörper. Haben Sie die Sonne heute schon gesehen? Dann machen Sie ein Foto und laden es auf unsere Homepage. Am Telefon ist jetzt Frau Sowieso aus Einbeck in Südniedersachsen. Ach, sie haben also die Sonne gesehen? Ach, dass ist ja toll. Haben Sie das Foto schon auf unsere Homepage geladen? Ja super. Wir suchen die Sonne. Machen Sie mit!" :wall:
Man schaut sich keine Fernsehsendung an, die man nicht mag. Ebenso hört man keine Rundfunksendung, die man nicht mag. Bei NDR 2 scheint das merkwürdigerweise anders zu sein.

So zitiert hier ein Kritiker mehrere Sätze aus dem Programm von NDR 2. Also muss er das Programm gehört haben, obwohl er es nicht mag. Jetzt kann man vermuten, dass er das Programm im Supermarkt oder bei Freunden unfreiwillig gehört hat. Aber das Programm muss für ihn so interessant sein, dass er sich die Sätze gemerkt hat.
 
Obwohl, Ponik und Petersen werden im NDR-Fernsehen kräftig beworben.
Mal ehrlich: Wenn ich die Morgensendungen der Sender so anhöre, dann komme ich drauf, dass sie nix mehr sind, was ich beim ZDF um 09:05 geboten bekomme - volle kanne aber leerer Inhalt.
 
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