DRadio - Jens Weinreich - Umgang mit kritischen Journalisten - Berufsverbot

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Karlchen

Benutzer
Einen Maulkorb für einen Radiojournalisten, das ist echt der Gipfel! Wenn man Menschen on Air beleidigt oder diffamiert, ganz klar, da muss der PD handeln. Aber in dem oben beschriebenen Fall ist das eine Farce! Hätte der Rundfunkrat eine journalistische Fehlleistung oder Falschmeldung geahndet, hätte der Journalist das öffentlich per Gegendarstellung in die richtige Bahn leiten können.

Aber hier wurde wahrscheinlich in ein Wesepennest mit starker Lobby gestochen, deren Hand am richtigen (langen) Hebel sitzt. Pressefreiheit wird mit Füßen getreten, aber täglich darf man bei "Bild" z.B. ungehindert das Volk mit Lügen verängstigen und aufscheuchen....

Ich wünsche dem Mann, dass er schnell einen neuen Wirkungskreis findet.
 
Na ja, weder mit Berufs- noch mit Beschäftigungsverbot hat das irgendetwas zu tun. Wie das bei Blogs immer so ist, wird da immer viel aus dem Kontext gerissen, so dass sich für mich ohnehin nur ein Bruchteil von dem erschließen lässt, was da alles vorgefallen sein mag. Wie dem auch sei, womit Herr Weinreich aber trotz seiner ziemlich unprofessionellen (nun, es ist ein Blog) Wortwahl Recht hatte, ist das hier:

Da dürfen Polit-Hampel und Wahrheitsallergiker wie Klaus Riegert und/oder Joachim Günther (FDP) vor und nach den Sitzungen ihre belanglosen, irrlichternden und dümmlichen Statements zu Protokoll geben. Diese Abart des Journalismus und diese Zitate aus der Parallelgesellschaft sind nur: überflüssig.

Und da macht sich gerade der Deutschlandfunk regelmäßig schuldig. Dass man sich mit solchen Äußerungen aber unter Umständen auch bei seinem Arbeitgeber nicht beliebt macht, hätte Weinreich klar sein sollen.
 
Irgendwo in seinem langen und schmerzensreichen Mail an Frau Rawohl heißt es bei Jens Weinreich:
Offen kommunizieren heißt u.a.: Quellen nennen. Geben – nicht nur nehmen. Diskutieren. Einstecken können. Fehler eingestehen und korrigieren.

Da hat er es aber beim journalistischen Establishment verschissen: "Fehler eingestehen und korrigieren!" Wo kommen wir da denn hin? Journalisten machen keine Fehler. Sie besserwissen alles und sie nörgeln und vom hohen Podest des Weltenerklärers herunter an allem und jedem herum, doch wehe, sie selbst werden einmal bei menschlichen Schwächen, inhaltlichen Unzulänglichkeiten, schlampiger Arbeit oder gar wissentlicher Wortverbiegung ertappt. Dann bricht aber der Vernichtungskrieg aus, gegen den- oder diejenigen die es wagen, so etwas öffentlich zu machen.
Das fängt im Kleinen an und geht bis hoch in die Intendanzen und Chefetagen.
Versuche mal, einem popeligen Lokalredakteur in einem Leserbrief ans Bein zu pinkeln - ehe dieser Leserbrief erscheint geht die Welt unter.
 
Jens Weinreich verdiente vielmehr Unterstützung von Seiten aller Berufskollegen. Dass der DLF beleidigt auf diese Stimme verzichtet, fällt nur negativ auf ihn zurück - und reduziert die sowieso schrumpfende Anzahl der Gründe, ihn einzuschalten.
Nur mal als Beleg, hier ein Artikel von Jens Weinreich aus der heutigen Badischen Zeitung, die Medaillenvorgaben des Innenministerums (sic!) betreffend:

http://www.badische-zeitung.de/medaillen-erwartung-veroeffentlicht-ueberzogene-vorgaben
 
Ich finde es ärgerlich, was da passiert ist. Aber öffentliche Kritik am Arbeitgeber bei Facebook u.ä. hat auch schon jenseits der Medien zu Kündigungen geführt. Und Gerichte neigen dann auch dazu, dass zu akzeptieren, da eben auch eine Loyalitätspflicht dem Arbeitgeber gegenüber eingefordert wird.
 
Jaja, da sind manche über das "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing"-Zeitalter nicht hinausgekommen. Aber gut, es gibt immer einige Gruppierungen, die sich hartnäckig der Aufklärung entziehen, auch Jahrhunderte später.
 
Dieser Sportausschuss ist sowieso eher ein Erholungs- und Urlaubsinstrument für seine Mitglieder und befreundeter Journalisten auf Steuerzahlerkosten. Es werden jede Menge Weltreisen unternommen mit unglaublich grotesken Begründungen. Die SZ berichtete vor drei oder vier Jahren über die Machenschaften dieser feinen Herrschaften. Wenn dann mal nachgehakt wird, entzieht man sich mit scheinheiligen Schutzbehauptungen der Öffentlichkeit. Daher reagieren die Mitglieder des Sportausschusses auch so allergisch auf hartnäckige Journalisten wie Weinreich.
Ich denke, wir sollten dem Indendanten des Dradios wissen lassen, wie wir über solche Behinderungen journalistischer Recherche, die hier als redaktionelle, arbeitsrechtliche Maßnahme getarnt werden soll, denken.
Schreiben wir Herrn Steul also ein paar empörte E-Mails.
 
Leukozyt schrieb:
Schreiben wir Herrn Steul also ein paar empörte E-Mails.

Das wird ihn aber herzlich wenig jucken.
Was ihn und dem DLF hingegen richtig schmerzen würde, das wären Berichte und Kommentare über diesen Vorgang in anderen Medien. Vielleicht schreibt Kollege Weinreich ja auchmal ein Buch über seine diversen Erfahrungen mit Rundfunkfunktionären. Das wäre sicher erhellend.
 
Halte ich für gänzlich irrelevant. Herr Grimmberg hat sich nach meiner Beobachtung bislang weder in der taz noch anderswo durch investigativen, erhellenden Medien-Journalismus hervorgetan. Eher durch theatraliche Verpackungen von Beschönigungen und Relativierungen. Zustimmen muss ich aber seinem Fazit mit der Benennung der Verlierer. Aber selbst da ist auch schon ein Widerspruch in seinem Satz.: es ist nicht nur ein Verlierer, er selbst nennt bereits drei...
Mag ja sein, dass es personelle Neu-Organisation im DLF gab und da vielleicht auch das Ego einer Person mal übers Ziel hinaus schießt und die Chemie dann plötzlich nicht mehr stimmt. Wenn aber z.B. diese persönliche Anhörung tatsächlich aus den formellen Gründen (Terminfindung) verwehrt wurde, ist das schon bezeichnend für die Abläufe und den Unwillen, sich mit bestimmter Kritik inhaltlich auseinanderzusetzen. Breitflächige kritiklose Selbstdarstellung von politischen Mandatsträgern ist leider schon lange ein Markenzeichen speziell des DLF.

Seltsam finde ich lediglich, dass im Blog auch der Innen-Minister als Kronzeuge für die Fargwürdigkeit des Sport-Innen-Ausschusses genannt wird.o_O
 
Herbert Fischer-Solms hat sich eingeschaltet - endlich. Aber ob er noch etwas ausrichten kann? Zu wünschen wäre es.

Herbert Fischer-Solms schrieb:
Es wäre großartig für den Deutschlandfunk, diesen wunderbaren Sender, wenn er sich Jens Weinreich wieder annähern könnte. Sonst ist es ein großer Verlust für beide Seiten. [...] Der Zustand des Sportjournalismus in Deutschland ist ziemlich erbärmlich. [...] Ich habe Jens Weinreich als großartigen Journalisten erlebt. Er ist vielseitig, beim Deutschlandfunk hat er bewiesen, dass er auch Hörfunk kann. [...] Natürlich habe ich mich mit Jens Weinreich auch gerieben. Aber das war im Grunde genommen immer produktiv. Es ist doch so, wenn wir einen Journalismus hätten, in dem wir nur die netten Kollegen haben, und immer nur die, die zu allem Ja und Amen sagen, was wäre das für ein Journalismus? Jens ist ein unbequemer Mensch und daher für jede Redaktion eine unheimliche Bereicherung.

Da ich mich hier bislang noch nicht zu Wort gemeldet habe, möchte ich auch zu Protokoll geben, dass mir der Umgang des Deutschlandradios mit eigenen Mitarbeitern (und auf der Gegenseite mit "Einwänden" aus der Politik) in der letzten Zeit, nicht nur im Falle Weinreich, doch sehr zu denken gibt. Die jüngste Posse um dem Wehrbeauftragten passt da perfekt ins Bild. Ich werde in der nächsten Zeit mal genauer darauf achten, ob sich der DLF weiterhin 45-minütige Features über das Versagen der Politik bei Murat Kurnaz oder einen ebensolangen Verriss der Tagesschau leistet - oder ob es stattdessen nur noch die brave zweihundertachtundvierzigste Erklärung der Eurokrise oder der Gesundheitsreform gibt - neben dem obligatorischem Beitrag über Goldsuche im Vogtland natürlich.
 
Es würde einiges zur Klärung beitragen, wenn mal einer den Blogg-Eintrag nennen würde, in dem der Kollege so über andere Kollegen hergefallen sein soll.
 
Es würde einiges zur Klärung beitragen, wenn mal einer den Blogg-Eintrag nennen würde, in dem der Kollege so über andere Kollegen hergefallen sein soll.
Es ging um mehrere Veröffentlichungen von Jens über den Sportausschuss und dessen "geheime" Dokumente, unter anderem in diesen Blogbeitrag (da war die Sache aber schon gelaufen). Ein Beitrag, in dem er "über Kollegen herfällt", ist mir nicht geläufig.
 
Der DLF argumentiert aber mit Kollegenschelte, ausdrücklich auch an Kollegen im eigenen Haus als Begründung für die Kündigung und lässt darüberhinaus auch Probleme bei der Anerkennung der Autorität der neuen Redaktionsleiterin durchblicken. Das kann ich mir von Fall zu Fall durchaus vorstellen, aber ich finde nur sehr allgemein gehaltene Kritik an Kollegen, aber überhaupt keine am DLF oder seinen Angestellten und Mitarbeitern.
 
Sehr bemerkenswert, daß in einem Forum, in dem es von Journalisten doch eigentlich wimmeln sollte, bislang niemand auf die Idee gekommen ist, dem Grundsatz "audiatur et altera pars" nachzugehen. Hier wird Weinreichs (seien wir ehrlich: durchaus von hoher Selbstüberzeugtheit gezeichnete) Darstellung der Dinge als Faktum an- und hingenommen und nicht im geringsten hinterfragt. Seltsam.

Wer dennoch auch mal die andere Seite hören möchte, kann das hier tun:


Natürlich hat Wagner auch mit Weinreich gesprochen, höre hier:
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben