Dr. Marc Jan Eumann zum Thema "Föderalismus und Medienvielfalt"

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Eben las ich auf der Webseite der LfM:
„Von zentraler Bedeutung ist daher eine handlungsfähige und vor allem unabhängige Medienkommission, die gestärkt und abgesichert werden muss. Regionale Besonderheiten des Medienmarktes, zum Beispiel bei Lokal- oder Bürgermedien, verlangen sach- und ortsnahe Entscheidungen – eine wichtige Aufgabe der Landesmedienanstalten. Deshalb kommt dem Föderalismus für die Gewährleistung von Medienvielfalt eine besondere Bedeutung zu“, sagte Eumann.

Quelle: http://www.lfm-nrw.de/aktuell/press...ienkommissionssitzung-vom-31-august-2012.html

Das ist doch unmöglich: Wie kann jemand die Wirklichkeit nur derart verdreht darstellen?!

Fakt ist:
  1. Die Medienkommission ist nicht unabhängig, sondern vertritt in Sachen Privatfunk lediglich die Interessen der am NRW-Lokalfunk beteiligten Unternehmen. Unabhängige Programmveranstaltern wird ein Zugang zum Markt mit den fadenscheinigsten Argumenten (keine verfügbaren Frequenzen ... ) verwehrt.
  2. Regionale Besonderheiten des Medienmarktes gibt es in NRW nur noch im Bereich der Käseblätter und des Internets; im Sektor des Rundfunks existieren sie nicht, da alle "Lokalsender" das Rahmenprogramm aus Oberhausen übernehmen und der Bürgerfunk faktisch abgeschafft wurde.
  3. Gerade der Föderalismus im Mediensektor ist dafür verantwortlich, dass sich so ein verfilztes System wie bspw. bei der Düsseldorfer LfM herausbilden konnte.
Dr. Eumann behauptet in seinen Aussagen das genaue Gegentei dessen, was wahr ist!

Entweder weiß er nicht, was wirklich Sache ist, oder er hat die letzten Reste von politischer Aufrichtigkeit und Anstand verloren.

Seine Aussagen erinnern mich an das Gerede vom antifaschistischen Schutzwall in der DDR, der nur dazu diente, eine Massenflucht zu verhindern, während man den eigenen Bürgern weißzumachen versuchte, man wolle sie auf diese Weise vor einem Angriff durch den Klassenfeind schützen.
 
Internetradiofan schrieb:
Entweder weiß er nicht, was wirklich Sache ist, oder er hat die letzten Reste von politischer Aufrichtigkeit und Anstand verloren.

Ersteres! Und er befindet sich dabei in guter Gesellschaft - es hocken bei allen Landesmedienanstalten die gleichen selbstggefälligen Nichtswisser.
 
Ersteres! Und er befindet sich dabei in guter Gesellschaft - es hocken bei allen Landesmedienanstalten die gleichen selbstggefälligen Nichtswisser.

Stimmt nicht; siehe sein Lebenslauf unten!

Mit Verlaub:

Er fordert eine unabhängige Medienkommission, die gestärkt und abgesichert werden muss.

Wenn es das so wäre, hätte sich Eumann nicht dafür auszusprechen brauchen.

An dieser Stelle zitiere ich aus seiner Vita:
1995 bis 2010: Landtagsabgeordneter

1995 bis 2010: Mitglied im WDR-Rundfunkrat

1999 bis 2010: Mitglied im Aufsichtsrat der wdr-mediagroup

2000 bis 2010: Stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen

Quelle: http://www.mbem.nrw.de/web/media_get.php?mediaid=21785&fileid=66198&sprachid=1

Dieser Mann hat Jahre lang für den WDR gearbeitet und war nicht zuletzt für dessen Finanzen zuständig.
Meint Ihr allen Ernstes, dass so jemand auch nur im Traum auf den Gedanken käme, Konkurrenz im Rundfunksektor zuzulassen und damit gegen die Interessen des WDR zu handeln?

Es kommt nicht darauf an, was ein Mensch sagt, sondern welche Intention er in Wirklichkeit verfolgt.

Wenn jemand hergeht und behauptet, Föderalismus sei ein Garant für Medienvielfalt, dann müssten doch bei den meisten hier im Forum die Alarmglocken klingeln: Ohne das bundesweite Gremium der ZAK gäbe es heute in NRW noch nicht einmal die geringfügige Vielfalt im Bundesmux!
 
@Mannis Fan: Ich zitiere noch einmal aus seinem Lebenslauf (und zwar weiter unten):
2009 bis 2010: Vorsitzender des Haushalts- und Finanzausschusses des WDR-Rundfunkrates

Meinst Du, jemand, der in so eine Position gewählt wird, würde nicht die Interessen seines Unternehmens vertreten?

Dass sich der WDR inzwischen selbst als ein Unternehmen ansieht, wird sogar auf seiner Webseite sichtbar: http://www.wdr.de/unternehmen/
Wenn ich schon so einen Ausdruck wie "wdr-mediagroup" lese... :rolleyes:

Hier geht es um ganz klare Wirtschaftsinteressen: Nach außen tut man so, als würde man für Vielfalt und Pluralität eintreten, denn das macht in der Öffentlichkeit einen guten Eindruck.
Die wahre Intention liegt jedoch darin, die Pfründe des Unternehmens WDR zu sichern.

Es muss doch Gründe haben, weshalb es in NRW keine Programmvielfalt gibt. So langsam scheinen wir der Sache hier auf den Grund zu gehen!

Die Medienkommission, die für den Privatfunk zuständig ist, hat unabhängig zu sein, richtig, aber das heißt auch, dass ein Vertreter des WDR darin überhaupt nichts zu suchen hat.
 
Man sollte aber seine Verdienste nicht außer Acht lassen. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, war er damals (das muss Anfang der 90er gewesen sein) eigenhändig für die Einführung des Campus-Radios in NRW verantwortlich. Es hieß damals, er sei in Amerika gewesen und fand die Idee gut, und dann tauchte das Campus-Radio praktisch über Nacht in einer Novellierung des Landesrundfunkgesetzes auf. Ich habe in dieser Zeit einiges darüber gelernt, wie Medienpolitik funktioniert.
 
Die Campusradios stellen auch die einzige Veränderung dar, die es seit den neunziger Jahren bis heute in der nordrhein-westfälischen Rundfunklandschaft gegeben hat (sieht man mal von den Domradio-Funzeln in Köln und Pulheim ab).

Anders als in den USA ist deren technische Reichweite äußerst bescheiden.

Bis heute gibt es noch immer keinen echten Privatfunk im Lande.

Bin mal gespannt, wann die Medienkommission darüber entscheidet, welche privaten Anbieter im landesweiten DAB+-Multiplex auf Sendung gehen werden und wann endlich die Ausschreibung der ehemaligen D-Radio-Frequenzen beginnt.

Ich habe in dieser Zeit einiges darüber gelernt, wie Medienpolitik funktioniert.
Interessant!

Was bedeutet Medienpolitik in NRW anderes als "Vielfaltsverhinderungspolitik"?

Erkläre mir doch bitte mal, warum private Programmanbieter in NRW chancenlos sind?
Als Kenner der Medienpolitik müsstest Du das doch wissen.
 
Es hieß damals, er sei in Amerika gewesen und fand die Idee gut, und dann tauchte das Campus-Radio praktisch über Nacht in einer Novellierung des Landesrundfunkgesetzes auf. Ich habe in dieser Zeit einiges darüber gelernt, wie Medienpolitik funktioniert.

Allein, dass ein Mann so viel Macht hat sollte einem Angst machen.

Man hätte aus Amerika noch ganz andere Sachen importieren können, die sich mit der WDR-Vormachtstellung und dem Radio-NRW-Privatradiomonopol allerdings weniger gut vertragen hätten.
 
Erkläre mir doch bitte mal, warum private Programmanbieter in NRW chancenlos sind?
Als Kenner der Medienpolitik müsstest Du das doch wissen.

Was ich aus dieser Zeit mitgenommen habe: die Politiker interessieren sich als solche erstmal nicht die Bohne für Medienpolitik und haben aus diesem Grund auch relativ wenig Ahnung. Wenn dann mal einer dabei ist, der sich um diesen Bereich kümmert, kann der im Alleingang Dinge durchsetzen, die so in anderen Politikbereichen völlig unmöglich wären. Aufgrund der allgemeinen Schwäche der Parteien in diesem Bereich ist der ganze Sektor auch sehr anfällig für Lobbyisten, und da gibt es in NRW halt die sehr starken Zeitungsverlage. In den letzten 10 - 15 Jahren ist die Medienpolitik auch immer mehr aus dem Bereich der Kulturpolitiker in den der Wirtschaftspolitiker gerutscht, und so werden die Entscheidungen primär aus der Perspektive der Standortsicherung getroffen.

Edit: Ich habe gerade mal nachgesehen: Bei den Landtagsausschüssen in NRW sind die Medien tatsächlich noch immer bei der Kultur angesiedelt. Merkt man aber nicht mehr viel von.
 
Ich hab' mal das Video-Statement von Eumann getippt, damit wir genau wissen, worüber wir reden. Wäre lustig, wenn's nicht so zum Heulen wäre.
Marc Jan Eumann schrieb:
Entscheidend ist, daß wir in unserer demokratischen Gesellschaft Öffentlichkeit herstellen. Und Öffentlichkeit braucht viele Quellen, und deswegen ist Vielfalt die Voraussetzung dafür, daß Öffentlichkeit gelingen kann. Und eine der wichtigsten Aufgaben, die die ehrenamtlichen Mitglieder der Medienkommission gemeinsam mit der LfM leisten können, ist, welchen Beitrag sie leisten können, damit wir möglichst vielfältige Medien in Nordrhein-Westfalen haben, da spielt die Vielfalt auf lokaler und regionaler Ebene natürlich eine zentrale Rolle, denn ganz sicher ist: Wenn die Menschen wissen, was vor Ort passiert, dann können sie sich auch beteiligen, also insofern hängen Vielfalt und Partizipation sehr eng miteinander zusammen. Ich kann mich erst beteiligen, wenn ich informiert bin, und informiert bin ich erst dann, wenn ich mehr Informationen habe, die nicht nur aus einer Quelle stammen.

Ich kenne Eumann persönlich nicht, aber er wurde mir immer als Betonkopf geschildert, der am liebsten gar keinen Privatfunk will. Wenn das so ist, dann klingen seine Worte wie Hohn. Was werden wir verarscht!

Eumann schrieb:
[...]welchen Beitrag sie leisten können, damit wir möglichst vielfältige Medien in Nordrhein-Westfalen haben[...]
Da hätt' ich 'nen brandheißen Tip für Euch: Einfach mal die Anträge für weitere Privatprogramme nicht mit fadenscheinigen Gründen ablehen und die letzten paar freigewordenen und evtl. noch freiwerdenden Frequenzen nicht auch noch den Verlegern hinterhertragen.

Wir werden ja sehen, wie unabhängig die Medienkommission ist, und ob sie der Verwaltung, die für die Kette kämpft wie eine Löwin, trotzt. Wie ist das eigentlich? Wenn Eumann sich für eine Stärkung der Medienkommission ausspricht, sagt er dann damit auch, daß die Medienkommssion zu schwach ist?
 
Herr Eumann : Dann stellen Sie doch bitte wieder den Bürgerfunk auf eine hürdenfreie Basis und lassen Sie die LfM nicht alles durch ihre hausinternen Satzungen regeln. Machen Sie den Scheiß der Rüttgers Regierung endlich rückgängig.
 
Eumann schrieb:
Entscheidend ist, daß wir in unserer demokratischen Gesellschaft Öffentlichkeit herstellen. Und Öffentlichkeit braucht viele Quellen, und deswegen ist Vielfalt die Voraussetzung dafür, daß Öffentlichkeit gelingen kann. Und eine der wichtigsten Aufgaben, die die ehrenamtlichen Mitglieder der Medienkommission gemeinsam mit der LfM leisten können, ist, welchen Beitrag sie leisten können, damit wir möglichst vielfältige Medien in Nordrhein-Westfalen haben, da spielt die Vielfalt auf lokaler und regionaler Ebene natürlich eine zentrale Rolle, denn ganz sicher ist: Wenn die Menschen wissen, was vor Ort passiert, dann können sie sich auch beteiligen, also insofern hängen Vielfalt und Partizipation sehr eng miteinander zusammen. Ich kann mich erst beteiligen, wenn ich informiert bin, und informiert bin ich erst dann, wenn ich mehr Informationen habe, die nicht nur aus einer Quelle stammen.
Was er da verkündet, steht in ähnlicher Form sogar im Landesmediengesetz:

LMG §2 schrieb:
Ziel des Gesetzes ist es, die Meinungs- und Angebots- und Anbietervielfalt des Rundfunks sowie die Vielfalt der vergleichbaren Telemedien (Telemedien, die an die Allgemeinheit gerichtet sind) zu garantieren und zu stärken.
Ist es nicht paradox: Da wird das exakte Gegenteil dessen parktiziert, was im Gesetz festgelegt worden ist und wozu man sich öffentlich bekennt!
Ich finde so etwas absolut unverschämt und verlogen!
Schämen sich solche Leute nicht oder haben sie kein Gewissen?

Wundert sich da eigentlich noch jemand, dass sich die Bürger apolitisch verhalten und die Wahlbeteiligung immer weiter sinkt?
Was soll der Bürger auch dagegen unternehmen? Wenn es so weit ist, wieder Schwarz-Gelb anstelle von Rot-Grün wählen?
- Schwarz-Gelb unter Jürgen Rüttgers hat bekanntlich auch keine Veränderung gebracht; die haben höchstens dem Bürgerfunk die Existenzgrundlage entzogen!

Wir brauchen endlich eine direkte Demokratie und Volksentscheide wie in der Schweiz!
In einer parlamentarischen Demokratie regiert nur noch das Kapital mittels der Lobbyistenverbände.
 
Internetradiofan schrieb:
Meinst Du, jemand, der in so eine Position gewählt wird, würde nicht die Interessen seines Unternehmens vertreten?

Das bestreite ich nicht. Ich halte nur die Formulierung "er hat jahrelang für den WDR gearbeitet" für nicht angebracht. Er hat für den WDR Interessen wahrgenommen.
 
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