Der deutsche Kulthit auf Bayernwelle Südost

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arox

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Seit heute gibt es eine neue Rubrik auf Bayernwelle Südost: Immer um 06:40 wird ein Deutscher Kulthit gesendet, dieser wird dann nochmal im weiteren Tagesprogramm wiederholt. Den Auftackt machte heute Udo Lindenberg mit dem Sonderzug nach Pankow.
 
Im Prinzip eine gute Idee wieder mehr deutsche Musik ins Programm zu nehmen.
Bloß warum muss immer darauf hingewiesen werden? "Achtung, jetzt ein Kulthit!" Das nervt gewaltig.
Da wäre es besser diese Titel über den Tag verstreut zu spielen, und zwar ohne dieses ewige Anpreisen.
 
Das Problem liegt doch ganz woanders. Mindestens ein Programm mit (idealerweise ausnahmslos) deutschsprachiger Musikfarbe sollte es überall in Deutschland geben, wobei es von Anfang an wichtig gewesen wäre kommerzielle Radiowellen mit deutscher Musik für eine Kernklientel zwischen 25 und 50 Jahren einzurichten, um die Musik konsequent massenattraktiv zu halten und kein Abdriften in die Seniorenecke zu riskieren, wie es im öffentlich-rechtlichen Sonderfall aus möglicherweise nachvollziehbaren Gründen geschehen ist.

Der Schaden der im Bereich der Radiovorfeldorganisationen grundfalsch angelegten Ausgrenzungspolitik ist jedenfalls unermesslich, weil die breite Mitte der Gesellschaft, die immer für deutschsprachige Titel empfänglich war, über die Jahre kaum mit interessanten musikalischen Innovationen versorgt wurde und die heimische Musikszene im Gegenzug keinen Anschluss ans Radio hatte und damit kaum noch Refinanzierungsmöglichkeiten vorfand. Es fehlen einfach die kreativen Spielwiesen, die für alle Produktinnovationen zwingend vonnöten sind und die außerhalb des deutschen Sprachraums für eine große musikalische Vielfalt gesorgt haben. Der Nutzen des deutschen Modells ist mir absolut schleierhaft, denn gegenwärtig läuft sich das zentral gesteuerte Einheitsformat sichtlich tot, das junge Dudelradio wird die fundamentale Zeitungskrise jedenfalls nicht beheben können.

Die emotionsgeladene Debatte über Targets wie "Schlager", "Deutsch-Pop", "Deutsch-Rock" oder "Volksmusik" fand ich schon immer völlig hirnrissig, zumal es nur gute oder schlechte Musik gibt und kein Titel an Qualität verliert, nur weil jemand das Etikett "Schlager" draufgklebt hat. Aber wir wissen ja wie die Weichen in der deutschen Radiowerbung gestellt sind. Jetzt liegt das Kind endgültig im Brunnen, ich glaube nicht, dass man dem bestehenden deutschen Musikradio jetzt noch eine in wirtschaftlicher Hinsicht zukunftsweisende gesellschaftliche Relevanz verschaffen kann, denn das Zeitfenster wird immer kleiner und die Leute orientieren sich längst um. Im digitalen Zeitalter wird sich das Radio neu erfinden müssen, wie auch immer es dann organisiert sein mag.

Jetzt graben sie also nach jahrelangem Boykott wieder die 70er-"Kultschlager", äh "Hits" aus, na ja, neues Material ist ohnehin nicht zu erwarten. Die für den Geldfluss verantwortlichen Musikbevollmächtigten im Radiovorfeld halten es lieber mit David Guetta und Rihanna.
 
Seit heute gibt es eine neue Rubrik auf Bayernwelle Südost: Immer um 06:40 wird ein Deutscher Kulthit gesendet, dieser wird dann nochmal im weiteren Tagesprogramm wiederholt. Den Auftackt machte heute Udo Lindenberg mit dem Sonderzug nach Pankow.

Lindenberg. Pankow. In einem bayerischen Programm.
Wie doof ist das denn?
 
Zum diese Komposition auch so total urdeutsch ist... :rolleyes:

Typisch deutscher Dudelfunk: Denkbar schlechtester Start für eine total überflüssige "Programm"-Füllaktion.
 
Wobei der große Nachbar im Osten (Radio Salzburg) augenscheinlich die gleiche Klientel anspricht...

Radio Salzburg geht noch als Schlagerwelle durch und dürfte ein etwas anderes Publikum haben als die Bayernwelle. Radio Salzburg ist aber eine echte Bereicherung für die Region, denn Bayern Plus empfängt nicht jeder.
 
Bayernwelle Südost spielt auch sonst im Programm vergleichsweise viel deutschsprachige Musik, meist etwa 2 Titel pro Stunde. Somit ähnelt das Format fast schon dem von Bayern 1, wobei Bayernwelle schon noch einen höheren Anteil aktueller Charthits im Programm hat. Vermutlich geht es halt um die Positionierung. Die österreichischen Sender spielen angeblich keine grosse Rolle mehr auf dem ostbayerischen Radiomarkt. Einzig Ö3 erreicht da noch einen nennenswerten Anteil. Die ORF-Regionalprogramme sind doch zu sehr auf das jeweilige Bundesland ausgerichtet. Es mag sein, dass einzelne Sendungen da ziehen.
 
Moment. Also wenn Du Dir Bayernwelle (oder ein paar andere bayerische Lokalradios) im Vergleich zu RPR, Radio NRW oder einigen baden-württembergischen Dudlern reinziehst, ist das wirklich noch die "echte Abwechslung" und eine gute Spur Lokalkolorit. Ihr jammert in Bayern auf vergleichsweise hohem Niveau!
 
Radio Salzburg geht noch als Schlagerwelle durch und dürfte ein etwas anderes Publikum haben als die Bayernwelle. Radio Salzburg ist aber eine echte Bereicherung für die Region, denn Bayern Plus empfängt nicht jeder.

Und Radio Salzburg geht dank der starken 94,8 MHz fast in ganz Oberbayern, in Niederbayern und in Teilen der Oberpfalz rein.
 
Keine Frage - diese Rubrik ist völlig bescheuert, was aber bei Sendern dieser Couleur auch nicht anders zu erwarten ist.
Aber sie zeigt auch einen Trend zur deutschsprachigen Musik, der von den Beratern wohl gerade für viel Geld an die Programmverantwortlichen verkauft wird.
Konsequent geht diesen Weg beispielsweise Radio B2 in Berlin/Brandenburg, welches generell ein hervorragend gemachtes Programm bietet, auch im Hinblick auf journalistische Inhalte. Dort findet sich neben Schlagern älterer Färbung auch Jupiter Jones oder Culcha Candela im Tagesprogramm....
 
In BAD gab es dieses Kulthitprojekt auch mal. Immer zur halben Stunde war dann immer viel TammTamm. Zeitweise durfte der Hörer auch anhand einer blumigen Umschreibung raten, welcher Titel gleich nach dem Verkehrsfunk gespielt wird. Wenn man per Mail ins Studio schnell war, wurde man sogar zurückgerufen und durfte den Titel dann live ansagen.

Bis man dann in BAD das*getease* für sich entdeckte....und somit schon um 10 nach klar war....was um halb läuft. :rolleyes:
 
Dieser Blödsinn zieht sich wohl wirklich wie ein roter Faden durch die ganze Republik.
Mit ihren sogenannten Kulthits meinen die Pogrammverantwortlichen wohl, man tue den Hörern ein ganz besonderen Gefallen, indem man ihnen echte Abwechslung vorgaukelt, und es scheint immer noch genügend Hörer zu geben, die auf diesen Quark reinfallen.
Bei Radio Brocken gibt es zum Beispiel den "Kulthit um halb" und auf der Landeswelle den "Abwechslungshammer der Stunde". Wenn man sonst musikalisch nichts zu bieten hat, dann macht man es eben so.
 
Laut Playlist war heute der German-Kult-Hit of the Day wohl Hape Kerkelings "Hurz". Also gehört der Kult-Hit des Tages in die bekannte "SWR3 spielt verrückt"-Kategorie: Entweder Totgedudeltes oder so Außergewöhnliches, dass es schon gar nicht mehr ins Programm passt.
 
Ich beobachte in Consulting-hörigen Programmen schon seit Jahren einen absonderlichen Zwiespalt resp. Widerspruch: Während bei englischsprachigen Neuerscheinung längst ausgelassen-abgefahrener Kinderpop ohne jedeweden inhaltlichen Anspruch den Ton angibt, bemühen sich die Verantwortlichen beim winzigen Deutsch-Anteil möglichst nur düstere, weltverdrossen-melancholische Klagelieder ins Programm zu hieven, wahrscheinlich um jede Nähe zum verhassten "Schlager" (oder was sich manch einer darunter vorstellt) zu vermeiden. Und das läuft alles munter nebeinander her, man fasst es einfach nicht.

Wisst ihr wer für diese absonderliche Musikplanung verantwortlich ist (denn eine zentrale Planungsachse muss es geben, sonst würde nicht überall dasselbe laufen)? Schließlich müssen die Interpreten und Bands in großem Maßstab für Konzerte und Tourneen gewonnen werden.
 
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