Medienkonzentration in NRW - LfM legt ersten Bericht vor

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hilde

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Vor zwei Wochen hat die LfM die von ihr in Auftrag gegebene Analyse (Röper/Volpers) zur Medienvielfalt in NRW veröffentlicht.

Zunächst die Stellungnahmen von LfM-Direktor Jürgen Brautmeier und der Medienkommissionsvorsitzenden Frauke Gerlach!

Dr. Jürgen Brautmeier schrieb:
Auf den ersten Blick ist die Medienlandschaft in Nordrhein-Westfalen in den zurückliegenden Jahren gewachsen und hat durchaus eine gewisse Vielfalt erreicht. Der zweite Blick zeigt aber, dass hinter den Angeboten oft dieselben Anbieter stehen, die Vielfalt also häufig nur vordergründig existiert

Dr. Frauke Gerlach schrieb:
Lokalen Medien kommt eine zentrale Funktion im gesellschaftlich-demokratischen Meinungsbildungsprozess zu. Die Medienkommission wird sich daher für die Allgemeinheit auch zukünftig intensiv mit der medienkonzentrationsrechtlichen Situation in Nordrhein-Westfalen befassen und sich für die Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen einsetzen.

Aha, habe ich gedacht, jetzt haben sie es kapiert. Die Existenz der mehreren (crossmedialen) Angebote ist also oft nur vordergründig, weil nur ein Anbieter dahintersteht. Na, das schreit doch geradezu nach mehreren Anbietern, besonders beim Privatradio. Wer jetzt aber glaubt, die Analyse sei ein Appell an die LfM, den Verlegern in NRW nicht auch noch die zweite Senderkette zu überlassen, der hat weit gefehlt. Für die LfM ist die nordrhein-westfälische Medienwelt vermutlich immer noch heil. Alles eine Frage der Definition, denn in der Schlußfolgerung der Analyse heißt es:
"Grundsätzlich gilt, je umfangreicher das strukturelle Angebot ist, desto größer ist die Chance für das Publikum, durch die Rezeption mehrerer Medien auch einen Zuwachs an Information zu erhalten. Dieses Ergebnis ist nur scheinbar banal, denn es ist auch ein Votum dafür, am Primat der strukturellen Pluralität als Garant für lokalpublizistische Vielfalt festzuhalten. Hierbei scheint es allerdings nicht zwangsläufig erforderlich [...], dass sich die strukturelle Vielfalt auch in den ökonomischen Eigentumsverhältnissen widerspiegelt. Dennoch erscheint aus demokratietheoretischer Perspektive eine ökonomische Konzentration dann problematisch, wenn die crossmediale Diversifikation den einzigen Vielfaltsfaktor darstellt. [...]
Vor diesem Hintergrund erscheint das medienpolitische Bemühen, strukturelle Vielfalt sowohl medial als auch ökonomisch zu erhalten bzw. zu schaffen, nicht obsolet. Grundsätzlich ist hierbei der medialen Angebotsvielfalt der Vorrang vor der Verhinderung ökonomischer Konkurrenz zu geben. Mit anderen Worten: Ein Mehr an Medienangeboten erzeugt i.d.R. auch dann einen Zuwachs an lokalpublizistischer Vielfalt, wenn diese Medien ökonomisch lediglich die Diversifikation eines Unternehmens darstellen. Beim Vorliegen einer solchen Konstellation, also medienstruktureller Vielfalt bei gleichzeitiger ökonomischer Konzentration, muss dann allerdings auf die Verhinderung vielfaltsbegrenzender Faktoren – z.B. den Erhalt eigenständiger Redaktionen – geachtet werden."

Alles bleibt also, wie es ist. Oder was meint Ihr?
 
Es wäre das 7. Weltwunder, wenn sich in NRW medienpolitisch etwas ändern würde. Dazu sitzt der Filz zu fest! NRW ist und bleibt "UKW-Naturschutzgebiet" mit einem LOKAL-Privatfunkmonopol. Sprich wer auf UKW will, der muss hier Verleger sein. Privatleute dürfen so was nicht. Warum sollten sie auch? Damit würden doch die Einnahmen der Monopolistenkonzerne geschmälert.
Es ist schon eine wirklich dolle Vielfalt, die wir zur lokalen Meinungsbildung haben. Gerade jetzt, wo in vielen Orten das zweite - bisher redaktionell unabhängige - Lokalzeitungsangebot (WAZ,WR)weggebrochen ist, gibt es eben nur noch einen "Stimmungsmacher" pro Verbreitungsgebiet. Und dieser Verleger sorgt durch Kooperationen nicht nur für die Inhalte von ALLLEN! (3 -5) Lokalzeitungen am Ort. Nein! Er betreibt auch noch das Lokalradio. Das ist Medien-Monopol pur! Wo ist da die Meinungs- und Medienvielfalt? Ich sehe sie nicht. Werder im Printsektor noch im Funk. Als "zweite Stimme" bleibt uns über den Äther doch so gesehen nur noch der WDR - obwohl der ja auch noch an dem Lokalfunkkuchen beteiligt ist. Was sagt eigentlich das Kartellamt zur Verschmelzung der Redaktionen von WAZ und RuhrNachrichten?
 
Grundsätzlich gilt, je umfangreicher das strukturelle Angebot ist, desto größer ist die Chance für das Publikum, durch die Rezeption mehrerer Medien auch einen Zuwachs an Information zu erhalten. Dennoch erscheint aus demokratietheoretischer Perspektive eine ökonomische Konzentration dann problematisch, wenn die crossmediale Diversifikation den einzigen Vielfaltsfaktor darstellt.

Ein Geschwurbel wie aus dem rechtsphilosophischen oder medienpolitischen Seminar für Doktoranden. Simple Tatbestände in möglichst umständlicher und unverständlicher Form darzustellen scheint ein hervorstechendes Qualifikationsmerkmal für LfM-Mitarbeiter zu sein. Ist der Text dann ohne exegetische Detailarbeit nicht mehr entschlüsselbar erkennt eh keiner mehr den inneren Widerspruch.

Alles was der gute Mann in seinen langatmigen Ausführungen zu Protokoll bringt lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Lieber viele Medienangebote aus einer Hand als viele unabhängige Anbieter.

Grundsätzlich ist hierbei der medialen Angebotsvielfalt der Vorrang vor der Verhinderung ökonomischer Konkurrenz zu geben.

Also gibt man endlich zu, dass da jemand ist, der Konkurrenz mit allen Mitteln verhindeln will, was eigentlich (grundsätzlich) falsch sein muss. Aber im nächsten Satz schlägt sich die LfM schon wieder auf die Seite der Verleger.

Ein Mehr an Medienangeboten erzeugt i.d.R. auch dann einen Zuwachs an lokalpublizistischer Vielfalt, wenn diese Medien ökonomisch lediglich die Diversifikation eines Unternehmens darstellen.

Eine konfuse, inhaltlich unlogische Nebelkerze aus dem Inneren einer Aufsichtsbehörde, die vor allem ihre politischen Seilschaten pflegt.
 
Grundsätzlich.... eigentlich.... scheint..... man könnte auch..... aber so, wie es läuft, ist es unter bestimmten Voraussetzungen (eigene Redaktionen, lol) auch okay. :wow:

wer auf UKW will, der muss hier Verleger sein. Privatleute dürfen so was nicht. Warum sollten sie auch?

Die Verleger können es einfach besser! ;)

PS: Gab es nicht mal das Zitat eines DDR-Politikers, Demokratie sei grundsätzlich ja eine ganz gute Sache. Theoretisch... :)
 
Gerade über den Ticker reingekommen:

Oberhausen. In einer vielbeachteten Metastudie des renommierten Kramerowskiinstituts stellt Prof. Dr. Mauschelberger fest, dass nirgends in Deutschland die Vielfalt größer sei als in NRW. Schon der signifikant häufige Gebrauch des Wortes "Abwechslung" in der Eigenwerbung der Sender zeige den hohen Stellenwert, den man inhaltlich der Vielfalt einräume. Zudem sorge die Einrichtung lokaler Radiostationen (mit eigener Redaktion!!) dafür, dass insgesamt in NRW ein Pluralismus der unterschiedlichsten regionalen Identitäten zu konstatieren sei. Die Tatsache, dass in jeder Stadt auch die Lokalsender anderer Städte zu hören sind, bezeichnet Mauschelberger als wichtige Prämisse für das Zusammenwachsen der Regionen.
Vor einer Zulassung weiterer Anbieter warnt Prof. Dr. Mauschelberger; dies sei gerade unter dem Primat der Vielfalt kontraproduktiv, da die Gefahr bestehe, dass die vielfältigen Privilegien der Verleger dadurch eingeschränkt würde. Vielfalt sei keine Einbahnstraße, so Mauschelberger, man dürfe sie nicht nur aus der Perspektive der Konsumenten definieren! Ein demokratisches Defizit sieht Mauschelberger nach sorgfältiger Analyse der Mediensituation nicht. Jeder, so schließt sein Gutachten, habe ja das demokratische Recht und die Freiheit, die Angebote nicht wahrzunehmen.
 
Gerade über den Ticker reingekommen:

Oberhausen. In einer vielbeachteten Metastudie des renommierten Kramerowskiinstituts stellt Prof. Dr. Mauschelberger fest, dass nirgends in Deutschland die Vielfalt größer sei als in NRW. Schon der signifikant häufige Gebrauch des Wortes "Abwechslung" in der Eigenwerbung der Sender zeige den hohen Stellenwert, den man inhaltlich der Vielfalt einräume. Zudem sorge die Einrichtung lokaler Radiostationen (mit eigener Redaktion!!) dafür, dass insgesamt in NRW ein Pluralismus der unterschiedlichsten regionalen Identitäten zu konstatieren sei. Die Tatsache, dass in jeder Stadt auch die Lokalsender anderer Städte zu hören sind, bezeichnet Mauschelberger als wichtige Prämisse für das Zusammenwachsen der Regionen.
Vor einer Zulassung weiterer Anbieter warnt Prof. Dr. Mauschelberger; dies sei gerade unter dem Primat der Vielfalt kontraproduktiv, da die Gefahr bestehe, dass die vielfältigen Privilegien der Verleger dadurch eingeschränkt würde. Vielfalt sei keine Einbahnstraße, so Mauschelberger, man dürfe sie nicht nur aus der Perspektive der Konsumenten definieren! Ein demokratisches Defizit sieht Mauschelberger nach sorgfältiger Analyse der Mediensituation nicht. Jeder, so schließt sein Gutachten, habe ja das demokratische Recht und die Freiheit, die Angebote nicht wahrzunehmen.

Sehr köstlich :D
 
Ja, das ist schon 'ne geile Nummer, das mit der strukturellen Vielfalt. Das muß man erst mal drauf kommen. So läßt sich eine Vielfalt konstruieren, die es gar nicht gibt. Gleichzeitig grenzt sich das Fazit der Analyse deutlich vom schnöden ökonomischen Wettbewerb ab. Geschickt gemacht, und es dürfte das sein, was die LfM hören wollte. Handwerklich hat die "Analyse" (Sorry, ich muß das jetzt mal in Anführung setzen) Defizite. Jedenfalls halte ich die Schlußfolgerung so nicht für nicht zulässig. Ich erkenne im Fazit keinen Bezug zur vorangegangenen Untersuchung. Oder anders gesagt: Mein Prof hätte mir das Ding um die Ohren gehauen.

@ricochet: Ich bin Deiner Meinug, aber bedenke bitte: Das, was ich aus dem Bericht ziziert habe, sind nicht die Worte der LfM. Autoren der Analyse sind Horst Röper und Helmut Volpers, bei denen die LfM die Untersuchung in Auftrag gegeben hat. Allerdings scheinen die beiden "alte Bekannte" der LfM zu sein, insofern tust Du wohl niemandem Unrecht, wenn Du sie alle in einen Topf wirfst.

Den Beitrag vom kramerowski halte ich für polemische Satire, was ich lustig aber nicht lächerlich finde. kramerowski hatte beim Verfassen seiner Zeilen wohl nur das Problem, daß er kaum noch überspitzen konnte, weil alles schon so nah an der Realität ist.
 
Verleger (besonders die Westfunk ) können es eben nicht!
Sollten in NRW mal echte Radiomacher auftauchen wäre die Führungsriege der Westfunk völlig überfordert.
Die feiern sich jedes Jahr mit steigenden Umsätzen als wenn Sie die größten wären.
dabei merkendie gar nicht das keine Konkurrenz da ist - Fazit die Westfunk wäre auf einem freien Radiomarkt nicht konkurrenzfähig und über die VG ' s wollen wir mal gar nicht reden
 
Radio in NRW? Das ist doch eine Reise ins Herz der Finsternis und in der Oberhausen steht der Radio-Kreml. Die Studie der LfM hat genau genommen einen ähnlichen Erkenntniswert, wie z.B. eine Bilanz der Lehmann Brothers, die sich Gewinne bescheinigt. Glaubt jemand im Ernst, dass eine Landesmedienanstalt eine Studie in Auftrag gibt und sie veröffentlicht, wenn die Kernaussage wäre: Die gesamte Medienpolitik in diesem Bundesland bzw. die Umsetzung durch die Landesmedienanstalt ist großer Mumpitz?

Hier bellen Hunde den Mond an, die Karawane zieht weiter und die Musik spielt mittlerweile bei den Online-Medien. Tja und da haben die Landesmedienanstalten zum Glück Null-Komma-Josef-Einfluss. Radio muss also Medium aufpassen, dass es nicht marginal wird. Mit Einheitsbrei á la NRW wird das Medium nur unattraktiver und leider auch überflüssiger. Solange genug Geld für die Gremien inkl. der
Pfründe dabei herausspringt, wird sich das System weiterleben. Wenn allerdings einmal die Werbeeinnahmen einbrechen sollte und Radiostationen keine Cash-Kühe mehr für die Verlage sind, dann wird es interessant... Dann könnten die Verlage nämlich sehr schnell den Spaß an der Freud verlieren. Aber, dann kommen ganz ganz potente Investoren aus der Tiefe des Raumes und investieren ganz ganz viel Geld oder wahlweise kommen einige Lokalradiogenies: die alle Kosten kompensieren können und bei denen die Mitarbeiter 60h/Woche mit super viel Freude für 800 Euronen im Monat schaffen, schließlich sind rumänische Billigarbeiter oder wahlweise chinesische Radioinhaltsfabriken ganz scharf auf ihren Job. Wir wollen nur alle hoffen, dass diese Genies bis dahin noch im Markt aktiv sind.

Sorry liebe Leute, genau das wird nicht passieren. Das Geld fließt in Online-Investitionen. Da baut man ein Unternehmen auf, hat Erfolg oder nicht, viel wichtiger jedoch: Man muss sich nicht mit den Hanseln einer Medienanstalt rumärgern und unter der Hand wird der Rest zwischen Verlegern und der Politik ausgehandelt.
 
Sehe ich das richtig und hier haben ein paar Leute den Beitrag von kramerowski ernst genommen? :wow: Wie köstlich!
Diese Studie allerdings ist so langweilig, dass ich sie gar nicht lesen mag. Es ist schon frappierend, wie viel Kapital- und Humanressourcen in unserer Wissensgesellschaft für triviale und unsinnige Studien gebunden werden. Aber die ganzen Hochschulabsolventen, die keine Schraube gerade in die Wand drehen kann (okay, ich geb's zu, ich gehöre weitgehend auch dazu) brauchen ja auch Arbeit!
Den Rest hat mein Vorredner aus dem fernen Osten ja schon treffend zusammengefasst.
 
Dr. Fu hat die Lage bereits hinreichend beschrieben.
Mit neuen Techniken wie LTE (am Nachfolger wird schon gebastelt) wird sich das Thema bald in Luft auflösen.
Bereits heute kann sich jeder ein komfortables Internetradio kaufen, wenn er morgens zum Radiohören seinen Rechner nicht anschmeißen möchte. Ebenso kann sich die Großraumbürogemeinschaft auf ein solches Gerät einigen (was ich aber irgendwie stark beweifle :) ).
Bleibt z.Z. nur noch die mobile Lücke (s.o.).
Man muß nur höllisch aufpassen, daß bereits feste Strukturen, die dem Qualitätsfunk zugeschlagen wurden (WDR III + V), nicht angegriffen werden, wie dies gerade in Hessen mit HR II der Fall ist. Denn wenn die Hörer bald in das Internet abwandern, könnten die Verleger und der WDR ganz schnell auf die Idee kommen, neue UKW-Kapazitäten für einen weiteren Konkurenzdudler zu schaffen. Wem es dann als erstes an den Kragen geht, können wir ja gerade in Hessen beobachten.
 
Schön und gut. Aber solange man sich auch bei den "LTE-Anbietern" registrieren bzw. anmelden und löhnen muss, wie es bei Webradio immer noch der Fall ist (Internetprovider, Anschlusskosten, etc.) wird sich so ein System nicht durchsetzen. Radioempfang muss völlig ohne "Stream-Gebühren" und Anschlüsse/Verträge immer möglich sein - dann hätte es Internetradio geschafft. Aber so sehe ich im Webradio eher ein Freakradiosystem, was daheim als Ergänzung dient. Und jetzt mal ehrlich. Um einen wirklich perfekten Websender zu finden, muss man schon lange suchen. Dazu ist da einfach immer noch viel zu viel Schrott der Marke "Modi" mit 5-Euro-Mikro und Bierflasche vor der Webcam auf der "kliki-bunti-Einheitsradiopage" unterwegs.
 
Ich finde Volpers Studien immer geil. Beim Bürgerfunk hat er 500 Seiten voll des Lobes darüber geschrieben. Ein minimaler Nebensatz hat schließlich den Bürgertfunk mehr oder weniger zu Fall gebracht. Sinngemaß wurde folgender Satz für die quasi Abschaffung genutzt : "bla bla blubb,....in dieser Hinsicht hat sich der Bürgerfunk nicht bewährt.......". Unsere Politiker liefen anschließend landauf, landab und behaupteten halt rotzfrech "Herr Volpers hat in seiner Studie belegt, dass sich der Bürgerfunk nicht bewährt hat". Das wurde dann im Expertenentwurf mit eingebaut. Das Ergebnis ist ja bekannt.
 
Webradio ist keine Alternative für echten Rundfunk: Qualitativ anspruchsvoller Rundfunk kostet Geld, das sich mit dem Internet als einzigem Verbreitungsweg nicht verdienen lässt. Dienste wie Spotify, Simfy und Grooveshark sind kein Radio.
So viel dazu meinerseits.

Um zum eigentlichen Thema zurückzukommen:

In einem Thread des Paralleluniversums, der inzwischen leider der Zensurwut der dortigen Admins zum Opfer gefallen ist, hat ein Nutzer eine Reihe von Verlautbarungen der LfM aus den Jahren 2004 bis 2006 veröffentlicht, die sowohl inhaltlich, als auch vom Wortlaut her, der oben zitierten Studie nahezu gleichen.

Geändert hat sich bekanntlich bis heute gar nichts.
Nicht mal DAB+ gibt man in Nordrhein-Westfalen die Chance, sich etablieren zu können; dabei stehen die Aussichten, gerade weil die Programmvielfalt auf UKW extrem klein ist, nirgendwo so gut wie in diesem Bundesland.

Die Besonderheit des nordrhein-westfälischen Rundfunksystems liegt darin, dass es überhaupt keine Konkurrenz gibt: Unternehmen können sich zwar am NRW-Lokalfunk beteiligen, die Option, ein eigenes Programm auf UKW zu starten, besteht jedoch nicht.
Die Schaffung einer Konkurrenzsituation im Rundfunksektor käme nicht weniger als einem Systemwechsel gleich, der nicht von einer ausführenden Behörde wie der LfM, sondern von der Landesregierung entschieden wird.
Anders ausgedrückt: Die LfM kann zwar viele Studien veröffentlichen, die Entscheidung über die Zukunft des Rundfunks hingegen obliegt der Politik, sprich: der Landes-SPD.
Solange die medienpolitischen Vertreter dieser Partei zugleich im Rundfunkrat des WDR sitzen, ist es illusorisch, zu meinen, dass sich an der rundfunkpolitischen Linie dieser Partei in absehbarer Zeit etwas ändert: Wie kann jemand, der für die Zukunft des WDR mitverantwortlich ist, Entscheidungen treffen, die die Werbeeinnahmen der größten deutschen Rundfunkanstalt schmälern?

Sekundärfaktoren, wie der Druck, den die Verleger auf die Politik ausüben, tun ihr Übriges.
Wie wichtig für diese der Lokalfunk inzwischen geworden ist, mag man aus der Schließung der Westfälischen Rundschau ermessen.

Die wirklich wichtige Frage, bei der leider in der Vergangenheit fast alle Threads ins Leere gelaufen sind, lautet: Wie lässt sich am Status Quo etwas ändern?
Wir wissen, dass es den medienpolitischen Filz gibt, der jede echte Vielfalt auf der Anbieterseite verhindert. Was machen wir jetzt daraus?

Denkbar wäre bspw. die Schaffung von Fakten nach dem Vorbild der freien Radioszene in London.
Wenn staatliche Behörden einen unhaltbaren Zustand aktiv fördern, ist es ein Akt des zivilen Ungehorsams, dem etwas entgegenzusetzen.
Was würde denn passieren, wenn eine Gruppe von engagierten und mutigen Radioleuten auf die Idee käme, in NRW einen kommerziellen Rundfunksender ohne Genehmigung auf Sendung zu bringen?
Außer ein paar Enthusiasten mit einem werbefreien danceorientierten Programm hat bisher noch niemand gewagt, etwas Vergleichbares aufzubauen.
 
Internetradiofan schrieb:
Webradio ist keine Alternative für echten Rundfunk:

Noch nicht! Der technische Weg ist besser, die inhaltlichen Optionen sind größer, die Freiheiten des Kunden (Hörers) betragen potenziell ein Vielfaches. - Es fehlt nur noch der Erste, der das richtig clever und entschlossen nutzt, dann noch eine geile Endgeräteidee, und dann geht die Post ab!
 
Was würde denn passieren, wenn eine Gruppe von engagierten und mutigen Radioleuten auf die Idee käme, in NRW einen kommerziellen Rundfunksender ohne Genehmigung auf Sendung zu bringen?
Vermutlich würde blitzschnell ein Gesetz ratifiziert, das die Mitarbeit und die Schaltung von Werbung unter Strafe stellt und der Spaß wäre vorbei, ehe er überhaupt richtig begonnen hätte. Da bedarf es nicht einmal der Einschaltung der Bundesnetzagentur wegen illegalen Sendens.
 
Wenn es Enthusiasten geben würde, könnte man schon jetzt den Wecker danach stellen, was passieren würde. Alle zwei Stunden hätte direkt nach Beginn der Sendung der Peildienst dem bunten Treiben ein Ende bereitet. Und das wäre dann gewiss nicht alles. Schnell würde ein neues Gesetz kommen: Man blicke dazu mal nach Holland. In NL hat man in jedem Ort bestimmt ein Dutzend illegaler Sender auf der Skala. Dort gehört das Funken zur Kultur, weil selbst der öffentlich-rechtliche Rundfunk keine "Volksmusik" bzw. Schlager oder Polka mehr ausstrahlt. Ich finde es immer wieder schön, solche coolen Stationen mit der abgefahreren Musikmischung und dem genialen Echo-Mikro zu empfangen. Seit in NL aber einigen wenigen Anbietern der Privatfunk gestattet wurde, machen die Privatsender inzwischen persönlich Jagd auf die Piraten, in dem sie sich eine eigene Peilanlage angeschafft haben. Bei einem Sender peilt der Boss gar persönlich und ruft dann den Peildienst zur Hilfe. Hat dieser einen "opgepakt", versucht der Privatsender ihn auch noch wegen Werbeausfällen zu verklagen, weil er angeblich seine Frequnez gestört habe. Bei Youtube finden sich auch einige interessante Videos dazu.

Das wirklich sehr gut gemachte "danceorientierte Projekt" wird offenbar geduldet, weil es keinen technisch stört und eben keine Werbung ausstrahlt. Zudem senden die Jungs zu einer Zeit, wo der größte Teil der Bevölkerung TV schaut.

Das die Problematik in NRW schon sehr lange besteht, beweisst dieses Audio bzw. Video: (Ab 2:00 anhören)


Noch ein Klassiker zum Thema Piratenfunk:

 
von Internetradiofan:

Denkbar wäre bspw. die Schaffung von Fakten nach dem Vorbild der freien Radioszene in London.

Wenn staatliche Behörden einen unhaltbaren Zustand aktiv fördern, ist es ein Akt des zivilen Ungehorsams, dem etwas entgegenzusetzen.

Ja, vorstellbar wäre sowas durchaus. Zumal es in NRW einige leidenschaftliche "freie" Radiomacher gibt, die dies mit Sicherheit stemmen könn(t)en. Gab es doch in der Vergangenheit bereits periodische Versuche, u.a. im Bereich der Landeshauptstadt. Diese waren - soweit mir bekannt ist - jedoch auch werbefrei und somit letztendlich kein wirklicher "Angriff" auf das verkrustete NRW-Rundfunksystem.

Werbung auf einem Piratensender? Ja, das könnte durchaus funktionieren. Zumindest gibt es das (auch) in der (freien) Londoner Radioszene. Da läuft dann u.a. Werbung für Discotheken bzw. Clubs und musikkulturelle Veranstaltungen, aus denen sich solche Sender teilweise finanzieren.

Aber Werbung auf einem Piratensender IN NORDRHEIN-WESTFALEN? Das ist der Punkt an dem anscheinend das große Zaudern der freien Radiomacher in NRW beginnt. Das ist wie in der Dorfdisco! Der "Dorfdisco-Effekt" sozusagen: KEINER traut sich, zuerst zu "tanzen". Alle haben "die Hosen voll", denn - wie legasthenix gerade schrieb - würde "...vermutlich bitzschnell ein Gesetz ratifiziert, das die Mitarbeit und die Schaltung von Werbung unter Strafe stellt und der Spaß wäre vorbei, ehe er überhaupt richtig begonnen hätte. Da bedarf es nicht einmal der Einschaltung der Bundesnetzagentur wegen illegalen Sendens."

Nun, in Großbritannien existieren bereits solche ähnlichen Gesetze und Bestimmungen. Wenn Du dort bei einem Piratensender tätig bist und "ausgehoben" wirst, dann kannst Du davon ausgehen, dass Du u.a. für die nächsten fünf Jahre eine Art "Berufsverbot" erteilt bekommst und dort innerhalb dieser Zeit für keinen legalen Sender arbeiten darfst. TROTZDEM hält dies (und weitere im Verhältnis zu Deutschland "drakonische" Strafen: Beschlagnahme der Ausrüstung (manchmal sogar inklusive Studio-Equipment & Tonträger), Geldstrafe und ggf. sogar Gefängnis) dort nahezu NIEMANDEN auf, in dem ein echtes Radio-Her(t)z schlägt.

In NRW ist das jedoch anders! Dort herrscht eine komplett andere Mentalität, nicht nur unter den "freien" Radiomachern.

Also, bleibt im "Naturschutzgebiet" wohl alles so, wie es ist.
 
Die Anzahl an Free-Radio-Stationen im Großraum London ist wirklich beträchtlich (siehe dazu folgende Webseite: http://www.transmissionzero.co.uk/radio/london-pirate-radio/).
Betrachtet man dagegen die lizensierten Programme, ist deren Zahl kleiner als in Berlin.

Auch hierzulande ließe sich viel auf die Beine stellen, wenn nur der Wille zur Zusammenarbeit vorhanden wäre: In Nordrhein-Westfalen gibt es unzählige Webradios, die alle quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit "vor sich hinstreamen".
Würden die Verantwortlichen dieser Programme gemeinsam ein größeres UKW-Projekt in Angriff nehmen, könnten damit alle Beteiligten sogar Geld verdienen, anstatt für den Betrieb ihrer Kleinstradios auch noch Geld ausgeben zu müssen.
 
Jeder weiß, daß die Medienanstalt/Landesregierung/SPD/Verleger/WDR diesem Vorhaben alle Steine in den Weg legen würde, die sie zur Hand hat. Und der juristische Weg würde viele Jahre dauern und eine Menge Geld verschlingen, das solche Anbieter nicht haben. Kurzum: In NRW herrscht zur Zeit absoluter, kreativer Stillstand! Alles andere ist Wunschdenkerei!
Warten wir einfach noch ein paar Jahre ab, bis sich die Sendewege neu konstituieren. Dann wird es auch Vielfalt geben.
 
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