Die früheren Selbstfahrerstudios ("Discotheken") im WDR

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Raumschiff

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Hallo zusammen,

es gab doch mal früher diese sog. "Disco 17", wenn ich mich richtig erinnere. Das dürfte doch jenes Selbstfahrerstudio sein, das man auf einem Foto im Winfried-Trenkler-Artikel bei Wikipedia sieht, oder?

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:W_trenkler-1974.jpg

Dort ist allerdings vom "Studio 35" die Rede. Zumindest also wohl ein sehr ähnliches Studio.

Mir ist aufgefallen, dass Roger Handt auf älteren Mitschnitten (Oldieshow) dennoch einen Techniker nennt, obwohl man ihn (also Handt) vor den Musiktiteln den Plattenspielerstart bedienen hört. Ich nehme also an, der Techniker in der Regie hatte dennoch seinen Anteil am Fahren der Sendung - was aber war das? Hat er die Summe ausgesteuert? Hat denn nicht dennoch der Selbstfahrer zunächst sich selbst und seine Platten(spieler) vorab ausgesteuert? Nachsteuereffekte sind mir zumindest nie aufgefallen (also etwa dann, wenn der Selbstfahrer eine Platte zu hoch ausgesteuert und der Tontechniker sie etwas gedrosselt hätte). Wer kann erzählen, wie diese Selbstfahrersendungen abgewickelt wurden?

Danke und Gruß vom
RS
 
Das bei Wikipedia abgebildete Studio ist in der Tat das genannte Studio 35. Gesendet wurde daraus bis Anfang der 80er Jahre, wenn ich mich recht erinnere.

Die von Dir angesprochene Disco 17 gab es ab ca. 1989.

Bis es Ende der 90er Jahre dann die wirklich autarken Selbsfahrerstudios gab, haben Techniker das ausgehende Signal kontrolliert. Große Nachregelungen waren wohl nicht nötig. Bei der Oldieshow und auch bei Yesterday haben die Techniker Bänder abgefahren, bzw. die Telefonhybriden bedient.
 
Bei der Oldieshow und auch bei Yesterday haben die Techniker Bänder abgefahren, bzw. die Telefonhybriden bedient.
Die Oldieshow vor Einführung von Yesterday war eine reine Selbstfahrersendung, in der fast nur Schallplatten vorkamen. Mit Einführung der Quizelemente wurde eine technikergefahrene Sendung daraus, in der vor dem Umzug ins digitale Sendezentrum auch reichlich Bänder liefen.
 
Guten Tag, "Raumschiff"!

Ich "kann", habe ich doch aus jener "Disco 17" meine damalige WDR 2-Sendung gefahren.

Zunächst einmal zu der Disco, an der Winfried Trenkler im Bild zu sehen ist: es handelt sich in der Tat um jenes "Studio 35" (3. Etage, WDR-Funkhaus Wallraffplatz), welches in den 1970er und 1980er Jahren DAS Selbstfahrer-Studio für die Musiksendungen auf WDR 2 war. Die 35 wurde, soweit ich mich erinnern kann, bis zur Reform am 3. Juni 1986 dafür genutzt. Als dann im Zuge der Reform manche Musiksendung von WDR 2 auf WDR 1 "umzog", wurden für diese zunächst (bis 1990) eine Discothek im Studio 14 (1. Etage, WDR-Funkhaus Wallraffplatz) genutzt. Später (ab ca. 1990/1991) sendete WDR 3 dann aus dem Studio 14, allerdings dann ohne Discothek. Ab 1990 zog WDR 1 dann in das Studio 11 um (auch 1. Etage, WDR-Funkhaus Wallraffplatz) in das dann auch eine Discothek in den "Aufnahmeraum" (dort, wo sich der Sprechertisch befindet) zusätzlich eingebaut wurde. Das war dann die "Disco 11" aus der bis zuletzt, also bis zum Umzug von EINS LIVE in den Mediapark das, 1. Programm gesendet wurde.

Normalerweise wurde es im WDR (und in anderen Rundfunkanstalten) so gehandhabt, dass Du mit der Summe Deiner Discothek an einem Hochpegel-Kanalzug (Fader-Modul) am Regiepult des Sendetechnikers angeschlossen warst, d.h. der Techniker mit seinem Regiepult war permanent auf der Sendestraße aufgeschaltet und fuhr von dort alle "Kopf-Elemente" (Nachrichten, Werbung, Trailer, etc.) des Programms oder - im Fall einer Magazinsendung die komplette Sendung. Er hatte an seinem Regiepult logischerweise auch entsprechende Zuspielmaschinen angeschlossen (Bandmaschinen, CD-Player, Plattenspieler, Cart-Maschinen). Im Fall einer Magazinsendung setzte sich der Moderator im Aufnahmeraum an den Sprechertisch und ließ sich komplett vom Techniker fahren.

Standen allerdings Musiksendungen auf dem Programmplan, kamen wir DJs und setzten uns im Aufnahmeraum an die Discothek und fuhren von dort aus uns selbst, d.h. wir bedienten sowohl die an die Discothek angeschlossenen Zuspielmaschinen (CD-Player, Plattenspieler, Cart-Maschinen) und unser eigenes DJ-Mikrofon selbst. Das hatte den Vorteil, dass Du (als DJ) dich voll und ganz auf deine Performance konzentrieren konntest und Dich nicht um die "Kopf-Elemente" des Programms kümmern musstest, denn DAS tat ja der Techniker in der Regie. Der Beginn einer Sendung lief dann beispielsweise so ab:

1. Nachrichten-Jingle zur vollen Stunde aus der Regie.
2. Nachrichtensprecher (der ganz woanders im Haus saß und die zentralen Hörfunknachrichten für damals alle WDR-Wellen las) ebenfalls aus der Regie.
3. Im Fall von WDR 2: Verkehrshinweise (die damals aus dem Verkehrstudio kamen) ebenfalls aus der Regie.

Dann bekamst Du ein Handzeichen vom Techniker, er zog seinen Summenregler Deiner Discothek hoch, und Du musstest loslegen (im Fall von WDR 1 entfielen logischerweise die Verkehrshinweise, d.h. Du warst mit Deiner Discothek schon direkt nach den Nachrichten dran. Wenn der Nachrichtensprecher dann sagte: "...soweit die Meldungen, es ist 12.05 Uhr. Unser Programm: auf WDR 1 hören Sie jetzt die Sendung "Schlagerrallye", am Mikrofon ist 'Raumschiff'. Auf WDR 2 senden wir das Mittagsmagazin, auf WDR 3 "Kultur & Klassik brutal" und auf WDR 4 hören Sie den "Pop-Report" mit XY...", wurde es für Dich ernst!

Ab DIESEM Zeitpunkt fuhrst Du Deine Sendung selbst. Also, Jingles & Vorspann von den drei Cart-Maschinen selbst abfeuern, DJ-Mikro selbst aufmachen und moderieren, dann startest Du Deine erste Platte (von CD oder von Vinyl). Der Techniker konnte EIGENTLICH einen Kaffee trinken gehen, denn wenn Du ihn in Deiner Sendung nicht für irgendwelche zusätzlichen "Zuspieldienste" (Bänder abfahren, die Du beispielsweise mitgebracht hattest, oder Telefonanrufer mit denen Du live on air sprechen möchtest, in Deine Sendung "durchstellen", also über das Regiepult ins laufende Programm einblenden) benötigt hast, hatte er nichts zu tun. Bis zur nächsten vollen Stunde, wo er wieder die "Kopf-Elemente" (ggf. Werbung, dann Nachrichten-Jingle, Nachrichten & im Fall von WDR 2 dann noch die Verkehrshinweise) fahren musste, um Dich mit Deiner Discothek danach wieder "aufzuschalten". Okay, wenn Du Deinen Programmanteil an der Disco zu hoch ausgesteuert hättest, wäre es Aufgabe des Sendetechnikers gewesen, entsprechend den Pegel zu korrigieren, damit keine nennenswerten Übersteuerungen stattfinden. Den Rest regelten dann Limiter im Sendeweg.

1990 wurde diese Vorgehensweise auf WDR 1 dann zunächst versuchsweise geändert, denn die Disco 11 wurde als sog. "Autark-Studio" ausgestattet, d.h. dass der Techniker Dich mit Deiner Discothek per Knopfdruck SELBST als Senderegie aufschalten konnte (später wurde das Selbstfahrerpult in der 11 technisch modifiziert, dass Du Dich selbst autark aufschalten konntest). Seine Senderegie war in einem solchen Fall dann "arbeitslos", d.h. nicht mehr auf der Sendestraße aufgeschaltet, denn dort warst Du ja jetzt mit Deiner Discothek "angemeldet". Im WDR kann pro Hörfunkwelle immer nur EIN Studio (egal, ob Discothek oder Regie) als Senderegie auf die jeweilige Sendestraße aufgeschaltet werden - was auch Sinn macht, denn sonst könnten sich ja zwei Studios "in die Quere kommen" und zwei sich überlagernde Audiosignale auf die Sendestraße "verirren". Bevor Du Dich mit Deiner Discothek (im Autark-Betrieb!) aufschalten kannst, muss das sich vorher auf der Sendestraße befindliche Studio von dieser per Knopfdruck abgemeldet haben. Sonst kommst Du nicht rein...!

DIES hatte zur Folge (kommen wir jetzt auf die Disco 17 zu sprechen!)...

...dass der WDR entschied, dass alle Discotheken AUCH autark betrieben werden können sollten (??? Was für eine Formulierung! :D)
Die Disco 14 wurde abgebaut und WDR 3 zog dort ein. Existierten ab ca. 1991 somit nur noch die Disco 11 und die Disco 17 (auch auf der 1. Etage im WDR-Funkhaus Wallraffplatz). Die 11 für WDR 1 und die 17 für WDR 2. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde die Disco 17 zunächst noch "halb-autark", d.h. mit Regie betrieben (obwohl es keine "Senderegie 17" gab. Ich meine, die Disco 17 hing zu diesem Zeitpunkt an der Senderegie 15 (die sich allerdings auf der ganz anderen Seite der Etage befand - Sichtkontakt zwischen der Disco 17 und der Senderegie 15 bestand also nicht, aber es existiert ja schließlich Intercom/"Talkback"), die zu diesem Zeitpunkt das EIGENTLICHE WDR 2-Studio war, aus dem die ganzen Magazinsendungen kamen). Aus der Disco 17 kamen die ganzen Musiksendungen auf WDR 2. Ab 1994, als die Sendeablaufsteuerung "RadioMax" Einzug in den WDR-Hörfunk erhielt, wurde die Disco 17 dann auch auf Autark-Betrieb umgerüstet. Als wir im Zuge der Programmreform 1995 mit den Musiksendungen "Roxy" und "WDR-Nachtschicht (ARD Popnacht)" auf WDR 2 begannen, wurde die Disco 17 nur noch autark betrieben. Und DESHALB gab es VOR und NACH den Musiksendungen oftmals "Löcher", weil Du Dich mit Deiner Discothek ja per Knopdruck selbst auf die Sendestraße aufschalten musstet.

War aber die Senderegie 15 dort noch angemeldet, weil der Techniker sich mit seiner Regie nicht schnell genug abgemeldet hatte, entstand ein "Loch" nach den Nachrichten bzw. nach dem Verkehrshinweis (als das Verkehrsstudio noch existierte). Und dieses Loch kam mir gefühlt oftmals minutenlang vor, wenn ich in der Disco 17 saß und den Finger schon auf der Aufschalttaste hatte, obwohl es sich vielleicht nur um zwei bis maximal fünf Sekunden handelte. Aber - mir ging es jedenfalls so - Du stehst in diesem Moment dann so unter Adrenalin, dass Dir solche Sekunden wie Minuten vorkommen. Wenn dann Deine Aufschalttaste aufleuchtet, dann ist das wie eine Erleichterung, denn DANN bist Du "ready to go"...!

Wenn ich dann die Jingles und den Vorspann abgefeuert habe und mit meiner Performance loslegen konnte, dann war das quasi ein orgasmus-ähnliches (ja, ein ÄHNLICHES, meine Herren!!! :D ) Gefühl, denn jetzt konnte nix großartiges mehr schiefgehen, denn Du warst ja autark und hattest alles in der Hand. Selbstverständlich musstest Du dann auch die "Kopf-Elemente" selbst fahren. Wenn dann Deine Sendung zu Ende war, blendeteste Du Deinen letzten Song "auf Zeit" aus, meldetest Dich SCHNELLSTMÖGLICH von der Sendestraße ab, die Senderegie 15 meldet sich dort an und spielte dann den Nachrichten-Jingle und fuhr die nachfolgende Nachrichtensendung.

Noch etwas zum Studio 35: dieses altehrwürdige WDR 2-Studio, in dem viele inzwischen historisch wertvolle Musiksendungen stattgefunden haben, war bereits nach dem Abbau der sich dort befindlichen Discothek zu einem schlichten Produktionsstudio degradiert worden. Es wurde dann in "Tonträger 35" (oder hieß es "Tonträgerbearbeitungsraum 35"? Ich kann mich an die korrekte Bezeichnung nicht mehr genau erinnern) umbenannt. In jenem "Tonträgerbearbeitungsraum 35" wurden dann Wortbeiträge u.ä. "zusammengebastelt". Schade, aber so kann es gehen, wenn Dinge ausgedient haben und anscheinend nicht mehr benötigt werden.

Ich hoffe, Dir einen Einblick in unsere damalige Arbeitsweise vermittelt zu haben und wünsche Dir einen schönen und erfolgreichen Rest-Tag.

Cheers,
- DV -

Nachtrag: Die Mischpulte der Discotheken 11 und 17 im WDR waren übrigens EELA-Pulte. Im Fall der Disco 17 handelte es sich um ein "EELA 340 Self-Operator" - ein geniales DJ-Pult, welches wir auch bei BFBS einsetzten. Weiss vielleicht noch jemand von Euch, welches EELA-Pult in der Disco 11 verwendet wurde? Es war jedenfalls KEIN "EELA 340 Self-Op", soviel ist klar. Es muss sich um einen Vorgänger gehandelt haben, aber wie lautete die Modell-Bezeichnung? Ich habe es leider vergessen. Also, wer weiss es noch und kann helfen?
 
@DV: Tolle Zusammenstellung! Aber gab es in der 15 nicht auch mal eine Disco? Oder woher kam samstags die "freie Fahrt ins Wochenend", wo ein Moderator am Sprechertisch saß und einer an der Disco? Da fällt mir auch wieder ein Ausschnitt der Pop Tops aus 1989 ein, wo Dave Colman vorbeischaute, der zur gleichen Zeit auf WDR 1 "hier funkts" sendete. Da wurde dann gesagt, dass in seinem Studio das Fenster auf der anderen Seite sei. ( Er sendete wohl aus der 14?)
Die 17 kann es nicht gewesen sein...
 
@U87:

Danke für die Blumen, "U87"!

Also, in 1989 kam "Hier funkt's" in der Tat noch aus der 14. Die Disco 14 hatte noch die alten schweren EMT 930-Plattenspieler (mit den BEIDEN übereinander liegenden Plattentellern und dem permanenten Schleifgeräusch, da der untere Plattenteller sich ja permanent drehte und der obere Plattenteller beim Start lediglich auf den unteren Plattenteller "aufgesetzt" wurde! Das hat immer einen "Höllenlärm" gemacht, wenn Du an einem 930er eine Platte gestartet hast - JESUS CHRIST!!! Ist DAS lange her!) und die alten Spotmaster-Cart-Machinen, mit dem "Hebel" zum Umspulen der Cart. Das Mischpult der Disco 14 bestand aus sog. "Cassetten-Modulen" - sah aus wie "Selbstbau", war aber die in den ARD-Anstalten üblicherweise verwendete Modultechnik (Winfried Trenkler sitzt auf dem Bild in der 35 noch an solch' einem ähnlichen Pult). Hersteller? Weiss ich nicht mehr! AEG? SIEMENS? Keine Ahnung, DAS ist nun wirklich zu lange her. Ich weiss nur noch, dass die Disco 14 aus tiefster 70er Jahre-Technik bestand. Sie klang aber - logischerweise - immer noch "amtlich"...!

Wenn ich mich richtig erinnere, dann kam die "Freie Fahrt" aus der Senderegie 12. Hieß die so? Oder hieß sie 13? Ich meine das "Großraum-Studio", welches zwischen der Disco 17 und der Senderegie 15 lag. Ein riesiger Raum als Senderegie (mit Scheibe zur 17!) und ein im Verhältnis relativ kleiner Aufnahmeraum mit Sprechertisch. Könnte sein, dass dort damals auch noch eine zusätzliche Disco eingebaut war. Aus jenem Studio kam früher wohl auch "Sport und Musik" zu WDR 1-Zeiten (bevor "Sport und Musik" ab 1995 ins 2. Programm "umzog"). Also, ich versuche den Bereich der Hörfunkstudios auf der ersten Etage im Funkhaus Wallraffplatz mal "graphisch" aufzuzeichnen:


Studio 14................................... Studio 13 (oder 12?)........................ Studio 11​
..................Gang.....................................Gang..................................Gang.....................................​
........................................................................................................................Aufzüge & Treppenhaus​
..................Gang........................ Großraum-Studio 12 (oder 13?)........Gang​
................................................................immer noch​
..................Gang..............................................................................Gang........................WC​
...................................................Großraum-Studio 12 (oder 13?)​
................................................................immer noch......................Gang​
Studio 15....Gang..........................Großraum-Studio 12 (oder 13?).......Disco 17, die "Besenkammer"​


Ja, das mag auf den ersten Blick ein wenig "strange" aussehen - Insider erkennen aber sofort was ich meine!

Buddha's "Top Pops" kamen zunächst aus der 15 und wurden von einem Techniker gefahren, da in 1989 die Disco 17 noch nicht fertig gebaut war. Wenn mich nicht alles täuscht, dann muss die Disco 17 erst 1992/1993 in Betrieb gegangen sein. Wenn Dave 1989 in der 14 saß, dann saß Buddha im Sprecherraum der 15, die direkt an den Aufnahmeraum der 14 grenzte. Eine Scheibe zwischen Aufnahmeraum 14 und Aufnahmeraum 15 existierte meines Wissens jedoch nicht. Wahrscheinlich ist Dave dann in die Senderegie 15 gegangen und hat dort an der Scheibe zum Aufnahmeraum 15 seine Faxen während Buddha's Live-Moderation gemacht.

SOWAS war auch unter anderen Kollegen nicht unüblich, hat Buddha mit mir in meiner ersten Sendung aus der Disco 17 doch ähnlichen Zirkus "veranstaltet" (er war mit Techniker Harry Lippmann in der Senderegie 15, versteckte sich dort zunächst neben der Scheibe und kaum war ich "on air", rannte er zu Harry's Regiepult und brüllte mir per Intercom auf den Kopfhörer die Worte: "Jaaaaaaaaaaaaa, Liebchen! Hau' sie alle um...!!!" :D

Ich blickte fragend zu Harry durch die Scheibe und sah plötzlich einen breit grinsenden Buddha Krämer hinter der Scheibe stehen. Na, SO EIN TOLLER EMPFANG! Was habe ich gelacht...! Dann fingen Buddha und Harry an zu tanzen, zu der ersten Platte die ich spielte. Ich wählte für meine erste WDR 2-Sendung als Opener den Titel "Keep the fire burnin' (7inch Mix)" von Dan Hartman & Loleatta Holloway aus dem Januar '95 (00162 COLUMBIA 661155-1) und machte meine Begrüßung und erste Moderation auf dem 34-Sekunden Intro der Platte. "Keep the fire burnin'" - in Anspielung auf meine Vergangenheit und "Jugendsünden" bei RADIO NRW (wie Ihr vielleicht wisst, hatte gerade ein DJ-Vogel wie ich es bin, es in Oberhausen alles andere als leicht (or in other words: der Oberhausener PD ließ es zu, dass Kapellmeister "JvG" mich regelrecht mobbte) - denn ich wusste, dass "KK" (der damalige Programmdirektor in Oberhausen) meinen "Einstand" auf WDR 2 mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit hören und sich fürchterlich ärgern würde, hatte er mich doch "soeben" als Musikredakteur und Moderator für seinen "Laden" endgültig verloren. Nun, wer nicht "will", der "hat" schon...! ;)

Alles in allem hatten wir damals im WDR - trotz der typischen Schwierigkeiten, die in einer öffentlich-rechtlichen Anstalt leider zum Alltag gehören - eine sehr schöne Zeit, deren "Schönheit" ab dem Zeitpunkt endete, als eine gewisse Dame (die später Hörfunkdirektorin und noch später WDR-Intendantin wurde) von Fritz Pleitgen zur Wellenchefin von WDR 2 ernannt wurde. Ab diesem Zeitpunkt begann der Abstieg der Qualität im Programm von WDR 2. Schade, was hätten wir noch alles tolles aus WDR 2 machen können, aber - wie formulierte ich es bereits? Wer nicht "will", der "hat" schon! :D

So "r.i.p.", WDR-Hörfunk - und ganz speziell WDR 2...!

Cheers,
- DV -
 
Was hatte es eigentlich mit dem leisen Piepton auf sich, den man direkt vor dem Jingle hören konnte?
 

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  • WDR1-Jingle_1991.mp3
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@Guess who I am:

Das ist der Cue-Ton der Cart, von dem der Jingle eingespielt wurde. Die Cart-Maschine "hört" diesen Cue-Ton und stellt das Band dann genau an dieser Stelle wieder ein, so dass Du den Jingle ggf. dann erneut wieder abfeuern kannst.

NORMALERWEISE sollte der Cue-Ton nicht zu hören sein! Aber da im WDR mit dem Aufnehmen von Carts oftmals sehr stiefmütterlich (man könnte in diesem Zusammenhang auch von "schlampig" sprechen) verfahren wurde, wundert mich DAS überhaupt nicht. :D

P.S.: Verehrter "Guess", Du hast "Post"...!
 
Auf den Carts gibts neben den beiden Tonspuren für die normale NF eine dritte Spur für die CueTracks. Primary, Secondary und Tertiary. Der Primary war ein Toneburst von 1kHz mit > 500ms Länge und markiert den Beginn des Cuts. 150 Hz hatte der Secondary Tone, 8 kHz der Tertiary Tone, beide konnten Relais steuern, um z.B. die nächste Maschine anzutriggern. Am Ende des Secondary Tones wurde üblicherweise denn wieder vorgespult, bis der nächste Primary Tone detektiert wurde.

http://www.richardhess.com/tape/history/NAB/NAB_Cartridge_Tape_Standard_1975_searchable.pdf als Nachtlektüre für die Technikaffinen.
 
Nachtrag zum Thema WDR-Carts:

Und ich kenne Carts aus dem WDR - und dazu gehört definitiv auch diese, von der "Guess" das Sound-Beispiel hat - die folgendermaßen aufgenommen worden sind:

1. Primary (wird bei der Aufnahme der Cart von der Cart-Maschine automatisch gesetzt, wenn Du "Record" drückst!)
2. Jingle (danach dann bei der Aufnahme der Cart auf "Stop" gedrückt, anstelle auf "Secondary", um den Umspulbefehl zu setzen!)

...danach dann wieder "Aufnahme" gedrückt! Also folgt ein automatisch gesetzter...

3. "Primary"-Cue
4. erneut der gleiche Jingle, wie unter 2

...dann wieder bei der Aufnahme der Cart auf "Stop" gedrückt, anstelle auf "Secondary"...
...um dann gleich wieder in den Aufnahmemodus zu gehen, also...

5. "Primary"-Cue
6. erneut der gleiche Jingle, wie unter 2 und 4

...dann wieder bei der Aufnahme der Cart auf "Stop" gedrückt, anstelle auf "Secondary"...
...und das Spiel beginnt mindestens noch fünf- bis zehnmal von vorne!

Nach der letzten Aufnahme erbarmte sich dann der Techniker, der die Cart überspielte, dann endlich mal auf die "Secondary"-Taste zu drücken!

Normalerweise wäre der Aufnahmevorgang der Cart folgender gewesen:

1. "Primary"-Cue
2. Jingle oder Vorspann (oder was auch immer)
3. "Secondary"-Cue

...und FERTIG!

Aber, kein Wunder, dass DANN sowas dabei herauskommt (bei der WDR-typischen Vorgehensweise der Überspielung auf Cart), wie wir es in dem von "Guess" geposteten Beispiel hören können. Und wenn es besonders heftig in die Hose ging, dann war bei dem einen oder anderen Aufnahmetake die "Record"-Taste Millisekunden zu spät gedrückt worden und die Bandmaschine, auf der das auf die Cart zu überspielende Masterband mit dem Jingle lag, lief schon! :eek:

DAS hatte dann auf der Cart den Effekt, dass bei jenen "verunglückten" Aufnahmetakes die Cart zu Beginn des Jingle "hochzujaulen" schien. Du konntest dabei fast schon regelrecht hören, wie Capstan und Andruckrolle das Band in der Cart "angeschoben" haben, vom Betriebszustand "Stop" in den Betriebszustand "Record".

Wenn Ihr die Gelegenheit habt und Zugriff auf alte Mitschnitte der Sendung "Mal Sondock's Hitparade" bekommen könnt, dann achtet bitte mal unbedingt auf den sog. LANGEN Countdown, bevor Platz 1 gespielt wird. Das ist die Unterlegmusik, auf der "Rudi Roboter" die Plätze "singt" und Malcolm dazu den jeweiligen Interpreten und Titel nennt. Diese Unterlegmusik war zu Beginn IMMER aber sowas von "angeschnitten" und leierte dabei fürchterlich hoch! Und jetzt wisst Ihr auch WARUM...! :confused:

Ach, DAS ist Euch gar nicht aufgefallen? Nun, dann hatte der ausführende Techniker (siehe unten) wohl doch recht. :eek:

Korrigiert wurde sowas im WDR eher seltener, hätte es doch bedeutet, dass die GESAMTE Cart hätte gelöscht werden und alles nochmal von vorne erneut darauf aufgenommen werden müssen. Und welcher Auftraggeber/welche Redaktion will schließlich für den Überspielauftrag die doppelte Arbeitszeit des Produktionstechnikers auf seinen/ihren Kostenträger gebucht bekommen?

Auftraggeber: "Die Cart 'jault' doch an verschiedenen Stellen!"
Ausführender Techniker: "Ach was, DAS versendet sich...!"

Als ich DAS :wall: erlebt habe, habe ich entschieden, mir meine Carts bei mir zu Hause selbst zu überspielen.

Diese WDR 1-Cart mit dem von "Guess" geposteten Hörbeispiel kommt mir doch seeeeeeehr bekannt vor, habe ich sie vor ziemlich genau 20 Jahren doch selbst verwenden müssen. Es handelte sich dabei um eine schwarze 3M/Scotch-Cartridge, die eigentlich eine für NAB-Cart-Verhältnisse sehr gute Qualität hat. Ich verwende diese Carts noch heute und zwar ausschließlich von diesem Hersteller.

Auf dieser WDR 1-Cart sind/waren (die Cart wird wahrscheinlich schon lange im Müll sein) auch mehrfache Aufnahmen des selben Jingles vorhanden. Und das Beste war, EINE jener Aufnahmen wurde gnadenlos über den "Splice"-Punkt (also DEN Punkt des Bandes, an dem beide Enden des in der Cart befindlichen Bandes zusammengeklebt sind) gefahren. Wenn DIESER Aufnahmetake dann zufälligerweise "on air" ging, "rumpelte" es kurz und es gab dabei ein klitzekleines Drop-out. Hätte der Produktionstechniker bei der Überspielung des Masterbandes auf Cart, die Cart VORHER einmal durchspulen müssen, damit sie in Bezug auf den "Splice"-Punkt "auf Anfang" steht. Jaaaa, "HÄTTE"...! :wall:

Aber, was pflegten manche ausführenden Produktionstechniker zu sagen? "Ach was, DAS versendet sich...!"

Und was antwortet der "highly trained radio DJ" in solch' einem Fall? "Na, 'sssischer dat, Liebelein...!" :thumbsup: und grinst dabei breit...:D
 
So dumm ist die Idee nicht, das gleiche Jingle mehrmals hintereinander auf die Cart zu donnern, minimiert sich doch die Bandabnutzung um jeweils 50%. Zugegeben, es war schon eine präzise timerei vonnöten genau den richtigen Punkt zu treffenm zwischen Record Taste und Modulationsanfang. Wir haben das dann irgendwann so gemacht, den Rückmeldung GPO "Recording" von den Cartmaschine an den Faderstart der Bandmaschine zu hängen und die sauber mit Gelbband abgetrennten Jingles um soundsoviele cm vor Modulationsbeginn einzucuen. Das Resultat war trotz der empirisch ermittelten Werte sehr gut.
 
@Hinztriller:

von Hinztriller: Rückmeldung GPO "Recording" von den Cartmaschine an den Faderstart der Bandmaschine zu hängen und die sauber mit Gelbband abgetrennten Jingles um soundsoviele cm vor Modulationsbeginn einzucuen.

Wow...! DAS nenne ich Präzisionsarbeit und vor allen Dingen Leidenschaft! :thumbsup:

Radio ist wohl auch für Dich "Berufung", nicht wahr? ;)

Im WDR wäre Eure Vorgehensweise unvorstellbar gewesen. DAS wäre "technischer Mehraufwand", der dem Dogma der "Grundversorgung" (ja, im WDR in SÄMTLICHEN Bereichen! Nicht nur, was das sog. "Grundsendernetz" betrifft) widerspricht. Also, "bloß nicht 'mehr' machen, als nur unbedingt nötig". Ideologisches und mentales "Sozialhilfe-Niveau" sozusagen. :wall:

Ich selbst habe mir für das Überspielen auf Cart meine eigene "Timing"-Methode entwickelt, die ich heute noch verwende:

1. Finger der einen Hand auf dem "Start"-Knopf des Fader-Moduls des Mischpults, an dem die M15-Bandmaschine angeschlossen ist.
2. Finger der anderen Hand auf der "Record"-Taste des Cart-Recorders.
3. Kurz durchatmen und volle Konzentration
4. Die "Record"-Taste drücken, wenn diese durchgedrückt ist, dann das Wort "One!" in mittlerem Sprechtempo laut aussprechen und bei etwa der gefühlten Hälfte des Wortes mit der anderen Hand den "Start"-Knopf des Fader-Moduls der M15 starten. "Finger on the trigger", sozusagen! Wenn das Wort "One!" fertig ausgesprochen ist, MUSS die Modulation vom Masterband "da" sein. Ich nenne es auch das "Klick-Klack"-Überspielverfahren. "Klick" für das Starten der Aufnahme der Cart und "Klack" für das Abfeuern des Masterbands. Und DAS parallel durchgeführt mit dem Aussprechen des Wortes "One!" = passt bei mir immer! :D

Zugegeben, mein "Klick-Klack"-Überspielverfahren ist individuell sehr von der ausführenden Person abhängig und gerade unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten alles andere als zu 100% reproduzierbar, jedoch habe ich mit dieser "Krücke" beste Erfahrungen gemacht.

Ich kenne Produktionstechniker, die öffneten den Fader des Cart-Records am Mischpult (kurz über dem Faderstart-Kontakt) und versuchten "Klick-Klack" (jedoch ohne dabei das Wort "One!" auszusprechen bzw. "richtig" zu verwenden) dann über das Abfeuern der Cart (im Aufnahme-Modus) am Kanalzug der Cart-Maschine am Mischpult und dem GLEICHZEITIGEN Drücken der "Start"-Taste des Kanalzugs der Bandmaschine. Dass DAS vom Timing her nicht wirklich funktionieren kann, ist einleuchtend, oder?

Aber Eure Vorgehensweise ist nahezu genial. Darf ich Dich aus diesem Grund von heute an "Daniel Düsentrieb des Rundfunks" nennen? ;)
 
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