Deutsche Radiosender ohne Digitalstrategie?

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Und ob, wir setzen uns eh schon seit Jahr und Tag leidenschaftlich mit diesem Thema auseinander. Man bräuchte endlich Leute, die das Marktpotential für digitale Angebote abschätzen und Kenntnisse über internationale Märkte beisteuern können. Kurz gesagt wir brauchen Berater mit Digitalkompetenz, auf uns "Stänkerer" im Form hört ja sowieso keiner. Im Radiobereich dämmert ein neues Äon herauf, aber die Branche ist auf die auf die Umbrüche auf dem Werbemarkt völlig unvorbereitet.
 
Solange du mit "digital" nicht DAB und seine inzwischen drei "Nachfolger" meinst: Nein sie sind nicht zu verschlafen! Sie haben erkannt dass DAB und Nachfolger wirklich nur noch Lobbyisten glücklich macht.
 
Solange du mit "digital" nicht DAB und seine inzwischen drei "Nachfolger" meinst: Nein sie sind nicht zu verschlafen! Sie haben erkannt dass DAB und Nachfolger wirklich nur noch Lobbyisten glücklich macht.

...und genau mit dieser Haltung wird eisenhart am steinzeitlichen UKW als EINZIGEN terrestrischen Verbreitungsweg fest gehalten, und die Platzhirsche werden irgendwann auch noch die UKW-Abschaltung verschlafen.
 
Gerade das im Bericht erwähnte DRadio macht ja wohl mehr als alle anderen. Gut, das ipad App ist eher etwas für designverliebte Tivoli One Nutzer und bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück. Auf der anderen Seite stehen diverse Twitterfeeds des Senders, die auf Podcast und andere Onlineangebote verweisen. Der DRadiorecorder lässt mich alles aufnehmen, ein Klick in der Programmvorschau genügt. Nicht zuletzt werden viele Interviews verschriftlicht nachgewiesen, was die Zitierfähigkeit erleichtert. Doch wer nutzt diese Möglichkeiten wirklich? Da geht sicher mehr. DRadioWissen setzt Online ein Zeichen. Mangels Übertragungs via UKW wohl ausserhalb der allgemeinen Sichtbarkeit.

Der Bericht sagt ja auch, das mehr Menschen die Zusatzangebote nutzen, als den Sender selbst. Tja, wenn das die Zukunft ist.

Ich glaube jedoch nicht, dass das Volk mehr will als den Volksempfänger. Hier irrt Carta gewaltig. Das Volk will die größten Hits aus XY in Dauerschleife ohne Abschaltreiz auf UKW - nichts anderes wird auch erfolgreich von den Privaten geliefert und entsprechend messbar für die Werbeindustrie geliefert. Auf die paar Konsumenten mit eigenem Musikgeschmack, die sich umtriebig ihren Sender im Web suchen und hier in Foren über die Schlechtigkeit der Dinge ovulieren sind als Randerscheinung zu tolerieren. (Hoffe jedoch immer noch, das ich mich bei dieser Polemik irre.)
 
Finde auch, dass das online-Angebot von DRadio Wissen super bedienfreundlich rüber kommt und Maßstäbe setzt.

Und dennoch: Das im Artikel zitierte NPR ist unglaublich viel weiter - vor allem, was die mobile Nutzung angeht.

Die App bietet ein dermaßen rundes, eigenes, voll multimediales Universum in so absolut bestechend simplem und praktischem Design. Ich wüsste nicht, welcher Sender da in Deutschland mithalten könnte.

Außerdem ist NPR mit vielen feinsinnig aufgesplitteten und abgestimmten facebook-(und twitter-)accounts präsent: Für Nachrichten-Junkies, für Buch-Liebhaber, für Musik-Nerds, für kritische Hörer, die Anmerkungen zum Programm machen wollen, für Job-Suchende....die Angebotsliste ist lang.

Da kann jeder Hörer sich seine Interessen rauspicken. In der Feinjustierung bietet das meines Wissens KEIN einziger deutscher Sender.

Besonders bitter finde ich: In den ör-Mediatheken gehen die Audio-Inhalte doch regelrecht unter. Man findet so oft nicht einmal, wenn man gezielt danach sucht. Und die Podcast-Angebote laufen meist recht technokratisch und designfrei präsentiert über altbackene RSS-feeds. Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß.

Wir reden hier also gar nicht zwingend von DAB+ finde ich, sondern erstmal von einer besseren Präsentation im (mobilen) Netz. Will heißen: Die deutschen Radiosender und -macher nutzen nach meinem Eindruck die vorhandenen Kanäle zu wenig, um Audio an die User zu bringen.

Und warum das so ist, kann ich mir nicht so recht erklären.
 
Ach, wenn denn mal alle guten Ideen der öffentlich-rechtlichen Radiomacher den Dreistufentest passieren könnten... Da hat man in anderen Ländern deutlich mehr Spielraum, ordentliche Angebote auf die Beine zu stellen. Ist zwar Fernsehen, aber denkt nur mal an die Debatte um die Tagesschau-App.
 
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist stark in der Information, aber ein Rohrkrepierer in Sachen Musik; ein paar Ausnahmen gibt es zweifellos aber von zielgruppengerechter Ansprache sind die zahllosen Musikwellen meilenweit entfernt und wie wir wissen sind sie mit den kommerziellen Anbietern, die es eigentlich besser können müssten in bester Gesellschaft. Das musikalische Niveau hängt in Deutschland generell sehr niedrig und der Zielgruppenbegriff ist meist ein Fremdwort - schon allein deshlab haben die innovationsfeindlichen Sender allen Grund die zum Tagesbegleiter avancierenden Internettechnologien zu fürchten.

Das Streaming- und Downloadangebot von Deutschlandfunk und DLR Berlin ist sowohl was die optische Aufmachung betrifft als auch mit Blick auf die hohe Benutzerfreundlichkeit herausragend. Bevor der unnütze WDR-RadioRecorder kam war die WDR5-Seite in Sachen Ästhetik und Nutzwert geradezu vorbildlich, mittlerweile ist aber auch dort dieselbe Bleiwüste anzutreffen wie anderswo.

Die ARD-Radiowellen schwelgen tatsächlich immer noch in der Podcast-Euphorie, obwohl Podcasts heutzutage nur noch nebenher laufen. Jeder der auf der Homepage eines Senders nach journalistischen Beiträgen Ausschau hält sucht zuallerst den Play-Button und eine MP3-Downloadmöglichkeit, aber nur in Ausnahmefällen RSS-Feeds für Podcast-Abonnements. Die Sendebediensteten scheinen ihre liebe Not damit zu haben, mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten.

Einzige Ausnahme auch hier: Deutschlandfunk und DLR Berlin.
 
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