Radio Hamburg: Stundenlohn bei Langzeitpraktikum 1,25 €?

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wh_HH

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Bin gerade etwas geschockt. Radio Hamburg (wirtschaftlich einer der erfolgreichsten Privatradios des Landes) bietet auf seiner Seite ein Praktikum an, das die Voraussetzung für ein Volontariat ist.
Dort heist es:

Zunächst machen Sie ein dreimonatiges, unentgeltliches Praktikum in unserer Redaktion, um einen ersten, allgemeinen Einblick in die Redaktionsarbeit zu bekommen.
(Nur) Im Anschluss an ein dreimonatiges Praktikum können Sie sich für ein Langzeitpraktikum bewerben. Das Langzeitpraktikum dauert 6 Monate, wird mit 300,- Euro / Monat vergütet und ist ebenfalls eine Voraussetzung für ein Volontariat in unserem Hause. „

Zusammengafasst heist das : 9 Monate arbeiten und dafür (6 x 300 €) 1800 € erhalten! Bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 40 Stunden/Woche ergeben dass in 9 Monaten 1440 Stunden!( 40 Stunden mal 36 Wochen)
Macht einen Stundenlohn von 1,25 € !!! Es geht hier nicht um ein dreiwöchiges Praktikum! Es geht um ein dreiviertel JAHR!

Und ein sicheres Volontariat hat man dann noch nicht in der Tasche!
Ich weiss: Es gibt viele Sender da sieht es ähnlich aus, aber Radio Hamburg ist wirtschaftlich MEGA erfolgreich! Und was dazukommt: Wer zahlt eigentlich die Differenz die für die Praktikanten von Nöten ist um leben zu können? Meist die Arbeitsagentur als sogenannte Aufstockung. Also WIR als Steuerzahler.
Ich denke da müssten auch mal die Moderatoren udn Redakteure von RHH Ihrer Geschäftsführung aus Dach steigen und sagen: So NICHT! (Mal abgesehen von Gewerkschaften und Parteien. Wo sind die?)

Link: http://www.radiohamburg.de/Jobboers...derator-Redakteur-bei-Radio-Hamburg-So-geht-s
 
Schonmal was von Generation P gehört? Das ist in allen Branchen in Deutschland üblich im Jahre 2013.

Wer zahlt eigentlich die Differenz die für die Praktikanten von Nöten ist um leben zu können? Meist die Arbeitsagentur als sogenannte Aufstockung. Also WIR als Steuerzahler.

Die Aussage meist ist falsch. Eine Aufstockung bekommen - von mir geschätzt - unter 5 % der Praktikanten.
 
Die Bezahlung ist auch für mich der Knackpunkt. In den ersten drei Monaten wird man doch bestimmt was Produktives zum Sendeablauf beitragen. Und wenn es nur Straßenumfragen oder Veranstaltungstipps sind. Praktikanten bekommen doch häufig die Sachen aufgedrückt, auf die Redakteure keine Lust haben oder glauben, es nicht nötig zu haben.

Ein unentgeltliches Einstiegspraktikum von vier Wochen würde ich okay finden. Aber drei Monate keinen Cent verdienen, finde ich auch beinahe unverschämt. Und die 300 Euro danach sind für mich ebenfalls sehr grenzwertig. Oder dreht man dann nur Däumchen? Oder schaut man einfach nur zu? Oder bedient man nur das Hörertelefon?

Vielleicht postet hier ein ehemaliger Radio Hamburg-Praktikant mal ein paar Details.
 
Vor allem was ist danach wenn es heißt: Nix Volo! War nett das Du da warst, aber wir haben keinen Platz für Dich....
 
Und da kannste froh sein, daß überhaupt etwas gezahlt wird. Ich habe in den Neunzigern sechs Monate Praktikum ohne Bezahlung gemacht, bevor ich mein Volo bekam.
 
Also bei mir hieß das in den späten Achtzigern "Hospitanz" und lief ein Jahr. Ich bekam monatlich 1.500 Mark, was ich absolut in Ordnung fand. Ich hatte keine einschlägige Vorbildung, auch nicht aus dem Printbereich.

Allerdings muss ich zugeben, einen Haken hatte die großzügige Bezahlung schon. Wenn man innerhalb der ersten Woche keinen sendefähigen Beitrag ablieferte, war man sofort draußen. Wenn man aber Talent hatte und bleiben durfte, fühlte man sich wenigstens nicht ausgebeutet.
 
Die Radiolandschaft im Norden scheint doch mehr als defiztär zu sein. Die Macher der Morningshow müssen ja auch bezahlt werden. Da ist es nur recht und billig Praktikanten mit einem Volontariat zu locken und schön auszunehmen. Das geht natürlich so lange, wie die Nachfrage stimmt. Da kann man es nur wie Peter Lustig halten, der immer am Ende gesagt hat: "jetzt aber abschalten".
Mich würde es nicht wundern, wenn bald für ein Praktukumsplatz auch noch bezahlt werden muss.
 
Und da kannste froh sein, daß überhaupt etwas gezahlt wird. Ich habe in den Neunzigern sechs Monate Praktikum ohne Bezahlung gemacht, bevor ich mein Volo bekam.
Richtig, in den 80/90ern konnte man froh sein, in einem Praktikum ÜBERHAUPT Geld zu bekommen. Meist wurde die erbrachte Leistung mit Kaffee und massenhaft weiterer Arbeit abgegolten.
 
Solange die coole Jugend Schlange steht, um "irgendwas mit Medien" zu machen, wird es diese Form der Ausbeutung immer geben. Ein Einsteiger kann ja auch nicht damit argumentieren, dass er etwas könne und dafür entlohnt werden müsse. Die meisten können nichts und müssen auch im Verlauf ihres Praktikums nicht wirklich etwas können, sondern nur Hiwi-Arbeiten erledigen. Wenn dann einer auffällt, weil er wirklich Ideen hat, wird er mit Handkuss genommen und zum Volontär befördert.
 
Wer zahlt eigentlich die Differenz die für die Praktikanten von Nöten ist um leben zu können?

Warum die Aufregung? Ist es nicht (immer noch) so, dass Abiturienten und Studenten für solche Jobs bevorzugt werden? Die lassen sich doch sowieso von Papi finanzieren. Schau mal unter der Woche - außerhalb der Ferien -, was spät abends in den Kneipen in der Schanze in Hamburg los ist. Alle, die arbeiten müssen, sitzen dort bestimmt nicht.
 
Mich würde es nicht wundern, wenn bald für ein Praktukumsplatz auch noch bezahlt werden muss.

Dafür dürfen sich dann die Praktikanten auch einen Musiktitel wünschen und einen Gruß dazu loswerden...(Entschuldigung, den konnte ich mir jetzt nicht verkneifen...)
Ich kenne allerdings auch noch die Zeiten, in denen man Praktika nicht bezahlte bzw. abhängig war von der Großzügigkeit des Betriebes.
Nur jetzt, da die Betriebe gesetzlich dazu verdonnert wurden, lenken sie zähneknirschend ein. Dass sie mit viel Trickserei und doppelten Boden die Lohnkosten bis zur Schmerzgrenze drücken, ist eine Frechheit.

Aber wie Mannis Fan (in diesem Fall leider) so richtig schrieb: So lange es Menschen (Praktikanten) gibt, die sich darauf einlassen, so lange wird es auch weiterhin Lohndumping in Reinkultur geben. :(
 
Letztendlich muss Jeder selbst wissen, ob er sich für einen Hungerlohn ausbeuten und verarschen lassen will. In der Regel werden einem (potentiellen) Volontär vorher leere Versprechungen gemacht und man gilt nur als billige Arbeitskraft. Ich selbst habe vor mehreren Jahren erfolgreich gegen radio ffn geklagt und rückwirkend das Redakteursgehalt eingefordert für die Praktikantenzeit. Diesen Weg sollte man nur gehen, wenn man selbst eine berufliche Perspektiv hat und man sich mit dem Gedanken anfreunden kann, dass ein Job beim Radio nicht "Alles" ist. Ich bin gerade dabei ein Buch hierüber zu schreiben. Des Weiteren ist das unbezahlte Praktikum, welches Radio Hamburg voraus setzt und radio ffn von mir eingefordert haben, nicht rechtens. Mir liegt eine Stellungnahme von Bundesministerin von der Leyen hierzu vor. Eine Probearbeit ist in der Regel nur wenige Tage zulässig (Vergleich hierzu Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg vom 25.04.2007, 13 Sa 129/05, Landesarbeitsgericht Bremen vom 25.07.2002, 3 Sa 83/02, Landesarbeitsgericht Hamm, 24.05.1989, 15 Sa 18/89).
 
1,25 Euro beim führendem Privatsender in HH? Das kann es doch wohl nicht sein! Da werden ja sogar schon die NKL-Bürgerradioredakteure in NDS mit im Schnitt 1500 - 1600 Euro Brutto / Monat ja richtig fürstlich bezahlt! Was verdient eigentlich eine Putzfrau im Monat?
 
So lange es Menschen (Praktikanten) gibt, die sich darauf einlassen, so lange wird es auch weiterhin Lohndumping in Reinkultur geben. :(
Was viel, viel Schlimmer ist, ist die Tatsache, dass es Firmen gibt, die sich auf Deals mit dem JobCenter einlassen und Menschen für 1,25€ beschäftigen um einen Zuschuss vom Staat zu kassieren - nur dafür, dass sie Menschen beschäftigen! Diese Menschen stocken dafür dann noch auf und zählen in der Statistik erneut als Hartz-IV Empfänger (nicht als Arbeitslos).

Oder anders: 400€- oder studentische Aushilfsjobs um steuerliche Vorteile nutzen zu können.
Arbeiten in Vollzeit, bezahlen in Bruchteilen.

Vielen Dank, Frau v.d. Leyen!
 
Vielen Dank, Frau v.d. Leyen!
Das, Inselkobi, ist zu kurz gegriffen: Frau von der Leyen hegt und pflegt "nur" den Acker, den die "großen" Sozialdemokraten Wolgang Clement bestellt und Franz Müntefering bzw. Olaf Scholz zum "Gedeihen" gebracht haben. - Und da Sozialdemokraten alles, nur nicht "sozial" sind (genau wie die Parteien mit dem "C" nicht mehr wissen, wofür dieses steht), ist es so, wie es ist.
 
Stimmt Ammerländer, denn immerhin haben die Sozialdemokraten in Kooperation mit dem "C", dem "F" und dem grünen "G" zusammen das sozial unverträglichste Paket ihrer Laufbahn überhaupt mit der Agenda 2010 aufgelegt, das seitdem nur weitergeführt wird.

Frau v.d. Leyen ist momentan nur diejenige, die ihre Arbeit, wie auch (Fr.?) Schröder als qualitativ so hochwertig ansehen und loben, dass man sich so oft übergeben möchte, wie man nicht zu sich nehmen kann. Daher sind sie die, die aktuellen Ansprechpartner(innen).
 
Ein blendendes Beispiel dafür, wie man Bewerbungen von talentierten, gut ausgebildeten Menschen mit aller Macht verhindert. Kann ja nicht sein, dass der Prakti mehr in der Birne hat als der Chef....
 
Ich würde mich als Jugendlicher heute ausschließlich bei den öffentlich-rechtlichen Sendern bewerben.
Hier bei uns in Niedersachsen der NDR.

Wenn das nicht klappt würde ich einen anderen Ausbildungsweg gehen.
Radio dann über einen Quereinstieg.

Radio Hamburg hat doch nichst am Hacken sonst würden sie Praktikanten und Volontäre nicht so abspeisen.
 
Ich würde mich als Jugendlicher heute ausschließlich bei den öffentlich-rechtlichen Sendern bewerben.

Das ist zu kurz gedacht!

Wer erste Erfahrungen beim Privatfunk gesammelt hat, gar ein Volontariat aufweisen kann, kommt auch beim ÖR-Rundfunk leichter unter. Ich kenne genügend Leute, die erst bei irgendwelchen Privatsendern waren und schließlich gewechselt sind. Ein Volo beim ÖR-Sender zu bekommen ist äusserst schwierig. Bei den Privaten mag es etwas einfacher sein.

Es gibt viele Wege zum Ziel.
 
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