Es kommt immer, so denk ich, auf die Altersstruktur des Senders bzw. der Hörer an: typische Teenie-Sender werden weiterhin bei einer Art Dauerbeschallung bleiben, weil sie befürchten, dass die Teenies zu den digitalen Medien überschwenken (was schon längst passiert ist). Sender, die eher ältere Zuhörer haben, sollten sich bei der Musikauswahl nicht nur darauf verlassen, dass man in bester Schlagermanier nur Roland Kaiser oder Helene Fischer zum Besten gibt, sondern man sollte schon etwas anspruchsvolleres senden: ein guter, ausgewogener Teil sollte dem Wort als Information dienen, wo man wirklich auch mitbekommt, was in der Welt passiert und nicht wie es bei den BLR-Nachrichten ist, in 3 Minuten alles runterrasselt, was einem in den Sinn kommt. Das verstehen auch ältere Menschen nicht mehr. Davon sind sie sogar überfordert. Wort ist eigentlich sowas wie eine Mehrbedeutung: für mich ist vom griechischen logos auszugehen: also ein Wort, das gleichzeitig Geist und Sinn berührt, aber auch scharfsinnig die Welt betrachtet. Ein gutes Beispiel hierfür sind die radioSpitzen in BR2. Informationen sollten klar und verständlich rübergebracht werden, ohne lästige Musikuntermahlung. Das ist nicht sehr ästhetisch, sondern ist sogar etwas nervend, wenn man bei Nachrichten einen tackertacker-Unterton hat (s. Gong 97,1 Nürnberg).
Was für mich auch wichtig wäre, wäre, dass man unterschiedliche Arten von Wort auch verwendet. Manche Moderatoren können kaum noch richtig deutsch. Auch bei öffentlich-rechtlichen Sendern tut sich der Gedanke oftmals auf, warum dieser sich nicht privatisieren ließe, weil hier öffentlich-rechtlicher Anspruch und die Wirklichkeit des Senders aufeinanderprallen!
Für mich ist ein sehr gutes Programm daher der Deutschlandfunk geworden. Nicht aus Arroganz oder Überheblichkeit, oder um als Intelligenz-Proll auffallen zu wollen, nein, weil hier das Wort und die Musiknote eine abgewogene Mischung bieten, die im Grunde eine sehr ausgewogene Harmonie bilden. Möchte ich etwas mehr Wort haben, höre ich B5 Aktuell oder MDR info, möchte ich etwas mehr Musik haben, so schalte ich auf FIGARO oder BR2.
Innerhalb der DRadio-Familie sind die drei Sender sehr gut ausgewogen, sodass ich meine, hier eigentlich einen Vorbildcharakter zu erkennen.
Übrigens glaube ich, dass die Zeit der Teeniesender vorbei ist. Die paar Hitradios, die sich noch um die Leute bemühen, haben längst erkannt, dass es sinnlos ist. Doch Hitradio wäre nicht Hitradio, wenn man den Teenies quasi intravenös einflösste, wenn du uns nicht hörst, bist du nicht in. Wenn du nicht in bist, bist du uncool. Und diese Art "Hörerdroge" ist doch symptomatisch für die ganze Szene.