Radio - ein innovationsloses Medium?

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Keine neuen Programme auf UKW, DAB+ dümpelt vor sich hin, DRM+ ist noch nicht spruchreif, Mittelwellensender werden abgeschaltet und mit neuen Webradios lässt sich kein Geld verdienen.

Klagen über die immer flacher werdenden Inhalte des Unterhaltungsfunks häufen sich, der Radio Day wurde abgeschafft und selbst altgediente Radio-Ikonen wie Frank Laufenberg und Bernd Schumacher nutzen für ihre Programme das Internet als primären Verbreitungsweg.

Man merkt es sogar in einschlägigen Foren wie diesem: Es gibt kaum noch interessante und spannende Themen, über die hier diskutiert wird.

Was ist aus dem Medium Radio geworden?

Wie schätzt ihr die Zukunft des Rundfunks ein?

Wird es künftig noch weiter bergab gehen oder wird durch den Start weiterer attraktiver Programme in digitalen Multiplexen doch noch ein Innovationsschub entstehen?
 
Wird es künftig noch weiter bergab gehen oder wird durch den Start weiterer attraktiver Programme in digitalen Multiplexen doch noch ein Innovationsschub entstehen?
Das gilt nur für DEUTSCHES und bevorzugt europäisches Radio. Sieht man sich allein die Teilnehmerliste des International-Radio-Festival an, stellt man schnell fest, dass Radio durchaus ein innovatives Medium ist - wenn es zugelassen wird!
 
Sieht man sich allein die Teilnehmerliste des International-Radio-Festival an, stellt man schnell fest, dass Radio durchaus ein innovatives Medium ist - wenn es zugelassen wird!
Bis auf wenige Ausnahmen wie die BBC, Radio France und die SRF sind fast ausschließlich kleine und relativ unbedeutende Radiostationen auf dem Festival vertreten.

Um ein Beispiel herauszugreifen: http://www.internationalradiofestival.com/de/hoxton-fm-london/
Und nun werfen wir mal einen Blick auf die Hörerzahlen des vorgestellten Radios:

s9lf.png


Bei max. 9 Hörern kann man nicht von einem Erfolg sprechen.
Entscheidend aber ist die Frage: Wird so eine Radiostation, die ausschließlich via Internet verbreitet wird, je ihre Hörerzahlen in nennenswerter Form erhöhen können? - Ich bezweifle dies stark.
Und so geht es vielen kleinen Radioprojekten, denen der Zugang zu einer terrestrischen Verbreitung versperrt bleibt.
Irgendwann sollte es selbst dem letzten Radiomacher dämmern, dass das World Wide Web kein geeigneter Verbreitungsweg für neue Radioprojekte ist, da diese dort schlichtweg untergehen.

Im Übrigen: Wenn die Veranstaltung so bedeutend ist, wo bleiben dann Medienkonzerne wie Clear Channel oder Cox Communications aus den USA, Lagardère aus Frankreich, Communicorp aus Irland oder SBS aus Luxemburg, die in mehreren Ländern private Radio Networks betreiben?

Einer der zum 100sten mal den selben Faden aufmacht.
Ich kann mich nicht entsinnen, dass speziell über dieses Thema bereits hinreichend diskutiert wurde.
 
Innovationslos ist man aber nicht, wenn versucht wird unliebsame Konkurrenz zu verhindern. Da werden die fadenscheinigsten Argumente ins Feld geführ um ja die Stellung als Platzhirsch zu behalten.
Ich denke, dass der Abbau im deutschen Radio noch nicht vorbei ist. Da kann man schon noch ein bisschen versauen. :mad:
 
Generell stimmt die Aussage nicht: Die hiesige Radiobranche ist durchaus innovativ: In der Wiederverwertung des Immergleichen unter jeweils neuen Namen, in der Aufblähung des Nichts zu einem "Programm", in der Entdeckung immer neuer Zielgruppen und Programmnotwendigkeiten (beim ÖR), in der Anpreisung einer Schmalspurmusikauswahl als "tolle Abwechslung", in der Aufrechterhaltung eines Sendeangebotes unter schrumpfender Beteiligung von ausgebildetem Personal, etc., etc., etc.
Die Kuh wird kräftig gemolken, da waltet unglaubliche Fantasie und Innovationskraft. Nur hat das natürlich mit dem Kunstwerk Radio und seiner originären Faszination nicht viel zu tun, das wird schmälich im Stich gelassen.
 
Ich sehe die Zukunft des Rundfunks positiv.
Durch die Möglichkeiten des Internet höre ich gute Musik und Wortbeiträge wie nie zuvor.
Beispiel: Frank Laufenbergs PopStop Radio.

Es steht auch nirgends geschrieben das gutes Radio gutes Geld einbringen muß.
"Just for Fun" um die Hörerinnen und Hörer gut zu unterhalten ist Motiv genug.

Die technischen Übertragungswege ändern sich SICHER in den kommenden Jahrzehnten.
Vielleicht sind die Autohersteller Vorreiter, oder die Großstädte.
In Berlin und Hannover gibt es zbs. schon kostenlose Hotspots.
Das ist ein Anfang.
Die Hörerzahl bei den professionellen Webradios wird zunehmen.
Dann werden die Betreiber auch für die Werbewirtschaft interressant.

Es geht Schritt für Schritt und durch innovative Radiomacher die zur Zeit "Just for Fun"
senden werde ich jeden Tag bestens unterhalten.

Aus meiner Sicht sind Nachrichten, Wetter und Verkehrsmeldungen im Internet aktueller als im UKW Radio.
Die Musikauswahl bei den Webradios und die Anzahl der eingesetzten Titel ist deutlich größer als im UKW Radio.
Das ist doch innovativ.
In wenigen Jahren gehöre ich zur ältesten Generation. Wir sind Internetpioniere und auch noch offen für Neues.
Dann werden die UKW Sender sich anstrengen und spielen was wir Hörerinnen und Hörer wollen.

Wenn wir dann noch UKW Empfangsgeräte haben.
 
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Ich sehe die Zukunft des Rundfunks positiv.
Durch die Möglichkeiten des Internet höre ich gute Musik und Wortbeiträge wie nie zuvor.
Beispiel: Frank Laufenbergs PopStop Radio.
Wobei PopStop quasi "just for fun" von Leuten betrieben wird, die es nicht mehr nötig haben, Einnahmen zu erwirtschaften.

Wer moderierte Liveprogramme seelenlosen Musikabspielstationen vorzieht, wird es künftig schwer haben, etwas Brauchbares zu finden; - auch im Internet.
Echte Radio Personalities, wie wir sie von früher kennen, wird es in Zukunft wohl kaum noch geben.
 
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@Москва Radio: Das könnte man vermuten.

Du vergisst allerdings, dass Menschen auch gerne angesprochen werden.
Das kann kein Musikabspieldienst leisten.
Radio besitzt eine persönliche Komponente, die bei Anbietern wie Spotify & Co. fehlt.
 
Durch die Möglichkeiten des Internet höre ich gute Musik und Wortbeiträge wie nie zuvor.
(...)

Es steht auch nirgends geschrieben das gutes Radio gutes Geld einbringen muß.
"Just for Fun" um die Hörerinnen und Hörer gut zu unterhalten ist Motiv genug.

So ist es. Es gibt auch Hörer, die "ihren" (nicht-ARD-)Sender im Internet mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden am Laufen halten. Auch die Macher auf der anderen Seite des Mikrophons sind just for fun dabei mit genau diesem Motiv, bringen selber Zeit und Geld und ehrenamtliche Mitarbeit mit und Leben vom Feedback der, zwar nicht zahlreichen, dafür um so aktiveren Hörer. Dank Internet sogar einem sofortigen Feedback.
Ich habe zumindest "meinen" Sender im Netz gefunden.

Daneben noch ein paar temporäre (Radio)Veranstaltungen, zu denen die Hörerschaft gezielt zusammengetrommelt wird mit i.d.R. um die 15-20 Teilnehmenden. Und seitdem macht mir das Radiohören auch wieder den Spaß, der mir bei den Massenprogrammen schon seit langem so derart vergangen ist, daß ich fast überhaupt kein "normales" Radiogerät mehr einschalte - abgesehen von reinem Fernempfangsinteresse. Da läuft ein Sender ohne RDS dann aber auch nur bis zum nächsten Claim bzw. der eindeutigen Identifizierung - und dann wird auch ganz schnell weitergedreht... Hat auch ihre Vorteile, diese eigentlich unerträgliche Claimerei. Man muss nicht mehr bis xx:30 oder xx:00 Uhr warten für eine ID... :)

Jetzt noch schnell eine Lanze gebrochen für den Internetradiofan: dieser Thread ist NICHT wie die 100*) anderen. Immerhin wurde bis zu dieser Stelle---> NRW bzw. LfM noch nicht ein einziges Mal erwähnt... :p

*) so wenige nur? Gefühlt waren das schon tausende, angefühlt hat sich das schlimmer als Dudelfunk...
 
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Nachdem mir jüngst ein Verlagschef (Zeitschriften) erklärt hat, er arbeite gerne mit Privatradioleuten, weil die viel kreativer sind als die Damen und Herren seines Hauses, bin ich ein bisschen erblasst. Da müssen lauter Leichen arbeiten.
Für Innovationen ist das Medium Radio in seiner derzeitigen Form doch nicht mehr zu haben. Natürlich gibt es ein ganz erhebliches Potenzial, aber bei den kommerziellen Sendern und den marktrelevanten Öffentlich-Rechtlichen ist da doch nichts mehr zu finden. Das liegt nicht zwingend an den Mitarbeitern. Das liegt an Strukturen und Vorgaben.

Innovation bedeutet für viele zwar einerseits möglichen Fortschritt, sicher aber Risiko. Radiounternehmen scheuen (derzeit) aber das Risiko wie der Teufel das Weihwasser.
Die Hintergründe sind zT nachvollziehbar: Innovationen kosten Geld. Bis man eine Idee entwickelt hat, geht viel Zeit ins Land. In der Entwicklungsphase werfen diese Leute kein Geld ab, die kosten nur und das auch noch bei ungewissem Ergebnis. Liegt das Ergebnis dann vor und es wird auf den Markt gebracht, kann es, selbst bei noch so gründlichem Testen in Vorphasen, floppen. Dann war nicht nur das Entwicklungsgeld in den Sand gesetzt, dann brechen ggf. auch bisher sichere Einnahmen weg. Für dieses Risiko brauchst du folglich ein sattes Finanzpolster, sonst stehen am Ende ziemlich innovationslos Entlassungen ins Haus.
Und die dicke Kohle machen viele Sender längst nicht mehr, auch wenn das noch und nöcher kolportiert wird. Wenn ein GF eines Landesweiten erklärt, er sehe es mittlerweile als Erfolg an, wenn der Jahresüberschuss 10% dessen beträgt, was er vor zehn Jahren verbuchen konnte, wird man hellhörig. Natürlich kann man vielsagend entgegnen: "Ratet mal, warum sich das so entwickelt hat, ihr Innovationsverweigerer!" Da mag dann etwas dran sein, aber es hilft jetzt nicht (mehr).

Man kann also aus guten Gründen die Innovationslosigkeit im Radio beklagen, aber es ist nicht verkehrt, manche Zusammenhänge zu betrachten.
 
@Москва Radio

In 10 Jahren sind die meisten Zeitungen schon platt.

Das wurde schon vor zehn Jahren prognostiziert. Wird nicht eintreffen.

In 20 Jahren kräht kein Hahn mehr nach Radio.

Wird erst Recht nicht eintreffen. Dazu ist Radio einfach zu "geil".
Wunschmusik gibt's per Stream.

Ja, zusätzlich!

Berichte im Radio gar nicht mehr.

Nicht mehr so wie heute. Anders. Besser!
 
Die Privatfunker sind schon sehr kreativ, vor allem wenn es um irgendwelche neuen Claims geht, die das langweilige Musikprogramm aufwerten sollen. Auf sowas wie "Hitwoch", "Rocktober" oder "Abwechslungshammer" muss man erstmal drauf kommen. ;)
 
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In 10 Jahren sind die meisten Zeitungen schon platt.
In 20 Jahren kräht kein Hahn mehr nach Radio.

Wunschmusik gibt's per Stream.
Berichte im Radio gar nicht mehr.

Die PDF-Version wird mit der gedruckten Zeitung gleichziehen und Berichte wird es nur auf Wunsch geben, wenn der Betreffende sie im personalisierten Radiostream dabeihaben will. Die neuen multimedialen Musik-/ bzw. Radioseiten werden gegen Lizenzgebühr den ARD-Korrespondentenpool anzapfen und in ihre Plattformen einbinden, möglicherweise sogar exklusiv, wenn die Zeitungen kein eigenes Radiokorrespondentennetzwerk mehr zustande bringen. Das wäre dumm, denn als Zulieferer könnten sie nicht schlecht verdienen.

@Internetradiofan : Persönliche Ansprache kann man auch simulieren, ich denke da an viele Szenegrößen des US-Radios, die die Hörer in ihren Kurzbeiträgen direkt ansprechen oder an mehr oder minder prominente Moderatoren, die in vorproduzierten Rubriken oder Anmoderationen zu hören sind.
 
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Totgesagte leben länger. Und was im Dunstkreis von Moskau totgesagt wird, muss unsterblich sein. Nur das was in 100 Jahren noch stehen sollte, liegt schon längst darnieder. Vom Sozialismus lernen heisst siechen lernen!
 
Wenn Radio in der heutigen Fassung und Verfassung von @Москва Radio richtigerweise keine Zukunft gegeben wird, so heißt das nur, dass mit dem zunehmenden Siechtum des Mediums in dieser Form das gleiche Medium in einer anderen, intelligenteren und erfolgversprechenderen Form wiederauferstehen wird. Da mache ich mir keine Sorgen, denn ein Medium mit derart genialen Möglichkeiten wird im Konzert der Informations- und Unterhaltungsinstrumente immer einen herausragenden Platz einnehmen.
 
@stefan kramerowski: Lassen sich anspruchsvolle Inhalte und kommerzieller Erfolg im Rundfunksektor wirklich nicht miteinander vereinbaren?

Sonst landen wir ja am Ende wieder bei der Aussage: "Privatfunk ist Mist", denn privater Rundfunk besitzt nun einmal eine kommerzielle Ausrichtung.

Qualitativ hochwertige Produkte werden i.d.R. zu höheren Preisen veräußert.
Ein Programmveranstalter, der sich an eine zahlenmäßig zwar kleinere, dafür aber kaufkräftigere Bevölkerungsschicht wendet, sollte trotz einer niedrigeren Quote die gleichen Werbepreise wie ein Massenprogramm erheben dürfen.
 
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Ein Programmveranstalter, der sich an eine zahlenmäßig zwar kleinere, dafür aber kaufkräftigere Bevölkerungsschicht wendet, sollte trotz einer niedrigeren Quote die gleichen Werbepreise wie ein Massenprogramm erheben dürfen.
Darf er ja. Er muss nur jemanden finden, der diesen Preis dann auch zahlt... ;)


Lassen sich anspruchsvolle Inhalte und kommerzieller Erfolg im Rundfunksektor wirklich nicht miteinander vereinbaren?
Wenn ich an die Anfänge bei ffn denke geht das durchaus. Gut, die Inhalte waren auch damals schon nicht sehr anspruchsvoll - aber die Musik. Wenn aber zum kommerziellen Erfolg die Gier oder die billiger produzierende Konkurrenz hinzukommt, ist es mit dem Anspruch schnell vorbei...
 
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