ABY kontert UKW-Pläne des BR: Ab 1.4.14 Klassik-Radio bayernweit auf UKW

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Dass im bayerischen Freistaat die Uhren anders ticken als im Rest der Republik (und das nicht selten zu seinem Vorteil), daran haben wir uns schon gewöhnt. Dennoch wird dieser Schritt, den man bis zur vor Schluss geheimhalten konnte (trotz der geschwätzigen Radioszene!), auch Insider überraschen: Ab morgen wird die Antenne Bayern GmbH & Co. KG auf ihrer landesweiten UKW-Kette das Hauptprogramm „Antenne Bayern“ durch „Antenne Bayern Klassik Radio“ ersetzen, einer um bayerische Inhalte ergänzten Regionalvariante von Klassik Radio. Dafür wird auf den bisherigen bayerischen Klassik-Radio-UKW-Frequenzen in Würzburg, Nürnberg, Regensburg, Augsburg und München das Programm von Rockantenne verbreitet. Auf der 87,9 in Augsburg, welche bislang Rockantenne übertrug, wird das bisher ausschließlich digitale „Antenne Bayern Top 40“ aufgeschaltet. Das Antenne-Bayern-Hauptprogramm wird künftig – abgesehen von den Kabelnetzen – nur noch digital ausgestrahlt, über Internet, DAB+ und Satellit, und firmiert konsequenterweise als „Antenne Bayern digital“. Um den Hörern die Überraschung nicht zu verderben, wird die Umstellung im Programm selbst bis zum Schluss verschwiegen.

Wobei die Idee nicht wirklich ganz neu ist: Wer schon einmal in Großbritannien Radio gehört war, weiß, dass der dortige Privatsender mit der – mit Abstand – besten UKW-Versorgung, kein AC- oder CHR- oder MOR-Format spielt, sondern – Klassik.

Anders als das bisherigen bayerische Werbefenster von Klassik-Radio wird „Antenne Bayern Klassik Radio“ im medienrechtlichen Sinne weiterhin von der Antenne Bayern GmbH & Co. KG betrieben, welche auch die Nachrichten und die lizenzrechtlich vorgeschriebenen redaktionellen Inhalte zuliefern sowie die Werbevermarktung übernehmen wird. Auf diese Weise verhindert man, dass die Änderungen von der BLM formal genehmigt oder gar die UKW-Kette neu ausgeschrieben werden muss. Praktisch wird damit eine ähnliche Konstruktion aufgebaut wie bei bigFM in Rheinland-Pfalz, das dort ohne Neuausschreibung das alte Programm von RPR Zwei ersetzte und de jure nicht von der bigFM PPG S.W. GmbH, sondern – wie RPR1 – von der Rheinland-Pfälzische Rundfunk GmbH & Co. KG betrieben wird.

Die Antenne-Bayern-Werbekampagne „Wir lieben Bayern – wir lieben die Hits“ soll nicht nur fortgeführt, sondern auf alle Programme der Antenne-Bayern-Programmfamilie ausgerollt werden („… wir lieben die Klassik“, „wir lieben den Rock“ usw.).

Dank moderner Moderationsprogramme wird die Morningshow „Guten Morgen Bayern“ mit Wolfgang Leikermoser künftig sowohl bei „Antenne Bayern digital“ wie auf „Antenne Bayern Klassik Radio“ zu hören sein. Die aktuellen Moderationen werden hierfür vom Computer automatisch nach Titelende in die laufenden Programme eingesetzt. Ein fast identisches Modell hatte vor fast 20 Jahren der WDR mit WDR 2 Klassik gestartet, nun wird es, technisch perfektioniert, von Antenne Bayern neubelebt. Die übrigen bisherigen Antenne-Bayern-Sendungen sind künftig nur noch auf Antenne Bayern digital zu hören; auf Antenne Bayern Klassik Radio laufen dann die Sendungen des Hamburger Mutterprogramms. Auf diese Weise will man der Hörern die Umstellung auf die neue Musikfarbe erleichtern.

Hintergrund: Vor zwei Monaten haben die Pläne des Bayerischen Rundfunks, BR-Klassik zu einem reinen Digitalprogramm zu machen und dafür das Jugendprogramm BR-Puls auf der vierten UKW-Kette auszustrahlen, für heftigen Wirbel gesorgt, hier im Forum und bei den Privatsendern. Dadurch hätte Bayern plötzlich weitgehend ohne klassische Musik auf UKW dagestanden. Ähnliche Pläne hatte es in den vergangenen Jahren zwar immer wieder gegeben, aber so konkret wie jetzt waren sie noch nie, und mit der Umbelegung beim hr im letzten Jahr gibt es sogar ein konkretes Vorbild. Die Privatsender im Freistaat, allen voran Antenne Bayern, hatte gegen die zusätzliche Konkurrenz bei der BLM gewettert. Als Antenne Bayern selbst plante, auf der Frequenz München 101,3 Rockantenne aufzuschalten, hatten dies die bayerischen Lokalsender zu verhindern gewusst. Nun hat Antenne Bayern doch einen Weg gefunden, Rockantenne in den Großstädten auf UKW zu bringen.

An den Namenswahl wurde bis zuletzt intern gestritten. Vorbereitet wurde das Projekt intern unter dem Arbeitstitel „Klassik für Bayern“, ein Berater hatte „wagner.fm“ als Namen empfohlen. Aus Angst vor Nachteilen bei der MA-Telefonbefragung hatte aber Klassik Radio auf „Klassik Radio Bayern“ als Namen gedrungen, während Antenne Bayern das Programm als „Antenne Bayern Klassik“ an den Start bringen wollte. Der jetz gefundene Name soll beide Seiten zufriedenstellen und beide Marken stärken.

Mit dem Wechsel schlagen die beiden Partner viele Fliegen auf einen Schlag:
  • Klassikradio kann seine Reichweite deutlich ausbauen und ist auch in Teilen Hessens, Baden-Württembergs, Sachsen und Thüringens auf UKW zu empfangen.
  • Antenne Bayern kann auf den hervorragenden Ergebnissen bei der IP-MA aufbauen und gleichzeitig seine Stellung innerhalb der bayerischen DAB-Szene stärken. Eine UKW-Regionalisierung wie beim BR oder landesweiten Privatsendern in anderen Bundesländern, die man digital hätte abbilden müssen, gab es ohnehin nie.
  • Die demnächst auf UKW heimatlose BR-Klassik-Zielgruppe ist nicht nur besonders konsumfreudig, sie verfügt auch über deutlich größere finanzielle Mittel und wird damit den TKP in die Höhe schnellen lassen, wodurch die UKW-Werbeeinnahmen selbst dann steigen dürften, falls Antenne Bayern Klassik Radio die nominellen Hörerzahlen des bisherigen Antenne Bayern nicht ganz halten können sollte.
  • Bei der im Durchschnitt deutliche älteren und weniger technik-affinen Zielgruppe von Antenne Bayern ist man nun endlich in weiteren Ballungsräumen auf UKW verfügbar und macht damit die Marke Rockantenne bekannter, was sich auch auf die DAB-Hörerzahlen positiv auswirken wird.
  • Man erhält für Antenne Bayern Top 40 eine UKW-Stützfrequenz und kann dieses Programm einem breiten Publikum bekanntmachen, etwa Pendlern auf der A8, das um dieses Programm bisher gar nicht wusste.
Mit Widerstand ist kaum zu rechnen, der BR kann die Umbeleung kaum kritisieren, ohne angesichts seiner eigenen Pläne unglaubwürdig zu wirken, und die bayerischen Lokalsender dürften auf den ein oder anderen Programmwechsler hoffen. Einzig der Hörer bleibt trotz intensiver Marktforschung ein nicht völlig auszuschaltender Unsicherheitsfaktor. Wenn das Modell ein Erfolg wird, ist nicht auszuschließen, dass das bayerische Modell demnächst auch in anderen Bundesländern Schule macht.
 
Ein paar Frequenzen an Klassik Radio abzutreten wäre noch halbwegs glaubwürdig. Aber ein Anbieter wie Antenne Bayern würde nie so einen radikalen Schnitt machen. ;)
 
Oder Antenne Bayern spielt einen Tag nur Marschmusik und Polkas...


@freiwild : Ja, so ist das mit den Abreißkalendern, erwischste mal ein Blatt zuviel...
 
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In zwei monatlich erscheinenden Zeitschriften, die ich erhalte, ist die April Ausgabe auch schon einschliesslich Aprilscherz bei mir im Hause. ;) Freiwild das war keine schlechte Idee. Der geneigte Leser muss halt etwas nachdenken. :D:D:D
Die Krönung wäre allerdings 24 Stunden Blech - und Militärmusik auf ABY :wow:
 
Gähhnnn, die Kreativität der Aprilscherze scheint sich auch 2014 voll und ganz dem Niveau der teilnehmenden Sendeanstalten anzupassen. "Unser Programm wird ab morgen durch einen Klassiksender ersetzt." Auf die Idee ist ja noch nie jemand gekommen....
Und im Nachmittagsprogramm wird man dann bis zum Erbrechen mit vermeintlich empörten Höreranrufen belästigt, die das alles so ganz schrecklich gefunden hätten, wäre es denn wahr gewesen.... schnarch.
 
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