UKW, DAB/DAB+/Internet: Meine persönliche Meinung zum digitalen Glaubenskrieg

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Der Radiotor

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Guten Morgen! Also, nachdem ich mich in den vergangenen Jahren ebenfalls am Kampf der Verbreitungswege beteiligt habe und immer mal wieder auf die eine oder andere Seite (DAB+, Internetradio) gerissen wurde, ist nun damit Schluss. Ich kann diese Grabenkämpfe nicht länger ertragen, zumal es nichts bringt. Ich teile euch nun eher mal mit was ich vom Radio der Zukunft erwarte.

Meines Erachtens kommt vieles auf Innovationen und Inhalte an. Machen die Radiosender weiter wie bisher wird die digitale Revolution an ihnen vorbei gehen. Andere werden das Rennen machen, Akteure, die man heute vielleicht noch gar nicht auf dem Radar hat - Google, Apple, die Autobauer mit eigenem Audio-Content etc.

Gibt es jedoch echte Innovationen sind Verbreitungswege zweitrangig. Diese sind dann nur Mittel zum Zweck, eine Multiplattformstrategie ist sicher förderlich.

Die letzte Innovation die ich im Hörfunbkbereich wahrgenommen habe war die des Fußballradios 90elf. Hier ist es perfekt gelungen alles unter einen gemeinsamen Nenner zu bringen und eine starke Marke aufzubauen.

Seit dem unter sehr fragwürdigen Umständen erfolgten Aus von 90elf vermisse ich aber solch revolutionäre neue Ideen im Radio. Klar, Fußball war ein gemeinsamer Nenner, der die Massen bewegte. Aber da gibt es doch noch weit mehr - Reise, Auto, Entertainment, User Generated Content, auch das ein oder andere bisher in Deutschland nicht abgedeckte Musikformat. Wo ist etwa ein R'nB/Soul-Sender?

Anstatt UKW bis zum Sankt Nimmerleinstag zu verteidigen, für DAB+ zu missionieren oder überall herauszuposaunen dass die Zukunft des Radios nur im Internet liegt, wobei der Name "Zukunft" ein Dauerprogramm ist (man muss ja nix tun, da es noch in der Zukunft liegt), sollten die Radiosender endlich den Arsch hoch kriegen und sich mal ernsthaft über programmliche Innovationen Gedanken machen. Und da ist es mir völlig egal, ob der primäre Verbreitungsweg UKW (unwahrscheinlich, Band voll), DAB+ oder Internet sein wird.
 
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So, und alle die das immer noch nicht so ganz kapiert haben was ich hier überhaupt ausdrücken will, der sollte sich mal aufmerksam diese Rede von Florian Fritsche/Regiocast auf einer Veranstaltung des Bayerischen Rundfunks ansehen und -hören.

http://www.br.de/import/audiovideo/digitalradio-gipfel-hybrid100.html

So, und jetzt schlage ich mal einen fiktiven Sender vor:

Ollaradio - das deutsche Reise- und Freizeitradio

Konzept: Einerseits klassisches Radio - Reisereportagen, passendes Musikformat (viel spanisch, italienisch, Urlaubs-Klassiker, damit Marktlücke)

Andererseits: Social Media-Anbindung: Live-Reports von Hörern aus dem Urlaub per Facebook, Twitter, Video, Audio (hier auch Möglichkeit Dinge ins Programm einzuspielen): Wie ist das Hotel, wo geht was ab, was stört.

Weiterführend: Travel-Partner-Börse, Last Minute-News, Direktanbindung an Reisebüros, Schnäppchen-Check und, und.... Was gäbe es da für Möglichkeiten.

Auch im Werbebereich ein riesiges Potenzial: Vom Ausflugslokal im Erzgebirge bis zum Luxus-Hotel in Rio.

Also: Wer entdeckt das Potenzial, wer hat den Mut, wer die Power so was zu gestalten? Die Deutschen sind Reiseweltmeister. Ich finde das Thema verdient nicht nur einen Platz in Fernsehsendern wie Sonnenklar TV, sondern kann auch wunderbar per Audio umgesetzt werden (Kino für die Ohren).
 
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Das mußt Du verstehen. Die Leute versuchen, sich zu befreien aus dem jahrzehntelangen Rundfunkdiktat dieser korrupten Landeregierungen. DAB+ ist die Morgenluft, die sie wittern, der staatlichen Aussperrung endlich zu entfliehen. Die Anhänger von DAB+ würden auch lieber auf UKW senden, wenn sie dürften. Und die Verteidiger von UKW gegen DAB+ fürchten sich vor der Konkurrenz, die mit dem Digitalradio kommt.

Dein Beitrag gefällt mir, aber ein paar Kommata würden das Lesen wesentlich erleichtern.
 
Die Idee ist phantastisch, und gäbe es diesen Sender, ich würde mich zu den regelmäßigen Hörern zählen.

Die Crux dabei ist wieder einmal die Finanzierung. Klar gibt es mehr als genug potentielle Sponsoren und Werbekunden, doch müssten sie erst einmal vom innovativen Charakter des neuen Produktes "Ollaradio" überzeugt werden. Und genau da klemmt es. Was werden die Entscheider sagen? "Radio? Oh Gott, das ist doch von gestern" oder so ähnlich.

Und dennoch: Radiotors Aussage ist geradezu beklemmend richtig! Innovationen tun Not, um dem Medium Radio wieder auf die Sprünge zu helfen. Mir schwebte für meine Heimatstadt Köln schon lange eine Art "Mini-90elf" vor, welches z.B. Live-Spiele von Fortuna oder Victoria Köln bringt, Hintergrundinformationen zu anderen hier populären Sportarten wie Handball, Radsport, Galoppsport, Eis- oder Feldhockey, Nachrichten aus den Vereinen, Ergebnisse und Berichte aus den unterklassigen Fußball-Ligen etc. Natürlich kann man damit kein 24/7 - Vollprogramm füllen, doch schon wenige Stunden Sendezeit täglich würden den Sender hier in Köln bekannt machen (vorausgesetzt, die Vereine und vor allem der Fußballverband Mittelrhein spielen mit...). Bloß wer finanziert´s? Die Vereine sind notorisch klamm, Sponsoren schwer zu finden und zu überzeugen - siehe oben.

Und trotzdem: Spinnen wird man ja mal dürfen, wie auch beim an anderer Stelle schon einmal angedachten "Radiomuseum".
 
Jahrelang fast jeden Tag auf diversen Plattformen neue DAB+ Threads eröffnen / füttern und jetzt Kreide gefressen?
Wäre ja schön.

Ich glaube nicht, dass den meisten Hörern etwas auf UKW fehlt.

Was Information / Nachrichten / Politik angeht, gibt es ja de facto nur die öffentlich-rechtlichen im Hörfunk. Hier gibt es nur die gleichgeschalteten Meldungen, die es auch im TV gibt. In verschiedener Reihenfolge bringen sie alle das gleiche mit dem gleichen Tenor. Wer sich unabhängig informieren will, braucht das Internet. Jemand Kritisches (z.B. zur "Energiewende" oder Russland-Politik) würde gar keine Lizenz bekommen.

Was Musik angeht, sind glaub ich >90% mit der Auswahl auf UKW zufrieden. Wer zwischen BOB, Rockland, Antennen, SWR4 und BR Klassik nichts findet, hat wohl einen zu exklusiven Geschmack, um über einen terrestrischen Sender bedient zu werden.

Dann wären da noch "interessante" Berichte zwischen der Musik. Wurde das nicht hinreichend probiert? Bspw. WDR2 oder hr1 sind doch gerade davon weggegangen, große Themenbeiträge zwischen den Musiktiteln zu spielen, weil die Leute das nicht mehr hören wollten.

Im Übrigen gibt es genug interessante und vielfältige Beiträge im DLF.

Mit anderen Worten: Für die meisten Leute, dürfte UKW noch lange ihr Bedürfnis nach "Radio" befriedigen. Für die Spezialbedürnisse gibt es das Internet.

Und wenn einer ankommt, er könnte z.B. kein Rockradio empfangen, weil das in NRW nicht gewollt ist muss man entgegnen, dass das Länderangelegenheit ist. Wer also mit "seinen" Sendern insbesondere in NRW nicht zufrieden ist, sollte FDP wählen, die für mehr Wettbewerb eintritt.

Ich bin mit "meinen" 30 Sendern auf UKW völlig zufrieden. Das UKW Band bietet ca. 30 Sendern reichlich Platz und wenn da nur 10 empfangbar sind, sind wir wieder bei der Politik. Es spricht nichts, aber auch gar nichts für eine UKW Abschaltung, am Wenigsten das Argument "Inhalte", denn gerade da werden über die unzähligen öffentlich-rechtlichen Wellen und "offenen Kanäle" wirklich alle noch so seltenen Geschmäcker bedient - für meinen Geschmack eher zu viel als zu wenig.
 
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Die Idee ist phantastisch, und gäbe es diesen Sender, ich würde mich zu den regelmäßigen Hörern zählen.

Die Crux dabei ist wieder einmal die Finanzierung.
Klar gibt es mehr als genug potentielle Sponsoren und Werbekunden, doch müssten sie erst einmal vom innovativen Charakter des neuen Produktes "Ollaradio" überzeugt werden.
Abgesehen von den interaktiven Elementen ist der Ansatz nichts besonderes.

So etwas hat es in ähnlicher Form bereits vor Jahren in Ostbelgien gegeben: http://brf.be/nachrichten/regional/1772/
Das ebenfalls aus Ostbelgien stammende Radio Sunshine hatte auch einen Schwerpunkt auf den Tourismus-Bereich gelegt; möglicherweise werden die bald wieder auf UKW auf Sendung gehen können.
Weshalb man etwas Vergleichbares in Deutschland noch nicht probiert hat? - Vermutlich weil es für so ein Projekt keine Frequenzen geben würde.
Der Verweis auf eine angeblich mangelnde Finanzierung sollte inzwischen als Totschlagargument entlarvt sein.
Sofern allein das Internet als Verbreitungsweg zur Verfügung steht, trifft es natürlich zu: Da kannst du halt nur Low Budget machen. Wahrscheinlich würden die Einnahmen noch nicht mal reichen, um für die Reisekosten eines Moderators, der in Urlaubsregionen Touristen interviewen soll, aufzukommen, geschweige denn aus ihnen seinen Gehalt zu decken.

Habe eben ein wenig recherchiert: Auch in Deutschland exitiert ein Reiseradio mit ähnlichen Inhalten wie von Radiotor vorgeschlagen: http://www.reiseradio.de
Fix ein Blick auf die Hörerzahlen:

Unbenannt.png


Entweder machen die Veranstalter etwas falsch oder sie gehen im Internet schlichtweg unter.
Letzteres halte ich für weitaus wahrscheinlicher.

Mir schwebte für meine Heimatstadt Köln schon lange eine Art "Mini-90elf" vor, welches z.B. Live-Spiele von Fortuna oder Victoria Köln bringt, Hintergrundinformationen zu anderen hier populären Sportarten wie Handball, Radsport, Galoppsport, Eis- oder Feldhockey, Nachrichten aus den Vereinen, Ergebnisse und Berichte aus den unterklassigen Fußball-Ligen etc. Natürlich kann man damit kein 24/7 - Vollprogramm füllen, doch schon wenige Stunden Sendezeit täglich würden den Sender hier in Köln bekannt machen (vorausgesetzt, die Vereine und vor allem der Fußballverband Mittelrhein spielen mit...). Bloß wer finanziert´s? Die Vereine sind notorisch klamm, Sponsoren schwer zu finden und zu überzeugen - siehe oben.
Selbst der BVB betreibt ein eigenes Webradio: http://www.bvb.de/Spiele/BVB-Netradio
Das Problem liegt nicht bei der Finanzierung.
Gerade in Köln und im Ruhrgebiet wäre sehr viel in Sachen Radio realisierbar, wenn da nicht...
Aber das Thema hatten wir ja hier im Forum bereits zum x-ten Mal durchdiskutiert.
 
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Es gibt sogar noch einen zweiten deutschen Reisesender: www.rfradio.de. Aber das sind alles bisher eher halbherzige Projekte nach dem Motto "Hauptsache mal was ins Netz gestellt". Was fehlt ist der große plattformübergreifende Knaller so wie 90elf es war.
 
Radiotor hat völlig Recht. Inhalte entscheiden über den Erfolg/Mißerfolg eines Senders / Verbreitungsweg. Und es wäre schön, wieder etwas mehr "Frische" reinzubringen, die den Hörer bindet, die an das Radiogerät "fesselt" durch pfiffige Moderatoren oder speziellem Content. Ein Reiseradio könnte so etwas sein, wenn man sieht, wie Reiseblogs im Netz explodieren und sich mancher Inhaber schon eine "goldene Nase" damit verdient hat.
Insgesamt wäre es wichtig, auch über die heutige Ausgestaltung der Lizensierung nachzudenken: Es muss mehr Flexibilität rein, wie es manches Nachbarland vormacht. Das heißt nicht: keine Regulierung, aber nur noch so viel wie nötig. Das würde vielleicht auch so manchen Investor locken...
Bis zum reinen Hybridradio wird allerdings weiter ein gewisser Konkurrenzkampf zwischen den Übertragungswegen herrschen, sind sie Systeme doch einfach zu unterschiedlich. Alle Beteiligten, Sender, Netzbetreiber und Hörer möchten den größten Kosten-/Nutzungsquotienten erreichen.
 
@Der Radiotor: OK, dann hier ein etwas innovativer erscheinender Ansatz: http://www.radioreise.de
Die haben sogar interaktive Elemente:

https://www.facebook.com/radioreise
https://twitter.com/radioreise

Leider sieht es mit den Hörerzahlen noch dürftiger aus:

Unbenannt.png


Für die Macher lohnt es sich offenbar nur deshalb, ein solches Projekt anzugehen, weil sie ihre Sendungen als syndicated Shows vermarkten: http://dominikkollmann.de/radioreise.html#!onair/c1qqe

Womit wir (leider) erneut beim Problem des Verbreitungswegs angelangt sind.
 
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@Internetradiofan: Wenn ich den Namen "Alexander Tauscher" lese, kommt mir immer der Wirtschaftsmensch von der BLR in den Sinn...

Aber im Prinzip ist es nicht nur ein Problem der Radiolandschaft (UKW/DAB+/...), sondern auch im TV: hier geht es weiter, vor allem setzt man in der Schweiz mit Willmaa und mit ZATTOO auf das Internet und verschmelzt sozusagen klassische Angebote des Fernsehens mit denen des Internets. Dabei kann man viel erreichen... Alleine der Schweizer Ableger von ZATTOO ist wirklich sehr gut bestückt mit Programmen und man hat wirklich ein gutes, ausgewogenes, auch internationales Programm... Ich find es schade, dass man im Grunde genommen viel zu wenig auf sinnvolle Innovationen setzt...
 
Internetradiofan, das Problem löst sich nicht indem du hier zum 150.000. mal den Shoutcast-Monitor abdruckst. Wir wissen inzwischen, dass Webradios keine Hörer haben außer dem Betreiber selbst. Damit wären wir aber auch schon bei einem Problem: die mangelnde Investitionsbereitschaft. Ohne Moos nix los. Das ist im übrigen auch das Problem bei DAB+. Es mangelt an wirklich richtigen Innovationen. Viele Macher sind dort mit der Mentalität "bringt doch eh nix" mit Festplattendudlern hinein gegangen, um dann kurz später wieder den Schwanz einzuziehen nach dem Motto "seht ihr, wir hatten recht, hat nix gebracht". Mit dieser Einstellung ist es doch klar, warum es nix wird: Content ist nun mal King. Warum hat Frank Otto nicht das auf dem Blatt innovative Radsio 3.0 gestartet und schleifte den Berliner Sender KissFM durch? Um nach nur zwei Jahren schon wieder mit dem Projekt DAB+ aufzugeben. Und: Warum lesen wir hier immer bei Internetradios "Stream is up with 1 of 500 listeners?" Weil es an starken Marken und wirklch innovativen Projekten in der digitalen Welt fehlt. Und wer kann die realisieren? Ganz einfach: Diejenigen die mit UKW gut verdienen. So wie es Regiocast mit 90elf gemacht hat, das Projekt hatte sich alleine aus Einnahmen der anderen UKW-Sender finanziert!
 
Warum bist Du eigentlich nicht längst erfolgreicher Gründer eines Start-ups, das genau das macht, wo Du doch so genau weißt, wie es geht und die ganze Sache ja offensichtlich ein Selbstläufer sein muss?
 
Damit wären wir aber auch schon bei einem Problem: die mangelnde Investitionsbereitschaft. Ohne Moos nix los. Das ist im übrigen auch das Problem bei DAB+. Es mangelt an wirklich richtigen Innovationen.

[...]

Warum lesen wir hier immer bei Internetradios "Stream is up with 1 of 500 listeners?" Weil es an starken Marken und wirklch innovativen Projekten in der digitalen Welt fehlt. Und wer kann die realisieren? Ganz einfach: Diejenigen die mit UKW gut verdienen. So wie es Regiocast mit 90elf gemacht hat, das Projekt hatte sich alleine aus Einnahmen der anderen UKW-Sender finanziert!
Sport1.FM wäre doch ein solches Beispiel.
Sport1 ist natürlich eine Riesenmarkte, die im TV für ihr Internetradioangebot werben kann.
Mehr fallen mir im Webradiobereich momentan aber auch nicht ein.

Aber im Prinzip ist es nicht nur ein Problem der Radiolandschaft (UKW/DAB+/...), sondern auch im TV
Genau an der Stelle muss ich Dir widersprechen: Im TV-Bereich gibt es solche Probleme nämlich gerade nicht: Wir haben in Deutschland ein extrem breit gefächertes Angebot an Fernsehprogrammen, die alle mit einer einzigen auf ASTRA ausgerichteten Satschüssel empfangbar sind und sich gerade deshalb etablieren konnten.
Wäre der Rundfunk in den neunziger Jahren in einer ähnlich komfortablen Lage gewesen, gäbe es heute ein attraktives Angebot. Leider hatte man mit Alt-DAB in Deutschland fast alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte. Dass es auch anders hätte laufen können, belegt ein Blick ins Vereinigte Königreich oder nach Dänemark.
 
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Guten Morgen! Also, nachdem ich mich in den vergangenen Jahren ebenfalls am Kampf der Verbreitungswege beteiligt habe und immer mal wieder auf die eine oder andere Seite (DAB+, Internetradio) gerissen wurde, ist nun damit Schluss. Ich kann diese Grabenkämpfe nicht länger ertragen, zumal es nichts bringt. Ich teile euch nun eher mal mit was ich vom Radio der Zukunft erwarte.

Meines Erachtens kommt vieles auf Innovationen und Inhalte an. Machen die Radiosender weiter wie bisher wird die digitale Revolution an ihnen vorbei gehen. Andere werden das Rennen machen, Akteure, die man heute vielleicht noch gar nicht auf dem Radar hat - Google, Apple, die Autobauer mit eigenem Audio-Content etc.

Gibt es jedoch echte Innovationen sind Verbreitungswege zweitrangig. Diese sind dann nur Mittel zum Zweck, eine Multiplattformstrategie ist sicher förderlich.

Die letzte Innovation die ich im Hörfunbkbereich wahrgenommen habe war die des Fußballradios 90elf. Hier ist es perfekt gelungen alles unter einen gemeinsamen Nenner zu bringen und eine starke Marke aufzubauen.

Seit dem unter sehr fragwürdigen Umständen erfolgten Aus von 90elf vermisse ich aber solch revolutionäre neue Ideen im Radio. Klar, Fußball war ein gemeinsamer Nenner, der die Massen bewegte. Aber da gibt es doch noch weit mehr - Reise, Auto, Entertainment, User Generated Content, auch das ein oder andere bisher in Deutschland nicht abgedeckte Musikformat. Wo ist etwa ein R'nB/Soul-Sender?

Anstatt UKW bis zum Sankt Nimmerleinstag zu verteidigen, für DAB+ zu missionieren oder überall herauszuposaunen dass die Zukunft des Radios nur im Internet liegt, wobei der Name "Zukunft" ein Dauerprogramm ist (man muss ja nix tun, da es noch in der Zukunft liegt), sollten die Radiosender endlich den Arsch hoch kriegen und sich mal ernsthaft über programmliche Innovationen Gedanken machen. Und da ist es mir völlig egal, ob der primäre Verbreitungsweg UKW (unwahrscheinlich, Band voll), DAB+ oder Internet sein wird.

Im großen und ganzen hast Du recht. Allerdings, 90elf würde ich nicht als starke (Ex-)Marke bezeichnen und Innovation? Aus Leipziger Controllersicht schon. In der AGOF wurde 90elf ziemlich auf die Ränge verwiesen und lag weit unter Elf Freunde und das mit Live-Content. Erfolg sieht anders aus. Fragwürdig war bei 90elf gar nichts. Die haben eine Ausschreibung verloren und hatten kein Plan B. Fragwürdig ist die Regiocast, siehe das RSH Schreiben an die medienpolitischen Sprecher der Parteien in SH. Oder das stille Beerdigen von mehr oder weniger aller radiofremden Beteiligungen, die mit Riesengetöse im Markt eingeführt wurden. Übrigens Fritsche wurde auch in die Wüste geschickt.

Ansonsten gilt es muss in die Qualität und das Produkt investiert werden. Es sind gerade die "Sparsender" die seit Jahren stagnieren.
 
Ich stelle mir gerade die gesamte deutsche Privatradioszene bildlich vor. Alle sitzen sie schön rund in einem Kreis, die meisten sonnen sich, einige wenige zittern und bibbern, aber keiner ist so wirklich aktiv. Um sie herum eine Heerschaar von Wächtern, die die pöösen pöösen Eindringlinge abwehren sollen. Und davor dann halt die Feinde: Spotify, Apple, Google, DAB+.

Warum bist Du eigentlich nicht längst erfolgreicher Gründer eines Start-ups, das genau das macht, wo Du doch so genau weißt, wie es geht und die ganze Sache ja offensichtlich ein Selbstläufer sein muss?

Weil ich eben nicht so ein Geldscheffler bin, der das dazu nötige Kleingeld dafür eigentlich hat, aber sich nix traut, weil es ja gerade so gut läuft. Sonst hätte ich es schon gemacht.
 
Um noch mal auf das "Reiseradio" zurück zu kommen: So etwas gabs
bei Radio Luxemburg in den 80ern, ich glaube von zehn bis zwölf Uhr.
Wenn man diesem Sender glauben kann soll es eine hohe Einschaltquote
gehabt haben, zumindest lief diese Sendung einge Jahre...
 
Ich bin nach wie vor der Meinung dass man dem Kunden(in diesem Fall der Hörer) kein Produkt aufzwingen darf, in dem man hier bis 2020 die UKW abschaltet.

Denn nach wie vor ist UKW der einfachste und beliebteste Empfangsweg um Radio zu empfangen.
Wir leben hier in einer Sozialen Marktwirtschaft in der, der Staat so wenig wie möglich mit Gesetzen und Verordnungen in das Wirtschaftsleben eingreift um den Freien Wettbewerb nicht zu beeinflussen.

Wenn die feinen Herren der ARD meinen dass der UKW keine Zukunft mehr hat dann können sie ja ihre Sender über UKW abschalten aber sie sollten keinesweg beim Staat erwirken dass auch die Privaten dies tun müssen.

Die ARD zwingt durch Alternativlosigkeit den Kunden ein Produkt auf.

Der Markt soll doch bitte schön selber entscheiden wann ein System veraltet ist und durch ein anderes ersetzt werden soll.
 
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Einen Glaubenskrieg habe ich auch nicht vor zu führen. Ich höre ja nicht über DAB+ oder übers Internet Radio nur weil ich was gegen UKW habe. Das ist nicht so. Ich und einige Bekannte hören ja eigentlich nur deswegen kaum noch UKW weil einfach das Angebot an Abwechslung nicht stimmt.

Was bringt es mir wenn ich auf zig Sender auf UKW nur dieselben gefühlt 20 Lieder höre nur nicht das was mich interessiert? Dann bleibt mir ja nichts anderes übrig als auf anderen Empfangswegen nach neuen zu suchen.

Bleiben wir doch mal bei den Reisesender. Wenn ich mich für sowas interessiere und es so ein Angebot auf UKW nicht gibt, was bleibt mir den anderes übrig als auf anderen Empfangswegen wo es solche Angebote gibt auszuweichen?

Schlussendlich ist es mir und sicher auch einigen anderen hier im Forum doch wurscht welchen Empfangsweg ich nutze. Es geht doch auch nicht um den Empfangsweg selber sondern darum was ich über den Empfangsweg hören kann.

Wenn auf UKW ein Sender sendet der mich aus den Socken haut werde ich den auch auf UKW hören, und so werden die meisten denken.

Fakt ist aber doch, das auf UKW nicht genug Platz ist um weitere Angebote zu senden. Damit kommt man an eine Digitalisierung nicht vorbei. Egal ob es nun in Zukunft DAB+ ist oder Internet.

Wer mehr als nur das übliche will wird auf andere Empfangswege ausweichen müssen. Und das gilt sowohl für den Hörer als auch den Macher.

Im Fernsehen wurde es ja vorgemacht. Dank der Digitalisierung konnten die Sendergruppen egal ob in Free-TV oder im Pay-TV neue Sender starten die unterschiedliche Geschmäcker bedienen können.

Im Radio wird es in Zukunft auch nicht anders sein. So wie man jetzt schon im Fernsehen nach Geschmack seine Senderliste zusammen stellt wird man das in Zukunft auch mit Radio machen.

Und wer weiß. Vielleicht macht man dann auch fürs Radio sowas wie HbbTV. Auf der einen Seite das Lineare Radio Programm und auf Knopfdruck kann man zusätzliche Programmelemente selber auswählen. Sei es Podcast oder zusätzliche Musikprogramme etc.
 
...Was bringt es mir wenn ich auf zig Sender auf UKW nur dieselben gefühlt 20 Lieder höre nur nicht das was mich interessiert? Dann bleibt mir ja nichts anderes übrig als auf anderen Empfangswegen nach neuen zu suchen....

Treffend formuliert radiobino. :thumbsup: Für mich heißt das: Zuhause ein Internetradio mit UKW Empfang.
Im Auto ein Radio mit USB- und AUX-IN um zbs. über das Smartphone Internetsender zu empfangen.
DAB+ ist zur Zeit auf Grund des mageren Programmangebots für mich uninterressant.
 
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@raschwarz Deshalb will Steul DAB: Weil man den DLF nicht überall auf UKW bekommt ...
Ich kriege hier gerade noch so DKultur rein - den DLF vom gleichen Funkturm nicht mehr ... o_O

@radiobino Auch auf DAB kann es einem passieren, daß man beim "Durchzappen" immerhalb von einer Stunde dreimal denselben Song hört, den man auch auf Hitdudlern hört ... :confused:

Allgemein könnte man mal hier ein Unterforum zu "Radioszene Deutschland" erstellen, "Empfangswege", und dorthin alle Threads dieser Kategorie verschieben. Wäre dann alles viel übersichtlicher ... :thumbsup:
 
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@Ganztageshörer ,

Natürlich kann es mir auch auf DAB+ passieren innerhalb von einer Stunde drei mal den selben Song zu hören. Keine Frage.
Nur ist es so das ich auf DAB+ zusätzlich zu den Sender auf UKW noch ein paar zusätzliche Sender habe die eine andere Musikrichtung spielen die ich auf UKW eben nicht hören kann.

Und wenn mir das was auf DAB+ läuft nicht gefällt höre ich eben übers Internet Radio.

Ich entscheide nicht nach den Empfangsweg was ich höre oder nicht. Sondern nach meinen Musikgeschmack. Und wenn Empfangsweg B und C mit seinen Sendern meinen Musikgeschmack stillen höre ich eben über Empfangsweg B und C. Und sollte es mal einen Sender auf Empfangsweg A geben der mir gefällt höre ich den Sender auch auf Empfangsweg A.
 
Die letzte Innovation die ich im Hörfunbkbereich wahrgenommen habe war die des Fußballradios 90elf. Hier ist es perfekt gelungen alles unter einen gemeinsamen Nenner zu bringen und eine starke Marke aufzubauen.
(...)
sollten die Radiosender endlich den Arsch hoch kriegen und sich mal ernsthaft über programmliche Innovationen Gedanken machen. Und da ist es mir völlig egal, ob der primäre Verbreitungsweg UKW (unwahrscheinlich, Band voll), DAB+ oder Internet sein wird.

Als Hörer ist mir der Empfangsweg egal, ich würde aber immer den besten zur Verfügung stehenden wählen. Im Zweifelsfall ist das immer der Satellit - und das auch bereits seit 1995. Digital wurde das dann noch viel bequemer wegen der einfachen Aufnahmemöglichkeit. Wenn kein anderes Gerät vorhanden ist, kann das auch die Mittelwelle sein. Nur die Sendung muss hörenswert sein. Sonst schalte ich einfach aus. Von "durchhörbar" halte ich auch herzlich wenig.... Wenn ich einschalte weiß ich meistens, was laufen wird, die dazu notwendigen Infos besorge ich mir aktiv. Sendungen, die "... am Morgen" "... am Mittag" etc. heißen haben keine Chance. (Womit seit Jahresanfang denn auch das Nordwestradio bei mir fast komplett von der Bildfläche verschwunden ist, ich weiß nicht was wann läuft wegen der neuen Durchhörbarkeit und der Namenslosigkeit der Sendungen).
Von der Nutzungshäufigkeit ist bei mir die Reihenfolge ubrigens WLAN-Internetz - DAB - Sat - UKW - AM... UKW kommt schon fast nicht mehr vor.

Bzgl. Innovationen... vielleicht ist das alte doch das neue? Vielleicht sollte man sich auf seine eher wortgeprägten Wurzeln besinnen, auf die alten Stärken des Radios. 90elf war eigentlich genau das. Reportagen. Ganz ursprünglich. Hier: Fussball, ausführlich, blumig - und dann auch noch die Stärke der neuen Medien für ein mehrkanaliges Angebot genutzt...

Was Musik angeht wird das herkömmliche Radio bei immer weiterer Zersplitterung der Geschmäcker und gegenüber dem besseren Angebot im Netz nicht mithalten können. Bedarf an diesem Radio wird vor allem dort geben, wo ein kleinster gemeinsamer(?) Nenner benötigt wird. Pommesbuden und Bürobeschallung bzw. eher akustischer Grundpegel...

Irgendwie muss sich das Radio also abgrenzen von den besseren (noch) reinen Musikangeboten. Neu zu erfinden gibt es eigentlich nicht viel, wurde ja alles schon mal ausprobiert in den letzten 90 Jahren Radio. Man kann aber alles neu verpacken.
Es bleibt also das Wort, Bild hat man ja nicht, man muss beschreiben. Und genau das ist doch der Kern von Radio, auf den man sich etwas mehr zurückbesinnen müsste um im zukünftigen Medien-Gesamtangebot nicht einfach unterzugehen. Also weg von der derzeitigen Fokussierung auf Musik - die natürlich trotzdem noch sein darf.
Statt " Die besten Hits der XXer, XYer und XZer" "Die eloquentesten Harry Hirschs, die bestrecherchierten Nachrichten, die abgedrehtesten Hörspiele" "Die Labertasche der Stadt".

Die Möglichkeit von EPGs sollten bei der Modernisierung des Radios ebenfalls mehr genutzt werden (auf den digitalen Verbreitungswegen). Infos per Facebook sind zwar auch ganz nett, aber ein einfacher aktiv möglicher Zugriff auf Programminfos ist besser.

Trotz allem Wort muss das Radio zukünftig außerdem vermehrt visuell auftreten, um nicht von der "Bild"fläche zu verschwinden. Und die Rückkanäle zum/vom Hörer müssen ebenfalls richtig bedient werden zwecks Hörerbindung.
 
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