SWR fälscht "redaktionellen" Radiobeitrag zwecks Eigenwerbung

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Dass das SWR-Infoprogramm SWR-Info eine ziemlich peinliche Veranstaltung ist, haben wir hier schon ausführlich erörtert. Das Tagesprogramm unter der Woche besteht weniger aus Hintergrundberichten als zu wesentlichen Teilen aus Zweit- bis Fünftverwertung aus dem SWR-Pool, und der Abend und das Wochenende wird größtenteils aus der Wiederholungen von SWR2-Sendungen gestritten. Zu den wenigen eigenen Magazinen, die dort laufen, gehört das SWR-Info-Medienmagazin. Das versteht sich, wenn es um den SWR selbst geht, ohnehin eher als verlängerten Arm der SWR-Presseabteilung als als selbstkritischen Beobachter, aber das, was Stefan Niggemeier gerade ausgegraben hat, ist nochmal ein neues Kaliber: Die Ausgabe vom kommenden Wochenende ist nicht nur bereits fertig produziert (Ausstrahlungstermine: Samstag 11:05, 14:30; Sonntag: 10:03, 13:30, 21:03), obwohl sie sich als zeitnah produziert ausgibt; sie "berichtet" auch darüber, wie toll das diesjährige SWR3-Grillen abgelaufen ist, das erst heute stattfinden wird. Herausgekommen ist da deshalb, weil der SWR die Sendung bereits online gestellt hat.

Können wir den SWR jetzt bitte einstampfen und den alten SDR wiederbeleben?
 
Der SWR hat reagiert. Die Reaktion besteht darin, dass er die Sendung aus der Mediathek gelöscht hat, weswegen sie dort nicht mehr abrufbar ist.

Ob der SWR-Hörfunkchefredakteur und stellvertretende Hörfunkdirektor Arthur Landwehr da ein ernstes Wort mit dem SWR-Info-Programmchef Arthur Landwehr gewechselt hat, und ihn darauf hingewiesen, dass er als leitender Redakteur nicht so agieren kann wie damals, als er noch Pressesprecher des Südwestfunk war? Oder hat der SWR-Hörfunkdirektor Gerold Hug (zuvor SWR3-Programmchef) die Reißleine gezogen?
 
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Das bekräftigt mich ja mal wieder in meiner Annahme, dass keines dieser öffentlich-rechtlichen Medienmagazine auch nur in irgendeiner Weise relevant ist. SWR3-Grillparty... Für wen hat das denn bitte irgendeine Relevanz, außer vielleicht für die 10.000 Besucher, die da tatsächlich hingegangen sind, und was hat das mit Medienpolitik/-wirtschaft zu tun!?
 
Mal 'ne andere Frage: Was hätten sie denn getan, wenn es heute "Kuhfladen und Mistgabeln mit den Spitzen nach unten" geregnet hätte? - Den ins System eingepflegten Bericht stumpf gesendet, oder doch einen neuen produziert.
 
Mal 'ne andere Frage: Was hätten sie denn getan, wenn es heute "Kuhfladen und Mistgabeln mit den Spitzen nach unten" geregnet hätte? - Den ins System eingepflegten Bericht stumpf gesendet, oder doch einen neuen produziert.
Da nicht nur der Beitrag, sondern bereits die gesamte Sendung fertigproduziert worden ist, glaube ich kaum, dass man in Baden-Baden auf seinen freien Brückentag verzichtet hätte. Abgesehen davon ist Deine Frage so fiktiv nicht, zumindest hier hat das Wetter seit heute mittag völlig umgeschlagen und ist Deiner Schilderung nicht mehr so fern. :D

Das bekräftigt mich ja mal wieder in meiner Annahme, dass keines dieser öffentlich-rechtlichen Medienmagazine auch nur in irgendeiner Weise relevant ist. SWR3-Grillparty... Für wen hat das denn bitte irgendeine Relevanz, außer vielleicht für die 10.000 Besucher, die da tatsächlich hingegangen sind, und was hat das mit Medienpolitik/-wirtschaft zu tun!?
In der Tat hätte der SWR3-Grillparty-Bericht auch dann nichts im Medienmagazin verloren gehabt, wenn er handwerklich sauber produziert worden wäre - dann wäre es eben die übliche Selbstbeweihräucherung, die das SWR-Info-Medienmagazin (zuvor schon auf SWR-Contra gelaufen) seit über zehn Jahren auszeichnet. Aber das heute hat nochmal eine neue Qualität.

Verallgemeinern würde ich die Qualität der öffentlich-rechtlichen Medienmagazine übrigens nicht: NDR Zapp, Radio Eins, WDR, DLF usw. bringen in der Regel ganz anständige Beiträge, auch in eigener Sache.
 
Mal ganz ehrlich, hat schonmal jemand einen Sender gehört, der über seine eigenen Veranstaltungen im Nachgang negativ berichtet hat? Also ich nicht, völlig gleich ob ÖR oder Privatfunk. Insofern shit happens.
Die eigentliche Frage wäre tatsächlich, was diese Grillsession eigentlich in einem Medienmagazin zu suchen hat. Fungierte die Grillzange dort gleichhzeitig als DAB+-Antenne oder wie? Peinlich, peinlich.
 
Dass es "Kuhfladen und Mistgabeln mit den Spitzen nach unten" hagelt, würde ich mir angesichts solch wegweisenden PR-Journalismus im gebührenfinanzierten Hörfunk wünschen. Bitte auf eine Versammlung der Programmverantortlichen. Von oben, unten und von allen Himmelsrichtungen gleichzeitig!
 
Und apropos Eigenwerbung in Medienmagazinen: Im Podcast vom Medienmagazin von WDR5 und in dem von radioeins werden zwar die meiste Musik rausgeschnitten, aber der Programmhinweis (WDR5) bzw. Konzerttipp (radioeins) bleiben oft drin. Obwohl es mich als Podcasthörer ein paar Tage später weder interessiert, ob da auf WDR5 am Samstagabend das Wirtschaftsmagazin läuft, noch, ob Robbie Williams irgendwo auftritt ...
 
So, SWR-Info hat sich entschuldigt. Gut, nicht im laufenden Programm oder per Pressemitteilung. Auch nicht auf den Internetseiten von swr.de oder swrinfo.de. Per Twitter und Tumblr hat sich SWR-Info dafür entschuldigt, dass es sich durch die verfrühte Publikation der Sendung, die erst am Samstag laufen soll, hat erwischen lassen.

wir entschuldigen uns ausdrücklich für die versehentliche vorzeitige Publikation unseres Medienmagazins als Podcast.
Es ist ein journalistisches No-Go. Fehler passieren und auch wir sind nicht davor gefeit. Wir gehen der Sache nach.

Eine gute Stunde später hat man dann nochmal nachgelegt, dass es nicht nur falsch war, sich erwischen zu lassen, sondern "auch", das Gespräch voraufzuzeichnen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Natürlich meinen wir mit “journalistischem No-Go” auch die Voraufzeichnung eines solchen Interviews.

Einzugestehen, dass man die Hörer nicht nur über den Aufzeichnungstermin täuschen wollte, sondern sie glatt angelogen hat (Lena Ganschow: "Dieses Spargel-Gulasch mit diesem Löffel-Chili-Mais-Brot, das werde ich das ein- oder andere Mal nochmal machen." - Martin Kilgus: "Das kann ich bestätigen, das war lecker.") wäre für den SWR des Jahres 2014 wohl zuviel verlangt. Oder anders gesagt: Bei der BBC sind schon für weniger Fehlverhalten Intendanten zurückgetreten (Beispiel 1; Beispiel 2)
 
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So, SWR-Info hat sich entschuldigt. Gut, nicht im laufenden Programm oder per Pressemitteilung.
Der Kollege mit dem Zugangscode zur Umprogrammierung des Automaten war bestimmt schon seit gestern im verlängerten Wochenende. In den knappen 11 Stunden, die man heute selbst sendet, hätte sich für eine eilends eingesprochene Ansage eh kein Plätzchen mehr gefunden.

Die spannende Frage ist jetzt nur noch, ob sich der Mensch, der für das Medienmagazin zuständig ist, morgen doch noch schweren Herzens ins Funkhaus schleppen und die Sendung für das kommende Wochenende neu produzieren muss.
 
Die spannende Frage ist jetzt nur noch, ob sich der Mensch, der für das Medienmagazin zuständig ist, morgen doch noch schweren Herzens ins Funkhaus schleppen und die Sendung für das kommende Wochenende neu produzieren muss.
Die typische SWR-Info-Methode wäre es, auf den fünf Sendeplätzen des Medienmagazins einfach irgendetwas anders rotieren zu lassen - oder die beliebte Mischung aus Sendelöchern, Pausenmusik und MDR-Info-Fragmenten.
 
So könnte der interne Dialog abgelaufen sein:

Redakteur: Hey, wir müssen ja noch nen Nachklapp über die bescheuerte Grillparty machen.
Moderator SWR-info: Lass mal jetzt schnell, ich hab bald Feierabend.
Praktikant: Aber, die Party findet doch erst morgen statt!?
Moderatorin SWR-Fernsehen: Ich hab langes Wochenende, dazu kann ich auch jetzt noch schnell was einlabern.
Redakteur: Du, Praktikant: schreib da mal nen paar Fragen. So wie es gelaufen ist, wie es geschmeckt hat und so.
Praktikant: Aber es ist doch noch gar nichts passiert.
Moderator SWR-info: Interessiert doch eh keine Sau. (an die TV-Modertorin gerichtet) Du erzählst einfach ein bisschen Allgemeinzeugs, 6 Stunden Live-Sendung: anstrengend bla bla, leckeres Essen, super Erfolg, tolle Aktion und so weiter.
Moderatorin SWR-Fernsehen: Passt. Lass uns loslegen!

Nach der Aufzeichnung:

Redakteur: Meine Fresse sind wir geil! Jetzt noch schnell in den PC mit dem Bums, Häkchen dran und ab dafür. Wenn das mal nicht nen deutschen Radiopreis gibt!
Praktikant: Aber das ist doch komplett gefaked. Ich dachte beim ÖRR macht man so was nicht.
Redakteur/Moderatorin SWR-Fernsehen/Moderator SWR.info: (lachen)
 
Freiwild hat mit seinem Hinweis auf den Brückentag vermutlich bereits die ganze Wahrheit hinter dem peinlichen Vorgang erkannt.
Ich kannte mal einen Zeitungsredakteur, der hat (im Lokalen) eine Montagsausgabe bereits an einem Freitag produziert, um Samstag und Sonntag mit seinem Fußballverein auf Ausflug zu fahren. Der war im Anschluss seinen Job los.
Kann einem das beim SWR auch passieren? Oder geht das bei öffentlich-rechtlichen Rundfunkbeamten nicht?
 
Verallgemeinern würde ich die Qualität der öffentlich-rechtlichen Medienmagazine übrigens nicht: NDR Zapp, Radio Eins, WDR, DLF usw. bringen in der Regel ganz anständige Beiträge, auch in eigener Sache.
"In eigener Sache" trifft es ganz gut, denn diese Medienmagazine beschäftigen sich vorwiegend mit ihrem Arbeitgeber und wenn sie sich nicht mit ihrem Arbeitgeber beschäftigen, dann drehen sich die Beiträge um Mißstände in der Privatwirtschaft oder um Mißstände im Ausland, um den Hörer/Zuschauer einmal mehr daran zu erinnern, wie dankbar er doch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland sein sollte.
Wenn ich Informationen aus der Medienbranche/-wirtschaft erhalten möchte, muss ich dazu allerdings auf andere Quellen zurückgreifen.
 
"In eigener Sache" trifft es ganz gut, denn diese Medienmagazine beschäftigen sich vorwiegend mit ihrem Arbeitgeber und wenn sie sich nicht mit ihrem Arbeitgeber beschäftigen, dann drehen sich die Beiträge um Mißstände in der Privatwirtschaft oder um Mißstände im Ausland, um den Hörer/Zuschauer einmal mehr daran zu erinnern, wie dankbar er doch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland sein sollte.

Da gibt es aus meiner Sicht solche und solche. Damit sich jeder selbst ein Bild machen kann, habe ich hier die Themen der öffentlich-rechtlichen Medienmagazine der letzten Woche zusammengetragen:

SWR-Info Medienmagazin, 26.04.
  • Neues Design der ARD-Tagesschau (Internet-Kommentare; Kai Gniffke)
  • Google Glass (Daniel Bouhs)
  • ARD/ZDF-Jugendkanal (Peter Boudgoust; Interview mit Jacqueline Kraege)
  • Netzneutralität in den USA (Sarah Kumpf)
DLF Markt und Medien, 26.04.
  • russische Medien im Baltikum (Jutta Schwengsbier/Toms Ancitis)
  • Kurzmeldungen
    • Angriffe auf Journalisten in der Ukraine (Sabine Adler)
    • Auflagenschwund bei Zeitschriften (Andreas Vogel)
    • Tarifvertrag bei Tageszeitungen
    • Ende der Netzneutralität in den USA
    • privater Jugendradiosender in NRW
    • Facebook-Newswire
  • neues Design der ARD-Tagesschau (Klaus Deuse)
  • Pressefreiheit in Brasilien (Victoria Eglau)
  • Online-Netzwerk (Bettina Köster)
WDR 5 Töne, Texte, Bilder, 26.04.
  • Angriffe auf Journalisten in der Ukraine (Interview mit Christian Mihr)
  • Anonymität im Internet (Lisa Rauschenberger)
  • Ein Jahr "Komplett", Magazin für das Sauerland (Heinz Krischer)
  • Drohnen im Journalismus (Daniel Bouhs)
  • Ende der Netzneutralität (Jörg Schieb)
  • Tarifvertrag für Tageszeitungsredakteure (Eva Kopytto)
  • Maulkorb für Geheimdienstmitarbeiter in den USA (Eva Kopytto)
  • Facebook-Newswire (Eva Kopytto)
  • Youtube-Stars (Michael Meyer)
  • Frauensender TLC (Tom Beinlich)
B5-Medienmagazin, 27.04.2014
  • Tarifvertrag für Tageszeitungsredakteure (Interview mit Kajo Döhring)
  • Deister-Journal Barsinghausen (Thomas Hans)
  • Ein Jahr "Komplett", Magazin für das Sauerland (Heinz Krischer, vom BR konsequent als "Heinz Kirschner" vorgestellt)
  • russische Medienpropaganda zur Ukraine (Oliver Soos)
  • Social Media in Tibet (Pauline Tillmann)
(NDR Zapp und das RBB-Radio-Eins-Medienmagazin sind gerade im Urlaub.)

Themen, die in der vorangegangenen Woche (21.-25.4.) auf den Medienseiten von FAZ und Süddeutscher Zeitung behandelt wurden, aber nicht in den genannten Hörfunk-Medienmagazinen
  • Plagiatsvorwürfe um "Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte von Salamis bis Skagerrak“"
  • Netzkonferenz "Net Mundial" in Sao Paolo
  • "Sing meinen Song" auf Vox
  • Undercoverjournalisten bespitzeln sich gegenseitig (Baby verkaufen bzw. kaufen)
  • "Shopping Queen" auf Vox
  • ZDF-Faktencheck zu Jesus
  • Medienzensur in Ägypten, Debatte um Halawet Ruh
  • Neue Late-Night-Shows in den USA
  • Rückkehr der Frauenzeitschrift "Allegra"
  • Debatte um UKW-Frequenzen von BR-Klassik
  • Pressefreiheit in Ecuador
 
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fairradio schrieb:
Besonders erschütternd für uns:
Deine Erschütterung sehe ich gerne als Nachweis deines nicht unter zu kriegenden Idealismus'. Aber überrascht dich so ein Vorkommnis wirklich? Ich halte das für Alltag. Auch wenn man den dann beschissen und verlogen finden darf. Aber wer ein paar Jahre im Radiogeschäft zugebracht hat, weiß doch, dass es so läuft.
 
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