Symposium Eigenbetrieb eines DAB-/DRM+-Senders in Kaiserslautern

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Der Radiotor

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Am morgigen 3. Juli findet in Kaiserslautern ein interessantes Symposium statt. Es geht ums Thema Präsentation von günstigen Ausstrahlungsmöglichkeiten über DAB+ oder DRM+ für kleine, lokale Sender. Anhand eines Testbetriebs wird anschließend eine Alternative zu den teuren Sendernetzen der Media Broadcast und anderer Netzbetreiber aufgezeigt. Genutzt wird hierfür ein 10 Watt-Sender, der die Sender RPR.1, Antenne Kaiserslautern und Antenne Mainz im DAB-Modus überträgt (RPR.1 zusätzlich in DRM+). Die Reichweite des Senders beschränkt sich laut den Projektteilnehmern auf die Innenstadt Kaiserslautern, in Realo wurden Tests des Senders jedoch entlang der Autobahn A6 auf ca. 20 km Länge empfangen.

Infos zum Senderaufbau und der Software auf Open Source-Basis finden sich hier:

http://www.bz-bm.de/uploads/media/DAB-Sender_DRMplus__Joachim_Lehnert.pdf

Die Anschaffungskosten für das Sendequipment betragen insgesamt 70.000 Euro, hinzu kommen monatliche Fixkosten wie Strom. Bie diesen vergleichsweise geringen Beträgen können sich auch kleinere Sender eine Verbreitung über DAB oder DRM+ leisten. DRM+ muss allerdings zunächst noch standardisiert werden und wird aktuell nicht in Digitalradios implementiert (ggbf. lassen sich bisher verkaufte Radios per Firmware-Update aufrüsten). Man sagt dass es bei bis zu drei Sendern pro Region günstiger wäre über DRM+ zu senden (bis zu drei Datenströme sind pro Frequenz möglich), ab vier Sendern lohnt sich ein DAB-Multiplex.

Anhand eines Fallbeispiels male ich einmal die Möglichkeiten auf.

Betreiber des Senders/Plattform: Antenne Mainz GmbH
Sendeleistung: 100 Watt (ERP)
Sendestandort: Bonifazius-Türme Mainz
Frequenz: Block 9A
Sendeverfahren: DAB+

Programme:

Antenne Mainz
Antenne Mainz Info (News nonstop)
Antenne Mainz 70er (Musikstream)
Antenne Mainz 80er (Musikstream)
Antenne Mainz 90er (Musikstream)
Rockland Radio Mainz (Untervermietung von Kapazität)
Domradio (Untervermietung von Kapazität)
Campusradio Mainz (Untervermietung von Kapazität)
Popstop (Untervermietung von Kapazität)
Topstar Radio (Untervermietung von Kapazität)
Datendienste (teils Untervermietung)

Der Sender-/Plattformbetreiber kann den Preis für die Untervermietung von CUs festlegen. Im Idealfall können die monatlichen Betriebs- oder gar die Anschaffungskosten des Senders nach kurzer Zeit refinanziert werden, der Betrieb wäre dann sogar gewinnbringend! Die Problematik teurer Simulcast mit UKW entfällt.

Attraktiv ist die Lösung auch für Betreiber von Internetradios, die ihre Reichweite kostengünstig terrestrisch auf ihre Heimatstadt oder benachbarte Städte ausbauen können.
 
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Technisch klingt das sehr attraktiv. Leider wird schlicht vergessen, daß man in Deutschland immer noch eine Sendelizenz benötigt. Und die bekommt aus vielen guten Gründen noch lange nicht Jeder.
 
Technisch klingt das sehr attraktiv. Leider wird schlicht vergessen, daß man in Deutschland immer noch eine Sendelizenz benötigt. Und die bekommt aus vielen guten Gründen noch lange nicht Jeder.

In meinem Fallbeispiel haben alle Sender die nötige Sendelizenz zumindest als angezeigtes Internetradio. Dass der Plattformbetrieb ausgeschrieben werden muss ist freilich klar. Die Medienwächter müssen entscheiden ob der Plattformbetreiber auch die Programmauswahl vornehmen darf oder ob die Medienanstalten dieses Szenario übernehmen (Ausschreibung aller Sendeplätze). Letzteres wäre freilich wieder reichlich kontraproduktiv.

Bisher wurden solche Open Source-Lizenzen in Dänemark (NivaaDAB) und der Schweiz (Digris AG) vergeben. In beiden Fällen dürfen die Plattformbetreiber schalten und walten, und sich die Sender auf der Plattform selbst aussuchen.
 
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Denkbar wäre auch ein vereinfachtes Lizenzierungsverfahren für kleinere Programmveranstalter, sozusagen als zweitbester Weg.

Wichtig ist, dass seitens der Landesmedienanstalten ein klares Signal im Hinblick auf eine größere Programmvielfalt gesetzt wird, was selbstverständlich beinhalten sollte, dass auch mittelständische Firmen die Gelegenheit bekommen, eine Lizenz für die Verbreitung ihrer Programme in digitalen Multiplexen zu erhalten.
Man darf da nicht die gleichen Anforderungen stellen, wie im UKW-Sektor, da ja auch die Einnahmen weitaus geringer sind.
Ich bin jedoch guter Hoffnung: 1Live diggi ist inhaltlich betrachtet auch nicht mehr als ein Musikstream. Das gleiche gilt für Lounge FM. Dagegen, dass die Pleximedia das Programm der Stimme Russlands verbreitet, hat ebenfalls keine Medienbehörde etwas einzuwenden.
 
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Denkbar wäre auch ein vereinfachtes Lizenzierungsverfahren für kleinere Programmveranstalter, sozusagen als zweitbester Weg.

So macht es die mabb. Wer in Berlin über DAB+ senden will braucht lediglich eine bestehende Lizenz oder einen "Medienführerschein" vorlegen, den Rest erledigen Verhandlungen mit dem Netzbetreiber. Daher geht es in Berlin mit neuen Programmen auch immer so fix.

Prinzipiell kommen auch Stadtwerke als Plattformbetreiber in Betracht, so wie sie auch lokale Kabelnetze betreiben. In jedem Fall ein interessantes Geschäftsfeld, was dort entsteht.
 
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Seitens der LfM wurde dies ebenfalls angedeutet.
Da es in NRW vorerst nur DAB-Pilotprojekte geben wird, erscheint das am naheliegendsten zu sein, zumal dort keine Quersubventionierung via UKW möglich ist (außer für radioNRW natürlich, aber die haben kein Interesse an DAB+). Aus NRW selbst kommen somit nur Webradios in Betracht, die i.d.R. über ein recht kleines Budget verfügen. Von denen kann man nicht verlangen, dass sie einen umfangreichen Linzenzantrag inkl. Business-Plan einreichen.
 
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Eine Chance ist das schon, aber wer will diese ganzen Sender hören?
und gutes Programm braucht finanzielle Power - sonst sind es doch nur noch Musikstreams und das kann doch nicht das Ziel sein.

Was bringen Sender im Bundesmux wie NRJ, Lounge Radio, etc. die nur Musik spielen, teilweise noch nicht mal Nachrichten senden.... das ist dann Vielfalt? am Ende gibt es nur noch Musikdutler, weil Programme mit Menschen Geld kosten! Dies ist aber bei immer mehr Sender kaum noch zu erwirtschaften. Siehe schon jetzt die Situation der Radio Group. Billig Kräfte und ein Kampf ums Überleben. Das kann doch nicht die Lösung sein.
Bundesweit mag DAB wirtschaftlich Sinn machen. Lokal Nein!
 
Das wird der Weg zur Öffnung des Hörfunkmarktes. Mangelnde Kapazitäten können dann nämlich nicht mehr als Grund herhalten. Und die Lizenzierungspraxis muss bundesweit endlich vereinheitlicht und vereinfacht werden. Dann wird ein Schuh draus!
 
am Ende gibt es nur noch Musikdutler, weil Programme mit Menschen Geld kosten! Dies ist aber bei immer mehr Sender kaum noch zu erwirtschaften.
Nachrichten und Wortbeträge lassen sich hinzukaufen. Der Hörer gewinnt dadurch den Eindruck, es handle sich um ein moderiertes Vollprogramm. Warum Energy und LoungeFM das nicht machen, weiß ich nicht; bei LoungeFM macht es aufgrund der spezifischen Ausrichtung aber durchaus Sinn, auf eine Moderation zu verzichten.
Das wird der Weg zur Öffnung des Hörfunkmarktes. Mangelnde Kapazitäten können dann nämlich nicht mehr als Grund herhalten. Und die Lizenzierungspraxis muss bundesweit endlich vereinheitlicht und vereinfacht werden. Dann wird ein Schuh draus!
Genau so ist es! :thumbsup:

Mit DAB+ gehört das abgedroschene Argument fehlender Frequenzen endlich der Vergangenheit an.
 
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Gerade bei Lounge FM könnte sich das künftig ändern. Zunächst sind die österreichischen Versionen dran, da wird grad am Programm geschraubt. Tagsüber gängigere Musiktitel und Moderation. Abends/nachts das gewohnte Konzept.

Abgesehen davon bin ich gespannt auf morgen...
 
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Frage eines Dummen:
Wenn ich es richtig verstehe, ist es doch weiterhin so, dass ich - Märkte wie Berlin ausgenommen - weiterhin eine Sendelizenz für DAB+ (oder eben DRM+) besorgen muss. Und eine Lizenz kann ich mir doch nur besorgen, wenn die Landesmedienanstalt auch eine Ausschreibung vornimmt. Ich kann doch nicht einfach mir für die besagten 70.000 € einen Sender aufs Dach bauen und dann darüber z.B. ein (ja durchaus regulär angemeldetes) Internetradio ausstrahlen, oder?
 
Und eine Lizenz kann ich mir doch nur besorgen, wenn die Landesmedienanstalt auch eine Ausschreibung vornimmt.
Eine Lizenz kann auch ohne Ausschreibung erworben werden; sie ist letztlich die Voraussetzung, um überhaupt an einer Ausschreibung teilnehmen zu können.
Das Hauptproblem bei der Lizenzierung als Programmveranstalter liegt darin, dass Du ein tragfähiges Finanzierungskonzept vorlegen musst und das bekommst Du i.d.R. nur, wenn Du über einen Investor verfügst.
Deshalb ist es für Privatleute extrem schwierig, eine Lizenz zu erhalten.

Genau an der Stelle muss m.E. angesetzt werden: Ich halte überhaupt nichts davon, wenn Landesmedieanstalten Finanzprüfer einsetzen, um die Tragfähigkeit der Konzepte von Programmveranstaltern zu überprüfen.
Wenn ich irgendwo ein Geschäft eröffnen will, interessiert es auch keine Behörde, ob ich über einen Zeitraum von fünf Jahren oder länger in der Lage bin, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten.

Ich verweise deshalb auf diesen Punkt, da ein angeblich mangelhaftes Finanzierungskonzept ein probates Mittel für so manche Landesmedienanstalt darstellt, um kleinen Veranstaltern Lizenzen zu verweigern.
Mir selbst sind einige Fälle bekannt, wo es so gelaufen ist.
Dies darf unter keinen Umständen zur Regel werden, insbesondere wenn mittelständische Unternehmen eine Lizenz für eine DAB-Verbreitung beantragen, nach dem perfiden Motto: "Wenn schon das alte Argument der fehlenden Frequenzen nun nicht mehr zieht, unterstellen wir einfach den Veranstaltern, sie seien nicht in der Lage, ihr Konzept zu finanzieren."
 
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Das Hauptproblem bei der Lizenzierung als Programmveranstalter liegt darin, dass Du ein tragfähiges Finanzierungskonzept vorlegen musst und das bekommst Du i.d.R. nur, wenn Du über einen Investor verfügst. Deshalb ist es für Privatleute extrem schwierig, eine Lizenz zu erhalten.
Zumal weder die LfM noch der Antragsteller noch ein möglicher Finanzier weiß, wie der geplante Sender letztendlich aussehen wird. Wird danach überhaupt eine Übertragungskapazität zur Verfügung gestellt? Wie groß ist dann die technische Reichweite? Wie viele Mitbewerber wird es dann geben? Alles Fragen, die vollkommen offen sind. Wenn überhaupt, müßte die LfM sich mit einer bedingten Finanzierungszusage zufrieden geben, also: Wenn der Sender so kommen kann, wie im Antrag dargelegt, dann gilt dieses oder jenes Finanzierungskonzept. Es ist vollkommener Blödsinn, eine Finanzierungszusage einzufordern, wenn nicht klar ist, was genau finanziert werden soll. So etwas macht niemand. Das Ziel einer solchen Forderung kann also nur sein, Antragsbegehren von vorn herein auszubremsen.

Internetradiofan schrieb:
[...]über einen Zeitraum von fünf Jahren[...]
Zehn Jahre! Die LfM fragt eine prognostische Gewinn- und Verlustrechnung für den Zeitraum von zehn Jahren ab. Da sind wir schon schwer im Bereich der Kaffeesatzleserei. Ich frag' mich, ob z.B. die Verleger auch einen Nachweis für zehn Jahre vorlegen müssen.

Internetradiofan schrieb:
Da es in NRW vorerst nur DAB-Pilotprojekte geben wird...
Und auch hier träumt wohl die LfM immer noch davon, daß sich (möglichst ausschließlich) die großen, etablierten und finanzstarken Rundfunkanbieter engagieren. Träum' weiter, LfM!
 
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Und auch hier träumt wohl die LfM immer noch davon, daß sich (möglichst ausschließlich) die großen, etablierten und finanzstarken Rundfunkanbieter engagieren. Träum' weiter, LfM!
Schwierigkeiten ergeben sich vor allem für den Senderbetreiber: Wenn Du sagen wir 100.000€ investierst und die LfM beendet nach einem Jahr die Pilotphase, ohne sie in den Regelbetrieb zu überführen, was dann? - Dann besteht die Gefahr, auf einem großen Teil der Investitionskosten sitzen zu bleiben.
Für große Anbieter wie den WDR oder die MB mag das nicht sehr ins Gewicht fallen, da diese bereits über eine sendetechnische Infrastruktur verfügen, die sich ggf. für DAB+ nachrüsten lässt. Kleinere jedoch, die mit weitaus günstigeren Preisen pro CU aufwarten könnten, haben dann ein Problem.
Der jetzige landesweite Multiplex befindet sich immer noch in einer Pilotphase, die man mal so eben spontan um ein paar Monate verlängert hat.
Einerseits ist man darauf erpicht, alles bis ins kleinste Detail zu regeln; in diesem Fall jedoch gibt es keinerlei Sicherheiten.
 
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Programme:
Antenne Mainz
.....................
Campusradio Mainz (Untervermietung von Kapazität)

Na, da würde sich Rheinwelle aus Wiesbaden als NKL aber freuen, denn das Campusradio Mainz wird doch wohl jede Woche von dort ausgestrahlt und damit dann auch das weitere Programm. Nur ob sich Antenne Mainz darüber dann auch so freut, wage ich zu bezweifeln ;).

Trotzdem wäre es interessant zu hören, was die LPR Hessen davon halten würde. Eine ideale Lösung wäre es auf jeden Fall, denn empfangsmässig würde der hessische Bereich promblemlos mitversorgt (was ja wohl auch beabsichtigt wäre). / K.
 
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In der Schweiz gilt jetzt die Plattformlizenzierung. Das scheint der richtige Weg zu mehr Vielfalt zu sein. Dann brauchts auch keine Kommissionen mehr und keine Leute, die sich durch Hunderte Seiten von Lizenzierungsanträgen wälzen. Besser für alle.
 
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