Der perfekte Radiohörer: ein vollkommen entindividualisierter Zombie

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Schöner Artikel. Immerhin steht bei den Müllers schon ein Computertisch. Der Anfang ist gemacht und lässt natürlich hoffen. ;)
 
Gut beobachtete:
Deutschlands häufigster Radiohörer fährt immer mit dem Auto zur Arbeit, und zwar aus den Vorstädten in die Zentren der Metropolen. Deswegen steht er morgens und abends im Stau. Die Radiomoderatoren verwöhnen ihn dafür mit 80ern, 90ern und dem Besten der Nuller und Einser. ("Mit den Superhits von Prince und Kim Wilde bringen wir Sie gut durch den Stau!")


- Deutschlands häufigster Radiohörer hat einen ultralangweiligen Friday-on-my-Mind-Bürojob. Deswegen wird er freitags von den Radiomoderatoren angefeuert, unbedingt durchzuhalten und jede Stunde bis zum Wochenende runterzuzählen. ("Gleich haben Sie's geschafft, und Ihr Chef kann Sie mal kreuzweise!")



- Deutschlands häufigster Radiohörer ernährt sich am Wochenende nur von Grillfleisch, zumindest im Sommer. In der Regel bereits am Freitag, auf jeden Fall aber am Samstag wird er deshalb aufgefordert, in großen Mengen Würstchen und Steaks für die Grillparty im Garten einzukaufen. ("Auch den Nachbarn schmeckt das!")



- Deutschlands häufigster Radiohörer hasst Regen, liebt Temperaturen über 35 Grad und will diese auch ständig im Radio durchgesagt haben, kombiniert mit Freizeit-Tipps. ("Fahren Sie heute wieder an den Baggersee und genießen Sie dort ein Eis oder ein kühles Pils, das schmeckt bei heißer Sonne doppelt so gut!")
 
Wie gut, daas es diesen durchschnittlichen deutschen Radiohörer gar nicht gibt. Jeder müde Cent, der in solche Murksstudien vergeudet wird, kann auch gleich das Klo runtergespült werden. Klar, die Werbefuzzis wollen gern wissen, wie ihre Kunden so drauf sind. Na, dann wollt mal weiter gern, SO werdet ihr es nie erfahren. Und genau deshalb sendet das deutsche Radio auch an 90% der Einwohnerschaft vorbei, Tendenz steigend.
 
Es sendet womöglich an vielen vorbei, aber es ist angeschaltet und nur darauf kommt es doch an...

Irgendwann sollten die schlauen Marketing-Heinis allerdings merken, dass ein Produkt, das nur darauf abzielt den Bestand zu wahren, dem Untergang geweiht ist. Oder die schlauen Programmchef-Heinis bemerken, dass die schlauen Marketing-Heinis gar nicht so schlau sind.
 
Na prima. Gibt es irgendeinen Rundfunkrat, in dem die evangelische Kirche nicht vertreten ist?

Haben diese Gremien nicht die Aufgabe, der "Vielfalt" der Meinungen Rechnung zu tragen un im Rahmen der "Beratung" und "Personalwahl" entsprechend zu wirken?

Da wäre doch mal interessant, ob und in wie weit sich die Entsandten dieser Organisation entsprechend eingesetzt haben und gegen wen sie gescheitert sind.
 
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Nein, inselkobi, es gibt ihn so nicht. Aber irren ist menschlich. Wie gut, dass es uns Katzen gibt :))
Weisst du, man hat schon Versuche gemacht zum Thema Schnittmengen. Da hat mal einer Menge Probanden eine gewisse Anzahl Gesichter präsentiert. Nach den Bewertungen dieser Gesichter sollte dann ja eigentlich statistisch das optimale, das schönste Gesicht gebastelt werden können. Das hat man nach irgendeinem Algorithmus auch gemacht. Das Resultat hat man dann in die zweite Erhebung mit eingebracht. Es wurde aber als überhaupt nicht schön bewertet. Warum? Weil das Ergebnis ein unrealistisches Kunstprodukt war, die Künstlichkeit war deutlich zu bemerken. Und genauso ist es hier auch. Dieser Pseudo-Hörer existiert so gar nicht. Es mag ein paar wenige geben, die ihm in mancher Hinsicht ähnlich sind. Eine Minderheit. Die gro sse Masse aber weisst deurluche Abweichungen in die verschiedenste Richtung auf: Ungeeignwte Methode, mit statistischem Unwissen falsch angewandt. Aber so lang es Deppen gibt, die für so einen Murks Geld bezahlen..gut, so lang es Leute gibt, die durch irgendwelche Artikel etwas beweisen wollen, wundert einen nix mehr. Dummerweise gibt es mittlerweile sogar in der Wissenschaft Stümper, die so arbeiten. Das Ergebnis ihres Gemurkses ist für den Abort... aber wie gesagt, so lang es Idioten gibt, die dafür Geld locker macgen, ist gegen den Wildwuchs kaum was zu machen. Leider gibt es da Subjekte, die meinen, durch Geld sei alles zu rechtfertigen. Armes Land der ehemaligen Dichter und Denker.
 
Guten Morgen, Pressedienst!
Da hat der namentlich genannte Autor in seinem Kommentar mal eben unterschlagen, dass eine WERBEAgentur mit Projekt WoZi einen eigenen Zweck verfolgt.
Zum anderen ist der verschlafene Kollege auf einen Zug aufgesprungen, der seit nicht webniger als 3 (i. W. drei) JAHREN bereits unfallfrei rollt!
Gute Nacht, Pressedienst!
 
Ach herrje, dieses Wozi ist ja ein nettes Hobbyprojekt und mag ganz amüsant sein. Ich habe gelesen bis zum ersten grossen Schnitzer: "Wie die meisten Menschen in Deutschland wohnt Familie Müller in Nordrhein-Westfalen". Das ist natürlich Quatsch. NRW ist zwar das einwohnerstärkste Bundesland, trotzdem wohnen nicht über 50% der Einwohner Deutschlands dort. Man kann davon ausgehen, dass in dem Projekt massenweise solche statistisch komplett unsinnigen Kurzschlüsse gezogen wurden. Wäre das ganze eine Elektroinstallation, wäre sofort die Hauptsicherung geflogen. Nettes Hobbyprojekt halt...aber nicht zur weiteren Anwendung empfohlen, sagt die akademisch gebildete Katze.
 
das Wohnzimmer: Ecksofa, helle Schrankwand, Computertisch, Regionalzeitung und TV-Zeitschrift auf dem Glastisch, chinesische Kätzchen als Deko
Das Kopfkino jagt einem kalte Schauer den Ruecken runter. Wenn das der deutsche Einheitsmutant ist, fuer den diese Programme gemacht werden, wundere ich mich nicht ueber den Brechreiz nach 10min Konsum.

Wer hat eigentlich einen Computertisch im Wohnzimmer? Meine Eltern, in den 70ern, gehen mit Smartphone oder Notebook online. Diese senilen Zeitungen und Zeitschriften haben sie mittlerweile glaube ich auch abbestellt, das geht fuer sie mit Web, TV-EPG und dem guten alten Videotext doch viel besser. Aber okay, wir sind da wohl nicht repraesentativ.
 
Ich glaube eher dass der Dudelfunk für die Werbewirtschaft nicht mehr relevant ist.

Den Rest kann man stehen lassen, wer heute noch mit Freude diese Hitbrühe in sich hineinlöffelt hat wirklich starke Ähnlichkeit mit einem Zombie. Und so viele von dieser Sorte laufen ja zum Glück nicht herum, die meisten Leute sind absolute Verlegenheitshörer.
 
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Wer hat eigentlich einen Computertisch im Wohnzimmer? Meine Eltern, in den 70ern, gehen mit Smartphone oder Notebook online. Diese senilen Zeitungen und Zeitschriften haben sie mittlerweile glaube ich auch abbestellt, das geht fuer sie mit Web, TV-EPG und dem guten alten Videotext doch viel besser. Aber okay, wir sind da wohl nicht repraesentativ.
Vielleicht ja doch repräsentativ? Meine Mutter, ebenfalls im oberen Teil der 70er, hat zwar auch einen Computertisch im Nebenraum des Wohnzimmers, geht aber auch mit dem iPad online, bestellt sich eBooks, knipst und filmt mit dem Pad, verschickt Bilder per email, nutzt dropboxen etc. Ihre vielen Freunde, Bekannten und Verwandten gleicher Altersstufe nutzen ebenfalls vorzugsweise iPads und email etc. Die 70-80 jährigen sind durchaus in der Lage, die modernen Kommunikationsmittel zu benutzen - und tun das auch! Solange die geistige Gesundheit noch mitspielt... Die sind nicht so "blöd" wie manch jüngeres Forenmitglied denkt!
 
Aufgrund der statistischen Ungenauigkeiten nunmehr aber zu schließen, das Gruselbild vom typisch deutschen Radiokonsumenten träfe nicht zu, ist ebenso gewagt. Vielleicht stimmen die empirischen Grundlagen nicht - die Schlussfolgerungen hingegen sind jedoch zutreffend.
 
Die 70-80 jährigen sind durchaus in der Lage, die modernen Kommunikationsmittel zu benutzen - und tun das auch! Solange die geistige Gesundheit noch mitspielt... Die sind nicht so "blöd" wie manch jüngeres Forenmitglied denkt!

Naja, halb-halb würde ich sagen! :-/

- Deutschlands häufigster Radiohörer hasst Regen, liebt Temperaturen über 35 Grad und will diese auch ständig im Radio durchgesagt haben, kombiniert mit Freizeit-Tipps. ("Fahren Sie heute wieder an den Baggersee und genießen Sie dort ein Eis oder ein kühles Pils, das schmeckt bei heißer Sonne doppelt so gut!")

Und den Biergarten und den obligatorischen Latte Macchiato bitte nicht vergessen! Denn sonst wäre das Rundum-Sorglos-Dudeldi-Dudeldei-Wiedervorlage-Servicepaket nicht komplett - und wir wüssten womöglich gar nichts mit dem Sommer anzufangen!

Außerdem sollte man sich gerade jetzt im Sommer vor der Sonne schützen - Hautkrebsgefahr! Echt jetzt: Eine Sonnenbrille ohne Gläser reicht da oft nicht! Mit Sonnenbrand ist nicht zu spaßen - Kondome schützen! - Schnell: Wo die nächste Schwulen- und Lesbenparade?! - Und boah: Homosexuelle sind ja SOWAS von normal! Man möchte sich auf der Stelle den Proppen wieder aus dem Arsch ziehen! Und das ist gut so! *plopp*

Komischerweise könnte jener Hörerzombie-Bericht auch aus den 90er Jahren stammen. Damals haben wir uns on air schon genau über solche Themen lustig gemacht, eben dass der Hörer als solcher mit jedem weiteren Grad über 30 immer fröhlicher wird - der Moderator wird es auf jeden Fall! Unser Nachrichtenredaktionsraum im schlecht isolierten alten Zeitungsgebäude lag damals auf der Südseite, Fenster so groß wie Hangartore. Es gab nur halbkaputtene Alu-Jalousien zum Runterkurbeln. Da war es im Sommer eigentlich immer über 30 Grad heiß. Und der Nachrichtenjob war eh schon der ödeste von allen.

Wenn man dann die quietschvergnügten Moderatoren vom mitgehörten Feind-Dudelsender
juchzen und frohlocken hörte aufgrund der supertollen Abspritz-Temperaturen, bei denen jeder Baum verdörrt und jeder Fluss austrocknet, scheißegal, es gibt doch Baggerseen und Biergärten ... dann wurde man selbst zum Mörderator!

Jede Wette, dass die Konkurrenz im Gegensatz zu uns Arme-Schlucker-Sender klimatisierte Studios und Büroräume hatte. Da ließ es sich gut drin frohlocken.

Ich fordere das Klimaanlagenverbot in Radiosendern! - Dann klappt es auch mit der Hörernähe!

Padong, im Sommer zieht sich die etwas dickliche Durchschnittshörerin mit der streng geschmalzten & rostrot gefärbten Kurzhaarfrisur und pfundschweren aggressiven Stressbommeln an beiden Ohrläppschen natürlich ihren Eiskaffee rein! Der Latte Malakiato muss dann wieder bei moderateren Temperaturen herhalten.

Weil ich schon für maximal drei Radiosender (lokale, regionale und globale Katastrophen) die Frühmoderatoren als Echtzeit-Autor unterstützt hatte, weiß ich ziemlich genau, dass bei denen seit Beginn/Mitte dieses Jahrtausends eine irrationale Heidenangst vor jener oben skizzierten, nudelholzschwingenden, Durchschnittshörerin um die Mitte 40 vorherrscht! Genau jene fabulierte Durchschnittshörerin (interessanterweise ist es immer eine Frau) könnte nämlich diesen Gag, den der Frühmoderator privat übrigens total geil findet, womöglich missverstehen und sich dann am Ende sogar *shocking* beim Sender beschweren! - Auf der Stelle würden sämtliche Werbeeinnahmen wegbrechen, und auf den Herrn Moderator würde dann auch sicher schon, scharrend und schon ganz schadenfroh wiehernd, das hölzerne Galopp-Pferdchen vom Personalkarussell draußen vor der Studiotür warten!

Darum sagt man dem Hörer sicherheitshalber lieber, er möge sich seinen eiskalten Flutschfinger doch besser wie gehabt in den Mund reinschieben - denn dort schmeckt er doppelt so gut! - Und das rostrote Nudelhölzchen ist zufrieden.

Zum Glück hatte ich auch Moderatoren kennengelernt, die nicht so unerträglich unverbindlich immerfreundlich zu allem und jedem waren - und die auch schon mal fünf gerade sein ließen. ... Aber das ist schon lange her. *tatter* *zipperlein*

Ich jedenfalls mag gutes Dudelradio!
 
Okay. Auch schön. Jetzt hab ich wenigstens ein Bild von einer Person, die ich auf gar keinen Fall erreichen möchte und die ich liebend gern der Konkurrenz überlassr. Dafür bring ich dann gern eine Portion Alex-Lester-Humor oder ein paar Rush-Limbaugh-Thesen, um diesr Klobürste von meiner Welle zu jagen.
 
Mit Sonnenbrand ist nicht zu spaßen!

Neeee, der Satz, der in diesem Zusammenhang IMMER fällt, lautet (in bedeutungsschwangerem Tonfall vorgetragen): "Die Haut vergisst nichts..." :)

das Wohnzimmer: Ecksofa, helle Schrankwand, Computertisch, Regionalzeitung und TV-Zeitschrift auf dem Glastisch, chinesische Kätzchen als Deko

Wer DAS (aus Familie Müllers WoZi-Einheitswohnzimmer) in seinem Regal stehen hat, der muss den Dudelfunk LIEBEN! :oops:
Müller...? Hieß nicht auch ein bekannter Dudeldirektor so? o_O
 
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Was mir auffällt, ist, dass in drei parallel laufenden Threads über die Qualität des deutschen Radios diskutiert wird.
Es ist aber so, dass die Radiomacher, die hier mitlesen, offenbar sich einen alten Hut scheren, wie und welche Verbesserungen bzw. welche Gedanken zur Verbesserung des deutschen Radiosystems eingesetzt werden.
Radio, und das stelle ich mal als These auf, ist im letzten ein Spiegelbild der Gesellschaft. Radio ist, wenn man so will, eine Art kultureller Fingerzeig, wie es in der Gesellschaft aussieht.
Und hier greift der epd-Artikel ganz cool die Randgruppen auf:
http://www.epd.de/fachdienst/fachdienst-medien/schwerpunktartikel/deutschlands-h%C3%A4ufigster-radioh%C3%B6rer-die-imperative-de schrieb:
Das Formatradio kennt keine Allergiker, keine Antialkoholiker, keine Veganer, keine Nachtarbeiter, keine ÖPNV-Nutzer.
Es kennt auch keine behinderten Menschen, keine sozial schwachen Menschen, nicht mal die Bettler, die sozialen Probleme kommen in diesen Sendern kaum vor. Auch nicht die Hausfrau, die Mutter, etc. Menschen, die unter uns wohnen, die unter uns sind, und die aber einen guten Teil unserer Bevölkerung ausmachen. Radio kennt auch keine HartzIV-Empfänger, allenfalls in "BILD"/"RTL"-Manier als "Sozialschmarotzer", etc.

Es werden die wirklich relevanten gesellschaftlichen Themen rundheraus in den "Formatsendern" rausgenommen. Es passt nicht zum "Gute-Laune-Top-Service"-Radio.

Damit entfremdet sich das Radio aber von der gesellschaftlichen Realität, und auch die Sender, die ich mittlerweile als eine riesige Kette von "Zauberbergen" im Sinne Thomas Manns halte, sind mittlerweile geisteskrank.

Viele Sender leiden unter den Einflüssen von Internetradios, von digitalen Neuerungen und bekämpfen die durch sinnloses Durchdreschen sämtlicher Top20-Hits. Dass diese Hits sich mittlerweile fast gleich anhören, und man schon Ohrenschmerzen bekommt, wenn wieder einer dieser sinnfreien computergemachten Hits durch'n Äther läuft, nehmen die Sender billigend in Kauf...

Man kann sich nicht wehren, man ist als gemeiner Hörer machtlos, eben, ein entindivualisierter Zombie. Man ist eher "Kunde" als "Hörer". Man wird auch als Hörer vom Hörerservice als Bittsteller wahrgenommen. Es ist eine große Gemeinheit, was sich Radiosender ihren Hörern gegenüber oftmals erlauben. Diese "Lockvogelangebote" wie diese Verkehrszentren mit Blitzern zu füllen, oder aber eine andere Gemeinheit, dass man am Hörertelefon sich genervt genötigt sieht, aufzulegen, wenn man berechtigte Kritik an ihnen äußert, die auch von anderen Hörern geteilt wird.

Ich finde, man sollte sich wirklich nicht mehr viel aus dem deutschen Funk machen. Dieser wurde von mehreren Seiten so zerstört, dass es sich nicht mehr lohnt, groß hier Aufbauarbeit zu leisten - der deutsche Funk ist fast tot!
 
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