Revolution oder Größenwahn? Neues Hörfunkunternehmen plant 15 Radiosender für Deutschland

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Der Radiotor

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Es klingt schon zeimlich verrückt: Gleich 15 (!!!) neue Radioprogramme aus einem Haus soll es Ende 2015/Anfang 2016 geben. Das besondere: Erstmals will sich ein Radioanbieter durch Inhalte und nicht durch Musikfarben positionieren. Privates Radio Deutschland (so der selbstbewusste Name des Unternehmens) plant in seinem Bouquet Spartenangebote wie einen Medizinkanal, einen Automobilkanal, einen Freizeitkanal, einen Naturkanal, einen Wellnesskanal, einen Reisekanal, einen Handwerkerkanal, einen Kochkanal, einen Eventkanal und, und... Bei jedem Kanal soll es einen 50:50-Mix aus Wort und Musik geben, die Musikfarbe wird den jeweiligen Themen angepasst. Beim Autokanal gibt es also mehr rockige Klänge, beim Wellnesskanal eher Lounge-Klänge. Der Audio-Content soll von einem festen Team zentral produziert werden, es wird aber auch externe Zulieferer geben (z.B. die Radioreise von Alexander Tauscher beim Reisekanal).

Die Philiosophie: Was im Pay-TV und im Zeitschriftenbereich funktioniert, das klappt auch beim Radio. Verbreitet werden sollen die neuen Angebote im Internet als Webradio und App, parallel zum Start in Ballungsgebieten über DAB+ in einem komplett eigenen Multiplex. Dieser soll später auf wichtige Verkehrswege zur Verbindung erweitert werden, langfristiges Ziel ist eine bundesweite Verbreitung. Bekannte Radiounternehmer sucht man vergebens, im Startteam ist etwa der Chef des Hamburger Internetsenders Radio Reeperbahn beteiligt. Man ist noch auf Investorensuche. Was denkt ihr? Revolution oder Größenwahn? Website: www.privatesradio.de
 
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Wieso sollte es nicht funktionieren? D-Radio Wissen als Wissenskanal wird doch auch gern gehört. Und wenn ich mir vorstelle dass ein Sender dabei ist, der bspw. als Talkradio oder Medien-Radio fungiert, ich denke dann könnte es wirklich interessant werden. Voraussetzung ist dabei natürlich dass ausgebildete Journalisten sich derer Annehmen und keine "möchtegern" Moderatoren. Denke wenn es strickt durchgezogen wird, dann wird sicher für den ein oder anderen Hörer etwas passendes dabei sein.
 
Ist das nicht schon ein alter Hut? Ich meine doch entweder hier oder im Paralleluniversum schon vor Monaten einen entsprechenden Bericht gelesen zu haben.

Ein interessantes Projekt ist es allemal, aber ob sich das ganze refinanziert, muss man erst abwarten. Einen deutlichen Mehrwert für DAB+ brächte es jedenfalls.
 
Ich begrüße die Einführung eines weiteren, rein privaten DAB+ Multiplexes. Allerdings dann bitte nicht in der Allmacht eines einzigen Anbieters. Es wäre viel schöner, wenn er genau so vielfältig wie der bereits existierende, erste deutschlandweite Multiplex wäre. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man mit 0137-Radio a la Infomercial & Co. die Gunst der Hörer gewinnt.
 
Ich vermute eher Größenwahn. Damit die Kanäle eingeschaltet werden, muss das Programm attraktiv sein. Festplatte mit Voicetracking wird da wohl eher nicht funktionieren. Für ein oder zwei Programme wäre das ja noch zu stemmen aber 15?
Zusätzlich wird eine Verbreitung über DAB nicht billig. Allerdings alleine im Internet wird man sicher nicht wahrgenommen. Das Projekt wird sich nicht durchsetzen, wenn es überhaupt jemals auf Sendung geht. Radio Reeperbahn finde ich übrigens gar nicht so schlecht. Allerdings verstehe ich nicht, warum man sich dort in Hamburg auf die DAB-Plätze nicht beworben hat. Bei dem Projekt handelt es sich aber um eine andere Hausnummer als ein reines Internetradio wie R. Reeperbahn. Hier besteht die Gefahr, dass man sich überhebt und zwar ganz erheblich.
 
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Sehr interessante Entwicklung! Ganz kann ich es noch nicht glauben, denn so ein kompletter Mux von einem einzigen Anbieter muss ja erst einmal genehmigt und finanziert werden, von den Inhalten ganz zu schweigen. Zu wünschen wäre es den Initiatoren aber!
 
Wie kommst Du darauf?

Weil es richtig viel Geld kostet, solche Programme zu etablieren. Damit die Leute davon überhaupt Notiz nehmen, sind grosse Werbeaktionen nötig. Auf die Presse darf man, aus den bekannten Gründen, nicht hoffen. Die werden das totschweigen, sollten die Programm wirklich auf Sendung gehen. Wenn man damit wirklich Geld verdienen will, dann muss man vorher richtig viel Geld in die Hand nehmen und selbst dann ist der Erfolg ungewiss. Ausserdem frage ich mich, was man z.B. auf einem Naturkanal oder einem Wellnesskanal senden soll/ will? Klar, bei einem Auto-, Reise- oder Heimwerkerkanal kann man sich das vorstellen, auch ein Medizinkanal könnte für Hypochonder, als akustische Version der Apotheken-Umschau, der Himmel auf Erden sein, aber es gibt eben auch Sparten da kann ich mir nicht vorstellen, dass man damit die Leute jeden Tag vors Radio locken kann.
 
Klar, bei einem Auto-, Reise- oder Heimwerkerkanal kann man sich das vorstellen, auch ein Medizinkanal könnte für Hypochonder, als akustische Version der Apotheken-Umschau, der Himmel auf Erden sein, aber es gibt eben auch Sparten da kann ich mir nicht vorstellen, dass man damit die Leute jeden Tag vors Radio locken kann.

Ha! "Radioforum-Live". Der Spartenkanal für Radionörgel und -Nostalgiker. Interaktiv und mit ständig aktualisierten Audiokommentaren. Das wird der Burner!

Bleibt locker, ihr Lieben! Wird eh nix mit den Programmen. Wer investiert schon in RADIO? LOL!!! :rolleyes:
 
Zum Beispiel könnte Google einen neuen Versuch machen, den Radiomarkt zu erobern? Das klassische Fernsehen haben sie ja schon beinahe erfolgreich abgeschafft (Youtube). So eine Mischung aus Podcast, Musikstreaming und klassischem Radio … da seh ich schon Potiential. Finanziert durch ein System wie Google Ads bei den Websites.

Oder die Gerätehersteller? Das war ja schon ganz zu Beginn des Rundfunks so, daß die Programme eben von den Geräteherstellern veranstaltet oder finanziert wurden, weil man nur so einen neuen Absatzmarkt erschließen konnte. Die richtige Frage stellt sich PRD schon: warum brauche ich Digitalradio?
 
Liebe Leute, haltet einmal den Ball flach. Da sind zwei Gründer, die sind nicht ganz unbeleckt vom Media- und Radiogeschäft. Wobei NRJ Stuttgart ist nicht gerade eine 1a-Adresse und über NRJ im allgemeinen wie besonderen verliere ich in diesem Post kein Wort. Ein solches Projekt benötigt schon ein gewisses finanzielles Potential und einen langen Atmen. Ist der vorhanden? Ich glaube, dass kann im Moment keiner abschätzen.

Ansonsten seid doch bitte einmal vorsichtiger mit Werturteilen. Youtube z.B. hat definitiv nicht "das klassische Fernsehen beinahe erfolgreich abgeschafft". Die Nutzungsdaten sprechen eine ganz andere Sprache. Wahr hingegen ist, Youtube, Spotify und Co. ändern das Mediennutzungsverhalten und wenn es eine Prognose von mir gibt: Mittelfristig wird es ganz eng für B- und C-Stationen. Die Zeiten der Radio Kleinstaaterei werden enden und es wird zukünftig echte nationale Radiomarken geben. Ich bin wahrlich kein DAB+ Fan. Aber DAB+ wird sich nur mit attraktiven Angeboten durchsetzen können. Seien wir doch einmal ehrlich, zu 85% sind die privaten Angeboten doch echter Murks oder gepflegte Langweiler.
 
Gesetzt dem Fall, dieses ehrgeizige Projekt würde in einer nicht allzu fernen Zukunft tatsächlich gestartet. Dann würde in NRW ein Aufschrei durch´s Land schallen: Oh Gott, da rührt jemand an unserem Radiomonopol, das darf nicht sein!" Also wird man NRW aussparen bei der DAB plus - Versorgung?
 
Kurze Frage: Worum besteht denn das aktuelle Moment? Die entsprechenden Pläne sind in der Tat schon im April publik gemacht worden; damals mit anvisiertem Startzeitpunkt Mai 2015 (laut anderer Quelle Oktober 2015). Auch im hiesigen Thread zum zweiten Bundesmux ist die Fima damals angesprochen worden. Hat sich seitdem substantiell etwas getan, insbesondere bezüglich der Aussichten auf Lizensierung und Finanzierung?

 
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Alle schreien immer nach Innovationen im Radio, und jetzt kommen diese zwei Hamburger daher und versuchen es. Alleine dieser Versuch ist schon löblich, denn endlich wagt es mal jemand ins eingestaubte Radio etwas Bewegung zu bringen. Dennoch bin ich von Natur aus skeptisch und bin es auch bei diesem Projekt. Wobei zunächst einmal die Frage besteht: Schafft man es überhaupt on Air zu gehen? Wenn ich es richtig verstanden habe, benötigen die Macher einen zweistelligen Millionenbetrag, um überhaupt starten zu können. Welcher Investor ist bereit solch eine Summe aufzubringen?

Als nächstes dann die Programme selbst: Einen Gourmetkanal oder einen Handwerkerkanal kann ich mir sehr schlecht im Radio vorstellen, denn hierzu benötigt man IMHO Bilder. Deswegen: Im TV mag so etwas funktionieren (und tut es auch, zumindest im Pay-TV), aber im Radio? Ich freue mich jetzt schon auf Beiträge wie "So baue ich mir ein Mini-Treibhaus".

Und damit wären wir beim nächsten Problem: Werbekunden. Wenn man so stark in die Sparte geht wird es schon sehr schwierig überhaupt Kunden zu finden. Hinzu kommt das Problem, das für werbetreibende Wirtschaft Radio inzwischen Schlusslicht ist, nach TV, Internet und Print.

Ich finde es wichtig Digitalradio (sowohl im Netz als auch DAB+) mit innovativen Programmen zu beleben, aber ich sehe nach wie vor mehr Chancen mit einer Definition über Musikfarben: Oldies, 80er, Volksmusik, Jazz, Smooth, Black Music usw. sind Formate die auf Bundesebene noch fehlen. Ich bin trotz allem sehr gespannt auf Privates Radio Deutschland, hoffentlich bekommen die Initiatoren überhaupt die Chance on Air zu gehen.
 
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Es klingt schon zeimlich verrückt: Gleich 15 (!!!) neue Radioprogramme aus einem Haus soll es Ende 2015/Anfang 2016 geben.

Dass PRD seinen Mux in erster Linie mit Eigenprogrammen füllen wollte war doch von Anfang an klar. Lediglich Art und Umfang waren noch unklar.

Das besondere: Erstmals will sich ein Radioanbieter durch Inhalte und nicht durch Musikfarben positionieren

Ich bin da mehr als skeptisch. Musik ist nun nicht ohne Grund der zentrale Inhalt der meisten Radioprogramme. Aber lass sie mal machen.
 
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Musik ist nun nicht ohne Grund der zentrale Inhalt der meisten Radioprogramme.

Musik zu spielen ist in fast allen Fällen günstiger als Inhalte zu produzieren oder einzukaufen, um diese zu senden. Und wie man in der Wirtschaftswissenschaft lernen kann, werden Unternehmen in einem dysfunktionalen Markt (wie dem der Radioszene in Deutschland), ihre Gewisse maximieren, indem sie ihre Investitionen minimieren und ihre (Werbe-)Preise maximieren. Erst unter den Bedingungen funktionierender Konkurrenz werden Unternehmen gezwungen, sich ggf. über Qualität behaupten - im Falle des Radiomarktes also über ihre Inhalte.
 
Einen Gourmetkanal oder einen Handwerkerkanal kann ich mir sehr schlecht im Radio vorstellen, denn hierzu benötigt man IMHO Bilder. Deswegen: Im TV mag so etwas funktionieren (und tut es auch, zumindest im Pay-TV), aber im Radio? Ich freue mich jetzt schon auf Beiträge wie "So baue ich mir ein Mini-Treibhaus".

Klingt wie Homeshopping im Radio für mich. Interessante Idee. Aber ob dafür jemand Geld gibt? Wenn die Initiatoren wirklich so clever sind, dann lassen die sich ihre Sendeplätze von Werbetreibenden bezahlen. Dazwischen noch die passende Musik - fertig ist der Lack.
 
fotoralf schrieb:
Die revolutionäre Bohrmaschine, die auch strickt und Kaffee kocht, dazu natürlich kostenlos die Kuchenhaube und die ewigen sechs Steakmesser. Ist das nicht wunderbar? Rufen Sie gleich an...
Das ist auf jeden Fall schon mal eine deutlich komplexere Herausforderung, als sie üblicherweise durch die Telefongewinnspiele der Sender geboten wird.:D
 
Das Konzept tönt doch hier sehr interessant; erstmals privates Radio, welches mit Wort seine Hörer gewinnen will (ausser früher Radioropa); für mich könnte z.B. gerade ein Autokanal mit Rockmusik sehr interessant werden. Falls tagsüber wirklich überwiegend informatives Wort gesendet wird (und nachts hauptsächlich Musik) und das ganze aber ohne irgendwelche Verkaufsabsichten (wie oben von Kollegen erwähnt) kommt, könnte dies ein sehr erfolgreiches Konzept mit Millionen von Hörern werden.
Ich frage mich allerdings, warum man wieder in Ballungsräumen mit der Versorgung anfangen will, die Ballungsräume sind bereits i.d.R. sehr gut versorgt mit verschiedensten Radioangeboten und sehr gutem Internet - so finden da auch Webradios viele Hörer, aber in ländlichen Regionen in Deutschland müssen die Hörer oft auf ansprechende Radioprogramme verzichten, so kann ein neuer Anbieter in ländlichen Regionen schneller viele Hörer gewinnen und einen wirtschaftlichen Erfolg einfahren.
 
Der technische Aufwand zur Versorgung einer bestimmten Anzahl von Hörern ist aber um ein Vielfaches höher als in den Ballungsräumen.
 
Da haben sich schon viele finanziell verhoben, international ist mir kein Beispiel bekannt bei dem so ein Angebot wirtschaftlich auf lange Sicht funktioniert hätte. Natürlich werden diese Programme bezahlte PR-Beiträge enthalten, halbautomatisiert und in Dauerschleife senden und versteckte Werbebotschaften transportieren, aber spätestens bei der Musik schalten selbst die dafür empfänglichen Hörergruppen unter Garantie weg (alle Autofahrer mögens rockig? Ist doch absoluter Quatsch). Selbst für reine PR-Sender (und darum handelt es sich hier wohl) sind 15 DAB-Kanäle kein Pappenstiel, denn die Werbereichweite muss die Sendekosten rechtfertigen und irgendwo müssen die Gehälter für das Produktionsteam ja herkommen...

Gut designte Musikspartenkanäle aus einer Hand wären nicht nur finanzierbar sondern dank fester Werbepartnerschaften von Anfang an in der Gewinnzone, dazu noch ein Talkkanal und 1-2 reine Wortprogramme (Wetter, Verkehr, Sport, PR/Lifestyle), die abwechselnd genutzt werden, füllen doch eine echte Marktlücke, nicht wahr? Dann bräuchte man nur noch ein etabliertes Medienhaus als Zuliefer (eventuell sogar als Gesellschafter) und die Sache liefe wie geschmiert.

Wieso sollte es nicht funktionieren? D-Radio Wissen als Wissenskanal wird doch auch gern gehört.

Den bezahlt auch die öffentliche Hand.
 
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