Ändert sich mit der Digitalisierung irgendwann das Hörverhalten der Deutschen?

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Der Radiotor

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Bislang braucht der Durchschnittsdeutsche in der Regel nur eine Taste an einem Radiogerät: Den Ein- und Ausschalter. Über Jahre oder Jahrzehnte wird immer der gleiche Sender gehört, Zapping findet nicht statt. Jetzt gibt es dank der Digitalisierung ein riesiges Angebot dank neuer Techniken wie Webradio oder DAB+. Und doch habe ich das Gefühl dass sich das Hörverhalten der Deutschen nicht ändert oder ändern will.

Ortswechsel: Ich habe eine Cousine in Kanada. Jeden Tag aufs neue steht sie vor der Qual der Wahl: Den Top 40-Sender? Den Rocksender? Oder doch Oldies? Nein, wie wäre es mal mit Easy Listening? Oft, so erzählt sie, wählt sie während 20 km Autofahrt fünf Sender aus und zappt immer wieder.

Klar: Ein solches Angebot mit vielen Formaten gibt es in Deutschland an vielen Orten erst seit die Digitalisierung Einzug gehalten hat. Nehmen wir als Paradebeispiel NRW. Und dennoch hat sich das Hörverhalten bisher kaum geändert. Ein Kölner hört in der Regel Radio Köln oder WDR2, wenn er jung ist EinsLive, wenn er älter ist WDR4, hin und wieder auch mal RPR Eins, SWR3 oder bigFM. Aber ansonsten: Bisher kaum Experimente, obwohl es nun den Lounge-, den Rock-, den Dance- und sonstige Sender gäbe (im Internet sogar zigtausende davon).

Frage: Glaubt ihr dass die Deutschen in den kommenden zwei Jahrzehnten doch mal langsam ihr Hörverhalten ändern und mutiger werden? Oder wird die Radionutzung auch 2025 noch genau so aussehen wie heute?
 
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Frage: Glaubt ihr dass die Deutschen in den kommenden zwei Jahrzehnten doch mal langsam ihr Hörverhalten ändern und mutiger werden?
Bei einem vergleichbaren Angebot wie in Toronto, Vancouver oder Montreal, um auf das von Dir angeführte Beispiel zu kommen, ganz sicher.
Trotz DAB+ ist die Auswahl in vielen deutschen Großstädten und Metropolregionen weitaus geringer.
Hinzu kommt: Auch die Spartensender sind in Kanada meist moderiert, haben einen regionalen Bezug und sind in ordentlicher Klangqualität empfangbar, also keine unmoderierten Festplattendudler mit einem künstlichen HE-AAC-Sound wie hierzulande.
 
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Lusstig, gerade eben habe ich eine Mail von einer Freundin bekommen, der ich vor zwei Wochen ein DAB+ Radio für die Arbeit geschenkt habe. Vorher hatten sie nur Rockland Radio gehört, jetzt würden sie jeden Tag den Sender wechseln weil es da ja so viel gibt. Na bitte, geht doch :)

Ansonsten ist es, gerade beim Thema Internetradio so, dass viele Deutsche die technischen Möglichkeiten die sie rein theoretisch hätten noch gar nicht entdeckt haben, es noch nicht gelernt haben oder gar nichts davon wissen. Ich verlinke einfach mal auf diesen Text zum Thema:

http://www.teltarif.de/internet-radio-webradio-internetradio-app/news/57235.html
 
In Deutschland ist man leider, was IT-basierte Technologien anbelangt, sehr rückschrittlich.
Es spricht doch Bände, dass selbst in Rumänien und Russland die Versorgung mit schnellem Internet besser ist als in Deutschland; siehe folgenden Artikel: Deutsches Web: Zu langsam für die Weltspitze
Ähnlich sieht es bei der Rechtslage bzgl. des Betriebs von WLAN-Hotspots aus. Die nunmehr geplanten Änderungen sind absolut unzureichend: Regierung legt Entwurf für WLAN-Gesetz vor

Deutsche sind nach meinen Beobachtungen tendenziell konservativ eingestellt und wenig experimientierfreudig; das schlägt sich auch auf die Mediennutzung nieder.
 
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Ich kenne niemanden, der nicht ab und zu den Sender wechselt. Selbst meine Mutter schafft es, ab und zu von SWR4 zu SWR1 umzuschalten. Bei den Älteren dürfte am ehesten noch treu gehört werden. Die Zeiten, als der Skalenzeiger seit 40 Jahren auf einem Sender eingerostet war, sind aber auch da vorbei. Die größte Angst der Formatradioler ist es ja seit Jahren, den Wegschaltreflex zu unterdrücken, in dem alles entsorgt wird, was jemandem zum Wegschalten animieren würde. Dass man dabei auch alles mitentsorgt hat, was zum einschalten animiert hat, fällt den Leuten jetzt so langsam auch mal auf. Es ist die Frage, ob es ein Programm heute noch schafft, eine Stammhörerschaft aufzubauen. Und genau das wird immer schwieriger, weil es ja so viele Kanäle und Alternativen gibt. Umso wichtiger ist es also, dass man herausragende, programmliche Akzente setzt.
 
Bislang braucht der Durchschnittsdeutsche in der Regel nur eine Taste an einem Radiogerät: Den Ein- und Ausschalter.
Sehr steile Anfangsthese.
Bei mir haben die Tasten zum Auslösen des Sendersuchlaufs ihr Lebensende fast erreicht, weil sie ständig alle paar Sekunden gedrückt werden müssen, um dem ganzen Grauen auf allen Frequenzen schnellstmöglich zu entkommen.
 
Ich kenne niemanden, der nicht ab und zu den Sender wechselt.

Dann werfe ich nun in einen Blick in meinen Verwandten- und Freundeskreis außerhalb der Radio-Freaks:

Meine Eltern: SWR4 (früher: SWF1)
Eine gute Freundin: hr3 (seit ich sie kenne, und das sind nun auch schon 20 Jahre)
Mein Onkel: SWR1 (vor gut 10 Jahren umgestiegen von SWR3)
Meine Tante: RPR Eins (früher SWF3)
Ein befreundetes Pärchen: MDR Jump per Webstream (sind aus dem Osten ins Rhein-Main-Gebiet gezogen).
Ein Freund: FFH

Ich könnte das beliebig fortsetzen, bei allen Leuten wo ich aufkreuze oder bei denen ich einmal im Auto mitfahre läuft seit Jahren immer nur der eine Sender. Nur selten habe ich mal geschafft Leute von einem Umstieg zu überzeugen. Bei einer Bekannten ist es mir vor gut acht Jahren gelungen, sie kannte Rockland Radio nicht und war ganz begeistert, das es einen Sender mit dieser Musik gibt. Beim Thema DAB+ und Radio-Neuanschaffung ist das noch schwerer, in der Regel kommt die Standard-"Och, mir reicht mein Sender aus"-Antwort.
 
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Ich könnte das beliebig fortsetzen, bei allen Leuten wo ich aufkreuze oder bei denen ich einmal im Auto mitfahre läuft seit Jahren immer nur der eine Sender.
Weil doch sowieso auf fast allen Sendern dasselbe gedudelt wird.
Was macht es denn für einen Unterschied, ob jemand hr3, FFH, SWR 3 oder RPR 1 hört: Alles die gleiche Grütze!
Für DAB+ müsste in den meisten Fällen das Autoradio ausgewechselt werden. Da die Geräte aber häufig fest verbaut sind, macht das kaum jemand (Zitat eines Bekannten: "Ist doch eh nur Radio").
 
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Bislang braucht der Durchschnittsdeutsche in der Regel nur eine Taste an einem Radiogerät: Den Ein- und Ausschalter. Über Jahre oder Jahrzehnte wird immer der gleiche Sender gehört, Zapping findet nicht statt. Jetzt gibt es dank der Digitalisierung ein riesiges Angebot dank neuer Techniken wie Webradio oder DAB+. Und doch habe ich das Gefühl dass sich das Hörverhalten der Deutschen nicht ändert oder ändern will.

Beim Webradio, was ich eigentlich nur zuhause höre, habe ich keinen festen Sender. Hatte ich noch nie. Da ist es Stimmungsabhänig was ich einschalte. Auf der Arbeit, wo ich Webradio nur via Smartphone hören kann, vertraue ich lieber auf das DAB-Radio. Es läuft einfach stressfreier und bei weitem zuverlässiger als der Stream über tunein und Konsorten, und da höre ich in der tat wie früher zu UKW-Zeiten, also einschalten zu Schichtbeginn, und abschalten zum Schichtende, einzige Ausnahme es läuft Fussball auf Energy. Ansonsten fehlt mir für der Zapperei echt der Nerv.
 
Selbst China schafft es in weniger bewohnten Gebieten 17 UKW- und eine MW-Radioprogramme auszustrahlen. Hier, speziell in NRW, hat man wenig Auswahl. Daher wird ein größeres Angebot auch zu häufigeren Senderwechsel führen. Die Frage ist nur, ob das nicht schon heute in der MA abzulesen ist. Beim WDR Check wurde ja deutlich, dass die Hörer nicht so lange auf ein Programm Radio hören.
 
Ja, aber wer sich einen Neuwagen anschafft kommt immer öfter in den Genuss eines Digitalradios. Wartet noch ein paar Jährchen.

Ich hoffe, daß dann endlich IP-fähige Wiedergabegeräte Standard sind, mit denen ich dann wirklich genau das hören kann, was *mir* gefällt, seien es Webradios, oder sei es die Musik aus meiner eigenen Musik-Bibliothek.
 
...wird die Radionutzung auch 2025 noch genau so aussehen wie heute?

Sicher nicht! Das ist in 10 Jahren.
Da werde ich meine persönliche Musikgeschichte in den Rechner eingeben können und stimmungsabhängig vom Radio bedient werden,
im Auto und auch Daheim. Internet im Auto wird so normal sein wie heute der UKW Empfang.
Technisch werden wir in 10 Jahren keine Diskussionen mehr um DAB, UKW oder Internet führen.

Ob ich die neuen Dienste und Möglichkeiten dann nutze weiß ich noch nicht.
 
Dann werfe ich nun in einen Blick in meinen Verwandten- und Freundeskreis außerhalb der Radio-Freaks:

Dann tu ich das auch mal:

Meine Eltern (um die 80): einst MDR Thüringen, nun DLF - in der Küche, nur für die Nachrichten. Im Schlafzimmer MDR Info auf batteriebetriebenem Taschenradio. Sonst kein Radio. Möglichkeit zu ca. 30 weiteren Programmen im Wohnzimmerradio bestünde, wird nicht genutzt. Wissen nicht, wie umgeschaltet wird. Wenn sich beim Schlafzimmerradio versehentlich der Sender verstellt, wird eher wochenlang auf meinen Besuch gewartet anstelle dass das gewünschte Programm neu gesucht wird - an einem der 2 Drehknöpfe des Gerätes.

Onkel + Tante (um die 70, weitgehend kulturfern, ländlicher Raum): MDR Thüringen, früher wars Antenne Thüringen, davor Bayern 3 oder Antenne Bayern - vor 25 Jahren.

Cousine (verheiratet, Anfang 30, 2 Kinder, Kindergärtnerin, ländlicher Raum): im Auto dudelt leise Jump.

Bester Freund (41, Naturwissenschaftler, Vater): hört kein Radio. Keinerlei Interesse an Musik und Kultur, nie vorhanden gewesen. Im Auto ist MDR Info eingerostet, Radio ist aber immer aus. Möglicherweise nutzt es seine Frau auf dem Arbeitsweg.

Gute Freundin (38, Ärztin, alleinerziehend): MDR Info auf dem Weg zur Arbeit, sonst nichts. Hat auch keinen TV. Bekommt die Krise bei aktuellem Pop, kann aber auch eine halbe Stunde lang mit ihrer Dreijährigen im Wohnzimmer zu einer alten CD der Toten Hosen abrocken.

Gute Freundin (ca. 38, Biologin, 3 Kinder, "alte Seele"): bißchen DLF, bißchen D-Kultur, bißchen Figaro, sonst nichts. Wegen der Kinder inzwischen vermutlich noch weniger. Sehr empfindsam, braucht Ruhe, Natur, Abgeschiedenheit. Gitarre ist vorhanden. Vorliebe für Gundermann, Dota, ...

Guter Kumpel (Naturwissenschaftler, Berlin, 40): besitzt kein Radiogerät (!) und keinen TV. Musik? Ja: Chanten, Mantra-Singen. Gitarre vorhanden.

Guter Freund (Thüringen, Mitte 30, Kunstwissenschaftler, Buch-Autor): MDR Figaro.

Guter Freund (knapp 40, Naturwissenschaftler, Psychotherapeut, Geschäftsführer): kein Radio. Nahm Gitarren- und Gesangsunterricht.

Guter Kumpel (40, Naturwissenschaftler und regelmäßig DJ (House, Disco-Classics)): kein Radio. Bergeweise Tonträger. Und oberhalb 10 kHz faktisch taub.

Guter Freund (41, Naturwissenschaftler, Geschäftsführer, 2 Teenies): kein Radio, da keine Zeit. Ab und an mal bei nem Konzert alter Ost-Indiebands, wenn sie in der Region spielen.

Guter Freund (ca. 43, Bayern, Biogärtner): kein Radio.

Tochter eines Bekannten (geschätzt Mitte 20, Büroangestellte in Firma des Vaters): YouFM, via Kabel, weit außerhalb Hessens. "Coolster Sender".

Guter Bekannter (um die 50, Sachsen-Anhalt, Freiberufler Coaching, Autor, Sprecher): kaum noch Radio ("ich habe soviele Hörspielmitschnitte auf Festplatte, das reicht bis ans Lebensende".

Guter Freund (Ende 20, Naturwissenschaftler / Informatiker / Hobbyphilosoph, messerscharfer Geist, NRW): hat von UKW über DAB bis DVB formal alles verfügbar. Hört nur ausgewählte Sendungen auf WDR 3, DLF, WDR 5, 100,7 Letzebuerg und mal in dieses oder jenes Campus-Radio rein, um oft aber keine intellektuelle Andockstelle zu finden.

Nachbarin meiner Eltern (ca. 50, Hausfrau, betreut schwerstbehinderte Tochter): Jump. "Also, Antenne Thüringen würde ich nicht durchhalten, das ist ja nicht zu ertragen."

Nachbar meiner Eltern (Ende 40, Ingenieur): MDR Thüringen oder ältere Rock/Pop-CDs aus seiner Jugendzeit (schallt manchmal durch die Wand rüber).

Guter Freund (freier Journalist): Stammsender scheint RBB Kulturradio zu sein. Zappt sich ansonsten etwas durch ausgewählte Sendungen auf DLF und Figaro (letzteres möglicherweise auch als "Passivhörer"). Zunehmend Klassik-Experte. Stößt sich dann bei Figaro an mitunter dilletantischen Informationen zur gespielten Klassik.

Guter Freund (52, Naturwissenschaftler und Heilpraktiker): kein Radio mehr. Leidenschaftlicher Musikliebhaber mit Geithain-Boxen daheim. Da laufen nur Tonträger, vermutlich vor allem Rockplatten der 70er/80er.

77-jährige Bekannte (ehemalige Musiklehrerin): BR Klassik, Bayern 2, MDR Figaro, WDR 3, hr2, DLF, D-Kultur - sie zappt, Kabelanschluß-Wohnzimmerradio hat diese Programme gespeichert. Nutzung täglich mehrere Stunden, integraler Bestandteil des Tages. Schwerpunkt Klassik, aber auch Gesprächsrunden, je nach Inhalt. ("Ohne mein Radio wäre ich amputiert!")

89-jährige Bekannte, früher aktive Rundfunk-Frau (Studiotechnik, Produktion): hört via TeleColumbus UKW-Kabel Berlin. BR Klassik, RBB Kulturradio, DLF, DKultur, RBB Inforadio, KlassikRadio. Nun wollte sie Figaro, weils ihr Bruder (92) im Seniorenheim in Sachsen zuweilen hört bei Klassikübertragungen und sie gerne bei den täglichen "Telefonkonferenzen" mit ihm mitreden können will. Ist aber nur auf DVB-C zu haben, die Umschalterei am TV schreckt sie noch ab. Ich bekomme inzwischen regelmäßig Anrufe zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten: dann hat sie etwas gehört, ein Klassikstück, ein Konzert und möchte von mir wissen, wer der Solist war, was für eine Geige er/sie spielt (!!!) - "Also doch keine Stradivari, ich habs doch gleich gehört, konnte doch nur eine ... sein, so mild, wie sie klang" - und in welchem Saal das aufgenommen wurde. Danach habe ich Fotos des Saales zu beschaffen und die Kenndaten (Volumen, Sitzplatzzahl, idealerweise Grundriss), das dann auf USB-Stick zu ihr, danach kommt die Auswertung ("der Saal kann doch gar nicht klingen, viel zu groß, kein Direktschall in den oberen Rang, ...").

83-jähriger einstiger Rundfunk-Mann (Musikproduktion, Hörspielproduktion): alles mögliche von Klassik bis Unterhaltungsmusik der 20er Jahre - je nach Anlass. Fast alles via Livestream. In den Bookmarks finden sich BR Klassik, WDR 3, RBB Kulturradio, MDR Figaro, aber auch ausländische Programme mit Schwerpunkt Klassik. Die "Schnattersender" (alles außer den Kulturwellen) lehnt er ab.

Ich selbst (41, derzeit Lebenskünstler und Gelegenheitsarbeiter aus Neugier und Lust): DVB verfügbar, Radionutzung nahe Null. Einzelne Sendungen, meist Features der Kulturwellen, meist nicht live gehört, sondern nachgehört über beschafften Mitschnitt. Hördauer ca. 1 Stunde im Monat. Bevorzugt werden "spirituelle", natur- und lebensbejahende Beiträge, z.B. solcherart. Keine Nutzung mehr als Nebenbeimedium. Daheim herrscht Stille, Geräuschkulisse ertrage ich nicht mehr. Eigene CD/LP-Sammlung (ca. 1000) steht ungenutzt, oft keinerlei Bezug mehr zu diesen Aufnahmen. Das war auch mal anders und ist heute für mich nicht mehr nachvollziehbar.

Kann man daraus was lernen?

- Alter ist nicht entscheidend, auch nicht für die (Nicht-)Nutzung "neuer Medien".

- Kulturelles Interesse kann aktiv machen in Sachen Empfangswege-Erschließen und Zapping-Bereitschaft.

- Geistig-kulturelle Trägheit führt zu monotonem Verhalten / Hinnahme des vordergründig Angebotenen / Aufgedrängtem oder zur kompletten Meidung.

- Seelische / kulturelle Sensibilität kann zur Prioritätensetzung "kein Radio!" führen. Dann ist das energetisch leichter als Rosinenpicken und wird bevorzugt. So etwas kann sich als Folge einer Entwicklung / eines "seelischen Erwachens" einstellen.

- Technische Begabung / technisches Interesse fördert Bereitschaft zum Zappen. Im Gegenzug hindert technisches Desinteresse / Angst vor Technik am Zappen - auch, wenn es als Lohn ggf. noch besser passende Programme gäbe. Auf diese Weise ist z.B. der Kunstwissenschaftler und Buchautor offenbar bei Figaro hängengeblieben.

Und das alles dürfte wohl schon seit vielen, vielen Jahren so sein. Ich sehe also keine neue Erkenntnis. Was sich am meisten ändern dürfte, ist das Nutzungsverhalten von einem selbst. Es gibt ein neues Medium / eine neue Technik / ein neues Programm, das man entdeckt hat. Oder man ändert sich und damit ändert sich unweigerlich das eigene Umfeld und damit das in der Umgebung beobachtete Nutzungsverhalten. Ich habe z.B. faktisch keinen Kontakt (mehr) mit Popradio-Hörern (auch nicht mit "Alternative"- oder "Indie"-Hörern), sie sind mir im Leben einfach verlorengegangen, weil wir uns meist auf keiner seelisch "nährenden" Ebene etwas mitzuteilen haben. Das wird dann versucht, auf die Masse zu projezieren. So entstehen solche Threads.
 
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Alter ist nicht entscheidend, auch nicht für die (Nicht-)Nutzung "neuer Medien".
Wenn man diese Wahrheit mal verstanden hat, erübrigt sich jede auf Jahrgänge bezogene Zielgruppenformatierung.
Dass es sich hier um eine "Wahrheit" handelt, möchte ich in Abrede stellen.
Wäre dem nämlich so, müsste ein 20-Jähriger einen ähnlichen Geschmack haben wie ein 60-Jähriger; außerdem hört kaum jemand über 50 mit einem Smartphone Radio.
Die Aussage stimmt also weder in inhaltlicher (Musikauswahl, Programm-Layout ...) Hinsicht, noch im Hinblick auf den Verbreitungsweg (Klassisches Radiogerät vs. Smartphone). Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
 
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Nun will ich doch auch nochmal etwas zu meiner persönlichen Radionutzung sagen. Dabei muss ich aufpassen nicht das berufliche Radiohören, Apps ausprobieren und was weiß ich dazuzurechnen. Also: Das erste mal tagsüber läuft Radio beim Frühstück in der Küche. Jeden Tag knobele ich ob nun DRadio Wissen oder Deutschlandradio Kultur. Im Auto auch meistens diese beiden, manchmal Radio Bob, ganz selten mal hr info oder SWR info, fährt meine Frau mit auch mal Klassik Radio oder sunshine live. Nach stressigen Terminen auch mal LoungeFM. Im Arbeitszimmer wird's dann sportlich, denn dort steht ein WLAN-Radio: Sportlich heißt Zapping durch Alternative-Stationen der USA, Kanada, Großbritannien, Irland und Australien, einfach blind ausgewählt. Aus Deutschland dann noch im munteren Wechsel egoFM, Puls, seltener 91,7 xfm, M 94,5, byte.fm oder Flux FM. Und während ich hart arbeite zumeist Greensleeves Radio, weil die zufällig genau meine Musik spielen (...) oder auch mal gar nix. Muss noch dazu sagen dass ich den UKW-Bereich bereits seit zwei Jahren nicht mehr angerührt habe. Aber das weniger aufgrund technischer Besessenheit sondern mangels gut hörbaren qualitativen Angeboten. Unterwegs und in der Küche nutze ich DAB+, im Arbeits- und Wohnzimmer das WLAN-Radio.
 
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