Bezahlung im Hörfunk

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Alex42

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In Zeiten von diversen Streiks, bei denen Beschäftigte über einzu geringes Gehalt klagen, muss es doch für viele Radiomacher gerade zu ein Hieb in die Seite sein darüber zu berichten, was so gefordert wird.

Überall wird diskutiert, dass Erzieher und Lokführer zu viel arbeiten und zu viel Gehalt beziehen, doch was ist eigentlich mit den Menschen, die darüber berichten müssen?

Ich selbst war in den letzten Jahren bei verschiedenen Sendern unterwegs und habe mich jetzt dazu entschlossen diese Karriere an den Nagel zu hängen.
Immer wieder wird über den Forbestand des Radios diskutiert (DAB+ etc.), doch wer fragt eigentlich, wer das in Zukunft noch machen soll?

Redakteure, selbst Moderatoren, die mit 1500 Brutto abgespeist werden?!
Gut, 1500€ waren nicht die Regel, aber ein Gehalt unter 2000€ brutto bei Wochenarbeitszeiten von oft deutlich über 40 Stunden, das geht doch auch nicht!!!!
Ich habemich jetzt für einen Job im Gastro- und Eventbereich entschieden und verdiene fast doppelt so viel, wie zu meinen Radiozeiten, das kann es doch nicht sein.
Ich habe jetzt einen einjährigen Sohn und meine Frau geht auch arbeiten, das wäre früher nicht möglich gewesen. Da hätte ich noch zwei Zusatzjobs machen müssen...

DAS ist für mich mal diskussionswürdig und -nötig!!!!

LG aus Mainz
 
Danke! Endlich mal jemand, der das auch erkennt.

Ja, es ist tatsächlich so. Ich kann das bestätigen. Ich habe einige Jahre als Nachrichtenredakteur bei einem landesweiten Privaten gearbeitet und bekam nicht ganz 15 EUR pro Stunde. Und das brutto-brutto, also als Scheinselbständiger, was bedeutete, daß ich meine Krankenkasse komplett selbst bezahlen mußte. Ergebnis: Man mußte ackern bis zum Umfallen, um überhaupt einigermaßen über die Runden zu kommen. Und das alleine ohne Kinder und ohne Familie. Mit wäre das gar nicht gegangen. Mein Steuerberater fragte mich sogar zwischendurch, weshalb ich überhaupt arbeiten ginge. Mit Hartz IV würde ich unter'm Strich mehr reinkriegen.

Streiks hin oder her: Diese Leute wissen gar nicht, wie gut es ihnen geht. Die sind festangegesllt mit allem, was dazugehört. Die haben ein festes Einkommen (das mag niedrig sein, aber das geht uns ALLEN so), die haben Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, die haben Kündigungsschutz, die können in Elternzeit gehen, die kriegen bezahlten Urlaub und oft ein 13., manchmal sogar ein 14. Monatsgehalt. Und reißen dann noch den Hals auf, weil sie selbigen nicht voll genug kriegen können.

Mit kommt die Galle hoch, wenn ich über solche Streiks berichten soll, und iich wünsche denen, die sich weigern, ihrer Arbeit nachzugehen, daß sie selbst mal als Scheinselbständige für < 15 EUR/Stunde schaffen gehen müssen.

Es ist ein leidiges Thema, und es würde mich sehr interessieren, was wäre, wenn unsereins mal geschlossen (!) streiken würden. Kein Radio, kein Fernsehen, keine Zeitung. Totenstille auf allen Frequenzen. Keine Nachrichten, keine Musik, keine Filme, keine Serien, keinerlei Programm - und damit auch keinen, der über die Streiks der Lokführer et al berichtet.
 
Streiks hin oder her: Diese Leute wissen gar nicht, wie gut es ihnen geht. Die sind festangegesllt mit allem, was dazugehört. Die haben ein festes Einkommen (das mag niedrig sein, aber das geht uns ALLEN so), die haben Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, die haben Kündigungsschutz, die können in Elternzeit gehen, die kriegen bezahlten Urlaub und oft ein 13., manchmal sogar ein 14. Monatsgehalt. Und reißen dann noch den Hals auf, weil sie selbigen nicht voll genug kriegen können.

Mit kommt die Galle hoch, wenn ich über solche Streiks berichten soll, und iich wünsche denen, die sich weigern, ihrer Arbeit nachzugehen, daß sie selbst mal als Scheinselbständige für < 15 EUR/Stunde schaffen gehen müssen.
Und mir kommt die Galle hoch, wenn ich solch einen unsozialen Mist auf Bildzeitungsniveau lesen muss. Ja, die Gehälter im Rundfunkbereich sind mit bescheiden wahrscheinlich gar nicht mehr bezeichnen. Aber Arbeitnehmern wie Erziehern, Pflegekräften oder Lokführern, die in etwa so viel wie in deiner Auflistung verdienen, pauschal zu unterstellen, sie kriegen "den Hals nicht voll", ist nicht mehr als die Unzufriedenheit über die eigene Situation, projeziert auf diejenigen, die für ihr gutes Recht einstehen. Wenn ich so etwas von jemandem lese, der als Journalist eigentlich in der Lage sein sollte, über den eigenen Tellerrand zu blicken, wundert mich auch die mediale Meinungsmache bezüglich Streiks kein wenig mehr. Wie wäre es mal mit hintergründigen Berichten über die Verteilung des Vermögens in Deutschland oder über öffentlich-private Partnerschaften und deren Nachteile? Wohl zu unbequem den Menschen im Muttiland.

TeSS schrieb:
Es ist ein leidiges Thema, und es würde mich sehr interessieren, was wäre, wenn unsereins mal geschlossen (!) streiken würden. Kein Radio, kein Fernsehen, keine Zeitung. Totenstille auf allen Frequenzen. Keine Nachrichten, keine Musik, keine Filme, keine Serien, keinerlei Programm - und damit auch keinen, der über die Streiks der Lokführer et al berichtet.
Würde mich auch interessieren und ich könnte den Schritt wie vermutlich viele andere nachvollziehen...
 
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Es ist ein leidiges Thema, und es würde mich sehr interessieren, was wäre, wenn unsereins mal geschlossen (!) streiken würden. Kein Radio, kein Fernsehen, keine Zeitung. Totenstille auf allen Frequenzen. Keine Nachrichten, keine Musik, keine Filme, keine Serien, keinerlei Programm - und damit auch keinen, der über die Streiks der Lokführer et al berichtet.

Streikt mal! Es werden unglaublich entspannte Tage. Ich nehme die Auszeiten von Medien seit vielen Jahren und kann es jedem nur empfehlen.
 
Das wäre zu schön um wahr zu sein.

Dank der rasanten technischen Entwicklung verfügt inzwischen eine Vielzahl moderner Geräte über ein spezielles Feature, das einem schon heute zu diesem Genuss verhilft!

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Ich werde mir jetzt womöglich erneut vorwerfen lassen müssen, daß ich "ultralinke Thesen unterzujubeln" versuche. Aber ehrlich gesagt - dieses Geschwätz juckt mich überhaupt nicht.

Hallo Alex42!

In Zeiten von diversen Streiks, bei denen Beschäftigte über einzu geringes Gehalt klagen, muss es doch für viele Radiomacher gerade zu ein Hieb in die Seite sein darüber zu berichten, was so gefordert wird.
Das kann ich mir auch sehr gut vorstellen.

Überall wird diskutiert, dass Erzieher und Lokführer zu viel arbeiten und zu viel Gehalt beziehen, doch was ist eigentlich mit den Menschen, die darüber berichten müssen?
Ich gehe mal davon aus, daß du dich im von mir oben markierten Bereich einfach nur verschrieben hast...

Immer wieder wird über den Fortbestand des Radios diskutiert (DAB+ etc.), doch wer fragt eigentlich, wer das in Zukunft noch machen soll?
Wir hier im Forum, in verschiedenen Threads über Jahre verteilt. Alex, möglicherweise bist du hier wirklich "neu" und hast daher noch nicht alle alten Threads gelesen oder überhaupt gefunden. Ich komme gleich darauf zurück.

Grundsätzlich gilt aber, daß der "Markt" übersättigt ist, da z.B. alle Journalistikstudenten ein Praktikum oder Volontariat brauchen (vorweisen müssen) und die Radiosender (aber nicht nur die, sondern die gesamte Medienbranche) am liebsten keinen Cent für die geleistete (und gute) Arbeit der Praktis/Volos bezahlen wollen. Natürlich strengen sich die Praktis/Volos richtig an, denn sie wollen ja "bei Eignung" übernommen werden! Und es ist doch bekannt, daß einige "Unternehmen" ihre Kalkulation daraufhin ausrichten - sonst wären sie schon längst pleite!

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Ich trenne die folgenden Sätze jetzt mal etwas ab, damit die Forenleitung bei Bedarf genauer schneiden kann:

Was erwartet Ihr eigentlich? Ist nicht längst eine Art Prostitution in der Medienbranche üblich?

Tenor: "Ich will Moderator im Radio werden! Ich machs euch billiger oder gar umsonst, aber bitte gebt mir einen (Blow-)Job am Mikrofon."

Es wird immer Praktis/Volos geben, die es sich problemlos leisten können auch "umsonst" in ein RE-20 ("Elefantenpimmel") blasen zu können. Wenn der reiche Papi das Volontariat (auch noch) bezahlt, sieht alles ganz gut aus. Grundsätzlich versaut man aber damit den Straßenpreis für einen "Mikrofon-Blowjob", denn die Sender werden lieber Praktis/Volos "beschäftigen", die nichts kosten.
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Und nein, das hat nix mit "bildungsfernen Schichten" oder so zu tun, sondern nur damit, daß sich Studenten aus "ärmeren Schichten" den Luxus eines unbezahlten (!) Praktikums einfach nicht leisten können! Die jobben nachts in irgendwelchen Kneipen rum, nur um ihr Studium überhaupt finanzieren zu können, obwohl sie eigentlich für ihr Studium lernen sollten!

Was bedeutet das im Klartext?

Ich müßte jetzt erst nachschauen, aber ich denke es ist hier und jetzt auch ohne Quellenangabe akzeptiert: Studenten aus "ärmeren Schichten" schneiden am Ende immer schlechter ab (auch die "Abbrecherquote") , als Studenten die völlig ohne finanzielle Sorgen ihr Studium absolviert haben.

Und eigentlich ist das auch völlig logisch: Denn wenn der Magen knurrt, lernt es sich schlechter!

Das Dilemma beginnt ja schon viel früher in den Schulen. (Ob Real/Hauptschule oder Gym, spielt jetzt keine Rolle.) Praktisch lernt man dort fast überhaupt nix, da die "hungerbedingte Unruhe" in den Klassen einen ordentlichen Unterricht gar nicht zulassen! Was will der jeweilige Lehrer auch machen? Obst verteilen? Viele Schüler haben nicht einmal ein "Frühstück" im Magen und zappeln daher wirklich nur völlig unmotiviert rum, die lernen nix und lenken damit den Rest der Klasse ab! Was soll da werden?

Eigentlich fällt das "Frühstück" in die Verantwortung der Eltern, bevor sie ihr Kind in die Schule gehen lassen. Und ich rede jetzt noch nicht einmal von Familien mit "Migrationshintergrund", falls euch dieser Aspekt gerade in meinem Posting gefehlt hat. Moment! Es gibt auch genug rein volksdeutsche Familien, die auf die Zukunft ihrer eigenen Kinder einfach nur scheißen!

Die "Bundesrepublik Deutschland" - das ist (noch immer) unser Land, eine Demokratie im Herzen Europas - ist so reich, daß eine kostenlose Schulspeisung für alle Schüler (und Studenten) problemlos gewährleistet werden könnte - wenn "die Politik" das nur wollte!

Wer ist eigentlich "die Politik"?

Die CDU/CSU - Stichwort "Nächstenliebe". Schaut bitte mal in euer ganz altes Parteiprogamm - die Bibel.

Die SPD - Stichwort - "soziale Gerechtigkeit" Ich sehe nix mehr davon. Seitdem Gabriel Wirtschaftminister ist, höre ich nur noch SCHEISSE aus der SPD-Ecke. Ich sags knallhart: Die SPD ist für mich einfach nicht mehr wählbar und Gabriel ist ein "Wendehals", der der SPD großen Schaden zugefügt hat! Die SPD ist keine "sozialdemokratische" Partei (Partei des "kleinen Mannes") mehr. Tut mir leid!

Mal ganz einfach gefragt - hier lesen schließlich auch ganz normale Eltern mit:

Was sind uns unsere Kinder und ihre Ausbildung wert?

Wenigstens ein kostenloses und ordentliches (mit etwas Gemüse und so) Mittagessen in der Schule oder Mensa, welches in der massenhaften Herstellung nicht einmal einen Euro - maximal zwei Euro - kostet? Das sollte doch wohl in DEUTSCHLAND drin sein!

Wir "ALLE" (auch ich als Single ohne Kinder) sind die "Bundesrepublik Deutschland"! Und "wir" können uns das locker über unsere Steuern leisten! Das sind einfach Peanuts! Wir (die Bürger dieses Landes) müssen es nur verlangen!


Alex, lies beispielsweise mal diesen alten Thread:
http://www.radioforen.de/index.php?threads/einstieg-beim-radio-warum-ist-es-nur-so-schwierig.36877/


@TeSS: Ich verstehe dich nicht. Du bist seit 14 Jahren hier dabei, redest aber von "unsereins" sollte mal streiken, anstatt die GDL oder die Postler zu verstehen, denn "diese Leute" kriegen ja den Hals nicht voll! Weißt du was in Deutschland fehlt? Der Zusammenhalt der "Lohnabhängigen". Man nennt das auch Gerneralstreik.
 
In Gelddiskussionen braucht's Zahlen und Fakten. Gehaltsniveau bei uns: 2.600 brutto für einen Redakteur mit 3 Jahren Erfahrung nach Volo ohne Studium, 13,7 Monatsgehälter, vermögenswirksame Leistungen. Freie: min 25 Euro pro Stunde, am Wochenende und ab 5 Jahren Berufserfahrung min 30, Kollegen mit Profil und Standing kommen auch mal mit 50 Euro raus. Privates Funkhaus, regionale Verbreitung. War bei meinen beiden vorherigen Sendern ähnlich - ich frage ehrlich: Ausreißer nach oben oder Regel? Wenn Regel, muss ich sagen: kein Grund zu streiken. Sondern im Zweifel für einen Berufswechsel...
 
Alex42 schrieb:
Überall wird diskutiert, dass Erzieher und Lokführer zu viel arbeiten und zu viel Gehalt beziehen, ...

Ernsthaft? Erzieher verdienen zuviel? Wäre mir neu. Man streikt also weil man zuviel verdient. Das wäre mal ein neuer Ansatz und sehr sozial in diesem Land. ;)

Keine lustigste Morgenshow, keine Claims, keine Superstars und Models. Das wäre zu schön um wahr zu sein.

Sicherlich. Aber viele Sender werden doch sicherlich irgendwas vorproduziertes ins Rennen schicken.
 
Ich hatte als Leiter einer fünfköpfigen Nachrichtenredaktion bei einem privaten Regionalsender im Jahr 2002 ein Monatbrutto von 2750 € (13,5 Monatsgehälter) und war damit der teuerste Mann im Sender (außer dem Geschäftsführer). Ich habe (auch) aus finanziellen Gründen gekündigt!
 
Habe mal davon gehört, dass sehr bekannte Moderatoren mit Personality auf 200 bis 300€ pro Show (3 Stunden) kommen. Vermutlich können es noch mehr sein, denn es gibt durchaus gut betuchte Moderatoren, die auch einen Zweitwohnsitz auf Mallorca oder/und einen italienischen Sportwagen besitzen. Das geht auch in Ordnung, denn die beliebten TV-Moderatoren scheffeln Millionen im Jahr.

Wie steht es mit der Vergütung bei den ÖR, werden die Moderatoren dort mit Tarifen des Öffentlichen Dienstes oder der Beamten eingestuft?

Wichtig ist, dass ein Moderator, der sich 6 bis 8 Stunden am Tag mit Moderation und redaktioneller Arbeit befasst, auch von seinem Verdienst gut leben kann!
 
Die Bezahlung bei kleinen privaten Sendern ist fast überall unterirdisch.

Wenn man 1600 Brutto für eine Redakteursstelle mit teilweiser Sendeverantwortung geboten bekommt, dann ist das schon unverschämt. Selbst Putzfrauen bekommen mehr.

Das Problem: Es finden sich immer Leute, die für wenig Geld dort arbeiten. Auch wenn sie keine passende Vorbildung haben und das Programm dadurch nicht gerade an Professionalität gewinnt. Sie wettern halt ihre große Chance und machen so ganz nebenbei die Preise kaputt.

Lediglich in NRW wird bei den Lokalbuden mehr als sehr gut bezahlt. Der vom DJV verfasste Tarifvertrag wird penibel eingehalten. Da geht ein Redakteur nicht unter 3000 nach Hause. Nur um da einen Job zu bekommen, braucht man sehr viele Vitamine und oft auch das richtige Buch in der Tasche...
 
Man kann über so manche Kommentare hier eigentlich nur noch den Kopf schütteln. Aber erstrecht, wenn man die Vergütungen hierzulande mit denen des Nachbarlandes Schweiz von 2007 (.pdf) vergleicht.
 
Ich habe mich tatsächlich verschrieben!

Natürlich meinte und meine ich, dass Erzieher zu WENIG verdienen.

Ich selbst habe 10 Jahre bei landesweiten Sendern zugebracht und muss sagen, dass ich viele Moderatorenund Redakteure kannte und immer noch kenne, die weniger als 2500€ im Monat bekommen.... teilweise aber 13,5 Monatsgehälter oder 14.
Für Sendeverantwortung und Wochenarbeitszeiten jenseits der 40 Stunden finde ich das -wie gesagt- aber keinesfalls gerecht und deshalb finde ich die Idee zu streiken ebenfalls spannend. Mit dem Gedanken spielen doch aber sowieso schon viele Kollegen, aber dazu kommen wird es nie.
Wie gesagt, ich bin insofern froh raus zu sein, finde nur, dass das Thema eben oft untergeht.
 
Einen Streik beim Privatfunk ausserhalb NRW's wird es wohl nicht geben. Und das ist ja wirklich das Traurige an der Sache. Als Arbeitnehmer erwartet man ja keine fürstliche Bezahlung. Allerdings sollte das Gehalt schon locker zum Leben reichen und die Arbeitszeit sollte geregelt sein. Doch beides ist wohl bei einigen Stationen Fehlanzeige. Oft werden von den Läden nämlich auch noch "Panzerschichten" erwartet. 12 Stunden sind dann normal...

Allerdings wurde vor über 20 Jahren sehr erfolgreich in NRW in den Lokalbuden gestreikt. Mit folgendem Ergebnis: http://www.bgnrw.de/fileadmin/user_upload/02_GTV_Lokalfunk_NRW_2014.pdf Paradiesische Tarife, die wohl nur gehen, weil es in NRW keine analoge UKW-Radio-Konkurrenz gibt. Aber die Sonnenzeiten werden mit Sicherheit irgendwann auch einmal vorbei sein. DAB+ ist nicht mehr aufzuhalten und Internetradio ist auch kein Hexenwerk mehr.
 
Kann auch aus eigener Erfahrung im Privatfunk berichten:
- Ein Drittel der Stellen werden mit Praktikanten (unentgeltlich) oder Volontären (immerhin nach Tarifvertrag) besetzt
- Wer anschließend Glück hat, wird befristet übernommen. Bei noch mehr Glück mit Tarifgehalt, dann aber in der möglichst niedrigen Stufe (also Redaktionsassistenz statt Redakteur)
- Und: Den DJV (bin selbst Mitglied wie viele Kollegen) kümmert herzlich wenig, wenn Sender aus dem Tarifvertrag aussteigen bzw. neue Mitarbeiter nur noch ohne Tarif anstellen. Scheinbar sind dem DJV die (zahlungskräftigeren) Mitglieder im ÖR-Rundfunk, Print und Fernsehen wichtiger als die Privatdulder...
- Außerdem: Manche Sender bekommen es nicht mal hin, einen Betriebsrat aufzustellen, also sollten sich da auch die Angestellten selbst mal an die Nase fassen!
-> Kein Wunder, dass viele in die (Schein-) Selbstständigkeit wechseln und alle paar Monate bei einem anderen Sender ihr Glück versuchen...
 
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Von einer Vollzeitstelle muss ein Mensch leben und eine Familie ernähren können, ohne Nebenjobs. Jene können für den privaten Luxus "zugebucht" werden. Und dieses Statement ist für mich nicht diskussionsfähig, sondern eine Grundvoraussetzung. Alles darunter gehört bestreikt. So wird das in Frankreich und in der Wallonie auch im Rundfunksektor immer wieder gehandhabt. Dann läuft tagelang auf den öffentlich-rechtlichen Programmen ausser einem "Notprogramm" mit den wichtigsten Nachrichten überall nur Musik. Sagen wir so: Deren Programme hören sich dann ungefähr so an wie ein Großteil der deutschen Programme im Normalbetrieb. :D
 
Scheinbar sind dem DJV die (zahlungskräftigeren) Mitglieder im ÖR-Rundfunk, Print und Fernsehen wichtiger als die Privatdulder...

Das ist vermutlich zutreffend. Für die Gewerkschaft verdi habe es sogar wörtlich aus dem Munde eines Gewerkschaftsvertreters hören müssen, als er vor der hilfesuchenden Belegschaft eines privaten Senders erklärte: "Euer Betrieb ist zu klein und zu irrelevant. Wir kümmern uns um den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk!" Einen Tag später war ich aus der Gewerkschaft ausgetreten.
 
Von einer Vollzeitstelle muss ein Mensch leben und eine Familie ernähren können, ohne Nebenjobs...
Deren Programme hören sich dann ungefähr so an wie ein Großteil der deutschen Programme im Normalbetrieb. :D

Absolut richtig! Aber die Mentalität wie in Belgien und Frankreich wird es hier nie geben. Leider! Bei uns ist das so: Die Leute, die einen richtig guten (bezahlten) Job haben sitzen im Bus und verriegeln von innen die Türen...Aber das ist ein Thema für ein Buch, nicht für einen Forenbeitrag...
 
Absolut richtig! Aber die Mentalität wie in Belgien und Frankreich wird es hier nie geben. Leider! Bei uns ist das so: Die Leute, die einen richtig guten (bezahlten) Job haben sitzen im Bus und verriegeln von innen die Türen...Aber das ist ein Thema für ein Buch, nicht für einen Forenbeitrag...
Jo, deshalb boomt ja auch die Wirtschaft in Frankreich und in der Wallonie, auch Arbeitslosigkeit ist da kein Problem. Ich bin wirklich kein Freund niedriger Gehälter, nur gerade das Beispiel Frankreich zeigt, dass es so nicht geht. Das Problem bei einigen Sendern ist, sie erwirtschaften einfach nicht genügend Einnahmen, dann sind Forderungen nach besserer Bezahlung wohlfeil. Seit dem Jahr 2000 (!) bauen Sender massiv Stellen ab, es sind kaum neue Stationen dazu gekommen und automatischer Sendebetrieb ist möglich geworden. Das hat noch einmal den Druck auf die Gehälter erhöht. Darüber kann man sich gern moralisch entrüsten, nur das sind Fakten. Streik bei einem Sender mit 15 - 20 Leuten, die teilweise befristete Verträge haben oder Freis sind? Träumt weiter vom Weihnachtsmann.
 
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