MDR droht Zerreißprobe: Hessischer Rundfunk soll zukünftig über Thüringen berichten

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RadioHead

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Eigentlich wird der Mitteldeutsche Rundfunk von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen getragen. Die von Intendantin Karola Wille vorangetriebene Reform "MDR 2017" führt aber zu einer Zerreißprobe, die dazu führen könnte, dass es den Sender in der heutigen Form nicht mehr gibt. Das Land Thüringen überlegt ernsthaft, aus dem MDR auszutreten. Zukünftig soll das öffentlich-rechtliche Programm für Thüringen der Hessische Rundfunk (HR) gestalten.

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Ich sehe die Schlagerfans in diesem Forum schon Luftsprünge machen. Endlich thr4 im ganzen Land. Aber was für ein Verwaltungsaufwand incl. Kosten dahinter stehen würde...

Ich denke, am Ende wird eh nichts draus. Mich erinnert das an 1980, als Schleswig-Holstein und, ich glaube, auch Niedersachsen, aus dem NDR austreten wollten. Das Ergebnis kennen wir alle...

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie das weitergeht. Sollte wirklich der thr kommen, könnte man den mdr gleich ganz auflösen und Sachsen und Sachsen-Anhalt dem rbb zuschustern. Klingt nicht unspannend...
 
Wer ist in diesem Fall "das Land Thüringen"? Die Regierung, der Landttag oder nur einige Parteien?
Ein Ausstieg au dem MDR ist aber erst zum 1.1.2022 möglich. Bis dahin könnte sich auch durch Veränderung der Zusammensetzung im Landtag ergeben, daß man lieber mit dem BR als mit dem HR zusammen geht.
 
Wäre aber immerhin ein Anfang. Man könnte den HR dann auch umbenennen. Ich würde dies begrüßen.es ginge sicherlich auch eher, wenn man sich einig wäre. Betrachtet man die Einwohnerzahl der beiden Länder, wäre es sicherlich sinnvoll. Es müsste halt für Sachsen und Sachsen-Anhalt eine Lösung gefunden werden.
 
Mal angenommen es kommt tatsächlich so, aber in Thüringen stehen doch gar nicht so viele UKW-Ketten zur Verfügung wie in Hessen.
In Thüringen verfügt der mdr nur über drei starke Ketten, und mdr info hat die Funzeln.
 
In der TA wurde das Thema bereits letzte Woche vermeldet, jedoch im kostenpflichtigen Teil. Deshalb hatte ich kein Thema eröffnet. Außerdem ist das radiotechnische Zusammengehen von Hessen und Thüringen eigentlich schon 25 Jahre alt und stammt aus vor MDR-Zeiten, denn der Hessische Rundfunk hatte sicherlich nicht ganz ohne Grund Morneweg nach (damals noch) Weimar entsandt.

In einer gewissen Weise ist die Reaktion Thüringens verständlich, definiert sich der Freistaat doch als "Kindermedienland" (was immer das bedeuten soll).

Viel relevanter ist eine Beantwortung der im Eingangsbeitrag aufgeworfene Frage
Denn - wie unabhängig können Intendanten ihre Anstalten noch formen, wenn sie sich davor fürchten müssten, dass eines der sie tragenden Bundesländer ausschert, weil ihm eine Entscheidung nicht passt?
Können und dürfen die Intendanten der Anstalten des öffentlichen Rechts auch jenseits der (unabhängigen) Inhalte ihrer Programme nach Gutdünken führen? - Ich behaupte einmal "nein", sonst bedürfe es keines "MDR-Staatsvertrages", der auch nicht für die Ewigkeit in Stein gemeißelt ist.
 
Und wie man den öffentlichen Rundfunk abwickelt haben wir ja in Griechenland gelernt und erleben es gerade auch in Israel....
 
Und vor wenigen Wochen hat sich noch jemand beklagt, dass in der deutschen Radiolandschaft eh' nichts spannendes mehr passiert. Auch wenn es äußerst unwahrscheinlich ist, dass es tatsächlich so kommt. Laut Thüringischer Landeszeitung geht das ganze auf die Linke zurück während SPD und Grüne den Wechsel klar ablehnen. Und es gibt ja offenbar auch gar keine Zusagen von Hessen bzw. dem HR, mit dem man Thüringen den Wechsel schmachhaft machen wollte, sondern darum, sich im Pokerspiel um die künftige Aufteilung der MDR-Abteilungen aufs MDR-Gebiet einen (scheinbaren) Joker offenzuhalten.

Das Problem mit den UKW-Frequenzen wäre dabei noch das geringste; ist gibt da wesentlichen gegenseitigen Overspill, und DAB+ ist in Thüringen auch schon weitgehend ausgerollt.

Interessant wäre aber die Dynamik, die durch eine solche Fusion ausgelöst würde. Zum einen würde die Annäherung des HR an den SWR dadurch wieder unterbrochen und eine bisweilen angedachte künftige Fusion noch unwahrscheinlicher, zum anderen bliebe die Frage, was denn dann mit dem Rest-MDR geschehen sollte. Weitermachen als Zweiländeranstalt oder doch Zusammengehen mit dem RBB, mit dem ohnehin viel kooperiert wird? Und wenn es dann doch zu einer Vierländeranstalt im Osten käme, würde sicherlich auch wieder die Existenzfrage von SR und RB neu aufgeworfen.

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Und Frau Wille, die ja überhaupt erst durch Thüringer Schützenhilfe MDR-Intendantin wurde, wäre mit ihrer (in der Sache durchaus sinnvollen) MDR-Reform zum tragischen Helden geworden.
 

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ich denke, am Ende wird eh nichts draus. Mich erinnert das an 1980, als Schleswig-Holstein und, ich glaube, auch Niedersachsen, aus dem NDR austreten wollten. Das Ergebnis kennen wir alle...
Das hatte vor allem einen parteipolitischen Hintergrund. Niedersachsens CDU-Ministerpräsident Albrecht wollte sich als Macher profilieren und den CDU-Einfluss auf den in seiner Partei als Rotfunk verschrienen NDR stärken. Schleswig-Holsteins CDU-Ministerpräsident Stoltenberg hatte keine eigenen Ambitionen, ließ sich aber aus Parteiräson einspannen, und vereinbarte mit Albrecht, das rote Hamburg unter Klose aus dem NDR zu werfen. Dazu kündigte Schleswig-Holstein den NDR-Staatsvertrag in der Annahme, dieser werde dadurch aufgelöst, und man könnte aus den Teilen einen neuen Zwei-Länder-NDR ohne Hamburg basteln. Dagegen klagte Hamburg und bekam Recht - Kündigung heiße Austritt, nicht Auflösung. Daraufhin mussten sich die drei wieder zusammenfinden und als Kompromiss blieb der NDR erhalten, aber es wurden Landesfunkhäuser eingerichtet, und der NDR bekam für die nächsten zehn Jahre schwarze Intendanten.
 
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Ich muss ehrlich zugeben, dass mir die rechte Karte ganz gut gefällt. Warum muss man denn dauerhaft zwei kleine Anstalten (RB und SR) mitziehen, die ewig am Existenzminimum knabbern? Bremer sind Norddeutsche, die ticken nicht wesentlich anders als Hamburger (auch wenn die das niemals zugeben würden). Und das Saarland gehört nun schon so lange zum Geltungsbereich des Grundgesetzes, dass die Menschen dort ganz sicher nicht wesentlich anders drauf sind als die Pfälzer, die Badener oder die Württemberger. Als Berliner hätte ich auch kein Problem damit, einen gemeinsamen Sender nicht mehr nur mit Brandenburg, sondern auch mit Sachsen-Anhalt und Sachsen zu haben, sofern die Qualität stimmt und es ausreichende regionale Hörfunk- und Fernsehberichterstattung gibt. Also ein Hörfunk-Vollprogramm für den Großraum Berlin von Falkensee bis Strausberg und von Oranienburg bis Potsdam, und von mir aus kann die Abendschau das auch so übernehmen. Da muss man eben für das ganze Sendegebiet eine vernünftige Regionalisierung hinbekommen.

Was hat das nun auf die Größe der Sender für einen Einfluss?

Der Norddeutsche Rundfunk macht Programm für 12 Millionen Menschen im Norden.
Der Ostdeutsche Rundfunk macht Programm für 12 Millionen Menschen in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen.
Der Mitteldeutsche Rundfunk macht Programm für 8 Millionen Menschen in Hessen und Thüringen.
Der Westdeutsche Rundfunk macht Programm für 17 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen.
Der Südwestrundfunk macht Programm für 15 Millionen Menschen in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg.
Der Bayerische Rundfunk macht Programm für 13 Millionen Menschen in Bayern.

Der WDR wäre also immer noch die mit Abstand größte Anstalt, der neue MDR wäre am kleinsten. Alle anderen wären ziemlich gleich groß.

Also ich finde das durchaus diskussionswürdig.

Matthias
 
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Warum muss man denn dauerhaft zwei kleine Anstalten (RB und SR) mitziehen, die ewig am Existenzminimum knabbern?
Matthias
Klar. Kann man diskutieren. Man sollte dabei aber auch auf Qualität und Anspruch achten. RB mit seinem kleinen Budget produziert aus meiner Sicht wesentlich bessere und klar abgegrenzte Hörfunk-Programme als der NDR, wo es viele Überschneidungen gibt, und wo es schon fast eine Beleidigung gegenüber dem Wort "Anspruch" ist, diesen in Verbindung mit den NDR-Hörfunkprogrammen NDR1, NDR2 und N-Joy zu bringen.
 
Es war und ist 23 Jahre lang offenbar völlig wurscht, welch minderwertige Programme der MDR verzapft: erst MDR Life, dann MDR Jump, MDR Stupid Sputnik, inzwischen längst auch die Regionalwellen - jeweils unter den Kriterien Journalismus (Wort) und auch Vielfalt in den musikalischen Genres betrachtet weitgehende bis vollkommene Nullnummern und vom Privatfunk perfekt ersetzbar. Selbst MDR Figaro ist über lange Strecken nur lauwarmes weitgehend belangloses Geplätscher. Richtiges Radio mit journalistischem Aufwand findet man beim MDR nicht, so etwas wie Bayern 2 fehlt komplett. Ich behaupte: die erschreckende geistige Leere und das weitgehende Fehlen einer bürgerlichen, engagierten Zivilgesellschaft in Mitteldeutschland kommt nicht von ungefähr.

Niemanden in der Politik hat das gestört, zumindest niemanden, der wichtig genug gewesen wäre, für ernstzunehmende Schlagzeilen zu sorgen. Im Gegenteil: es ging sogar soweit, daß eine für die LINKE im MDR-Rundfunkrat sitzende Person aus Sachsen-Anhalt ein exzessives Gewinnspiel auf Jump rechtfertigte mit der Begründung, "„Es ging mit dem Gewinnspiel darum, Marktanteile zu sichern - das ist gelungen.“ Die Jugendwelle stünde im Wettbewerb mit privaten Anbietern und würde mit ihren Werbeerlösen werbefreie Angebote des MDR - etwa „Sputnik“ oder „Figaro“ - finanzieren." Wenn sich der Runfunkrat auschließlich aus Menschen mit so einem Verständnis von öffentlich-rechtlichem Rundfunk zusammensetzen sollte, könnte man die ganze Veranstaltung auch gleich bleibenlassen. Ein Blick in die Aufstellung der Kosten für eine Erstsendeminute täte das Übrige.

Und jetzt blasen sich Politiker auf, weil sie sich irgendwie nicht ausreichend berücksichtigt fühlen bei der Postenvergabe und Mitarbeiterzahl in ihrem Königreich, wenns um weitere Nullnummern aus diesem Hause geht? Und schmollen und wollen zu einem anderen weitgehend-Nullnummern-Anbieter? Ob nun Jump oder hr 3 dudelt, ist doch genauso wurscht, wie ob MDR Thüringen oder hr 1 dudelt (der wäre es nämlich, der eher passen würde als hr 4). Ob Sputnik oder YouFM nicht auf UKW sind, ist auch egal.

Nee, sorry, die Mandatsträger haben Sorgen, die letztlich zeigen, daß sie ihre echten Hausaufgaben offenbar gar nicht angemessen ernstnehmen. Sonst hätten sie keine zeit für solche Provinzpossen. Es gäbe seit 23 Jahren wesentlich wichtigere Gründe, aus dem MDR auszutreten.
 
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Und das Saarland gehört nun schon so lange zum Geltungsbereich des Grundgesetzes, dass die Menschen dort ganz sicher nicht wesentlich anders drauf sind als die Pfälzer, die Badener oder die Württemberger.

Matthias
Und das Saarland gehört nun schon so lange zum Geltungsbereich des Grundgesetzes, dass die Menschen dort ganz sicher nicht wesentlich anders drauf sind als die Pfälzer, die Badener oder die Württemberger.

@Pianist_Berlin
Dagegen lege ich als gebürtiger Badener (Kurpfälzer) entschieden Widespruch ein. Ich empfinde meine Metalität schon anders als die der Saarländer. Zugegeben man sprachlich zwar gelegentlich mit Saarländern in einen Topf geworfen. Das liegt aber am Sprachraum. Mit Sicherheit ist der Badener bzw. Kurpfälzer anders drauf wie ein Saarländer!! :mad::wall:

Aber davon mal ganz abgesehen halte auch ich die Zusammensetzung der öffentlich-rechtlichen Rundfunklandschaft für diskussionswürdig und nachdenkbar. Zudem mir das mit Thüringen und dem HR durchaus noch im Hinterkopf war. Außerdem gibt es aus anderen Bereichen Beispiele : VdK. Dort gibt es eine Landesverband Hessen-Thüringen. Das aber nur am Rande. Ich würde u. U. für eine Kombi aus beiden Landkarten plädieren: Soll Thüringen doch zum HR und Radio Bremen zum NDR. Das beides durchaus Sinn. Den SR sehe ich eher als Problem. Da bekommen die Saarländer möglicher Minderwertigkeitskomplexe, da sie sich von BaWü und RLP domminiert fühlen dürften.

Aber letztendlich entscheidet das die Politik, egal was wir hier diskutieren!!! :)
 
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Nachtrag: als man vor Gründung des MDR schonmal kooperierte, war das thüringer Programm deutlich "älter" als heute und fand seinen Kooperationspartner bekanntlich in hr 4, siehe Anhang. Heute sähe ich in hr 1 das passende Gegenstück. Da man aber im kleinen Königreich Thüringen keinesfalls von einer eigenen Öffi-Landeswelle Abstand nehmen möchte, würde sich erstmal gar nichts ändern, MDR Thüringen würde dann zu einem "hr" Thüringen. Jump würde gegen hr 3 getauscht, Figaro gegen hr 2, MDR Info wohl gegen hr Info (und nachts käme dann das Mantelprogramm doch wieder vom bösen MDR, wenn sich bis dahin nichts ändern sollte). Ein Kinderradio gäbe es dann halt gar nicht (und auch nicht aus Erfurt).

Eher hat der Volkswille in (Ost)deutschland mit der Regierungspartei AfD bis dahin die Öffis komplett abgeschafft.

Aber man wird ja mal phantasieren dürfen. ;)
 

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  • hr 4 - Thüringen 1.mp3
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Das erinnert mich alles an die 1980er-Jahre, als Niedersachsen aus dem NDR-Vertrag rauswollte. Es gab ein Säbelrasseln, und letztlich blieb doch alles beim alten. Ich tippe, der MDR richtet sein neues Schlagerradio und vielleicht eine seiner anderen Wellen in Erfurt ein, und gut is.
 
Dabei hat Thüringen doch bisher schon gut gepokert. Der KIKA sitzt in Erfurt, ebenfalls die MDR-Werbung. Das MDR-Landesfunkhaus sowieso.

Wenn, dann müsste Sachsen-Anhalt mal auf die Barrikaden gehen. Dort ist der MDR nur mit dem Landesfunkhaus vertreten.
 
Dabei hat Thüringen doch bisher schon gut gepokert. Der KIKA sitzt in Erfurt, ebenfalls die MDR-Werbung. Das MDR-Landesfunkhaus sowieso.
Wenn, dann müsste Sachsen-Anhalt mal auf die Barrikaden gehen. Dort ist der MDR nur mit dem Landesfunkhaus vertreten.
Sachsen-Anhalt hat den MDR-Hörfunk in Halle, und das MDR-Mittagsmagazin kommt aus Magdeburg. Der Wille-Plan sieht vor, dass MDR-Info nach Leipzig zieht und dort mit der Redaktion von MDR Aktuell fusioniert, und umgekehrt die Fernsehkultur nach Halle zieht und sich mit MDR Figaro vereint. Weil dadurch netto Leipzig stärker wird, ist auch Sachsen-Anhalt mit den Plänen nicht ganz glücklich.
 
Wenn auf diesem Wege mal die dringend nötige Diskussion ins Rollen kommt, ob und in welcher Form jedes Land eine eigene Rundfunkanstalt braucht, wäre schon viel gewonnen.
Es sind ja nur fünf der sechzehn Bundesländer, die eine eigene Rundfunkanstalt für sich alleine haben.

Wichtiger als Debatten über Senderfusionen finde ich allerdings die (davon erstaunlich unabhängige) Frage nach Programmqualität.
 
Dabei hat Thüringen doch bisher schon gut gepokert. Der KIKA sitzt in Erfurt, ebenfalls die MDR-Werbung. Das MDR-Landesfunkhaus sowieso.

Wenn, dann müsste Sachsen-Anhalt mal auf die Barrikaden gehen. Dort ist der MDR nur mit dem Landesfunkhaus vertreten.

Die zentralen Radioprogramme Sputnik, Jump, Figaro und das Inforadio mit ARD Nachtversorgung werden in der Gerberstraße in Halle (Saale) produziert. Halle (Saale) liegt immer noch in Sachsen - Anhalt.
 
Den KIKA vergessen aber die Herren Landespolitiker immer wenn es um die Verteilung geht. Selbst reine Hauptprogammsendungen für das MDR-TV werden ja auch nur in Thüringen produziert.
 
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