Deckt sich exakt mit meinen Erfahrungen. Hatte FMscan benutzt, um grobe Vorhersagen zu Empfangssignalstärken an einer Kabelkopfstelle zu ermitteln. Von dort sinds 37 km Luftlinie zum Großsenderstandort Wiederau (Elsteraue südlich von Leipzig) und mit nur 4 Grad abweichender Richtung 4 km zu einem regionalen Standort mit 2 UKW-Frequenzen. Die ganze Szene spielt im Übergang Tiefland zum Mittelgebirgs-Vorland. Kopfstellen-Standort 100 m über dem Flusstal zzgl. ca. 30 m hohem Mast. Google-basierte Höhenprofile (von
hier) mit händisch reingezeichneten Antennenhöhen (bitte nicht sooo exakt nehmen!) ergeben sowas:
FMscan liefert mir für die gegebenen Bedingungen von Wiederau ca. 6-10 dB mehr als für die beiden Frequenzen gleich nebenan. Real ists andersrum: der Regionalstandort Langenberg liefert etwa 10 dB mehr Pegel. Grün eingezeichnet ist seitlicher Empfang eines fetten Senderstandortes unter fast 90° Einfallswinkel, um den kümmere ich mit mit einer zweiten Antenne "frontal", da kommt dann richtig Bumms:
Der Abfall von Wiederau bei hohen Frequenzen liegt einerseits an der um ca. 5,3 dB geringeren Sendeleistung der 106,5 MHz gegenüber allen anderen Frequenzen, zum anderen an der oberhalb 104 MHz zunehmend taub werdenden uralten UKW-Antenne aus den frühen 1980er Jahren. Die killt bei der 106,9 MHz lässig mal 12 dB (!!!) und ist damit tauber als ein Dipol. Ja, da kehrt sich das Richtdiagramm oberhalb 104 MHz regelrecht um! Für RTL Sachsen reichts aber vollauf, da kommt eh Dauerstrich-Modulation, wie sollte man da eventuelles Rauschen hören?
Am Unterschied Vorhersage - Realität bzgl. Wiederau und Langenberg dürfte das Geländeprofil mit der Erhebung dazwischen deutlich reinspielen (Radius der
1. Fesnel-Zone bei 100 MHz und 37 km Abstand ca. 166 Meter!!!), die halbe 1. Fresnelzone ist abgeblendet und somit fehlt die Hälfte an Signalleistung. FMscan berücksichtigt das nicht bzw. nicht angemessen genug. Der nahe Standort hat wesentlich kleineren Radius der 1. Fresnelzone (ca. 55 Meter) und es ist kein Hindernis dazwischen.
Weiterhin erwarte ich bei UKW-Standorten leichten Downtilt der Ausbreitungsrichtung. Das machts beim Elstertal-Standort Wiederau noch schlimmer für uns, da wir von oben auf den Standort schauen, dessen Sendeleistung in unsere Richtung aber nach bereits 15 km gegen das Hügelland prallt.
Völlig anderes Bild beim Blick gen Südosten Richtung Geyer (Chemnitz):
Da sind es schon 65 km Abstand und der Radius der 1. Fresnelzone beträgt 221 Meter. Aber dafür ist Platz bei etwa 32 km Luftlinie, das berührt kein Gelände. Die Sender laufen auch alle mit 100 kW ERP, ich bekomme aber statt 73 dBµV (Wiederau) im Maximum der Antennenempfindlichkeit satte 10 dB mehr von Geyer. Und da hängt noch eine Weiche dazwischen, die Band III (DAB) und UKW zusammenführt, die macht auch noch bissl Verlust.
Alle Geyer-Frequenzen (grün) laufen mit 100 kW ERP. Was man hier an den grünen Pegeln exzellent sieht, ist der Gewinnverlauf unserer alten 14-Elemente-Empfangsantennen-Monster. Die roten Ronneburg-Frequenzen und (leider) die violette 93,6 sind meine Einspeisungen. Das läuft aber suuuper. Ich kann hier auf den Vorverstärker für die Kopfstellen-Umsetzer verzichten, die wollen abartig hohe Pegel und bekommen sie hier ganz "natürlich".
Was sagt FMscan? Laut FMscan sind es von Geyer 17 dB weniger als von Wiederu bei den 100-kW-Frequenzen. Real sinds 10 dB mehr.
Dennoch ist FMscan ein super Tool zur Ermittelung dessen, was prinzipiell schonmal gehen könnte und aus welcher Richtung es kommt. Ich mags nicht missen, vor allem, wenn ich mich für jemanden mit für mich völlig unbekannten Regionen beschäftige. Das funzt auch mit DAB und DVB-T.