VUT übt scharfe Kritik an ÖR-Programmen

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Radiokult

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Der Verband unabhängiger Musikunternehmen VUT übt scharfe Kritik, insbesondere an den Rundfunkprogrammen der ÖR.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk setzt auf Dauerrotation und Mainstream. Statt die kreative Kulturlandschaft abzubilden und zu fördern, wird alles aus dem Programm gestrichen, was „Ecken und Kanten“ hat. Am Ende verlieren alle: Radiohörer_innen, Musikfans, Nachwuchskünstler_innen und die Sender selbst... „Mit öffentlichen Geldern wird Formatradio betrieben und die kulturelle und musikalische Vielfalt eingeschränkt“, erklärt Jörg Heidemann, Geschäftsführer des VUT. „Wir fordern von den Rundfunkanstalten und den für sie zuständigen Kontrollgremien, sich wieder auf den Kultur- und Bildungsauftrag zu besinnen.“
http://www.vut.de/no_cache/presse/presse-artikel/article/kein_platz_fuer_vielfalt/

Recht haben Sie, denn der allergrößte Teil der ÖR-Programme ist kaum mehr von Privatsendern zu unterscheiden.
 
Ich habe den Artikel bereits über einen Facebook-Eintrag verfolgt und bin ja gern Optimist. Aber ich befürchte, dass sich nichts, rein gar nichts ändern wird. Unter dem Deckmantel, dass am Volk vorbeigesendet werden könnte, werden solche Programme veranstaltet, wie wir sie heute kennen.

Ich bin zwar jetzt "nur" Hörer, könnte mir aber folgendes Modell für populäre Wellen vorstellen: Mainstream okay, aber mit überraschenden Einstreuungen, gern auch neu unbekanntes oder alt ausgegrabenes, quasi ein Sandwich-Format. Hot Rotation maximal zwei bis dreimal am Tag. Und abends Spezialsendungen, die musikalische Nischen bedienen, je nach Zielgruppe des Senders.

Als Beispiele nenne ich mal die abendlichen Sendungen von FM4 oder den Landesradios (jeweils ORF) bzw. gern auch NDR 2. Bei WDR 2 und 4 merkt man abends auch noch, dass es sich um unterschiedliche Sender handelt.
 
Unter dem Deckmantel, dass am Volk vorbeigesendet werden könnte, werden solche Programme veranstaltet, wie wir sie heute kennen.

So isses. Rechtfertigungsdruck über die Quoten - selbst bei werbefreien Programmen. Quoten als Selbstverständnis bei den Öffentlich-Rechtlichen. Und ein Volk, das entweder ruft "Privatfunkkopie, brauche ich nicht" oder ""Staatsfunk" oder "elitäre Programme, für wen senden die denn, weg damit!"

-> Erst ein anderes (Radio)volk, dann kanns auch andere Programme geben. Also: alles bleibt, wie es ist. Die erste Änderung, wenn es eine geben sollte, wird sein, daß die Öffis verschwinden. Gewollt von einer Mehrheit, die es dann über den politischen Weg erreichen wird.
 
Der VUT hat Recht, aber warum formuliert er diese Erkenntnis erst jetzt? Das wissen alle, die sich mit der Branche beschäftigen, seit mindestens 20 Jahren.
Die Streichung von Titeln mit "Ecken und Kanten" aus den Programmen, das mangelhafte Abbilden des aktuellen Kulturschaffens außerhalb des Mainstreams hat in den letzten zwei, drei Jahren katastrophale Züge angenommen, die besonders die kleinen Labels trifft. Es wäre zu hoffen, dass auch die Majors die Forderung der VUT unterstützen würden.
 
-> Erst ein anderes (Radio)volk, dann kanns auch andere Programme geben. Also: alles bleibt, wie es ist. Die erste Änderung, wenn es eine geben sollte, wird sein, daß die Öffis verschwinden. Gewollt von einer Mehrheit, die es dann über den politischen Weg erreichen wird.

Einspruch Euer Ehren. Ich bin fest der Meinung, dass es eine Wechselwirkung gibt. Das (Radio)volk hat keine Alternative, die Masse verblödet aufgrund des angebotenen Inhalts. Den Inhalt mit der verblödeten Masse zu rechtfertigen ist zwar ein probater Rechtfertigungsgrund für, sagen wir, den MDR stellvertretend, deshalb ist es lange noch nicht richtig.

Gäbe es Programme oberhalb des niedrigsten gemeinsamen Nenners nur lange genug, würde seeehr langfristig auch der gemeinsame Nenner niveauvoller werden. Was z.B. Musik betrifft - Man kann ja nur mit dem sozialisiert werden, das verfügbar ist. Da hatten wir wahrscheinlich Glück, auch wenn die Folge oft Verzweiflung über die Entwicklung ist. Dennoch gäbe es Deine von mir weitgehend sehr geschätzten Beiträge hier im Forum z.B. nicht, hätte es damals (TM) ein ähnliches Angebot wie heute gegeben.

Ich weigere mich, zu glauben, das Hopfen und Malz nun eben verloren sind und die Dinge nicht zu ändern sind. Aus diesem Grund finde ich die Kritik des VUT unheimlich wichtig. Es gibt jenseits des Mainstreams (nochmal TM) eben doch genug "Kundschaft", Leute, die sich für Neues interessieren, Altes zu schätzen wissen und die dummes Geclaime als persönliche Beleidigung empfinden. Immerhin lebt ByteFM immer noch und RadioEins hat gerade hier in Sachsen ne Menge Hörer, die dem heimischen ÖR mit Grausen den Rücken gekehrt haben.

Ich hoffe sehr, dass Du mit deiner Einschätzung daneben liegst...
 
Das (Radio)volk hat keine Alternative, die Masse verblödet aufgrund des angebotenen Inhalts.

Keine Alternative? Bayern 2 ist z.B. aus meiner Sicht eine Alternative und dürfte auch dem VUT gefallen. Und das durchaus auch mit Rock/Pop, aber nunmal nicht mit den Hits, die alle anderen spielen. Bayern 2 hat in Bayern 3,x Prozent, die Popwellen haben wohl bis 30 Prozent.

Ok, Bayern 2 ist nicht bundesweit auf UKW verfügbar. Es gäbe anderswo aber z.B. WDR 5, es gäbe die Spätabends- und Nachtschiene auf NDR Info oder ganz allgemein die Kulturwellen. Über "Darreichungsform" und redaktionellen Inhalt möchte ich jetzt nicht diskutieren, aber eher handverlesene Pop-Musik findet sich auch durchaus in mancher etwas "gehobenen Welle", bei manchen auch im Tagesprogramm (sehr zum Leidwesen der harten Klassik-Fraktion), z.B. DKultur, Nordwestradio, MDR Kultur. Da kann man dann auch Künstler hören, die der VUT gerne im Radio hören würde: Wolfgang Müller in der Magazinsendung, Felix Meyer als Studiokonzert auf Figaro, Dota im Interview.

Aber die Quoten sagen doch auch da deutlich, was das Radiovolk erwartet: mehrheitlich so etwas nicht. Ist zu anstrengend. Und an einer Stelle stimmt das sogar: es ist nicht wirklich "hintergrund-tauglich". Man kann es nicht nebenbei im Büro laufen lassen, weil es einen von jeder Arbeit ablenken würde (gut so!). Dazu läuft doch das Radio in der Hauptsache. Und dabei ists auch völlig egal, was gespielt wird. Liefe dort die Musik, die der VUT gerne im Radio untergebracht hätte, wäre weder ihm noch den Künstlern geholfen. Es ginge in der Belanglosigkeit unter, in der das quotenstärkste Radio nunmal vor sich hindudelt.

Nicht-Hören ist auch eine Alternative. Mache ich seit einigen Jahren, das funktioniert hervorragend, zumindest bei mir. Die Radio-Nutzungsdauer in Deutschland ist aber soweit ich mich erinnere nicht unbedingt signifikant gesunken in den vergangenen Jahren, im Gegenteil. Vom Angebot des Abschaltens machen also auch nicht allzu viele Gebrauch.

Die Masse scheint also nach wie vor hochzufrieden zu sein mit den bekannten Massenprogrammen. Unzufrieden sind die Kulturmenschen, unzufrieden sind die Kulturschaffenden und ihre Vertreter, die haben ja weitergehende Interessen - und offenbar andere als die Mehrheit der Deutschen.

Gäbe es Programme oberhalb des niedrigsten gemeinsamen Nenners nur lange genug, würde seeehr langfristig auch der gemeinsame Nenner niveauvoller werden.

Ich behaupte: nur, wenn alle, also auch die Privaten, da mitmachen würden. Wenn überhaupt. Es gibt heute weitaus mehr "Fluchtmöglichkeiten" als noch vor 20 Jahren oder gar vor 40 Jahren. Niemand muß Kultur- oder Belehrungsfunk hören, selbst wenn er flächendeckend und ausschließlich angeboten würde. Man muß sich auch nicht mehr heulend und pfeifend abends Seepiraten auf Mittelwelle antun. Streams und personalisierte Dienste könnten sofort einspringen. Zwang funktioniert nicht mehr, heute erst recht nicht. Die Mehrheit würde sich halt einen anderen Weg suchen, das Immergleiche zu konsumieren. Und ändern würde sich mehrheitlich nichts.

Für uns offenbar irgendwie "engagierte" Menschen als "gut gemacht" empfundene Popwellen hätten dann halt 4% Quote und alles andere bliebe, wie es ist.

Was z.B. Musik betrifft - Man kann ja nur mit dem sozialisiert werden, das verfügbar ist.

Verfügbar ist aber so viel und es ändert sich mit den Jahren, mit den Umfeldern, in die man gerät. Oder auch durch innere Prozesse ohne äußeres Zutun. Ich höre heute ja auch nicht mehr die Herbert Roth-Platten meiner Mutter, die ich als 7-jähriger hörte. Ich höre auch nicht mehr die Charts-Hits, die ich wie alle anderen aus meiner Klasse mit 13 Jahren 1987 auf RIAS 2 hörte. Die alten kassetten von 1986 bis 1990 sind noch da - es besteht keinerlei Bedürfnis, da einzutauchen.

Ich höre heute nichtmal mehr den Punk, den ich 1991 auf DT64 im Parocktikum hörte. Gibt es heute nicht mehr? Doch, ich müßte bloß hinter mir in den Plattenschrank greifen und eine Punk- oder Indieplatte rausziehen. Schon könnte ich Schleim-Keim, die Skeptiker, einen schrägen halblegalen Sampler ("life in Paradise") aus ostdeutschen Kellern oder ähnliches hören - ich tu es aber auch nur noch sehr, sehr selten und es hat Kuriositätenwert für mich. Man könnte damit jemanden, der das gar nicht kennt, intellektuell belasten, belästigen oder erfreuen (je nachdem, wen), es ist spannend. Aber das wars dann auch schon. Mein herz spricht das nicht mehr an.

Dafür erfreue ich mich momentan an Dota oder höre mal wieder "The Lark Ascending" von Vaughan Williams in der phantastischen Aufnahme der Academy of St. Martin-in-the-Fields mit Neville Marriner von 1972 aus der längst abgerissenen Kingsway Hall in London. Diese Aufnahme hörte ich einst beim Zappen versehentlich auf DKultur, möglicherweise, als es noch D-Radio Berlin hieß. Mußte dann die CD dazu haben und kaufte sie Jahre später.

Dazu kommen Fundstücke, die das Radio heute noch bietet. Das Interview mit dem Kirchenmann aus Sachsen, das letzte Woche auf Bayern 2 lief. Die nachträglich beschaffte "Lange Nacht" auf dem DLF über Joseph Schmidt und Richard Tauber, aus der ich 3 CDs basteln werde für meinen Vater und für die Akustikerin des Rundfunks der DDR. Die Dame ist 90, die kann damit sehr was anfangen und hatte die Sendung selbst live teilweise gehört.

Und ich bin jemand ohne echtes Breitband-Internet. Ich kann nichtmal richtig auf Entdeckungsreise gehen, das heute wichtigste Medium Internet habe ich nur 5 GByte im Monat zur Verfügung. Mir bleibt nur die Vermutung, wie unendlich viel mehr da noch wäre. Ich bin mit dem, was ich erreichen kann, schon mehr als voll. Und morgen Abend bin ich in die Philharmonie am Potsdamer Platz eingeladen, "beste Plätze" meinte die 90-jährige Rundfunk-Raumakustikerin, die ich begleiten werde. Schon wieder was neues.

Mein Fazit: ohne die Bereitschaft, den Horizont zu erweitern (das ist wohl die intellektuelle Herangehensweise) oder ohne "Herzöffnung" (so kommt man auch ohne Hirn-Einsatz in wesentlich erfüllendere Umfelder) funktioniert das nicht, und sei das Radio noch so gut. Es bliebe unbeachtet liegen, wie heute schon vieles vorhandene weitgehend unbeachtet liegenbleibt. Ich finde das keinesfalls gut, ich bedauere das, es ist schade vor allem für die vielen Menschen, denen so vieles entgeht. Aber ich sehe es als die Realität an, daß es leider so ist.

Dennoch gäbe es Deine von mir weitgehend sehr geschätzten Beiträge hier im Forum z.B. nicht, hätte es damals (TM) ein ähnliches Angebot wie heute gegeben.

Es gäbe die Beiträge vermutlich wirklich nicht, weil ich mir nicht vorstellen könnte, was Unterhaltungsfunk einst zu leisten in der Lage gewesen ist. Einst, also in der Zeit des Mangels an anderen problemlos verfügbaren Unterhaltungsmedien. Und so bezieht sich das, was ich inzwischen schreibe (das hat sich ja auch gewandelt in den vergangenen 15 Jahren) zunehmend auf die Gefährdung der nicht-Unterhaltungs-Wellen. Die Zeit ist vorangeschritten, es hat sich doch so vieles geändert. Ich würde z.B. tagsüber kein hr 3 hören, bloß weil abends dort Klaus Walter und Volker Rebell senden würden. Ich würde abends vielleicht einschalten und mich leise ärgern, daß es hier läuft und nicht auf der Kulturwelle, wo es klanglich nicht verhunzt wäre. Also kann so etwas gleich auf eine Kulturwelle. Und die gibt es formal ja sogar, sie ist nur inhaltlich bereinigt. Deshalb ist der Protest des VUT sehr gerechtfertigt, er hätte bei entsprechender Veränderung in den Programmen aber nur Minderheiten-Wirkung.

und RadioEins hat gerade hier in Sachsen ne Menge Hörer, die dem heimischen ÖR mit Grausen den Rücken gekehrt haben.

Ist das tatsächlich (noch) so? Habe da kaum Einblicke. Ich selbst habe Radio Eins ja mit Grausen den Rücken gekehrt. Also den wenigen Abendsendungen, die ich einst gerne hörte und die ich als klangliche Katastrophe nicht ertrage. Das Tagesprogramm war nie mein Ding. Und wäre es heute erst recht nicht mehr. Klar, da ist ein Unterschied zu den anderen "Popwellen". Klar, da ist gewiß meßbar mehr Substanz drin. Aber die verjingelte und mit Werbung und Promos verseuchte Darreichung kann ich z.B. nicht ertragen. Ich vermisse absolut nichts, aber ich finde es schade, daß die Sendungen ab 21 Uhr klanglich so zerstört werden. Das haben sie nicht verdient, das haben die Hörer nicht verdient.

Ich hoffe sehr, dass Du mit deiner Einschätzung daneben liegst...

Das hoffe ich eigentlich auch, also, daß ich danebenliege.
 
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Nicht-Hören ist auch eine Alternative.

Und siehe da: Die Welt geht nicht unter. Man verpasst nichts. Man kann trotzdem mitreden. Man findet sogar das Leben lebenswert, auch ohne Gewinnspiel, Wetterbericht und Verkehrsfunk.

Vom Angebot des Abschaltens machen also auch nicht allzu viele Gebrauch.
Nicht-Hören und Abschalten muss nicht identisch sein. Das Radio läuft zwar, aber keiner hört zu. Das kenne ich aus unserer Küche.
 
Gibt es wirklich nur zwei Schulen, die der absoluten Teilnahmslosigkeit und jene der Hochsensiblität eines Radiowaves? Was mich am Radio der Gegenwart am allermeisten ankotzt, ist die Tatsache, dass dort niemand mehr zu arbeiten scheint, der seiner Leidenschaft zur Musik mit Leichtigkeit nachgehen kann. Entweder muss alles zutiefst empirisch belegbar sein oder ist dermaßen zerebral, dass das Programm einen nicht trotzigen, minder widerwärtigen Überlegenheitsanspruch impliziert.

Ich spitze hier natürlich gnadenlos zu. Auch im deutschen Radio sind noch Nuancen möglich, doch diesen wird immer weniger Raum ermöglicht. Wir leben in einer Gesellschaft, in der sich selbst Studentenradios knallharte Rotationen aufzwingen, um - man höre und staune - mehr Insights in den sozialen Medien zu generieren.

Wo sind die Flächen, um ein ganz eigenes Gespür für Popmusik im Zusammenspiel mit dem Medium und den Hörern zu entwickeln? Wo kann man sich noch etwas schelmisch Radio-DJ schimpfen oder gar Musikjournalist? Selbst die öffentlich-rechtlichen Sender leiden dafür viel zu sehr unter Genickstarre.

Das fängt doch vielleicht schon damit an, dass sie nicht durchlässig genug sind - durchlässig z.B. für Leute unter 30.

Beispiel Jan Böhmermann. Man mag von ihm halten, was man will, doch er hat vielfach unter Beweis gestellt, dass er einen erstaunlich breitgefächterten Musikgeschmack hat. UND er dreht noch den ganzen Politzirkus auf links. Ich frag mich bis heute, wie er es überhaupt geschafft hat, von Radio Bremen zu hr3 zu gehen, dort zügig gefeuert zu werden, dann Lukas Podolski anzupissen, dann die LateLine mit aufzubauen, Roche & Böhmermann zu starten... der Rest ist Geschichte. Wo sind die ganzen halbstarken Leute, die alles aufmischen und das Medium Radio überhaupt erst interessant machen? Auf YouTube? Da geht aber mit GEMA-Musik nicht so viel...
 
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An dieser Stelle kann man ruhig mal das Programm von Puls des Bayerischen Rundfunks erwähnen. Die spielen viele Bands aus der Region.
 
Puls ist für mich musikalisch gesehen die einzige ARD Jugendwelle .
Alle anderen sind doch eher Hit Radios.
Mich als Radio Hörer würde wirklich mal interessieren, wie es eigentlich möglich ist, dass alle immer die selben Lieder spielen. Gibt's dafür etwa Kohle, zb von Künstlern oder Plattenfirmen, steckt da eine ganze Industrie dahinter oder ist es einfach nur mutlos und es traut sich niemand mal was anderes zu machen ?
Ich finde es jedenfalls echt ganz schön merkwürdig und kann es nicht nachvollziehen.
 
Mich als Radio Hörer würde wirklich mal interessieren, wie es eigentlich möglich ist, dass alle immer die selben Lieder spielen. Gibt's dafür etwa Kohle, zb von Künstlern oder Plattenfirmen, steckt da eine ganze Industrie dahinter oder ist es einfach nur mutlos und es traut sich niemand mal was anderes zu machen ?
Ich finde es jedenfalls echt ganz schön merkwürdig und kann es nicht nachvollziehen.
Das kann Dir @ricochet bestens erklären. :D:D:eek::D
 
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Der Verband unabhängiger Musikunternehmen VUT übt scharfe Kritik, insbesondere an den Rundfunkprogrammen der ÖR.


Die haben ja auch gut Reden und müssen sich nicht rechtfertigen, wenn der "Durchschnittshörer" sich abwendet, weil man plötzlich zu viel Musik außerhalb des Mainstreams spielt. Lass mal bei einem ÖR-Sender die MA-Werte um 10 oder 15% absacken, dann ist aber Feuer unterm Dach! Es gibt genügend Sender, die Musik aus bestimmten Sparten spielen oder jenseits des Mainstreams, aber die sind nachweislich nicht erfolgreich und leider lässt sich dieser Wert zur Zeit auch nur über die MA messen. Dieses unzeitgemäße Messprinzip gehört zuerst abgeschafft: Mehr aktuelle Hörerdaten aus dem Internet müssen erfasst werden, damit die realen Hörgewohnheiten transparent werden. Dann ändern sich für viele Sender (ÖR wie auch Privat!) die Werte schlagartig und dann passen diese sich, so mutmaße ich, schneller an die Wünsche der Hörer an. Aber so lange dieses realitätsferne, halbjährliche Messprinzip "MA" den Erfolg der Radiosender bestimmt, wird sich auch in Sachen Dummfunk nicht viel ändern.

Immerhin, einige ÖR-Popwellen (wie z.B. SWR3) spielen wenigstens abends und nachts Songs, die nicht zum Tagesprogramm gehören. Seien es alternative Songs eines Albums oder auch mal echte Perlen. Diese Radiomomente sind selten, aber finden immerhin statt. Schlimm wird es bei Sendern, die ihr Programm nachweislich vom Band abspielen, Tag für Tag mit nur geringen Änderungen. Mit solchen Sendern wird der Tiefpunkt der Radioqualität erreicht und man kann auch sagen, dass die ÖR-Sender davon zum Glück (noch) absehen.

Trotzdem dudeln auch die ÖR, wie auch SWR3, viel zu oft immer die die gleiche Musikgrütze!

Letzte Woche hat sich SWR3 an Udo Lindenberg abgearbeitet, weil er 70 Jahre alt wurde. Es wurden dann in einer Stunde nur Hits von ihm gespielt, von den Hörern gevotet. Den Shitstorm danach auf der SWR3 Facebook-Seite sagte alles... Viel zu sehr nagelt sich der Sender an einem Künstler fest, weil man diesen supportet, für sein Konzert z.B. Demnächst gibt es ein "Hautnah"-Konzert mit Meghan Trainor. Man darf sich sicher sein, dass man aus Wohlwollen oder auch aus vertraglichen Gründen verpflichtet ist, ihre Songs bis Weihnachten alle 3 Stunden zu spielen. Leider gesellen sich aktuell da auch noch Lindenberg und Grönemeyer dazu. Manchmal hilft dann nur der "Sprung" zu SWR1...
 
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Was mich am Radio der Gegenwart am allermeisten ankotzt, ist die Tatsache, dass dort niemand mehr zu arbeiten scheint, der seiner Leidenschaft zur Musik mit Leichtigkeit nachgehen kann.

Kann? Eher doch "darf", oder? Und damit dann auch kein "kann". Es gibt ja noch einige, die der Leidenschaft nachgehen dürfen. Reinke wird da gern erwähnt, Paul Baskerville ist für mich so einer (andere aus der NDR-Info-Nachtschiene auch), Radio Eins ab 21 Uhr fällt ebenso in diese Kategorie - das ist ja beinahe noch eine "humane" Zeit, die Quoten sind da generell beim Radio niedrig (der Fernseher läuft), im Rauschen fällts nicht so auf. Dort findet sich dann auch anhörbares.

Aber das ist alles viel zu wenig und viele sind vor die Tür gesetzt worden, im Zuge dessen, was der VUT kritisiert. Ich erinnere an hr 1 oder an die Popkultur-Freiheit des MDR. Stattdessen halt Sklaven am Mikrofon, die sich dabei cool vorkommen, das 100% erprobte Konzept durchzuziehen, das sichere MA-Ergebnisse bringen soll - inklusive des Verkaufens eines Lifestyles, der so unglaublich realitätsfern und entfremdet ist. Wundert wen, daß das leidenschaftslos vonstatten geht?
 
Mir geht es eher um die Hauptsendezeiten. Ich verstehe irgendwo, dass die Hörer ein Bedürfnis nach Zuverlässigkeit und Leichtigkeit haben, aber gerade Letzteres ist bei den Sendern nie, nie, nie gegeben.
 
Recht haben Sie, denn der allergrößte Teil der ÖR-Programme ist kaum mehr von Privatsendern zu unterscheiden.
Seit über zehn Jahren wird hier über und gegen das Mainstream(Dudel)-Radio
diskutiert und gelästert. Hat sich was geändert?
Null, weniger als Null ist passiert. Man kann sich darüber ärgern,
muss man aber nicht. Allenfalls, weil die auch noch Geld wollen.
Ansonsten sehe und höre ich mich im Internet um. Bei YouTube und
Spotify, hier unter ähnliche Künstler, tun sich unendliche Musikwelten auf.
Da wundert mich, was das Radio betrifft nur noch, was die alles nicht
spielen. Bei den heutigen Möglichkeiten - einfach unglaublich.
 
Mir gibt zu denken, dass die Ausführungen von ricochet zur Musikindustrie hier dermaßen lächerlich gemacht werden. Wer sich in der - ehemaligen - Musikfernsehbranche umhört, kriegt vieles unumwunden bestätigt. VIVA hat für Absprachen mit Universal sogar in aller Öffentlichkeit Ärger bekommen, weil man sich hat erwischen lassen.

(Oder wovon redet ihr?)
 
Die Absprachen treffen nicht die Sender sondern die Berater, und es sind nicht die Plattenfirmen, die bestimmen was im Radio läuft. Airplay ist aber ein Verkaufsmultiplikator, auf den die Musikkonzerne noch nicht ganz verzichten können, weil die bekannten Zugpferde immer noch die Nischeninterpreten quersubventionieren, wenn auch mit stark abnehmender Tendenz. Die (digitale) Direktvermarktung von Künstlern und Genres wird von Quartal zu Quartal wichtiger, während die Bedeutung des UKW-Radios schwindet.
 
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