Hach, wir sind wieder off-topic...
Warum habe ich immer das Gefühl in Deutschland freuen sich die Leute mit 30 schon auf die Rente ?
Vermutung meinerseits: weil sie durch die Realität in deutschen Unternehmen und Behörden, in Schulen und Krankenhäusern bereits frühzeitig in die innere Kündigung getrieben werden. Eine Freundin von mir ist Ärztin, keine 40 Jahre alt und hat die Schnauze gestrichen voll. Ihren Schilderungen nach ist der Kliniks-Alltag geprägt von Hinterhältigkeit, von Vetternwirtschaft, von Verantwortungslosigkeit und zunehmend von aggressiven Patienten. Sie denkt bereits vorsichtig ans Auswandern - in eine Gegend, in der echte Krisen und schwere Armut herrschen, nicht in Europa.
Mein letzter Chef in der Industrie hat sich auch alle Mühe gegeben, mich in die innere Kündigung zu treiben. Er hat lange gebraucht, weil ich den Job mochte. Nachdem er es aufs äußerste eskalieren lassen hat, hatte er mich dann aber auch soweit. Bevor ich mich nach was neuem umgeschaut hatte, war das Unternehmen aber sowieso Geschichte und er konnte mich endlich entlassen.
Häufig lerne ich Menschen kennen, die ihren Job nur noch nebenbei - ohne Leidenschaft - tun, weils Geld dafür gibt. Fehlende Wertschätzung seitens des Vorgesetzen / Managements, fehlender Sinn bei den zu erledigenden Aufgaben - das wirkt. Achtung, Rundfunkbezug: wenn sich ein ARD-Urgestein freudig über den baldigen Vorruhestand äußert, spricht das Bände über die Situation in seiner Anstalt. Und diese Anstalt könnte wohl inzwischen "überall" sein. Die Beschreibung deckt sich übrigens mit dem, was vor Jahren schon eine einstige Kollegin von ihm schilderte (sie hat dem Rundfunk inzwischen den Rücken gekehrt).
Deine Katastrophen in Ehren, aber Du weißt hoffentlich, dass in all den von Dir genannten Einrichtungen hochwirksame Notversorgungssysteme existieren, die auch mal einen mehrtägigen Ausfall der etablierten Stromversorgung aushalten?
Deinen Wunschtraum in Ehren, aber wir hatten 2013 Hochwasser. Das lief so ab:
4:30 Uhr: Stromausfall in der Siedlung
etwa zeitgleich: Ausfall Festnetz Telefon
5:00 Uhr: Pegel in Kanalisation steigt, wird nicht mehr abgepumpt, kann wegen Hochwassers im Fluss nicht schwerkraftbedingt abfließen
6:00 Uhr: Fluss tritt über die Ufer. Pegel in Kanalisation bis auf Straßenniveau gestiegen, Gärten, Hofeinfahrten und später auch Keller werden überflutet
In der Stadt gab es schon einmal Hochwasser, 1954. Damals betroffen auch das Rundfunkstudio. Die Chronisten vermerkten:
1954 brach also die Telefonversorgung erst 7 Stunden nach Uferübertritt ab - 2013 schon vorsorglich vorher. Stromausfall gab es 1954 erst 15 Stunden nach Uferübertritt ab - 2013 ebenfalls vorher (ok, sind alles Erdkabel).
Wichtig: die Kanalisation wurde wegen des Stromausfalls nicht mehr abgepumpt. Der Notüberlauf (ungeklärt in den Fluss) konnte nicht funktionieren, da der Fluss knapp unter Oberkante Ufer / Deich stand. Notstrom? Wo denn? Lasst sie doch absaufen...
Kann grad nicht sagen, wie lange Festnetz weg war. Strom war tagelang weg, dann aus Sicherheitsgründen, mußten ja erst alle abgesoffenen Keller inspiziert und das betroffene Haus stromlos gemacht werden.
Wenn es schon bei solchen Dingen wie Stromausfall + hoher Pegelstand im Fluss + Regen scheitert, mache ich mir wirklich keine Hoffnungen auf "hochwirksame Notversorgungssysteme".