Der rbb und die technische Versorgung von Südwestbrandenburg

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Letzte Woche war ich auf einem Kongreß in Leipzig und hatte danach noch einen Geschäftstermin in Lauchhammer in der Lausitz. Letzteres gehört zu Brandenburg und ich bin zuvor auch schon gut 50 km Landstraße durch Brandenburg gefahren, kam von Grimma über Dahlen/Sachsen nach Mühlberg (schon Brandenburg) und bin dann über Bad Liebenwerda über B101/169 nach Lauchhammer gefahren. Man sollte ja meinen, daß der rbb für dieses Gebiet zuständig ist. Was ich aber erlebt habe war folgendes:

Antenne Brandenburg, aber auch BB Radio immer wieder verzerrt, nur beim sensiblen Scan des Autoradios bleibt es auf 98,6 und 107,2 stehen.

Radio 1 auf 95,1 stark verrauscht, gestört durch Nachbarsender aus Tschechien (??). Auf 95,8 noch viel schwächer, kaum hörbar, hier auch durch Tschechien gestört.

Kulturradio und Inforadio gar nicht hörbar, Sender aus Tschechien auf Nachbarfrequenzen machen Empfang völlig unmöglich.

Funkhaus Europa und 88,8 nicht vorhanden (auf 88,8 sendet auch ein Tscheche).

Bedeutet: Nur zwei Programme aus Brandenburg waren mehr schlecht als recht hörbar, andere gar nicht.

DAB brachte erwartungsgemäß nur Sachsen und den Bundes Multiplex.

Aus Sachsen dagegen auf UKW alles außer R.SA einwandfrei - PSR, RTL, alle MDR-Programme. R.SA kam gut über DAB.

Stärkster Sender aus Berlin/Brandenburg war witzigerweise 104.6 RTL, aber auf den Frequenzen 89,5 und 88,0, kurz vor Lauchhammer ging dann auch rs2 auf 91,3.

Ganz ehrlich: Eine so schlechte Versorgung eines öffentlich-rechltichen Senders im eigentlichen Versorgungsgebiet habe ich bisher nirgendwo in Deutschland erlebt. Zustzändiger Sender müsste Cottbus/Calau sein, aber auf der Karte habe ich schon gesehen, daß der recht weit weg ist, tippe auf bis zu 80 km.

Wie reagieren eigentlich die Hörer in der betroffenen Region? Ich tippe sie hören vorwiegend Sender aus Sachsen, oder? Das unterstreicht doch die dem rbb immer unterstellte Berlin-Arroganz, oder sehe ich das falsch?
 
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Das gleiche Problem gibt es u. a. mit BB Radio und rs2 wenn ich die A9 Richtung Süden fahre. Wobei ich sagen muss, dass ich jetzt nur noch rs2 höre, wenn ich durch Brandenburg fahre. Hier schwächelt BB Radio und rs2 ziemlich schnell und ist kaum mehr hörbar, obwohl ich noch in Brandenburg fahre und nicht einmal Sachsen-Anhalt erreicht habe. Ob das bei anderen Sendern auch so ist, kann ich nicht sagen.


Auch wenn ich die Strecke zurückfahre, logischerweise das gleiche. Erst wenn ich ein gutes Stück in Brandenburg bin, dann ist der Sender empfangbar. Normalerweise sollte das doch andersrum sein: Dass dieser das gesamte Bundesland (Brandenburg) abdeckt und ZUÄTZLICH noch ein Stück über die Landesgrenze hinaus empfangbar ist. Aber auf der A9 ist nicht einmal daran zu denken, dass dieser noch in Sachsen-Anhalt zu hören ist, wenn dieser schon im „eigenen“ Bundesland sehr schwächelt und es mehr schlecht als recht ist…
 
UKW Südbrandenburg ist eines der Themen, die nach der Gebietsreform im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands aufpoppten. Plötzlich waren Regionen ohne gut empfangbare Programme ihrer neuen "Heimatanstalt". Ich kenne ähnliches aus meiner ostthüringer Heimat: in Gera waren traditionell je nach Lage in der Stadt die UKW-Standorte Wiederau/Groitsch nahe Pegau südlich von Leipzig und Geyer ("Chemnitz") zuständig. Wir bezogen von dort jeweils DDR 1, Berliner Rundfunk, Stimme der DDR und DT64. Zusätzlich gab es noch eine elende und lange soweit ich mich erinnere in mono laufende Funzel für DDR 2 mit dem korrekten Weimarer Regionalprogramm in Weida. Im TV waren soweit ich mich erinnere auch die Standorte Wiederau und Geyer zuständig, die lokalen Umsetzer, die mit paar Watt in die Täler bliesen, hingen da dran.

Mit der Neuschaffung der Länder lagen beide Grundnetzstandorte in Sachsen und nach Start der MDR-Programme gab es das falsche TV-Regionalfenster in Ostthüringen sowie das falsche MDR 1, wenn man von der elendigen Funzel absieht. Deshalb wurde dann der Sender Ronneburg gebaut (um 1993/94), er versorgte Ostthüringen mit der korrekten Regionalversion des MDR-TV und die Weidaer UKW-Funzel zog dorthin um und bekam ordentlich Leistung (inkl. eines Frequenz-Ringtausches über Wiederau und soweit ich mich erinnere Keula, bin zu faul zum Nachschauen). Bei der Gelegenheit entstanden auch Frequenzen für die beiden Thüringer Privatradios an der östlichen Landesgrenze. Antenne Thüringen lief ja formal auf der Kette von DT64 und DT64 griff man in Ostthüringen nunmal einst von Wiederau oder Geyer ab, wo nun PSR lief. Und Landeswelle ist auf der 6. UKW-Kette, die zwar zu tiefsten DDR-Zeiten koordiniert wurde, aber nie aufgebaut wurde. Blöderweise hat man mit Ronneburg auch eine unsinnige Zusatzversorgung mit den bereits gut empfangbaren Programmen der einstigen Ketten von DDR 1 (MDR Kultur) und Berliner Rundfunk (Jump) etabliert, aber keinen Empfang von DKultur, das auf der Kette von Stimme der DDR lief, die nun zerhackt war (in Sachsen und damit auch in Ostthüringen DLF, in den anderen Ostländern DKultur, aber nicht anständig empfangbar in Ostthüringen).

Hinzu kam die veränderte Erwartungshaltung an "Empfangbarkeit". Zu DDR-Zeiten war ein Programm "empfangbar", wenn man es mit einer Dachantenne bekam. Nach der Wende wurde zunehmend erwartet, das Programm am besten auch in der Backröhre oder mit der Zahnplombe empfangen zu können. Die brutale Zufunzelung begann. In Gera hätte ich dadurch z.B. die Wahl zwischen 89,8 Geyer, 90,4 Wiederau, 100,9 Ronneburg, 101,2 Schöneck und 105,6 Remda, wenn ich Jump hören wollte. Mit etwas mehr Aufwand gingen auch noch frühere Selbstverständlichkeiten wie 91,5 Brocken.

Der RBB hätte in Südbrandenburg auch eine weitere Versorgung aufbauen müssen, da die Zuständigkeiten nun andere waren. Aber damals wars noch der ORB und der war eine "schlanke Anstalt" und wußte das auch. Vermutlich kam es deshalb zu keinen Aktivitäten und man entließ das Radiovolk dort weitgehend hemmungslos nach Sachsen. Dort dudelte es ja schon 1992 zünftig in Form von erst MDR Life und später noch PSR, dürfte auch deutlich massengefälliger gewesen sein als der Feinkostladen namens Radio Brandenburg.
 
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@Gegenstromanlage
Ein seit langem bekanntes und vielfach kritisiertes Problem. Als vor ein paar Jahren der Funkturm in Calau abfackelte, wurde sogar fix eine Stützfrequenz für Antenne Brandenburg koordiniert, damit wenigstens das noch hörbar ist dort, die anschließend freilich wieder verschwand. Das der rbb in der Ecke zumindest mit DAB punkten könnte ist klar. Aber man tut es halt nicht. Ganz im Gegenteil, in Calau wurde gerademal der Bundesmux aufgeschaltet. Und ob der störungsfrei bis in die Ecke reicht, ist dann die nächste Frage, denn das tun ja nichtmal die UKW-Frequenzen.
Der Rest ist schnell zu erklären, rs2 hat in Lauchhammer eine Minifunzel in Betrieb, welche aber kaum über das Stadtgebiet hinauskommt. Im Grunde eine völlig sinnfreie Einrichtung. 104.6 RTL hat in Hohenleipisch bei Elsterwerda eine Stützfrequenz auf der 89,5 und in Finsterwalde eine auf der 88.0 und ist daher relativ problemlos im Südwesten des Landes (über die 89,5 sogar bis fast nach Dresden rein) relativ störungsfrei zu empfangen. Und da aller "guten" Dinge drei sind, gibt es in Herzberg noch eine Minifunzel von Energy Berlin, was besonders witzig ist, weil da die 100,2 von Dresden mit dem Energy Sachsen-Programm noch reicht gut zu empfangen ist.
In der Ecke wäre DAB tatsächlich eine Lösung und auch eine Bereicherung. Aber das der rbb bzw. die MABB mit DAB auf ziemlichen Kriegsfuß stehen, ist ja nun kein allzugroßes Geheimnis.

Wie reagieren eigentlich die Hörer in der betroffenen Region?
Man hört größtenteils die Sachsen-Sender. Andersrum betrachtet merkt man den rbb-Programmen aber auch des öfteren an, dass sie der Süden nicht interessiert, denn da hört im Programm oft genug das Sendegebiet unter dem Spreewald auf....

Der RBB hätte in Südbrandenburg auch eine weitere Versorgung aufbauen müssen,
Soweit ich weiß, war das wohl auch mal geplant. Der Sender Hohenleipisch, über den momentan nur noch 104.6RTL dudelt, war wohl fürs alte DAB sogar mal koordiniert worden. Passiert ist aber freilich unterm Strich nichts.
 
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und der rbb hätte mit Sicherheit auch in dieser Gegend mehr Fans. Woran liegt das eigentlich, das die Tschechen (und auch die Polen) so stark bei uns reinballern dürfen? Die knallen vom Jeschken/Jested mal locker über Sachsen hinweg... während mit "unseren" Sendern kurz nach der Grenze Schluß ist. Mir ist das so in anderen Grenzgebieten nicht begegnet. Die Zahl der in Sachsen und Brandenburg lebenden Tschechen und Polen dürfte werbetechnisch kaum relevant sein...
 
So wie ich es beurteile kommt die gute Versorgung aus Sachsen vorrangig vom grenznahen Sender Collmberg bei Oschatz. Man hätte also Frequenzen für Brandenburg hier zusätzlich koordinieren müssen. Hier in Hamburg gibt es auch Programme für Schleswig-Holstein von Hamburger Boden, auch vom NDR (Welle Nord). Freilich hätte das alles zu einer Zeit geschehen müssen, als es noch Frequenzen gab. 1992/93 wäre das alles bestimmt kein Problem gewesen. Würde der rbb auf DAB setzen hätte er längst auch schon den Standort Collmberg mit in sein Netz einbeziehen können. Dafür hätte er nicht mal eine neue Antennenanlage benötigt. Aber rbb, das ist gleich Berlin und ein bisschen Umland, wie schon richtig beschrieben.
 
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... um dagegen in der Hauptstadt sogar WDR 2, SWR 3, MDR Jump, Bayern 2 und BR-Klassik in den Äther zu blasen. Das ist gegenüber der nicht versorgten Landbevölkerung schon ziemlich unverschämt. Oder gibt es für Rundfunkbeitragszahler ohne Empfang neuerdings einen Rabatt?
 
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Ich empfehle zu dem Thema, den damaligen Thread zum Calau-Brand zu studieren. Da geht's auch um die strukturelle Unterversorgung in Südbrandenburg.

http://www.radioforen.de/index.php?...nt-500-menschen-in-sicherheit-gebracht.32748/

Warum der ORB im Süden keinen neuen Sender aufgebaut hat? Wohl, weil er, wie schon Radiowaves schrieb, stolz darauf war, eine schlanke Anstalt zu sein, und um seine Existenzberechtigung im Vergleich zum großen MDR im Süden zu unterstreichen. Beim Fernsehen hielt man Lücken im terrestrischen Netz wohl für tolerabel, weil man ja über Satellit sendete, was in den ländlichen Regionen Ostdeutschlands quasi flächendeckend genutzt wurde. (Der NDR verhielt sich in MeckPomm ähnlich, schickte die MV-Version seines Drittes permanent auf Astra und verzichtete umgekehrt auf den terrestrischen Lückenschluss, während beim MDR die Ländermagazine nur terrestrisch verbreitet wurden und hier entsprechend voll ausgebaut werden mussten.) Beim Radio war das anders, warum hier nichts geschah, ist mir unklar. Andernorts hat man ja durchaus neue Senderstandorte aufgebaut, etwa in Belzig und in Casekow, wo bis 1991 die Versorgung über Dequede bzw. Helpterberg lief, die ab 1992 jeweils ein anderes Bundesland mit einer anderen Rundfunkanstalt versorgten. Wahrscheinlich spielt am Ende tatsächlich eine Rolle, in welcher Gegend die Verantwortlichen öfters persönlich mal vorbeikamen, und wo nicht. (Solche Anekdoten gibt es ja explizit bezüglich anderer Standorte in anderen Ecken der Republik, aber das ist wieder eine neue Geschichte.)
 
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Wobei....wenn ich mich an die alte Heimat Sauerland erinnere, da hatten wir auch Gegenden wo der zuständige WDR nicht zu hören war und die Menschen den Hessischen Rundfunk einschalteten. Das alles gab's also auch im Westen...und wahrscheinlich heute immer noch. Damals spielte aber auch die Mittelwelle noch eine Rolle bei der Grundversorgung.
 
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Woran liegt das eigentlich, das die Tschechen (und auch die Polen) so stark bei uns reinballern dürfen?
Das liegt wohl eher an der Topografie. Die Sender stehen halt in der Regel höher und krachen deshalb auch kräftiger rein als die aus dem Norden. Wer in Nordsachsen und vor allem in den südlicheren Regionen Brandenburgs kennt nicht den ewigen "Krieg" zwischen dem Tschechen und dem Stadtradio Berlin auf der 88.8...
 
Tut sie, klar. Aber sie würde erheblich weiter reichen, wenn da nicht dieser Tscheche wäre. Ende der 80er oder Anfang der 90er fing der an auf dieser Frequenz sein Unwesen zu treiben.
Es ist ohnehin ganz allgemein reichlich frevelhaft, wieviel Schindluder hierzulande mit UKW-Frequenzen getrieben wird. "Doppel"-Belegungen sind da praktisch an der Tagesordnung. Insbesondere im Raum Sachsen schossen in den letzten Jahren teils völlig sinnfreie Stützfrequenzen wie Unkraut aus dem Boden, die andere Sender auf gleichen Frequenzen faktisch komplett platt gemacht haben.
 
Nicht nur in Sachsen, auch in Thüringen. Daß historisch gewachsene Fernempfänge zerschossen werden, mag ich ja angesichts des heutigen Radio-Nutzungsverhaltens noch verstehen. In Jena z.B. die 89,5 hr3 vom Hohen Meißner hören zu wollen, dürfte selten geworden sein, seitdem dort der gleiche Müll läuft wie auf allen anderen Popwellen und man von solchen Popwellen gleich mehrere im eigenen Land und vor der Haustür hat. Also kann man die 89,5 auch vor Ort mit MDR Aktuell belegen. Daß aber selbst Frequenzen vor Ort gestört werden aufgrund ihrer eigenen absurden Koordinierung, ist schon schräg. Ich habe gerade so einen Fall: Gera-Stadtwald 104,5 MHz ist nun Vogtland Radio. 104,6 MHz ist jedoch DKultur aus Zwickau Ebersbrunn - von unserer Kopfstelle am Rande von Gera aus die exakt gleiche Richtung. Schon habe ich Störungen in der Auskabelung, die ich nicht eliminieren kann.
 
Sowas ähnliches wie in Brandenburg gibt es auch im NDR-Gebiet. Im Stadtgebiet von Wilhelmshaven kann man nicht mit jedem Küchenbrüllwürfel NDR1, 2, Kultur, Info, ffn und Antenne hören. Außerhalb wieder keine Probleme.
(Ich weiß nicht in wie fern das jetzt OT ist)
 
Im Raum Hannover ist es das selbe Spiel mit Radio Hannover auf 87,6 und NDR 2 aus Hamburg auf gleicher Frequenz mit seinem 80kW-Brummer. Auf der A7 ab Großburgwedel in Richtung Hamburg kann das schon sehr nervig sein weil die Hannoveraner mit ihrer 0,1kW Funzelleisung nicht gerade weit kommen.
 
Jo. Die meine ich. Gibt es auch eine Karte davon wie weit der NDR nach Polen rein reicht?
Welche Hörfunkwelle vom NDR hättest du denn gern?

Es gibt für jeden Radiosender bzw. jeden Senderstandort so eine Karte. Du mußt nur wissen wie es geht. ;o) Bleibt noch zu sagen, dass diese Karten rein theoretisch gerechnet sind, in der Praxis kannst du meißtens noch mal 5-10% der Reichweite dazurechnen.

Achja, unsere Radiofreaks von www.ukwtv.de können 'ne ganze Menge, wie halt auch solche Karten.
Da sag ich doch mal DANKESCHÖN.
 
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