Soundprocessing für den Hausgebrauch

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Die Sache mit der Kompression hat mir keine Ruhe gelassen. Also habe ich mal einen Titel aus dem Jahr 1980 genommen, ihn einmal auf 0 dB normalisiert und ein anderes mal 2:1 komprimiert (ohne auf die Peaks Rücksicht zu nehmen), danach auf 0 dB angehoben.
2:1 mag für manche ein niedriger Wert sein; ich hingegen habe mit höheren Kompressionsstufen so meine Probleme.

Da in dem Titel verschiedene Instrumente unterschiedlich stark abgemischt wurden, wird das von der Kompression wieder aufgehoben, wenn der Hintergrund verdichtet stärker in den Vordergrund gezogen wird. Der stärkere Druck (ja, schon bei 2:1) macht keinen Spaß im Ohr, zwingt mich zum leiser drehen und weghören.
Für einen Klangteppich, auf den ich eh nicht achte, ist das sicher geeignet, aber nicht für Musik, die ich hören möchte.

Soll heißen: Wenn ich mich durch mein Musikarchiv höre, möchte ich diesen Sound bestimmt nicht haben.

Sind die Lautstärkesprünge wirklich so groß? Im angehängten Screenshot ist das in den ersten 50 Sekunden gut zu erkennen. Das Original fängt, streng genommen, zu leise an. Zum Schluss hin wird es insgesamt am lautesten. Bleibt die Frage: Muss dafür am Lautstärkeregler beim Empfänger gedreht werden? Stört das wirklich?
Falls ja: Gut, dann komprimiert, was das Zeug hält.
Falls nein: Nutzt ReplayGain statt Kompression (dieser Tipp geht auch an das vorschussbeleidigte @ZeroEnna ), sofern der Player da mitmacht. In aller Regel ist das der Fall. :)

Sieht die Hüllkurve im Original (Achtung: nach dB!) denn so richtig dynamisch aus? Nein, gar nicht mal so sehr. Also spricht vieles für die Kompression.
Doch das Hörergebnis offenbart einige Überraschungen und ich habe stellenweise an den Vergleich mit dem Michael-Jackson-Stück denken müssen.

Weniger Soße, mehr Nuancen! :thumbsup:
 

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Ich habe mittlerweile alle CDs digitalisiert und auf eine Nachträgliche Lautstärkenanpassung verzichtet.
Ich werde auch beim "abfahren" der Titel die Lautstärke nicht großartig anpassen.
Ich habe auf meinem Mischpult alles auf -6 dB ausgepegelt, und wenn was leiser reinkommt, ist es halt so (zumindest Musik, bei Mikrofonen würde ich da nochmal am Gain rumschrauben, ich habe da manchmal echte Flüstertüten als Co-Mods).

@Studio Rebstock: Vorschussbeleidigt? Watn süßes Wort :) Nein, ich bin nicht beledigt, finde nur den Umgang hier im Forum, gerade mit Neulingen, die lernen wollen, manchmal etwas ruppig. Man kann auch jemandem netter sagen, dass er scheiße ist und keine Ahnung hat ;)
 
Guter Thread! Soundprocessing ist für mich leider schon seit langer Zeit ein Buch mit sieben Siegeln. Ich habe schon so viel ausprobiert was nachträgliche digitale Bearbeitung angeht. Aktuelles Beispiel:
Ich habe in einem DJ-Set folgendes Lied gehört: YMC - Last Stop. Das ist oldschool house von 1999. Quelle:
1.gif
https://soundcloud.com/rinsefm/bake250816
Minute 01:36:20. Die Aufnahme ist von einem Radiosender (RinseFM).
Ich habe mir das Ding dann direkt von Beatport heruntergeladen:
1.gif
http://classic.beatport.com/track/last-stop-original-mix/139124
Hört euch mal den Klangunterschied an! (Das Vorhörschnipsel von Beatport klingt exakt wie das heruntergeladenen Mp3 File). Beatport ist wahrlich nicht bekannt für schlechte Soundqualität. Aber das Lied klingt in dem DJ Set weitaus direkter und groovender, allein die Percussions sind deutlich präsenter. Ich weiß, dass der Song in dem Set stark geruntergepitched ist, daran liegt es aber nicht.

Wie kann es bitte sein, dass ein DJ im Radio ein Lied so viel anders und besser kann klingen lassen?

Ich habe versuchsweise einen Kompressor- und Normalisierungseffekt drüber gelegt aber das klingt einfach mies. Ich weiß wohl, dass RinseFM dazu neigt einen kratzigen Soundbrei zu kreieren, was an sich erst einmal eine Verschlechterung des Hörgenusses darstellt. Dennoch klingt so gut wie jedes Lied geiler dort. Für Klassik oder Rolling Stones trifft das vielleicht nicht zu aber Charts sowie EDM sind vom Hörgefühl einfach mal um Welten treibender.
 
Was nun guter Klang ist oder nicht und was eine Ver(schlimm)besserung darstellt, liegt erfahrungsgemäß im mehr oder weniger gut geschulten Ohr des Hörers. Lassen wir das besser mal außen vor, sonst verzetteln wir uns.

In der von @FlorianusFlash beschriebenen Wahrnehmung tippe ich auf die gar nicht so geheime "Waffe" Multibandprocessing.
Auch mit einem feinen 32-kanaligen Equalizer lässt sich schon etwas bewegen.

Einbandige Kompression ist eher was für einfache Mikrofonwege.
Aber das Lied klingt in dem DJ Set weitaus direkter und groovender, allein die Percussions sind deutlich präsenter.
(...)
Wie kann es bitte sein, dass ein DJ im Radio ein Lied so viel anders und besser kann klingen lassen?
Der bösartige Mensch in mir tippt auf Vinyl mit einem darauf abgestimmten Mastering. :cool: :p :D
 
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