Großmembran in dieser Bauform axial besprechen?

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Kann ich Mikrofone dieser Bauform auch axial besprechen?
Häufig sind Großmembran Mikrofone ja in einer Bauform mit oben zulaufendem Grill gebaut, sodass sich der Besprechungsbereich ja von selbst ergibt. Wie sieht es bei dieser Bauform aus?

Die Amis sprechen ja häufig auch "von vorn" in ihre Heil -Mics...
 

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Wie Mikrofone besprochen werden müssen, verrät normalerweise das Datenblatt des Herstellers.
Die Ansprechrichtung ist bauartbedingt und nicht veränderbar.
So ist es auch bei dem, von dir genannten, Audio Technica AT2020.

http://www.audio-technica.com/cms/resource_library/literature/db72f794f4fe60da/at2020_submit.pdf

The microphone shall be a side-address fixed-charge condenser.
Wenn meine Englischkenntnisse nicht ganz verkehrt sind, heiße das, dass das Mikrofon von der Seite ("side-address") besprochen wird. Also aus radialer Richtung.

Es gibt eben Mikrofone, bei denen die Kapsel nach vorne (axial, meistens "Niere") ausgerichtet ist und welche, bei denen sie zu einer Seite (radial, "Niere") oder zu beiden Seiten (radial, "Acht") ausgerichtet ist. Bei den von dir genannten Mikrofonen mit "oben zulaufendem Grill" (z.B. Neumann U87, oder Rode NT-1) ist das natürlich leicht zu erkennen. Das AT2020 ist aber von der Bauform eher an ein dynamisches Mikrofon angelehnt, was schon für Verwirrung sorgen kann. Das Wandlerprinzip (dynamisch oder Kondensator) hat freilich erstmal nichts mit der Besprechungsrichtung zu tun. Dennoch hat sich ein Trend bei der Konstruktion von Studiomikrofonen abgezeichnet: Kondensatormikrofon: Radial (z.B. Neumann U87), dynamische Mikrofone: axial (z.B. Electro Voice RE-20).

Beim AT2020 ist das nicht ganz eindeutig, da es sowohl in axialer, als auch in radialer Richtung "offen" ist. Daher hilft hier nur die Information vom Hersteller.
Oder man probiert es einfach aus. Beide Ansprechrichtungen mal ausprobieren. Wenn das stärkere und klarere Signal ankommt, ist die Richtung korrekt.

Grüße
 
Aber dann wäre es doch eher die Kugelcharakteristik, die es möglich machen würde die Kapsel aus allen Bereichen zu besprechen, oder?
 
Wenn es ein Mikrofon mit Kugelcharakteristik wäre, könnte man es halbwegs (!) ringsum besprechen mit ähnlichem akustischen Resultat. Das funktioniert natürlich nicht in aller Konsequenz - spätestens der Versuch, die Buchse zu besprechen, dürfte aufgrund des Mikrofongehäuses einen deutlichen Einfluss haben.

Das Mikrofon, um das es hier geht, ist aber eine Niere. Damit wird man sehr deutlich merken, wo die Einsprechrichtung ist und wo ihr Gegenüber ist. Steht auch ganz klar im Ausschreibungstext: "An Audio-Technica emblem is on the front of the microphone. Position this side of the microphone toward the sound source."

Die Kapseln werden auch entsprechend der Einsprechrichtung unterschiedlich orientiert im Gehäuse. Ein Mikrofon für seitliches Einsprechen hat die Kapsel auch entsprechend eingebaut, wie hier z.B. beim Neumann TLM103 zu sehen:

http://c1.zzounds.com/media/fit,2018by3200/quality,85/pict0186-d93c1fe8c15545467eef65bc4ef2b093.JPG


Auch beim Wettbewerber MTG sieht man durch die Gaze hindurch die aufrecht stehende Kapsel:

http://microtechgefell.com/images/stories/mikrofone/UM930/UM930.jpg


Ein RE20 als frontal zu besprechendes Mikrofon hat die Kapsel auch entsprechend montiert:

http://1.bp.blogspot.com/_mAHI9mRw8N8/TSmL3kCtwAI/AAAAAAAAAPg/xNVpytc_ZjA/s1600/RE20+inside.jpg

Und - nein - das hat nichts damit zu tun, daß das RE20 ein dynamisches Mikrofon ist. Hier der Beweis:

http://1.bp.blogspot.com/-kxAaoIv0J...DJe2FPJ2Y/s1600/hand-held_condensers_+017.jpg

4 frontal zu besprechende (Solisten)mikrofone, alle 4 sind letztlich Kondensatormikrofone.
 
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Ein Großmembran-Kondensatormikrofon würde ich nicht axial besprechen, da das ab einem bestimmten Pegel zu Verzerrungen führt.

Die Schallwelle "läuft" quasi von einer Kapselseite zur anderen, was sich schlimm anhört. Auch der hohe Klang einer Violine trifft z.B. mehrfach auf einer großen Kapsel auf, so dass man mit einer Kleinmembran oft besser dran ist.

Dazu gibt es einen interessanten Beitrag von Herrn Dr. Wuttke im Net.

Tipp: Schau Dir Videos mit Max Raabe an.
 
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Axialeinsprecher im Großmembran-Kondensatorbereich sind akustisch ein Problem und mechanisch nicht vorteilhaft aufzubauen. Gründe genug, solche Mikrofone normalerweise eher nicht zu bauen. Mir persönlich ist auch nur ein Sonderling bekannt und vertraut, das AKG C-4500B-BC, das als Broadcast-Mike konzipiert zwecks "geringerer Einschränkung des Sichtfeldes" eines Moderators im Vergleich zu seinem Bruder, dem C-4000 (selbes Gehäuse) wohlweislich eine axial einliegende, großmembranige C-Kapsel besitzt. In der Praxis hat sich das alles relativiert, da die größte Sichtfeldeinschränkung durch einen komfortablen und akustisch maximaltransparenten Popscreen entsteht, um den man auch bei diesem Mikrofon nicht ohne weiteres herumkommt.

Ansonsten gilt, was schon korrekt angemerkt wurde:
1. RTFM
2. ein bisschen Grips und gesunde Ohren,,
dann findet man es schon heraus.
 
Mir persönlich ist auch nur ein Sonderling bekannt und vertraut, das AKG C-4500B-BC
Mir noch eins: Rode Broadcaster. Allerdings ist mir bislang keine Installation bekannt, in der dieses Mikrofon on air saube rklingen würde. Die sind alle rotzig verzerrt. Kann aber freilich auch daran liegen, daß in Studios, in denen das Broadcaster benutzt wird, immer fies nachbearbeitet wird. Weitgehend "nackt" habe ich es also nie zu hören bekommen.

Radio SAW hatte im damals neuen Studio erst Gefell M930, die flogen dann zugunsten der Broadcaster raus. Da wäre mal zu fragen, warum. Dort hatte man den direkten Vergleich.

In der Praxis hat sich das alles relativiert, da die größte Sichtfeldeinschränkung durch einen komfortablen und akustisch maximaltransparenten Popscreen entsteht, um den man auch bei diesem Mikrofon nicht ohne weiteres herumkommt.
Deshalb hatte man beim DLF mal in einem Studio den U87-Wald abgeholzt und mit Kapselverlängerung ultraschlank abgehängte Kleinmembrankapseln installiert, nur mit nem kleinen Schirm davor. Finde das Foto gerade nicht, liegt am anderen Wohnort. Sehr elegant1
 
Sieh an, das kannte ich weder namentlich noch "persönlich". Das mag aber auch daran liegen, dass Rode fuer mich nie eine ernsthafte Alternative im Großmembransektor war. Ich hatte einfach zuviel Schlechtes gelesen. Zum Beispiel eben das, auch andere Mikrofone des Herstellers betreffend:
Die sind alle rotzig verzerrt.
Dazu habe ich noch ein fatales Tonbeispiel eines Podcasters in den Ohren, der der Meinung war, sich diesen Elefantenp*iep* (der Name ist ja geschützt, hier handelt es sich um das Rode Procaster) zulegen zu müssen. Das Endergebnis war im wahrsten Sinn des Wortes nur Rotz. Das mag zwar auch wieder daran gelegen haben, dass der Kollege nicht bedachte, dass man einem Dynamiker eigentlich nur die potentesten Verstärker nachschalten kann, sonst entsteht unmittelbar der Zwang zur Nächstbesprechung. Jemand, der großspurige Mikrofone zum Discounterpreis erwirbt, investiert aber garantiert nicht das x-fache des Mikrofonpreises noch in eine gute Vorstufe.
Unsauberkeitsprobleme gab es auch beim NT-1. Ein normales Sprechen ging schon recht gut, aber der u.a. in der freien, dezentralen Hörspielproduktion beliebte Low-Cost-Großmembran-C vertägt weder Trickstimmen noch den Schalldruck eines Cholerikers in bester Stimmung. Da wird verbogen und verzerrt.....

Vor solchen Hintergründen ist das hier dann wirklich interessant:
erst Gefell M930, die flogen dann zugunsten der Broadcaster raus.
So etwas kann man mit Verstand eigentlich gar nicht liefern. Gehörten die Mikrofone einer Bank? Waren sie geleast oder gemietet? Oder mussten mit ihnen andere Rechnungen beglichen werden? Der Ketzer in mir spekuliert.
 
ein fatales Tonbeispiel eines Podcasters
hier handelt es sich um das Rode Procaster
Herrliche Wortspiele kann man damit machen. Der "Podcaster" (Mensch) hätte sich ja nicht nur ein "Procaster" (Mikrofon) kaufen können, sondern auch ein "Podcaster" (Mikrofon).

So etwas kann man mit Verstand eigentlich gar nicht liefern.
Eben deshalb wäre zu erfragen, warum. Erwies sich evtl. der Raum als bei einem den M930 (ohne zuschaltbare Tiefenabsenkung) passenden Sprechabstand ungeeignet? Waren die Moderatoren Frontbesprechung aus geringem Abstand gewohnt und konnten sich nicht gut umstellen?
 
Der "Podcaster" (Mensch) hätte sich ja nicht nur ein "Procaster" (Mikrofon) kaufen können, sondern auch ein "Podcaster" (Mikrofon).
Das Podcaster muss wohl wohl auch eine rotzige Gurke sein, aber die Situation mit dem Procaster ist eben ihrer Fatalität wegen hängen geblieben. Möglicherweise hatte die optische Nähe zum RE-20 den Kollegen damals zum Kauf verleitet. Das weiß ich nicht mehr. Klanglich sind sich die Dinger jedenfalls so nah wie optisch auch.

ohne zuschaltbare Tiefenabsenkung
allgemein halte ich persönlich auch gar nicht für ein grundsätzliches Problem. Ich hatte zwar noch nicht die Ehre, ein M930 selbst besprechen zu dürfen, erdreiste mich aber aus anderer Erfahrung heraus einfach mal zu behaupten, dass die fest verbauten Low-Cuts allesamt ungeeignet sind, ein allzu nah besprochenes Mikrofon auch nur einigermaßen "gerade zu biegen". Dazu ist der Effekt der Aufdickung viel zu komplex und letztlich nur mit extremen Filter und Regelungsmaßnahmen irgendwie zu vertuschen. Das ruft dann wieder Voiceprozessoren mit personalisierten Profilen auf den Plan.

Waren die Moderatoren Frontbesprechung aus geringem Abstand gewohnt und konnten sich nicht gut umstellen?
Interessanter Punkt. Wenn Du lange genug mit einem SM-7B vor der Nase moderiert hast, hast Du definitiv schlechte Manieren. :)

Um mal zum axial besprochenen Großmembran-C zurück zu kommen, den Effekt der Nahbesprechung gleich mit einzukreisen und auf den Popscreen nochmal Bezug zu nehmen:
Für's C-4500B-BC kann ich ja nun wirklich gut sprechen und muss dementsprechend auch heftig lachen, wenn ich irgendwo Studiobilder sehe. Warum? Weil mir bis auf eine einzige Ausnahme nur Bilder begegnet sind, auf denen das Mikrofon den von AKG mitgelieferten blauen Schaumstoff als Windschutz trägt. Da kann ich nur sagen: Wer das macht, muss geteert und gefedert werden! Der ist so fett und so dicht, dass der durchaus gute Schallwandler praktisch in einer schalldichten Röhre steckt. Schlechte Raumakustik ist damit freilich passé, aber die Verstümmelung der Stimme ist so immens, dass jede Scheintransparenz beim Hörer nur mit aggresivster Signalbearbeitung irgendwie regeneriert werden kann.
AKG hat mit diesem Windschutz eine absolute Notlösung mitgeliefert, die sich im Studioeinsatz unbedingt und ohne jede Diskussion verbietet.
Hinzu kommt der falsch abgestimmte "eingebaute Popschutz". Das AKG hat die Kapsel, da sie bei einem Axialeinsprecher nicht ohne weiteres aufgehängt werden kann, in einer feinen dünnen Schaustoffhülle liegend verbaut. Nach hinten, also da wo die Stehwellen dann auftreten, ist sie mit einem "Stiel" aus einem hochelastischen Material verankert. Schön und gut, nur hat man vor die Kapsel nochmals eine dicke fette Scheibe aus dem selben Schaumstoff gesetzt, wohl in der Hoffnung, das schützt vor den Druckwellen der Explosivlaute. Weit gefehlt! Die fette Wand vor der Kapsel - ich habe sie dann entfernt - sorgt für eine unangenehme Beugung des Schalls am Eintritt. Vor Wind schützt das sich, denn die Druckwelle versucht natürlich dahinter trotzdem ihre Fortpflanzung, was aufgrund des geringen Widerstands auch passiert.
Das ist der Grund, weshalb ich eingangs bemerkte, dass die Idee eines Axialeinsprechers mit C-Kapseln hinsichtlich Sichtfeldmaximierung keine schlechte ist, aber sie ist einfach nicht so einfach umsetzbar, weil ohne Popscreen wirds nix. Ich bin auf den Marketing-Gag erstmal hereingefallen, wenn auch sonst das Mikrofon (trotz 4-cm-Stehwelle) und nach Manipulation schon ein recht gutes ist.
 
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