Die Angst der Radiomacher vor dem Vergessenwerden (Hans Hoff, DWDL.de)

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Maschi

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Es ist ja nicht nur bei den "jungen" Sendern zur Plage geworden. Da durch vergrault man auf Dauer die Stammhörer!


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Na ja, die Nummer hat ja zwei Seiten. Ja, das mag den ein oder andern nerven - auch Hans Hoff. Und ich dachte, er hört nur Deutschlandradio ;).

Aber jetzt einmal im Ernst:

Ich würde jeden Kritiker einmal bitten, dass er sich sein Auto genau anschaut und auch innen einmal genau hinschaut. Vorne ein Logo, möglicherweise an der Seite und hinten zumindest das Markenlogo (selbst, wenn man auf die Typ- und Motorenbezeichnung verzichtet). Spätestens wenn ich meinem eigenen Auto Platz nehme, dann werde ich an meine Marke erinnert. Natürlich vergesse ich über Nacht und während der Arbeitszeit, welches Auto ich fahre! Würde man mich dazwischen fragen, welche Vehikel mich durch die Lande schaukelt, hätte ich es glatt vergessen. Selbst wenn ich es starte, leuchtet noch einmal illuminiert auf, dass ich in einem **** sitze!

Natürlich, kein Hersteller hält seinen Kunden für so verblödet, dass er nicht weiß, welches Auto er fährt. Gleiches gilt nahezu für alle Produkte. Entsprechend ist das gesamte Marketing ausgerichtet. Das CI zieht sich durch die gesamte Produktwelt oder das Produkt selbst. Da wird etwas von "Erlebniswelt" u.ä. erzählt.

Und im Radio? Da muss man jingeln bis der Arzt kommt. Das akustische CI ist faktisch das einzige Mittel, insbesondere deshalb, weil nicht Abverkaufszahlen am Ende über Erfolg oder Mißerfolg entscheiden, sondern erinnerungsbasiert abgefragt wird (MA).

..und jetzt soll Herr Hoff mal nicht so tun, als würde er dies nicht wissen ;).
 
wenn gutes Programm gemacht wird, dann kenne ich auch ohne ständiges wiederholen den Sendernamen und nenne die Station auch gerne bei der MA-Erhebung. Blöd nur, dass sich die Popwellen überhaupt nicht mehr unterscheiden. Dann muss man natürlich nach jedem Song NDR 2 ins Ohr trällern, könnte ja auch FFN sein.

Noch ekelerregender ist es allerdings, dass etwa Bayern 3-Moderatoren Claims wie die "besten neuen und meisten aktuellen Hits" in ihrer flachen Moderation einbauen.

Scheiß Berater.
 
Und im Radio? Da muss man jingeln bis der Arzt kommt. Das akustische CI ist faktisch das einzige Mittel, insbesondere deshalb, weil nicht Abverkaufszahlen am Ende über Erfolg oder Mißerfolg entscheiden, sondern erinnerungsbasiert abgefragt wird (MA).
Was für ein Quatsch. Es gab mal Zeiten, da konnte man laufende Programme am Klang erkennen. Damals als es noch keine digitalen Frequenzanzeigen gab am Radio und auch kein RDS. Beim Kurbeln im 49-m-Band auf KW bzw. alternativ auf MW, konnte man am Klang erkennen ob man nun Radio Luxemburg drin hat oder die benachbarte SR1-Europawelle Saar. Gleiches galt auch für die beiden Rias-Programme oder die Anfangsjahre von 104.6 RTL in Berlin. Heute werden solche feinen Klangnuancen dem Hörer nicht mehr "zugemutet", weil man ihn im Großen und Ganzen nur noch als Stimmvieh braucht und nicht mehr als ernstzunehmenden Zuhörer. Alles muss irgendwo gleich fluffig klingen. Der kleinste gemeinsame Nenner ist das gegenseitige Überbieten in akustischer Lautheit. Wie das letztlich in den verschiedensten Empfängergeräten ankommt, interessiert beim Sender niemanden mehr. Eine besonders penetrante Beweisführung dafür sind seit geraumer Zeit leider die Programme des rbb, die in Sachen Klang wirklich furchtbar sind. Das ist hier im Forum auch schon mehrfach behandelt worden.
Und eben weil das alles so ist und weil letztlich alles quasi gleich klingt, muss man auch alle paar Minuten den Sendernamen sagen. Jedenfalls reden sich das die meisten Radiomacher so ein. Ausserdem fällt das letztlich unter den sogenannten Wortanteil. Und das ist dann wiederum gut bei der "Abrechnung", wenn man verkünden kann wieviel Inhalte, sprich Wortanteile, man doch im Programm hat...
 
Und im Radio? Da muss man jingeln bis der Arzt kommt. Das akustische CI ist faktisch das einzige Mittel, insbesondere deshalb, weil nicht Abverkaufszahlen am Ende über Erfolg oder Mißerfolg entscheiden, sondern erinnerungsbasiert abgefragt wird (MA).

Und anstatt sinnvollere Meßmethoden anzuwenden, paßt man das Programm der MA-Erhebung an.

Würden sich die Programme signifikant voneinander unterscheiden, würden sich die Hörer auch freiwillig daran erinnern, was sie hören (schon alleine, um die nächste Sendung nicht zu verpassen) und müßten nicht permanent daran erinnert werden, welches Programm, das zum Vergessen ist, sie gerade eingeschaltet haben.
 
Vorweg: Es heißt nicht, dass ich es gutfinde. Deshalb: Was ist die Alternative? Solange wir in einer MA-Methodik stecken, die erinnerungsbasiert funktioniert, bleiben nicht viele Alternativen.

@Radiokult: Früher war alles besser... Und einfacher. Mag ja sein. Die Zeiten haben sich aber geändert. Mehr Angebote, mehr Wettbewerb... Alles buhlt um die beiden Ohrmuscheln des Hörers um Aufmerksamkeit. Wenn ich inhaltlich nur noch bedingt unterscheidbar bin, dann muss ich dem (blöden) Hörer halt einhämmern, dass ich Radio XY bin, denn am nächsten Tag soll der sich erinnern können, was er gehört hat. Mag ich nicht gut finden, ist aber leide so.

@exhörer: Definiere "sinnvollere Meßmethoden" ;).
 
@exhörer: Definiere "sinnvollere Meßmethoden" ;).

Die Radiowatch, die ermittelt, was zumindest aufgrund ausreichender Lautstärke tatsächlich beim Hörer ankommt, wäre auf jeden Fall eine genauere Meßmethode.

Alternativ böten sich tägliche Messungen an, um zeitlich punktuelle Beeinflussungen (Plakatierung, Gewinnspiele etc.pp) zu erschweren.

Aber klar, kein Sender würde sowas unterstützen, da bei allen alternativen Meßmethoden die Zahlen dramatisch einbrechen würden.
 
Auch bei der Radiowatch gibt es Kritikpunkte. Frag mal die Schweizer Kollegen. "Optimal" ist auch hier anders.

Und es stellt sich die Frage, was eigentlich Zielsetzung ist. Die MA ist ein von allen Beteiligten akzeptiertes Tool: Werbewirtschaft wie Werbeträger sind in der AG.MA einig darüber, dass die MA eine akzeptierte Währung ist.

Unabhängig davon stellt sich die Frage, ob eine Radiowatch etwas am Jingeln ändert. Hör mal in der Schweiz bei NRJ rein ;).
 
Und im Radio? Da muss man jingeln bis der Arzt kommt. Das akustische CI ist faktisch das einzige Mittel, insbesondere deshalb, weil nicht Abverkaufszahlen am Ende über Erfolg oder Mißerfolg entscheiden, sondern erinnerungsbasiert abgefragt wird (MA).

..und jetzt soll Herr Hoff mal nicht so tun, als würde er dies nicht wissen ;).
Im Radio muss man jinglen, bis der Arzt kommt... SAGT WER? Das DUMME ist: ich kann das Gegenteil nicht beweisen, weil diese Unsitte auf mittlerweile jeder Popmusikwelle betrieben wird und ich somit kein "Referenzobjekt" mehr habe. Warum werden Hörer mit diesen Jingles alle 3 Minuten penetriert? Weil sich die Sender inhaltlich und musikalisch überhaupt nicht mehr unterscheiden. Mich würde mal interessieren, was all diese Nasen machen, wenn man ihnen das Gejingle und Geclaime wegnimmt. Hoff hat recht, mit allem was er dazu schreibt. Interessanterweise steht das nicht auf Radioszene, wo sie nur einen Bitterlemmer haben, sondern auf der fernsehaffinen dwdl. Aber auch diese Diskussion wird das Niveau im Radio nicht heben... Der P7S1-Chef musste gehen, weil er seine Zuseher als "ein bißchen fettleibig" und "ein bißchen arm" bezeichnete, was ja an sich richtig ist. Dudelfunker dürfen mich aber für ein bißchen blöd halten, weil ich mir den Namen ihrer Station keine 3 Minuten merken kann??? Es lebe amazon, spotify, deezer & co. und eine hoffentlich baldige flächendeckende Ausbreitung.
 
Die 08/15-Sender halten ihre Hörer für blöd. [...]Die Anderen hören doch die Kultursender.
Die 08/15-Sender (also die mit vielen Hörern) haben für die Kultursender (also die mit keinen Hörern) maximal ein müdes Schulterzucken übrig. Warum sollten sie sich auch dafür interessieren? Die spielen keine Rolle.

Kultursender sind nur gut, um das eigene Ego etwas zu befeuern und sich selbst beweisen zu können, was man für ein toller Typ ist, weil man allerbestens im Bilde ist, was gerade in (hier ein irrelavantes Land deiner Wahl einsetzen) los ist, welches Gift heute in Industrienahrung gefunden wurde und welchen Furz Donald T. gestern gelassen hat. Das ist übrigens auch (mit ganz wenigen Ausnahmen) übler Dudelfunk, nur eben mit Worten.
 
@Radiokult: Früher war alles besser...
Das habe ich damit nicht behauptet!
Ach wirklich? Man muss das erstmal hinbekommen, eine durchgehende Soundausgabe so zu gestalten, dass man sie permanent wiedererkennt, ohne das sie aufdringlich oder penetrant klingt. Das ist bei musikalischen Gemischtwarenläden, wie es beispielsweise Radio Luxemburg einst war, gar nicht so einfach. Einfach machen es sich die Sender von heute, indem sie sich sämtlicher Alleinstellungsmerkmale entledigen und die permanente Sendernennung für das Allheilmittel halten.
Die Zeiten haben sich aber geändert. Mehr Angebote, mehr Wettbewerb...
Ja richtig. Und eben genau deshalb sind das ständige Nennen des Senders und das seit Jahren permanente Ausdünnen der Programminhalte konktraproduktiv und schlichtweg der falsche Weg. Überall in der Wirtschaft sind Unternehmen bestrebt die Vorzüge und Besonderheiten ihres Produktes hervorzuheben und anzupreisen. Ausser beim Radio. Da blasen alle dasselbe und sind kaum unterscheidbar, womit dieses "Argument"
Wenn ich inhaltlich nur noch bedingt unterscheidbar bin, dann muss ich dem (blöden) Hörer halt einhämmern, dass ich Radio XY bin, denn am nächsten Tag soll der sich erinnern können, was er gehört hat.
dann für sich spricht und nicht weiter kommentiert werden muss...
 
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Ähm wenn Hans Hoff um 12 NDR 2 gehört hat, dann haben die bestimmt nicht 12 mal in 15 Minuten ihren Namen gesagt, qwil da läuft der Kurier um 12 und da wird der nur einmal in der ganzen Sendung genannt
 
Hab mir eben mal die gestrige Ausgabe des "Kurier um 12" angehört, genauer die Version im Internet, mit An- und Abmoderation. Ich mag mich verzählt haben, aber in dem 9:40-min.-Audio hab ich zehnmal "NDR2" gehört!
In den letzten knapp 15 Sekunden alleine dreimal!

Analyse:
Anmod Sendung, Jingle, Anmod Experte, Abmod Experte, Anmod Korrespondentin, Abmod Korrespondentin, Anmod Sportreporter, Abmod Sportreporter, Programmhinweis, Abmod Sendung.
Macht zehn Nennungen des Sendernamens.
 
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Wo ist eigentlich der Mehrwert, wenn man beispielsweise einen Reporter [Sendername]-Reporter nennt, wenn oft danach sowieso wieder der Jingle kommt vor der nächsten Musik?
 
der Mehrwert? Nun, VW würde sagen, dass beim Fernsehen während der Tagesschau das Logo der ARD eingeblendet bleibt. Das geht beim Radio nicht, also nennen wir nach jeder Meldung den Sendernamen. Der Hörer soll ja nicht vergessen, wo er die Nachrichten gehört hat. Ich übersetze das mal für VW: der Hörer ist blöd und/oder leidet an Demenz.
 
Unabhängig davon stellt sich die Frage, ob eine Radiowatch etwas am Jingeln ändert. Hör mal in der Schweiz bei NRJ rein ;).

Also mein Eindruck ist, dass zumindest die Programme des SRF weitaus zurückhaltender mit Jingles sind, als hierzulande. Was die privaten machen, interessiert mich nicht, weder hier noch in der Schweiz.
 
Kultursender sind nur gut, um das eigene Ego etwas zu befeuern und sich selbst beweisen zu können, was man für ein toller Typ ist, weil man allerbestens im Bilde ist, was gerade in (hier ein irrelavantes Land deiner Wahl einsetzen) los ist, welches Gift heute in Industrienahrung gefunden wurde und welchen Furz Donald T. gestern gelassen hat. Das ist übrigens auch (mit ganz wenigen Ausnahmen) übler Dudelfunk, nur eben mit Worten.
Da muss ich Dir doch als Hörer "von sowas" heftig widersprechen. Zumindest, wenn es um anständige Programme mit relevanten Inhalten geht.

Wenn auf Bayern 2 einer der letzten Zeitzeugen des Holocaust berichtet, wie die letzten Tage vor der Befreiung 1945 waren, ist das für mich kein "Dudelfunk mit Worten", sondern ein Geschenk, ein sehr schmerzhaftes zwar (es kann vorkommen, dass ich bei sowas vor dem Radio sitze und weinen muss), aber ein sehr wertvolles. Ich fühle dabei eine unmittelbare Verbindung. Letztens bin ich zufällig (wie meist, wenn ich Qualitätsprüfung im Kabelnetz mache) in dieses hier hineingeraten: http://die-quellen-sprechen.de/tl_files/dqs/audiozmp3/Henry_Rotmensch.mp3 - ich werde mir die Serie bei Gelegenheit komplett durchhören oder zumindest erstmal sichern.

Als auf BR Klassik ein Portrait des Jazzmusikers Coco Schumann lief, in der es um die Zeit im KZ Theresienstadt ging, war das ein ähnlich wertvolles Geschenk für mich. Und wenn auf OE1 im Radiokolleg eine Serie über Tiefenökologie kommt, ist das auch wertvoll für mich. Auch Bayern 2 hat sowas schon thematisiert, da arbeitet dann Geseko von Lüpke zu, den ich 2012 auch schon mal auf einem Kanalzug eines Mischpultes anliegen hatte, das ich bediente. Und wenn man in dem inzwischen eingestellten monatlichen Musikmagazin "taktlos" auf BR Klassik erleben durfte, welche Lebendigkeit und Freude die dort zu hörenden Kulturschaffenden mit dem haben, was sie tun, gibt das wenigstens für kurze Zeit etwas Hoffnung, dass es noch nicht komplett vorbei ist mit der Menschheit. Kein Scheiß, geht mir wirklich so.

chor1.jpg


Die Bierkiste!!!

dis2.jpg

((c) https://www.nmz.de/taktlos - im inzwischen aufgegebenen Studio 12 des BR, aus dem auch bis 3/2012 der Zündfunk von diesem steinalten Selbstfahrplatz im Vordergrund kam)

Bei solchen Sendungen hatte auch noch das Personal sichtbar Freude, hier war ja auch noch das erlernte Handwerk gefragt und wertgeschätzt:

taktlos173-4030105.jpg

((c) https://www.nmz.de/taktlos - anlässlich einer "Taktlos"-Sendung in der Hauptregie von Studio 9 beim BR, noch zu "analogen" Zeiten, das Neumannpult ist inzwischen raus)

Auf solchen Programmen muss man auch keine Angst haben, dass die Hörer sich nicht daran erinnern, wie das Programm heißt. Da ist nichts austauschbar mit anderen Programmen.

Wenn es natürlich um diesen Magazinitis-Häppchen-Flächen-"Kultur"funk geht, wo zwischen 3-Minuten-Ausschnitte aus populärer leicht-beschwingter Klassik oder Tracy Chapman dann der fluffige Buchtipp oder die ayurvedische Yogaübung des Tages eingeflochten werden, gebe ich Dir vollumfänglich Recht. Da kann ich keinerlei Authentizität erkennen, es wirkt bemüht, es wirkt inszeniert. Es kommt nicht aus einem tiefen inneren seelischen Bedürfnis. Aber sowas muss man ja nicht anschalten.
 
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Ich habe es inzwischen aufgegeben. Ich sage nun ganz offen: Radio ist tot. Der zuckende Zombie, der uns täglich aus den Lautsprechern anfällt, kann nicht reanimiert werden. Die wenigen lebenden unter den Sendern aus dem Kulturbereich werden mittelfristig auch gebissen und infiziert werden.

Vielleicht werde ich demnächst noch ein kleines Posting mit einer persönlichen Abrechnung vornehmen, viel mehr dürfte nicht mehr kommen. Ich habe die letzten zehn Jahre als Hörer und teilweise auch Macher verfolgt: es war ein einziges Trauerspiel!
 
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