Was habt Ihr anno 1987 im Radio gehört?

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Radio Pumuckl

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Bitte macht folgendes:

1. Nennt Euren damaligen Empfangsstandort
2. Zählt Eure seinerzeitigen Lieblingssender auf (von wichtig bis weniger wichtig absteigend) und nennt
3. deren Frequenzen und

(wenn reproduzierbar)
4. Sendeleistungen
5. Distanz (KM) zu den Sendetürmen
6. Standort der Sendetürme und
(für 4.-6. ist diese Datenbank hilfreich: http://www.myradiobase.de/fmscan/)

7. Euer technisches Empfangsequipment (Antenne)

Ich fange mal an:

Standort des Empfängers: Erkelenz

Radio RPR, 103.5 MHz, 30KW, 90 KM, Ahrweiler
SWF 3, 94.8 MHz, 50KW, 91 KM, Linz (am Rhein)
Radio Luxemburg, 97.0 MHz, 100KW, 119 KM, Hosingen (Luxemburg)
WDR 1, 88.8 MHz, 100KW, 65 KM, Langenberg
Studio Brüssel, 101.4 MHz, 40KW, 59 KM, Genk (Belgien)
Belgischer Rundfunk, 88.5 MHz, 50KW, 78 KM, Liège (Belgien)
AFN 1143 KHz, 1KW, 14 KM, Mönchengladbach
WDR 2, 99.2 MHz, 100KW, 65 KM, Langenberg
SWF 1, 92.4 MHz, 50KW, 91 KM, Linz (am Rhein)
BFBS, 96.5 MHz, 45KW, 65 KM, Langenberg
Radio Veronica, 90.9 MHz, 100KW, 26 KM, Roermond (Niederlande)
DLF, 102.8 MHz, 50KW, 65 KM, Wesel

Technisches Empfangs-Equipment: Hirschmann Zimmerantenne mit 12 DB Verstärker
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich mach's mir mal einfach und verlinke...
https://sites.google.com/site/irnefrisia/home/bandscan-norden-1984-1987

km-Angaben und Sendeleistungen gibt es aber nicht. Vor allem mit den Sendeleistungen wird es sowieso schwierig, auch damals waren die verfügbaren Listen schon teils widersprüchlich.

Lieblingssender UKW:
Hilversum 3
BFBS
FFN (heute bekommt der nichtmals mehr einen Speicherplatz ab)
DR 3

Lieblingssender MW:
Hilversum 3
BBC Radio 1
Seepiraten (weiß gar nicht mehr, was '87 aktuell war... Caroline, MiAmigo, Delmare, Laser, 963, 1562)
AFN
2-0-8 (also: nur nachts, das RTL Tagesprogramm fand ich immer grottig - abgesehen von der süßen Desiree Nosbusch ;) )
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieblingssender UKW:
Hilversum 3
BFBS
DITO - im Ruhrgebiet! Erstere auf 90.9 aus Roermond, die Briten natürlich auf 96.5 aus Langenberg.
Noch heute murmle ich Donnerstags "Donderdag de beste dag" - entgegen jeder Realität - vor mich hin.
Für einen Anruf wegen Richard Astbury habe ich Mitte der Achtziger sogar die BFPO-Nummer herausgesucht (und wurde trotzdem abgewimmelt)...
Auf MW DLF und AFN
 
iro und chapri, bitte verratet noch Eure damaligen Empfangssstandorte und das jeweils verwendete Empfangs-Equipment (Stabantenne, Zimmerantenne, Unterdach- oder Außenantenne, Verstärker).
 
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@Radio Pumuckl: Equipment und Standort sind im verlinkten Bandscan enthalten. ;)
Dazu vielleicht noch erwähnenswert:
Der UK-Empfang war im Bereich >100MHz damals noch sehr häufig möglich.
Und auch der MW-Empfang war an der Küste ganz ausgezeichnet. Gehört wurde meistens auf der MW, Smilde 91.8 kam nicht immer gut rein, daher wurde dann auf MW 675 kHz ausgewichen.
 
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Sorry, hatte da zwar reingeklickt, die Seite aber nur überflogen. Allerdings führt mich die Eingabe des Standortes "Norden-Westgaste" bei Googlemaps in die USA. :confused:
Und Du hast in Ostfriesland Radio Luxemburg auf UKW empfangen? o_O
 
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Ja, sogar häufiger mal. Eher auf der 88.9 als auf der 97.0, aber das war natürlich jeweils von den Bedingungen abhängig. Der Standort nahe der Nordsee (4km) war Tropobedingungen auf jeden Fall sehr förderlich! Auch was UK anging.
 
Na sowas. Für RTL auf UKW musstest Du schon bei uns Klimmzüge machen. Unser örtlicher Rewe Tante Emma-Laden hatte sich für RTL sogar extra eine UKW-Hochleistungsantenne auf das Dach gesetzt und hatte bestimmt den besten RTL-Empfang im Ort.

Bei mir war RTL dank penibel ausgerichteter Zimmerantenne im ersten Stock stabil und sogar weitestgehend rauschfrei. Mein Receiver zeigte die einfallende Senderstärke mit 3 von 5 Leuchtdioden an. Förderlich war sicherlich, dass RTL in den ersten Jahrzehnten und auch 1987 sein UKW-Signal nur in Mono ausstrahlte.
 
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1. Nennt Euren damaligen Empfangsstandort - Damals Schwetzingen (Baden-Württemberg)
2. Zählt Eure seinerzeitigen Lieblingssender auf (von wichtig bis weniger wichtig absteigend) und nennt - Südfunk 3 (SDR 3) - 99,9 MHz, SWF 3 - 98,4 oder 101,1 MHz, HR 3 - 92,7 MHz oder 89,3 MHz, RPR 1 - 103,6
3. deren Frequenzen siehe 2.

(wenn reproduzierbar)
4. Sendeleistungen 100 KW, 80 bzw. 60 KW
5. Distanz (KM) zu den Sendetürmen Heidelberg - 10 KM, Kalmit - 36 KM, Hornisgrinde - 90 KM, Feldberg (Taunus) 95 KM, Hardberg 25 KM
6. Standort der Sendetürme siehe 5.
 
1. Standort des Empfängers: Tannenberg

2. Lieblingssender: DT64 / 100 MHz / 5 km
Berliner Rundfunk / 89,8 MHz / 5 km

3. Empfänger: "RFT Prominent 210" und "RFT KR 450".

Westempfang über UKW war aufgrund der Tallage nicht möglich und die Kurz-, Mittel- und Langwelle habe ich wegen der schlechteren Qualität äußerst selten gehört.
 
Oh schön, ein Weihnachtsspielchen! ;)

Damaliges Alter des Hörers: 13 Jahre

Standort des Empfängers: Gera / Ostthüringen, Tallage, aber an Gemeinschaftsantenne (damals breitbandig, ohne Kanalaufbereitung) mit 20-Meter-Mast auf der Anhöhe über der Stadt.

Lieblingsprogramme 1987 und Standorte / Frequenzen

RIAS 2 / 91,2 MHz / soweit mir bekannt damals 20 kW ERP / Großer Waldstein ("Hof") / 86 km

DT64 / 100,0 MHz / 100 kW ERP / Geyer / 65 km
DT64 / 102,9 MHz / 100 kW ERP / "Leipzig" (Groitsch nahe Pegau in der Elsteraue) / 37 km
DT64 / 101,4 MHz / ??? kW ERP / Brocken / 142 km (manchmal ging der gut, da genau dorthin eine der UKW-Antennen zeigte wegen Torfhaus direkt dahinter)

hr 3 / 89,5 MHz / 100 kW ERP / Hoher Meißner / 158 km (zeitweise eingeschränkte Qualität, nicht stereotauglicher Empfang)

Bayern 3 / 99,4 MHz / 100 kW ERP / Ochsenkopf / 97 km (der Erinnerung nach wesentlich besserer Empfang als heute am gleichen Standort mit gleicher Antenne möglich)

NDR 2 / 92,1 MHz / 100 kW ERP / Torfhaus / 146 km (der Erinnerung nach wesentlich besserer Empfang als heute am gleichen Standort mit gleicher Antenne möglich)


Antenne:

Kopfstelle Hammelburg 1992.jpg
(Zustand 1992, müsste 1987 schon ähnlich gewesen sein)

Der Antennenmast existiert bis heute und ist Kopfstelle des immer noch funktionierenden Ortsteil-Kabelnetzes. Es sind sogar noch die gleichen UKW-Antennen, nur zeigen sie seit Dezember 2015 endlich auf andere Senderstandorte. Hier ein Foto vom November 2016:

Antennenmast Hammelburg Zustand 11-2016.jpg


Empfangsgerät: anfangs ein von meinem Vater umgebauter Röhren-Tuner, den er seit den 60er Jahren besaß. Basis ist das Chassis eines Heli-Empfängers gewesen, das mein Vater der damaligen "West-Mode" entsprechend in Tuner und NF-Verstärker aufteilte und in neu konstruierte Gehäuse setzte. Ich bekam dann in den 80er Jahren den Tuner (mono), das Gerät erhielt dafür nachträglich eine kleine Röhren-NF-Endstufe mit plärrigem Lautsprecher auf der Gehäuserückseite. Die Skala war photographisch in der Größe verändert worden, der Skalentrieb entsprechend angepasst. Damit ging aber nur bis 100 MHz.

umgebauter Heli-Röehrentuner.jpg

Da ich um 1987 schon engültig radio-verrückt war, sammelte ich massenhaft Altpapier und Altglas (konnte man in der DDR in Annahmstellen gegen Geld abgeben), und finanzierte mir so immerhin die Lautsprecher einer künftigen Anlage selbst. Die Anlage kam dann auf abenteuerlichem Wege und mit vermutlich ebenfalls abenteuerlichen Finanzierung im Frühjahr 1987: http://ifatwww.et.uni-magdeburg.de/~madaus/anlagentext/ksc1800t.html . Damit ging dann UKW bis 108 MHz und endlich in Stereo!

Und heute höre ich fast nur noch Bayern 2, aber von Sat (eigene Wohnung in Berlin) bzw. am immer noch existierenden Kabelnetz in meinem Elternhaus (entweder mit dBox 1 / DVB 2000 über DVB-C oder über Studer A764 über UKW, das macht fast noch mehr Freude). UKW ist aber nicht mehr Ochsenkopf, sondern Sat-Umsetzung. Fernempfänge sind sinnlos geworden, die UKW-Anlage bezieht nur noch die ortsüblichen Programme von UKW, setzt sie aber auf andere Frequenzen um. Dazu werden derzeit 29 Sat-UKW-Umsetzungen ergänzt. Insgesamt 44 Programme auf UKW.
 
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Westempfang über UKW war aufgrund der Tallage nicht möglich

Verrückt. Gehe mal davon aus, Du meinst den Ort Tannenberg bei Chemnitz. War doch nur gut 40 KM vom bayerischen Hof entfernt. o_O
Aber ich sag Dir was: Wenn ich mir die heutigen Radioprogramme so anschaue, würde ich im Vergleich, und wenn es die Sender noch gäbe, auch DT64 oder BRF hören. :D
 
und wenn es die Sender noch gäbe, auch DT64 oder BRF hören
Jaaa... wenn die Programme noch so wären wie damals. Nur: "damals" ist vorbei und heute ist Radio so, wie es heute ist. DT64 heißt jetzt partiell Sputnik und partiell Fritz - ich würde beide nicht mehr hören wollen. Den Berliner Rundfunk gibt es ja sogar noch, nur ist der freilich auch nicht mehr das, was er bis Ende 1991 war. Und ist damit für mich in Berlin auch keine Option. Denn auch ich bin nicht mehr der 13-jährige Junge, der Madonna, a-ha, Billy idol oder Falco hören will und bei den RIAS-2-Wunschhits mit dem Finger an der Aufnahmetaste lauerte, sondern jemand, der, wenn er das Radio doch noch mal anschaltet, heute üblicherweise "Wortsendungen" herausgepickt hat oder auch mal bei Klassik hängenbleibt (und ganz selten mal seine "Klassiker" hört, also dann doch Depeche Mode und die anderen, die es bei ihm seit den 80er Jahren ohne "Gesichtsverlust" bis heute überdauert haben).
 
Zu Deinem Beitrag wollte ich auch noch schreiben, aber dann habe ich das Abendessen vorgezogen.

Nun zu Dir: Erst einmal gefallen mir die Fotos mit den Antennen. Ich bin immer ganz begeistert, wenn ich hier bei uns diese Dinos erblicke; die meisten Leute haben sie inzwischen vom Dach genommen. Aber eine Frage: Ab wann tolerierten die DDR-Verantwortlichen diese deutlich erkennbar auf Westfunk ausgerichteten Antennen? Alles was ich als Jugendlicher im äußersten Westen der Republik von der DDR radiomäßig mitbekam, war "Stimme der DDR", auf MW oder LW, genauer erinnere ich mich nicht mehr.

Und Du hast kaum / kein Verlangen nach Musik mehr? Über Deine Satellitenanlage solltest Du doch für Dich adäquate Sender finden. Im Zweifelsfall nimm ne 90er Schüssel und erweitere Dein LNB um LNB für 28.2° (UK), 23.5° (diverse) und Hot Bird 13° (diverse). OK, 28.2° könnte bei der Ausleuchtzone der UK-Transponder in Berlin ein Problem werden, aber mindestens ein LNB für Hot Bird würde ich ergänzen...
 
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Diese UKW-Monster-Antennen stammen aus einer Zeit, in der man nur bis 100 MHz, maximal bis 104 MHz optimierte. Und so verhalten sich diese Monsterantennen auch. Die DDR-Version der 14-Element-Antenne (wohl aus dem Antennenwerk Bad Blankenburg) ist da nicht wirklich anders als eine West-Stolle US14. Letztere hat Peter Körner mal durchgerechnet, das sieht oberhalb 104 MHz arg betrüblich aus, da kippt dann auch noch die Richtwirkung, bei 108 MHz ist die Antenne von hinten empfindlicher als von vorne. Man kann das aber mit heutigen Methoden bis ins Letzte simulieren und auch diese Monster begradigen, indem man die Elemente von vorn her stufenweise kürzt: http://www.dxradio.cz/jidxc/antenne_de.htm (oben, beim Vergleichen der Gewinnverläufe bitte die unterschiedliche Achsenskalierung beachten!). Die Rückdämpfung steigt immerhin auf 15 bis 25 dB, ist aber sehr frequenzanbhängig. Diesen Mangel, die Baugröße und die fiese Windlast tauscht man sehr gerne gegen 2-3 dB weniger Gewinn ein, wenn man dafür einen weitgehend glatten Gewinnverlauf und eine durchgehend hohe Rückdämpfung bekommt. Dazu später mehr.

Die DDR-Antennen, die an meinem Heimatort noch auf der Kopfstelle im Einsatz sind, zeigen auch klar den Abfall bei hohen Frequenzen. Hier ein Scan Richtung Südost, die Antenne ist nach Ronneburg ("Rückersdorf / Schreinar") gerichtet (MDR Thüringen, Jump, Kultur, Antenne Thüringen, Landeswelle Thüringen). Unter einem Fehlwinkel von 8° kommt Geyer mit rein, der hohe, in diese Richtung super exponierte Standort, den @Hendrik bereits erwähnte (DT64 / 100 MHz). Inzwischen laufen von Geyer 6 formal gleichstarke Frequenzen, die schon zu DDR-Zeiten (wofür?) koordinierte 105,4 MHz kam dann irgendwann in den 90er Jahren für das heutige RTL Sachsen dazu. Eine Antenne mit linearem Gewinnverlauf sollte also alle Frequenzen mit gleicher Signalstärke einfangen. Die DDR-14er tut es nicht:

UKW-Südantenne mit Gewinnverlauf.png

Alle grün benannten Frequenzen sind 100 kW ERP. Der Gewinnverlauf der Antenne ist gut zu sehen. Oberhalb 105,4 MHz würde es noch übler werden.

Die "Nordantenne" (auf Wiederau gerichtet) hat auf der 106,9 MHz (das dortige Pendant zur 105,4 MHz von Geyer) satte 12 dB Verlust gegenüber den Empfängen der anderen 100-kW-Frequenzen unter 105 MHz.

UKW-Nordantenne mit Gewinnverlauf.png

Was im Jahre 1987 kaum ein Problem war, ist heute übel. Richtet man am Standort der Kopfstelle bei meinen Eltern ein UKW-Monster Richtung Torfhaus (NDR), so wie man es 1987 natürlich tat, hat man von hinten voll den in den 90er Jahren neu entstandenen Standort Ronneburg drin. Ich habe an der Antennenableitung im Herbst 2015 gemessen:

Torfhaus 92,1 (NDR 2) / 100 kW / 146 km / optimal ausgerichtet: 56 dBµV
Brocken 97,4 (DLF Kultur) / 100 kW / 142 km / optimal ausgerichtet: 57 dBµV
Ronneburg 102,5 (Antenne Thüringen) 30 KW / 15 km / Empfang rückwärtig: 93 dBµV
Ronneburg 103,9 (MDR Kultur) 19 KW / 15 km / Empfang rückwärtig: 91 dBµV

Das macht keinen Spaß, so kann man UKW-Kabelumsetzer kaum anständig betreiben. Mehr als etwa 105 dBµV wollen unsere Umsetzer nicht (sie haben satt dämpfende Richtkoppler drin, deshalb überhaupt so viel Pegel), also kann man das Signal nicht wirklich weiter verstärken, weil die Ortssender von hinten so reinknallen. Damit leidet das S/N bei den Fernempfängen (Torfhaus), weil deren Signalstärke zu niedrig ist. Ich habe deshalb 2015 die Antennen auf nahe Standorte drehen lassen und hole die "Fernempfänge" seitdem via DVB-S -> UKW-Umsetzung.

Ideal wären moderne, vollständig optimierte Antennen, und zwar z.B. diese: http://ham-radio.com/k6sti/korn92.htm - wenn man die mechanisch stabil genug für eine Kopfstelle baut, hat man wirklich das Optimum aus UKW rausgeholt. Sowas wäre in den späten 80er Jahren der Traum für so manche Ossis gewesen: DDR-Sender, so sie von hinten kommen, mit 25-30 dB ausblenden und dafür auch über 100 MHz volle Empfindlichkeit für Antenne Bayern, FFN und Konsorten. ;) In Grenznähe zu Polen und Tschechien wäre sowas heute noch angemessen, seitdem dort auch im CCIR-Band gesendet wird.

Ich muss aber anhand alter Aufnahmen immer wieder staunen, wie sauber wir damals an dieser Anlage RIAS und BR (immerhin knapp 100 km) bekamen. Da ist keine Verklärung dabei, die Sauberkeit ist auch heute noch in Kassettenaufnahmen zu hören, wenn gutes Bandmaterial und ggf. auch Dolby (oder DDR-Nachbau) verwendet wurde.

Aber eine Frage: Ab wann tolerierten die DDR-Verantwortlichen diese deutlich erkennbar auf Westfunk ausgerichteten Antennen?
Das ging in den frühen 70er Jahren los mit der Entspannung. Ab Ende der 70er Jahre entstanden dann ganz offiziell die "Gemeinschaftsantennen", vorrangig natürlich deklariert zum besseren Empfang von DDR 1 (TV) und oft überhaupt erst mal DDR 2 (TV). Gerne wurde auch noch das Argument "die einzelnen Hausantennen können abgebaut werden, volkswirtschaftlich wichtiges Material wird eingespart" ins Feld geführt und die Tatsache verschwiegen, dass man stattdessen kilometerweise Kupferkabel verbuddeln muß (was auch erstmal aufgetrieben werden muss, zudem lag das Kabelwerk Vacha noch im Grenzgebiet zu Westdeutschland und einfach so mal dorthinfahren scheiterte am fehlenden Passierschein).

Hier Seite 1 des Statutes der Antennengemeinschaft:

Statut Antennengemeinschaft - Seite 1.jpg

und hier die Schlussbestimmungen mit dem wichtigen Absatz 7.2.:

Statut Antennengemeinschaft - Schlussbestimmungen.jpg

Dieses Gesetz hatte es in sich und war nach dem 2. Weltkrieg in seinem Grundanliegen aus meiner heutigen Sicht durchaus folgerichtig und zwingend. Die Tatbestände waren natürlich beliebig dehnbar, letztlich wäre da alles als Verstoß denkbar gewesen. In frühen DDR-Zeiten reichten da teils lächerliche Dinge, aber um 1980 hatte sich das weitgehend entspannt, wenn nicht irgendein regionaler Parteikarrierist "positiv" auf sich aufmerksam machen wollte.

1983 jedenfalls war es offenbar kein Problem, auf die Westkanäle sogar schriftlich hinzuweisen:

Informationsblatt zur Betriebsaufnahme.jpg

In den 80er Jahren wurde es dann teils skurril: so eskortierte die Volkspolizei der DDR einen Schwerlasttransport mit zwei 5-Meter-Parabolspiegeln für den terr. Empfang des ZDF (!), der in der Kabelanlage Burgstädt zum Einsatz kommen sollte. Diese und weitere Köstlichkeiten bitte direkt dort abbeißen: http://www.gag-burgstaedt.de/history.htm - die Burgstädter haben meines Wissens nach bis heute die 14-Element-UKW-Antennen im Einsatz und holen sich dort nach eigener Aussage problemlos 89,0RTL vom Brocken. Hätte ich nie erwartet, dass das da einspeisewürdig geht.

Auffällig wird natürlich bei manchen Schilderungen, die man aus dieser Zeit im Netz findet, auch der abgrundtiefe Hass auf die DDR, der sich heute in den gleichen Landesteilen in abgrundtiefen Hass auf das einst so sehnlich gewünschte "Westsystem" gewandelt hat, nachdem auch die letzten erkennen mussten, dass ein Leben wie im West-Werbefernsehen der 1980er Jahre in real bei fast niemandem existiert, auch in Westdeutschland nicht. Und das überschattet zumindest für mich dann die Freude an den einstigen technischen und organisatorischen Köstlichkeiten sehr.

Und Du hast kaum / kein Verlangen nach Musik mehr? Über Deine Satellitenanlage solltest Du doch für Dich adäquate Sender finden. Im Zweifelsfall nimm ne 90er Schüssel und erweitere Dein LNB um LNB für 28.2° (UK), 23.5° (diverse) und Hot Bird 13° (diverse).
Ich habe seit 2002 eine 85er auf dem Balkon. Und seit meinem Umzug 2005 da dran 4 LNBs: 19,2 / 23,5 / 13 / 4,8. Astra 28,2 ist uninteressant seit dem UK-Spotbeam, der geht im Osten nicht. Aber das ist gar nicht das Thema. Es hat in den vergangenen 5 Jahren massive Veränderungen in meinem Leben gegeben, die es mit sich brachten, dass ich mich absolut nicht mehr bedudeln lassen will. Das betrifft auch meine eigene CD-Sammlung (nie gezählt, dürften etwa 1000 sein). Ich nutze letztlich fast nur noch ARD-Kulturwellen und das auch nur zu ausgesuchten Sendungen (oder zu Zufallsfunden, wenn ich mal bei meinen Eltern bin und Qualitätprüfung im Kabelnetz mache, da bleibe ich dann oft bei Bayern 2 hängen). Es kommt in Summe weitaus mehr für meinen Geschmack, als ich überhaupt zeitlich anhören könnte.

Am besten geht es mir an meinem "Fluchtort" in den Schweizer Bergen, da habe ich dann auch mal 1-2 Monate am Stück weder Radio noch TV und vermisse nichts, da ich dafür andere Dinge habe, die mir viel mehr bedeuten. Ich hätte in der Schweiz evtl. die Chance gehabt, Sendetechniker bei einem regional sehr verankerten und durchaus hochwertigen Privatradio zu werden, habe dann aber doch von einer Bewerbung Abstand genommen, weil es "nur" Popradio ist. Es mag bitte Technik-Hobby bleiben, taugt aber nicht als Lebensinhalt. Dass ich mich um die Kabelanlage an meinem Heimatort kümmere, hat zwei Gründe: "attraktive Anlage = vergleichsweise gute Überlebenschancen der Anlage = meine Eltern müssen nichts umbauen" und "ich hatte die Chance, bei der UKW-Neuplanung ein hochwertiges Kulturradioangebot zu schaffen, vielleicht hilft es ja, paar neue Hörer anzufüttern".
 
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Empfangsort: Südöstliches Oberbayern (Chiemsee-Nähe), Empfänger: AKAI AA-R1 Receiver, Wurfantenne, bzw. später Doppel-Teleskopantenne

1. Südtirol 1 104,05 MHz, Sender Schwarzenstein, je nach Quelle bis zu 400kW, 120km(?)
2. Bayern 3 98,5 MHz, Sender Wendelstein, 100kW, 40km (Hauptsächlich wegen der Hitparade "Schlager der Woche", sonst wenig)
3. Radio Gong 2000, 96,3 MHz, München, 0,3kW, 70km (leider nur schwach in Mono)
4. AFN Augsburg, 100,0 MHz, Augsburg 15kW, 140km (nur bei Überreichweiten)
 
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Verrückt. Gehe mal davon aus, Du meinst den Ort Tannenberg bei Chemnitz. War doch nur gut 40 KM vom bayerischen Hof entfernt. o_O
Ja genau, Tannenberg in der Nähe von Chemnitz ist es, aber bis Hof sind es doch ca. 80 km Luftlinie. Es ist hier doch ziemlich gebirgig und wenn man im Tal bzw. im Funkschatten eines Hügels wohnte, dann hatte man mit einer normalen Zimmerantenne keine Chance. Auch beim Fernsehen war das nicht anders. Mein Vater hatte Anfang der achziger Jahre eine Ochsenkopfantenne aufs Dach gebaut, aber auch da war der Empfang so schwach, dass man nur erahnen konnte, was da gerade über den Bildschirm flimmerte.
 
Und zu einer Antennengemeinschaft hat es zu DDR-Zeiten nicht gereicht? Zugegeben: es wäre sauschwierig geworden, am Fuße des Geyer-Senders was reißen zu können. Der Sender steht ja wohl westlich, leicht nordwestlich von Tannenberg (Azimut 288° aus der Ortsmitte). Ochsenkopf wäre 232°, also 56° verdreht - da wäre selbst mit einer Antenne vom Schlage Körner 9.2 (wenn man sie gehabt hätte) nur ca. 10 dB "Rück"dämpfung drin gewesen. Man hätte eine Antennenzeile aufbauen müssen, um die Keule schmaler zu bekommen - in der DDR wäre man sich dazu nicht zu schade gewesen.

Anständige Geländeprofile gibt es hier http://geo.ebp.ch/gelaendeprofil/ - demnach wäre der Ochsenkopf auch ungünstig abgeschattet. Mit vielleicht 2-3 km Kabel und einem Antennenstandort südwestlich des Ortes wäre man noch auf 670 m Antennenhöhe gekommen, aber immer noch ungünstig gelegen. Immerhin waren die Ochsenkopf-UKW-Frequenzen damals schön frei.
 
@Radiowaves

Eine Antennengemeinschaft gab es auch und der Empfang war sogar sehr gut, nur waren wir aus irgendwelchen dörflichen Querelen nicht mit dabei. Aus heutiger Sicht bin ich ganz froh darüber.
 
Ich muss aber anhand alter Aufnahmen immer wieder staunen, wie sauber wir damals an dieser Anlage RIAS und BR (immerhin knapp 100 km) bekamen. Da ist keine Verklärung dabei, die Sauberkeit ist auch heute noch in Kassettenaufnahmen zu hören, wenn gutes Bandmaterial und ggf. auch Dolby (oder DDR-Nachbau) verwendet wurde.
Hier ein Beispiel, das ich gerade greifbar habe. Aufgenommen über die 91,2 Waldstein in Gera, also 86 km Abstand und wohl 20 kW (zumindest offiziell *). Bandmaterial war TDK SA-X 90 (5er Pack zur Jugendweihe bekommen von einer West-Freundin meiner Mutter), die DDR-Anlage war darauf nicht eingemessen und machte massiv Höhen. Ein Dolby gab es nicht und der Recorder hatte eine recht derbe Automatikaussteuerung. Ein Teil des Rauschens dieser Aufnahme ist Bandrauschen, ein anderer Teil UKW-Rauschen. Letzteres dürfte hier sogar mal etwas stärker sein, es schwankte phasenweise, aber nicht wetterbedingt (zumindest nicht auf dem Ausbreitungsweg der Funkwellen), sondern höchstens temperaturbedingt (Dämpfung der Kabel) sowie schwankungsbedingt durch die Linienverstärker und Hausanschlussverstärker. Kurz: ich hatte nicht immer optimalen Pegel am Tuner.

Ich war von Gregor Rottschalks Abschied überrascht und fand nur ein Stück Band am Ende einer Kassette. Deshalb klingt es etwas nach "pickligem" Band und leider reichte der Platz nicht für die vollständige Aufnahme, das Vorspannband wagte sich etwas zu zeitig raus. Sowas konnte einem den Tag nachhaltig versauen...

Man beachte auch den trotz Popwelle noch recht dynamischen und klaren, unverzerrten Sound, den man selbst hinter der Automatikaussteuerung des Recorders noch hören kann. Da gab es das heutige kaputt-Processing noch nicht.

Man beachte auch die auffällige Kerbe bei exakt 10 kHz im Signal. Was war da los? Ein Artefakt der Übertragungsstrecke? Lief RIAS-UKW auch über Postleitungen der DDR (!) oder hatte man dann eine andere Zuführung?

*)
Zu den Sendeleistungen von in die DDR einstrahlenden Westprogrammen kursieren immer wieder (auch heute noch) die wildesten Gerüchte. Das bizarrste, das ich zu hören bekam, war sinngemäß "nahe des Senders Ochsenkopf waren Bäume im Wald braun geworden durch die hohe Strahlung, soviel Leistung ging da raus, kannst du im Internet nachlesen". Dabei wird vergessen, dass eine Leistungsverdoppelung gerade mal 3 dB mehr Signalpegel an der Antenne macht. Also z.B. 200 kW ERP statt 100 kW bringen gerade mal was, was am Randbereich der Empfangbarkeit auffällig wird.. Und das muss man erstmal inbekommen (Sender, Filter, Weiche, Kabel, Antenne). Und die Netz-Fundstelle fand ich nicht. Aber die 20 kW RIAS 2 waren doch schon sehr üppig, bis Leipzig konnte man das empfangen - und dort auf die 94,3 Berlin umschalten.
 

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  • Gregor Rottschalk - RIAS 2 - Berlincharts - letzte.mp3
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Weil die Ostsender und auch das Land abgeschaltet wurden und irgendwelchen Dudelsendern, bspw. "Radio PSR" und "MDR Live", Platz machen mussten. Bis auf den DLF ist ja nicht mehr viel Hörbares geblieben. Im Nachhinein betrachtet lieferten die DDR-Hörfunkprogramme, meiner bescheidenen Meinung nach, schon ein sehr hochwertiges Programm. Beispielsweise "Helgas Top-Musike", "7-10 in Spree-Athen" vom Berliner Rundfunk oder die Sendung "Pop-Cafè" auf DT64.
 
Aber gerade da waren Kabelanlagen, zumindest so sie gut gepflegt und mit Bedacht zusammengestelltes Programmangebot hatten, ja noch eine Alternative. Man hätte in Nord- und Mittelsachsen bis 1997 z.B. noch ORB Radio Brandenburg mit damals sehr vielen ex DT64-Leuten einspeisen können, auch an Orten, an denen es im Individualempfang nur noch schlecht oder gar nicht mehr möglich war. Man könnte heute von Satellit RBB Radio Eins mit immer noch mehreren ehemaligen DT64-Musikleuten (Olaf Zimmermann - Electronics, Holger Luckas, Jürgen König) auf UKW umsetzen. Man könnte auf dem gleichen Wege problemlos Bayern 2 holen, das aus meiner Sicht insgesamt hochwertigste ARD-Radioprogramm - teils mit Sendungen, die es bereits 1987 gab (Zündfunk!). Ebenfalls wären SWR 2 oder auch z.B. OE1 möglich, auch mit sehr hochwertigem Wortprogramm. Mit einer handvoll solcher Programme ist auch jenseits von Klassik so viel tolles Programm möglich, dass man es gar nicht mehr schafft, alles Gute auch selbst zu hören.

Ich schrieb ja weiter oben
Dass ich mich um die Kabelanlage an meinem Heimatort kümmere, hat zwei Gründe: "attraktive Anlage = vergleichsweise gute Überlebenschancen der Anlage = meine Eltern müssen nichts umbauen" und "ich hatte die Chance, bei der UKW-Neuplanung ein hochwertiges Kulturradioangebot zu schaffen, vielleicht hilft es ja, paar neue Hörer anzufüttern".
Mit meiner Belegung habe ich genau das versucht: etwas mehr als nur den DLF an anhörbaren Programmen ins Netz zu bringen:



Da ist genug für die Freunde anspruchsvollen künstlerischen oder politischen Worts, nicht-Hitparaden-Popmusik unterschiedlichster Richtungen und unterschiedlichsten Alters, Jazz, unterschiedlichster Formen "ernster" Klassik, Schlager unterschiedlichster Richtung und "Darreichungsform", Kinderprogramm etc. vorhanden und dennoch sind noch je nach Zählweise ca. 18 Mainstream-Programme dabei. Habe mir nicht nur Freunde damit gemacht, auch wenn angesichts der Gesamtzahl an Programmen eigentlich keine grundlegenden Klagen geführt werden dürften und zusätzlich das volle Angebot über DVB-C greifbar ist.

Aber im ländlichen Raum hat man ja heute i.d.R. Satellit und wenn man für sich den technischen Aufwand des Radiohörens via Satellit befriedigend geklärt hat (und das ist möglich!), dann steht einem das alles und noch mehr natürlich auch ohne Kabelnetz zur Verfügung.
 
Aber eine Frage: Ab wann tolerierten die DDR-Verantwortlichen diese deutlich erkennbar auf Westfunk ausgerichteten Antennen?
>>Daß ausgerechnet Erich Honecker mit seinem Satz, jeder könne die westlichen Sender „nach Belieben ein- oder ausschalten“, anscheinend deren Empfang legalisiert hatte, muß für die Funktionäre ein Schock gewesen sein. Immerhin war dies der einzige Punkt seiner langen Rede auf der 9. Tagung des SED-Zentralkomitees Ende Mai 1973, der in der DDR-Bevölkerung wirklich Aufsehen erregte und zum Tagesgespräch wurde.<< So stand es 1975 in der Zeit, Quelle: http://www.zeit.de/1975/22/gefangene-der-eigenen-ideologie/seite-2
Im Neuen Deutschland wurde seinerzeit die komplette Rede Hockers abgedruckt. Allerdings ist deren Online-Archiv schon seit geraumer Zeit nicht mehr frei zugänglich.
 
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