Die Chance auf "leise" Webcaster?

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Gleich vorab: Nein, das ist kein Neuaufguss des Threads "Gute Internetradiosender".
Und: Das soll nicht zu einem Werbefeldzug ausarten. Aber auch nicht zu einer Hexenjagd.

Resümee zu Beginn: Webcaster werden aus eigenem Antrieb - also: freiwillig - nicht bereit sein, einen vergleichsweise leisen Stream anzubieten. Dass es gar zur Einhaltung der EBU R128 kommt, glaube ich zum derzeitigen Zeitpunkt nicht.

Zum Thema:
Ich habe im privaten Stream, also nur für mich im heimischen LAN, mal mit einer Sendung von -23 LUFS (ITU BS.1770 integrated) experimentiert - und fand das Ergebnis äußerst angenehm und überhaupt nicht zu leise. Ich könnte mich damit bestens anfreunden.
Nun ist es in Zeiten der vom loudness war verdorbenen Ohren eher unwahrscheinlich, bei den Hörern damit sofort offene Türen einzurennen.
Andererseits wurde in diesen Foren ja öfter gesagt, das Radio hätte durch den miesen Sound die Hörgewohnheiten ja erst verdorben. Ginge das denn nicht auch andersrum, auch wenn das ungleich schwerer wäre?

Also habe ich mal durchs Netz gezappt, auf der Suche nach Internetradios, die wenigstens -14 LUFS (ITU BS.1770 integrated) nicht überschreiten. In meinen Ohren schon ein recht hoher Wert.
Nun, es gibt sie, ja, aber sie scheinen immer noch in der Minderheit zu sein. Auch der Hörgenuss ist immer noch nicht so der Knaller.

Schränken wir den Bereich auf max. -16 LUFS ein, wird es schon enger. Und geht man noch weiter runter ... in meiner Stichprobe fand ich nur eine einzige Automation, die sich auf -18 LUFS integrated eingependelt hat.

Hier jetzt der Aufruf:
Wer kennt Webcaster, die schon heute ihren Stream im Bereich zwischen -23 und -18 LUFS anbieten? Ganz freiwillig, ohne Zwang, einfach nur zum Wohlklang im Sinne des Hörers?

Ich denke, dass die Forenleitung keine Einwände hat, diese Sender zu benennen. Schließlich lässt sich das ja objektiv nachprüfen - und wer das missbräuchlich nutzt, bekommt ebenso objektiv eins auf den Deckel.

Andererseits aber, und das finde ich wirklich sinnhaft, sollten Webcaster mit entsprechend vernünftig ausgepegelten Streams hier aufgelistet werden dürfen.
Vorbilder, bitte einen Schritt vortreten!
 
Nein, ich trete nicht vor, gebe nur folgendes zu bedenken: Bist Du sicher, daß es bei den von Dir genannten leidlich guten – also hinreichend leisen – Beispielen um Darbietungen
aus eigenem Antrieb - also: freiwillig -
handelt, oder kommt da nicht vielmehr ein technischer Defekt oder Unvermögen, den Stream „richtig“ (also „richtig fett“) auszusteuern in Frage?
 
Nein, da bin ich mir natürlich nicht sicher - aber das ist auch gar nicht das Ziel.
Die Lautheit eines Streams kann man objektiv messen und vergleichen; die Motivation dahinter sicher nicht.

Die von Dir gestellte Frage wird erst dann spannend, wenn der Betreiber mit entsprechenden Attributen wirbt: Lauter, leisester, qualitativ hochwertigster, fettester, geilster, klangvollster ... Sound im Netz. Aber selbst dann kann es immer noch zu Missverständnissen kommen zwischen dem Sende- und Geltungsbedürfnis des Streamanbieters und dem Wohlklang-Empfinden des Hörers.
Wann ist eine Kompression gut und wann nicht, möchte ich expandiertes Material hören und wie viel Übersteuerung im Mikrofonkanal ertrage ich gerade noch, weil die Authentizität zwar geil ist, der Klang aber grottig (gerade gestern gehört)?

Von daher ist mir zunächst mal egal, ob ein Betreiber aus Versehen angenehm leise sendet oder ob er seine Lautheit entweder vorsätzlich oder aus Dummheit vor die akustische Wand setzt: Fakt ist, er macht es.
Warum auch immer.
 
[OT]Ich kann zwar nix weiter zum Thread beitragen, habe aber ein nettes Bildchen passend zum Threadtitel...
Quelle: unbekannt über Facebook[/OT]
 

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Witzig, Mann.
Quelle: unbekannt über Facebook
Das glaube ich Dir gerne. Die Google Bildersuche wirft mindestens 172 identische Bilder von verschiedenen Seiten mit meist gleichen Hashtags aus (es dürften vermutlich noch deutlich mehr sein).

Aber mal was zum Thema:
Ich habe zwischenzeitlich die Webstreams verschiedener UKW-Sender in meine Liste aufgenommen und jeweils eine Stunde moderiertes Programm mit dem Orban Loudness Meter 2.9.6 (OLM) analysiert. Bemerkenswert dabei: Der Loudness Range (LRA) bewegt sich stets zwischen 2,2 und 2,5 - nicht gerade sehr dynamisch.
Perfekt zum durch- und weghören. :rolleyes:
  • Bisheriger Sieger ist Bayern 3 mit -18,9 LUFS (ITU BS.1770).
  • hr1 geht mit -16,4 LUFS durch den Player.
  • Es folgt hr3 mit -14,2 LUFS.
  • Vorläufiger Verlierer im loudness war der Webstreams der terrestrischen Sender sind die Hörer von FFH mit -10,4 LUFS. Ich habe aktuell nur drei noch lautere Webradios in der Statistik. :eek:
 
Chance auf leise Webcaster ? Ich denke, das wird problematisch. Habe gerade ein Webradio entdeckt, welches bisher in Sachen Lautstärke, Übersteuerung und fürchterlichen (Hohl)Sound alles toppt, was ich bisher gehört habe. Die Höhen sind dermassen aufgerissen, dass sich jedes Lied gleich anhört und man zusätzlich durch ein durchgehendes tsch, tsch tsch genervt wird (bedingt durch die agressive Höhenanhebung), so dass man nach zwei Liedern freiwilig abschaltet.
@Studio Rebstock: Wäre für mich interessant, was deine Analyse zu dieser "Streamqualität" ergibt. Bin sicher, dass wird auch deinen Erfahrungshorizont erweitern ... Link zum Stream: https://bit.ly/2AkMX5L

Die einzigen Webradios - meines Wissens - welche nach R128 arbeiten / können, ist die Cloud Version von SAM BC. Habe ein Probeabo Anfang des Jahres genutzt um die Cloud zu testen. Ergebnis Sound: Grottenschlechte Dynamik und viel zu leise Musik bei -18 LUFS. Das liegt aber auch daran, dass das hochgeladene Musikmaterial ins AAC Format gewandelt wird. Wenn man das dann als mp3 streamt: Das ist so dünn, will keiner hören. Der Betreiber der Cloud Version bietet inzwischen auch schon an, dass Ausgangssignal im Pegel anzuheben, womit das Thema leise Webcaster auch hier wieder erledigt ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo @Tranceminister,

Du irritierst mich gerade. Hilf mir doch bitte mal bei der korrekten Einordnung.
Ergebnis Sound: Grottenschlechte Dynamik und viel zu leise Musik bei -18 LUFS.
Ähm... wenn -18 LUFS sich für Dich schon "viel zu leise" anhört, dann solltest Du Dir vor Augen (und Ohren) halten, dass die R128 ja für -23 ±1 LUFS nach ITU BS.1770 integrated bei max. -1 dBFS (TP) steht = noch leiser als von Dir kritisiert.

Was ist eigentlich Dein erklärtes Ziel?
Die einzigen Webradios - meines Wissens - welche nach R128 arbeiten / können (...)
Nein, das sehe ich deutlich anders. Derzeit läuft bei mir intern (LAN) eine Rotation via mAirList, die ich regelmäßig aufzeichne und analysieren lasse. Erreicht praktisch immer die -23 LUFS bei guter Dynamik (LRA im Orban Loudness Meter zwischen 5,5 und 6). Und dabei spielt es keine Rolle, ob ich das Material mit mp3 @192 oder OPUS @128 encodiere (sorry, ist im Alltagsbetrieb aber wirklich so).
Ausgangsmaterial im Musikarchiv ist FLAC. :cool:

Um das zu erreichen, musste ich gar nicht viel mit DSP rumwerkeln. Ich habe das Material mit ReplayGain analysieren lassen und getagged. Da kamen im Rohzustand tatsächlich -17,9 LUFS bei raus - also fast ebenso "viel zu leise" wie im ersten Zitat.
Dann habe ich softwareseitig einfach eine negative Verstärkung von -5 eingestellt, sonst nichts. Fertig.

Die These, dass kein Radio das machen kann, halte ich für nicht richtig. Spendier' mir einer einen Server, mAirList Professional @Server, GEMA & GVL, und ich trete den öffentlichen Beweis an (wehe ihr kommt mir jetzt mit irgendwelchen komischen Streamingdiensten! :mad:).
Leise(re)s Webcasting geht, und es kann dabei auch noch gut klingen.
Wäre für mich interessant, was deine Analyse zu dieser "Streamqualität" ergibt.
Nach ca. 45 Minuten Orban Loudness Meter long-term: -6,9 LUFS (ITU BS.1770) bei ständigem hochgerechnetem Clipping im True Peak. Der Loudness Range beträgt sensationelle 1,9.
Anders ausgedrückt: Da wurde ein Brikett an die Wand genagelt, oder besser: geworfen.
Ein Screenshot aus Audacity ist angehängt (Übersteuerungsanzeige abgeschaltet, sonst würde man nur rot sehen).

Mitschnitt 20181021 195920 ohne.jpg
 
Sage ich seit Jahren … Man sollte ein »-18 LUFS-Radio«-Gütesiegel einführen … ;)

Kämpfe grad wieder mit einem »Radio«-Betreiber, der die Devise »laut ist GUT« vertritt (und selbst völlig übersteuerte und clippende Sendungen abliefert). Zum Glück sind seine Moderatoren da vernünftiger und haben sich auf einen -18 LUFS-Workflow eingelassen (beginnend mit ReplayGain mittels loudgain über konsequente Messung und Auswertung der Sendungsmitschnitte). Klappt. Und hört sich DEUTLICH besser an.

Nun das nächste Problem: Viele der sog. »Stream-Anbieter« arbeiten immer noch mit uralten Shoutcast-Versionen und setzen sc_trans als »AutoDJ« ein, der nicht einmal ReplayGain-Tags auswertet … und prompt wieder brutal laut auf den Sender geht.

Fazit: Eigener Server (evtl. mit ices0.4.6 oder mit LiquidSoap) ist Gold wert. Aber ich kann ja nicht überall sein … :wow:
 
Wiedereröffnung des Themas Ende Dezember 2020 (Danke an das Team!).

Sage ich seit Jahren … Man sollte ein »-18 LUFS-Radio«-Gütesiegel einführen … ;)
Ja, und ich suche tatsächlich nach einer Plattform, wo sich solche (oder leisere) Sender präsentieren dürfen. Durchschnittliche Lautheit und die Einhaltung von Vorgaben ist schließlich objektiv messbar und keine streitbare Geschmackssache.

Immer wieder höre ich: -23 LUFS sind ja viel zu leise!
Falsch: Alle anderen sind zu laut. Aber das nur am Rande.

Angesichts der (viel zu vielen) "mobilen Endgeräte", zu denen wohl auch diese elektronischen Wanzen gehören, hat die EBU sich etwas einfallen lassen. Es ist zwar schon vier Monate her, seit es veröffentlicht wurde (August 2020), aber ich bin da auch nicht ständig hinterher. Sorry.

Es gibt ein "Supplement 2 to EBU R 128" (s2-2020):
"Loudness in Streaming"

... und das hat es in sich. Es geht um andere Streaming-Anbieter (und ihre Endgeräte?).

Streaming of broadcast content (live programmes as well as file content) has become an increasingly important distribution method for EBU members. On streaming platforms, broadcasters are competing with a vast array of major content providers such as Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google and Disney as well as music services such as Spotify and Tidal or audio-only services such as podcasts. Typically, these services use a higher Target Loudness Level than specified in Broadcast Loudness standards.
Wohl wahr.

Vorab: An den -23 LUFS und den übrigen Randbedingungen wird nicht gerüttelt. Zugleich möchte man aber mit den anderen Anbietern und deren - übrigens meist unterschiedlichen - Lautheits-Vorstellungen und -vorgaben in Einklang kommen.

Die Lösung scheint recht einfach:

The EBU (...) recommends:
d) that programmes shall be produced or prepared according to EBU R 128 and EBU Tech 3343 [4];
e) that programmes should be streamed unchanged, that is at −23.0 LUFS (see Figure 1);
f) that Loudness Metadata should be used, correctly indicating the actual Programme Loudness.
- Die Formatierung ist im zitierten Text so vorhanden und wurde übernommen -

Der Schlüssel liegt in f) - die Loudness Metadata.
Das scheint mir neu zu sein.

Und wenn das mit den Metadaten (noch) nicht so klappt? Weiter im Text des s2-2020.

The EBU further recommends:
g) that unless metadata is employed to manage device gain and the dynamic properties of content, Programme Loudness (PL) may be adjusted higher than −23.0 LUFS prior to streaming if the broadcaster wants to be in control of the quality of the potential dynamic treatment (see Figure 2 & [5]). In this case, the interim value for PL should generally be −18.0 LUFS. If a programme consists mostly of music with a Peak-to-Loudness Ratio (PLR) lower than 15 dB, a PL value of −16.0 LUFS is allowable. The same tolerances as in [1] apply;
Dieser Abschnitt ist aus meiner Perspektive der eigentliche Knaller.

Soll heißen: Ich kann - vorübergehend! - auch mit -18 LUFS streamen, wobei ich natürlich bitte auch alle anderen Werte ("tolerances") einhalten muss. Ich denke hier an die -1 dB True Peak.

Und wenn mein Sendematerial schon so undynamisch aka geplättet ist, dass mein PLR weniger als 15 dB aufweist, kann ich es sogar mit -16 LUFS probieren.
Holla die Waldfee! 😳

Es folgen noch weitere Anmerkungen, Einschränkungen und ein paar nettte Grafiken, also lest euch das Supplement 2-2020 selber durch.
Im Grunde jedoch bleibt es dabei: Ausgangsmaterial ist -23 LUFS. Solange es keine Metadaten gibt, könn(t)en wir temporär ("interim value"!) höher gehen. Zu den Metadaten fehlen mir noch Informationen, wie das gehen soll und welcher Streaming-Dienst bzw. welche Endgeräte das jetzt schon umsetzen kann / können.

Das ändert aber leider nichts daran, dass selbst der temporär erhöhte Wert von -18 LUFS von den wenigsten Webstreams erreicht oder zumindest angepeilt wird. Die von mir durchgemessene Mehrheit liegt deutlich darüber.
Mal sehen, ob sich der ein oder andere Streamanbieter jetzt nicht doch überlegt, seine Automation auf -18 LUFS zu fahren. Und vielleicht sogar die live gefahrenen Sendungen.
 
Ah okay, danke.

Meine Auslegung rührte daher, dass bei manchem Titel die -18 LUFS nicht erreicht werden können, weil sonst die -1 dBTP überschritten würden. Demzufolge muss die Lautheit in dem Fall geringer ausfallen.
 
Wenn die Elemente Deiner Produktion (i. e. Deiner Sendung) die vorgegebenen Lautheitstoleranzen überschreiten, mußt Du im Sinne von R 128 eben dafür sorgen, daß sie es nicht tun: Andere Elemente verwenden oder deren Dynamik so eingrenzen, daß alles paßt.
 
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