Vorwendefrequenzen Berlin

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@ WilliWinzich : Der Artikel erschien in der Januarausgabe 2014

Beim recherchieren fiel mir immer wieder die Bezeichnung "Drittes Programm" auf. Von NDR 3 bzw. SFB 3 war zu dieser Zeit nie die Rede.
"Das Dritte Programm" war die ursprüngliche Bezeichnung für ein anfangs gesendetes Kulturprogramm, daß der NDR zusammen mit dem WDR und SFB ab den fünziger Jahren ausgestrahlt hat. Begriffe wie NDR 3 und WDR 3 sind erst später mit dem Ausbau dieser Sender entstanden. Noch bis in die 1970er Jahre war die Bezeichnung "Das Dritte Programm" für das Abendprogramm von NDR 3 gebräuchlich.
Stutzig machte mich an meinem gestern geposteten Artikel die "beschränkte Sendezeit", sowie die "Ausstrahlung in den Sommermonaten", was das Berliner Programm betraf.
Meine Vermutung :
Wurde vielleicht seit den 1950er Jahren lediglich "Das Dritte Programm" aus Hamburg für Berlin übernommen ? Das wären täglich ca. vier Stunden Abendprogramm gewesen ! Eventuell gab es gar keine komplette Übernahme des täglichen NDR 3 Programms bzw. eigene Sendungen aus Berlin !
Die Einstellung eines gesamten Vollprogramms müßte doch zu einem "Aufschrei" in der Radio- und Kulturszene geführt haben ! War dies der Fall ?
Ergo : Es existierte gar kein kulturelles Vollprogramm in diesen ganzen Jahrzehnten, sondern nur stundenweise Übernahmen am Abend. Erst mit der Einrichtung von SFB 3 im Jahre 1979 wurde erstmals ein Vollprogramm mit Schwerpunkt Kultur gesendet. Angehangen Ausschnitte des "Dritten Programms" von 1964 und 1975.
 

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Der in #93 verlinkte Zeit-Artikel von 1970 ist da präziser und nennt einen Wellenverantwortlichen (vom NDR?), der damals vom SFB-Intendanten scheinbar aus politischen Gründen kaltgestellt wurde. Insofern kann man davon ausgehen, dass zwischen 1962 und 1970 auf den Kulturfrequenzen eine explizite Kooperation zwischen NDR und SFB veranstaltet wurde mit zeitweiliger Auseinanderschaltung. Zwischen 1970 und 1973 könnte es dann, weil die damalige Belegschaft zum kaltgestellten Wellenchef hielt, in Berlin nur ein Sparprogramm mit Sommerpause u.ä. gegeben haben. Dieser Zeitraum scheint aber nach wie vor unklar. Eventuell wissen NDR-Archive da mehr.

Dass auf unterschiedlichen dritten Programmen dasselbe lief, kann durchaus eine ARD-Kooperation sein, wie es sie heute auch noch hier und da gibt - die regionalen dritten Fernseheprogramme hießen anfangs ja in den meisten Bundesländern auch zunächst "Drittes Programm". Insofern scheint die Namensgebung nur Zeitgeist.
 
Vielleicht hatten die Macher vom "Dritten Programm" gewisse Freiheiten im Programm oder gar eine "Spielwiese". Eventuell ging es etwas ungezwungener zu wie bei anderen Sendungen. Vergleichbar auch mit den damaligen dritten TV-Programmen oder einigen heute sendenden alternativen Bürgerradios. Daß das eher "linke" NDR-Programm im eher "konservativen" West-Berlin nicht immer so gut ankam, liegt auf der Hand.
Politische Differenzen gab es beim NDR in der Vergangenheit des öfteren. Da fällt mir als erstes Henning Venske ein, der mit seinen Bemerkungen aus dem Tagesprogramm verbannt wurde und zum Kinderfunk strafversetzt wurde.
Auch die Kritik einiger Ministerpräsidenten anfang der 1980er Jahre ist mir noch in Erinnerung. Damals drohte der NDR zerschlagen zu werden.
 
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War die Belegung der Regionalprogramme von DDR2 in Berlin nicht widersinnig?

Die 93,1 aus dem östlichen Köpenik und sicherlich schlechteren Standort mit dem westlichen Programm Potsdam zu belegen und den Alex an der Grenze zu West Berlin mit dem östlichen Programm FFO ist doch komisch oder nicht?
 
Den Sender Bloßen, der heute die Region um Frankfurt versorgt, hab es zu DDR-Zeiten noch nicht. Von daher war es schon sinnvoll, die starke 99,7 für das Frankfurter Programm zu verwenden.
 
Bloß der Senderstandort heißt Booßen ;)

Dafür gab es Potsdam zumindest in der Endzeit (weiß nicht mehr seit wann) auf Mittelwelle, ein Kuriosum, das vermutlich an der "Zielgruppe" komplett vorbei sendete
 
@Marc!?
Keine definitive Antwort, aber zumindest ein Erklärungsversuch bzw. -puzzle:

Die Geschichte der Regionalprogramme des Rundfunks der DDR ist bei Wikipedia recht gut dargestellt: https://de.wikipedia.org/wiki/Rundfunk_der_DDR_(Regionalprogramme)

Beitrag #52 von @0815xxl zeigt für bestimmte Zeitstempel die relevante Frequenzsituation, ergänzend dazu #55.

Zumindest bis in die 1980er Jahre spielten AM-Empfänger durchaus noch eine signifikante Rolle - ich kann mich noch an viele Haushalte erinnern, insbesondere von damals älteren Menschen (Geburtsjahrgänge ca. 1900 bis 1920, bspw. meine Großeltern), in denen sich gar kein UKW-Radio befand, sondern oft sogar nur ein altes Röhrengerät. Insofern kann die Argumentation schon gewesen sein, dass das Programm des Sender Potsdam mittels MW-Abstrahlung ausreichend, wenn nicht sogar am sinnvollsten verbreitet ist.
Sender Frankfurt/Oder, mit nicht ganz so starker Historie wie Potsdam, wurde neben der leistungsstarken Berliner 99,7 MHz nur über eine weitere mehr oder weniger schwache UKW-Frequenz, die 96,8 MHz am Standort Frankfurt/Oder (damals nicht Booßen/Treplin), sogar nur in Mono, ausgestrahlt. Also im heutigen Maßstab alles andere als üppig, und vermutlich so mit Ach und Krach den damaligen Bezirk Frankfurt/Oder mit seiner erheblichen Nord-/Süd-Ausdehnung (Angermünde, Schwedt, Eisenhüttenstadt) abdeckend.
Und UKW 93,1 MHz (Berlin-Köpenick) kam ja erst später, irgendwann um 1983 herum, hinzu, wodurch wiederum die Bespielung mit dem bisher nicht über UKW-verbreiteten Regionalprogramm Sinn macht.

Das kann also der "Reichweiten-Deal" gewesen sein - "siginifikante Mittelwellenabdeckung für Potsdam, halbwegs vernünftige UKW-Abdeckung für Frankfurt/Oder". Wie gesagt, nur eine Vermutung...
 
In der BZ gab es einmal in den 80ern eine Grafik als UKW-Skala mit den Titel: "So gehen die Berliner auf Empfang". Vielleicht kann man das noch irgendwo aus dem Archiv ausheben. LG Franz aus Wien
 
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Den Sender Boossen, der heute die Region um Frankfurt versorgt, gab es zu DDR-Zeiten noch nicht. Von daher war es schon sinnvoll, die starke 99,7 für das Frankfurter Programm zu verwenden.
Zu DDR-Zeiten gab schon den Sender Frankfurt/Oder (irgendwo dichter an der Innenstadt), laut meiner Quelle (November 1983) so:
Frankf. (O.) IV 96,8 MHz mono: für DDR II/Bezirksprogramm FFO,
wahrscheinlich mit 3-5KW (im Genfer Wellenplan 1984 im 5KW festgelegt).
Das hätte nie gereicht bis nach Angermünde oder Schwedt.

Bis 1992 kamen dann ein paar Frequenzen hinzu, u.a. die 87,6MHz für Antenne Brandenburg. Später wurde der Sendestandort in Boossen komplett neu gebaut und alle Frequenzen dorthin verlagert, angeblich ging der 1994 in Betrieb.
 
... Dafür gab es Potsdam zumindest in der Endzeit (weiß nicht mehr seit wann) auf Mittelwelle, ein Kuriosum, das vermutlich an der "Zielgruppe" komplett vorbei sendete.
Andersrum. Das Bezirksprogramm Potsdam lief anfangs über viele Jahre ausschließlich nur über diese Mittelwelle 603MHz, Senderstandort könnte Potsdam-Kulm o.ä. gewesen sein). Die 93,1MHz ging anfang November 1983 in Betrieb (sofort in stereo, Berlin-Köpenick mit 20-30KW). Diese Mittelwelle wurde bis weit in die 1990er Jahre von Antenne Brandenburg weiter genutzt.

Bei der erneuten Recherche ist mir ein neues Kuriosum aufgefallen was ich bisher auch noch nicht kannte (vor Inbetriebnahme der 93,1MHz):

Potsdam MW 603 MHz:
Mo-Fr 05:05-10:00 Uhr: Bezirksprogramm Potsdam
restliche Zeit DDR I (DDR1).

Alle anderen Bezirksprogramme durften über UKW senden und hatten als "Mantelprogramm" DDR II (DDR2).

demnächst wieder mehr ...
 
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Bloß der Senderstandort heißt Booßen ;)
Verdammte Autokorrektur!

Dass ein Regionalprogramm ausschließlich auf Mittelwelle sendet, war übrigens keineswegs nur in der DDR so üblich. Eines der BBC local Radios (ich weiß gerade nicht mehr, welches) sendete bis in die 2000er hinein ausschließlich auf Mittelwelle, und auch die SWF-Regionalprogramme von S4 Baden-Württemberg starteten Anfang der Neunziger ausschließlich auf Mittelwelle.
 
War die Belegung der Regionalprogramme von DDR2 in Berlin nicht widersinnig?

Die 93,1 aus dem östlichen Köpenik und sicherlich schlechteren Standort mit dem westlichen Programm Potsdam zu belegen und den Alex an der Grenze zu West Berlin mit dem östlichen Programm FFO ist doch komisch oder nicht?
Hat wieder mal mit der Geschichte zu tun. Laut wikipedia gehörten die Studios Potsdam und Frankfurt/Oder von 1958 bis 1970 zum Berliner Rundfunk. Bei diesem und der Berliner Welle gab es zu der Zeit dann wöchentlich oder fast täglich Lokalfenster von 30 oder 60 Minuten für Potsdam bzw. FFO, z.B. 12.00-12.30 Uhr Potsdam, 12.30-13.00 Uhr FFO. Das heißt, diese beiden Bezirke wurden hauptsächlich aus Berlin mit UKW versorgt.

Erst 1970 wurde Potsdam Radio DDR1 und FFO Radio DDR2 zugeordnet. Alle anderen Bezirkstudios waren da schon viele Jahre bei Radio DDR2. Das erklärt eventuell warum Potsdam eine MW-Frequenz bekam und FFO eine UKW-Frequenz. Und warum Potsdam als letztes mit UKW dran war. Oder es lag einfach an der Knappheit von Sendetechnik.

Die 93,1MHz war ja geplant für einen Standort Potsdam-Kulm, also westlich von Berlin. Warum sie dann in Berlin-Köpenick in Betrieb ging, läßt sich nur spekulieren. Ich tippe folgendes. Mit dem Ende der Berliner Welle (eventuell in der 1970er Jahren) gab es in Köpenick schon Sendetechnik und Antennen (ab 01.09.1981 kam DT64 von dort auf 95,05 MHz), diese mussten halt nur erweitert werden. 1985 wurde die 95,1MHz nach Calau verlagert und aus Köpenick kam nur die 93,1MHz.

Thema Reichweite, die 99,7 MHz hatte 100KW die 93,1MHz maximal 30KW. Somit ist klar wie sich die Region entlang der Oder besser versorgen läßt. Außerdem war die 99,7MHz schon 10-15 Jahre eher da. ;o) Bis 1990/1991 war das auch kein Problem. Die Grenzen im Norden vom jetzigen Brandenburg waren zu DDR-Zeiten teilweise weiter südlich. Man mußte also nicht so weit nach Norden ballern im die Regionen zu versorgen. Der nördliche Teil der Uckermark (heute Nordosten von Brbg) gehörte zum Bezirk Neubrandenburg und wurde über den Sender Helpterberg besser versorgt. Ein Großteil der Prignitz (heute Nordwesten von Brbg) gehörte zum Bezirk Schwerin (und teilweise Bezirk Magdeburg) und wurde über die Sender Schwerin und Dequede besser versorgt als aus Richtung Süden (Berlin).

Erst mit der Neugründung Land Brandenburg (1991 ??) und der Verschiebung der Grenzen im Norden mußten neu Sendestandorte her, siehe Pinnow und Angermünde. Später aufgebohrt zu Pritzwalk und Casekow.

Zum Thema Mittelwellenempfang wurde schon alles geschrieben. Es war in der Tat so, dass der UKW-Boom ca. 1983-1985 einsetzte, eventuell auch in Verbindung mit dem Genfer Wellenplan 1984 und dem Ausbau der DT64-Kette ab 1985.
Sa hatte z.B. Radio DDR1 im November 1983 und Dezember 1985 noch 11 Mittelwellensender in Betrieb, im Dezember 1987 sogar 12.

und der Rest ist schon wieder Radiogeschichte ... ;o)
 
Andersrum. Das Bezirksprogramm Potsdam lief anfangs über viele Jahre ausschließlich nur über diese Mittelwelle 603MHz, Senderstandort könnte Potsdam-Kulm o.ä. gewesen sein).
Wurde die Frequenz irgendwann nach Königs Wusterhausen verlagert und ist mir erst da dort aufgefallen, weil die Funzel vorher zu schwach war?

Bei der erneuten Recherche ist mir ein neues Kuriosum aufgefallen was ich bisher auch noch nicht kannte (vor Inbetriebnahme der 93,1MHz):

Potsdam MW 603 MHz:
Mo-Fr 05:05-10:00 Uhr: Bezirksprogramm Potsdam
restliche Zeit DDR I (DDR1).

Alle anderen Bezirksprogramme durften über UKW senden und hatten als "Mantelprogramm" DDR II (DDR2).
DDR II gab es meines Wissens nirgendwo auf MW, nur auf UKW. Und auch nach der Erweiterung der Sendezeit bis 13 Uhr blieb glaub ich DDR 1 drauf, während auf 93,1 DT64 lief. Aber nagelt mich bitte nicht darauf fest...

Und ja, bis zur ersten Hälfte der 80er war MW in der DDR (in der Geräteklasse, die heute als KBW belächelt wird) durchaus weit verbreitet und genutzt, weil Geräte einfacher und billiger waren. Es gab da einige kleine, beliebte, verbreitete Radios: Geracord1000 und Cora (?)... Die waren handlich, einigermaßen empfangstauglich und unverwüßtlich, konnten aber eben nur MW. UKW-Empfänger waren in jener Zeit teurer und nur als Standgeräte, "Kofferradio" im wahrsten Sinne des Wortes oder Kombigeräte mit Kassettenrecorder verfügbar.
 
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Wurde die Frequenz irgendwann nach Königs Wusterhausen verlagert und ist mir erst da dort aufgefallen, weil die Funzel vorher zu schwach war?
Ja, nach meinen alten Unterlagen wurde die MW 603MHz im Januar 1987 von Potsdam-Kulm nach Königs Wusterhausen verlegt (kann auch schon im Dezember 1986 gewesen sein.) Mit welchen Sendeleistungen gesendet wurde weiß ich nicht. Aber ich geh mal davon aus, dass die Antennentürme in KW 3mal höher sind als der in Potsdam war (sind ja auch weithin sichtbar). Somit eine größere Reichweite, die 603MHz sollte ja auch nur den Bezirk Potsdam versorgen, alles andere ging mit DDR1 über UKW wahrscheinlich besser. Achja, zu diesem Zeitpunkt hat JugendradioDT64 schon von 13-24h gesendet (ab 07.03.1986).
DDR II gab es meines Wissens nirgendwo auf MW, nur auf UKW.
Da könntest du recht haben, selbst in den '60ern gab es Radio DDR2 und die Bezirksprogramme nur über UKW (Potsdam war schon immer eine Ausnahme). Hat letztlich einen einfachen Hintergrund. Bei UKW brauchte man in einigen Bezirken nur eine Frequenz mit 100KW um den Bezirk versorgen zu können. Mit der MW wollte man gleich die halbe DDR versorgen (Radio DDR1, Stimme der DDR, Berliner Rundfunk 91,4).
Und auch nach der Erweiterung der Sendezeit bis 13 Uhr blieb glaub ich DDR 1 drauf, während auf 93,1 DT64 lief. Aber nagelt mich bitte nicht darauf fest ... ...
Das wird genau so gewesen sein, die Erweiterung der Bezirksprogramme bis 13 Uhr war im Dezember 1987 fast abgeschlossen. Aber wie war es als der Bezirkssender Potsdam nur von 06-10 Uhr, später 04-10 Uhr sendete? Was lief in der Zeit 10-13 Uhr auf der 93,1 MHz, war da Sendepause?
 
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Eben habe ich durch Zufall einen alten Mitschnitt von 1993 aus dem ORB-Fernsehen entdeckt. Dort liefen zum Sendeschluss die Programmtafeln, allerdings nicht nur mit dem ORB-Fernsehprogramm, sondern auch mit dem der Radioprogramme (was wohl auch manche interessieren dürfte), sowie den terrestrischen Fernsehkanälen und Radiofrequenzen.


Die Frequenzen sind natürlich größtenteils die auch noch heute genutzten, aber ein paar Abweichungen zu heute sind für mich, der mit dem Rundfunk um Berlin in der Wendezeit nicht so vertraut ist, doch recht interessant. Vor allem bei Antenne Brandenburg hat man zwischenzeitlich noch ein bisschen sortiert und umgestellt.

antbra.jpg

Am überraschendsten für mich war aber, dass es offenbar ein eigenes ORB-Regionalprogramm im Ersten gab (in Berlin auf K5). Ich hatte das so im Kopf gehabt, dass der ORB 1992 auf ein eigenes Regionalprogramm im Ersten verzichtet hatte und stattdessem vom SFB ein Berlin-Brandenburg-Vorabendprogramm veranstaltet wurde, und der K5 ab 1992 ans Privatfernsehen ging.

tv.jpg

Weiß jemand etwas genaueres?
 
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IA Fernsehen, woraus dann später PulsTV wurde und 1997 schließlich das noch heute existierende tv-Berlin, ging erst im November 1993 auf Sendung und bekam den in den Tafeln erwähnten Kanal 5 zugesprochen. Aus diesem Grund gab es ab Juni 1993 eine gemeinsame Nachrichtensendung von ORB und SFB im Vorabendprogramm des Ersten.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/421328.gemeinsame-sendung-von-orb-und-sfb.html
Ob es davor tatsächlich nur vom SFB produzierte Nachrichten im regionalisierten Vorabendprogramm des Ersten gab, kann ich auf die Schnelle auch nicht beantworten. Der ORB begann ja erst am 01.01.92 seinen Sendebetrieb. Davor war er Teil des DFF (Ex-DDR-Fernsehen), welches bis dahin ja ein mehr oder weniger eigenständiges Programm war.
 
Es gab definitiv ein ORB-Vorabendprogramm im Ersten auf K5 von 1992 bis Sommer 1993, da ich mich noch sehr gut daran erinnere, das der damalige "Antenne Brandenburg" Moderator Thomas Hehde durch diese Vorabendstrecke führte. Schade nur, das ich damals noch keine VCR hatte, ansonsten hätte ich sicher das ganze archiviert.

Und der ORB war nie ein Teil des DFF gewesen, da dieser bis zu seinem Sendeschluss eine eigenständige Rundfunk-Anstalt gewesen ist (welche nach dem "Einheitsvertrag" abgewickelt wurde) und seinen Sitz in Adlershof (auf den ehemaligen Gelände des DDR Fernsehens) gehabt hat. Der ORB war von Anfang an in Potsdam-Babelsberg angesiedelt.
 
Vielleicht habe ich mich da etwas umständlich ausgedrückt. Natürlich war der ORB vor 92 kein Teil des DFF, denn den ORB gab es ja bis dahin überhaupt nicht. (Streng genommen existiert der ORB seit dem 27.11.91. An diesem Tag entsprach die ARD-Hauptversammlung den Anträgen zur Gründung des ORB und des mdr.) Es sollte aber dennoch klar sein, was ich meinte. Das der ORB von Anfang in Babelsberg angesiedelt war, stimmt allerdings nicht. Die Hörfunkwellen starteten alle aus den alten Sendekomplexen in der Nalepastraße in Köpenick, weil es die am 01.01.92 in Babelsberg schlicht und ergreifend noch gar nicht gab. Radio Brandenburg, heutiges Radio1, sendete sogar bis 1994 aus der Nalepastraße in Berlin.

Quelle ab Seite 191 ff: https://books.google.de/books?id=ayDi5jLRyoAC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false
 
Ich bin vom ORB Fernsehen bzw. der Regionalsendung auf Kanal 5 ausgegangen, denn darum geht es ja in der Frage von freiwild. Da haben wir uns beide etwas zu sehr rausgelehnt und ja, es ist mir ebenfalls bekannt, das Radio Brandenburg noch sehr lange nach dem ORB Sendestart aus der Nalepastr. sendete.
 
Soweit ich das (seinerzeit schon aus der Ferne) mitbekommen hatte, waren in Berlin ja mit der ORB-Sendebetriebaufnahme K5 (ex DFF) und K7 (ex SFB/ARD) bis auf das Vorabend-Regionalprogramm zwei Programm-identische leistungsstarke Frequenzen on Air. Das Regionalfenster vom ORB lief dann über Antenne auf K5, auf K7 das vom SFB. Wie lange das etwa so lief, geht indirekt aus dem in #119 verlinkten Artikel herfor. Der K5 ging an das Eselsfernsehen. Ich hatte in Erinnerung bzw. vermutet, dass in einer Übergangszeit nur das Regionalfenster des ORB auf K5 lief, aber nicht das ARD-Gemeinschaftsprogramm. Aber da kann ich mich täuschen bzw. es kann sein, dass das nur in Kabelnetzen so war bzw. im analogen Kabel für die Auseinanderschaltung des 3. so gehandhabt wurde.
Radio Brandenburg, heutiges Radio1,
Ähm, hüstel, die Frequenzen wurden übernommen, aber das eine Programm hat mit dem anderen bis auf den Veranstalter recht wenig zu tun...
 
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Ähm, hüstel, die Frequenzen wurden übernommen, aber das eine Programm hat mit dem anderen bis auf den Veranstalter recht wenig zu tun...
Ähhm, hüstel. Das Programm von Antenne Brandenburg von heute, hat beispielsweise bei genauer Betrachtung mit dem Programm von Antenne Brandenburg vor 25 Jahren auch nichts mehr zu tun, ausser dem Namen und dem Veranstalter. Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen!
 
Ergänzend noch zwei exemplarische Zeitungsausschnitte, die recht gut die Entwicklung der beiden (damals analogen) Berliner Fernsehkanäle 5 und 7 im Zuge der "medialen Nachwendewirren" dokumentieren.

Noch nicht erwähnt aber zur Einordnung wichtig ist der Umstand, dass die Aufschaltung der ARD (Erstes Programm) in Ostdeutschland erst am 15.12.1990 (zur 20-Uhr-Tagesschau) auf die bis dato vom DDR-Fernsehen bzw. vom DFF genutzte Senderkette von DDR 1 / DFF 1 erfolgte. Die (ostdeutschen) Länderstudios (wie z.B. der Landessender Brandenburg LSB) komplettierten, in Analogie zu den westdeutschen ARD-Anstalten, das Programm von diesem Zeitpunkt an mit einem jeweiligen Vorabend-Regionalfenster (siehe z.B. ARD-Programm vom 20.03.1991).

Zum 1.1.1992 setzte für Brandenburg der ORB dieses Regionalfenster auf Berlin, Alexanderplatz, Kanal 5 (und den weiteren Frequenzen in Brandenburg) de facto fort. Parallel blieb das Regionalfenster des SFB auf Berlin, Scholzplatz, Kanal 7, bestehen.

Die in unmittelbarer Nachfolge des (West-)Berliner Kabelrates 1992 gegründete Medienanstalt Berlin-Brandenburg machte allerdings relativ schnell klar, dass sie SFB und ORB eine der beiden Frequenzen (Kanal 5 und 7) zugunsten privat-rechtlicher Anbieter entziehen wird und drängte, dass SFB und ORB ein gemeinsames Regionalprogramm veranstalten sollten. Interessant dabei ist wiederum, dass die Medienanstalt SFB und ORB indirekt freistellte, auf welchen Kanal man dort verzichten möge (auch K 27 oder K 39 hätte man wohl akzeptiert). Dass der SFB sich durchsetzte und dem ORB abtrotzte, den reichweitenstärksten Kanal 5 an die Konkurrenz abzutreten, um den traditionellen und in Eigenregie betriebenen West-Kanal 7 zu behalten, hatte durchaus medienpolitisches Geschmäckle und konnte als (eine erste) Machtdemonstration gewertet werden.

Der Artikel vom 22.12.1992 dokumentiert den entsprechenden Beschluss der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, im ARD-Programm im gleichen Dokument kann man die regionale Aufteilung beispielhaft für die Zeit bis Juni 1993 entnehmen.

Ach so: die beiden Dokumente enthalten weitere m.E. medienhistorisch interessante Sachverhalte.
 

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