Und wenn ich unterwegs ein Programm mit Verkehrshinweisen konsultiere (oder durchschalten lasse) kommt oft genug genau der Stau nicht, in dem ich gerade stehe. Dieser wird dann gemeldet, wenn er sich schon wieder auflöst...da sind Navigationssysteme wesentlich schneller, zuverlässiger und sind in der Lage, mich entsprechend um die Staus zu lotsen.
Sind sie? Ich mache leider immer wieder die Erfahrung, dass die TMC-Datenbanken stiefmütterlicher gepflegt werden als die im Radioprogramm verbreiteten Verkehrsmeldungen, insbesondere bezogen auf Bundesstraßen und sonstige Nebenstrecken. Dann gibt es noch diejenigen Navis, die mir zwar eine vorliegende Verkehrsstörung anmelden, allerdings nichts über deren Art und Umfang mitteilen. Diese Informationen hätte ich aber gerne, um selbstverantwortlich entscheiden zu können, inwiefern eine Umfahrung wirklich sinnvoll sein könnte. Und dass noch nicht jeder für jede Route vor Fahrtantritt erst mal irgendeinen Navigator programmiert, wurde von einigen Vorrednern ja schon richtig bedacht.
Neben TMC haben wir dann noch die Informationszuführung via Internet übers Schlaufon, die hat für Alleinfahrer aber wesentliche Nachteile - schließlich sollten wir die Augen ja eigentlich auf der Straße haben...
Sehr kritisch sehe ich auch die Verkehrsmeldungen beim Deutschlandfunk. Als quasi bundesweiter Sender können die sich auch nur immer 4-5 Meldungen exemplarisch rausfischen und dann vermelden.
Es sind schon ein paar Meldungen mehr, vorhin um 14:08 Uhr zählte ich immerhin 17 Stauhinweise. Du hast aber Recht, Verkehrsfunk wie beim DLF hat sich so langsam überlebt. Dennoch wurde vom Raderberggürtel bei entsprechenden Diskussionen auch in der jüngeren Vergangenheit mehrfach verlautet, viele Hörer schätzten ihn dort sehr und wollten nicht drauf verzichten. Dann wird's wohl oder übel so sein, der DLF gehört ja nicht zu jener Sorte Hörfunker, die die Erkenntnisse aus zweifelhaften und methodisch fragwürdigen Hörerbefragungen zur Maxime ihrer Programmgestaltung machen, ihm nehme ich das also ab.
Gleichwohl liegt die Zukunft des Verkehrsfunks - solange er noch eine hat - im regionalen und lokalen Bereich. Allein hier gibt es noch nützliche Serviceelemente zu verbreiten, die sich nicht immer mühelos in irgendeine TMC- oder Onlinedatenbank einarbeiten lassen.
Heißt für die öffentlich-rechtlichen Sender: die Verkehrsmeldungen in dem Programm zentrieren, das die größte Regionalisierung bietet, um von allen anderen Wellen via EON auf dieses zu verweisen. (WDR und BR tun dies ja schon teilweise.)
Ansonsten wäre es den meisten Radiostationen mit Verkehrsdienst zuträglich, nicht so einen riesigen Bohei um diesen Programmbestandteil zu veranstalten: das aufgeblasene Intro, die ausgiebige Vorstellung und Begrüßung des Ansagers im ultimativ aktuellsten Traffic Tower, am Ende natürlich dessen Verabschiedung samt Bewerbung der sendereigenen Stauhotline, Homepage und App, dazu ggf. nach jedem Stau zweistelliger Kilometerzahl die obligatorische "Halten Sie durch, wir sind bei Ihnen"-Heuchelei ... brauche ich alles nicht so intensiv und zieht die Sache bloß unnötig in die Länge. Und an dieser Stelle bringe ich wieder den DLF ins Spiel. Zu den dortigen Programmsprechern, allen voran zu Franz Laake, würde ich gerne mal all die Herrschaften auf Lehrgang schicken, die im Radio mit der Präsentation von Verkehrshinweisen betraut sind. Denn obschon sich beim DLF sicherlich die Frage nach der inhaltlichen Sinnhaftigkeit stellt, lässt dessen Verkehrsfunk handwerklich für mich keinerlei Wünsche offen.
Fazit: Der Tag wird kommen, an dem Verkehrsinformationen im Radio vollkommen obsolet geworden sind, wie auch schon längst manch anderes, einst unverzichtbar geglaubtes Programmelement das Zeitliche gesegnet hat. Noch sehe ich diesen Tag aber nicht erreicht.