Melancholie im Radio, geht das?

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https://www.satellifax.de/mlesen.php?id=4790b8c57cfdbdb6b7fe18183b38c5ad

Da geht es zwar "nur" um ein Webradio, aber mal ganz allgemein: Die Welt ist ja derzeit ganz schön in Aufruhr - Trump, andere Despoten, Brexit, Naturkatastrophen, Erstarkung der Rechten. Gibt es eigentlich diesbezüglich schon Diskussionen über die Programmausrichtung? Mehr Nachdenkliches statt aufgesetzter Unterhaltung? Habt ihr da auch schon den Wunsch von Hörern nach etwas mehr Melancholie wahrgenommen? Oder ist Radio noch genauso fröhlich wie vor 5 Jahren und lässt sich nicht durch das Geschehen in der Welt beeindrucken? Hier in Hamburg habe ich das Gefühl, vor allem bei NDR2 gebe es mehr ruhigere Töne. Kann aber auch täuschen. Beim Rest spüre ich keine Veränderung, es sei denn es geschieht etwas ganz aktuell (Terroranschlag etc.), aber das war ja schon immer so.
 
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Mir ging diese aufgesetzte Fröhlichkeit der meisten Radiosender immer schon gehörig auf den Senkel. Positive Stimmung ist ja ok, aber dieses "wird sind ja so gut drauf und alles ist supi" war doch schon immer total unecht. Das hat aber nix mit der Weltlage zu tun. Das jetzt alle Sender nur noch Weltuntergangsstimmung verbreiten müssen, ist ja wohl auch übertrieben. Vielleicht kann man ja einen gesunden Mittelweg finden, aber damit tut sich deutsches Radio ja schon immer schwer.
 
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Ich finde das gar nicht mal so schlecht, die Hälfte der aufgeführten Gruppen erinnern mich dann aber doch wieder an Dudelfunk, nur dass man eben die „Flotte Tanzmusik“ weg lässt.

Coldplay z.B. Finde ich einfach mega dröge. Das ist jetzt nicht die Band, die ich auflege, wenn ich mal wieder richtig weinen will.
 
Das, was an (neuer) Musik den Weg ins durchformatierte AC-Radio findet, ist für mich Ausdruck einer Kultur, die sich das Label "Hedonismus" außen drauf geschrieben hat, ohne zu bemerken, dass sie innen drin eigentlich schon lange nichts mehr empfindet. Genau das illustriert für mich Musik von David Guetta und Co. Ich lasse mir im Großraumbüro, im Auto, im Supermarkt Four-to-the-Floor-Bässe aus dem (wenn überhaupt, dann wohl ziemlich schäbigen) Club und austauschbare Partygeschichten um die Ohren blasen. Wie irre ist das denn? Das ist programmierte Emotion - das ist nichts. Aber wer diesen Widerspruch nicht empfindet, der kann wahrscheinlich auch mit sowas wie Melancholie nicht viel anfangen. Ich bin da ganz bei Dževad Karahasan: "Auch im Paradies müsste es eine Ecke geben, in der Melancholiker sitzen, rauchen, traurige Geschichten erzählen, ihre Sehnsüchte pflegen und ihre Freude daran, traurig zu sein."
 
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Ja genau sowas empfinde ich aber nicht nur bei David Guetta und Auto Tune Stimmen oder unterkühlt gesungenen 80er Covers im House Gewand sondern eben auch bei angeblich melancholischen Bands wie Coldplay. Ich warte ewig auf den Refrain, der es raus haut und mir die Tränen in die Augen treibt und dann ist das Lied zu Ende.

Am melancholischsten von den Bands auf der Liste finde ich da tatsäschlich noch Pink Floyd.
 
Ich empfehle Dead Can Dance, wunderschöne Melodien, betörende Stimmen. Kopfhörer auf, Augen zu und ich befinde mich sofort weit jenseits des Alltags. Ein Lied, das mich auch total der Welt entrückt, ist das hier:
Darf der Inhaber des Webradios, der ja auch der Autor des Artikels ist, gerne als Anregung für "Deep Tracks" in den späten Abend- und Nachtstunden nehmen...auf Nachfrage gerne weitere.
Ist sicher eine Lücke im Angebot...nichts für jede Situation, aber für besondere um so mehr! :thumbsup:
Echte melancholische Songs haben für mich übrigens nichts mit Schnulzen und auch gar nichts mit Depri-Mucke, wie sie gerne in deutscher Sprache produziert wird, zu tun.
 
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Ich empfehle Dead Can Dance, wunderschöne Melodien, betörende Stimmen. Kopfhörer auf, Augen zu und ich befinde mich sofort weit jenseits des Alltags.
*unterschreib* - Dead Can Dances "Into the Labyrinth" war Mitte der 90er meine Not-CD für den Fall, dass meine vorbereitete MiniDisc vom Studioplayer nicht gelesen werden konnte. (Ja, kam 1x vor.). Später waren es CDs von The Cinematic Orchestra und Bugge Wesseltoft, die aber nicht mehr zum Einsatz kamen.

Unser Büro-Webradio ist die meiste Zeit auf Radio Paradise (USA) eingestellt, weil laut neuer Homepage die Titel nur 1...2x pro Monat (!) gespielt und wegen der unaufgeregt relaxten Gangart gerne zum konzentrierten Arbeiten angenommen werden. Vielleicht ist dieser Wunsch nach entspannender Nonstop-Soundkulisse fürs Büro oder Zuhause oder erst recht fürs Auto verbreiteter als erwartet.
 
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