Stimmt schon, wird irgendwie mit zweierlei Maß gemessen. Der Volksprolet Andreas Gabalier wird ja auch von der ARD ganz offiziell supported, läuft auf jeder Best Ager Welle und keiner macht sich Gedanken darüber. Zitat meiner nicht rechten Eltern „Zum Feiern ist das doch gut!“, und wenn ich dann sage „Das Nazi Schwein gehört verboten.“ heißt es „Das gehört hier nicht hin.“ und ich sehe das auch so. Rechte Bands gehören nicht ins Radio oder in die Medien - vor allem nicht in die öffentlich rechtlichen.
Und die Story der Böhsen Onkelz kenne ich zu gut, weil ich mit 14 einen Freund hatte, der die vergöttert hat. Die haben sich immer wieder distanziert von ihrer „Jugendmacke“, haarklein erklärt woher diese rechten Demotapes kamen und auch den Inhalt vom netten Mann genau beschrieben und trotzdem waren 50% der Fans die ich kannte immer noch rechts angehaucht und Alle hatten diese Demos, die die Onkelz angeblich nie selbst verbreitet haben.
Und auch wenn sie sich politisch mehrmals auf die andere Seite gestellt und Flagge gezeigt haben, es war und bleibt für mich immer hohler Idiotenrock mit dümmlichen Texten und da schwingt immer was dunkles mit, das ich bis zur letzten Platte fühle und höre und genau so geht’s mir mit Freiwild und allen anderen Bands in die Richtung. Ich kann das nicht ertragen. Mir fällts auch schwer das bei Leuten zu akzeptieren, die das hören, auch wenn sie vielleicht total nett sind.
Wegen den Rappern habe ich mich hier neulich mal geäußert. Diese ganze Antisemitsmus Sache und dazu noch dieses Alpha Ding finde ich sehr beängstigend, ich habe dann auch Vergleiche zum Können der Rapper aus meiner Jugend aufgestellt und geschrieben, dass ich das ganz schön schlimm finde, wenn das das neue Leitbild ist. Dann wurde mir vorgeworfen, dass ich rede wie ein Opa und ob ich nicht selbst die AfD sympathisieren würde, weil früher Alles besser war...
Das wollte ich damit nicht sagen, aber während ich bei Sido und Aggro oder KKS bei den alten Sachen noch Alles mit einem Augenzwinkern abtun kann und mir denke „die sind eigentlich Alle ganz ok und meinen das nicht so.“, geht das bei Kollegah und Bonez MC irgendwie nicht mehr.
Ich fand das in den 90ern schon immer schlimm mit den amerikanischen Rappern, die sich dann ja wirklich erschossen oder das Maul eingehauen haben und das was sie da erzählt haben offensichtlich ernst meinten, da war ich mir auch nie sicher ob das so vertretbar ist und auch da war das unter Jugendlichen total hip das als Leitbild anzunehmen und total finster zu sein. Ich hab nie verstanden, wie Leute aus normal bürgerlichen Verhältnissen es auf einmal toll fanden, sich aufzuführen wie in der Bronx, Drogen zu verticken und sich aufs Maul zu hauen.
Dann kam der Gangster Rap Mitte der 2000er nach Deutschland und in den Charts gab es keine anderen Rap Formen mehr. Der Unterschied war jetzt, dass auch die ganz blöden die Texte verstanden und es gab immer wieder Leute, die den Lifestyle total Annahmen
Ich finde das bis heute merkwürdig, denn ich wünsche mir eigentlich ein Umfeld mit netten Menschen um mich rum. Respekt habe ich vor Personen, die ich mag oder nicht kenne ja automatisch, ich weiß nicht warum man dafür immer so schauen muss als ob man gleich Jemandem die Fresse poliert und möglichst allein den ganzen Gehweg versperrt. Das hat mit Respekt nix zu tun, das macht mir eher Angst und überhaupt sind diese ganzen Rapper Typen, vor denen ich weniger Respekt, eher Angst hätte, wenn die mit mir im Raum säßen und ich finde es keine schöne Vorstellung Angst vor Mitmenschen zu haben.
Und umso beängstigender finde ich, dass junge Menschen das so nachahmen, Kollegah jetzt Seminare und Coachings macht, wie man Alpha und erfolgreich wird. Und genau DAS finde ich eigenartig. Wenn ich sage, dass die Texte hohl, frauenfeindlich, antisemitisch und was weiß ich nicht noch Alles sind und diese Rapper auch künstlerisch einfach nix können, weil das musikalisch auch noch ganz mies ist distanziere ich mich ja davon.
Genau dann wird mir aber unterstellt, dass ich rede wie ein Opa und dann ist das auch nicht weit entfernt von Hitler und so... ich finde aber das Leitbild von Kollegah und Co in einer modernen Gesellschaft, wo Männer und Frauen gleiche Rechte haben und der Mann gegenüber Feminismus aufgeschlossen ist irgendwie ziemlich rückläufig.
Es geht ja darum, dass der Mann das starke Geschlecht ist und der Anführer, der erfolgreich ist und Geld hat und jede Frau haben kann, weil er der geilste ist. Die Frau wird dabei irgendwie immer unterdrückt und klein gemacht... wofür haben denn Alle die letzten 50 Jahre gekämpft, wenn es jetzt plötzlich wieder modern ist, sich aufzuführen wie im dritten Reich oder gar in der Steinzeit?
In Popmusik war bis in die 90er immer irgendein Aufbruch oder irgendeine Rebellion und jetzt wird genau gegen das, was die Popkultur erkämpft hat, nämlich die Freiheit und die Toleranz rebelliert? Wie dumm ist das denn? Und dann bin ich der Faschist, weil ich sage, dass ich es nicht gut finde, dass Jugendliche das ernst nehmen und zurück in eine Richtung gelenkt werden, die das Alles wieder zerstört? Ich finde einfach nur, sowas gehört nicht ins Radio, vor Allem nicht ins öffentlich rechtliche und Bundesprüfstellen sollten sich mal besser überlegen, was sie da ab einem gewissen Punkt frei geben.
Zu Michael Jackson: Ich bin da zwar auch im Zwispalt, finde aber trotzdem, dass das in dem Fall was Anderes ist. Denn die Musik ist ja produziert und sehr viel hat er auch nicht selbst geschrieben, hinter den Texten steht keine politische Aussage. Es fällt mir da (vielleicht leider) leichter, die Musik vom Menschen zu trennen. Bei Gabalier ist das anders, denn in seinen Texten sind eindeutige politische Referenzen.
LG Tobi