Überreichweiten und Empfangsstörungen durch Inversionswetterlage etc.

Hatte zum Jahreswechsel alle bayrischen DAB-Multiplexe drin, die beiden landesweiten, die Franken-Muxe und die Lokalmuxe Nürnberg/Ingolstadt/München
alles zeitglech mit einem kleinen Grundig Micro75 DAB mit vielleicht 3m Kabel dran.
 
.Um 13-15 Uhr hatte ich in Ingolstadt und Vohburg einige Russische Radiosender aus Moskau drinnen u.A
Energy 104,2 , RelaxFM , CtpahaFM , Radio Zvezda , Mockbafm , Shanson , HumorFM , Zitouna , Avtoradio , LikeFM , Sport FM
 
Habe dank Inversionswetterlage gestern Abend in der Region Flensburg folgende Sender empfangen:

103.6 Radio Hamburg (gute Qualität)
106.8 Alsterradio (mäßige Qualität)
104.8 (Rostock) Ostseewelle (gute Qualität)
107.3 (Schwerin) Ostseewelle (mäßige Qualität)
 
Das ist an sich nichts außergewöhnliches, da die Überreichweiten meist aus einer bestimmten Richtung kommen - mal Nord, mal Süd, mal Ost - bei ganz guten Bedingungen ändern sich die Schwerpunkte auch schnell und jede Richtung ist möglich. Wenn NL-Radio in der Nähe zur Grenze des besagten Landes wohnt, schließe ich aus den genannten Sendern eine troposphärische Öffnung Richtung Ost bzw. Nordost.

Ist bei mir in der Nähe von Münster ähnlich. Empfange ich Radio Hamburg (103.6), geht meist auch die Ostseewelle aus Schwerin, da die Stadt Luftlinie nur 99 km Richtung Osten entfernt ist.
 
Seit mehreren Jahren (besonders im Sommer) empfange ich regelmäßig Sender aus Frankreich oder Belgien. Darunter Radio 1,2,3,4NL und Vivacite, Klara, La Premiere und Class21 und MNM. Die Sender sind ungefähr 200Km entfernt. Signal schwankt von mono und stereo. Im Internet steht irgendwas mit Überreichweiten(Tropo).
Jetzt zur eigentlichen Frage: Wie erkenne ich diese Überreichweiten? Gibt es besondere Eigenschaften wie man das erkennt? Und wie kann ich den Empfang der Sender verbessern nutze eine Wurfantenne mit entsprechenden Radio.
 
Darunter Radio 1,2,3,4NL und Vivacite, Klara, La Premiere und Class21 und MNM. Die Sender sind ungefähr 200Km entfernt. Signal schwankt von mono und stereo. Im Internet steht irgendwas mit Überreichweiten(Tropo).

Ja, das ist "Tropo".

Jetzt zur eigentlichen Frage: Wie erkenne ich diese Überreichweiten? Gibt es besondere Eigenschaften wie man das erkennt? Und wie kann ich den Empfang der Sender verbessern nutze eine Wurfantenne mit entsprechenden Radio.

Du erkennst die Überreichweiten ...am schwankenden Signal. Zum Verbessern des Empfangs, ob normal oder Überreichweite, ist eine gute Antenne recht hilfreich. Besonders, wenn sie eine Richtwirkung hat und Du sie in Richtung der belgischen Sender ausrichtest. Bei 200 km Entfernung kann es sogar möglich sein, daß Du diese dauerhaft (aber immer noch schwankend!) empfangen kannst, abhängig von Deinen örtlichen Gegebenheiten.
 
Bei 200 km Entfernung kann es sogar möglich sein, daß Du diese dauerhaft (aber immer noch schwankend!) empfangen kannst, abhängig von Deinen örtlichen Gegebenheiten.

Das ist typisch für die äußersten Randbereiche des Versorgungsgebiets und hier (Köln) genauso.
Hörbar sind die Belgier und die Niederländer fast immer, aber je nach Tagesform stark verrauscht bis rauschfrei.

Wer sich den 'Luxus' leisten kann, der kann für diese Sender eine vertikal polarisierte Antenne installieren, da in Belgien und den Niederlanden auf UKW vorzugsweise mit vertikaler Polarisation gesendet wird. Das unterdrückt zusätzlich noch Störungen durch unsere örtlichen Sender.

Ralf
 
Ich habe schon gute 20dB festgestellt. Voraussetzung: Die Antenne befindet sich mindestens 1,5 Lambda über dem nächsten Hindernis und die erste Fresnel-Zone ist frei. Sowohl beim Sender als auch beim Empfänger. Nur dann klappt es mit der ungehinderten Wellenausbreitung.
 
Die 20 dB kann ich bestätigen. Die Antenne steht hier frei auf dem Dach des 5. Stocks.
 
Ist es eigentlich normal, dass man stellenweise in der Pfalz Bayern sowohl auf UKW und DAB+ einwandfrei reinbekommt? Ich befinde mich gerade in Bobenheim am Berg in der Nähe von Bad Dürkheim und staune nicht schlecht über den Empfang vom Unterfrankenmux und vom BR Mux. Nur was ich nur absolut garnicht nachvollziehen kann: Die Sender Kalmit und Weinbiet sind hier seltsamerweise nur extrem schwach zu empfangen. Trotz 25 KW. Der SWR RP auf 11A ist auch vollkommen weg als gäbe es ihn garnicht. Somit ist SWR Empfang auf DAB+ hier nur aus BW vom 9D möglich nur dann halt ohne SWR1 RP und SWR4 RP. Direkt auf 102.3 neben DASDING auf 102.2 welches hier überhaupt nicht geht obwohl es müsste kommt sagar AFN aus dem fernen Stuttgart super durch und auf 106.6 welche eig durch bigFM hier stark gestört sein müsste kommt noch SWR4 BW durch, doch auf 106.7 von bigFM keine Spur. Ebenso Antenne Bayern sowie BR12345 vom Pfaffenberg und Heidelstein sowie gefühlt alle Kleinstfünzelchen aus Südhessen kommen durch, die nichtmal in Mannheim/Ludwigshafen gescheit ankommen. Wie ist sowas möglich? Fast alle Ortssender tot und haufen exotischer Kram. Tropo kann ich ausschliessen denn weggedrückt wird nichts. Und bis auf bigFM und DASDING vom Kalmit und Weinbiet wird auch nix gestört.
 
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Völlig normal. Auch das Problem mit der Versorgung des Pfälzerwaldes ist altbekannt. Für Teile dieses Gebietes wurde eigens der Standort Kettrichhof nachkoordiniert. Es gibt aber immer noch Bereiche, in denen der SWR nur über baden-württembergische Standore gut empfangbar ist. Freilich dann mit den falschen Versionen.
 
Da kam gestern noch viel mehr durch: von der Türkei bis Island, von der europäischen Mittelmeerküste bis nach Nordafrika wurden hunderte Sender geloggt. Und heute geht es auch schon gleich weiter. Ungewöhnlich war gestern dass die Überreichweiten sogar bis weit nach Mitternacht feststellbar waren.
 
Muss man dafür besondere Empfänger haben? Denn ich hab gar nichts in der Richtung empfangen können. Oder gibt es etwa "tropolose" Gegenden in denen es nie Überreichweiten gibt (mein persönlicher Eindruck von Ludwigshafen, Rhein-Neckar Region, habe hier in den 1 1/2 Jahren die ich jetzt hier bin noch nie Überreichweiten reinbekommen)
 
Ist es eigentlich normal, dass man stellenweise in der Pfalz Bayern sowohl auf UKW und DAB+ einwandfrei reinbekommt?

Das ist vielleicht sogar gewollt - denn man bedenke, dass die Pfalz früher zu Bayern gehörte ;)

https://de.wikipedia.org/wiki/Pfalz_(Bayern)

Ich habe schon mal WDR 2 in Bayern bei Aschaffenburg in Ortssenderqualität empfangen.

Das ist nornal. WDR2 kommt von der "Sackpfeife", das ist ein Sender in Hessen an der Grenze zu NRW. Da dieser auf UKW rund strahlt, schafft WDR2 (und WDR3) es bis ins Rhein Main Gebiet und Aschaffenburg ist von dort nicht weit...
 
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Ich würde gerne folgende Frage in den Raum stellen:

Man beachte besonders, daß es verschiedenerlei Überreichweiten gibt. Die hier beschriebene Sorte (Sporadic-E) hat nichts mit dem Wetter zu tun, sondern spielt sich viel weiter oben ab.

Mir ist klar, dass der Grund für Sporadic-E noch nicht genau erforscht ist, und dass es sich in sehr hohen Lagen abspielt, weit oberhalb des Wetters. Aber weshalb tritt es dann (in Europa zumindest) fast ausschließlich in den Monaten Juni und Juli auf, und außerdem sehr häufig bei wolkemlosem blauen Himmel, wenn es denn nichts mit dem Wetter zu tun hat?

Ich kann mich noch an frühere Jahre erinnern, mit TVE aus Spanien im VHF Band I, das Wetter war immer sehr gut und wolkenloser Himmel.... Oder war das mit dem guten Wetter und dem blauen Himmel Zufall?
 
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Muss man dafür besondere Empfänger haben? Denn ich hab gar nichts in der Richtung empfangen können.
Bei UKW/FM gilt: Je besser das Capture Ratio, desto eher wird ein um den damit in dB gekennzeichneten Empfangspegelunterschied die Station mit dem jeweils höchsten Pegel die andere "wegdrücken". Das Paradoxe, mit einem billigeren Transistorradio kommen Überreichweiten durch, beim Spitzentuner mit 0,5 dB CR werden die weggedrückt. Das hatten wir in Köln mit Radio Köln auf 98,6 MHz, wo AFN Frankfurt 98,7 MHz (Feldberg/Taunus) dann weggedrückt wurde. Mit Billigradio hörte man vor allem in südöstlicheren Stadtteilen beide Sender durch. Das wurde von "Herrn Bräutigam" in einer Sendung von Radio Köln auch bestätigt.
 
Aber weshalb tritt es dann (in Europa zumindest) fast ausschließlich in den Monaten Juni und Juli auf
Weil diese sporadic E Ereignisse etwas mit der Sonne zu tun haben. Und die scheint auf der Nordhalbkugel in den Monaten Juni und Juli am längsten, ganz unabhängig von einem wolkenlosen blauen Himmel. Die sporadische E-Schicht baut sich durch die Sonneneinstrahlung und damit einhergehender Ionisation dieser Schicht auf.
Eigentlich ähnlich zu den Vorgängen in der (verlässlicher reagierenden) D-Schicht, die sich während der Sonnenstunden aufbaut (und MW-Signale absorbiert), in der Dunkelheit jedoch ganz schnell wieder verschwindet und Mittelwellensignale im dunklen bis zur F-Schicht durchlässt, wo sie dann reflektiert werden und deutlich größere Entfernungen überbrücken.

und dass es sich in sehr hohen Lagen abspielt, weit oberhalb des Wetters
Die Troposphäre, in der sich das Wetter abspielt, reicht nur bis in 10 km Höhe. Eigentlich...

Trotzdem gibt es Wetterereignisse, die evtl. für sporadic E auch interessant sind und einen bislang noch ungeklärten Einfluss haben _könnten_, die sich auch darüber abspielen, und das zufällig ungefähr bis zu einer Höhe von 80 km (wo sich das sporadic E-Geschehen abspielt). Und das sind starke Gewitter und das damit einhergehende Phänomen der Red Sprites und Blue Jets, die sich oberhalb von Gewitterwolken abspielen und immer wieder von Piloten beobachtet werden. Grob gesagt: Blitze nach oben. Und die haben natürlich Einfluss auf die Ionisation dieser oberen Schichten. Und tatsächlich passen die automatisch generierten Karten mit der "MUF" oft zusammen mit den Orten, wo sich gerade starke Gewitteraktivitäten entfalten...

Der blaue Himmel bei DIR ist dagegen irrelevant, denn der Reflektionspunkt bei ES liegt ja nicht bei Dir überm Kopf, sondern genau auf halber Strecke zwischen Dir und dem empfangenen Sender. Manchmal kann dabei sogar noch zusätzlich Tropoaktivität mit rein spielen. D.h. der Sender verbreitet sich erstmal einige hundert km per Tropo(duct), verlässt den duct dann aber nach oben hin und wird dann nochmal an der ES reflektiert. Empfänge aus z.B. 3100 km lassen sich nicht durch Doppelhops an sporadic E-"Wolken" erklären, sondern nur durch eine Kombination von Tropo und ES.

Was zum Lesen dazu im anderen Forum:
1. ionization "bubbles" or attachment "holes" above thunderstorms / Gewitter als eine Ursache von sporadic E?
https://www.rundfunkforum.de/viewtopic.php?p=1159468#p1159468
2. Gewitter als eine Ursache von sporadic E? - Kommentare, Beobachtungen 2006 bis 2012
https://www.rundfunkforum.de/viewtopic.php?p=1159477#p1159477
 
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