hr2 wird zur Klassikwelle

Selbst wenn man davon ausgeht, dass das stimmt (wird es, zumindest in dieser Totalität, auf absehbare Zeit nicht), und man ignoriert, wie Inhalte im Netz gefunden werden müssen, ändert das nichts daran, dass kulturelle Inhalte auch im Netz erst einmal geschaffen werden müssen. Wenn der hr keine Kultur mehr jenseits von Häppchenkritik auf hr-info und zerhackten Symphonien auf hr2-neu produziert, gibt es diese nicht mehr vorhandenen Inhalte auch nicht mehr im Netz zu hören.
 
hr ist aber glückerweise nicht der einzige Produzent von klassischer Musik. Es wird vieles auch ohne Mitwirkung des Hessischen Rundfunks hergestellt.
 
Es geht nicht zwingend um klassische Musik als sendefähiges Werk (oder Häppchen daraus) - davon bekommt man tatsächlich industrieseitig einiges, auch wenn es natürlich reizvoll und auch wertvoll sein kann, bestimmte Einspielungen zu haben, die nicht kommerziellen Erwartungshaltungen standhalten und somit kaum bis nie auf Tonträger erscheinen. Sowas beispielsweise findet man wohl fast ausschließlich in öffentlich-rechtlichen Kulturprogrammen. Und es hat es trotz "Nischencharakter" verdient, einem breiteren Publikum überregional zugänglich gemacht zu werden. Den Mitschnitt hätte es ohne Rundfunkgebühren wohl nichtmal gegeben, höchstens in Doku-Qualität für die Beteiligten. Das macht man ja nicht mal eben so mit dem Handheld-Recorder.

Es geht vor allem um die Produktionen, die man nicht oder kaum außerhalb einer ARD-Anstalt oder des DRadios findet: (nichtkommerzielle) Hörspiele, Features, Lesungen, Reportagen, Wissenschaftssendungen, eigentlich auch niveauvolle Kindersendungen, Diskussionsrunden zu allen möglichen Themen, die relevant sind und deshalb von der Bevölkerungsmehrheit kaum Beachtung finden. Zwiegespräche, Künstlerportraits, Berichte vom regionalen kulturellen Leben, die über "Veranstaltungstips in 30 Sekunden" hinausgehen. Oder auch solche aufwendigen Produktionen: https://die-quellen-sprechen.de/ - da gehören Rundfunkgebühren hin! Und das ist nicht im "Kulturblock" der Infowelle 3 mal täglich zwischen x:20 und x:25 getan.

Der hr wird so etwas insgesamt nicht mehr im Angebot haben, wenn er hr2 zum Klassikdudler umbaut. Da Dein
hr ist aber glückerweise nicht der einzige Produzent von klassischer Musik. Es wird vieles auch ohne Mitwirkung des Hessischen Rundfunks hergestellt.
natürlich gilt, ist damit nochmals gesagt: dann kann man hr2 auch gleich einstellen. Das Wesentliche, das Alleinstellungsmerkmal fehlt dann.
 
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Sehr geehrter Herr Intendant Krupp,
mit großer Bestürzung habe ich der Presse entnommen, dass beabsichtigt ist, meinen Lieblingssender zu einem reinen Musikradio umzubauen. Gerade die Literaturlesungen, der Doppelkopf und viele andere Kulturformate und Wortbeiträge machen HR2-Kultur zu einem Leuchtturm, der weit über Hessen hinausstahlt.
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat in den letzten Jahren Sendungen, wie das ZDF-Nachtmagazin, sowie das Literarische und Philosophische Quartett „entsorgt“ und sich damit von Angeboten verabschiedet, die gerade im gebührenfinanzierten Rundfunk und Fernsehen ihren Platz haben müssen.
Bitte, helfen Sie mit, HR2-Kultur in der jetzigen Form zu erhalten!

Begründung


HR 2-Kultur ist der beste unter Hessens Radiosendern; insbesondere die Wortbeiträge und die Bücherlesungen machen ihn uneingeschränkt zum Lieblingssender.
Muss jetzt nach dem ZDF-Nachtmagazin, nach dem Literarischen und dem Philosophischen Quartett ein weiteres Stück wertvoller Programmgestaltung den Weg zum uniformen Dudelfunk Platz machen? Schreiben wir dem Rundfunkrat und dem Intendanten, was wir davon halten!

Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Dr. Jürgen Gideon Richter aus Wiesbaden
 
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Mein Vorschlag ist ja eigentlich, hr4 in der bisherigen Form aufzugeben und aus hr1, hr3, hr4 und youfm drei Wellen zu machen (wie alle anderen Häuser außer SWR auch - die Regionalprogramme bekommt dann hr1 wie früher auch und youfm tendiert wieder mehr in die hrXXL/FM4-Richtung) und den Inhalt von hr2 dann in zwei Programme zu splitten. hr2-kultur und hr4-klassik. Das neue hr2 geht dann mehr in die Bayern 2- und WDR 5-Richtung. Ich würde nämlich liebend gerne mehr Kulturradio hören, wenn es nicht ständig von langen Klassikstrecken unterbrochen würde.
 
Mein Vorschlag ist ja eigentlich, hr4 in der bisherigen Form aufzugeben und aus hr1, hr3, hr4 und youfm drei Wellen zu machen (wie alle anderen Häuser außer SWR auch - die Regionalprogramme bekommt dann hr1 wie früher auch und youfm tendiert wieder mehr in die hrXXL/FM4-Richtung) und den Inhalt von hr2 dann in zwei Programme zu splitten. hr2-kultur und hr4-klassik. Das neue hr2 geht dann mehr in die Bayern 2- und WDR 5-Richtung. Ich würde nämlich liebend gerne mehr Kulturradio hören, wenn es nicht ständig von langen Klassikstrecken unterbrochen würde.
OK, sag doch gleich, dass Du gerne den BR in Hessen hören möchtest. Genau auf dessen Flottenkonzept liefe das nämlich hinaus. Und genau das möchte die gegenwärtige hr-Geschäftsführung nicht. Die Krupps und Sommers und Vorderwülbeckes dort möchten nur dudeln bis die Schwarte kracht, auf dass die Kiddies vor Freude ihre Spotifys gegen UKW-Röhrenradios austauschen.
 
Ich würde folgende zwei Möglichkeiten bevorzugen:

- die Bayern-Lösung: hr2 zum reinen Kulturprogramm und ein Klassik-Programm auf die Frequenzen von YOU FM --> YOU FM nur noch als Online Stream (dann haben sie ihre Digitalisierung und Zukunftsfähigkeit).

- die MDR-Lösung: hr2 zum reinen Kulturprogramm mit abwechselungsreicher U-Musik (von mir aus tagsüber durchhörbar, aber bitte ohne Verkehrsmeldungen) und hr Klassik (E-Musik) auf DAB+.

Habe beide Lösungen Herrn Krupp und Herrn Sommer vorgeschlagen. Dazu noch viele Argumente, wie sie hier auch im Forum genannt wurden. Die Intendanz hat auf hochwertigem Briefpapier geantwortet, Tenor, man möchte den hr doch nur zukunftsfähig machen.

Digitalisierung und Zukunftsfähig ist eine Sache. Die andere Sache, die mir nicht einleuchten möchte, und das habe ich den Herren Krupp und Sommer auch mitgeteilt, weshalb man das "analoge" lineare Programm zu einem "Klassikdudler" umformatieren möchte. Wen möchte man hierdurch erreichen? Bestimmt nicht eine jüngere Zielgruppe. Man kann gerne die Digitalisierung stärken, Podcasts erweitern - aber ich sehe keinen Grund, das analoge lineare Programm zu ändern bzw. einzuschränken.
 
Der Führung einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt Vorschläge zu unterbreiten ist ja schön und gut, aber gleichzeitig auch vergebene Liebesmüh. Denn das interessiert die Herren einen Dreck.
Man hat es doch gesehen, als der hr ein paar der hr2-Frequenzen umwidmete.
Scheiß auf qualitative Programme, Hauptsache die Gehälter stimmen.
 
Es ist ja schon kurios, dass andere Öffis in Europa offenbar doch das Geld haben hochwertige Inhalte zu produzieren. Andere haben die typischen Öffi Dudelwellen wie wir sie kennen nicht mal im Angebot (man blicke nach Frankreich) und leisten sich dann halt drei Wortprogramme mit unterschiedlichen Schwerpunkten. So sollte es eicentlich auch in Deutschland sein. Oder ist unser Niveau unter dem der Ausländer, dass man sich solche Angebote garnicht zu traut?
 
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Oder ist unser Niveau unter dem der Ausländer, dass man sich solche Angebote garnicht zu traut?
Es ist das Festhalten an der Kleinstaaterei und an der Kulturhoheit der Länder. Also am politischen Einfluss auf die Programme. Frankreich ist ein Beispiel für eine zentrale Lösung. Die hat aber ihre Grundlage in der Zentralisierung auf politischer Ebene, während es in Deutschland den Föderalismus gibt.
 
die Bayern-Lösung: hr2 zum reinen Kulturprogramm und ein Klassik-Programm auf die Frequenzen von YOU FM --> YOU FM nur noch als Online Stream (dann haben sie ihre Digitalisierung und Zukunftsfähigkeit).

Das wird niemals passieren. a) Weil hr2 dann (wieder) teurer wird und b) YOU FM an Reichweite verlieren würde. (Die Bezeichnung "Kulturprogramm" ist für Bayern 2 übrigens nicht ganz zutreffend.)

Es ist das Festhalten an der Kleinstaaterei und an der Kulturhoheit der Länder. Also am politischen Einfluss auf die Programme. Frankreich ist ein Beispiel für eine zentrale Lösung. Die hat aber ihre Grundlage in der Zentralisierung auf politischer Ebene, während es in Deutschland den Föderalismus gibt.
... der aber auch nicht die Verdudelung sämtlicher Radiosender erklärt oder gar rechtfertigt.

... sondern der für eine bundesweit einmaliger Vielfalt sorgt. Nirgendwo sonst bekommt man so viele hochwertige Inhalte in der eigenen Sprache. Ich glaube, darum benneidet man uns durchaus. Ich möchte Bayern 2 + WDR 5 + NDR Info + hr2 (noch) + WDR 3 + SWR2 + Deutschlandfunk + Deutschlandfunk Kultur + ... jedenfalls nicht gegen drei bundesweite Programme eintauschen.

Nichtsdestotrotz ist das kein Grund, dass eine Landesrundfunkanstalt sich dem letzten Rest solcher Inhalte entledigt. Vor allem, weil mir niemand erzählen braucht, dass dem HR die Mittel dafür fehlen.
 
Herr Sommer sagt allen Ernstes:

"Wir haben nur eine grundsätzliche Richtungsentscheidung für eine Ausweitung unserer Kulturberichterstattung getroffen. "​

Jaja, wir weiten die Kulturberichterstattung sogar noch aus, uns trotzdem schimpfen alle!!1elf!

Überhaupt, das sei ganze natürlich kein Sparprogramm, für die Wortsendungen werde sich natürlich ein Plätzchen im Internet und ggf. bei hr-info finden, und den Musikmix wollten die Leute ja gar nicht hören, das merke man an den Rückmeldungen.

Mich erinnert das ganze an die Abwicklung des alten hr1. Die Wortkompetenz wurde ins Asyl abgeschoben, die Musikkompetenz ganz abgewickelt. Auch schon damals von Herrn Sommer verantwortet. Man möchte die Haare raufen.
 
Sendungen werden abgeschafft. Alt wird gegen jung ausgespielt. Und eine Altersdiskriminierung durch eine andere ersetzt. 10000 Radiohörer (Äpfel) werden mit einem Vielfachen von YouTube-Klicks (Birnen) verglichen (und die Interviewer haken nicht nach). Die Vielfalt bei der Musik geht für immer im hr verloren.

Üblich war bisher, Online-Angebote zusätzlich zum linearen Programm anzubieten, zum Nachhören als Podcast und in einem Archiv. Aber nicht anstatt.

Wenn man diesen Kahlschlag gut findet, empfiehlt man sich für einen Führungsposten beim Hessischen Rundfunk.

Okay, wir können ausweichen. Gerade im Netz ist das sehr leicht. Von hr1, hr4 oder hr-info bekomme ich beispielsweise kaum noch etwas mit, jahrelang schon nicht mehr. Es wird Ausweichverhalten geben, aber die Legitimation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wird immer wackeliger dadurch. Der hr schafft sich ab.

Ich bin unzufrieden.
 
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"Üblich war bisher ... Von xxx bekomme ich kaum noch etwas mit. Ich bin unzufrieden."

"Bisher" ist vorbei. Ob Du was mitbekommst oder zufrieden bist, wird den HR wenig interessieren. Das "statt" erklärt der Mann ziemlich gut. Kannste Dich auf die Hinterbeine stellen - ändert halt nix.
 
Es ist schon faszinierend, mit welcher Arroganz und Verachtung diese gebührenfinanzierten Kulturvernichter nach Lust und Laune wüten dürfen in einer gesamtgesellschaftlich getragenen zu tragenden öffentlich-rechtlichen Einrichtung, der vom Gesetzgeber vorgeschrieben wurde, dass sie auch die "kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen" habe.

Wenn der hr nun behauptet, jüngere Hörer würden "diskriminiert", weil man für sie beim Thema Kultur zu wenig Angebote hätte, warum hat der hr dann hr XXL gegen dieses völlig kulturfreie, billig-kreischige YouFM ausgetauscht und warum hat er das auch kulturell vielfältige hr1 vernichtet und durch dieses lauwarme belanglose Geblubber ersetzt? Warum sind die kulturellen Nischen auf hr3 entfernt worden, wenns doch bei junger Kultur angeblich so mangelt?

Der hr fährt auf UKW 4 kulturfreie Dudelwellen mit teils heftig überschneidender Einfalt. Da kann er anfangen zu streichen, nämlich eine ganze Welle. Auf der zugehörigen UKW-Kette kann er dann für die jüngeren Leute ein kulturelles Angebot machen, falls es daran tatsächlich so mangeln sollte, wie man nun festgestellt haben will. Und falls die jungen Leute das wirklich im Netz hören wollen, dann haben sie den Livstream, die Podcasts zu spezielleren Sendungen / Themen und meinetwegen Ergänzungsmaterial, das nicht im linearen Programm gelaufen ist.

Ich bin noch halbwegs "jung", zumindest nach den Maßstäben öffentlich-rechtlicher Hörer-Strukturen. Die hr-Werbung will mich altersbedingt wahlweise bei hr3 oder bei hr1 sehen - schon hier sieht man die Doppelung, die eine Frequenzkette sinnlos verbrät - ich passe nur mit meinem Anspruch an "Radio" nicht zu diesen Wellen. Ich kann mit dem Internet umgehen und tu das auch seit 21 Jahren. Aber ich habe absolut keine Lust, mir kulturelle Themen nach einem Anteasen im linearen Hörfunk dann im Internet zusammenklicken zu müssen. Woher will der hr wissen, dass ich überall dort, wo ich Radio hören kann, auch Internet nutzen könnte? Und die Hände dafür frei habe (so eine elektronische Sprachtussi mit eingebauter Spitzelfunktion kommt mir jedenfalls nicht ins Haus)?

Aber macht nur. Ewig macht ihr sowieso nicht mehr, egal wie sehr ihr euch an die Masse anzubiedern versucht. Die Masse hat keine Wertschätzung für euch, für die seid ihr Dutzendware, wie alles andere nur einen Klick weit entfernt. Und die Engagierten werden euch auch nicht mehr beachten, wenn ihr sie nicht mehr mit hochwertigem Programm berücksichtigt.
 
Mir geht es genauso wie lg74. Mit jeder Reform wurden bei hr1,3 und youfm Inhalte weggestrichen oder zu hr info verschoben. Bei diesen Wellen hätte man jüngere Hörer*innen erreichen können, wenn man sie nicht komplett auf Kommerz ausgerichtet hätte. Lasst den Älteren doch eine Nische.
Und wenn Herr Sommer auch über den Bereich Musik hinweggeht. Mit der Ausrichtung von hr2 auf klassische Musik fallen beim hr Musikrichtungen wie Jazz, Musicals, Weltmusik, Chansons wahrscheinlich komplett weg. Gerade da sieht es bei anderen öffentlich-rechtlichen Sendern auch eher mau aus.
Mir ist auch schleierhaft, wie Herr Sommer mit einem Klassiksender jüngere Hörer*innen erreichen will. Mir scheint er da sehr weit von der Zielgruppe entfernt zu sein.
Aber wie Herr Sommer so schön sagt: "Wir wissen überhaupt noch nicht, wie wir hr2 genau formatieren werden."
 
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