Streiks bei ARD-Anstalten

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Bayern 1 schien um 20 Uhr keine Nachrichten gehabt zu haben, wie ich um 20.03 Uhr eingeschaltet hab lief schon der erste 80er...
 
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Nur mal eine Zwischenfrage, falls die erlaubt ist.

Wie vernittelt man eigentlich die Streiks bei der ARD an "normale' Menschen?

Es gilt, 8 Mrd. Euro pro Jahr aus der Haushaltsabgabe zu verteilen, worauf dort fortan niemand verhungern bzw. ohne Frühstück zur Arbeit gehen muß.

"Knurrende Magen" hatten wir übrigens schon im 'Pannenthread. 😁

Man nennt es wohl "Teilhabe am gesellschaftlichen Leben", welches durch einen Mindestlohn gewährleistet werden soll. Aber das ist hier und jetzt sicher nicht das Thema.

Wie erklärt man also den Streik seitens der sog. "Arbeitnehmer" in einer öffentlich rechtlichen Anstalt möglichst schmerzfrei einem Arbeiter in der "freien Wirtschaft"? Er bezahlt diesen Apparat und hat mitunter das Gefühl, daß "die machen was sie wollen".
 
Stimmt. Die Schmerzen dürften sich auf Arbeitgeberseite aber in Grenzen halten, denn die Sender mit den meisten Hörern und den höchsten Werbeeinnahmen sind ja on air.
Das ist der Verhältnismäßigkeit im Arbeitskampfrecht geschuldet. Wenn B3 nicht gelaufen wäre, hätte es heute auch empfindlich weniger Werbeeinnahmen gegeben. B2 erreicht dagegen die Multiplikatoren, deshalb ist das wichtig.
 
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Sagt Jürgen Kaul auch jedes Mal um voll durch, dass es wegen des Streiks keine Nachrichten gibt (die von Bayern 3 will/kann man wohl nun nicht mehr übernehmen? Dort laufen jedenfalls welche), aber den einen Abend mal jeweils nen 80er mehr statt "bad news" kann man schon verkraften ;)
 
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Entschuldige bitte meine Unwissenheit, aber was sind denn in diesem Zusammenhang "Multiplikatoren"?
Ich würde sagen, wir in diesem Forum sind Multiplikatoren. Wir diskutieren darüber und der ein oder andere von uns bringt das Thema vielleicht auch außerhalb der Bubble. Medienjournalisten wären auch Multiplikatoren. Die bringen die Anliegen des Streiks in Artikeln - und somit einer größeren Öffentlichkeit nahe.
 
Ah, ok, dann sind also nach @schneeschmelze 's Meinung alle Bayern 2 Hörer Multiplikatoren?
Ich habe den Zusammenhang jetzt schon verstanden, aber ich wage zu bezweifeln, dass nur eingefleischte Kulturwellenhörer sich über Ausfälle ihres Lieblingsprogramms (in diesem Fall Bayern 2) empören und das weiter erzählen. Das plötzliche Fehlen von Bayern 3 hätte sicherlich auch für Aufsehen gesorgt. Vielleicht sogar in größerem Ausmaß, als viele hier sich vorstellen können.
 
Wenn Matuschke heute Abend kommt, liefen alle Bayern 3 Sendestrecken heute ab, wie geplant.
Warum streikt von denen keiner? Haben die Streikverbot?
Streikverbot sicher nicht, sind doch keine Beamten.
Es muss jeder Arbeitnehmer für sich entscheiden, ob er die Arbeit niederlegt. Viele Redakteure haben das bei uns z.B. nicht getan, entweder weil es ihnen nicht übers Herz ging, Programm ausfallen zu lassen; oder weil sie der Meinung sind, sie verdienen schon genug... (keine Polemik, das Argument habe ich wirklich gehört).

Und dann gibt es ja noch die Mitarbeiter die außer Tarif bezahlt werden, Funkhausdirektoren, Intendanten und andere herausgehobene Positionen.
Die streiken natürlich nicht.
 
Nur mal eine Zwischenfrage, falls die erlaubt ist.

Wie vernittelt man eigentlich die Streiks bei der ARD an "normale' Menschen?
So:
Die Tarifabschlüsse in der ARD haben sich bisher immer am öffentlichen Dienst orientiert, der auch keine freie Wirtschaft betreibt; und das auch bei eher mageren Steigerungen oder Nullrunden.
Das haben die Gewerkschaften bisher immer mitgetragen.
Nun hat der ÖD in Deutschland einen geradezu sensationellen Tarifabschluss von fast 8% auf eine Laufzeit von 33 Monaten hinbekommen, und auf einmal möchten die Intendanten der ARD die Tarifabschlüsse vom ÖD abkoppeln.
Die Angebote in der ersten Verhandlungsrunde lagen unter 2%.
 
Damit verprellt sich der Beamtenfunk auch noch die letzten treuen Stammhörer. Und schießt sich damit ins eigene Bein, weil sie den Ast absägen auf dem sie sitzen : Sie schaden bei der geringen Reichweite von B2 und B4 nicht dem Arbeitgeber sondern ihren Hörern. Mit B1 und B3 hätte man den BR ins Mark getroffen, aber da traut man sich natürlich nicht ran.

Wenn ein Kultur- oder Klassikbegeisterter morgens sich mit B2 oder B4 wecken lässt und ihm dann das Geplärre vom B3 entgegendröhnt, schaltet er sofort zum DLF/DLR (wo empfangbar) oder SWR2 um.
Und so schnell nicht wieder zurück. Gerade für die UKW Kette von B4 eine überaus unpassende Entscheidung nach all den Diskussionen, hier hätte es eine Ansage mit klassischer Musik bzw. auf B2 mit Jazz / Swing / Bigband / Lounge auch getan. Das B1 Programm ist kaum besser.

Verstehe nicht was das bewirken soll. Bei den Verantwortlichen bewirkt das nur ein müdes Lächeln, aber die Stammhörer hat man erfolgreich vergrätzt. Einen Tag Klassik auf B1 und B3, das hätte schon ganz anders gewirkt und die Reaktionen aus der Bevölkerung wären sogar im messbaren Bereich gewesen. Einige B3 Hörer hätten das sogar sicher noch toll gefunden wie eine "Verrücktspiel"-Aktion.

(fehler ausgebessert)
 
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Pfälzerwald: Dein "Beamtenfunk" ist kein homogenes Gebilde, das nur deswegen sendet, um Dir via Beitrag die letzten Kröten aus der Tasche zu ziehen. Dort arbeiten Menschen an einem Produkt. Und diese Arbeit will gerecht abgegolten sein. Wenn sich nun eine Schere zu anderen Tarifabschlüssen auftut, wie sie Funkminister beschrieben hat, die Arbeitgeber aber nicht auf die berechtigten Forderungen eingehen, ist eines der Mittel Streik. Komm' doch mal aus der Ecke raus, dass in der ARD eine verschworene Gemeinschaft nur daran arbeitet, Radio und Fernsehen in Grund und Boden zu rammen -auf Deine Kosten. Der Maschinenraum streikt - und das mit allem Recht dieser Welt.
 
Dem stimme ich sogar zu. Die Wahl der Mittel ist legitim und gerechtfertigt. Nur ist finde ich die Wahl der Kanäle nicht gelungen und somit zu befürchten, dass der (berechtigte) Aufschrei an den Verantwortlichen vorbeihallt. Die breite Öffentlichkeit hat man damit jedenfalls nicht erreicht. Allenfalls ein Randpublikum, das ohnehin schon über das übliche Maß hinaus Interesse an Medien und rundfunkpolitischen Themen hat.
 
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Wir drehen uns ein bisschen im Kreis. Wenn Bahnmitarbeiter oder die Flugbegleiter streiken, sind die Kunden höchst genervt, fahren vielleicht nicht mehr DB oder fliegen nicht mehr LH. Natürlich werden Unbeteiligte (Fahr- oder Fluggäste) in Mitleidenschaft gezogen. Oder Hörer. Aber, wie bereits oben gesagt, ist es das Wesen des Streiks, Druck auszuüben. Und das funktioniert nur, wenn das Produkt (an dessen Qualität ja auch die Arbeitgeber ein zwingendes Interesse haben müssen) im Streikmittelpunkt steht. Das gilt für Autoproduktionsstraßen genauso wie für Radioprogramme.
 
Wie erklärt man also den Streik seitens der sog. "Arbeitnehmer" in einer öffentlich rechtlichen Anstalt möglichst schmerzfrei einem Arbeiter in der "freien Wirtschaft"?

Die Erklärung geht ungefähr so: Je streikbereiter Du und Deine Kollegen sind, desto höher wird Dein Gehalt.

Wirtschaftlich haben Streiks die Funktion, dass Arbeiter und Angestellte den ihnen zustehenden Teil des gemeinsam erwirtschafteten Volkseinkommens - über ihr Gehalt - ausgezahlt bekommen. Leider hat das in Deutschland in den letzten Jahren nicht geklappt. Die Gewerkschaften haben den Verteilungsspielraum jahrelang nie ausgeschöpft. Angestellte bekommen zu wenig, Firmen, Immobilien- und Aktienbesitzer entsprechend mehr. Dabei wäre eine richtige Balance wichtig für eine funktionierende Wirtschaft (InlandsNachfrage) und den Zusammenhalt der Gesellschaft.

Wie aber kommt man zur Balance? Woher weiß man, ob Lohnabschlüsse zu hoch (wie in Griechenland), oder zu niedrig (wie in Deutschland) sind? Dazu gibt es die Goldene Lohnregel: Lohnzuwachs = Produktivitätszuwachs + Inflationsrate:
https://oekonomiefuereinsteiger.wordpress.com/2013/11/21/wie-hoch-sollten-lohne-sein/

Hinweis: In den 60er und 70er Jahren wurde die Goldene Lohnregel in WestDeutschland ganz gut eingehalten.
 
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Dem stimme ich sogar zu. Die Wahl der Mittel ist legitim und gerechtfertigt. Nur ist finde ich die Wahl der Kanäle nicht gelungen und somit zu befürchten, dass der (berechtigte) Aufschrei an den Verantwortlichen vorbeihallt. Die breite Öffentlichkeit hat man damit jedenfalls nicht erreicht. Allenfalls ein Randpublikum, das ohnehin schon über das übliche Maß hinaus Interesse an Medien und rundfunkpolitischen Themen hat.
Es wählt/steuert doch niemand, welche Programme im einzelnen bestreikt werden (und damit beeinträchtigt).
Da wo die Streikbeteiligung hoch ist, sind auch die Auswirkungen am größten.

Eine schmackhafte Information hatte ich vorhin noch vergessen:
die Gehälter der aussertariflichen Beschäftigten wurden im NDR völlig geräuschlos vor einigen Monaten um über 3% angehoben.
Aussertariflich bedeutet in Zahlen die Gehälter mit >10.000€ brutto im Monat.
 
Der Vergleich mit dem "normalen" öffentlichen Dienst und der Neid auf dortige Bezügeanhebungen ist wirklich eine Frechheit der verlogensten Sorte. Spätestens beim Blick auf die besonderen Funktarif-Entgelttabellen wird einem klar, dass Maaßen mit seiner Einschätzung Recht hat und etwa zehn Nullrunden dem völlig außer Kontrolle geratenen System guttun würden.
 
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Sehr angenehmer Diskussionston, Herr @webradioo, Kompliment.
Und mit Verlaub, eine etwas einseitige Betrachtung, die ignoriert dass sich die Tarifabschlüsse Rundfunk auch in „schlechten Zeiten“ bei niedrigen Tarifabschlüssen im ÖD an selbigen orientiert, und diese generell nie überschritten haben.
Wenn man Herrn Maaßens Äußerung (was hat er eigentlich genau gesagt?) weiterdenkt, ist also das System Öffentlicher Dienst auch völlig außer Kontrolle geraten?
Weil es mit seinen Gehaltsangeboten in einigen Bereichen (technische Ingenieure, IT-Servicemitarbeiter) dem Rundfunk die Mitarbeiter abwirbt?

Welch zweifelhafte Intention hinter Herrn Maaßens Äußerung steckt vermag ich nicht zu ergründen. Was auch immer es ihm nützen mag, den Rundfunk mit „zehn Nullrunden“ mehr oder weniger auszuhungern...
Etwas maßlos geworden, Herr Maaßen?
 
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In Deinem Furor, Webradioo, wird man Dir wahrscheinlich mit inhaltlicher Argumentation nicht kommen dürfen. Ich vermute, dass Du noch nie bei einem ÖR-Sender gearbeitet hast und nie mitbekamst, wie intensiv und mit wieviel Herzblut in den Redaktionen und anderen Bereichen am Programm gearbeitet wird. Ich durfte es hautnah fast jeden Tag beinahe 40 Jahre lang erleben. Deine Polemik ärgert mich sehr! Inhaltlich können wir uns gerne auseinandersetzen. Aber schmeiß' nicht alles durcheinander und plapper nicht bloß nach, was rechts abbiegende Ex-Verfassungsschutzpräsidenten zusammenschwadronieren, um politisch ihr trübes Süppchen zu kochen.
 
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Du meinst die seit 2009, wider Inflation nicht erhöhten Beiträge?
Ich zahlte alle 3 Monate 15 Euro und etwas mehr da ich nur ein Radio hatte. Seither haben sich die Beiträge für mich mehr als verdoppelt. Fernsehen habe ich bis heute keines. Ich habe auch kein grosses Verständnis für diese Gebühren, ausser es ist eben Zwang und Gesetz und man hat den Anforderungen nachzukommen, so wie es die Wehrpflicht damals war.
 
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