ARD braucht gesetzgeberischen Zwang

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KKJZ 88.1

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Ob Valerie Weber den WDR bereits weitestgehend unhörbar gemacht hat, oder ob demnächst HR 2 zu Tode reformiert wird, sind alles wichtige Einzelfragen, die hier diskutiert werden. Ich stelle fest, es gibt inzwischen keine ARD-Anstalt mehr, deren Legitimation infolge der jeweiligen jüngsten Programmreformen nicht infrage gestellt wird. Allerdings haben die Mahnungen in der Presse oder durch hiesige Foristen keine Abhilfe geschaffen. Denn die inhaltliche Zerstörung der ARD-Radioprogramme schreitet munter weiter voran.

Daher möchte ich den Blick auf die künftigen Begehrlichkeiten der ARD im Zusammenhang mit der von diesem Senderverbund gewünschten Gebührenerhöhung lenken. Hier ist die beste Gelegenheit und der richtige Zeitpunkt, Widerstand zu leisten, Programme inhaltlich zu hinterfragen, gegen eine simples "Weiter so" anzustinken und programmliche Alternativen einzufordern. Denn beim Thema Gebührenerhöhung ist ein großer Widerwillen der Bevölkerung zu erkennen, den Status Quo einfach so durchzuwinken. Diesen Umstand gilt es sich zunutze zu machen.

Bei der dringend notwendigen Neujustierung der Inhalte muss festgelegt werden, daß der Bereich "Information" nicht durch Nachrichtendudler wie NDR Info abzudecken ist, sondern daß der Auftrag zu informieren nur durch Programme wie DLF erbracht werden kann, da nur in einem derart gestalteten Programm Zeit für aufwendige Recherche und komplexe Hintergründe vorhanden ist.

Kulturelle Programme dürfen nicht, wie Bremen Zwei es tut, sich komplett beim Mainstream anbiedern. Die zeitliche Reduktion der Klassik (bei Bremen Zwei auf lediglich sieben Stunden in der Woche) muss zurückgenommen werden. Jazz muss viel stärker im Programm auftauchen. Die Vielfalt dieser Musikrichtung ist in seiner Breite (z.B. Vocal/Piano/Guitar/Saxophone/Latin Jazz) abzubilden. Ein eigenständiges Programm - Vorbild "Swiss Jazz" der SRG - sollte eingeführt werden.

Es muss ein eigenständiges Programm geben, daß Folk Rock, Blues (Rock), europäische und lateinamerikanische Musik sowie Reggae insich vereint. Allerdings hielte ich es für wichtig, den Gesang auf die wohlklingenden Sprachen (englisch, spanisch, italienisch und französisch) zu begrenzen.

Die kommerziell erfolgreichen Musikprogramme werden in ihrer Anzahl auf zwei reduziert. Beide Programme werden zeitlich in tagesbegleitende Magazinstrecken (05:00 bis 20:00) sowie Einschaltprogrammen am Abend aufgeteilt. Dabei konzentriert sich musikalisch ein Programm auf das neue Jahrtausend und das andere auf die Dekaden im alten Jahrtausend. Es wird jeweils ein Anteil von Albumtracks von 40% festgeschrieben. Die erfolgreiche Musik ist jeweils in ihrer Breite darzustellen. Es müssen gleichzeitig mindestens 3.000 Titel rotieren, die in Chargen von 500 Titeln alle vier Monate ausgetauscht werden. In den Abendprogrammen gibt es Schwerpunktprogramme zu im Tagesprogramm ausgesparten Musikrichtungen wie Heavy Metal oder Hip Hop/R&B sowie Musikdokumentationen (bsp. zu Künstlern und Bands). Das Magazinprogramm am Tag hat ausführlich über das Tagesgeschehen zu berichten.

Nur wenn der Gesetzgeber der ARD diese klaren Vorgaben macht, bekommen wir wieder einen öffentlich-rechtlichen Hörfunk, der seine inhärenten Aufgaben erfüllt. Kommerzielle Rezepte gehören nicht dazu. Die Ausstrahlung von Werbung gehört im Übrigen verboten.
 
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Wenn ich morgens nur ne viertel Stunde habe, um bewusst zuzuhören, bin ich dankbar, das es -wie Du es nennst- Infodudler gibt. In manchen Punkten kann ich Dir folgen - aber wie soll die Revolution ablaufen?
 
Das ist ja mal ein geiler Vorschlag. Kannst Du bitte schon mal den Gesetzesentwurf erstellen? Ich bin gespannt auf die Formulierungen, z.B. wie man dort "wohlklingende Sprachen" verklausuliert.
Falls es ein satirischer Beitrag sein soll, müsste das deutlicher zum Ausdruck kommen, ansonsten bleibt der Eindruck, dass es einfach nur naiv ist.
 
Das ist nur zum Teil richtg. Es sind keine staatlichen Sender, ABER es gibt einen Rundfunkstaatsvertrag, in dem der Auftrag des Rundfunksenders mehr oder weniger konkret festgelegt wird. Und es gibt einen Rundfunkrat. Letztendlich haben die gebührenzahlenden Hörer Anspruch auf ein vielschichtiges Programm. Verzicht auf Werbung? Sofort und konsequent, bitte! Verzicht kommerzieller Dudelwellen in diesem Zusammenhang? Ebenso gerne sofort uns konsequent. Mehr Sendezeit für diverse Musiksparten. Dito. Also es ist schon einiges richtig am Postulat des Thread-Erstellers.
 
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Jaja, zwei völlig unbekannte FDP-Abgeordnete aus der fünften Reihe denken mal laut und alles springt drauf an...
https://www.welt.de/kultur/medien/a...dienpolitiker-wollen-ARD-und-ZDF-umbauen.html
Zugegeben, einiges wäre durchaus überlegenswert, manches aber eben auch nicht, weil es schlicht zu pauschal bzw. so einfach letztlich nicht ist.

Ich stelle fest, es gibt inzwischen keine ARD-Anstalt mehr, deren Legitimation infolge der jeweiligen jüngsten Programmreformen nicht infrage gestellt wird.
Ich will die teils durchaus fragwürdigen Reformierungen jetzt nicht verteidigen, aber was du da schreibst ist schlichter Unsinn. Die Programme haben alle Hörer, also haben sie auch eine Legitimation. Nur weil sie deinem persönlichen Geschmack nicht entsprechen, gehören sie noch nicht abgeschafft.
Die logische Konsequenz deiner Überlegungen wäre nämlich, die Programme soweit zusammen zu streichen, bis nur noch eine Handvoll der sogenannten Elite zuschaut bzw. -hört, womit man dann aufgrund des allgemeinen Desinteresses die Existewnz der ÖR erst recht in Frage stellen kann. Und das kanns ja letztlich auch nicht sein.

Kulturelle Programme dürfen nicht, wie Bremen Zwei es tut, sich komplett beim Mainstream anbiedern. Die zeitliche Reduktion der Klassik (bei Bremen Zwei auf lediglich sieben Stunden in der Woche) muss zurückgenommen werden. Jazz muss viel stärker im Programm auftauchen. Die Vielfalt dieser Musikrichtung ist in seiner Breite (z.B. Vocal/Piano/Guitar/Saxophone/Latin Jazz) abzubilden. Ein eigenständiges Programm - Vorbild "Swiss Jazz" der SRG - sollte eingeführt werden.
Es muss ein eigenständiges Programm geben, daß Folk Rock, Blues (Rock), europäische und lateinamerikanische Musik sowie Reggae insich vereint. Allerdings hielte ich es für wichtig, den Gesang auf die wohlklingenden Sprachen (englisch, spanisch, italienisch und französisch) zu begrenzen.
Ähmm, mit welcher Begründung? Wie definierst du was anspruchsvoller Jazz, Rock etc. ist? Womit willst du legitimieren, dass beispielsweise Indierock keine Kultur ist, welche ebenfalls Beachtung finden sollte. Und wie konkret definierst du, welche Sprachen wohlklingend sind und welche nicht? Du machst deinen persönlichen Geschmack und deine ganz privaten Interessen zum allgemeinen Maßstab und minimierst damit ganz automatisch die potentielle Hörerschaft. Ein ÖR welcher von ausnahmslos allen finanziert wird, hat und muss auch die Interessen von ausnahmslos allen in irgendeiner Form abbilden, ansonsten ist die Legitimation der Finanzierung durch die Allgemeinheit ad absurdum geführt.
 
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Es ist aber nunmal so, wie ich es beschrieben habe. Schon mal die Zusammensetzung der Rundfunkratsmitglieder genauer unter die Lupe genommen?

Abgesehen davon: die "kontrollieren" auch die Ausspielwege "Fernsehen" und "Online". Was derzeit wesentlich wichtiger ist als "Radio" in seiner bisherigen Form.
 
Ich weiß, das ist ja das traurige. Da werden dann noch solche "Ent-Programmungen" wie bei WDR und HR abgesegnet. Oft sind die Sitzungen von Rundfunk-und Medienräten nicht mehr als nette Kaffeetreffen einiger Multiplikatoren. Die Vorlagen werden oft un- oder bestenfalls angelesen durchgewunken. Schließlich will man ja Feierabend.
 
Ich weiß, das ist ja das traurige. Da werden dann noch solche "Ent-Programmungen" wie bei WDR und HR abgesegnet.

Ich bin mir sicher, daß die Mitglieder des Rundfunkrates ihre Arbeit ernst nehmen. Aber sie nehmen sie nicht übertrieben ernst wie ausgewiesene Radio-Enthusiasten. Denn um die geht es in der Rundfunkrats-Arbeit nicht.
 
Unsinn. Und ja, ich habe solchen Sitzungen in der Tat bereits beigewohnt. Aber manche haben hier schlichtweg keine Ahnung, wollen aber mitschreiben. Immer wieder amüsant...
 
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Der Ausgangsvorschlag ist gleich in doppelter Hinsicht naiv. Zum einen die Annahme, man KÖNNE ARD&ZDF Qualität verordnen. In vielen Rundfunkstaatsverträgen und -gesetzen gibt es bereits Vorgaben etwa zu Kultur und Information; diese spielen in der Praxis aber kaum eine Rolle. Haben etwa, um ein aktuelles Beispiel aufzugreifen, die Passagen im HR-Gesetz den Hessischen Rundfunk daran gehindert, einen Plan zu faktischen Abschaffung seines Radiokulturprogramms vorzulegen? Oft es es sogar eher so, dass die Rechtsgrundlagen alle paar Jahre dem tatsächlichen Zustand angepasst werden, nicht umgekehrt. Beispiel SWR. Im Staatsvertrag ist eigentlich SWR1 als "Informationsprogramm" vorgesehen. Das hat den SWR1 beim Durchformatieren aber wenig interessiert, stattdessen hat er "Cont.ra" (heute SWR Aktuell") für die Information gegründet, und diese Wolle wurde dann nachträglich in den Staatsvertrag aufgenommen. Auch das WDR-Gesetz und der NDR-Staatsvertrag zeichnen schlicht den Ist-Zustand nach, anstatt ihn vorzugeben.

Zum zweiten ist es naiv, anzunehmen, man DÜRFE solche Vorgaben machen, wie sie dem Threaderöffner vorschweben. Zur Rundfunkfreiheit und Staatsferne, das hat das Bundesverfassungsgericht immer wieder festgestellt, gehört auch eine weitreichende Freiheit der Rundfunkanstalten, über ihre Inhalte selbstständig zu bestimmen. Gesetzliche Vorgaben, wie oft die Rotation ausgetauscht werden muss? Wohnklinge Sprachen? Ernsthaft?

Ich ärgere mich auch oft über die Verflachung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die entscheidenden Stellschrauben liegen aber woanders: Im Rundfunkrat, um im Druck der Öffentlichkeit. Es ist oft erschreckend, wie wenig Ahnung ein Großteil der Rundfunkräte haben, die daher oft schlicht abnicken, was die Geschäftsführung ihnen in bunten PowerPoints vorlegt. Solange sich die "gesellschaftlichen Gruppen", die das Privileg haben, Leute zu entsenden, keine Gedanken darüber machen, was ihre Aufgabe im Rundfunkrat ist, wird sich daran nichts ändern.

Das andere ist die Öffentlichkeit. Wie man gerade (mal wieder) am Beispiel hr sieht, oder am Beispiel geplanten, aber nun doch verhinderten Verschiebung des "Weltspiegels" im Ersten sieht, macht es eben doch einen Unterschied, ob die Öffentlichkeit sich ausschließlich als Konsument versteht und ihre Rückmeldung über Quoten, MAs und PageImpressions kommt, oder sie sich aktiv zu Wort meldet. Wünschenswert wäre eine organisierte und fokussierte Bewegung, die nicht nur defensiv gegen Reformen kämpft, sondern aktiv die (Wieder-)Herstellung und den Ausbau von Qualität einfordert. Das wäre einem wahrlich öffentlichen, nichtstaatlichen, in der Gesellschaft verankerten Rundfunk würdig.

Jaja, zwei völlig unbekannte FDP-Abgeordnete aus der fünften Reihe denken mal laut und alles springt drauf an...
https://www.welt.de/kultur/medien/a...dienpolitiker-wollen-ARD-und-ZDF-umbauen.html
Zugegeben, einiges wäre durchaus überlegenswert, manches aber eben auch nicht, weil es schlicht zu pauschal bzw. so einfach letztlich nicht ist.

Ich bin erfahrungsgemäß zutiefst skeptisch, wenn sich FDPler zu Medienpolitik äußern, und ich kenne jetzt nur diesen WELT-Artikel, nicht das Papier selbst oder die weitergehenden Intentionen der betroffenen Personen. Aber so, wie es hier beschrieben wird, ist es nicht so unähnlich dem Grundsatz-Reformvorschlag, den ich hier vor einem halben Jahr im Forum vorgeschlagen habe.
 
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@Radiokult
Ziemlich viel Zustimmung. Alles wieder sehr Deutsch "...anspruchsvoll...." Erinnert fatal an die Zeugnisfloskel: Er/Sie/Es bemühte sich den Anforderungen gerecht zu werden..."

@KKJZ 88.1
Als, das Wort "Muss" scheinst Du zu lieben. Es müssen mindestens 3000 Titel rotieren. Woher hast Du solche Erkenntnisse? Wenn dagegen verstoßen wird, ab in den Knast oder was?

Nur ein kleiner Hinweis, Du forderst Eingriffe in die Pressefreiheit. Ein Gesetzgeber kann Musikquoten gar nicht regeln. Oder du wünscht Dir die DDR zurück (gibt tatsächlich solche Menschen), da war die Musikquote genau geregelt und überwacht. Hat bekanntlich aber auch nichts genützt. Dem überlegenen Gesellschaftssystem sind schlichtweg die Leute weggelaufen. Nur wer bei der Armee oder ähnlichen Vereinen war, hat das gehört. Ansonsten waren ja bekanntlich die imperialistischen revisionistischen kapitalistischen Medien des Klassenfeindes wesentlich populärer.

Das Fazit, das Pippi Langstrumpf-Prinzip, ich bau mir die Öffis, wie sie mir gefallen. Kann man machen, genauso gut kann man darüber nachdenken, welche Lottozahlen nächstes Wochenende gezogen werden.
 
Die Sicht auf die "Macht" eines Rundfunkrates finde ich etwas erheiternd.
Der mdr hat seine gestrige Rundfunkratssitzung zum ersten mal öffentlich abgehalten, weitere sollen folgen. Da kann sich dann jeder selbst ein Bild von der "Macht" der Rundfunkräte machen....
https://www.flurfunk-dresden.de/201...ffentliche-mdr-rundfunkratssitzung-23-9-2019/
Lustig wird es dann, ums als Funfact am Rande mal zu erwähnen, wenn die ganzen ÖR-Abschaffungsbefürworter mitbekommen, dass ihre Partei hier und da ja ebenfalls Vertreter in den Rundfunkräten hat. Aber das ist dann ein anderes Thema.

Oder du wünscht Dir die DDR zurück (gibt tatsächlich solche Menschen), da war die Musikquote genau geregelt und überwacht.
Das war aber wie man heute weiß eher aus wirtschaftlichen Gründen und nicht um die Leute zu gängeln, zumal sich da ohnehin selten jemand dran gehalten hat. Die GEMA war halt schon zu Honeckers Zeiten ein teurer Spaß...
Davon abgesehen gibts solche Quotenregelungen seit den 70er Jahren in Kanada und seit Mitte der 90er in Frankreich. Geschadet hat sie den jeweiligen Ländern nicht. Vom Grundsatz her stimme ich dir aber trotzdem zu, denn den Künstlern wirklich helfen tun die Quoten letztlich nicht. Im Zeitalter des Internets sind sie ohnehin mehr oder weniger nutzlos.
 
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Na komm, bei Rundfunk + Fernsehen wurde sie genau eingehalten. Meines Wissens nach, wurden auch Clubs etc. überwacht. Egal, ich tanz heute Abend Lipsi und trinke Pfeffi oder Blauen Würger. Ich kann ja nicht immer westlich dekadent reden, handeln und leben.
 
Ich bin erfahrungsgemäß zutiefst skeptisch, wenn sich FDPler zu Medienpolitik äußern, und ich kenne jetzt nur diesen WELT-Artikel, nicht das Papier selbst oder die weitergehenden Intentionen der betroffenen Personen. Aber so, wie es hier beschrieben wird, ist es nicht so unähnlich dem Grundsatz-Reformvorschlag, den ich hier vor einem halben Jahr im Forum vorgeschlagen habe.

Nachtrag: Weil in meinem Beitrag Nr. 21 oben der Link kaputt ist, hier der korrekte:
https://www.radioforen.de/index.php?threads/strukturreform-von-ard-und-zdf.43362/post-811156
 
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