Sondersendungen zum Thema „30 Jahre Mauerfall“

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Südfunk 3

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Bei den Eifeler Radiotagen wird es eine vierstündige Musiksendung mit Dagmar Fulle geben:

„Die warme Seite des Kalten Krieges: Wie die USA unseren Musikgeschmack beeinflusst haben. Von Glenn Miller bis Michael Jackson und Bruce Springsteen. Swing bis Soul bis Pop bis Rock bis ... ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit, aber mit allem Schönen, was mir so eingefallen (und aus dem Plattenschrank entgegengefallen) ist“.

Wer Dagmar Fulles Sendungen kennt, schließt daraus, daß es möglicherweise ziemlich g**l werden wird. Zu hören am Samstag, dem 09.11.2019 von 20 bis 24 Uhr. Frequenzen werden unter obigem Link bekanntgegeben. Wer schneidet die Kurzwelle mit?
 
Die Radiotage-Sendungen werden ohnehin wieder sehr fein. Christian Milling hat sich da auch letztes Mal sehr viel Mühe gegeben. Ich finde die Energie dieses Mannes immer wieder erstaunlich...was er in seiner Freizeit alles so auf die Beine stellt. Auch die Radio-Menschen-Geschichten-Sendungen sind auf gutem öffentlich-rechtlichem Niveau.
 
radioeins sendet am morgigen 9. November ebenfalls ein Sonderprogramm zu „30 Jahre Mauerfall“ ab 18 Uhr.
Das Highlight (für mich) dürfte die zweistündige Wiederholung der ARD Nachtrock Sendung vom 9.11.1989 sein, die damals vom Sender Freies Berlin deutschlandweit ausgestrahlt wurde (0-2 Uhr).

Sonderprogramm:
18-19 Uhr: Medienmagazin Spezial - Die Rundfunkwende im Osten
19-20 Uhr: Kommentatoren-Talk - Wie einig ist sich Deutschland
20-22 Uhr: Tanzhalle
22-24 Uhr: Set them free - Der November-Sound 89
00-02 Uhr: Die Zeitmaschine - ARD Nachtrock (SFB)
 
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Ich habe auch einige Sondersendungen zum Thema "30 Jahre Mauerfall" gefunden:

MDR Jump, ab 6 Uhr den ganzen Samstag und ab 20:15 Uhr im MDR Fernsehen
https://www.jumpradio.de/aktion/sound-der-wende/sound-der-wende-104.html

MDR Radio Sachsen, am Samstag und Sonntag
https://www.mdr.de/sachsenradio/erinnerungen-an-musik-von-neunzehnhundertneunundachtzig-100.html

Radio Brocken, am Samstag und Sonntag
https://www.radiobrocken.de/programm/made-in-germany-auf-radio-brocken-id339640.html

R.SA Sachsen, am Samstag
https://www.rsa-sachsen.de/rsa-wende-charts

Radio SAW, Samstag 6 bis 18 Uhr
https://www.radiosaw.de/30-jahre-mauerfall

Radio PSR, Samstag 7 bis 22 Uhr und Sonntag 6 bis 22Uhr
https://www.radiopsr.de/30jahremauerfall

94.3 rs2, Samstag 8 bis 18 Uhr
https://www.rs2.de/aktionen/das-grosse-943-rs2-special/

Radio Potsdam, Samstag 9 bis 19 Uhr
https://radio-potsdam.de/current-issues/thementag-30-jahre-mauerfall/

Radio B2, Samstag 10 bis 18 Uhr
https://www.radiob2.de/30-jahre-mauerfall

NDR 1 Radio MV, Samstag 10 bis 22 Uhr
https://www.ndr.de/radiomv/NDR-1-Ra...iern-30-Jahre-Mauerfall,radioschlutup100.html

Schwarzwaldradio, Samstag 13 bis 18 Uhr
https://www.schwarzwaldradio.com/radio/sendungen/153

Landeswelle Thüringen, Samstag 14 bis 18 Uhr
https://www.landeswelle.de/aktionen/aktionsuebersicht/30-jahre-mauerfall-die-besten-songs-aus-89

Radio Euroherz, Samstag 16 bis 21 Uhr
https://www.euroherz.de/aktionen/30...er-bundesregierung-in-hof-mit-radio-euroherz/

NDR 2, Samstag 18 bis 24 Uhr
https://www.ndr.de/ndr2/programm/Lange-NDR-2-Nacht-des-Mauerfalls,sendung962466.html

SR 3, Samstag 20 bis 22 Uhr
https://www.sr.de/sr/sr3/sendungen_a-z/uebersicht/oldieabend/sr3_oldieabend_100.html
 
weitere Ergänzungen sind:

Radio BHeins, Samstag ab 8 Uhr
https://bheins.de/programm/

NDR 1 Radio Niedersachsen, Samstag 10 bis 15 Uhr
https://www.ndr.de/ndr1niedersachse...zlandmuseum-Eichsfeld,grenzlandmuseum190.html

NDR 1 Radio 90,3, Samstag 16 bis 20 Uhr
https://www.ndr.de/903/epg/Ost-West-Mauerfall-Jubilaeumssendung,sendung962370.html

BB Radio, Samstag ab 16 Uhr
https://www.bbradio.de/programm/programmaktionen/ive-been-looking-for-freedom/

Antenne Brandenburg, 19 bis 22 Uhr
https://www.antennebrandenburg.de
 
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Mein Güte, 30 Jahre "friedliche Revolution". Ich kanns nicht mehr hören. Wie viele Jahre werden sie noch brauchen, bis der Claim "friedliche Revolution" zumindest in den westlichen Landesteilen nicht mehr zur political correctness gehören wird? So stumpf kann man doch gar nicht sein, um nicht zu sehen, dass das, was 89 geschah, nicht friedlich war - alsbald begannen die Pogrome, 1991 in Hoyerswerda, 1992 in Rostock-Lichtenhagen, zwischendurch und vorher schon immer mal hier und da, wo es nicht für nen medialen "Hingucker" reichte.

Und eine "Revolution" war es auch nicht, zumindest nicht in der Begriffsdeutung, die heute üblicherweise verwendet wird. Wenn etwas "revolutionär" ist, gab es das vorher noch nicht. Wir kennen das aus Wissenschaft und Technik, vor allem aus der Technologie-Entwicklung. Was ist aber daran "revolutionär", aus einem pervertierten Versuch eines Möchtegern-Kommunismus in den Imperialismus der 1920er Jahre zurückzukehren, ohne auch nur eine einzige Lehre aus der jüngeren deutschen Geschichte gezogen zu haben?

"Revolutionär" wäre es gewesen, wenn wir heute in Ost und West auf 30 Jahre zurückblicken könnten, in denen wir uns gemeinsam den Weg in eine echte Zukunftsfähigkeit geschaffen hätten. Dann bräuchten wir heute keine Fridays for Future und keinen endlos verzögerten "Kohleausstieg", wir hätten eine Gemeinwohl-Ökonomie und eine Alltagskultur, die diesen Namen auch verdienen würde.

Stattdessen kann man heute im Osten gut studieren, was geschichtlich nach dem Imperialismus folgt. Die Kausalität bleibt also wenigstens gewahrt. Braucht es dann auch wieder die Feuerwalze eines Krieges, um wieder für ein paar Jahrzehnte etwas Demut einkehren zu lassen?

Ich hielte es - schon aufgrund der älteren geschichtlichen Bedeutung des 9.11. - eher für angemessen, statt zu feiern den Opfern rechter Gewalt zu gedenken. Zu feiern gibt es angesichts des brandgefährlichen gesellschaftlichen Klimas in Ostdeutschland und der abgrundtiefen Spaltung des Landes absolut gar nichts.
 
Die Radiotage-Sendungen werden ohnehin wieder sehr fein. Christian Milling hat sich da auch letztes Mal sehr viel Mühe gegeben. Ich finde die Energie dieses Mannes immer wieder erstaunlich...was er in seiner Freizeit alles so auf die Beine stellt. Auch die Radio-Menschen-Geschichten-Sendungen sind auf gutem öffentlich-rechtlichem Niveau.

Die Sendungen der Eifeler Radiotage werden rund um Bad Kreuznach bis ins westliche Rhein-Main-Gebiet als "technischer Test" auf einem Sonderkanal auch über DAB+ Mux 12A (Digitalradio Bretzenheim) zu hören sein. Ausserdem erstmals auch über Kurzwelle 6030 kHz über die alte Sendestation Junglinster in Luxemburg / K.
 
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"Revolutionär" wäre es gewesen, wenn wir heute in Ost und West auf 30 Jahre zurückblicken könnten, in denen wir uns gemeinsam den Weg in eine echte Zukunftsfähigkeit geschaffen hätten. Dann bräuchten wir heute keine Fridays for Future und keinen endlos verzögerten "Kohleausstieg", wir hätten eine Gemeinwohl-Ökonomie und eine Alltagskultur, die diesen Namen auch verdienen würde.
Das hätte ehrliche, kompetente und ausschließlich den Menschen und der Sache verpflichtete Politiker vorausgesetzt. Die hatten wir nicht (und haben sie auch heute nicht).
Das hätte ein solidarisches und wertschätzendes Wirtschaftssystem vorausgesetzt, Bändigung des neoliberalen Raubtierkapitalismus. Das hatten wir nicht, im Gegenteil, wir haben die Raubtiere frei- und auf die Beute losgelassen.
Das hätte ein ehrliches und selbstkritisches Geschichtsbewusstsein in West (vor allem) und Ost vorausgesetzt. Das hatten wir nicht und haben es bis heute nicht.
Das hätte Geduld vorausgesetzt. Hatte die Menschheit noch nie, weshalb also sollten wir Deutschen sie gehabt haben.
Das hätte Bereitschaft zu einer Neujustierung der Außen- und Bündnispolitik Richtung Osten vorausgesetzt. Das wissen bis heute die Amerikaner zu verhindern.
Ganz generell hätte es Klugheit vorausgesetzt statt Gier, politische Bescheidenheit statt Triumphgeschrei, Hilfsbereitschaft statt Eroberung, Ehrlichkeit statt verlogener Versprechungen a la "blühende Landschaften". - Tja, man kann ja mal davon träumen!
 
Am Samstag (09.11.2019) spielen sie wohl auf Radio Charivari 98.6 ausschließlich deutsche Hits.

An und für sich eine gute Idee (30 Jahre Mauerfall).

Aber warum muss man um 07 Uhr 06 UND um 09 Uhr 47 HAMMA! von Culcha Candela spielen.

Das ist zwar, für meinen nichtvorhandenen Geschmack, ein geiles Lied, aber diese extrem kurze Rotation ist m.M.n. ein Schmarrn :thumbsdown:
 
Mein Güte, 30 Jahre "friedliche Revolution". Ich kanns nicht mehr hören. Wie viele Jahre werden sie noch brauchen, bis der Claim "friedliche Revolution" zumindest in den westlichen Landesteilen nicht mehr zur political correctness gehören wird? So stumpf kann man doch gar nicht sein, um nicht zu sehen, dass das, was 89 geschah, nicht friedlich war - alsbald begannen die Pogrome, 1991 in Hoyerswerda, 1992 in Rostock-Lichtenhagen
Bei allem Respekt, aber das ist mal riesengroßer Bullshit. Das Ganze war sehr wohl eine friedliche Revolution. Wie sonst sollte man die Abschaffung eines ganzen Landes durch seine eigene Bevölkerung betiteln, welches auch noch ohne jedes Blutvergiessen vonstatten ging? Dieser Vorgang war einmalig in der deutschen Geschichte!
Das was du da aufzählst sind Folgen der übereilten Vereinigung mit ihrem teils unüberlegten Einigungsvertrag. Das hat aber mit dem Mauerfall selbst erstmal nichts zu tun. Ich würde dir empfehlen heute Nacht Radio1 vom rbb einzuschalten. Die wiederholen ab 00:05 uncut Uhr 2 Stunden der ARD-Rocknacht aus der Nacht auf den 10.11.89. Gebende Anstalt war damals zufällig der SFB, moderiert wurde die Sendung vom leider bereits verstorbenen Jürgen Jürgens. Vielleicht hilft das zu Verstehen was in dieser Nacht passiert ist und welche Bedeutung sie vor allem für viele Ostdeutsche hat. Auch mit Hinblick auf andere Ereignisse des 09. Novembers in der deutschen Geschichte ist und bleibt der 09.11.89 ein unerhörter Glücksfall in der deutschen Geschichte!
 
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Was ich aufgezählt habe, ist die Folge der Freisetzung der in der DDR massiv vorhandenen gesellschaftlichen "Selbstverständlichkeiten" in diese Richtung. Das Potential war immer da, es wurde nur (wie jede andere nicht formal systemkonforme) Strömung mehr oder weniger gut unterdrückt, um die Fassade zu erhalten. Ab 1989 konnte dieses Potential dann legal auf die Straße und ich konnte mich nie des Eindrucks erwehren, dass das den dann an die Macht verholfenen Kräften durchaus recht genehm war. Sie wähnten dadurch die Gefahr, ihre Macht aufgrund der zwangsläufig einsetzenden Enttäuschung der unrealistischen Wende-Erwartungen wieder zu verlieren, etwas eingedämmt.

Heute weisen offizielle Studien z.B. in Thüringen 20% rechtsextrem und 47% nationalistisch-fremdenfeindlich eingestellten Bevölkerungsanteil aus: https://www.komrex.uni-jena.de/komr...ringen_Monitor+2018+Zusammenfassung-p-435.pdf S. 6/7.

Ich war damals Jugendlicher und ich erinnere mich sehr gut an diese Nacht. Ich war nämlich nicht alleine, sondern mit vielen meiner damaligen Mitschüler zusammen - wir waren Internatsschüler. Was es für mich bedeutete, kann ich Dir sagen: mir war kotzübel. Ich ahnte, was kommen wird und ich habe das in dieser Nacht auch geäußert. Allgemein war die Begeisterung bei den Mitschülern auch eher gering ausgeprägt. Sehr gering. Euphorie erlebte ich keine. Ein einziger war sehr schnell dauernd "drüben" (er fehlte auch am darauffolgenden Samstag schon, da war formal ja noch Schule). Aber sonst? Nö, nix.

Und später? Ich habe so viel Verachtung und Hass erlebt als junger Erwachsener, so viel Ablehnung aufgrund meiner Haltung, auch von höheren "offiziellen" Stellen. Ich bin als "Fremdkörper" und "Auslaufmodell" bezeichnet worden - und habe viel später dann Anerkennung genau für diese meine Haltung z.B. in Südwestdeutschland und im Ausland gefunden.

Der "unerhörte Glücksfall" für die deutsche Geschichte hat das Potential, in der Barbarei zu enden - oder in einer neuerlichen Teilung des Landes. Auf politisch-geographischen Karten ist sie längst vollzogen.

Ungeachtet dessen unterschreibe ich freilich auch sofort: die Zweistaatlichkeit wäre aus wirtschaftlicher Sicht für Ostdeutschland kaum noch länger als ein, zwei weitere Jahre aufrechtzuerhalten gewesen. Und sie wäre aus gesamtdeutscher Sicht ein hochgradiger Unsinn - wenn die Hausaufgaben 1989/90 auf beiden Seiten ordentlich gemacht worden wären. Dazu hätte es aber beiderseits der innerdeutschen Grenze der Bereitschaft zur Betrachtung und zum Betrauern des Angerichteten bedurft. Das sind aber halt keine "fluffigen" Themen, also genau wie im Radio: weg damit. Und das kann man keinen Politikern vorwerfen, das kommt aus dem kollektiven Unterbewussten, also aus dem gesamten Volk.
 
Du betrachtest das falsch, weil du es aus der Sicht von heute siehst. Aus dieser Sicht gebe ich dir in vielen Punkten Recht. Das war aber zum Zeitpunkt 09. November 1989 so nicht absehbar! Und das belegen sehr eindeutig unzählige TV- und Rundfunkschnipsel aus der Zeit Oktober/November 1989, inklusive verschiedenster Politikeraussagen von damals in Ost und West.
Ich will das hier nicht vertiefen, weil es den Faden sprengen würde und letztlich nichts mehr mir Rundfunk zu tun hätte. Fakt ist, dass die meisten Leute im November 1989 die DDR reformieren und erneuern wollten. Alle anderen sind gegangen. Der Ruf nach Vereinigung wurde erst nach dem Kohl-Besuch in Dresden lauter. Die anschließenden Fehler von der viel zu schnellen Währungsunion, was der Wirtschaft der DDR größtenteils endgültig den Genickschuss verpaßte, bis hin zum Einheitsvertrag, welcher letztlich nichts weiter als ein Beitritt zum Hoheitsgebiet der alten BRD nach Artikel 23 GG war, führte zu den Verwerfungen die dann kamen.
Ich war zum Zeitpunkt des Mauerfalls ebenfalls Jugendlicher und habe manches auch eher kritisch betrachtet. Dennoch möchte ich dieses Land nicht zurück. Nun kann man lange darüber nachdenken was gewesen wäre, wenn die DDR weiter existiert hätte, man eine wie auch immer geartete Wirtschaftsunion gebildet hätte und erst nach einer Angleichung der Verhältnisse die Einheit vollzogen hätte. Verschiedenste mögliche Modelle waren da ja durchaus im Gespräch. Letztlich sind das aber alles theoretische Überlegungen, denn wenn man nicht wissen kann was gewesen wäre, kann man es auch nicht als gegeben darlegen. Wer sagt, das sich dann nicht andere Problemfelder aufgetan hätten?
Kohl hat damals den "Mantel der Geschichte" an sich vorbei wehen sehen und hat zugegriffen. Bei allen Fehlern die dabei passiert sind, kann man ihm das nicht sonderlich verübeln. Jeder andere hätte das wahrscheinlich genauso getan. Das was du an Verwerfungen beschreibst, sind nicht die Folgen des Mauerfalls, sondern höchstens die Folgen des schlechten Verhandlungsmanagements bei den Beitrittsverhandlungen, die vielfältigen Einmischungen der Alt-BRD in Angelegenheiten der noch existierenden DDR bis hin zum übereilten Beitritt selbst. Der Mauerfall selbst ist und bleibt ein Befreiungsschlag der rund 16 Mio. ehemaligen DDR-Bürger und der übergroße Teil derer sieht das zum Glück auch 30 Jahre danach noch immer so.
 
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Wie sonst sollte man die Abschaffung eines ganzen Landes durch seine eigene Bevölkerung betiteln
Es war im Ergebnis die Abschaffung eines ganzen Landes durch das Nachbarland. Die betroffene "eigene Bevölkerung", die das geschehen ließ, hat sich das sicher anders vorgestellt, als sie ihre damalige Regierung zwang, die Mauer zu öffnen.
 
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So stumpf kann man doch gar nicht sein, um nicht zu sehen, dass das, was 89 geschah, nicht friedlich war - alsbald begannen die Pogrome, 1991 in Hoyerswerda, 1992 in Rostock-Lichtenhagen, zwischendurch und vorher schon immer mal hier und da, wo es nicht für nen medialen "Hingucker" reichte.

Und eine "Revolution" war es auch nicht, zumindest nicht in der Begriffsdeutung, die heute üblicherweise verwendet wird. Wenn etwas "revolutionär" ist, gab es das vorher noch nicht. Wir kennen das aus Wissenschaft und Technik, vor allem aus der Technologie-Entwicklung. Was ist aber daran "revolutionär", aus einem pervertierten Versuch eines Möchtegern-Kommunismus in den Imperialismus der 1920er Jahre zurückzukehren, ohne auch nur eine einzige Lehre aus der jüngeren deutschen Geschichte gezogen zu haben?

"Revolutionär" wäre es gewesen, wenn wir heute in Ost und West auf 30 Jahre zurückblicken könnten, in denen wir uns gemeinsam den Weg in eine echte Zukunftsfähigkeit geschaffen hätten. Dann bräuchten wir heute keine Fridays for Future und keinen endlos verzögerten "Kohleausstieg", wir hätten eine Gemeinwohl-Ökonomie und eine Alltagskultur, die diesen Namen auch verdienen würde.

Stattdessen kann man heute im Osten gut studieren, was geschichtlich nach dem Imperialismus folgt. Die Kausalität bleibt also wenigstens gewahrt. Braucht es dann auch wieder die Feuerwalze eines Krieges, um wieder für ein paar Jahrzehnte etwas Demut einkehren zu lassen?

Ich hielte es - schon aufgrund der älteren geschichtlichen Bedeutung des 9.11. - eher für angemessen, statt zu feiern den Opfern rechter Gewalt zu gedenken. Zu feiern gibt es angesichts des brandgefährlichen gesellschaftlichen Klimas in Ostdeutschland und der abgrundtiefen Spaltung des Landes absolut gar nichts.
Eine Revolution muss nicht immer etwas sein, was es noch nicht gab. Demnach dürfte es eine politische Revolution, d.h. eine Änderung des Gesellschaftssystems nie mehr geben, denn einen entsprechenden Gesellschaftswandel gab es schon in Russland (Sowjetunion) 1918. Eine Revolution, die nicht gleichzusetzen ist mit einer technischen Innovation, kann gut und gerne mehrfach geschehen. Anhänger der DDR bezeichnen die "Wende" gerne als Konterrevolution. Selbst bei diesen Leuten kommt der Begriff "Revolution" vor. Revolutionen geschehen mehr oder weniger plötzlich, eine "echte Zukunftsfähigkeit zu schaffen" dauert etwas länger. Im übrigen: Die angesprochenen Pogrome kann man auch auf die DDR-Politik zurückführen. Schliesslich war die offizielle Ausländerfreundlichkeit der DDR-Politik (deutsch-sowjetisch, deutsch-vietnamesisch, deutsch-kubanische Freundschaft usw.) nichts anderes als Parteifreundschaften, die nie beim "gemeinen Volk" angekommen sind. Was von oben befohlen wird, kann, wenn der Druck durch den Staat wegfällt, unter Umständen ins Gegenteil umschlagen. Ich gedenke im übrigen auch den Opfern der Gewalt, allerdings den Opfern aller Gewalt, nicht nur der rechten Gewalt.
 
@Mannis Fan: Ganz genau hat die DDR-Bevölkerung nicht ihre damalige Regierung gezwungen, die Mauer zu öffnen, sondern diese hat unter dem Druck der Flüchtlingsbewegung ein "Reisegesetz" verabschiedet, das eine "ständige Ausreise", also eine Ausbürgerung über Grenzübergangsstellen erlauben sollte. Da nicht anzunehmen war, dass Rückkehrer, die "ausgebürgert" waren, nicht würden zurückkehren können, war dieses "Reisegesetz" im Prinzip eine "Besucherregelung". Ob diese Konsequenz dem SED-Zentralkommitee am 09. November so richtig bewusst war, wäre eine historische Forschung wert. Ich habe eine Bestätigung dieser Vermutung bis heute nicht gehört.
 
Ich lerne:

Seinen Platz in der Geschichte erhielt er [Günter Schabowski] durch seinen zweiten öffentlichen Auftritt am 9. November 1989 in dieser Funktion: Gerhard Lauter, Leiter des Pass- und Meldewesens im DDR-Innenministerium, hatte vom Politbüro den Auftrag erhalten, mit hohen Offizieren des Innenministeriums und des Ministeriums für Staatssicherheit einen Entwurf des Ministerrats für eine zeitweilige Übergangsregelung für die ständige Ausreise aus der DDR, also mit Verlust der Staatsbürgerschaft, zu formulieren. Die Arbeitsgruppe hatte den Entwurf aber abweichend von den Vorgaben nicht auf ständige Ausreisen beschränkt, sondern ausgeweitet auf Reisen bzw. Privatreisen nach dem Ausland, also mit Rückkehr in die DDR – nach Angabe von Lauter ohne Rücksprache mit dem Auftraggeber.

Quelle
 
00-02 Uhr: Die Zeitmaschine - ARD Nachtrock (SFB)

Fällt mir gerade so auf... es gab bei der West-ARD den "Nachtrock" und bei DT64 den "Morgenrock"... Könnte jemand den ARD-Nachtrock aufzeichnen?

@Mannis Fan: Ganz genau hat die DDR-Bevölkerung nicht ihre damalige Regierung gezwungen, die Mauer zu öffnen, sondern diese hat unter dem Druck der Flüchtlingsbewegung ein "Reisegesetz" verabschiedet, das eine "ständige Ausreise", also eine Ausbürgerung über Grenzübergangsstellen erlauben sollte. Da nicht anzunehmen war, dass Rückkehrer, die "ausgebürgert" waren, nicht würden zurückkehren können, war dieses "Reisegesetz" im Prinzip eine "Besucherregelung". Ob diese Konsequenz dem SED-Zentralkommitee am 09. November so richtig bewusst war, wäre eine historische Forschung wert. Ich habe eine Bestätigung dieser Vermutung bis heute nicht gehört.
Nach einem Bericht in der "welt" erfuhr das ZK genau zu der Uhrzeit, als in Berlin die Mauer fiel, erst den wahren Umfang, wie pleite die DDR war. Das wurde als Grund vermutet, das niemand von den Machthabern einschritt. Die waren mit der Wirtschaftskrise voll beschäftigt.
 
Nach einem Bericht in der "welt" erfuhr das ZK genau zu der Uhrzeit, als in Berlin die Mauer fiel, erst den wahren Umfang, wie pleite die DDR war. Das wurde als Grund vermutet, das niemand von den Machthabern einschritt. Die waren mit der Wirtschaftskrise voll beschäftigt.
Genau zu der Uhrzeit?
Vorsicht mit den Zeitangaben! Die Mauer "fiel" nicht, sondern Bürger der DDR verließen selbige zu Ausreise- und damit erhofften Besuchszwecken erst massenhaft nach 23 Uhr.

Da war das ZK noch tätig? Glaube ich nicht.
 
@count down und @CosmicKaizer: Haltet euch nicht am letzten Tropfen auf, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Der ist zwar unfreiwillig kurios, aber lenkt davon ab, dass der Dampf im Kessel DDR sich zuvor über Monate und Jahre so stark aufgebaut hat, dass es nicht mehr die Frage war, ob das Regime zusammenbrechen würde, sondern die Frage war nur nur noch wie das geschehen würde.
 
Die betroffene "eigene Bevölkerung", die das geschehen ließ, hat sich das sicher anders vorgestellt, als sie ihre damalige Regierung zwang, die Mauer zu öffnen.
Ich kann nach den Erfahrungen der vergangenen 30 Jahre nicht anders, als zu Protokoll zu geben: die wollten leben wie im West-Werbefernsehen. Und haben einfach nicht gerafft, dass das auch Westdeutsche üblicherweise nicht tun. Ich attestiere den Leuten einen "Vollrausch" ohne chemische Substanzen. Und Vollrausch geht nunmal nicht ohne Kater aus.

Die, die sich so medienwirksam in den ersten Stunden / Tagen präsentierten, waren aber die Minderheit. Für viele ging das Leben erst einmal ganz normal weiter - bis ihnen dann äußere Umstände (in der Regel der Verlust ihres Arbeitsplatzes) alles auf den Kopf stellten.

Schon kurz nach dem Mauerfall hatten die wenigen, die aufgrund ethischer Werte einen Systemwechsel wollten, nichts mehr zu melden. Da ging es nur noch um D-Mark und deutschnationales Parolen.
 
Zuletzt bearbeitet:
In den Gegenden ohne Westfernsehen (ARD - außer Raum Dresden) war es fast noch schlimmer. Die hatten ja nicht mal kritische Beiträge von ARD/ZDF je gesehen. Ich behaupte sogar, dass sich diese Region bis heute besonders abgehängt fühlt weil man so garnicht wusste, dass es in der BRD auch Schattenseiten gibt, was den Schock der Nachwende mit Jobverlust und Einzelkämpferdasein vs. Behörden vergrößerte. Und diese Erfahrungen quasi vererbte.

Im Übrigen ist das die Region, die jetzt am lautesten gegen alles „Fremde“ schreit. Aber ich will mich nicht verrennen. RadioEins wird heute Nacht jedenfalls von 00:00 - 02:00 mitgeschnitten ;)
 
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