Würde es so eine Diskussion eigentlich auch geben, wenn sich ein linker Initiator um eine Radio-Lizenz bewerben würde?
Kommt drauf an, wie man "links" definiert. Für einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung sind doch die öffentlich-rechtlichen "links", demnach haben wir unter diesem Verständnis ja "linke" Medien.
Sachlich ist eine solche Einstufung freilich nicht. Das Problem liegt darin, dass die Begriffe "rechts" und "links" aus uralten Zeiten des französischen Parlamentarismus stammen und heute als Sammelbegriffe für alles mögliche verwendet werden - wir "politisieren" auf diesem Wege sogar die formale mathematische Logik und die Naturgesetze.
Ich halte das für gefährlich, auch wenn ich die Begriffe selbst verwende, wenn sie in bestimmten Kontexten auftauchen, weil ihre Verwendung letztlich zwingend erwartet wird.
Es gab auch zu Zeiten vor diesem Begriffspaar Menschen, Organisationen und Bewegungen, die für "lebensfeindliche" Ziele und Aktivitäten standen und Menschen, Organisationen und Bewegungen, die für das im weitesten Sinne "Liebevolle" standen. Es gab und gibt diese Unterscheidbarkeit auch zu Zeiten, in denen die Begriffe "rechts" und "links" verwendet wurden bzw. werden.
Schaut man sich das genauer an, stellt man fest, dass unter dem Begriff "rechts" nicht wirklich was liebevolles bleibt. Nichtmal für das eigene Volk, schon gar nicht für andere Völker. Bei "links" im Kontext des "Gegenpoles" zu "rechts" bleibt auch nicht wirklich was liebevolles übrig - letztlich ist es egal, ob man unter Hitler oder unter Stalin ums Leben kommt, weil das individuelle Leben in beiden Systemen nichts wert ist und äußere Merkmale höher gewichtet werden als die Tatsache, dass man Mensch ist.
Es wird Zeit, hinter die Fassaden zu schauen und zu einer Bewertung der Bestrebungen und Ziele von Personen und Gruppierungen zu gelangen. Die Frage, die dabei zu beantworten ist, ist sinngemäß "ist es liebevoll?" Also: dient es global der Bewahrung der Lebensgrundlagen aller Wesenheiten, dient es der Inklusion statt der Ausgrenzung, dient es der Schaffung gleicher/vergleichbarer Rechte und Lebensgrundlagen für alle Menschen? Oder für die Spirituellen: dient es der Bewahrung der Schöpfung?
Danach müssen wir bewerten, wenn wir als Menschheit überleben wollen. Und dann heißen die aktuellen und dauerhaft gültigen Gebote unter anderem
- Arbeit an der Wiedererlangung der Verbindung jedes einzelnen Menschen mit diesem unserem Heimatplaneten als Grundvoraussetzung für den notwendigen gobalen Wandel. Alles andere ergibt sich daraus zwangsläufig als Folge.
- Konsequente Anerkennung und Befolgung der Naturgesetze (die leugnen wir nur zu gerne).
- Folglich also konsequenter Umweltschutz (gilt heute als "linksgrün", in der DDR, dem linkesten aller deutschen Staaten, wurden Umweltschützer aber als staatsfeindlich betrachtet, da sie mit ihren Aktivitäten an der Allmachtsphantasie des SED-Staates rüttelten).
- Konsequente Abkehr von der Konsumgesellschaft und vom Kapitalismus, der aufgrund seines Dogmas des permanenten und am besten noch stetig beschleunigten Wachstums schon gegen die elementarsten Gesetze der formalen mathematischen Logik verstößt -> wer so etwas fordert, gilt aus heutiger Sicht letztlich als "staatsgefährdend".
- Konsequentes globales Bewusstsein (rein auf die Menschen bezogen also sowas wie "internationale Solidarität" und Verpflichtung zu ausgleichendem Handeln, allgemein auf die Mitwelt bezogen geht es dabei vor allem um das Bewusstsein, dass alles mit allem in Verbindung steht und das Leben immer Verbindung und Kooperation heißt).
Das sind uralte Erkenntnisse, die die Menschen in den Industrienationen verloren haben, je mehr sie sich mit Maschinenkraft und fremder Energie "unabhängig" vom Planeten gemacht haben. Indigene Völker, die unter der Industrialisierung eher gelitten statt von ihr profitiert zu haben, kennen so etwas teils noch heute: da sind Seen, Flüsse und Berge z.B. heilig. Da ist diese Verbindung noch vorhanden und damit auch das Bewusstsein dafür, welche Verantwortung im eigenen Handeln daraus erwächst.
In den links-rechts-Kampfschubladen steckt dieses Jahrtausende alte Bewusstsein heute also formal bei "links" drin.
So lange wir bei dieser Betrachtung bleiben, müssen wir uns gegenseitig und unsere Lebensgrundlagen auf diesem Planeten ruinieren. "Rechts" braucht "Links" und "Links" braucht "Rechts" und beide Lager brauchen das bestehende System als Kampfarena. Das bestehende System selbst ist aber genau wie "Links" und "Rechts" auch nur Symptom dessen, was wir uns durch unsere Fähigkeit des "Denkens" (= Selbstgespräche im Kopf führen) erschaffen.
Vielleicht ist das ja sogar die "Killer-Krankheit" der Menschheit überhaupt: durch "Denken" (nicht durch Intelligenz!) den Kontakt zu den Lebensgrundlagen verloren und dadurch ein Fall fürs Aussterben geworden.