DAB+: Der zweite Bundesmux

Es weihnachtet wieder. Deshalb gebe ich hier einen Kauf-Tipp für alle, die eine Alternative zu DAB+ suchen. Das „NDR-Magazin“ wirbt in seiner Ausgabe von Dezember 1991 für … :D
 

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Das „NDR-Magazin“ wirbt in seiner Ausgabe von Dezember 1991 für …
Herrlich. "CD-Qualität". Die hat aber ganz klare Spezifikationen, die keines der Systeme erreicht. DSR nicht wegen der Abtastrate von 32 kHz und der 14-auf-16-Bit-Umcodierung, DAB nicht wegen MPEG Layer II. Schon damals ging man also bei der ARD sehr achtlos mit solchen Schlagworten um. Und heute ists bei den meisten Programmen ja auch schon ab Funkhaus-Ausgang nichts mit den "Klang-Maßstäben" der CD. Auch beim NDR nicht. Was da ab 4.4.1994 16:44 Uhr auf die Hörer losgelassen wurde, markierte einen neuen Tiefpunkt innerhalb der ARD.

Und was DSR angeht (hat wirklich nichts mit DAB+ zu tun) der Klang war wirklich einzigartig und hatte ich seitdem über keinen Empfangsweg mehr gehabt.
Aber auch nicht bei allen Programmen. Mir liegen kurze Schnipsel aus den 16 DSR-Kanälen gegen Ende des Systems vor. SR 1 Europawelle ohne Processing, aber partiell übersteuert, Sputnik dumpf-mulmig und plattgepresst, Energy München war die akustische Hölle, der Volksmusikdudler klang ganz gut. Und die ARD-Kulturwellen sowie die DRadios natürlich. Die sind aber auch heute noch weitgehend gut auf DVB. Und das hängt ja zumindest bei der ARD offenbar am seidenen Faden.
 
Im Angesicht der zahlreichen Superlative, die bezogen auf das Programm üblicherweise verwendet werden (bester Musikmix, größte Abwechslung, blabla...), die völlig an der Realität vorbeigehen, finde ich den Begriff "CD-Qualität" für DSR aber nun wirklich in Ordnung. Klar kann man sich an den technischen Details reiben, es waren halt keine 44,1kHz und 16 bit, aber halt doch sehr nahe dran und der Unterschied für 99,9% der Ohren nicht hörbar.

Auch der Hörfunktransponder mit den 320kbps MP2 liefert zumindest für meine Ohren CD-Qualität, ich höre die Kompressionsartefakte wirklich nicht mehr raus und damit ist das für mich transparenter Klang "wie auf CD".

ASTRA Digitalradio (ADR) zuvor mit nur 192kbps MP2 war für mich nicht mehr CD-Qualität, weil man die Kompressionsartefakte halt tlw. schon hören konnte. Trotzdem empfand ich den Klang immer noch als sehr gut, v.a. den der DMX-Kanäle, wo die Musik wirklich ohne Soundprocessing lief.

Bei DAB+ heute ist das so eine Sache. AAC (ohne plus) ab 120kbps empfinde ich grundsätzlich als in Ordnung, z.B. bei BR-Klassik oder BR-Heimat. Lediglich unter dem Kopfhörer offenbaren sich mir da noch Schwächen, aber es wird schon schwierig, das rauszuhören. CD-Qualität ist das dann aber nicht mehr. Leider ist das aber ein Luxusproblem angesichts der meist üblichen 72kbps mit AAC+ und künstlichen Höhen, wo man die Artefakte in jedem Küchenquäker hören kann.

Und am schlimmsten von allem ist eigentlich sowieso das Soundprocessing der Programme. Lieber höre ich mir 96kbps AAC+ eines nicht-processten Programms wie M94.5 an, als den überprocessten Müll, den andere mit 320kbps oder mehr auf dem Hörfunktransponder abliefern.
 
Zuletzt bearbeitet:
StabstelleIV. Stimmt, da haben sie auch noch auführlich über DAB berichtet. So lange gibt es das jetzt schon, Wahnsinn. Aber immerhin hat DAB schon zwei digitale Standards über Sat überlebt (DSR, ADR). Insofern...und die echte Alternative sehe ich mobil nicht.
 
ASTRA Digitalradio (ADR) zuvor mit nur 192kbps MP2 war für mich nicht mehr CD-Qualität, weil man die Kompressionsartefakte halt tlw. schon hören konnte.
...vor allem bei MDR, hr, SWR. Dort lief der Coder im joint-stereo-Modus und der war beim Barco RE660 verbugged. BR, RBB, WDR und NDR (wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht) waren sauber, da in linear stereo. Erst um 2003 zogen MDR und kurz danach SWR nach, noch später der hr. Da lief ADR schon 8 Jahre!

Fritz eine zeitlang ohne Soundprocessing auf ADR war der Hammer. Habe bis heute nie wieder so saubere 192 kbps Layer II gehört.
 
...vor allem bei MDR, hr, SWR. Dort lief der Coder im joint-stereo-Modus und der war beim Barco RE660 verbugged.
So extrem war das nun auch nicht. Aber: Man weigerte sich ADR als Quelle zur Kabeleinspeisung zu verwenden und setzte lieber Mono-Signale (!) um. Und wenige Jahre zuvor war es gar für den DLF noch die Mittelwelle :eek:
Ich habe schon 1997 UKW durch ADR ein Stück weit verlassen. Ein ADR-Signal war über Kopfhörer einem UKW-Signal mit nicht voller ZF-Bandbreite und ggf. noch minimalem Stereo-Rauschen klar vorzuziehen.
Beim 2. Bundesmux wird man selbst diese gute (sic!) Qualität nach allem was bisher auf DAB zu finden ist wohl eher weniger geboten bekommen. Schade.
 
So extrem war das nun auch nicht.
Das war so extrem, dass es teils zu Sync-Verlust in den Receivern kam. Unter anderem auch beim Playout-Center in Babelsberg, die ADR abnahmen, bis in die NF umsetzten und wieder als DVB-S-Radio codierten und auf die ersten DVB-S-Transponder der ARD brachten (!). Die haben es damals auch gemerkt bei MDR Jump und Sputnik, bei einer bestimmten Pop-Nummer, reproduzierbar!

Dann hat der MDR (die hatten einen Coder übrig, der einst für das "Umwelt- und Gesundheits-Radio"-Projekt der Hochschule Mittweida verwendet worden war und letztlich ungenutzt herumstand) die Kiste soweit ich mich erinnere dem IRT gegeben und die haben das dann analysiert: Implementierungsfehler. Danach stellte man auf linear stereo um - sofort deutlich besser - saubere Höhen, mehr Höhen, kein "Gematsche" mehr. Der hr stellte später um, beginnend mit hr3 als Test und dann alle Programme.

Beim BR stand am Coder für Bayern 2 ein Hinweis, nur linear stereo zu verwenden. War aber im ganzen BR ohnehin durchgängig so.

Man weigerte sich ADR als Quelle zur Kabeleinspeisung zu verwenden und setzte lieber Mono-Signale (!) um.
War bei uns anders. Mit Verfügbarkeit der Blankom SRU 301 hatte man in Kopfstellen, die die Blankom-UKW-Aufbereitung verwendeten, die Wahl zwischen Sat-Unterträger analog und ADR. Da war dann aus meiner Erinnerung am Ende bis Frühjahr 2012 ein ganzer Zoo im Einsatz. Die ältere SRU201 konnte nur analog und war bei uns schon 1994 für N-Joy und Sputnik genutzt worden.

Ich habe schon 1997 UKW durch ADR ein Stück weit verlassen.
Ich erst 1999 oder 2000, aber dann auch letztlich "vorübergehend endgültig" - für lange Zeit. ADR in linear stereo war für mich gegenüber angezischeltem UKW das wesentlich kleinere Übel. UKW kam auch hinsichtlich Programmvielfalt weder mit ADR noch ab 2005 mit DVB mit.

Seit einigen Jahren nutze ich aus Gründen der Handhabung wieder in bestimmten Situationen (elterliches Wohnzimmer) UKW am Kabel. Da ist aber auch alles drin, was ich jemals hören wollen würde. Quelle sind terrestrische UKW-Empfänge bzw. Umsetzungen DVB-S->UKW. Natürlich sind deren Originale zwangsweise besser, aber im Wohnzimmer steht kein DVB-C-Receiver und in meinem Zimmer im Elternhaus ziehe ich den UKW-Studer schon haptisch der dBox1 vor. Außerdem hat er Kopfhörerausgang - erspart mir, den Verstärker in Betrieb zu nehmen, verbraucht aber vielleicht sogar mehr als der Verstärker und ein "normaler" Tuner. :D

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Der Weg für den 2. nationalen DAB+-Bundesmux ist frei

DABP und SLM beenden Rechtsstreit um DAB+-Lizenz:
Start von 16 nationalen privaten Radioprogrammen ist nun möglich


Leipzig, 28.01.2020. Der Weg für die Aufschaltung des 2. DAB+-Bundesmux ist frei. Mit einer außergerichtlichen Einigung zwischen der Digital Audio Broadcasting Plattform GmbH (DABP) und der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) ist der Streit um die Rechtmäßigkeit der Zuweisung von DAB+-Frequenzen auf der Grundlage entsprechender Beschlüsse der Gremien der Landesmedienanstalten beigelegt worden, teilte der Präsident des Medienrates der SLM, Prof. Dr. Markus Heinker, mit.

Die komplexen Gespräche der Parteien seien unter der Prämisse geführt worden, die zeitnahe Bereitstellung von bis zu 16 neuen nationalen Hörfunkkapazitäten zu ermöglichen. Unter Mitwirkung der Antenne Deutschland GmbH und weiterer Partner konnte so die Einigung auf die Beilegung des Rechtstreites erreicht werden.
"Ich danke den Akteuren für den fairen und respektvollen Umgang in den intensiven Verhandlungen und die Bereitschaft, sich von der Verantwortung leiten zu lassen, die wichtige Ressource nicht durch langwierige Prozesse weiter zu blockieren. Besonderer Dank gilt dem Investor Steffen Göpel, der durch sein persönliches Engagement diese Lösung ermöglicht hat.", so Heinker.​
Steffen Göpel betonte für die DABP die standortpolitische Bedeutung des Vergleiches. "Mit dieser Einigung sichern wir erhebliche ökonomische und publizistische Effekte die über Sachsen hinaus auf ganz Mitteldeutschland ausstrahlen."​
Im Jahr 2017 hatte die SLM der Antenne Deutschland GmbH – als Ergebnis eines Verfahrens nach § 51a Abs. 2 RStV – drahtlose Übertragungskapazitäten für die bundesweite terrestrische Verbreitung privater Hörfunkangebote im technischen Standard DAB+ (Multiplex) auf der Grundlage einer Entscheidung der Gremienvorsitzendenkonferenz der Landesmedienanstalten zugewiesen. Gleichzeitig lehnte sie den um diese Kapazitäten konkurrierenden Antrag der DABP ab. Gegen diese Zuweisungsentscheidung erhob die DABP im Dezember 2017 Klage beim Verwaltungsgericht Leipzig. Das Gericht gab der Klage der DABP mit Urteil vom Mai 2019 teilweise statt. Die SLM legte daraufhin im September 2019 Sprungrevision zum Bundesverwaltungsgericht ein, die aufgrund übereinstimmender Anträge der Parteien zugelassen worden war.
Die nunmehr erreichte außergerichtliche Lösung beendet eine der bedeutendsten Rechtsstreitigkeiten der deutschen Medienlandschaft der jüngeren Geschichte.

https://www.slm-online.de/2019_pressemitteilungen-a-5144.html
 
Weil hier so einige über DAB+ herziehen:

Also ich bin ganz froh, hier in der Metropolregion Nürnberg DAB+ empfangen zu können. Somit kann ich jetzt auch die Nürnberger Rocksender hören, die ich vorher nur sehr schlecht über UKW empfangen konnte. Und das nur ca. 30 km von Nürnberg entfernt.

Was mich nur ein wenig stört ist, dass die Deutschlandradiosender mit der niedrigsten Empfangsstärke zu empfangen sind. Aber immer noch besser als auf UKW, da ist der Empfang der Deutschlandradiosender noch schlechter.
Also DAB+ ist nicht so schlecht, wie hier manche schreiben.
 
Natürlich ist es besser, wenn man ein gewünschtes Programm überhaupt irgendwie ohne IP-Zugang bekommen kann, vor allem mobil. Also: besser über "DAB+ als gar nicht" könnte das in vielen Fällen heißen. Im Falle der DRadios ist die Audioqualität ja auch noch im halbwegs erträglichen Bereich, so man nicht versucht, sie über DA+ daheim über die Stereoanlage zu hören oder irgendwo über Kopfhörer. Falls doch, geht es dann schon los mit den ekligen Artefakten von HE-AAC. Auch die müssten nicht sein (siehe BR Heimat oder erst recht BR Klassik), wenn man die Bitrate so hoch setzen kann, dass LC-AAC unfallfrei angewendet werden kann.

Das meiste Privatgelumpe und z.B. auch der komplette MDR außer MDR Klassik sind aber klanglich so unter aller Kanone, dass ich lieber verzichten würde, als mir DAB+ anzutun. Dieser künstliche, kratzige Sound ist einfach widerlich.

Und was den BuMu 2 betrifft: das hat doch mit "Radio" höchstwahrscheinlich gar nichts zu tun. Also mit solidem Journalismus, mit die Realgesellschaft begleitenden Angeboten, ...
 
Die Frage muss erlaubt sein: werden Steuergelder ausgegeben, um ein paar Festplattendudler on Air zu bringen?
 
Und wo hat das Radio ausserhalb von DAB+ heute noch was mit solidem Journalismus nebst begleitenden Angeboten zu tun? Da dürfte eine Hand reichen um die aufzuzählen, wo das noch stattfindet.
Ja, leider. Aber die auch innerhalb von DAB. Die Öffis sind ja alle dabei, also auch die paar noch hochwertigen. jeder in seiner Region. BuMu2 lässt mich da nicht viel hoffen, ist ja rein privat. Ein BuMu2 mit einem "Best of" der deutschen Öffis wäre mal was gewesen. NDR Info Nachtclub in Bayern, Bayern 2 in Mecklenburg-Vorpommern, SWR 2 in Dresden, ...
 
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