SWR1: Großes Radio mit Macken

@BadMoonRising Bravo! Genau so stelle ich mir eine inhaltliche Diskussion vor. Der Hinweis auf die hinterlegten Masken zeigt das ganze Dilemma auf. Steuerungsversuche und inhaltliche Beschränkungen sorgen eben nicht für eine ehrliche Hitparade, sondern für das gewünschte Format des Senders - gerne mal mit dem einen oder anderen Exoten dazwischen. Ich glaube aber, dass die Begeisterung für Hitparaden - die ja hier im Faden zum Ausdruck kommt, indem User nahezu missionarisch ihre Top 5 oder Top Ten zum Besten geben, ansonsten sich aber weigern über Sinn, Zweck und handwerkliche Voraussetzung einer Hitparade zu diskutieren - dass diese Begeisterung eine Riesenchance für die Sender sein könnte, wenn sie sich ehrlich und offen darauf einlassen. Das gilt auch - oder gerade - für aktuelle Verkaufs- oder Streaming-Hitparaden, wenn sie ehrlich und genreoffen gemacht werden würden.

@Mannis Fan ist bloß frustriert, weil er derzeit in dem für ihn wichtigsten aller Threads hier nicht über den aktuellen Stand der Bundesliga diskutieren kann.

Mannis Fan ist ziemlich frustriert, weil das Niveau der Diskussionen sich zunehmend auf solche Einlassungen reduziert.
 
Ein ganz neues Gefühl, die Nummer 1 mitgewählt zu haben :D Und ob man die Albumversion aufgrund meines Engagements gespielt hat oder nicht, ist mir eigentlich egal, geschadet hat es sicher nicht ;)

Und Stöckle/Neelmeier hatten so viel Spaß bei der Sendung, das hat sich richtig übertragen :p

Leider wird der Kontrast zum sonstigen Programm (das mir immer einfallsloser vorkommt, wie oft kann man eigentlich noch "Torn" von Natalie Imbruglia oder "Tragedy" von den Bee Gees spielen? Eine echte Tragedy :cry:) auch immer größer.

User nahezu missionarisch ihre Top 5 oder Top Ten zum Besten geben, ansonsten sich aber weigern über Sinn, Zweck und handwerkliche Voraussetzung einer Hitparade zu diskutieren
Sorry, aber das stimmt einfach nicht. Niemand hat sich geweigert, über die Hitparade zu diskutieren. Die Diskussion hat sich eben so entwickelt. Ich halte wenig davon, jemandem die Pistole an den Kopf zu setzen und zu sagen: "Los, diskutier jetzt über den Sinn der Hitparade!" Es hat sich dann ergeben, als es auch relevant wurde, nämlich bei der vermurksten Idee zur letzten.
Das Thema der Titelvorschläge ist in dem Zusammenhang sicher auch relevant, aber im Prinzip nix Neues: Jedes Jahr im Herbst sehen wir, was dabei herauskommt. Die Listen, die jetzt zur Verfügung stehen, sind im Prinzip nur "gefilterte" Varianten dessen, was bei der regulären Hitparade an Vorschlägen existiert.
Ich wollte z.B., auch um zu zeigen, dass ich nicht per se gegen aktuelle Musik bin, letztes Mal "Play God" von Sam Fender wählen - nur um festzustellen, dass der gute Kerl gar nicht im System vertreten ist (wahrscheinlich, weil SWR1 ihn kein einziges Mal gespielt hat). Dann habe ich ihn natürlich nicht gewählt, weil die Wahrscheinlichkeit, dass ein Song von genügend Menschen "per Hand" eingetragen wird, um gespielt zu werden, verschwindend gering ist.
 
Dann habe ich ihn natürlich nicht gewählt, weil die Wahrscheinlichkeit, dass ein Song von genügend Menschen "per Hand" eingetragen wird, um gespielt zu werden, verschwindend gering ist.

Das glaube ich nicht. Wahrscheinlich würden schon fünf Stimmen genügen, um auf den hinteren Plätzen zum Zuge zu kommen, da die meisten Teilnehmer sich auf die Top 30 verteilen. Einen Versuch wäre es mal wert.
 
Eine Hitparade (und auch ein Hitparädle) sollte normalerweise die Beliebtheit (Kaufhäufigkeit, Radioeinsätze etc.) abbilden. Ich mache schon seit den Nullerjahren bei der Herbsthitparade von SWR1 BW mit und war mir nie so ganz sicher, was ich da wählen sollte. Beispiel: Einerseits wollte ich meiner Lieblingsband Roxy Music mit Bekannterem (Jealous Guy, More Than This etc.) ein bisschen nach vorne verhelfen, andererseits hätte ich gerne wenig bekannte Titel aus der Frühzeit meiner musikalischen Helden angekreuzt (Virginia Plain, Do The Strand). Beide Methoden habe ich abwechselnd angewandt. Und hier haben wir schon das Dilemma: Soll ich einen Titel der Band wählen, den ich weniger mag, nur weil er mal Nr. 1 war und immerhin noch auf SWR1 BW läuft - um ihn damit in die Top 1.000 zu bringen, oder soll ich dem Sender aufzeigen, wie einfallslos er ist, indem ich wähle, was leider später nicht mal in den Top 2.000 nachzulesen ist ... ??

Das Hitparädle ist gut, bringt SWR 1 BW wieder etwas Kontur zurück. Ich bin nach wie vor für einen früheren Start am Abend, für eine möglichst durchdachte Konzeption und für Neelmeier/Lege ;) Als ich vorhin die ganze Excel-Tabelle der nicht-deutsch/nicht-englischen, aber auch instrumentalen, österreichischen und schwyzerdytschen Songs angesehen habe, stieß mir Falcos Out Of The Dark auf: Ein abwechselnd hochdeutsch und englisch gesungener Song ??? Widerspricht das nicht zu 100 % den Maßgaben :wall: ??? Nur weil Falco aus Österreich stammte? Nun denn.

Übrigens fand ich das "Outing" mit den Top 5 einiger Kollegen/-innen hier hochinteressant. Wir kritisieren ja viel an SWR 1 BW, oft am Musikprogramm. Interessant, dass in diesen Postings von Mainstream bis Exotik alles vertreten war ;).
 
Beim RP-Ableger gibt es übrigens Business as usual.

Theoretisch könnten sie ja sowas Ähnliches aufziehen wie SWR1 BW.
Theoretisch könnten sie auch etwas flotter klingen als jetzt, wie z. B. SWR1 BW, beide Sender haben nämlich, wie ich schon länger weiss, einen gemeinsamen "Musikpool", der Server steht "zentral" in Baden-Baden.

Ja, SWR1 RP könnte so viel, aber sie wollen halt nicht, so mein Eindruck!

Nun denn, dann lassen wir sie halt.....
 
Das glaube ich nicht. Wahrscheinlich würden schon fünf Stimmen genügen, um auf den hinteren Plätzen zum Zuge zu kommen, da die meisten Teilnehmer sich auf die Top 30 verteilen. Einen Versuch wäre es mal wert.
Ich mache das ja nicht seit gestern. 2018 habe ich 3 Stimmen an "The Outfield" von The Night Game verpasst. Ist zwar in die Liste gekommen, aber eben nur ins Jukebox-Niemandsland. Und das ist ein Song, der durchaus oft bei SWR1 lief (jetzt aber leider gar nicht mehr), anders als Sam Fender.
Wenn ein Song nicht in der Liste ist, dann ist es übrigens sehr wahrscheinlich, dass er noch nie oder zumindest nicht seit der Umstellung auf Festplatte bei SWR1 lief. Wenn man also will, dass ein Song zumindest in die "Shortlist" für die Hitparade kommt, kann es nicht schaden, sich den mal "unterm Jahr" zu wünschen.
 
Fast nur italienische, französische, spanische und ein paar österreichische Laute in der SWR1 ohne Deutsch und Englisch-Parade... wenig originell. Aber das scheint für viele schon ausgefallen genug zu sein. Für mich enttäuschend. :rolleyes:
 
Fast nur italienische, französische, spanische und ein paar österreichische Laute in der SWR1 ohne Deutsch und Englisch-Parade... wenig originell. Aber das scheint für viele schon ausgefallen genug zu sein. Für mich enttäuschend. :rolleyes:

War doch zu erwarten, aber ist doch egal.

Ich stimme auch immer ab, aber mir gehts nicht um die Songs, sondern um das DAB+-Radio (zugeb). Brauche noch eins für meine Küche.....Vielleicht habe ich ja Glück.....;)
 
Ist zwar in die Liste gekommen, aber eben nur ins Jukebox-Niemandsland.

Dieses Jukebox-Niemandsland kann man ja auch nach Beendigung der jeweiligen Hitparaden immer in dargereichter Listenform unter Augenschein nehmen.

Noch nie einsehen konnte man dagegen, was sich zwischen den Platzierungen 2000 bis 4000 verbirgt. Genau eben dies würde mich ganz ehrlich gesagt brennend interessieren.

Also wenn SWR1-BW bezüglich der "Hitparädle" die Ideen ausgehen sollten - als nächstens stehen ja die Balladen zur Abstimmung -, wäre die Lüftung eben jenes Geheimnisses sehr begrüßenswert. Selbstverständlich nicht in Listenform, sondern in hörbarer Version präsentiert.

Wenn ein Song nicht in der Liste ist, dann ist es übrigens sehr wahrscheinlich, dass er noch nie oder zumindest nicht seit der Umstellung auf Festplatte bei SWR1 lief. Wenn man also will, dass ein Song zumindest in die "Shortlist" für die Hitparade kommt, kann es nicht schaden, sich den mal "unterm Jahr" zu wünschen.

Dagegen spricht allerdings, dass sich "I'm Going Home" von Ten Years After in der Woodstock-Version in schöner Regelmässigkeit in der "großen Herbsthitparade" platzieren konnte.

Außerdem tauchten in der Vergangenheit in der "großen Herbsthitparade" auch immer wieder Titel auf, die man niemals zuvor im laufenden Programm von SWR1-BW hören konnte. Hauptsächlich aus dem Heavy Metal-Bereich. Etwa "Princess Of The Dawn" von Accept, das sich seit 2017 meinem Kenntnisstand dort etablieren konnte.

Wobei dies indirekt auf eine weitere Problematik bei solchen Hitparaden hinführt. Manche Interpreten/Bands haben eine richtiggehend organisierte Fanbasis, die untereinander auch bestens vernetzt ist. Was soziale Medien und dergleichen anbelangt. Wenn die mitbekommen, dass irgendwo eine Abstimmung bezüglich seiner Lieblingshits ist, sprechen die sich untereinander ab und lancieren so ihre Titel problemlos in entsprechenden Hitparaden.

Auch dies ist ein weiterer, nicht zu unterschätzender Punkt, der zu Verzerrungen führen kann, wie es @Mannis Fan in pointierter Art und Weise zusammenfasste:

Der Hinweis auf die hinterlegten Masken zeigt das ganze Dilemma auf. Steuerungsversuche und inhaltliche Beschränkungen sorgen eben nicht für eine ehrliche Hitparade, sondern für das gewünschte Format des Senders - gerne mal mit dem einen oder anderen Exoten dazwischen.

Und eben genau dies ist der Casus Knacktus.

Solange man den Abstimmungsmodus nicht umstellt, kann man noch so sehr von der Grundidee einer Hitparade begeistert oder überzeugt sein, aber am Endergebnis, was letzten Endes nach der Abstimmungsphase heraus kommt, wird sich so gut wie nichts ändern.

Der Hörer wird zwar beteiligt, was zu begrüssen ist, aber seine Einzelstimmen gehen einfach unter, wenn mann Eins und Eins zusammen zählt. Es ist so, als "ob man dem Affen seinen Zucker" gibt.

Da müssten die Verantwortlichen ihre Hausaufgaben erledigen. Nur wollen sie dies überhaupt?
 
Noch nie einsehen konnte man dagegen, was sich zwischen den Platzierungen 2000 bis 4000 verbirgt.
Das hat wenig Aussagekraft. Ich glaub da sind irgendwann um Platz 1000 nur noch Titel, die nur 1 einzige Stimme haben, das kannste dir ausrechnen. ich nehm mal an, daß da höchstens so um die 2000 Leute abstimmen. Wenn so weit überhaupt ausgezählt wird...
 
Dieses Jukebox-Niemandsland kann man ja auch nach Beendigung der jeweiligen Hitparaden immer in dargereichter Listenform unter Augenschein nehmen.

Noch nie einsehen konnte man dagegen, was sich zwischen den Platzierungen 2000 bis 4000 verbirgt. Genau eben dies würde mich ganz ehrlich gesagt brennend interessieren.

Also wenn SWR1-BW bezüglich der "Hitparädle" die Ideen ausgehen sollten - als nächstens stehen ja die Balladen zur Abstimmung -, wäre die Lüftung eben jenes Geheimnisses sehr begrüßenswert. Selbstverständlich nicht in Listenform, sondern in hörbarer Version präsentiert.
 
@Picknicker @BadMoonRising

Anbei ein schon älterer Artikel aus der Zeitung "Der Sonntag" in Freiburg, den ich hier bereits mehrfach zitiert habe (zuletzt im Hitparaden-Faden von 1918). Er beantwortet ziemlich ernüchternd die Frage, wie beim SWR gezählt wird und wie viele Stimmen eigentlich ab Platz 1000 noch nötig sind, um in die Wertung zu kommen:

"SWR1 schummelt bei der Hörerhitparade

Schmu bei der SWR1-Hörerhitparade: die abgegebenen Stimmen reichen bei Weitem nicht aus, um wirklich 2000 oder gar 3000 Platzierungen sauber auszuzählen. Dies suggerierte bislang der SWR.

Zwar will der Sender die Stimmenzahlen aus Sorge um Manipulationen auch weiterhin nicht öffentlich machen, doch gewährten die Hitparadenmacher dem Sonntag nun Einblick. Das Ergebnis: Ja, es geht mit rechten Dingen zu, aber grade so. Platz 1 hat dieses Jahr immerhin rund 160-mal so viele Stimmen bekommen wie Platz 1000. Der hat allerdings gerade etwas mehr als doppelt so viele Punkte wie der Titel auf Platz 2000.
Oder besser: die Titel. Denn wie der Sender vergangene Woche mühsam zugab, tummeln sich in der zweiten Tabellenhälfte reihenweise Titel mit gleicher Stimmenzahl. Von bis zu acht gleichplatzierten Titeln war die Rede. Nun aber ist klar, dass viele Plätze zehnfach belegt sind, auch gut dreißig Titel haben die gleiche Punktzahl erhalten. Anders könnte man aufgrund der abgegebenen Stimmen gar keine 2000 Plätze errechnen. Dass die Abstände mickrig sein müssen, legt schon die Mathematik nahe – für die befürchteten Manipulationen bräuchte es sonst fast kriminelle Energie. Die endgültige Platzierung legt, das ist jetzt klar, kein Hörer fest, sondern ein Helferlein: der Zufallsgenerator.


Zufallsgenerator hilft mit


Eine echte Hitparade ist diese untere Hälfte daher kaum mehr zu nennen. Eigentlich, sagt Hitparaden-Urgestein Rathfelder, gebe es die Platzierungen 1000 bis 2000 nur für die "Jukebox", bei der Hörer sich eine hintere Platzierung wünschen können. "Das ist nur ein Spiel." Allerdings hat der Sender über 20 Jahre so getan, als seien dies genau ausgezählte Platzierungen.

Dass der Sender das seinen Hörern nie erklärt hat, verwundert – die mussten davon ausgehen, eine quasi repräsentative Hitliste des Südwest-Geschmacks vorgelegt zu bekommen. Und echte Fans vergleichen tapfer und akribisch auch hintere Platzierungen Jahr für Jahr und freuen sich über einen Aufstieg ihres Lieblingstitels.

Eines aber kann man dem SWR getrost abnehmen: dass er Betrug an seiner Hitparade befürchtet, wenn klar wird, ab welcher Stimmenzahl man die 1000er-Klippe schon überspringen kann. Ab dieser wird jeder Titel gespielt. Betrug, das heißt hier: organisierte Abstimmungen, oft auch unter falschen Namen. Seit Facebook lässt sich so etwas leicht organisieren. So hatte bei der SWR4-Hitparade einmal eine Schlagersängerin ihre Fans zur Massenabstimmung aufgerufen, erzählt Rathfelder. Als ihr Titel auffallend hoch stieg, wurde das Team hellhörig und sortierte die Spam-Stimmen aus. Die Sängerin ging daraufhin durch mehrere Instanzen, um ihr Recht auf den höheren Platz einzuklagen. Da hört der Spaß dann wirklich auf.
Deswegen beschäftigt der SWR nun fünf Leute, die die Hitlisten auf Auffälligkeiten durchsehen. Kurz vor Toresschluss seien gerade noch einmal zwei Titel deutlich nach unten korrigiert worden. Das geht, weil der Sender die organisierte Massenabgabe in seinen Teilnahmebedingungen inzwischen verbietet.

Andererseits startet heute Abend die "Sub 2000" – hier können Hörer eine Platzierung zwischen 2000 und 3000 wählen, die dann gespielt wird. Das ist dann allerdings nicht mehr ernst zu nehmen. Wenn aus ein paar Dutzend Reststimmen 1000 Plätze errechnet werden sollen, hat der Zufallsgenerator viel Arbeit.

Das große Stimmengeheimnis


Garantiert nur einmal "Hotel California" in sieben Tagen, das ist für SWR1 rekordverdächtig. Legendär ist seine große Hörer-Hitparade aber aus einem anderen Grund: Noch eine Woche lang kann jeder über seine Lieblingssongs abstimmen. Die meistgewählten 2000 werden ermittelt, dann laufen eine Woche lang nonstop mit vielen Schaltungen ins SWR-Land mehr als 1000 Songs, von denen man viele sonst nie im durchformatierten Radio hören kann. Das ist zu Recht Kult und wird beworben, dass einem schwindeln kann.

Es gibt aber eine kleine Frage, und mit der hat Carl Friedrich Gauß zu tun. Der Mathematiker vom Zehn-Mark-Schein war schon mit sieben ein Genie: Während seine Schulkameraden noch schwitzten, hatte Carl Friedrich im Nullkommanix ausgetüftelt, was eins plus zwei plus drei und so weiter bis zur Zahl 100 ergibt: 5050.

Seine Formel – 100 mal 101 geteilt durch zwei – ist so einfach, dass man im Mathebuch eine schön lebensnahe Aufgabe stellen könnte: Wie viele Stimmen braucht man mindestens, um 2000 Platzierungen genau bestimmen zu können? Das geht ganz leicht: Platz 2000 braucht mindestens eine Stimme, Platz 1999 mindestens zwei, und so addiert man weiter bis 2000. Mit Gauß geht das ganz fix: Man braucht zwei Millionen und eintausend Stimmen.Dem SWR reichen 45000 Teilnehmer. Wie machen die das?

2014 konnte jeder Teilnehmer fünf Stimmen vergeben, das gibt schon 204000. Dann wurden die Stimmen von Platz eins bis fünf unterschiedlich gewichtet, dadurch werden insgesamt 675000 Punkte vergeben. Das ist aber auch nur ein Drittel dessen, was für 2000 eindeutige Plätze eigentlich nötig wäre.

Kuddelmuddel bei der Stimmenverteilung


Die Hitparade geht also nur richtig auf, wenn viele Titel gleich viele Stimmen bekommen. Nur tauchen weder in den veröffentlichten Hitlisten Mehrfachplatzierungen auf, noch erklären die Moderatoren, dass etwa die nächsten fünf Titel gleich viele Stimmen bekommen haben. Man müsste also mal die Anzahl der Stimmen sehen können, die jeder Song erhalten hat. Jedoch: "Die Anzahl der Stimmen können wir leider nicht veröffentlichen", so der SWR.

Diesen Donnerstagabend, die SWR-Hitparadenmaschine läuft seit Wochen heiß, meldet sich Moderatorenlegende Günter Schneidewind live im Radio und lacht: "Es muss ja bei der Stimmenabgabe für die Hitparade auch alles mit rechten Dingen zugehen, wir sind ja schließlich nicht der ADAC." Der hatte bei der Wahl zum "Goldenen Lenkrad" legendär böse manipuliert.

Nach penetranten Nachfragen wird die Stimmung gereizt: "Unsere Mitarbeiter haben keine Zeit, Gauß"sche Zahlentheorien oder Infinitesimalrechnungen zu bemühen oder sich mit der Funktionstheorie komplexer Zahlen zu beschäftigen, um bestimmte Platzierungen von Songs zu bestimmen", schreibt ein Sprecher. Müssen sie aber gar nicht, zählen reicht.

Doch die Stimmen bleiben unter Verschluss. Um Manipulationen von Fangruppen zu vermeiden, wie der Sender sagt. Wenn die wüssten, wie viele Stimmen für eine bestimmte Platzierung reichen, würden die sich organisieren. Das tun sie freilich ohnehin – und eine Zeitung ist sowieso keine Fangruppe. Aber: nichts zu machen.

Auch ältere Zahlen gibt es nicht, nicht zu einzelnen Plätzen, nicht die Zahl der Mehrfachplatzierungen. Dass es Stimmengleichheit gibt, bestätigt schließlich Jürgen Rathfelder, Urgestein der Musikredaktion und schon bei der Ur-Hitparade 1989 dabei. "Wir könnten schon kommunizieren, dass es Mehrfachplatzierungen gibt, aber dann macht es weniger Spaß."

Um dennoch eine schöne Hitliste von 1 bis 2000 aufstellen zu können, reicht den SWR-Redakteuren ein findiges System, das ähnlich funktioniert wie eine Bundesligatabelle, wo bei Punktegleichstand die Tordifferenz entscheidet: Gleichplatzierte Bands werden einfach alphabetisch sortiert. Damit aber nicht immer Abba oben stehen, gilt für den Schlüssel zum Beispiel der dritte Buchstabe eines Titels, erklärt Rathfelder.

Schließlich lässt sich der SWR etwas hinreißen: Mehrfachplatzierungen tauchen demnach ab Platz 400 auf. "Maximal landeten auf den Plätzen 400 bis 1000 im vergangenen Jahr vier bis fünf Songs auf dem gleichen Platz", erklärt die Pressestelle. "Auf den hinteren Platzierungen, also deutlich über der 1000er-Grenze, war ein Platz mit maximal acht Songs belegt." Ob nun 675000 Stimmen reichen, weiß aber immer noch keiner.

Fans von "Crimson and Clover" (2014: Platz 1438) wollen mit solchem Firlefanz nicht belästigt werden, betont der SWR mehrfach. Denn wie sagt Jürgen Rathfelder? "Ob ein Song jetzt auf Platz 1000 oder 1300 steht, ist doch nicht so wichtig."
 
Zum normalen Programm: Die Qualitätsunterschiede sind teilweise echt riesig: Vor 16:00 ist SWR1 oft unerträglich, direkt danach dann meistens deutlich besser. Ähnliches auch manchmal mit dem Wechsel von vor 12:00 und danach. Woran könnte das liegen?

Zum neuen Hitparädle: Balladen ist ja wieder ein eher schwammiges Thema. Bei Pink Floyd taucht neben On the Turning Away oder Us and Them auch Arnold Layne auf, sicher keine Ballade...

Dagegen spricht allerdings, dass sich "I'm Going Home" von Ten Years After in der Woodstock-Version in schöner Regelmässigkeit in der "großen Herbsthitparade" platzieren konnte.

Außerdem tauchten in der Vergangenheit in der "großen Herbsthitparade" auch immer wieder Titel auf, die man niemals zuvor im laufenden Programm von SWR1-BW hören konnte. Hauptsächlich aus dem Heavy Metal-Bereich. Etwa "Princess Of The Dawn" von Accept, das sich seit 2017 meinem Kenntnisstand dort etablieren konnte.

Ersteres verstehe ich nicht. Wenn der Song einmal im System "drin" ist, dann geht er da auch nicht mehr raus. Und ich bin mir recht sicher, dass "I'm Going Home (live)" auch schon mal abseits der Hitparade lief. Er war auch schon bei der allerersten Hitparade 1989 dabei!

Zweiteres ist akzeptiert.

Wobei dies indirekt auf eine weitere Problematik bei solchen Hitparaden hinführt. Manche Interpreten/Bands haben eine richtiggehend organisierte Fanbasis, die untereinander auch bestens vernetzt ist. Was soziale Medien und dergleichen anbelangt. Wenn die mitbekommen, dass irgendwo eine Abstimmung bezüglich seiner Lieblingshits ist, sprechen die sich untereinander ab und lancieren so ihre Titel problemlos in entsprechenden Hitparaden.
Ich habe ja auch selbst schon manchmal versucht, einen Song zu "pushen"... hat aber nie was gebracht :p Aber ja, da gab es schon Fälle. In einem Jahr waren plötzlich lauter Eurythmics-Songs vertreten, die teilweise im Vorjahr nicht mal in die Top 2000 kamen, das war schon arg verdächtig. Und bei den modernen deutschen Schlagern (Helene Fischer, Andrea Berg u.a.) frage ich mich auch immer, ob wirklich so viele SWR1-Hörer die hören wollen... :rolleyes:
 
Die Hitparade momentan ist ganz nach meinem Geschmack :D Nur schade, dass ich "Supper's Ready" nicht richtig genießen konnte, weil ich gleichzeitig immer noch ein Ohr bei Antenne 1 und den Hooters live hatte. :confused:

Warum läuft tagsüber bei allen Stationen nur Schrott und dann abends in mehreren Sendern gleichzeitig gute Sendungen? Kann man das nicht besser verteilen? :mad:
 
Abends sitzen sie alle vor der Glotze und bekommen nicht mit, was im Radio so alles passiert.

Weil das Formatradio tagsüber meist nur als Begleitmedium genutzt wird.
Und zur Begleitung gehört immer die gleiche, enge Rotation. Ich erwarte keineswegs Live-PK´s, schon gar nicht auf einer Popwelle. Wieso man tagsüber jedoch alle drei Stunden die selben Hits vorgesetzt bekommt, unerklärlich.

Was die meisten Musikwellen an Ostern anbieten, ist auch nichts weiter als ein typisches Begleitprogramm. Nur komischerweise stimmt da auch die Abwechslung, bevor ab Dienstag wieder der quälende Alltag beginnt.
 
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