Der Studiobilder-Thread

Vielleicht der diensthabende Nachrichtensprecher? So ein schlichter Zettel als Gedankenstütze gegen das eigene Sieb im Kopf ist auch heute nicht aus der Mode gekommen ;)
 
Ein paar aktuelle Innenansichten von Studio 12 am Rothenbaum.

Hinter der großen Glasscheibe befand sich die Regie, gegenüber in der Ecke beim hohen, schmalen Fenster rechts vom Wandgemälde befand sich der M-Raum (die Glasscheibe ist verdeckt worden).
In etwa auf halber Strecke zwischen Glasscheibe und der Gruppe Musiker befand sich die Runde aus 8 Sprechertischen mit jeweils Mikrofon (Schoeps Mk4), Kopfhörer und Leselampe; diese trapezförmigen Tische mit eingelassener Teppichfläche. Ich meine mich an ein Fabrikschild von Neumann zu erinnern.
Weitere Veränderungen sind der Bodenbelag, vorher lag dort dicker Teppich, und die erneuerte Beleuchtung, sowie ein bodentiefer, raumlanger, dicker Vorhang an der Fensterseite.
Studio12Panorama.jpg
Die Wände sind frisch gestrichen worden und die Artefakte der früheren Nutzung (Anschlussfeld, siehe das Loch rechts unterhalb des Regiefensters) nur grob entfernt, ansonsten sieht das Studio aus wie im Betrieb. Sogar das Brett oberhalb des Regiefensters ist noch da, auf dem ein Paar O96 als Einspiel-Lautsprecher stand. Die dazugehörigen Anschlüsse Strom und NF sind ebenso noch da wie die große Studiouhr.
In dieser Ecke, etwas rechts vom Flügel, befand sich der Disco-Platz.
Durch die Tür am linken Bildrand gelangt man in das Foyer des Rolf-Liebermann-Studios.
Studio12_1.jpg
Noch einmal das Wandgemälde, leider sind mir Künstler und Entstehungszeit nicht bekannt.
Studio12_2.jpg

Trotz der eindrucksvollen Größe war die Akustik ausgesprochen unauffällig und sehr trocken, nahezu kein wahrnehmbarer Nachhall. Das erklärt auch, warum vor der aktuellen Nutzung als Probenraum Parkett verlegt wurde.
Zwischenzeitlich war das Studio Instrumentenlager für das NDR Sinfonieorchester, das nun NDR Elbphilharmonie Orchester heisst und in die neue Spielstätte umgezogen ist.
Schön, dass es nun wieder halbwegs bestimmungsgemäß genutzt wird.
 
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Das sieht für mich aus wie die „Meterbridge“ einer Bandmaschine.
Die beiden Wickelteller sehen zwar aus, als würden sie lose herumliegen, aber in der Mitte der Bobbies kann man die Welle mit Dreizack erkennen.
Vielleicht spezial-spezial in das Möbel eingebaut?
 
Ich würde behaupten, ohne hätte der Gerät garnicht funktioniert ;)
Bei der Planung ist man wohl davon ausgegangen, die Bandmaschine würde zweckgemäß genutzt, und nicht bloß als Gepäckablage. In den 90ern gehörte in ein „richtiges“ Rundfunkstudio halt noch eine Bandmaschine.
 
Klar, aber die Meterbridge haben sie denen aufgeschwätzt. Die A807, ordentlich eingepegelt, läuft (in solcher Umgebung) bestens ohne das Gezappel.
 
Wunderbare Fotos, habe ich sogleich im Recording-Forum gepostet, weil ich mich da in meinem Mikrofon-Thread zufälligerweise gerade über den Aufwand geäußert habe, den unsere Vorfahren beim Ausbau von Hörfunkstudios getrieben haben.

In dem Studio werden das vermutlich zwei M50 sein, oder? Wenn man mehrere Leute um einen Tisch versammelt, und zwei Mikrofone von der Decke hängen, gehen ja eigentlich nur Kugeln...

Matthias
 
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Schön auch die Schrörschnauzlampen im Intendantenbüro.
Ob die teurer oder billiger waren als die Schrörschnauz-Aschenbecher? Die kosteten ja jeweils 258 Mark und 77 Pfennig.

Ich finde die Abhöreinrichtung im Intendantenzimmer so schön. Das dürfte dann wohl auch so eine Apparatur gewesen sein wie die, über die Bur-Malottkes Vortrag abgehört wurde.
 

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  • Dr. Murkes gesammeltes Schweigen - Schrörschnauz-Aschenbecher.mp2
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Ich missbrauche diesen Thread mal für ein Foto, das nicht in einem Studio entstanden ist und auch kein Sendepult zeigt, sondern einen Ausschnitt aus einem Soundcraft GB4 (24 mono, 2 stereo, 8 Aux, 3 Summenbusse, die ich auch ab und an alle brauchte - einmal Saalsumme, einmal Recordingsumme mit Atmo-Mikrofonen und einmal abgehende N-1-Summe für Onlinekonferenzen).

Ich saß da also Ende August 2013 an diesem Pult, betreute eine Veranstaltung, es war tolles Wetter, hinter mir das große Fenster raus in die Natur. Und da sah ich es...

Die Aussenwelt in der Faderkappe.jpg

Ich musste das Motiv einfach festhalten: der grüne Hang und das Dach des gegenüberstehenden Hauses spiegelten sich in den Faderkappen. In einem Studiobunker hätte ich das nicht haben können, dafür hatte ich hier massiv Grillen-Gezirpe in den Aufnahmen durch die 2 Atmo-Mikrofone, denn wir hatten freilich die Türen und (Dach)fenster offen. Gehörte an diesem Ort aber freilich dazu. Es war eine herrliche Zeit.
 
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Hallo Matthias,

das waren fast immer M49.

Kugeln fanden sich eher beim Hörspiel oder im Konzertsaal.

Druckmikrofone (Kugeln) findet man in der Neuzeit wieder bei Abnahmen der Bassdrum, da Tauchspulmikrofone zu taub und drucklos sind.

R.

Neumann M50:

M50-capsule.jpg
 
In Anbetracht der Tatsache der vollständigen Monophonie tendiere auch ich eher zur Annahme der Kugeln. Eine Differenzierung zur Herstellung der räumlichen Abbildung war nicht vonnöten. Daß zwei Mikrofone von der Decke baumeln, erkläre ich mit Ausfallsicherheit.
 
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Ja, das mit den doppelten Mikrofonen war früher total üblich. Hier geistert doch auch irgendwo ein Foto aus dem damaligen SFB-Hörfunknachrichtenstudio aus den 90er Jahren herum, da hingen zwei KM 86, von denen immer nur eines in Betrieb war. Warum dort ausgerechnet KM 86 hingen, entzieht sich meiner Kenntnis. Das war ja schon sehr exotisch.

Der Gedanke der Ausfallsicherheit spielt übrigens noch heute gelegentlich eine Rolle. Als der Bundespräsident gestern vor dem Europa-Kammerkonzert der Berliner Philharmoniker eine Ansprache hielt, war dort auch doppelt mikrofoniert. Es gab dafür von Neumann früher ganz offiziell Doppelhalterungen für zwei Kleinmembranmikrofone, die wurden auch in jedem Fernsehnachrichtenstudio eingesetzt, ob nun mit oder ohne Kapselverlängerung. Ich habe noch sowas. Also keine Kapselverlängerung, sondern eine Doppelhalterung.

Matthias
 
Deshalb habe ich das Rias-Studio 5, welches ja als einziges heute noch als Denkmal existiert, auch nicht als Beispiel angeführt, weil da der Abstand wirklich so groß ist, dass das für verschiedene Leute gedacht war. Und klar, bei zwei U 87 oder U 67 kann man natürlich vier Leute aufnehmen, wenn man die jeweils auf "Acht" schaltet. Also die Mikrofone, nicht die Leute. Allerdings sollten die Gegenübersitzenden dann nicht zu unterschiedlich weit weg sitzen und nicht zu unterschiedlich laut reden, sonst musste wohl der Finger immer am Regler sein.

Es ist doch wirklich beeindruckend, was man damals für einen Aufwand getrieben hat, um sich spezielle Konstruktionen bauen zu lassen, wo dann zwei Deckenstative (mit innenliegendem Kabel und direkt angebautem Großtuchelstecker) und mehrere Hängelampen integriert waren. Auch die Wandverkleidungen fand ich früher irgendwie schöner als heute...

Matthias
 
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So ein "Decken-Stativ" mit 7pol. Großtuchel dran (für U67) habe ich noch in der Garage stehen, ein Original aus den 1960ern....

R.
 
Ich habe kurz darüber nachgedacht, ob ich sowas bei mir einbaue, sofern Du Dich davon trennen möchtest. Immerhin gestalte ich gerade meinen Sprecherraum neu und gebe ihm ein klassisches Schlitzplatten-Design. Vermutlich würde mein neues Gefell M 990 (ebenfalls siebenpoliger Großtuchel) da ranpassen, aber unter dem Strich überwiegen wohl die Nachteile: Man wäre sehr unflexibel, was den Aufstellungsort des Tisches angeht, wenn man sich dann mal für einen Montageort des Deckenstatives entschieden hat. Ebenso könnte man nicht mal eben den Einsprechwinkel des Mikrofones optimieren, weil man auf "senkrecht" festgelegt wäre. Ich neige dazu, Mikrofone gerne ein wenig "von oben" zu besprechen, und sie entsprechend etwas anzuwinkeln, weil die Blickrichtung ja auf das Textblatt auf dem Tisch geht. Und schließlich hätte das Mikrofon keinerlei Entkopplung, weil man es ja direkt und ohne Spinne ans Stativ schraubt.

Matthias
 
Lauter gute Gründe, warum man diese Art der Mikrofonaufhängung schon vor vielen Jahren aufgegeben hat. Merke: nicht alles 'von früher' ist besser.
 
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