Inwieweit haben Radio-Moderatoren Handlungsfreiheiten bei der Musikauswahl?

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Um es kurz zu machen:

In den meisten ARD-Anstalten ist es unüblich, dass ein Moderator auf die Musikauswahl Einfluss nimmt.

Um das Beispiel von "Schmidts Samstag" aufzunehmen:

Auch hier ist der Einfluss des Moderators auf die Musikauswahl mittlerweile = 0, das macht ein Musikredakteur, Schmidt hatte da noch ein wenig Einfluss drauf, aber die Zeiten sind ja auch längst vorbei.

Der einzige Sender, wo der Moderator noch ein wenig Einfluss auf die Musik hat, ist Schwarzwaldradio, aber bei den ARD-Wellen wüsste ich kaum einen, das macht die Musikredaktion nach vorgegebenen Kriterien, der Moderator darf, wie schon erwähnt, höchstens die Titel schieben bzw. tauschen, damit es zeitlich passt, mehr aber auch nicht. Und diesen Einfluss wollen die meisten Wellen auch gar nicht, muss ja alles schön "durchhörbar" sein....
 
Als Fauxpas fiel mir auf: Ein Titel von Cat Stevens wurde anmoderiert. Es fehlte offenbar jedes Hintergrundwissen, dass er zwischenzeitlich eine Karriere als Yusuf Islam ausgelebt hatte. ...
War das denn für Musik bzw. Moderation relevant? Ich will auch nicht bei jedem Heino-Titel als Zusatz-Info erfahren, dass er eigentlich Bäcker ist... (Seit "Sonne" höre ich auch mal Heino ;))
 
In der Vor-Playlist-Zeit haben die Musikredakteure - vulgo "Programmgestalter" - auch schon völlig kiepig und entsetzt reagiert, wenn wir Feld,- Wald- und Wiesenmodertoren "eigenmächtig" ins Musikprogramm eingriffen und eigene Titel gespielt haben. Ich hatte immer ein Päckchen LPs und Singles in der Studio-Schublade, um z.B. das Aufeinandertreffen von Genesis und Katja Ebstein abzupuffern durch einen schönen Bob Seger. Folge: Fundamentalanschiss des Redakteurs und Vorstellung beim Programmdirektor.
 
Solange sich keiner beschwert, ist das doch alles im Rahmen. Wo kein Kläger, da kein Richter. Ich find solch ein Verhalten arg kleinkariert.
 
Der betreffende Herr mit dem bezeichnenden Nachnamen "Sturm" brüllte mich an: "Ich habe mir bei der Zusammenstellung doch was gedacht- Bob Seger doch nicht am Vormittag!!!!" - Da war er immerhin innovativer als die Zusammenklopper der Playlists heute...
 
Doch, aber es ging wohl auch anders. Wenn ich da z.B. an Stockinger beim SWF denke. Heute interessiert sich doch keine Sau mehr für die Musik, ansonsten müsste man die Damen und Herren aus den Musikredaktionen doch täglich einbestellen.
 
Desinteresse, mangelnde Repertoire-Kenntnis, Angst vor der eigenen Courage. Bei vielen Format-Programmen riecht man doch förmlich den Angstschweiß der Playlist-Macher davor, dass die Hörer davon laufen. Ließe man Luft hinein ins Korsett, ließe man auch die Moderatoren zum Programm beitragen, gäbe es so manchen positiven Aha-Effekt. Würde neue Hörer binden, denke ich...
 
Die Leute bei radioeins 21-23 Uhr und Fritz 20-22 Uhr und 0-2 Uhr sind komplett frei in ihrer Sendungsgestaltung. Ob das bei 88,8 19-22 Uhr auch so ist, weiß ich nicht.
Radio Eins von 21 bis 1 Uhr, aber das ist dir ja sicher bekannt. Ich habe außerdem das "Gefühl", dass der Moderator der musikbetonten Strecke von 13 bis 16 Uhr mit an der Musikplanung seiner Sendung beteiligt ist und auch der Moderator ab 16 Uhr mal "einen Song mitbringen darf". "Musik entdecken" ist ja auch genau das Format von Radio Eins.
 
Zum Lob-Lied auf Cat Stevens gehören auch seine Erfolge als Yusuf Islam
War das denn für Musik bzw. Moderation relevant?
In der erinnerten Situation vermisste ich die klare Information: Es wurden mehrere Sätze gesprochen, an seine früheren Erfolgshits erinnert. Vermittelt wurde der Eindruck, Cat Stevens melde sich nach langer Pause mit neuen Titeln zurück ins Musikgeschäft. Tatsächlich hatte Cat Stevens so nicht pausiert. Zwischenzeitlich war er mit Identität Yusuf Islam ein erfolgreicher Musiker. Das schien mir in dieser konkreten Situation doch relevant. Ich wusste das. Mich überraschte die Moderation: Der Text kam so rüber, als ob dieser Fakt unbekannt war.
 
aber bei den ARD-Wellen wüsste ich kaum einen, das macht die Musikredaktion nach vorgegebenen Kriterien, der Moderator darf, wie schon erwähnt, höchstens die Titel schieben bzw. tauschen, damit es zeitlich passt, mehr aber auch
Also ich wüsste da einiges. Bei Fritz zum Beispiel die ganzen "Beste Musik" Sendungen sowie den "Nightflight". Oder DASDING Play, N-Joy Neu..... und tatsächlich auch Energy Sachsen Brandneu wie ich mir hab sagen lassen.
 
Bei Angel Radio aus Portsmouth dürfen die Moderatoren spielen, was sie wollen. Es darf nur nicht nach 1968 aufgenommen sein. Heute morgen hat Tony (Chef des Senders) Musik aus Filmen von Elvis gespielt, Storys rund um Elvis und seine Filme erzählt und ab und an auch einen original Trailer gebracht. Sehr unterhaltsam.
 
Zur Ehrenrettung des Herrn Sturm muss ich sagen, dass er für das damalige hr3 (80er Jahre) wirklich sehr ansprechende Programme gestaltet hat - mit einigen Ausfällen... Ich hatte aber immer SWF3 im Hinterkopf, dachte, dass wir "die da" in Baden-Baden doch kriegen könnten - und war von meiner eigenen Welle dementsprechend enttäuscht.
 
Die kurze Antwort: Nein, natürlich kann ein Moderator bei einem ÖR oder privaten Sender nicht einfach spielen, was er will und das ist auch nicht sein Job. Dafür gibt es mehr oder weniger gut arbeitende Musikredakteure. Die Guten werden ihr Know-How nutzen und die Playlist modifizieren, die schlechten stumpf den Vorschlag von MusicMaster (Planungssoftware) spielen.

Wenn ein Moderator allerdings den Drang verspürt, am Geburtstag von Falco „Out of the dark“ zu spielen, dann kann er das mit seinem Musikredakteur besprechen und wenn der Song nicht 3 Stunden vorher lief, dann hat er vermutlich ganz gute Aussichten auf Erfolg. Allerdings macht er damit den Job des Musikredakteurs, was wohl nicht jedem Kollegen gefallen dürfte.

Auch wer nach der Eilmeldung über einen Reaktorunfall „Radioactive“ ohne Rücksprache löscht, wird wohl keinen Ärger kriegen. Allerdings sollte er dann so schnell es geht in der Musikredaktion Bescheid sagen, da der fehlende Titel bedeuten kann, dass die folgenden Titel geändert werden müssen.

Ich für meinen Teil bin eigentlich ganz froh, dass ich als Moderator nicht auch noch die Musik aussuchen muss, sondern mich darauf konzentrieren kann, die Moderationen möglichst kreativ zu gestalten.
 
Man könnte sich als Newbie, der seinen Nick hier wahrlich sehr lange geparkt hat, auch erstmal ins Forum einlesen.

Nun,um Dich an dieser Stelle einmal zu beruhigen:
Selbstverständlich habe ich mich in dieses Forum eingelesen.
Sehr gründlich sogar.:cool:
Bei läppischen 800.000 Beiträgen dauert es halt ein bißchen,mal will das Geschriebene ja auch inhaltlich verstehen.;)
Und es hat gedauert und gedauert.:eek:
Schlappe 9 Jahre halt -jetzt bin ich erstmal durch-glaube ich und habe nun Gelegenheit,auch mal was zu schreiben und nicht nur andauernd zu lesen :p

Danke Euch allen für sehr gute und informative Beiträge,ich habe mir das eben wirklich anders vorgestellt und mir Eure Arbeit innovativer,kreativer und mit mehr persönlichen Entscheidungsmöglichkeiten ausgemalt. :thumbsup:

Nein,ich arbeite nicht beim Radio-sondern höre es.

In sehr,sehr jungen Jahren hab´ich mal Platten in einem Jugendheim aufgelegt,da war ich halt mein eigener Musikredakteur ;)
Da gab´s dann Punk und HardRock auf die Ohren,aber wat willse machen ?
Platten waren vom Taschengeld zu finanzieren und da hab´ich eben die gekauft,die mir gefielen und mich gefreut,wenn auch jemand anderes daran Spaß hatte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich weiß gerade nicht genau, wie das Verhältnis bei der Matuschke-Show aussieht, ich schätze aber mal, dass Matuschke und Kerby die Musik (wenigstens) zusammen auswählen, der Rest der Musikredaktion hat dann Sendepause.

Tom Glas verantwortet und moderiert Classic Rock in Bayern 1 allein, auch die so oft erwähnten Amigos dürfte er sich selbst genehmigen (hat er sogar irgendwann dieses Jahr mal für quälend lange Sekunden).
 
Die Progammmacher investieren ein Haufen Geld in die Markt und Medienforschung, inclusive Musikresaerch und dann kommt der beste Typ der ins Mikrofon sprechen darf und weiß alles besser.

Der gute Moderator sollte ganz einfach mal seinem Musikredakteur vertrauen und nicht nur anhand eines Songs meinen, wenn der geht, kann auch der laufen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Sprecher, der ein nicht von ihm zusammengestelltes Musikprogramm vorträgt, ist aber nichts anderes, als das, was man landläufig als Powerpoint-Karaoke belächelt.
 
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