Hitradio RTL Sachsen: Plakate "Achtung Kinder"

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astereix

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Ich war kürzlich in Nordsachsen unterwegs und einigermaßen irritiert über Plakate am Straßenrand, die mich aus einiger Entfernung in ihrer Farbgebung und Aufmachung zunächst an "hängengebliebene" Wahlplakate einer einschlägig bekannten Neonazipartei erinnerten.
Vgl. bspw. dieses Bild und jenes.

Bin ich da zu empfindlich? Ich will niemand böse Absichten unterstellen, schon gar nicht beim Versuch, Verkehrsteilnehmer für die Jüngsten zu sensibilisieren, aber gerade in einer für rechtes bzw. krudes Denken anfälligen Gegend wirkt das schon etwas eigenartig. Vom Eindruck, dass derartige akustische Sondermüll-Berieselungsmaschinen wohl eher zu gesellschaftlicher Verdummung und Verrohung beitragen als umgekehrt, einmal ganz zu schweigen.

Ach so: mit Blick auf diese aktuelle Webseite vom Hitradio RTL Sachsen scheint man diese Diskussion und Kritik auch mal einfach so "ausgesessen" zu haben...
 
Ich glaube, du bist, was die Farbgebung angeht, wie schon selbst gesagt, etwas empflindlich. In erster Linie sollen sie, wie auf der Homepage auch angepriesen, auffällig gegenüber dem Verkehrsteilnehmer sein....und das sind sie definitiv. Mittlerweile stehen/hängen diese Plakate in meiner Gegend (Ostsachsen) fast überall. Ich will jetzt keine gesellschaftlich-politische Debatte über Meinungsverschiedenheit anfangen oder meiner Region etwas unterstellen, aber auch/gerade in Ostsachsen ist die Anzahl rechtsorientierter BürgerInnen ziemlich hoch, auch in meinem Bekanntenkreis und Freundschaftskreis gibt es - leider - solch denkende Menschen. Allerdings habe ich bis jetzt von keinem gehört, dass diese "Achtung Kinder"-Plakate dieser besagten Partei ähneln. Das wäre sicherlich auch nicht im Interesse der BCS-Sachsen;)
 
Also soviele Möglichkeiten gibt es ja nun nicht, ein Plakat so zu gestalten das man beim Vorbeifahren schnell und prägnant dessen Inhalt erfassen kann. Eine gewisse Ähnlichkeit zu Wahlplakaten sind da sicherlich gegeben, aber letztlich ist das ja auch irgendwo der Sinn, denn es geht um die Erfassung eines kurzen Slogans der sich dann auch einprägt. Bei deinem obigen Beispiel kann ich übrigens nur mit sehr viel Mühe eine Ähnlichkeit zwischen dem NPD-Plakat und der RTL-Werbung wahrnehmen. Wie man auf die Idee kommt, dass da das eine beim anderen "abgekupfert" wäre, ist dann doch etwas weit hergeholt.
Amüsanter finde ich da eher die Page zur Aktion. Man verschickt die Plakate nur innerhalb Sachsens? Soso. Wie kommt es dann das die Dinger auch im Süden Brandenburgs rumhängen? Aber mit der Geografie nahm man es bei den sächsischen Radiosendern ja noch nie so genau. PSR ist da auch keinen Deut besser. :D
 
aber auch/gerade in Ostsachsen ist die Anzahl rechtsorientierter BürgerInnen ziemlich hoch
Man kanns auch beim Namen nennen: etwa 1/3 der Ostbevölkerung steht weitab jeglicher international anerkannter Regeln guten Zusammenlebens. Da das regional deutlich variiert, gibt es Regionen, in denen man mit mehr als 50% der Menschen keine gute Zukunft gestalten kann.

Das sind dann dermaßen toxische Regionen, wie es sich Westdeutsche, die nie in solchen Regionen gelebt haben, kaum vorstellen können. Man versuche sich als aus zivilisierten Regionen stammend mal auch nur ansatzweise vorzustellen: die Hälfte aller Ärzte, Mittelständler, Gewerbetreibender, Nachbarn, Familienväter etc. sind Rassisten, Nazis, Faschisten, Hitler-Verehrer, Naturgesetz-Leugner, vorsätzlich UMweltzerstörer, hassen ökologisch engagierte Menschen, ...

Schwer vorstellbar? Leider aber real. Und geht durch familiäre Umfelder voll durch. Ich habe zur Hälfte meines familiären Umfelds u.a. aus diesem Grund keinen Kontakt und hoffe, dass das auch so bleiben wird.

Wie kommt es dann das die Dinger auch im Süden Brandenburgs rumhängen? Aber mit der Geografie nahm man es bei den sächsischen Radiosendern ja noch nie so genau. PSR ist da auch keinen Deut besser.
Der Überlapp war doch soweit ich mich erinnere auch bei MDR Sachsen in Südbrandenburg recht groß. Das fand sich sogar in Karten der MDR-Werbung wieder. Diese Karten scheinen aber nicht mehr online zu sein.
 
Der "Überlapp" sächsischer und sachsen-anhaltinischer Sender reicht bis an die Grenzen Berlins. Malermeister Tino Chruppalla von der AfD stammt aus dem Dorf, in dem meine Eltern ca. 20 Jahre gelebt haben. Sie sind in diesem Jahr mit rund 70 Jahren nocheinmal umgezogen. Die offene und freundliche Atmosphäre in ihrer neuen Stadt hat sie förmlich aufleben lassen. In dem ostsächsischen Provinznest war es auch für sie nicht mehr auszuhalten. Der massive Wegzug von fähigen und motivierten Menschen in den 90ern zeigt seine Folgen auf dramatische Weise. Ein "Gewächs" wie Herr Chruppalla kann nur in einem Klima aus Resignation, Depression und Verzweiflung groß werden.
 
Was mag sie wohl dazu bewogen haben, die Poster so umzugestalten, dass sie nicht mehr ganz so sehr wie das offizielle Verkehrsschild aussehen?
Vielleicht wohnen in Dunkeldeutschland nicht nur Hut- sondern auch Schildbürger?
 
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Zufall war, genau wie die Werbung für den neuen Golf und den Audi (Mädchen vorm Kühlergrill). Selbstverständlich hätte es andere Möglichkeiten der Plakatgestaltung gegeben. Rotes Verkehrsschild auf rotem Grund ist schon mal doof. Usw. Die ganze Gestaltung lässt vermuten, dass sie von NPD-Plakaten inspiriert gewesen sein könnte. Und Aufkleber an Heckscheiben a la „gegen Kinderschänder“ usw. sollen auch ein Kennzeichen für Nazis sein. Insgesamt hinterlässt diese „Aktion“ einen gewissen Eindruck.
 
Danke, kannte ich beides bislang nicht. Die Werbung von VW ist ja nun wirklich sowas von ... man muss zwingend darauf kommen, dass das Absicht war. Nur: an welcher Stelle passiert so etwas?

Audi... nunja, ist wenigstens ehrlich: Raubtier gegen Kind. Also wie oft genug im täglichen "Straßenkampf". Bizarr ist da für mich "nur", wie cool das Kind inszeniert wird. Als nicht-Autobesitzer stößt mir allerdings jede Auto-Werbung übel auf.
 
Viel fragwürdiger in Sachen RTL-Plakate ist die Tatsache, dass diese Aktion seit mindestens 4 Jahren läuft und oft der einzige ‚Inhalt‘ im Programm ist. Das zeugt schon von großem Ideenreichtum ;)
 
Man kanns auch beim Namen nennen: etwa 1/3 der Ostbevölkerung steht weitab jeglicher international anerkannter Regeln guten Zusammenlebens. Da das regional deutlich variiert, gibt es Regionen, in denen man mit mehr als 50% der Menschen keine gute Zukunft gestalten kann.
Dem kann ich nur schwer widersprechen, auch wenn ich die Zahlen so konkret nicht angeben würde. Allerdings gibts auch in den alten Ländern Regionen, wo man den Eindruck hat das mancher schon vor Jahrzehnten aufgehört hat weiterzudenken. Das ist kein spezifisch ostdeutsches Phänomen.

Viel fragwürdiger in Sachen RTL-Plakate ist die Tatsache, dass diese Aktion seit mindestens 4 Jahren läuft
Nun ja, die AKtualität dieser Thematik endet ja auch nicht. Leider!
 
@Radiokult
Du schreibst, „auch in den alten Ländern“ gibt es, „Regionen, wo man den Eindruck hat das mancher schon vor Jahrzehnten aufgehört hat weiterzudenken“.
Kannst du ein, zwei Regionen nennen, wo man also Du den Eindruck hast?
Für meine Begriffe ist das, von @lg74 beschriebene Phänomen ein Ost-Phänomen.
 
Das ist es nur augenscheinlich, weil man im Westen über Jahrzehnte gelernt hat solche unliebsamen Erscheinungen von der Oberfläche fern zu halten. Mittlerweile ein recht berühmtes Beispiel ist Dortmund-Dorstfeld. Diese dortige "national-befreite Zone" macht schon lange von sich reden. Ganz allgemein hat Dortmund schon länger ein nicht gerade kleines Nazi-Problem, was alles andere als ein Geheimnis ist. In der öffentlichen Wahrnehmung wird das aber höchstens auf lokaler Ebene thematisiert, weil man für das allgemeine Nazi-Bashing ja den Osten hat. Man könnte das durchaus auch eine Art von Medien-Framing nennen.
Die ziemlich skurill wirkende Reichsbürgerbewegung hat die meisten Anhänger im Westen, vorneweg Bayern, gefolgt von BaWü und NRW. Die sogenannte Exilregierung des Deutschen Reiches ist zum Beispiel in Niedersachsen "ansäßig". Es gibt davon abgesehen mittlerweile eine ganze Reihe von Studien die belegen, dass das rechte Gedankengut in der Gesellschaft im Westen ähnlich ausgeprägt ist wie im Westen. Man trägt es dort nur nicht so öffentlich zur Schau.
Man könnte das noch weiter fortführen, Mölln, Solingen, Hanau, von den NSU-Morden fand nur einer im Osten statt usw. Das Problem allein auf den Osten zu beschränken, halte ich jedenfalls für entschieden zu kurz gedacht.
 
Es ist jetzt mal ganz OT, aber ich stimme Dir in Teilen zu. man spielt die rechte Szene in NRW schon ziemlich runter und es gibt genug auch hier. Was mich aber sehr besorgt ist, dass man gerade im Osten starke Strukturen aufbaut und aufgrund der geringeren Bevölkerungsdichte es natürlich einfacher zu gestalten ist. Die ganze Rassenfeindlichkeit ist einfach nur zum K*. Das beziehe ich übrigens nicht nur von Deutschen auf die Ausländer, sondern auch umgekehrt.
 
Darf ich jemanden, der das Wort "Meinungsmafia" benutzt, automatisch in die Schublade derjenigen stecken, die dem blau-braunen Umfeld nahestehen? Ach, ich machs einfach. Hat bislang immer gepasst.
Passt eben nicht, wüsste auch nicht, wie Du das nachweisen könntest. Ich finde den Kommentar absolut angebracht, kann gleichzeitig nicht weit genug vom afd-mief angesiedelt sein, allein meiner Herkunft und meines Lebensstil Wegen. Schubladendenken ist zwar so schön einfach, aber war noch nie sehr erfolgreich.

Berlinerradio:“RTL ist also nicht nur im Sachsen mit Plakaten rechtsradikal unterwegs. Interessante Diskussion hier.“
Ist doch klar, aus Sachsen kommen nur Rechtsradikale. Schublade und so🙄😄
 
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lg74 kann man in dieser Beziehung überhaupt nicht ernstnehmen. Jeder, der nicht seiner Meinung ist, wählt AfD und ist mindestens ein "Nazi". Man kann an mehreren Stellen im Forum nachlesen, wie einfach dieser Mensch gestrickt ist, obwohl er immer versucht, sich als moralisch unwiederlegbare Höchstinstanz aufzuspielen.
 
Wenn Ihr mich fragen würdet, mit welchem Bundesland ich am ehesten den ganzen Themenkomplex recht/rechtsradikal... verbinden würde - meine erste Wahl wäre Sachsen.

Und zu der Plakatgestaltung?
 
meine erste Wahl wäre Sachsen.
In der Theorie mag das zunächst so aussehen:
https://www.fernsehersatz.de/2016/0...er-gesamtpunktzahl-rechtsextremer-gewalt.html
https://www.t-online.de/nachrichten...n-hat-die-meisten-neonazis-pro-einwohner.html
https://www.focus.de/politik/deutsc...in-problem-mit-nazis-dresden_id_11302038.html

Trotzdem ist das zu einfach, das auf Sachsen zu beschränken. Damit stellst du Faschisten und Verfassungsfeinden westlich/nördlich der Elbe einen Freibrief aus!

Die absolut meisten Neonazis in Bayern
In absoluten Zahlen gerechnet gibt es in Bayern die meisten Neonazis. Dort zählen die Verfassungsschützer 5820 Rechtsextreme, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 4910, Baden-Württemberg mit 3900 und Sachsen mit 3239.
(aus dem o.g. T.online-Artikel.

Ein Blick über den Tellerrand kann helfen:
https://www.nzz.ch/international/neonazis-in-dortmund-ein-besuch-im-nazi-kiez-ld.1554465
https://www.vice.com/de/article/qve...n-als-irgendwo-sonst-diese-stadt-fuhrt-nrw-an
https://www.deutschlandfunkkultur.d...ert-haben.1001.de.html?dram:article_id=328595
https://www.neues-deutschland.de/ar...-meine-jugend-im-ost-berliner-plattenbau.html
https://www.labournet.de/interventi...terror-in-neukoelln-aufklaerung-unerwuenscht/

Wenn Ihr mich fragen würdet, mit welchem Bundesland ich am ehesten den ganzen Themenkomplex recht/rechtsradikal... verbinden würde -
Es hat dich aber keiner danach gefragt. Und das ist auch nicht ursprüngliches Thema dieser Diskussion.

Und zu der Plakatgestaltung?
Mein gedanke zu dem ersten Bild (im Hintergrund das Ortsschild):
Da es sich um keine offizielle Beschilderung handelt und vermutlich
auch keine Genehmigung vom Amt vorliegt, stellt das Aufstellen nach
StVO eine Behinderung des Straßenverkehrs / Sicht und somit eine
Ordnungswidrigkeit dar. Völlig unabhängig vom Inhalt ist es nämlich
nicht gestattet irgendwelche Schilder aufzustellen (gilt auch für selbst
gemalte "50er" zu Geburtstagen im öffentlichen Raum usw.
 
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