Gendern im Radio

Interessant ist, dass sich der/die Threadersteller/in hier zum letzten Male am 30. Juli geäußert hat, wohla ber mit "gefällt mir"-Markierungen nachweist, dass sie/er sich wohl darüber amüsiert, wie wir uns hier gegenseitig die Köppe einschlagen, oder @KV_Journ ? ;)

Gibt es eine Verpflichtung, sich an der Diskussion zu beteiligen und zu den Posts zu äußern? Ich hatte nicht vor, die Diskussion zu dominieren oder in eine bestimmte Richtung zu lenken. Ich kann aber sehr wohl zuhören bzw. lesen und mir dadurch eine Meinung bilden.

Ich habe und hatte auch nie vor, mit diesem Thread Personen in diesem Forum vom Gendern im Radio zu überzeugen. Was mich interessierte und was mich immer noch interessiert: Wer tut es? Welche Sender, welche Redaktionen finden es wichtig, welche lassen es On-Air zu? Das war meine Frage. Diese Frage wurde dann zum Anlass genommen, über das für und wider des Genderns zu diskutieren. Auch das ist eine interessante und wichtige Diskussion - es war aber nicht meine Absicht, diese hier loszutreten.

In einem der Posts wurde kritisiert, dass ich im ersten Post davon sprach "wer traut sich". Mir wurde unterstellt, dass ich damit irgendetwas im Schilde führen würde. Wer die Diskussion im Forum hier liest, versteht vielleicht, warum von "trauen" die Rede war. Es scheint doch so, dass sich viele an gendersensibler Sprache stören. Und das ist ja auch ok, denn eigene Meinungen zu haben und zu äußern ist von Artikel 5. Abs. 1 im Grundgesetz gedeckt. Allerdings habe ich den Eindruck, dass die Argumentation häufig sehr schnell emotional geführt wird, schnell ins Lächerliche gezogen wird und das Menschen, die sich positiv zum Gendern äußern, persönlich angegegangen werden. Ich finde schon, dass da "Wer traut sich" eine berechtigte Frage ist. Denn das muss auch ausgehalten werden können. Sicher gibt es Menschen, die Gendern richtig oder wichtig finden, sich aber nicht trauen, aus Angst vor Gegenwind, oder weil sie in wirtschaftlicher Abhängigkeit zu Redaktionen stehen, die gegen das Gendern sind. Denn dann bedeutet Gendern auch: Sich über Redakionsleitlinien hinweg zu setzen oder mit Vorgesetzten zu diskutieren...

Wer nicht gendert, wird im Gegensatz dazu nicht so angegangen. Aus guten Gründen:
1) Meinungsfreiheit gilt für alle, auch die, die dagegen sind.
2) Gewohnheiten ändern ist schwer. Wir (als Gesellschaft) sind es nicht gewöhnt so zu sprechen. Und Gewohnheiten zu hinterfragen, sich für bestimmte Themen zu interessieren, bedeutet nicht, dass es automatisch sofort klappt, sich etwas Neues anzugewöhnen.
3) Wer sich für´s Gendern interessiert oder es wichtig findet, muss deshalb nicht automatisch all jene angreifen, die sich nicht dafür interessieren oder die es ablehnen, in der Sprache Frauen und Männer und andere Geschlechter zu benennen.

Und weil vermutet wurde, ich würde mich amüsieren, wie sich Personen hier "die Köpfe einschlagen": nein: ich amüsiere mich nicht über die Diskussion - warum sollte ich das tun? Vielmehr verfolge ich sie interessiert, sehe, dass der Thread erstaunlich oft aufgerufen wird und schaue gelegentlich, ob eventuell Antworten kommen, die zum ursprünglichen Post passen. Zur Erinnerung: Da ich annahm, hier auf ein großes Netzwerk zu treffen, von Menschen, die interessiert Radio hören, habe ich gefragt, wo auffällt, das im Hörfunk gegendert wird.

Hätte ich diese Frage heute gestellt, so wäre sicher die folgende Antwort gekommen: "Seit dem ersten September soll das Gendersternchen - in gesprochener, bzw. geschwiegener Form - bei den Radionachrichten von Fritz (rbb) Standard sein."

Bei anderen Redaktionen ist es - auf freiwilliger Basis - ebenfalls zu hören. Wieder andere sind dagegen. Letztere sind bislang in der Überzahl.


Parallel dazu habe ich selbst auch andere Recherchewege genutzt und direkt mit den Sendern Kontakt aufgenommen.
 
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Nur ein Auszug:

"Es ist (heute) selbstverständlich, dass beim Wort Lehrerzimmer oder Schriftstellerverband auch jüdische Lehrer und schwule Schriftsteller gemeint sind, ohne dass wir vom Schriftsteller*schwulen-Verband oder vom Lehrer*juden-Zimmer sprechen, nur weibliche Lehrer und Schriftsteller sollen extra genannt werden. Wenn wir gendern, sagen wir damit, diese Information darf niemals nicht gesagt werden."

Der ganze Beitrag:

https://m.tagesspiegel.de/kultur/de...R2Yq08V2v4RC2VnW8nPuXAQ62AmROipipQdiqjsDK0sBk
 
Wunderbar, die Beispiele aus #453 und #454. Man sieht ganz deutlich - niemand BRAUCHT diesen Genderkrempel. Bis auf eine geschlossene Benutzergruppe. Und die darf es gerne verwenden. Aber bitte nur unter sich.
 
Vorhin gehört auf FM4: "die Gästin" als weibliche Form von "der Gast". Mir war nicht bewusst, dass es das gibt. Aber tatsächlich: steht sogar im Duden. Und der Gast (wie ich persönlich es intuitiv gesagt hätte) war natürlich auch weiblich.
 
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Sicher gibt es Menschen, die Gendern richtig oder wichtig finden, sich aber nicht trauen, aus Angst vor Gegenwind, oder weil sie in wirtschaftlicher Abhängigkeit zu Redaktionen stehen, die gegen das Gendern sind. Denn dann bedeutet Gendern auch: Sich über Redakionsleitlinien hinweg zu setzen oder mit Vorgesetzten zu diskutieren...
Wenn man im öffentlichen Dienst arbeitet, ist es, wie ich es aus persönlicher Erfahrung weiß, genau andersherum. Da bekommt man schnell Ärger mit der Leitung, wenn man eben nicht entsprechend des Leitfadens fleißig mit Sternchen gendert (auch wenn die wenigsten Mitarbeiter die Bedeutung des Sterns kennen).
Allerdings wirklich bekommt auch wirklich nur mit der Leitungsebene Probleme - die weiblichen Kolleginnen hingegen wettern am heftigsten gegen das Gendern. So verteidigen sie Formulierungen im generischen Maskulinum - z.B. dass wenn von "jedem Mitarbeiter" die Rede ist, das ja selbstverständlich nur eine Rolle darstellt, und nichts über das tatsächliche Geschlecht der betroffenen Person aussagt.

Auf Grund solcher persönlicher Erfahrungen hat sich bei mir der subjekte Eindruck gebildet, das Gendern etwas ist, das vor allem durch staatliche Stellen und den öffentlichen-rechtlichen Rundfunk von oben verordnet wird, aber keineswegs demokratisch legitimiert ist. (Wobei ich mittlerweile auch tatsächlich Menschen kenne, die von sich aus gendern, so dass sich die Meinung doch etwas aufgeweicht hat.)



In den Inforadio-Nachrichten habe ich heute einen neuen Begriff kennengelernt - "Hinterleute" als Ersatz für Hintermänner. Ich finde das etwas gewöhnungsbedürftig, aber damit kann ich gut leben.
 
Wunderbar, die Beispiele aus #453 und #454. Man sieht ganz deutlich - niemand BRAUCHT diesen Genderkrempel. Bis auf eine geschlossene Benutzergruppe. Und die darf es gerne verwenden. Aber bitte nur unter sich.
Einen kleinen Moment bitte! "Wunderbar" ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck.

Ich muß schon sagen, daß mich die Reaktionen auf diesen Artikel zum Thema "Gravitationswellen" auf heise.de etwas überrascht haben. Natürlich, mir gingen diese sieben Gendersternchen im Text auch auf den Sack - sonst hätte ich den Artikel nicht verlinkt. Das ist wohl einer der ersten Artikel auf heise.de, in dem dem "so richtig" gegendert wurde. Mal testen, was geht? Und die Reaktionen darauf ebben bis jetzt nicht ab. Und natürlich sollte man diese Kommentare lesen und zur Kenntnis nehmen!

Man kann es mit der gendergerechten Sprache/ Schreibweise auch übertreiben. Damit ist niemanden geholfen.

Ansonsten bin ich ja schon froh, daß der ARD-faktenfinder - Chef-Erklärbär, Patrick Gensing, mittlerweile auch wieder von "Experten" schreibt, wenn er eine Gruppe von Experten meint. Redewendungen wie "politisch links eingestellte Facebook-Nutzer" oder "linke Aktivisten" in seinem letzten Artikel sind nicht schlecht für seine Verhältnisse. Hat man ihn "zurückgepfiffen"?
 
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Man trägt ihn einfach als Mensch ein. Fertig Aus Problem gelöst. Warum nimmt man Mensch nicht gleich als Wort fürs dritte Geschlecht? Würde sich perfekt anbieten. Oder wofür gibt es sonst das Wort Mensch.

Das Wort "Mensch" definiert unsere Spezies. Willst du behaupten, Nicht-diverse Homo Sapiens sind keine Menschen? ;)

Und zum Thema: Ich habe nie und werde nie im Radio gendern. Und zwar einfach, weil man abgesehen von einem "Meine Damen und Herren" bei der Tagesschau einfach zu oft bei einer gegenderten Form diese nicht hört. Und nein, diese Idiotien, wie dass man eine Pause vor dem Innen machen sollte oder am besten noch Glucksen sollte, damit man das Sternchen "hört", sind einfach nur Not- und Fehl"Lösungen", die zeigen, dass Gendern in der Sprache einfach meistens nicht geht.

Von daher bleiben es bei mir weiter Hörer, Zuschauer, und auch Mörder, selbst wenn da auch Frauen drunter sind.
 
Das Wort "Mensch" definiert unsere Spezies. Willst du behaupten, Nicht-diverse Homo Sapiens sind keine Menschen?
Das will ich gar nicht. Ich suche nur nach einem einzigen Wort, welches alle Genderformen umfasst. Soetwas muss es doch geben. Das Wort Mensch bietet sich hier halt perfekt an, sowohl als Bezeichnung für die Spezies, ALS AUCH als Genderbezeichnung.
 
"Nachbar-Innenschaft".

Ich lass das mal unkommentiert.
Interessant. Jetzt man ganz doof gefragt. Wenn es sowas schon gibt (zumindest beim DLF Kultur). Was ist dann mit der "Nachbar-Außenschaft"? Sind das dann eher entferntere Nachbarn? Sorry aber ich halte diesen Aspekt für absolut gerechtfertigt. Ist ja schließlich genau sowas (blödes) wie bei den sogenannten "Fahrspuhrenden".
 
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Vorhin im Deutschlandfunk Kultur gehört: "Nachbar-Innenschaft"..
Also DOCH! Bingo! Und ich dachte erst heute Vormittag, mein Kopfkissenradio riss mich aus einem schlechten Traum. Vor allem, weil mir dieser Gendergarten auf dem fest eingestellten hr-info bisher erspart geblieben ist.
Und ja, @Mannis Fan "Ging es Dir auf den Geist? War es langweilig?", ich drehte mich noch mal rum und träumte von Fußball-FRAU-schaften. Nein, das war nicht langweilig, nur befremdlich, erst nach der x-ten Wiederholung nervtötend.
 
Interessant. Jetzt man ganz doof gefragt. Wenn es sowas schon gibt (zumindest beim DLF Kultur). Was ist dann mit der "Nachbar-Außenschaft"? Sind das dann eher entferntere Nachbarn? Sorry aber ich halte diesen Aspekt für absolut gerechtfertigt. Ist ja schließlich genau sowas (blödes) wie bei den sogenannten "Fahrspuhrenden".
Naja, nicht ganz, weil es ja kein Lesefehler wie bei dem netten Herrn von der AfD war.

Durch die erzwungene Sprechpause beim Sternchen kam das tatsächlich klar als die beiden Wörter "Nachbar" und "Innenschaft" rüber. Natürlich habe ich gleich kapiert was gemeint war, aber es war für ganz kurze Zeit etwas irritierend.

Und nebenbei: ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass sich hinter dem Begriff Nachbarschaft nur Männer verbergen.
 
Ich habe es ja auch gleich kapiert. Nur die Formulierung "Innenschaft" ähnelt zu sehr der "Innenhäuserschaft". Da müssten Sprachwissenschaftler eigentlich hellhörig werden und etwas ändern, welches dann im Duden vermerkt wird.
 
Am meisten fällt es mir übrigens derzeit bei den Nachrichten auf Deutschlandfunk Nova auf. Hier wird sehr konsequent gegendert (noch mehr als bei anderen Dlf-Programmen), kreativ alle sich bietenden Möglichkeiten nutzend (Demonstrierende, Politikerinnen und Politiker, Aktivist*Innen,...).

Ich bin ja guten Willens, tue mir aber, in so massiver Form vorgetragen, noch sehr schwer damit. Ich glaube nicht, dass ich das aus sprachästhetischer Sicht jemals gut finden werde.
 
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