Funkhaus historisch: Nalepastraße

AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Mal kurz weg von der Nalepastr. auf die Schiene: Spiegel online brachte kürzlich einen historischen Rückblick auf den DDR-Zugfunk:

http://einestages.spiegel.de/external/ShowAuthorAlbumBackground/a22569/l9/l0/F.html#featuredEntry

Hier gibt es ein nagelneues Feature von rbb Kultur zum ZUGFUNK "Wie das Radio in der DDR auf die Schienen kam":

https://www.rbb-online.de/rbbkultur...dungen/kulturtermin/archiv/20200624_1904.html
 
AW: Funkhaus historisch: Nalepastraße

Hallo auch,

herzlichen Dank schon mal für die Erklärung.
Negative Betriebsspannung für PNP-Transistoren erklärt das ganze natürlich.
Wurde denn 300-er-Technik im Mischbetrieb mit 700-er Technik verwendet, bzw. sollte diese untereinander tauschbar sein?
Dies würde diesen "Kunstgriff" erklären.
Bei reiner Verwendung von 700-er Technik macht er doch eigentlich keinen Sinn?!?

Interessant finde ich, daß sich in das ein oder andere Modul der 700-er Technik "West-Transistoren" eingeschlichen haben, so die BCxxx im V781. Die eigene Transistoren waren doch eher die SC/SD/SF etc.. pp, bzw. die russichen Typen.

Gruß aus Berlin

MarkusP.

Hallo ist schon länger her,

vom V781 gabe es verschiedene Varianten (insgesamt 3):

  1. V 781: Bestückung mit BC-Transistoren (Siemens, Telefunken) im ersten diskreten OPV und SF-Transistoren aus dem Halbleiterwerk Frankfurt/Oder für den 2. OPV.
  2. V 781: Bestückung durchgängig mit Transistoren aus DDR-Fertigung.
  3. V 781 ay: Erster OPV diskret komplett mit DDR-Transistoren realisiert. Der zweite OPV wird als Verstärker mit FET-OPV B081 und einem externen Puffer aus Leistungstransistoren realisiert.

VG

jokeramik
 
Tatsächlich: ab 12:11 der "Hörnchengang" in Block B, das ist der Zuweg für das künstlerische Personal zu den Sälen 3 und 4 sowie zum Hörspiel. Im Hintergrund sieht man durch die Fenster noch diese Gebäude.

Bei 12:5 geht der Blick hinter zum Hörspiel.

Bei 12:46 der Kultursaal - anderes Gebäude. Da geht der Blick durchs Fenster auf die Rückseite von Block B (Innenseite), von wo wir gerade kamen.

Bei 13:40 sind wir wieder im Block B, oberes Foyer, vor Saal 1 und 2.

Ist ja nett, dass man dort dreht. Es hingen einst auch die goldenen Buchstaben des Namens eines Gymnasiums draußen an Block B. Lieber wäre mir aber, die Räumlichkeiten in sachkundigen und ausreichend "demütigen" Händen zu wissen. Und in fachlich korrekter Nutzung.
 
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Hier die Gymnasiums-Inschriften am Hörnchengang, 2001 einem Gästebuch entnommen:

rundbau.jpg

Dürfte so einige verwirrt haben... und nur Deppenleerzeichen-Deppen in diesem Gym Nasium.
 
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Wieso war Westmusik "verboten"? Schon 1964 liefen im DT64-Sonderstudio-Festivalprogramm die Beatles. Und seit den Tagen, in denen Elisabeth Heller im Rundfunk der DDR arbeitete, war Westradio-Hören von höchster Stelle (Erich himself) legalisiert - nur halt nicht in öffentlichen Einrichtungen wie NVA oder Schulinternaten.

Der Sprecherraum im Video bei 1:05 ist zweifelsfrei der Sprecherraum 1 im K6, Block E-T. Rechts neben der Hand von Frau Heller sieht man eine etwas verkratzte Blechabdeckung. Darunter waren 4 Fader, z.B. für den Fernstart der 4 Bandmaschinen draußen in der Regie. Unten außerhalb des Bildes wäre eine schmalere Abdeckung mit 2 Mono-Fadern für die Mikrofone gewesen. Diese sogenannte "Moderatorenregie" gab es nur im K6. Der K6 wurde von DT64 genutzt. Elisabeth Heller hat aber nicht bei DT64 gearbeitet. Wie das Foto zustande kam, wissen freilich diejenigen, die die persönlichen Hintergründe der Mitarbeiter etwas kennen. Man kannte sich ja auch im DDR-Rundfunk programmübergreifend.

Und immer wieder dieser Dünnschiss mit der "Überlegenheit des Ostblocks", die angeblich demonstriert werden sollte. Das Funkhaus sollte vor allem hochwertige Produktionsmöglichkeiten bieten. Da ließ man nichts anbrennen. Rundfunk hatte damals einen wichtigen Stellenwert in der Gesellschaft - in Ost und West. Wüsste nicht, dass die Funkhäuser in München oder Köln oder der umfunktionierte verhinderte Bundestag am Dornbusch als Bruchbuden zusammengezimmert worden wären. Auch da hat man sich technisch Mühe gegeben. In München stehen die einzelnen Studios z.B. auch auf Entkopplungselementen / Federn. Und man baute damals wichtige Gebäude halt auch ästhetisch. Es kam also eine Symbiose aus möglichst optimaler Akustik mit hoher baulicher Ästhetik dabei heraus. "Synthese" nennt sich dementsprechend auch ein Film aus dieser Zeit: https://www.defa-stiftung.de/filme/filmsuche/synthese/

3:44 - "Doch am 31. Dezember 1991 werden auch die Radiosender DDR 1 und 2 abgeschaltet."

Meine Fresse, was für eine schlampige Arbeit! Die DDR verschwand mit der Annektion dem Beitritt am 3.10.1990. Das einzige, was danach noch "DDR" hieß, war einige Tage lang die Ansage "Rundfunk der DDR, Ihr Anruf wurde gezählt, bitte auflegen" der Televoting-Anlage, weil man diese Nebensächlichkeit offenbar in dieser wahnsinnigen Zeit übersehen hatte. Radio DDR 1 hieß längst "Radio aktuell", Radio DDR war mit Kerninhalten zum Deutschlandsender gekommen und als eigenes Programm zunehmend durch die sich immer weiter ausdehnenden Landesprogramme verdrängt, die sich danach auch die Frequenzketten des Berliner Rundfunks und von Radio Aktuell griffen - weit vor Ende 1991.

Auch hübsch: "an ihre Stelle treten westdeutsche Sender". Der ist sogar unfreiwillig entlarvend, denn was z.B. in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ab 1992 lief, war für mich tatsächlich "Besatzerfunk" aus einer anderen, einer widerwärtigen Welt. Das war aber auch nicht die "westdeutsche" Welt, denn so einen Abfall, wie ihn der MDR in den Äther pustete, gab es in Westdeutschland damals noch nicht. Da räumte man die Relevanz aus den Hörfunkprogrammen ja erst in den folgenden Jahrzehnten weitgehend aus.

Wir hörten ab 1992 dann Mittelwelle (DT64), später dann wieder "Westradio", weil MDR gar nicht erträglich war.

Frau Heller hat so einen Quatsch mit Sicherheit nicht erzählt. Hier waren mal wieder Filmschaffende am Werk, die nicht einmal den minimal nötigen Aufwand und die minimal nötige Sorgfalt betrieben haben. Aber schön reißerisch wirds dadurch.

4:22 - ich glaube, da kommt Frau Heller aus dem "STAR", dem Stereo-Abhörraum. Der war dort glaube ich, neben dem Kultursaal (Türen geradeaus). Im STAR liefen auch internationale Hörsitzungen auf höchstem Niveau, das war ein Referenz-Raum.

4:40 - Blick auf (vorn rechts) den Schaltraum Block E (vernichtet), dahinter die 8 identischen Studiokomplexe Block E (vernichtet), dahinter das Redaktionsgebäude E-R (verwüstet, entkernt, verscherbelt).

"Doch der Musiker Niels Frahm haucht ihnen neues Leben ein." Anders: es war Leben im Block B, die Studios waren in kompetenten, wertschätzenden Händen. Im Hörspiel 2 arbeiteten Peter Kainz und Andreas Meinetsberger teils immer noch mit DDR-Technik an Hörspielen für die ARD und das Deutschlandradio. Dort entstanden Hörspiele für den WDR und andere Anstalten. Die alten Hörspielregisseure wussten doch, wo optimale Arbeitsbedingungen herrschen. In Hörspiel 1 war eine hochwertige Musikproduktion. In Saal 4 war eine hochwertige Produktion, die viel für das Deutschlandradio gemacht hat.

Das erfüllte nach Übernahme des Funkhauses durch den neuen Besitzer alles nicht mehr den Hipster- und Coolness-Faktor und wurde finanziell rausgedrängt - was übrigens absehbar war, wenn man sensibel genug war und die vorherigen Aktivitäten des neuen Besitzers auch nur ansatzweise betrachtet hat. Danach begann die bauliche Schädigung der Studios, Kabinen wurden vernichtet, brutale Deckenabhängungen für Licht eingezogen, es begann die missbräuchliche Nutzung von Saal 1 als Partylocation. Kotzen muss ich bei sowas.

"Im von ihm renovierten Studio 3" - Renovieren heißt abseits des Austauschs der elektronischen Gerätschaften für diese Studios "Tod". Jeder Austausch von baulichen Elementen bricht mit der hochqualitativen Akustik. Die "Alten", die dort geplant haben, leben noch. Sie gehen da nicht mehr hin, sie tun sich das nicht mehr an.

Was hat Depeche Mode dort zu suchen? Das war das Auftaktkonzert einer Tournee, im sensiblen Saal 1, mit rausgerissenem Mobiliar. Block B ist eine Produktionsstätte und keine Partylocation. Depeche Mode hätte das gleiche auch im Postbahnhof auf Stahlkacheln machen können. Da wäre es ums Gebäude nicht schade gewesen.

Der "Geist der Vergangenheit" lebt im Funkhaus leider nicht mehr. Der "Geist der Vergangenheit" war der Geist künstlerisch hochwertiger Produktionen und der Geist der Wertschätzung des kulturellen Erbes sowie dessen sinnerhaltende Benutzung. Das ist seit 2014 verlorengegangen.

So viel Schlamperei bei der journalistischen Arbeit führt in diesem Film zur Geschichtsverfälschung. Und das Ding ist gebührenfinanziert. Widerlich. Aber irgendwelche Leute, die "was mit Medien" machen, können sich nun cool und hip fühlen, weil was von ihnen auf arte gelaufen ist.

Wäre mal interessant zu erfahren, ob Frau Heller den Film zur fachlichen Freigabe bekommen hat. Ich hätte das nicht freigegeben. Übrigens kein Einzelfall: die Akustikerin, die für Block B verantwortlich war, lieferte sich mit einigen Schreiberlingen bis hinauf zu berufsmäßig mit sowas befassten Baugeschichts-Promovierten zähe Korrektur-Iterationen, weil die Leute beim Verfassen ihrer Texte "kreativ" werden und Dinge hineinhalluzinieren, die nie der Realität entsprachen und nie gesagt wurden. Und am Ende wurde doch wieder Blödsinn geschrieben und erschien in vermeintlich hochwertig wirkenden Publikationen. Manche jungen Szene-Hipster gaben sogar auf, irgendwas zu veröffentlichen, weil sie offenbar nicht gewohnt waren, dass es so etwas wie "nicht-Freigabe" wegen fachlichen Blödsinns überhaupt gibt.

Was ist das für eine Welt, in der heutige junge Medienschaffende leben? Sollnse doch Fantasy-Autoren werden. Oder Blogger über vegane Küche. Aber bitte nicht über geschichtliche Dinge schreiben. Da grausts mir. Solcherart "Journalismus" verdient seinen Namen nicht.

*würg*
 
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zu #728:

Es gab auch in größeren Betrieben einen Betriebsfunk, zu dem verschiedene "Werktätige" eingeteilt wurden.

Zum Teil standen in diesen Betriebsfunkstudios sogar richtige Studiobandmaschinen der Typen T-2221:

T2221 Draufsicht.jpg

oder R-721:
1.jpg
(Bilder im Netz gefunden)
 
Mein Vater war in den 1950er Jahren einer dieser "Betriebsfunker". Es wurde da durchaus auch Musik gespielt und nicht nur PropagandaNachrichten verlesen. Mein Vater beschaffte einige dieser Musik selbst - durch UKW-Mitschnitt vom Sender Ochsenkopf, also Bayerischer Rundfunk. Das war natürlich hoch riskant und man musste sicherstellen, dass nichts auffällig war, keine Stationsansage, keine Musik, die eindeutig "dem Westen" zugeordnet werden konnte. Aber Swing ging halt auch im Osten und gerade einige Jahre davor war das Ostberliner Label AMIGA da sogar führend (Kurt Henkels, Walter Dobschinski, ...). Vater schnitt halt mit (Wo? Etwa im Werksfunk? Daheim hatte er keine Bandmaschine, aber eine UKW-Rotorantenne.), filetierte und sendete. Einmal gabs Ärger: Anruf eines Abteilungsleiters, sofort aufhören, die Kolleginnen arbeiten nicht, die tanzen hier...

Ich erinnere mich auch noch selbst an Betriebsfunk in den 1980er Jahren in einem Technologieunternehmen, das heute noch existiert, vitaler als je zuvor. Da waren in den Treppenhäusern große Verstärker auf Winkelstahl an die Wand gedübelt, offenbar noch Röhre, denn ich erinnere mich an zuckende "magische Augen" zur Aussteuerungskontrolle. War 100-Volt-Technik und lief auf Lautsprecher in den Büros und Produktionshallen. Programm gab es dort nachmittags, eine Musikauswahl (teils seeeehr interessant, was da so zur Aufführung gebracht wurde), eigene Moderation, Nachrichtenübernahme von Radio DDR. Das Studio bekam ich leider nie zu sehen.
 
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Hallo in die Runde,
wahrscheinlich kam diese Frage schon mal
aber warum haben die Moderatoren 2 Gefell UM70 Mikrofone an Ihrem Arbeitsplatz gehabt?

Eine zweite Frage hätte ich auch.
Da da sehr viele Leute gearbeitet haben, muss es dort doch auch eine Kantine gegeben haben, oder?
Wie war die so?

Kantinen sind faszinierende Orte, meist finden da die interessantesten Gespräche statt.
 
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aber warum haben die Moderatoren 2 Gefell UM70 Mikrofone an Ihrem Arbeitsplatz gehabt?
Soweit ich mich erinnere als Reserve, zur Sicherheit. War nicht zu jeder Zeit so, gab auch Zeiten mit einem Mikrofon:

https://pageflowimage-a.akamaihd.ne...5/v1/large/Lutz_Schramm_Boris_Claudi_1990.JPG

Das Foto zeigt Lutz Schramm im Sprecherraum 1 des Sendekomplexes K6 (DT64). Auf dem Sprechertisch sind beiden Abdeckungen der Fader der "Moderatorenregie" entfernt. So konnten die Mikrofone und - wenn enstsprechend verschaltet - auch die 4 Bandmaschinen draußen in der Regie vom Moderator bedient werden. Ein klein wenig "Selbstfahrer" war also möglich - allerdings nur im K6, also nur bei DT64.

Foto: Boris Claudi, via https://www.special.hr1.de/die-anderen-bands-und-der-soundtrack-der-wende#8622

Die beiden Mikrofone, die meist gegenüber hingen für die Gäste, hätten hingegen tatsächlich auf 2 separat verwendeten Kanalzügen anliegen können draußen, dessen bin ich mir inzwischen nicht mehr sicher. Keine Ahnung, wieviele Mikrofon-Vorverstärker da im Pult verbaut waren. Da hätte man dann sowieso flexibel alles zusammenstöpseln können.

Da da sehr viele Leute gearbeitet haben, muss es dort doch auch eine Kantine gegeben haben, oder?
Wie war die so?
Im Block C gab es eine Küche und eine Kantine - sowie die heute legendäre "Milchbar". Die Kantine hatte einen langen Tresen und eine separate Essensausgabe. Ich habe dort nur einmal eine Linsensuppe gegessen und die war nicht so dolle. Ich war an diesem Tag aber auch erkältet, hatte Halsschmerzen und war möglicherweise geschmacks-sensorisch nicht allzu fit.

1991 war dort freilich auch die westdeutsche Warenwelt längst angekommen. Hier ein paar Szenen aus einem internen Video der Hörspiel-Truppe, das im Laufe des Jahres 1991 entstand:

Kantine Nalepastrasse 01.jpg

Kantine Nalepastrasse 02.jpg

Kantine Nalepastrasse 03.jpg

Kantine Nalepastrasse 04.jpg

Kantine Nalepastrasse 05.jpg

Eh Fragen aufkommen: das Video ist zutiefst privat, deshalb gibt es das auch nirgendwo online (hoffe ich doch) und deshalb gibt es von mir hier auch keine Ausschnitte daraus und keine Autoren-Nennung, sondern nur diese 5 "neutralen" Screenshots.

Alles weitere, u.a. die Milchbar, findest Du bei Frau Heller: https://www.zeitreisen-nalepafunk.com/
 
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Weil es in der Kantine so leer aussieht: die Uhr an der Wand zeigt kurz nach 7. Vermutlich abends. Im Hörspiel wurde gerne "durchgearbeitet". Einige der Sprecher kamen ohnehin erst abends zur "Mugge", waren tagsüber anderswo aktiv (beim Film, in Theaterproben, ...). Es gibt teils herrlich krasse Szenen aus den Hörspielstudios von tief in der Nacht. Manchmal wurde auch draußen im Freien aufgenommen vor den Hörspielstudios. Eigentlich waren da Leitungen liegend und Anschlüsse draußen, aber das spielte wohl nicht mehr so richtig, also zog man teils Leitungen quer durch Block B und zum Fenster raus.

Ein Wunder, dass die Kantine abends um 7 überhaupt geöffnet hatte. Die Öffnungszeiten zu DDR-Zeiten kenne ich aber nicht. Müsste ich fragen.

Nachtrag: winziger Auszug aus dem Schaltplan von Hörspiel 1 (der große Hörspielkomplex) Mitte der 1980er Jahre.


Das sind Anschlüsse für Kommandolautsprecher, um aus dem Regieraum heraus Anweisungen an die Akteure geben zu können. Da sieht man, dass auch außen verkabelt war an manchen Punkten. War also durchaus vorgesehen, auch Außenaufnahmen machen zu können. Dafür bot sich die Nacht förmlich an.
 
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@lg74

Ja das stimmt auf der einen Uhr kann man das erkennen.

Ich verstehe gar nicht, warum man das Gelände für solche Sachen nicht weiter genutzt hat.
Für Synchronisationen, Hörspiele , auch für Rundfunkjournalisten als Büro.

Hm da gibt es in Berlin wiederum echt viele Orte.

Was hast Du eigentlich dort gemacht?
Du warst auch bei Hörspielen mit von der Partie?
 
Hier noch der Auszug aus dem Schaltplan, passte oben nicht mehr in die Edit-Zeit rein.

Nalepastrasse H1 - Auszug Schaltplan - Kommando-Anschluesse.jpg

Ich verstehe gar nicht, warum man das Gelände für solche Sachen nicht weiter genutzt hat. Für Synchronisationen, Hörspiele , auch für Rundfunkjournalisten als Büro.
Hat man ja, wenn auch nicht in direkter Trägerschaft der ARD. Im Hörspiel 2 wurden noch bis vor wenigen Jahren Hörspiele für diverse ARD-Anstalten produziert - in privater Trägerschaft. Da hatten sich zwei einstige Mitarbeiter (Peter Kainz / Andreas Meinetsberger) privat eingemietet in ihren alten Arbeitsräumen. H2 ist am originalen Ort leider dann plattgemacht worden. Auch P4 hat für Deutschlandradio etc. produziert. Gleiches Schicksal. Klick mal diese Links durch: https://www.radioforen.de/index.php?threads/funkhaus-historisch-nalepastrasse.10940/post-809412

Sowas passiert halt, wenn kulturelle Substanz auf den kapitalistischen Straßenstrich geschickt wird. Als ob die Hipster nicht genug Locations in Berlin hätten, in denen sie hip sein können...

Offiziell konnte die ARD dort gar nicht weiter machen, das war ein Politikum, man musste doch Siegerjustiz walten lassen, man hatte mit dem Haus des Rundfunks in der Masurenallee freilich auch schon ein Funkhaus, das auf der richtigen Seite der Mauer stand (genau wie das asbestverseuchte und akustisch katastrophale ICC gleich nebenan, das stehenbleiben durfte, während der akustisch hervorragende Palast der Republik geschleift wurde) und ein zweites Funkhaus in Berlin ging ja nicht, dafür brauchte Potsdam nun eins, die Landesfürsten wollten ja ihre eigenen Spielwiesen haben.

Ich will mich an dieser Stelle nicht drastischer ausdrücken, obwohl ich es müsste.


Andererseits: hatte man sich für die Nalepstraße entschieden und gegen die Masurenallee, wäre es um selbige ähnlich schade gewesen. Ein geschichtlich wertvolles Gebäude, ein zur Zeit der Errichtung sehr fortschrittliches Rundfunk-Gebäude. Wusstest Du, dass in der Masurenallee seit experimentell 1943 Stereo-Aufnahmen gemacht wurden, die, wenn man sie heute jemandem vorspielt, keinesfalls in dieses Jahrzehnt eingeordnet werden können?

Nimm nen guten Kopfhörer!




(mit FLAK-Gewummer bei 2:30 und 5.40, die haben mitten im Krieg gespielt)

Da war die Hochfrequenz-Vormagentisierung erst kurz zuvor ergefunden worden, sonst wären solche hochklassigen Aufnahmen nie möglich gewesen. Da wurde bei der Digitalisierung auch NICHTS restauriert. Das ist so, wie es zu retten war. Erschien 1993 auch auf einer CD der AES:
https://www.amazon.de/dp/B0877384BP/?tag=radioforende-21


Aber zurück in die Nalepastraße und ein Video hochgeholt, dass hier gewiss schon viel weiter vorne verlinkt wurde. Nalepastraße in Zeiten, in denen die Gebäude mehr oder weniger sich überlassen wurden (unter dem vorherigen Besitzer), was zur Blüte hinsichtlich liebevoller und kompetenter, zeitlich stabiler Nutzung führte, aber auch zum schleichenden Verfall der Bausubstanz (nicht verschuldet durch die Nutzung).


Da kannst Du ein wenig durch Block B und teilweise Block C wandeln. Alles Geschichte inzwischen.

Was hast Du eigentlich dort gemacht?
Ab und zu ab 1991 reingeschaut und gestaunt. Und paarmal auch in UM70 gesprochen. ;)

Du warst auch bei Hörspielen mit von der Partie?
Nö.
 

[Als Amazon-Partner verdient radioforen.de an qualifizierten Verkäufen.]
@lg74

Wow,
vielen Dank für die Ausführungen, das ist wirklich sehr interessant.
Man müsste mal auf dem Gelände schauen, ob es noch Fragmente dieser Leitungen gibt.

Per zufall bin ich auf eine Kinderserie aus der DDR gestoßen.

Tini und Jan

Kann es sein, dass wir bei Minute 9 auch einen Teil der Räumlichkeiten in der Nalepastraße sehen?


Ich bin gerade auf Arbeit und ein Kollege hat das gesehen, er hat sich köstlich amüsiert,
da er diese Serie als Kind gesehen hat.
 
Süß! So richtig "Für Frieden und Sozialismus, seid bereit... Immer bereit!" :D

So ein Film ist ja immer eine Sache... da kann jemand einen Korridor langlaufen und durch eine Tür in einen Raum gehen - und beide Orte befinden sich tausende Kilometer weit voneinander entfernt. So viele Kilometer werden es hier nicht sein, aber wie ein Saal in Block B Nappalederstraße sieht das nicht aus. Es ist aber Rundfunk, siehe gelber Inventaraufkleber auf der Bandmaschine:

Tini und Jan - Szenenbild.jpg

"Studiotechnik Rundfunk".

Es gab in den größeren Regionalstudios von Radio DDR auch Säle, also in Dresden, Leipzig, Weimar etc.. Dort liefen Eigenproduktionen für den Rundfunk (Musik für den "Eigenbedarf" vor allem in der Anfangszeit, als in Berlin noch nicht so üppig produziert werden konnte) und in manchen dieser Säle wurde auch für "die Schallplatte" produziert, da dort Engpässe bei Studios bestanden.

Leipzig Springerstraße sah beispielsweise so aus:

Chor-im-Sendesaal-Springerstrasse-for-web.jpg


(https://www.rundfunkschaetze.de/mdr...r-alltag-in-der-ddr/13-04-arbeitsbedingungen/)

Der "Steinsaal" im Hygienemuseum Dresden war es freilich auch nicht.

Irgendwie tendierte ich zu Weimar, Funkhaus Nietzsche-Gedächtnishalle. Ist es aber wohl auch nicht, die Wandverkleidung passt nicht: http://www.history-weimar.de/sender/page/tour_html/saal.htm

Dafür hat dieser Saal tatsächlich Schallplattenproduktionen erlebt - und was für welche... Herbert Roth hat mit seinem Ensemble die bekannten Thüringerwald-Wanderlieder dort aufgenommen. Der Weg nach Berlin war wohl zu weit.


Ich versuche mal, Erkundigungen einzuholen.
 
Erste Aussage eines in der Nalepastraße einst arbeitenden Toningenieurs:

Tja, da kann ich nichts helfen, weil ich diese Räumlichkeiten nicht kenne. Auf dem Nalepasstraßengelände ist das aber mit Sicherheit nicht, weil schon unsere Maschinentruhen anders aussahen. Kinderchor wurde eigentlich im Saal 4 aufgenommen, der sieht aber ganz anders aus.

1974?, aber dafür teilweise recht altertümlich. Die Studios, die VEB Schallplatte nutzte, kenne ich nicht. Aber an eine solche Art von Filmen erinnere ich mich auch, war selbst im Hörspiel mal als Darsteller beteiligt, sowas machte aber wohl DEFA-Dokumentar. Es waren "Lehrfilme".


Zweite Antwort steht noch aus. Dritte Antwort müsste ich dadurch einholen, dass ich einige Szenenfotos als Papierbild ausbelichte (am roten CeWe-Automaten in der Drogerie) und zur zu befragenden Person schicke. Nicht alle über-90-jährigen haben Internet. Obige Antwort stammt von einem 87-jährigen, ich warte nun noch auf Antwort von einem 93-jährigen. Die damals Aktiven werden alle nicht jünger... ;)
 
Und die nächste Information, diesmal ist der Informant 93 Jahre alt:

...die Aufnahmen wurden in Dresden gemacht, denn es sind die Dresdner Tanzsinfoniker dabei (am Schlagzeug Siegfried Ludwig, und am Baß H. Spiller.

Zum Saal wissen wir immer noch nichts. Vermutung: auch in Dresden, wäre "naheliegend", da das DEFA-Trickfilmstudio nunmal in Dresden war und die Musiker also auch aus Dresden stammten.

Mir dem Funkhaus vom LS Dresden hat dies nichts zu tun; wahrscheinlich DEFA Studio Gittersee

Laut https://www.stadtwikidd.de/wiki/DEFA-Trickfilmstudio wäre das Tonatelier der DEFA dort in der Karslruher Straße 85 gewesen - sieht nicht so aus, als könne das einen Saal dieser Größe beherbergen.

Und es steht schließlich "Studiotechnik Rundfunk" an einer Maschine.

Inzwischen ist jemand aus Dresden alarmiert, der an dieser "Jan und Tini"-Serie mitgearbeitet hat, wenngleich leider nicht an dieser Folge. Mal sehen, ob er noch etwas dazu beitragen kann.

Zwei Sachen am Rande:

Jan wird von Helga Hahnemann gesprochen, der legendären Frau vom Berliner Rundfunk. Sie war dazu Angestellte der DEFA, musste sich also sklavisch den Drehbuchbedingungen beugen, konnte also keine Dialoge etwas abwandeln. Das und die grottenschlechte Bezahlung (die Serie war ausdrücklich damals schon "low budget") führte dann zu einem riesigen Krach zwischen Hahnemann und der DEFA.

Die Drehorte für diese Serie waren je nachdem, worüber gedreht wurde, über die gesamte DDR verteilt.
 
@lg74

Mensch das ist ja eine ganz tolle Arbeit,
die Du da geleistet hast!

Vielen lieben Dank dafür!

Das Helga Hahnemann hat mal erzählt,
dass Sie ein Monatsgehalt von 1500 Ostmark bekommen hat.
Ist das ein gutes Gehalt gewesen?
 
Da wäre die Frage von wo entscheidend, denn sie gehörte ausserdem zum festen Ensemble des damaligen Deutschen Fernsehfunks, hatte ihre allwöchentliche Radioshow beim Berliner Rundfunk und war ausserdem auch ständig auf allen möglichen Bühnen der DDR unterwegs. Wie die Vergütung von Künstlern in der DDR für ihre Veröffentlichungen auf Tonträgern aussah, entzieht sich meiner Kenntnis. Das hat sie nebenbei ja auch noch gemacht. Summa summarum wüßte ich jetzt keinen DDR-Künstler, der am Hungertuch genagt hat. "Brot und Spiele" fürs Volk waren dem DDR-Kulturapparat schon ziemlich viel wert. Man mußte die Leute auf und vor der Bühne ja irgendwie bei Laune halten.
 
Helga Hahnemann hat mal erzählt,
dass Sie ein Monatsgehalt von 1500 Ostmark bekommen hat.
Ist das ein gutes Gehalt gewesen?
Da wäre die Frage, ob Brutto oder Netto. Ich habe auch keine Ahnung, wie das bei Künstlern damals war hinsichtlich Krankenversicherung etc.

Mein Vater kam aus chaotischen, armen Verhältnissen (seine Großeltern hatten aber ein Haus) und startete mit null Mark Guthaben irgendwelcher Herkunft in sein Berufsleben. Meine Mutter kam vom Dorf, ihre Mutter arbeitete als Versand-Chefin in einer DDR-weit liefernden Lebensmittelfabrik und bekam (frühe 1960er Jahre!) wohl um die 350 Mark Brutto plus 2 mal 45 Mark Halbwaisenrente für ihre Kinder - ihr Mann war 1945 in Polen gefallen. Meine Mutter begann in der gleichen Fabrik zu arbeiten und hatte dann auch ca. 350 Mark Brutto. Später überstieg ihr Gehalt das ihrer Mutter, dann brach meine Mutter den Job ab und ging zum Studium.

Später wechselte sie in die Stadt und begann als junge, studierte, unverheiratete, kinderlose Frau in einer Elektronik-Firma mit 400 Mark Brutto (!). Nach etlichen Schritten "nach oben" dann in einer eher schon außergewöhnlichen Stelle (Außenhandel mit Reisetätigkeit) bekam sie dann am Ende 1200 Mark Brutto - verheiratet, aber noch kinderlos. Wieviel Netto das war, weiß sie spontan nicht mehr. Mein Vater begann einst als Lehrling in dem gleichen Unternehmen und lernte später meine Mutter dort auch kennen.

In den Zeiten, in denen ich "da war", brachte mein Vater dann maximal ca. 750 Mark Netto nach Hause.

Als ich unterwegs war, beendete meine Mutter ihren phantastischen Job aus gesundheitlichen Gründen. Und als ich dann da war, arbeitete sie 7 Jahre lang gar nicht, weil ich ziemlich krank war. Da waren Vaters 750 Mark plus das Kindergeld also das einzige Einkommen.

Man konnte damit leben, sogar gut leben. Meine Eltern und ich lebten sogar besonder kostspielig, denn Vater hatte das Haus seiner Großmutter in übel schlechtem Zustand geerbt und ein Einfamilienhaus war zu DDR-Zeiten in mancherlei Hinsicht benachteiligt: alle Reparaturen und Sanierungen mussten selbst bezahlt werden. Es gab einen Wasserzähler, der kubikmetergenau abrechnete und die Heizung musste man auch komplett zahlen, in Form von Braunkohlenbriketts oder wenn man Glück hatte BHT-Koks (Braunkohlenhochtemperatur-Koks, war Mangelware). Zum Vergleich: wer in einer Neubauwohnung wohnte, hatte heizungstechnisch "Flatrate" (die Temperatureinstellung erfolgte oft via Fenster...), Heizkostenzähler gab es nicht, Wasserzähler oft auch nicht (nichtmal Warmwasserzähler), so dass in der DDR 400 Liter Trinkwasser pro Tag und Person in manchen Umfeldern durchaus üblich waren. Im Einfamilienhaus wurde das alles einzeln abgerechnet.

Ich kenne weder verwarloste Wohnverhältnisse noch gar Hunger oder so etwas. Das Haus war bestens intakt (wenngleich natürlich nicht auf Neubau-"Weststandard", das hätte niemand gekonnt). Vater baute manches selbst, vieles wurde immer wieder repariert, selbst eine Waschmaschine, die nach Hochwasser komplett im Schlamm stand, wurde komplett zerlegt, die Motoren bekamen neue Lager, das Schrittschaltwerk wurde restauriert, ...

Dazu kam - und das war durchaus wichtig: wir hatten nie ein Auto. Autos und alles drumherum waren teuer. Wir hatten Fahrräder und lange Strecken fuhren wir mit der Eisenbahn. Da kostete der Kilometer 8 Pfennig, ggf. zzgl. D-Zug-Zuschlag. Es war eine Urlaubsreise pro Jahr an die Ostsee (Camping) drin, Anreise mit allem Gepäck und Zelt per Bahn. Es waren mehrere Fahrten zur Großmutter mütterlicherseits drin (ich letztlich in allen Schulferien), per Bahn und das letzte Stück per Taxi (!).

Radios (Forenbezug!) baute mein Vater selbst bzw. aus vorhandenen Chassis für seine Zwecke passend um. Einen Fernseher hatten wir bis 1984 nicht. Auch Fernseher waren derbe teuer. Da gingen für einen brauchbaren Farbfernseher in den 1980er Jahren durchaus 5 oder 6 Ingenieurs-Monatsgehälter drauf.

Es reichte bei uns selbst für so einen Luxus wie eine Modelleisenbahnanlage für mich, beginnend ab einem Alter von 6 Jahren, ich pflegte das Hobby bis ich ca. 14 Jahre alt war.

Also: 1500 Ostmark bei Frau Hahnemann war, schon wenn es Brutto war, sehr viel, von "normalen" Menschen kaum zu erreichen. Wenn es Netto gewesen sein sollte, dann erst recht. Gegenüber heutigen Intendantengehältern natürlich ein Witz.
 
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