Gendern im Radio

Das Schöne an der vermeintlichen "geschlechtergerechten Sprache" (und dass diese gerechter wäre, ist ja nur eine Behauptung), ist ihre absolute Unwissenschaftlichkeit.

Benennt man das, wird sofort von den "vielen Untersuchungen" berichtet, die ja "eindeutig zeigen", wie Frauen angeblich im Plural nicht mit wahrgenommen würden etc. pp.

Schaut man sich dann die "Studien" an, so stellt man fest: selten halten sie üblichen Kriterien an Wissenschaftlichkeit stand. Um es absichtlich platt zu sagen: Wer 60 Studenten (*innen, -ierende) der queerfeministischen Proseminare zu ihren Gefühlen beim Hören des Wortes "Polizisten" befragt, bekommt die Antworten, die er/sie/es möchte.

Studien mit besserer wissenschaftlicher Grundlage verlieren dann ihre Wissenschaftlichkeit, wenn man zum Beispiel die Ergebnisse einer in Bezug auf das Schwedische gemachten Arbeit einfach auf das Deutsche überträgt: auch das wird fröhlich getan, als fände im linguistischen Hörsaal links von der Gendergruppe nicht gerade der Beweis statt, dass dies eben zwischen unterschiedlichen Sprachen nicht möglich ist. Nochmal platt gesagt: ein schwedisches Ohr lässt sich sezieren wie ein deutsches. Ein schwedischer Plural nicht.

Kurz und gut: aus Behauptungen wurden Gemeinplätze die heute in Talkshows wiedergegeben werden und mit Hinweis auf vermeintliche Studienlagen in Politik und Medien ihr Echo finden.

Was dabei ignoriert wird, sind die persönlichen Interessenslagen derjenigen, die solche Dinge verbreiten.

Anders ausgedrückt: so lange nicht im Radio konsequent auch von Clan-Kriminell*Innen bzw. Clan-Kriminellseienden gesprochen wird, ist die stets nur beschönigende Verwendung von Genderformen nur ein Versuch, Frauen als das bessere Geschlecht zu behaupten.

Habe ich nicht nötig. Ich kann was.
 
radiotroll schrieb:
So so. Dieser Eindruck stimmt überhaupt nicht. Sie klären auf und ordnen ein. Erzogen fühle ich mich von ihnen nicht.
So so. Dieser Eindruck stimmt überhaupt nicht. Sie belehren mich, was ich von den Dingen zu halten habe. Aufgeklärt fühle ich mich von ihnen nicht.
 
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Nicht nur, um zu beweisen, dass ich korrekt zitieren kann, sondern auch, weil die Bezeichnung mir gefällt (Sie trifft nämlich zu).

Wobei der Erziehungsjournalist Kleber eher den gutmeinenden Daddy gibt, während die Erziehungsjournalistin Slomka mehr die ganz strenge Lehrerin ist.


Erfinden da gerade paar User einen Begriff neu, den es nicht im Duden gibt? Skandal! Und eine repräsentative Umfrage dazu, dass dieser Begriff in der Bevölkerung Anklang findet, finde ich auch nirgends. Ungerechte Welt.
 
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Erfinden da gerade paar User einen Begriff neu, den es nicht im Duden gibt?

Das liegt vielleicht daran, dass der Duden in Österreich in einer anderen Fassung / in einer eigenen Ausgabe erscheint.
Erziehungsjournalismus, manchmal auch aus Gründen der besseren Lesbarkeit Erziehungs-Journalismus geschrieben, ist ein vom Anwalt Dr. Wallentin geprägter Begriff (ich habe 3 der Bücher aus seiner "Offen gesagt"-Reihe und kann diese allen, die zur Meinungsbildung gerne mal den plattgetretenen Trampelpfad verlassen und auch mal links und rechts des Weges schauen, nur warmen Herzens weiterempfehlen!) der bei einer Suche 451.000 Ergebnisse bringt. :)
 
Scheint mir ein Kampfbegriff von sehr konservativen bis rechten Journalisten zu sein. So was brauche ich nicht. Der Begriff bleibt für mich suspekt, vor allem, da er von einem überzeugten FPÖ Anhänger kommt.
 
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Der Begriff bleibt für mich suspekt, vor allem, da er von einem überzeugten FPÖ Anhänger kommt.

Dass TW als FPÖ-nah gilt, FPÖ-Mitglieder bei Rechtsfragen berät und auch auf FPÖ-Veranstaltungen spricht, ist kein Geheimnis. Am allerwenigsten macht er selbst eines draus. Dafür rechnet er das aber alles korrekt ab (im Gegensatz zu diversen deutschen Politikern...).

Und er weiß (ebenfalls im Gegensatz zu diversen deutschen Politikern, die keine Scheu haben, neben einem Bundestagsmandat noch Lobbyarbeit zu betreiben oder sich Referate und Tagungen in der freien Wirtschaft mit fünfstelligen Summen honorieren zu lassen...) was ein Interessenkonflikt ist:

Weil seine "Offen gesagt"-Kolumne vor dem Übergang in eine neue digitale Phase stehe, das aber mit dem Posten eines Verfassungsrichters nicht vereinbar sei, hat Rechtsanwalt Tassilo Wallentin sich für seine Kolumne und gegen die mögliche neue Stelle entschieden.
https://kurier.at/politik/inland/wa...posten-als-verfassungsrichter-vor/311.227.385

Zurück zum Thema: Er hat übrigens auch den Begriff "Genderwahn" geprägt.
 
Naja kommt, der tendenziöse grüne Wiener Falter oder der SZ-Journalist Schlattleitner (der übrigens auch schon mal für den Kurier schreibt, aus dem selben Hause wie die Krone!) sind ja nun auch nicht gerade Musterbeispiele für neutrale und ausgewogene Berichterstattung oder für eine moralische Instanz. Und wenn man seinen Arbeitgeber (Mediaprint = Krone und Kurier) derart öffentlich kritisiert, sollte man auch auf dessen Geld verzichten! Dass die Krone auf die Kacke haut und übertreibt weiß dagegen jeder Volksschüler.

https://kurier.at/author/christoph.schattleitner
 
Ja! Sie erwarten aber nicht, dass der gesamte deutsche Sprachraum diese Begriffe nun übernimmt.


Mmmh. Also wir drehen uns im Kreis. Behauptungen, Widersprüche, Unterstellungen, Sarkasmus, Diffamierungen, jammern, rechtfertigen. Aber keine inhaltliche Auseinandersetzungen....
 
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Eine Frage ...
Der Erziehungsjournalist Dr. Claus Kleber (heute-Journal), der ja auch als Hörfunkredakteur gearbeitet hat, hat im heute-Journal am Samstag, 26. September, im Gespräch mit der ZDF-USA-Korrespondentin Ines Trams schön "gegendert" und im Korrespondenten-Gespräch über die Juristin Amy Coney Barrett, der Trump-Kandidatin für den Supreme Court, von "Richter*innen" geredet. Frau Trams ging grammatisch darauf nicht ein, sondern sprach weiter von "Richtern" und "Senatoren". Mir ist es im Grunde egal, aber eine Frage tauchte bei mir auf. Wie soll man reagieren, wenn jemand folgenden Satz formuliert:
"US-Präsident*innen haben stets einen großen Einfluss auf die Weltpolitik." :rolleyes:
Mir ging es nicht um einen fiktionalen Text wie z.B.: "Die wichtigsten US-Präsidentinnen des vergangenen Jahrhunderts." Es hat ja bisher keine US-Präsidentinnen gegeben. Mir ging es um meine Reaktion auf ein Gendern um des Gendern willen in einer Nachrichtensendung. Und darum, dass ich dieses Gendern von Begriffen C. Kleber zutraue, aber nicht der Korrespondentin Ines Trams.
Man kann ja sagen: "US-Präsidentinnen sind vorstellbar und vielleicht überfällig." Aber dies halte ich für Humbug: "Alle US-Präsident*innen des 20. Jahrhunderts hatten stets einen großen Einfluss auf die Weltpolitik."
 
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Das Schöne an der vermeintlichen "geschlechtergerechten Sprache" (und dass diese gerechter wäre, ist ja nur eine Behauptung), ist ihre absolute Unwissenschaftlichkeit.

Benennt man das, wird sofort von den "vielen Untersuchungen" berichtet, die ja "eindeutig zeigen", wie Frauen angeblich im Plural nicht mit wahrgenommen würden etc. pp.

Schaut man sich dann die "Studien" an, so stellt man fest: selten halten sie üblichen Kriterien an Wissenschaftlichkeit stand. Um es absichtlich platt zu sagen: Wer 60 Studenten (*innen, -ierende) der queerfeministischen Proseminare zu ihren Gefühlen beim Hören des Wortes "Polizisten" befragt, bekommt die Antworten, die er/sie/es möchte.

Studien mit besserer wissenschaftlicher Grundlage verlieren dann ihre Wissenschaftlichkeit, wenn man zum Beispiel die Ergebnisse einer in Bezug auf das Schwedische gemachten Arbeit einfach auf das Deutsche überträgt: auch das wird fröhlich getan, als fände im linguistischen Hörsaal links von der Gendergruppe nicht gerade der Beweis statt, dass dies eben zwischen unterschiedlichen Sprachen nicht möglich ist. Nochmal platt gesagt: ein schwedisches Ohr lässt sich sezieren wie ein deutsches. Ein schwedischer Plural nicht.

Du scheinst Dich ja im wissenschaftlichen Diskurs sehr gut auszukennen. Da das ein so umstrittenes Thema ist, müsste es doch haufenweise "Gegenstudien" geben, nach denen geschlechtergerechte Sprache beim gedanklichen Einschluss von Frauen nichts bewirkt. Welche empfiehlst Du da?
 
Behauptungen, Widersprüche, Unterstellungen, Sarkasmus, Diffamierungen, jammern, rechtfertigen. Aber keine inhaltliche Auseinandersetzungen....

Du redest nicht zufällig über deine eigenen Postings?
Welche Art von inhaltlicher Auseinandersetzung hättest du denn gerne, wenn von dir solche Pauschalabqualifizierungen kommen?
In den über 650 Postings dieses Fadens haben zahlreiche User inhaltlich dargelegt, warum sie gendergerechte und diskriminierungsfreie Sprache befürworten (mich eingeschlossen), sich aber nicht nötigen lassen möchten, dafür eine neu erfundene Grammatik oder Ortografie anzuwenden, schon gar nicht in einem beruflichen Umfeld (Radio, Journalismus), in dem es auf das korrekte Sprachhandwerk nun mal ankommt.
Das diskutieren wir hier jetzt hinauf und hinab, und jeder, der nicht deiner ultraorthodoxen Spracherwartung folgen will, wird von dir in den oben zitierten Topf geworfen. Ehrlich gesagt empfinde ich das auch als eine Form von Diskriminierung und mangelnder Wertschätzung und bin zunehmend geneigt, obwohl so etwas bei mir wirklich lange dauert, dich in meine Sammlung der Ignorier-Kandidaten aufzunehmen.
 
Normalerweise müsste Svennie Dir ja argumentativ zustimmen, aber leider geht das in diesem Fall nicht, weil Meinungsfreiheit bei ihm halt nur für seine eigene Meinung gilt. Abweichungen davon sind automatisch
Behauptungen, Widersprüche, Unterstellungen, Sarkasmus, Diffamierungen, jammern, rechtfertigen
Nun die Preisfrage: Von welcher Sorte Mensch kennt man das?
 
WIR drehen uns im Kreis, habe ich geschrieben. Bitte doch darum, genau zu lesen.

Inzwischen ist der dritte Teil der Artikelreihe "Gendern im Radio" erschienen. Unter der Überschrift "Zehn Tipps für die Praxis" geht es darum, wie gendersensibler Journalismus funktionieren kann. Wer mag, kann ja mal reinschauen: https://www.genderleicht.de/gendern-im-radio-teil-3-zehn-praxis-tipps/

Vielen Dank für deinen interessanten Artikel und die wirklich interessanten Einblicke in die Redaktionen mit den Interviewten. Der zweite Tipp unterstützt in der Tat sehr gut das, was einige BefürworterInnen hier im Forum argumentieren. Der Artikel zeigt gut die Zweifel, die Probleme, das eventuell "Unschöne" auf, was Nachrichtenredaktionen durchleben, wenn sie beschließen, gendersensible Nachrichten zu produzieren. Es wird aber gut argumentiert, wieso sie sich dazu entschieden haben, dies dennoch zu tun.
 
Quelle:https://www.genderleicht.de/gendern-im-radio-teil-3-zehn-praxis-tipps/

...Tipp: Jahrelange Sprecherfahrung prägt den spontanen Ausdruck. Alltagssprache ist: Personen im generischen Maskulinum zu nennen und oft das Wörtchen „man“ zu benutzen. Geschlechtergerecht Sprechen bedeutet, sich davon zu verabschieden...

Man ist nicht Mann.
Wieso schreibt man man nur mit einem n.
Eben, weil es es kein Mann ist. Man ist ja gerade der Ausdruck, wenn man sich nicht auf eine Person festlegen will und man so viel Distanz und Unverbindlichkeit schaffen will, wie man für richtig erachtet. Also vom Gedankengang genau konträr zur Absicht des Genderns, das man abzuschaffen. So etwas nenne ich Dialektik vom vorentstaliniersten Stil. Das kennen wir ja, wie in der DDR einem das Wort im Munde herumgedreht werden konnte. Die Leute, die von der Gender-Stasi unterwandert sind, wollen immer das letzte Wort behalten.
 
Genau deswegen bedeutet "man" im Englischen auch neben "Mann" weiterhin "Mensch". Wer also glaubt, mit selbst- bzw. nachgemachten Kunstwörtern oder Nennungen wie etwa "man/frau" oder gar "man(n)/frau" (Haha, hihi, hoho, wie pfiffig, schau mal, er hat ein n in Klammern gesetzt, hühühü) irgend jemandem außer seinem gutmenschlichen Gewissen einen Gefallen zu tun, dem ist eh nicht zu helfen.
 
Schaut man sich dann die "Studien" an, so stellt man fest: selten halten sie üblichen Kriterien an Wissenschaftlichkeit stand.

Ich hoffe, da kommt noch was auf meine Frage, ob es eigentlich Studien gibt, die darauf hindeuten, dass geschlechtergerechte Sprache keinen Einfluss auf den gedanklichen Einschluss auf Frauen hat?!

In der Zwischenzeit habe ich nochmal durchgeguckt, was ich eigentlich hier so liegen habe. Ich bin kein Experte, aber ich habe mich projektbezogen in der Redaktion ein bisschen mit dem Thema befasst.

Um es absichtlich platt zu sagen: Wer 60 Studenten (*innen, -ierende) der queerfeministischen Proseminare zu ihren Gefühlen beim Hören des Wortes "Polizisten" befragt, bekommt die Antworten, die er/sie/es möchte.

Um die Plattheit konkret zu machen: Natürlich wird bei solchen Studien niemand "nach seinen Gefühlen" befragt und interviewt.

Die Experimente funktionieren nach Methoden der Kognitionswissenschaft. Da wird zum Beispiel geschaut, ob und wie eine Fragestellung in geschlechtergerechter Sprache die Antworten beeinflusst, da wird auf Reaktionszeit geschaut, wenn die Versuchspersonen entscheiden müssen, ob ein Porträt von Persönlichkeiten in eine vorher benannte Kategorie passt usw.

Was die Zahl und Auswahl der Probanden angeht, sind in meiner Literatur die bekanntesten Experimente von Braun und Stahlberg aufgeführt. Das sind jeweils ca. 160 bis 270 Versuchspersonen gewesen, in der Tat studentisch dominiert, aber im einen Fall ausdrücklich fakultätsübergreifend, in einem anderen auch mit gut einem drittel Berufstätigen sowie Jugendlichen.

Das weißt Du sicherlich alles schon, aber das interessiert bestimmt auch einige, die hier mitlesen.
 
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@Beyme
Ich bin auch fest davon überzeugt, dass die Blühfrequenz des südchinesischen Bergveilchens "keinen Einfluss auf den gedanklichen Einschluss [von] Frauen hat".

Auch dazu gibt es aber natürlich keine Untersuchungen, denn "kein Einfluss" ist eine Prämisse, die in sich Unendlichkeit generiert und somit speziell in Kognitionswissenschaften evidenzbasierte Untersuchungen quasi ausschliesst. Warum sollte also jemand eine Untersuchung starten, die nicht durchführbar ist?

Aber das weißt Du natürlich, denn Dir geht es mit Deiner pseudonaiv gestellten Frage nur darum, andere Meinungen erst einmal generell zu diskreditieren. Sonst bräuchte man rhetorische Fragen ja nicht stellen, nicht wahr? Allein solche Diskreditierungsversuche finde ich allerdings immer schon verdächtig, denn wenn man tatsächlich eine hinreichende Studienlage zur Notwendigkeit angeblich "gendergerechter" Sprache hätte: dann könnte man doch all die überzeugenden Studien einfach glasklar benennen und bräuchte solche Tricks nicht...

Was nun die Studienlage angeht: man landet eben doch immer wieder im feministisch orientierten Proseminar, dessen Thesen sich durch den Versuchsaufbau ziehen, der dann (zumindest scheinbar) die gewünschten Ergebnisse hervorbringt.

Ich persönlich habe ja große Freude daran, wenn in Studien Sätze wie: die [gendergerechte] Sprachversion hatte vor allem dann einen Einfluss, wenn die befragten Personen eine positive Haltung zu geschlechtergerechter Sprache hatten auftauchen (nagele mich nicht auf Wortlaut fest, dass ist paraphrasiert aber ich glaube das ist tatsächlich bei Stahlberg; da habe ich jedenfalls sehr gelacht) und dann dennoch als Belege herangezogen werden.

Aber eigentlich reicht schon Dein Satz "in der Tat studentisch dominiert", um zu zeigen, warum es mit der Wissenschaftlichkeit nicht weit her ist.

Ja, man gibt sich grosse Mühe mit schicken Zahlen, Messungen im Hundertstelsekundenbereich etc. Sowas sieht dann im Diagramm toll aus, weil es quasi-physikalische Genauigkeit vorgaukelt. Dies sind aber wissenschaftliche Rauchbomben, denn genau ist dabei ja nur die Messung der Reaktionszeit.

Ob Testpersonen "vier Polizisten" als rein männlich definieren, weil dort ein generisches Maskulinum steht oder weil im Tatort die Streifenpolizisten meist männlich besetzt sind (und die Kommissar*Innen eher nach Quote), diese Testpersonen somit also eigentlich ein bestehendes Weltbild in den Test tragen und dies ihre Sprachwahrnehmung überlagert: das wird dadurch leider nicht erfasst. Und dieses Problem zieht sich wie ein roter Faden durch die Studien, insbesondere dann, wenn sich innerhalb der Probanden größere Gruppen von Menschen finden, die an Unis mit Leitfäden zu "geschlechtergerechter Sprache" studieren.

Aber selbst wenn man dies alles aussen vor lassen will:
Kannst Du bestreiten, dass Politik und Medien sehr gerne gendern, wenn Frauen damit positiv dargestellt werden (Bürger*Innen, Sportler*Innen, Leistungsträger*Innen), man das aber mit atemberaubender Konsequenz nicht tut, wenn es um Kriminelle, Mörder, Gefängnisinsassen, Schwarzfahrer und Maskenverweigerer tut?
Und dies soll ich dann "geschlechtergerecht" nennen?
 
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@Beyme
Ich bin auch fest davon überzeugt, dass die Blühfrequenz des südchinesischen Bergveilchens "keinen Einfluss auf den gedanklichen Einschluss [von] Frauen hat".

Auch dazu gibt es aber natürlich keine Untersuchungen,

Es geht hier aber nicht um das Bergveilchen, sondern um geschlechtergerechte Sprache.

denn "kein Einfluss" ist eine Prämisse, die in sich Unendlichkeit generiert und somit speziell in Kognitionswissenschaften evidenzbasierte Untersuchungen quasi ausschliesst. Warum sollte also jemand eine Untersuchung starten, die nicht durchführbar ist?

Verstehe ich nicht. Wenn wir beim Thema bleiben: "Geschlechtergerechte Sprache hat keinen Einfluss auf den gedanklichen Einbezug von Frauen" ist eine legitime Arbeitshypothese, die man natürlich untersuchen kann. Entweder mit denselben Methoden der Studien, die Du wegen der Auswahl der Versuchspersonen als "unwissenschaftlich" kritisierst oder man überlegt sich andere Methoden. Aber zu sagen, "das untersuchen wir nicht", ist keine Wissenschaft, sondern Ideologie.

Aber das weißt Du natürlich, denn Dir geht es mit Deiner pseudonaiv gestellten Frage nur darum, andere Meinungen erst einmal generell zu diskreditieren.

Nein. Du bist diejenige, die alle existierenden Studien generell diskreditiert, die auf den Einfluss geschlechtergerechter Sprache hinweisen, weil Du pauschal behauptest, die Versuchspersonen wären erstens zu wenige und zweites alle voreingenommen, ohne dass Du irgendwelche gegenteiligen Studien heranziehen könntest.

Aber eigentlich reicht schon Dein Satz "in der Tat studentisch dominiert", um zu zeigen, warum es mit der Wissenschaftlichkeit nicht weit her ist.

Wenn das ein so großes Problem ist, sollte es doch möglich sein, dieselben Versuche mit "besser" ausgewählten Versuchspersonen zu wiederholen, um die Hypothese zu widerlegen. Das wäre wissenschaftlich. Sich mit "stimmt alles nicht" zufrieden zu geben, ist Ideologie.

Ob Testpersonen "vier Polizisten" als rein männlich definieren, weil dort ein generisches Maskulinum steht oder weil im Tatort die Streifenpolizisten meist männlich besetzt sind (und die Kommissar*Innen eher nach Quote), diese Testpersonen somit also eigentlich ein bestehendes Weltbild in den Test tragen und dies ihre Sprachwahrnehmung überlagert: das wird dadurch leider nicht erfasst. Und dieses Problem...

Erstens denke ich, dass sich beides überschneidet, und zweitens ist das kein Problem, sondern eine andere Fragestellung. Die Feststellung, dass als Alternative zu "vier Polizisten" eine geschlechtergerechte Formulierung die Wahrnehmbarkeit von Frauen erstmal stärken könnte, würde doch schon als Erkenntnis ausreichen, unabhängig von den Ursachen.

Kannst Du bestreiten, dass Politik und Medien sehr gerne gendern, wenn Frauen damit positiv dargestellt werden (Bürger*Innen, Sportler*Innen, Leistungsträger*Innen), man das aber mit atemberaubender Konsequenz nicht tut, wenn es um Kriminelle, Mörder, Gefängnisinsassen, Schwarzfahrer und Maskenverweigerer tut?

Zumindest diese Tendenz kann ich nicht bestreiten, aber ich habe im eigenen Umfeld wahrgenommen, dass auch darüber diskutiert wird und die Sensibilität gewachsen ist. Meine Redaktion hat zum Beispiel im Fall der Randale in Stuttgart tatsächlich nochmal recherchiert und festgestellt, dass "mutmaßliche Straftäterinnen und Straftäter" die korrekte Formulierung ist. Wenn halt früher nie gegendert wurde und jetzt mehr, sind meiner Meinung nach solche Reibungen und Diskussionen nachvollziehbar, aber die Auseinandersetzung findet auf jeden Fall allmählich statt.

Ich habe gerade nur von "Tendenz" gesprochen, weil ich auch hier im Faden schon positiv das Beispiel von "Rechtsextremistinnen und Rechtsextremen" erwähnt habe, weil es die Realität der neuen Rechten besser beschreibt und gerade da eine geschlechtergerechte Formulierung meiner Meinung nach sehr angebracht ist.

Nachtrag: Ich weiß auch nicht, was Du immer mit Deinen "feministischen Pro-Seminaren" hast. Der Fachbereich, in dem sich die wissenschaftliche Diskussion abspielt, heißt Linguistik. Dort sind auch Männer vertreten.
 
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Ich merke, dass Du mir nicht folgen kannst. Wenn jemand aber Grundprobleme der Kognitionswissenschaft nicht versteht, hat die Diskussion keinen Sinn, denn sie wird sich nur im Kreise zwischen den Parametern "aber dann kann man doch" - "nein, kann man nicht weil..." - "aber 'weil' verstehe ich nicht, also kann man doch..:" bewegen. Und ich muß ja nun nicht ausgerechnet hier Linguistik unterrichten (was ich übrigens studiert habe. Deshalb Dank für die süffisanten Erklärung zur Benennung der Fachbereiche: damit kannst Du gerne die anderen hier bluffen...).
 
Ich finde es persönlich sehr interessant und auch teilweise schade, dass diese Diskussion mitunter so emotional geführt wird. Als ich diesen Thread im Juli eröffnet hatte, dachte ich nicht, dass wir Ende September immer noch hier schreiben. Und dass so leidenschaftlich diskutiert wird.: 24.923 Aufrufe, fast 700 Antworten. Ich habe mich länger nicht zu Wort gemeldet, da ich nicht die Diskussion dominieren möchte und interessiert den Austausch hier verfolge. Nun aber möchte ich doch zu einigen Aussagen und Fragen Stellung beziehen.

Entschuldigung, dass dieser Post hier etwas länger ausfällt. Ich möchte nun auf Verschiedenes eingehen.

Einige der Gegenargumente sind dabei durchaus nachvollziehbar. Es gibt nie die EINE unumstößliche Wahrheit.

Die Stimmen von Menschen, die gendern oder gendersensiblen Journalismus befürworten, sind hier leise und in der Minderheit. Was wir nicht wissen: Sind sie so leise, weil niemand dieses Gendern gut findet, bis auf eine kleine Minderheit, oder weil es Menschen gibt, die dieser raue Ton bei Diskussionen darüber abschreckt? Wer möchte schon persönlich angegangen werden?

Aber was soll das Ganze mit dem Gendern überhaupt? Worum geht es denn?

Gendersensibler Journalismus bedeutet aus meiner Sicht nicht, einfach überall ein Sternchen hinzuknallen (oder Doppelpunkt, Binnen-I, Beidnennung etc.). Es geht darum, sich inhaltlich damit auseinanderzusetzen. Es geht um Themensetzung und um Recherche. Zum Beispiel dann, wenn bestimmte Gesundheitsthemen für Frauen andere Konsequenzen haben, als für Männer. Gute Beispiele dafür sind die Beiträge der Journalistinnen Mareike Nieberding und Nicole Ficociello, die zeigen, dass die Exklusion von Frauen in der medizinischen Forschung und Therapie tödliche Folgen haben kann: „Was Frauen krank macht“ (SZ-Magazin, 23.05.2019) und „Gender Data Gap: Warum es Frauen gefährdet, wenn sie unsichtbar sind,“ (Bayern 2/Zündfunk, 08.03.2020)

Zum Schließen des Faden hier: Ich finde ja schon interessant, wenn hier Fundstellen geteilt werden und wir darüber diskutieren. Auf Polemik kann ich allerdings gut verzichten.

Es kann aber auch sein, daß man den "Urheber" eines Postings möglichst schnell aus der Schußlinie nehmen möchte, um ganz allgemein Schaden (für alle Seiten) abzuwenden.
!

Ich persönlich sehe mich nicht in einer „Schusslinie“, denn ich halte es für möglich, sachlich zu diskutieren, ohne persönlich zu sein. Ist das Thema so zentral, dass "geschossen" werden muss?


Im Kommentar #604 fällt die Formulierung

„Aber Radiohörer und Fernsehzuschauer haben keinerlei Einfluss auf das, was gerade formuliert wird, sie werden einfach vergewaltigt und vor vollendete Tatsachen gestellt.“

Das Wort "Vergewaltigung" im Kontext von Sprache und Gendern zu verwenden, macht mich betroffen. Ich finde es all jenen gegenüber unanständig, die Opfer einer Vergewaltigung geworden sind - sowohl Frauen als auch Männer. Bitte überdenken Sie, ob so ein Wort eine geeignete Metapher für eine Diskussion über gendersensiblen Journalismus ist. Sprache wirkt.

Im Kommentar #604 heißt es:
„Die Presse und Verlage merken das eher am nachlassenden Umsatz der wegen Genderei nicht mehr verkauften Erzeugnisse.“

Gegenfrage: liegt das tatsächlich am gendersensiblen Journalismus? Ich denke, dass die Auflagen seit Jahren wegen anderer Gründe runter gehen: Die Medien - Verlage und Rundfunkanstalten - haben mit dem Aufkommen sozialer Netzwerke und Kurznachrichtendienste ihre Gatekeeper-Funktion verloren. Es ist Verlagen nicht gelungen, ein zukunftsfähiges Bezahlmodell zu etablieren. Jahrelang war die Erwartungshaltung: was im Internet ist, gehört der Allgemeinheit und muss kostenfrei sein. Dass Recherche Geld und Zeit kostet, ist vielen heute irgendwie nicht klar. Es passiert recht häufig, dass sich Menschen in anderen Netzwerken darüber aufregen, wenn Inhalte verlinkt werden, die hinter Bezahlschranken liegen. Als ob es selbstverständlich wäre, dass journalistische Produkte gratis sind – anders als Handwerksleistungen, wie Reparaturen z.B.

Journalismus wird wenig wertgeschätzt – das liegt ganz sicher nicht am Gendern oder nicht Gendern, sondern einer sehr mangelhaften Medienbildung. Auch verändertes Konsumverhalten (On-Demand, Wunsch nach mehr Individualität) spielt eine Rolle.

Und vielleicht spielt es auch eine Rolle, dass Themen und Inhalte zu lange nur durch die "männliche" Brille hindurch aufbereitet wurden.

Ein Gegenargument finde ich wichtig:

so lange nicht im Radio konsequent auch von Clan-Kriminell*Innen bzw. Clan-Kriminellseienden gesprochen wird, ist die stets nur beschönigende Verwendung von Genderformen nur ein Versuch, Frauen als das bessere Geschlecht zu behaupten.

@Beyme
Kannst Du bestreiten, dass Politik und Medien sehr gerne gendern, wenn Frauen damit positiv dargestellt werden (Bürger*Innen, Sportler*Innen, Leistungsträger*Innen), man das aber mit atemberaubender Konsequenz nicht tut, wenn es um Kriminelle, Mörder, Gefängnisinsassen, Schwarzfahrer und Maskenverweigerer tut?

Und dies soll ich dann "geschlechtergerecht" nennen?

Beschönigen soll gendersensibler Journalismus nicht, sondern zeigen, was ist. Wenn in einer negativkonnotierten Gruppe nicht nur Männer dabei waren, dann sollte das auch so dargestellt werden. Menschen, die versuchen, eine geschlechtergerechte Sprache zu verwenden, sind keine Heiligen. Auch sie wurden gewissermaßen sozialisiert und vielleicht spielt hier auch noch etwas mit hinein: In den Strafanstalten befinden sich ganz überwiegend Männer:

https://www.destatis.de/DE/Themen/Staat/Justiz-Rechtspflege/Tabellen/strafgefangene.html?nn=212536

https://www.querelles-net.de/index.php/qn/article/view/228/236

https://www.fernuni-hagen.de/rechtundgender/downloads/Moldenhauer_Karstedt_Taeterinnen.pdf


Aber natürlich gibt es kriminelle Frauen und das sollte dann auch so benannt werden. Allerdings: die Pluralform von der Kriminelle/die Kriminelle ist die Kriminellen … da braucht es gar kein Gendersternchen…..


Was aber diese Diskussion zeigt: es ist sehr interessant, sich mal anzuschauen, was eigentlich mit den kriminellen Frauen los ist. Wenn sie nicht sprachlich vorkommen, kann es sein, dass sie auch nicht mitgedacht werden.

Und dann gab es noch dieses Statement hier:

Man ist nicht Mann.

Wieso schreibt man man nur mit einem n.
Eben, weil es es kein Mann ist. Man ist ja gerade der Ausdruck, wenn man sich nicht auf eine Person festlegen will und man so viel Distanz und Unverbindlichkeit schaffen will, wie man für richtig erachtet. Also vom Gedankengang genau konträr zur Absicht des Genderns, das man abzuschaffen.

Mit dieser Frage hier haben wir uns auch schon mal auseinandergesetzt. Wir sind jetzt bei diesem Stand: https://www.genderleicht.de/Textlabor/soll-man-man-gendern/


Weil der Wunsch nach Studien aufkam:

@Beyme

wenn man tatsächlich eine hinreichende Studienlage zur Notwendigkeit angeblich "gendergerechter" Sprache hätte: dann könnte man doch all die überzeugenden Studien einfach glasklar benennen

Ich möchte einige Studien hier verlinken – allerdings nicht, weil ich hier jemanden gegen seinen oder ihren Willen vom Gendern überzeugen will, sondern, weil danach gefragt wurde. Die folgenden Studien und Aufsätze halte ich für bemerkenswerte Denkanstöße.


„Aus Gründen der Verständlichkeit ...“: Der Einfluss generisch maskuliner und alternativer Personenbezeichnungen auf die kognitive Verarbeitung von Texten“ von Friederike Braun, Susanne Oelkers, Karin Rogalski, Janine Bosak und Sabine Sczesny in Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie

https://wiki.kif.rocks/w/images/0/08/Braun-et-al.pdf

„Automechanikerinnen und Automechaniker - Geschlechtergerechte Sprache beeinflusst kindliche Wahrnehmung von Berufen“, von Dries Verwecken und Bettina Hannover in Social Psychology

https://www.dgps.de/index.php?id=143&tx_ttnews[tt_news]=1610&cHash=1308c97486a0f55bc30d6a7cf12bf49f

Audiovisuelle Diversität? Geschlechterdarstellungen in Film und Fernsehen in Deutschland. Von Elisabeth Prommer + Christine Linke, Institut für Medienforschung, Universität Rostock.
https://malisastiftung.org/studie-audiovisuelle-diversitaet/

Geschlechterverteilung in der Corona-Berichterstattung. Wer wird in Krisenzeiten gefragt?
https://malisastiftung.org/studie-geschlechterverteilung-corona-berichterstattung/
 
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